James. Er hatte sich Bandpatches an die Hose genäht, Nieten daran befestigt und Löcher hineingerissen. Dazu trug er schwere Stiefel und eine Sakko. Nur ein Sakko, mehr brauchte es nicht, ein riesiges Tattoo bedeckte seine ganze obere Brust. Von hier aus konnte ich Rosen und Totenköpfe erkennen. Seine Unterlippe war gepierct, die Haare ein wundervolles schwarzes Durcheinander, das bis über seine Schultern reichte. Kurz gesagt, er war das Gegenteil von mir. So etwas wie Modebewusstein kannte ich nicht, ich trug immer noch die selben Klamotten, die meine Mutter mir vor drei Jahren geschenkt hatte. Insgesamt war mir mein Äußeres ziemlich egal, ich versuchte nicht aufzufallen und mit der Masse zu verschmelzen. Umso mehr bewunderte ich ihn, wie er da stand, völlig er selbst und mit einem Ausdruck auf dem Gesicht, als wäre ihm egal, was die Leute von ihm hielten. Ich würde mich nie trauen so zu sein, obwohl ich genau die gleiche Musik hörte. Alles von AC/DC und MötleyCrüe bis hin zu Judas Priest oder Metallica.
James Finger stellten wahre Zauberkunst mit der Gitarre an, in ein paar Jahren wäre sein Spiel wohl Weltklasse. Die Band würde im Herbst das erste Mal durch Europa touren, vielleicht würde bald sogar Amerika rufen. Dabei gingen sie alle auf meine Schule, machten im Frühling ihr Abitur, waren gerade mal achtzehn, vielleicht neunzehn. Klar, sie fielen auf, der langen Haare und Lederklamotten wegen. James kam manchmal sogar mit Kajal in die Schule, so wie er ihn auf der Bühne trug. Dabei hätte ihm nie einer gesagt, dass er lächerlich aussah, denn alles was er tat war so authentisch, dass er sogar in Hosen mit Animal-Print ziemlich cool aussah. Das sollte ihm erst mal einer nachmachen. „Das ist der letzte Song, danke, ihr wart großartig. Bis zum nächsten Mal. Hier ist......“
Der Titel des Songs ging im Gekreische der Fans unter und selbst von meinem weit entferntem Platz an der Bar aus konnte ich sehen, wie gerührt die Bandmitglieder deswegen waren. Sie waren so jung, so talentiert und so am Boden geblieben.
„Dachte nicht, dass du hier bist. Hängst doch eher mit den Nerds rum.“ Ich hatte Nina gar nicht kommen gesehen. Sie war keine Freundin, aber wir unterhielten uns manchmal. „Mag' die Musik.“, nuschelte ich und nippte an meinem Getränk. „Und James mag ich auch.“, fügte ich in Gedanken dazu. Das brauchte sie nicht wissen, dass musste niemand wissen. „Hmm. Sind ganz gut. Ist mir persönlich ein bisschen zu hart, aber wenn man hier hip sein will, muss Dynamite Dream hören, nicht wahr.“
Das musste man an unserer Schule tatsächlich. Hip sein war aber gar nicht mein Ziel, ich vergötterte nur die Musik. Und James, falls ich es noch nicht erwähnt habe.„Hmm.“, sagte ich nur und als man ihr ihre Getränke reichte, war Nina auch wieder verschwunden. Die letzte Bridge, die letzte Strophe, der letzte Refrain, einmal das Publikum alleine singen lassen. Das wars. Ein letzter Blick, als sie sich verbeugten.
Dann wurde das Licht wieder angeschaltet und aus dem Gefühl von Rock 'n' Roll und Ekstase wurde wieder die Turnhalle unserer Schule, die Bar zu einem improvisierten Stapel Paletten. Es war Zeit zu gehen, bevor sie die Bierkisten hier rein brachten und am Ende alles in einer wilden Party enden würde. Das war nicht meine Welt. Rock n roll ja, Sex gerne, aber das mit den Drogen ließ ich weg. Ich schnappte meine Jacke, lehrte den letzten Schluck meiner Cola und stand auf. Die Band kam aus den Umkleiden, wurde mit einem Jubeln begrüßt. Wirklich, ich musste los, hatte noch etwas zu tun.
Die Nachtluft war herrlich frisch und warm, jetzt wo hier noch keine Raucher herum standen. Ich war ganz allein, hinter mir die Turnhalle, vor mir, etwa zwanzig Meter weg die Schule, ein über fünfhundert Jahre altes Gebäude. Ich betrachtete den Stuck und die hohen Fenster. Im Dunkel sah sie fast unheimlich aus.
„Beeindruckend, oder?“Er traut aus dem Nebenausgang und blieb neben mir stehen. Seine Stimme klang wie dunkler Samt. James.
„Hhmm. Wenn man nur ignorieren könnte,dass wir da jeden Tag hin müssen.“ Es war kein wirkliches Lachen, doch so wie er die Luft ausstieß, klang es fast wie eines. „Wäre besser ein Kloster geblieben, was.“, sagte er, ich hörte seine Schritte im Kies, er kam langsam näher, im Augenwinkel konnte ich sehen, dass er den Blick auf das Gebäude gerichtet hat.„Das man damals solche beeindruckenden Häuser gebaut hat. Find' ich großartig.“
„Du warst auch großartig eben.“, flüsterte ich. Wieder dieses Geräusch, dieses lautlose Lachen.
„Solange es dir gefallen hat, war es einen gelungener Gig.“ Starke Arme legten sich um meine Hüften und heiße Lippen auf meinen Hals. Für einem Moment schloss ich meine Augen, genoss seine Liebkosungen. „Wir sollten...“, seine Hand fuhr unter mein T-Shirt und verhinderte, dass ich meinen Satz zu Ende führen konnte. Manchmal war es mir ein Rätsel, wie wir unsere Beziehung in all den Jahren geheim halten hatten können, wenn doch eine Berührung, ein Blick dafür sorgte, dass ich in Flammen stand. „Nicht hier...“, hauchte ich, legte meine Finger auf seine und zog seinen Arm unter meiner Kleidung hervor. Ein kurzer Moment von Willensstärke. James liebte solche Spielchen, den Reiz, erwischt zu werden. Wenn es nach ihm ginge, wüsste die ganze Schule Bescheid, aber ich war zu feige für diesen Schritt. Ein Wunder, dass er trotzdem bei mir blieb, obwohl ich nicht zu ihm stand. Ein Wunder, dass er sich je in mich verliebt hatte, hielt ich mir doch für den langweiligsten Menschen der Welt. Er dagegen war eine so schillernde Persönlichkeit, äußerlich und innerlich und jeden Tag lernte ich etwas neues an ihm kennen, dass mich faszinierte.
„Naja, wenn nicht hier, dann müssen wir wohl zu dir nach Hause zur Mathenachhilfe.“, flüsterte er ganz nah an mein Ohr, weitere Schauer liefen mir über den Rücken.
Nachhilfe. So lernten wir uns vor drei Jahren kennen und irgendwann war es beim geometrischen Berechnungen zum ersten Kuss gekommen. Viele Küsse später waren wir ein Paar, hatten dies sogar unseren Familien, der Band und wenigen Freunden erzählt, doch für den Schritt in die Öffentlichkeit fehlte mir der Mut, James kannte so etwas nicht. Trotzdem zeigte er Verständnis. „Kann nicht jeder so eine Rampensau sein wie ich.“, war seine Erklärung, wenn ich ihn danach fragte.
„Das klingt gut. Schließlich haben wir die letzte Klausur vor uns.“, antwortete ich, bemüht, ebenso frech und sexy zu klingen wie er. James ließ es sich nicht nehmen, auf dem Weg zum Parkplatz nach meiner Hand zu greifen. Es war niemand zu sehen. Ich drückte seine Finger. Er lächelte mich an, sah mit diesem Grinsen schon jetzt aus wie ein echter Rockstar. Wie viele Fangirl-Herzen er wohl brechen würde?
„War eine gute Idee, skull wedding als Opener zu spielen.“, stellte ich fest. Er lachte, kramte den Schlüssel seiner Maschine aus der Hosentasche.!
"Ein beiläufigeres Thema ist dir nicht eingefallen?“ James reichte mir meinen Helm.„Nein. Und ich habe es mit Absicht gewählt, weil wir sonst jetzt und hier anfangen rumzumachen und das wäre bestimmt keine gute Idee.“ Sein Lachen war wunderbar, rau, männlich, es verursachte bei mir eine Gänsehaut. „Dann sollten wir uns beeilen, nach Hause zu kommen.“Wir stiegen auf sein Bike und waren Sekunden später unterwegs. Sein warmer Körper vor mir, der Duft von Leder, dass alles war so vertraut, so herrlich. Er war die Liebe meines Lebens, dass wusste ich und ich konnte mich glücklich schätzen, ihn schon so früh kennen gelernt zu haben. Manche suchten ewig nach diesem einen Menschen.
Meine Mutter war schon im Bett, mein Vater seit zwei Tagen auf Geschäftsreise. Wir parkten ein Stück von unserem Haus entfernt, damit der laute Motor sie nicht weckte. Sie wusste von uns, sie kam gut damit klar, aber sie musste ja nicht alles mitbekommen, was in meinem Zimmer passierte. Also schlichen wir uns die Treppe hinauf, ohne Licht zu machen und schlossen leise die Tür hinter uns. Kaum eine Sekunde später verschlangen mich seine Lippen. Endlich. Es war eine süße Qual ihn einen ganzen Abend lang auf dieser Bühne zu sehen, im Rampenlicht, dass seinen perfekten Körper noch schöner erscheinen ließ und zu wissen, wie wundervoll sich seine Berührungen anfühlten. Nur das ich ihn nicht haben konnte, wenn er dort oben war. Dafür kam er mit mir nach Hause und nicht mit all den kreischenden Mädchen. Ich Glückspilz.Mein Shirt flog auf den Boden, schon waren seine Finger mit meinem Gürtel beschäftigt.
„Das ist mein liebster Teil von Konzerten. Die Aftershowparty mit dir.“, flüsterte er. Ich biss ihn vorsichtig in die Unterlippe, saugte das Piercing in meinen Mund, zupfte mit Zunge und Zähnen daran herum. Ich wusste, dass er das mochte, auch wenn ich nicht nachvollziehen konnte, wie es sich für ihn anfühlte. Was ich wusste war, was dieses Metallding mit mir anstellte, wenn sein Mund meine empfindlichsten Regionen liebkoste. Schon bei dem Gedanken wurde ich hart. Ich war also nicht nur aus optischen Grünen froh darum, dass er sich ein Piercing hatte stechen lassen.„Ist auch mein liebster Teil. Nachdem du mich den ganzen Abend scharf gemacht hast...“ Meine Hose fiel zu Boden, die Boxershorts folgten. Ein weiterer Kuss, dann krachte es, als seine Lederjacke der Schwerkraft nachgab. Er trug noch immer das Sakko und die zerrissenen Hosen, hatte sich nach der Show nicht umgezogen. Wozu auch, dieses Outfit entsprach seiner Alltagskleidung und er wusste, dass ich ihn verschwitzt und männlich mochte und wusch deswegen den Zauber der Show nicht sofort von seinem Körper.
Bedächtig schob ich den schweren Stoff von seinen Schultern, während meine Zunge über die tätowierte Haut seiner Brust leckte. Das Sakko war gerade weit genug, um seine Nippel zu verdecken, doch jetzt, da es neben all den anderen Kleidungstücken auf dem Boden lag, waren sie mir schutzlos ausgeliefert. Vorsichtig kniff und biss ich hinein, leckte darüber, bis sie sich aufstellten und sich ein wundervolles Stöhnen von seinen Lippen löste, dass mir durch Mark und Bein fuhr. Dieser Körper, dieser Mann, war eine einzige Versuchung und ich hätte ihn ewig so liebkosen können. Doch irgendwann legten sich Hände unter mein Kinn, zogen mich für einen Kuss zu sich. James erwiderte meinen Kuss mit solcher Hingabe, dass mir schwindelig wurde. Mir war gar nicht aufgefallen, dass er seine Hose losgeworden war, doch als nun Haut auf Haut traf, stöhnte ich laut gegen seinen Mund.Diese Reibung unserer Becken und seine Küsse waren schon genug, um mich vollkommen in Ekstase zu bringen. Ich drückte mich näher an ihn. Die Leidenschaft in mir pochte in jeder Faser meines Körpers. Nur noch einmal seine Lippen spüren,seine Zunge, dann machte sich mein Mund wieder auf, um andere Haut zu erkunden. Seinen Hals, die Brust, den Bauch
. Schließlich fanden meine Lippen seine Männlichkeit, ich liebkoste ihn nach allen Regeln der Kunst. Meine eigene Erregung wuchs mit seinem Stöhnen und seinen Fingern, die er in meinem Haar vergraben hatte. Hier waren wir nicht der Nerd und der Rockstar, keine Gegensätze, sondern zwei junge Männer, zwei Liebende, die sich wunderbar ergänzten, nicht nur sexuell, sondern in unserer ganzen Art. Es war unmöglich, einem Außenstehenden das zu erklären, was für fühlten, wie sehr wir einander brauchten. Keiner von uns war kitschig genug, um uns Seelenverwandte zu nennen, doch dieser Begriff traf es ganz gut.
„Chris.“ Mein Name, nur ein Hauch der Lust, der von seinen Lippen perlte und mir direkt in den Schwanz fuhr. Noch ein paar Mal ließ ich seine Männlichkeit in meinen Mund gleiten, dann erhob ich mich, küsste ihn, drängte ihn zum Bett. Er hatte mir einmal gestanden, dass er es mochte, wenn ich ab und zu die Führung übernahm. Jetzt lag er dort unter mir , das schwarze Haar und die dunkel geschminkten Augen ein Kontrast zu den weißen Laken. Er war so schön, für einen Moment konnte ich ihn nur ansehen. Er nutzte die Gelegenheit, im nächsten Moment lagen meine blonden Locken auf dem Kissen, er hockte auf meinen Oberschenkeln und küsste meinen Hals. Dabei berührten sich Ich wand mich vor Lust unter ihm, umfasste seinen Schwanz, rieb ihn langsam.
„Warte.“, flüsterte er, löste meine Hand und legte sich leben mich. Seine Finger fanden meine Männlichkeit, liebkosten sie und fuhren schließlich über meinen Damm. Meine Hand schmerzte, als ich hinein biss, um das Stöhnen zu unterdrücken, dass er mir bescherte, als der erste Finger in mich eindrang. Wie oft hatten wir dieses Spiel schon gespielt, wie oft verzauberte es mich aufs neue. Es war nie dasselbe, immer aufregend, erregend. Die Liebe machte aus diesem so elementaren Bedürfnis eines jeden Menschen etwas wundervolles, magisches. „Es war wirklich eine gute Idee, skull wedding als Opener zu spielen.“, murmelte James mit geröteten Wangen, dann küsste er mich so innig, dass ich fürchtete, zu verglühen. Er drehte mich auf die Seite, drängte sich nah an mich. Seine Eichel fand meinen Eingang, er war nicht langsam und sanft, ich war keine Jungfrau mehr und der leichte Schmerz war Teil des Spiels, Teil der Erregung. „Aber Sex ist immer die beste Nummer für den Schluss.“Er grinste, fing meine Lippen ein und während er mich küsste, stieß er in mich, erst langsam, dann immer schneller. Die Magie platzte in einem Feuerwerk aus uns heraus, brachte das ganze Zimmer zum Glühen, setzte unsere Körper in Brand.
Und während wir uns langsam mit Küssen abkühlten, fasste ich einen Entschluss.„James.“, raunte ich und er sah mir direkt ins Gesicht. Sein Kajal war ein wenig verlaufen, ließ ihn verrucht aussehen, seine grünen Augen waren aber so sanft, dass es in meinem Bauch kribbelte.„Gehst du mit mir auf den Abiball?“
Tag der Veröffentlichung: 25.10.2014
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für Jim.
Sorry, aber das musste sein. Fangirl-Alarm. Aber ich habe genug verändert, damit keiner weiß, dass ich dich meine.