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October and April

 

Fatal touch, Final thrill, Love was bound to kill; October and April.

The Rasmus, October and April

 

 

Sie waren schon immer unsere unsichtbaren Begleiter und doch bestimmte ihr Wetter unser Leben. Sie wechselten sich ab, jeder der zwölf einmal im Jahr. Nur alle hundert Jahre treffen sich die Monate für einen Tag im Gebirge. Für wenige Stunden spielt dann das Wetter verrückt, weil ich niemand mehr darum kümmert. Den Monaten war das egal, denn ein Tag war für sie wie ein Augenaufschlag.

Da ist der kalte Januar, ein großer Mann mit eisblauen Kleidern und wildem weißem Haar. Die Schöne Februar, eine zierliche Frau, schließlich zählt sie nur achtundzwanzig Tage. Ihr Haar war schwarz und wurde von Eiskristallen zusammen gehalten.

Lady März, auf deren blasser Haut immer wieder Ranken wuchsen und sich erste Knospen bildeten. Krokusse, Schneeglöckchen, vielleicht einzelne Tulpen.

Der April, ein jung wirkender Mann mit hellem Haar, dessen Hautfarbe ebenso wechselte wie die seiner Augen, unentschlossen, worauf sie sich festlegen sollten.

Neben ihm an der reich gedeckten Tafel saß Mai, Blüten im Haar und den Duft von Kirschblüten auf ihrer Haut. Von ihrer Zwillingsschwester Juni, mit den moosgrünen Augen, ging stets ein leises Summen aus, die leise Melodie des Sommers.

Juli und seine Frau August, ein wildes, temperamentvolles und ungezügeltes Paar, still und mit Trauben im Haar ihnen gegenüber September, eine Frau mit roten Locken und dicken Backen voller Sommersprossen.

Der goldene Oktober dessen Haar an den Spitzen in ein grau, dann sogar in schwarz überging. Zwischen Wärme und Kälte gefangen, Sonnenschein und Neben bringend, ein beeindruckender Mann mit breiten Schultern.

Sein Zwillingsbruder November ein hagerer Kerl, dem jede Farbe fehlte, nippte still an seinem Wein.

Es wäre an Lord Dezember, zu regieren, doch heute saß der bullige Mann an der Stirnseite des Tisches, die schweren Arme auf den Stuhl gestützt. Stets umgaben ihn Schneeflocken, die wie Mücken tanzten.

Das war sie also, die Runde der Monate, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnte. Und dennoch teilten sie eine Leidenschaft. Wenn das Festmahl verputzt war, fanden sie sich im Ballsaal ein und trugen ihre Kämpfe aus. Sonne gegen Schnee, Knospen gegen gefrorene Erde, Hitze gegen Kälte. Und weil es keiner erwarten konnte, endlich loszulegen, hatten sie es aufgegeben, dass alle den zwei Kontrahenten zusahen. Stattdessen kämpften kleine Gruppen von zwei oder drein, ohne Publikum, nur für sich, meist stundenlang.

Dezember erhob sich, sein wallendes Gewand fiel um die kräftigen Beine. Die Monate taten es ihm gleich, ein Klatschen und der Tisch samt Speisen verschwand.

Der Winterherrscher nahm Mais zierliche Hand und drückte seine kalten Lippen darauf.

„Lasst die Kämpfe beginnen, meine Freunde.“

Die anderen Paare fanden sich, verteilten sich überall im riesigen Schloss der Jahresmutter.

Minuten später traf Donner auf Sonnenschein, das Geräusch von Regen erfüllte die Säle.

Niemand achtete auf die beiden Kontrahenten, die sich im Spiegelsaal umkreisten, beide erpicht auf das Kräftemessen.

April ließ es leicht regnen, das Wasser durchdrang seine Kleider. Er sah Oktober an und über seine Haut huschten Schatten, so als wenn sich Gewitterwolken auf einem See spiegeln.

Die goldenen Augen des Herbstmonats blitzten grimmig auf, er hob die Fäuste und ließ warme Oktoberluft den Regen trocknen. Die ersten Angriffe schienen beinahe höflich, doch schon Minuten später traf Herbstgewitter auf Frühlingsgrollen, die Luft war von Donner erfüllt, Wind und Wasser rüttelten an den Spiegeln. Die Muskeln der Männer waren angespannt, Regen und Schweiß tropften von ihren Stirnen. Plötzlich umwehte der Duft von Osterglocken Oktobers Nase, Aprils Augen sind plötzlich nicht mehr grau sondern mintgrün. Oktober vergaß für einen Moment seine Deckung und schon warf ihn die ganze Gewalt des ersten Frühlingsmonats nieder, er knallte auf den steinernen Boden. April beugte sich über seinen Konkurrenten, noch immer ließ er es sanft regnen.

„Gibst du auf?“, seine Stimme klang verschmitzt. Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen.

„Niemals.“

Oktober bäumte sich auf, bekam Aprils Nacken zu fassen und zog ihn zu sich herunter.

Für Momente sahen sie sich einfach nur an.

Ihre feuchten Lippenpaare trafen aufeinander und verbanden sich zu einem Kuss so süß wie Honig.

Durchweichte Kleider klebten an ihren Körpern, die aneinander rieben, sich nur noch nach dem Anderen sehnten.

Oktober packte April und brachte ihn unter sich zu liegen, seine Hände öffneten die Knöpfe der weißen Gewandung. Von ihren Lippen löste sich hin und wieder ein Stöhnen, Aprils Lippen fingen die des Blonden immer wieder ein, er presste sich an die warme Haut des Mannes.

Der Regen prasselte auf die goldenen Kleider des Oktobers, die man achtlos in die Ecke geworfen hatte.

Oktobers Hände wanderten über den schlanken Körper des Geliebten, pressten ihn nah an sich.

Seine Finger fanden seine intimste Stelle, drangen ohne Vorwarnung in ihn ein.

April schickte warme Sonnenstrahlen über seine Haut und der Herbstmonat erschauerte vor Lust, vor allem weil der Regen auf seiner Haut sofort für Kontrast sorgte und Kälte brachte.

Sie liebten sich innig, ihre Lippen trennten sich für keinen Moment und es schien, als wollten sie ganz mit einander verschmelzen. Ihre Hüften schlugen aneinander, Wasser rann ihre nackten Körper hinunter und durchnässte ihr Haar. Die schwarzen Spitzen des Herbstes flogen durch die Luft, als er seinen Kopf hin und her warf und seinen Höhepunkt in die Nacht hinaus schrie.

April sah sich unter dem Hünen liegen, er konnte kaum die Augen von den Spiegeln nehmen.

Sein eigenes Gesicht war so vor Lust verzerrt, wie er es noch nie gesehen hatte, sein kleiner Körper schien unter Oktobers Muskeln zu verschwinden. In ihm schrie die Lust, er wollte, dass dieser Moment nie endete, doch schon zwei feste Stöße später überrollte ihn der Höhepunkt, er lernte fliegen, obwohl in noch nie jemand so fest in den Boden gedrängt hatte. Dies wollte er nie mehr missen.

Sie lagen nebeneinander zwischen Aprils weißer Gewandung und rangen nach Atem. Oktober hatte den Kopf zu seinem Geliebten gedreht, streckte den Arm nach ihm aus. Sein Finger strich über dessen Wange, er konnte die Stirnfalte und die müden Augen nicht ertragen.

„Wie lange tun wir das jetzt schon?“, April klang nicht länger wie ein unentschlossener Junge.

Oktober schob sich näher zu ihm heran.

„Viel zu lange.“ Auch er klang nicht so begeistert, wie man es nach so fantastischem Sex erwarten würde.

Plötzlich setze April sich auf, die Augen dunkelgrün vor Entschlossenheit.

„Der April ist nicht länger ein Monat. Ich werde dir nie mehr für hundert Jahre fern bleiben.“

Oktober lächelte traurig. Er war immer so impulsiv. Doch ein Monat konnte nicht einfach aufhören zu existieren, seine Berufung beenden.

„Es ist mein ernst. Von nun an wohne ich in den Schlössern des Herbstes.“

Oktober küsste seinen Liebsten auf die Stirn.

„Damit bringst du das Gefüge der Welt durcheinander, das weißt du.“

April sprang auf, raffte seine Kleider zusammen und schritt zur Tür.

„Das weiß ich. Aber du bringst mich nicht mehr davon ab.“

Oktober sah seinem Geliebten hinterher und vergrub das Gesicht in den Händen. Das war der Anfang vom Ende.

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Tag der Veröffentlichung: 01.05.2013

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