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Vergangenheit

Ich bin Mia. Bin 14 Jahre alt und stecke mitten in der Pubertät. Was besonders meine Mum zu spüren bekommt. Ein wenig leid tut sie mir ja, aber naja. Is' halt so. Genauso wie jeder in meinem Alter, habe ich keinen Bock auf Schule. Hingehen tu' ich trotzdem. Aber kommen wir zum Samstag vor drei Monaten.

Und aufeinmal sah ich ihn. Nach Monaten. Binnen von Sekunden schwebten Bilder und Textzeilen in meinem Kopf. "Schlampe!", "Nur du bist schuld..", "Wie konnte ich mich nur in dich verlieben?" Ich stand da wie angewurzelt. Was sollte ich tun? Hinstarren? Weggucken? In Tränen ausbrechen? Abhauen? Doch schon standen mir die Tränen in den Augen. Ich nahm meine Adidastasche, die ich mir grade erst gekauft hatte, und lies meine Clique ohne ein Wort zu sagen stehen. Kaum war ich an einem Baumstumpf angelangt und setzt mich hin, stand auch schon meine beste Freundin Flo vor mir. Ich guckte sie mit Tränenunterlaufenden Augen an und sagte:"Ich kann nicht mehr." Sie nickte einfach nur und nahm mich in den Arm.
"Wir können gehen wenn du willst. Ich hab sowieso kein Bock aufs Festival."
"Nein. Lass ma. Ich lass mir doch von so nem Idioten nicht den Abend versauen."
Ein Lächeln huschte über Flo's Gesicht. Ich glaube, dass lag daran, dass sie eigentlich doch auf dem Festival bleiben wollte.
Ich stand auf, schaute sie an und sagte dann :"Und außerdem, wie hast du vorhin gesagt? Egal wie der Junge vor der Beziehung hieß, dannach heißt er auf jedenfall ARSCHLOCH!!!" Sie lächelte mich an und gemeinsam gingen wir dann wieder zu den anderen. Der Abend konnte also starten. Das Festival würde mich schon vergessen lassen, dass er auch hier war. Dachte ich zumindest.

Aber natürlich war das nicht so. Wieso auch? War halt mein scheiß Leben! Wir waren jetzt seit nem halben Jahr getrennt. Ich dachte ja auch ich bin über Tim hinweg. Aber ihn da zusehen, wie er da stand, wie er mich ansah mit diesem Blick der mir zeigen sollte, wie egal ich ihm inzwischen geworden war, machte mich halt doch immer noch fertig. Ich bat die Clique uns woanders hinzustellen. Verwundert stellte ich fest, dass sie meiner Aufforderung ohne nachzufragen folgten. Wir stellten uns vor den Break Dancer. Ich beschloss sofort mir einen Chip zu kaufen und mich die nächsten Minuten vom flauen Gefühl in meinem Magen ablenken zu lassen. Aber wie sollte es auch anders sein?! Auch Tim hatte beschlossen sich eine Fahrt zu gönnen und saß mir direkt gegenüber. Ich hasse mein Leben! Echt!

sündhaftes Festival

Da saß ich nun also. In einem Fahrgeschäft, bei dem ich dazu verurteilt war, danach zu kotzen und er direkt gegenüber von mir. Weder konnte ich abhauen, noch konnte ich von ihm wegsehen. Wie er da so glücklich neben seiner besten Freundin im Sitz saß und sie erst mich und sich dann gegenseitig anschauten und anfingen zu lachen. Ich wurde das Gefühl einfach nicht los, dass sie über mich lästerten und lachten. Aber der Typ vom Break Dancer meinte es gut mit mir, denn in diesem Moment ging die Musik an und die Sitze fingen an sich zu drehen. Und schon sah ich ihn nicht mehr. Leider begann da auch schon dieses scheiß Gefühl in meinem Magen, dass mir sagen wollte :" Hey! Alles was hier drin ist kommt gleich hoch. JIPPIE:'D" Oh man. Gings mir beschissen. Aber dieses flaue Gefühl in meinem Magen lenkte mich wenigstens ab. Schon nach wenigen Minuten rief der Typ am Mikro :"Einer geht noch..." Natürlich riefen alle im Break Dancer darauf :"...einer geht noch rein!" Jeder wusste, dass die Tyen nach diesem Satz noch 20 Runden drehten und diesen Satz nochmal drei Mal wiederholten. Aber das interessiert hier niemanden. Danach schreien sie mindest noch zwei Mal wo denn die Hände bleiben. Sofort sind alle Hände oben. Aber so sicher diese Fahrgeschäfte auch sind habe ich von nem Kumpel gehört, dass schon zwei Mal welche aus so nem Ding rausgefallen sind. Seitdem halte ich mich immer noch nicht fest :'D Auf einmal hielt der Break Dancer an. Wie lang hatte ich nachgedacht? Damit waren dann schon mal die ersten drei Euro verschwendet. Aber was solls. Hat doch geholfen. Die letzten Minuten hatte ich nicht mehr an Tim und unsere gemeinsame Vergangenheit gedacht. Ich musste schrecklich aussehen. Zumindest meinte das Flo als ich auf sie zulief.

Hier auuf dem Festival traf man jedes Jahr viele die man kennt. Vorteil für mich. Heute konnte ich alles vergessen was geschehen war! Alle hatten Alkohol bei, jeder der aus meiner Kasse rauchte hatte Kippen bei und ich hatte natürlich genug Geld bei um mir die Wampe so vollzuschlagen, um mir danach im Wald den Finger in den Hals zu stecken. Das konnte doch ein perfekter Abend werden! Ich schnappte mir meine Tasche, hakte mich bei Flo unter und gemeinsam steuerten wir Richtung Süßigkeitenbude. Ich holte mir Lakritzschlangen, Zuckerwatte, nen Schokoapfel und noch ein paar Quarkbällchen. Flo guckte mich schon komisch von der Seite an, als ich zu ihr in einem relativ freundlichen Ton für diese Worte sagte :"Halt einfach deie Klappe, ok?" Sie schaute zu mir rüber, meinte es sei in Ordnung, wenn ich mir mein Leben zerstören will und drehte sich um. Wir setzten uns zurück zum Break Dancer. Unser Klassenkamerad Ben kam mit einer Kippe in der Hand an uns vorbei gelaufen. Ich fragte, ob ich zeihen darf. Er reichte mir die Kippe hin und ich nahm einen tiefen Zug. Flo's Eltern waren hier, also musste ich aufpassen. Aber wenn ich ehrlich bin, war mir das so egal... Ganz zufällig hatte Ben auch noch V+ bei. Ich lächelte kurz mit einem fragenden Blick und schon hatte ich die Flasche in der Hand. Ich trank davon. Und so dämlich sich das anhört... Ich fühlte mich danach echt besser. Mir viel auf, dass das Essen langsam mal raus musste. Ich entschuldigte mich kurz und ging in den Wald. Natürlich stand Flo hinter mir als ich am Rande des Waldes angekommen war. Sie fragte mich, ob das wirklich sein müsse, obwohl sie die Antwort genau kannte. Sie wusste ganz genau, wie ich mit meiner Figur zu kämpfen hatte. Ich muss dazu sagen, dass ich das mit dem Kotzen so gut wie nie machte. Nur wenn ich in so einer beschissenen Lage steckte wie jetzt. Ich schaute meine beste Freundin an. Ich fing, wie sollte es auch anders sein, an zu heulen. Sie nahm mich in den Arm und schaffte es so, mich wieder zurück aufs Festival zu schleifen, ohne, dass mein Magen leer geworden war. Und dafür war ich ihr echt dankbar. Das zeigte mir einfach mal wieder, warum ausgerechnet sie meine beste Freundin war.

 

...

Wir verbrachten nicht mehr lang auf dem Festival und gingen dann zu ihr. Flo machte noch einen Film an, aber der Abend hatte mich so fertig gemacht, dass ich eingeschlafen bin. Als wir am nächsten morgen aufwachten, ließ ich mir nicht anmerken, dass mich das immer noch ziemich belastete. Flo hatte schließlich selbst Probleme.

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Tag der Veröffentlichung: 17.09.2012

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