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Als ich Van Snyders und den Dämonen sah, wusste ich, dass das katzenartige Tier keine Chance hatte. Zwar war es klein und flink, doch Snyders war geübt. Und er zeigte trotz der grausamen Fratze seines Gegners nicht das geringste Anzeichen von Angst. Der Dämon schlich nervös herum, von einer Ecke in die andre, während Van lässig an die Mauer des Hauses hinter sich gelehnt stand. Der Höllenhund hatte Angst. Und dann geschah es. Schneller als meine Augen es verfolgen konnten, hatte Snyders ihn gepackt und presste ihn, die Hand an seiner Kehle, gegen die Wand. „So, Lilith. Hätten wir dann genug gequatscht?“
Der Dämonenjäger zückte seinen Dolch, Lilith kratze und wehrte sich verbittert gegen ihn. Der Mantel der Jägers war an den Ärmeln schon völlig zerstört. Vans gesamter Arm war von roten Linien überseht, die sofort zu bluten begannen, doch er zuckte nicht einmal zusammen. Mit einer flüssigen Bewegung schnitt er zunächst die Kehle seines Opfers durch und bohrte dann die Klinge eines gläsernen Schwertes in das schwarze Herz. Dunkles Blut lief seine Hände hinab, mischte sich mit dem eigenen, roten. Der Dämon löste sich in sekundenschnelle in Luft auf.
Und dieser Mann, der mit Leichtigkeit einen Dämon töten konnte, sollte meine Hilfe brauchen? Ich duckte mich weiter in den Schatten zurück, der mich vor ihm verbarg. Wenn er mich jetzt entdeckte, ereilte mir dasselbe Schicksal wie Lilith. Während Van Snyders seine Wunden säuberte, hatte ich Gelegenheit, ihn genauer zu betrachten. Er trug einen Ledermantel, der ihm fast bis zu den Fußknöcheln reichte und einen zerfledderten Hut. Er sah fast aus wie eine Kopie von Van Helsing, die langen, blonden Haare waren nach hinten gebunden. Van war groß, mindestens zwei Meter, die Springerstiefel an seinen Füßen machten ihn noch größer und sein kalter Blick ließ mich erschauern. Dieser Mann war ein Killer. Hunderte Dämonen hatte er auf dem Gewissen, eiskalt tötete er einen nach dem anderen. Und doch war er schön. Seine Gesichtszüge hatten etwas weiches, die leicht gebräunte Haut schien trotz der vielen Narben weich und warm und die Augen, die er zu schlitzen zusammen gepresst hatte, waren tiefblau. Ich schlug mir den Gedanken aus dem Kopf, dass hinter dieser Maschine ein Mensch steckte. Und selbst wenn ging es mich nichts an. Ich war hier, um ihn zu beschützen. Und das würde ich tun, sollte es jemals nötig sein. Leise machte ich mich auf den Rückweg zu meinem Meister.

Van schmiss seinen Hut in die Ecke und lies sich auf einen Stuhl fallen. „Wie oft willst du es noch versuchen? Ich brauche keinen Partner und schon gar keinen Beschützer. Ich bin Einzelgänger und zufrieden damit.“ Er hatte schon einmal eine Dämonin zur Unterstützung gehabt, doch sie war schon beim ersten Auftrag gestorben. Sie hatte seinem Onkel gedient, dieser hatte sie beschworen, wie schon andere vor ihr. Er nutzte Dämonen dazu, ihre eigene Art zu bekämpfen. Dämonen dienten jedem, der sie heraufbeschwor, und wenn sie es geschickt anstellten, konnten sie ein weiteres Leben auf der Erde heraushandeln, bevor man sie wieder in die Hölle schickte.
Vans Aufgabe war es, Dämonen zu töten. Der Jäger vernichtete jeden Monat zwei oder drei von ihnen, überall im Land. Auf der Welt gab es außer ihm nur fünf weitere Jäger. Sie alle besaßen eines der sieben Schwerter aus Engelstränen, die einzigen Waffen, die einen Höllenhund töten konnten. Das siebte Schwert war in der Hand eines Dämons. Und Van würde es wieder beschaffen müssen. Dazu hatte sein Onkel und Lehrer einen weiteren Dämon beschworen. Denn Shadow war stark und hinterhältig. Ein Fürst unter den Schattenwesen. Er lebte bereits über dreißig Jahre auf der Welt, ohne jemals menschliche Gestalt angenommen zu haben.
„Van. Ich habe bereits meinen eigenen Sohn an diesen Dämon verloren. Ich werde nicht auch noch dich verlieren. Er muss gestellt werden, und das kannst nicht einmal du allein.“
Der Junge spuckte verächtlich aus. „Ich bin der Beste. Ich werde den Dämonenfürst töten und das Schwert an einen Schüler weiterreichen. Dann ist mein Erbe gesichert und es sind wieder zwei Jäger in der Familie, wie immer.“
Der ältere Herr ihm gegenüber hatte sich erhoben. Er schob sich die Brille zu Recht und schüttelte den Kopf. „Es ist wahr, du bist der erfolgreichste Jäger, von dem ich je gehört habe. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, das auch du Shadow nicht gewachsen bist.“
Sein Neffe wollte widersprechen, doch Noah Snyders schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab. „Keine Widerrede, Van. Liam wird ab jetzt auf dich achten und dich mit seinem Leben schützen. Dazu ist er da. Und er wird nicht versagen.“
Mit diesen Worten knallte er seine Faust schwungvoll auf den Tisch. Van zuckte nicht einmal mit der Wimper. Wie oft hatte sich Noah gefragt, ob sein Schüler das Wort Gefühl überhaupt kannte. Der Junge war eine Maschine. Schon mit acht Jahren hatte er seinen ersten Dämonen getötet, die rechte Hand Shadows, und somit den Tod seines Cousins gerächt. Er war noch ein Kind gewesen und Noah bereute es, ihn schon so früh für seine Zwecke missbraucht zu haben. „Ich hätte einen anderen finden müssen.“, schoss es ihm durch den Kopf, doch es war zu spät zu bereuen, was vor mehr als fünfzehn Jahren passiert war.
„Liam.“, er krächzte den Namen fast. Im Bruchteil einer Sekunde stand der Dämon neben ihm. Van würdigte ihn keines Blickes, er dachte schon darüber nach, wie er ihn loswerden sollte. Vielleicht war er ja weniger loyal als sein Onkel dachte und er konnte ihn zu einem Handel überreden. Natürlich gab es auch die Möglichkeit ihn einfach zu töten. Schließlich raffte er sich auf, sah den Mann an. Er war groß, schlank und doch muskulös, sein schwarzes Haar fiel in Wellen bis zu seinen Hüften hinab und seine fast weiße Haut war an den Armen von Narben überzogen. „Ein Selbstmörder also.“, dachte Van. Das war besser als ein Sexualverbrecher oder eine Mörderin, wie es seine erste Partnerin als Mensch gewesen war. Wegen des Mordes an ihrem eigenen Kind war sie in die Hölle gekommen, bis Noah sie beschworen hatte. Doch dieser Liam hatte wenigstens nur sich selbst verletzt. Schwächling. Verächtlich hob Van die Hand und reichte sie dem Dämon. Der packte kurz zu, zog die Hand aber schnell wieder zurück. Jetzt musste Van grinsen. Er wusste um seinen bösen Blick, der fast diabolisch schien.

Ich berührte Vans Hand und sie war warm, weich und das ließ mich zurück schrecken. Der Jäger schien von der Nähe noch mehr wie ein Killer, doch es lag etwas so schönes in seinen Zügen.
„Muss ich den Kerl jetzt überall hin mitschleppen?“, hörte ich meinen „Schützling“ sagen. Mein Gott, warum war er bloß so ein Eisklotz? Ich ahnte, dass ich ihn schon in ein paar Stunden liebend gern von einer Klippe stürzen würde, statt ihn mit meinem Leben zu beschützen. Doch man hatte mir ein zweites Leben versprochen, wenn ich ihm gegen einen gewissen Shadow half. Und das würde ich tun. Der alte Schmerz war weg und vielleicht würde ich schon bald das Leben führen, dass man mir schon vor langem genommen hatte.
Noah versuchte sich bei mir für das Benehmen seines Neffen zu entschuldigen und den Kerl zu beschwichtigen. Das konnte ja eine tolle Partnerschaft werden.
Eine Viertelstunde später verließen wir Noah Snyders Büro und traten in die kühle Nacht hinaus. Noch einmal hatte mein Meister alle einzelnen Details unseres Auftrags durchgesprochen und sowohl Noah als auch ich hatten nur mit halbem Herzen zugehört. Morgen früh wollten wir mit dem Auto los, eine zweitägige Fahrt stand vor uns. Das war Van wohl gewohnt, er reiste durch das ganze Land, immer auf der Jagd. Sein Onkel informierte ihn, wenn irgendwo ein Dämon beschworen wurde, er fuhr hin und tötete das Schattenwesen. Und damit rettete er mehrere Menschenleben. Mein Killer-Schützling war also ein richtiger Held. Ich grinste, doch als er mich ansah, verschwand das Lächeln von meinen Lippen. Er hasste mich. Er hasste mich, weil ich ein Dämon war, weil ich ihn beschützen sollte. Er war Einzelkämpfer und wenn er etwas nicht leiden konnte, dann war es, schwächer als jemand zu sein. Aber das war er nicht. Das einzige, dass ich als Vorteil ihm gegenüber hatte, war, das ich nicht sterben konnte, es sei den Shadow setzte sein Schwert aus Engelstränen ein. Doch ich bezweifelte, dass wir überhaupt so weit kommen würden.
„Leon, richtig? Hör zu, ich werde mir jetzt ein paar schöne Frauen besorgen, wenn du weißt, was ich meine. Du solltest dich auch amüsieren, das werden die letzten weiblichen Wesen sein, die wir in den nächsten Tagen sehen.“
Mit diesen Worten stapfte er auf den Eingang eines Clubs zu.
„Ähm.. ich bin erst siebzehn.“, räumte ich ein, nur um es sofort wieder zu bereuen. Das ging ihn ja wohl nichts an.
Van grinste dreckig. „Alter, du bist ein Dämon. Du kommst da schon rein. Und jetzt halt die Fresse. Ich will dich den ganzen Abend nicht sehen. Und sei mir morgen früh bloß nüchtern.“
Van schob sich ohne ein weiteres Wort an dem Türsteher vorbei und ließ mich in der Kälte zurück. Ich lehnte mich gegen eine Hausmauer, zündete mir eine Zigarette an und wartete. Worauf wusste ich nicht. Van würde nicht so bald wieder heraus kommen, doch ich wollte auch nicht hinein. Ich war noch nie ein Fan von Menschenmassen gewesen und Frauen brauchte ich schon gar nicht.
Irgendwann löste ich mich von der Mauer und rannte los. Früher hatte dann meine Lunge zu brennen angefangen, ich hatte hektisch atmen müssen und ich hatte es genossen. Doch meine Dämonenkörper fühlte so etwas wie Erschöpfung nicht. Ich konnte mich durch das Laufen nicht mehr befreien. Leise schrie ich auf. Nicht mal Schmerz fühlte ich mehr, nicht den Wind auf meiner Haut.

Van fand, dass er schon besserer Verfassung gewesen war. Er hatte sich im Club den Rest gegeben und sein Kopf schmerzte höllisch. Diese Tatsache wurde von Liam nicht gerade vermindert, der pfeifend an dem Geländewagen gelehnt stand und sich eine Selbstgedrehte anzündete. Ihm hätte all der Alkohol keine Sorgen bereitet, doch der Dämon war nicht im Klub aufgetaucht. Van war irgendwie froh darüber gewesen, schließlich brauchte er den Kerl nicht auch noch in seiner Freizeit an der Backe zu haben. Sein Pfeifen, dass im nüchternen Zustand sicher eine wunderschöne Melodie gewesen wäre, Summer of `69 von Bryan Adams, bohrte sich jetzt wie ein Dolch in seinen verkaterten Kopf und seine Laune, die nie die beste zu sein schien, war auf dem Tiefpunkt angelangt. Er machte sich nicht einmal die Mühe, etwas zu sagen. Ein kalter Blick und der Dämon brach mitten in einem Ton ab, was ein komisches Geräusch ergab. Beinahe hätte Van grinsen müssen, und das kam schön äußerst selten vor. Der Jäger packte seine Tasche in den Kofferraum und schloss ihn mit größter Vorsicht.
„Wie war das mit `sei mir morgen bloß nüchtern?`“ Liams Stimme war überraschend dunkel und schmerzte nicht ganz so sehr, doch Van registrierte den ironischen Unterton.
„Ich sagte nichts von mir.“, damit lies er sich auf den Fahrersitz fallen. Doch Liam hatte Recht, er hatte zu tief ins Glas geschaut. Aber irgendwas war in ihm gewesen, dass er mit dem Alkohol zu betäuben versucht hatte.
„Du kannst in dem Zustand nicht fahren.“, stellte der Dämon fest und widerwillig stieg Van aus und setzte sich auf die Beifahrerseite. Liam schien zu zögern.
„Ich bin schon lange nicht mehr gefahren…“ Van grunzte genervt. Mehr brauchte er nicht zu tun, denn der Andere setzte sich hinter das Steuer, schnallte sich an und fuhr los. Und er fuhr nicht schlecht. Seine Fähigkeiten im Thema Autofahren schienen kaum eingerostet. Der Jäger fragte sich, wie lange Liam wohl schon tot war. Dann wunderte er sich über sich selbst. Er hatte gerade Interesse an der Geschichte seines „Beschützers“ gezeigt und das war für ihn schon äußerst ungewöhnlich. Gut, Liam war attraktiv. Er hatte langes, nachtschwarzes Haar, der Pony fiel in Strähnen über seine Stirn, es sah aus, als würden Pfeile auf seine weiße Haut nieder regnen. Van selbst trug sein Haar auch lang, doch diese weiten, weichen Wellen waren beneidenswert. Dazu war der Junge groß, schlank, aber nicht dürr. Unter seinem schwarzen T-Shirt konnte man die Muskeln sehen, die sich durch den dünnen Stoff abzeichnete. Liam schien seinen Blick bemerkt zu haben und Van wendete sich ab. Wozu musterte er diesen Kerl? Gut, er war eine Abwechslung gegenüber den Dämonen, denen er sonst begegnete, aber sonst… Die Tatsache, dass die Höllenhunde je nach schwere ihrer Tat die Gestalt veränderten, lies darauf schließen, dass er wirklich nur Selbstmord begangen hatte. Ach, was machte er sich darüber überhaupt Gedanken.

Irgendwie war ich mir sicher, dass etwas an Van anders war. Klar, der Jäger hatte einen Kater, aber waren das lüsterne Blicke auf meinem Körper. Ich wagte es, ihn anzusehen und er wand sein Gesicht ab. Bestimmt hatte ich mir das alles nur eingebildet. Van fand niemanden heiß, er wurde für heiß empfunden. Vor allem war ich der Überzeugung, dass er hetero war. Und ich war ein Dämon, ich würde ihn nicht einmal spüren, wenn er mich anfasste. Genau so wenig, die ich den Sitz unter mir spürte, oder die Bremse. Trotzdem schaffte ich es, einigermaßen gut zu fahren. Irgendwann schlief Van ein, doch selbst im Schlaf war sein Gesicht nicht vollkommen entspannt. Die steile Falte auf seiner Stirn schien eingebrannt. Zum Glück hatte Noah mir den Weg beschrieben und ich hatte praktischerweise so etwas wie ein photographisches Gehirn und hatte mir die Strecke gemerkt. Sie führte uns über einsame Landstraßen, durch Wälder und an Bauernhöfen vorbei. Und ich mochte das. Autobahnen waren mir zu sehr voller Menschen. Das war wohl das einzige, was der Jäger neben mir und ich gemeinsam hatten. Wir wollten nicht viel Gesellschaft um uns herum. Wir waren Einzelgänger, jeder auf seine Weise.
Stunden vergingen, die Musik, die ich aufgedreht hatte, war das einzige Geräusch im Wagen. Ab und zu bewegte der Jäger sich im Schlaf und immer wieder sah ich ihn an. Diese Gesichtszüge, die doch irgendwie so fein waren, wie die eines Kindes, und gleichzeitig so hart wie die einer Maschine. Aber vielleicht war er genau das. Ein Kind, das nie eine Kindheit gehabt hatte, und das sich verbot, diese nach zu holen. Ich musste bei der Vorstellung, wie er über eine sommerliche Blumenwiese hüpfte, grinsen. Sein Mantel flatterte in einer sanften Brise, er lächelte, sang sogar. Mein Grinsen wurde breiter und ich begann, leise die Melodie von Hells Bells mit zu summen. Van hatte wirklich einen guten Geschmack. Ich hatte lauter tolle CDs im Handschuhfach gefunden. Classic-Rock, Metal, mittelalterlich angehauchte Musik und auch Klassisches. Ich hörte alles durch einander, viele der Lieder kannte ich, manche waren einfach Ohrwürmer, die sich in mein Gedächtnis brannten.
Plötzlich warf Van sich im Schlaf hin und her. „Nein, Ben. Nein.“, schrie er, riss dann die Augen auf und starrte mich etwas benommen an. „Halt an.“, keifte er und ich trat auf die Bremse. Die Straße war menschenleer, es war bereits dunkel geworden.
Van riss die Tür auf, im nächsten Moment, war er draußen und ich konnte ihn nicht mehr sehen. Kurz überlegte ich, ob ich das Auto an den Straßenrand fahren sollte, doch dann entschied ich mich, es hier stehen zu lassen. Ich hatte mich gerade von meinem Gurt befreit und die Tür geöffnet, um eine zu rauchen, als der Jäger mit einem Satz in den Wagen sprang.
„Fahr los. Schnell.“ Völlig perplex reagierte ich einfach, knallte die Türe zu und trat aufs Gas.
„Was zur Hölle ist los?“, fragte ich.
„Shadows Häscher.“, der Jäger hatte sich vollkommen gefangen, sein Körper war vor Konzentration angespannt. Und dann sahen wir sie. Eine Gruppe von Menschen mit Taschenlampen, die die Straße entlang kamen. Eine Schulklasse bei einer Nachtwanderung. Gleichzeitig fluchten wir.
„Bieg da ab.“, forderte Van, dem es anscheinend überhaupt nicht passte, dass er nicht die ganze Kontrolle übernehmen konnte. „Die dürfen die Höllenhunde auf keinen Fall zu Gesicht bekommen.
Ich fragte mich, wie der breite Geländewagen den Weg, der kaum mehr wie ein Trampelpfad war, entlang kommen sollte, doch tat ich, wie mir befohlen.
Ich musste immer wieder das Lenkrad herum reißen, weil Sträucher und kleine Bäume immer wieder im Weg standen. Und dann konnte ich sie im Rückspiegel. Es waren mindestens zehn. Und sie sahen wirklich wie Hunde aus, riesige Hunde mit Reißzähnen, und schmutzigem, grauen Fell. Ich war diesen Anblick zwar bewohnt, doch trotzdem fluchte ich. Sie waren noch gut fünfzig Meter weg, doch sie näherten sich rasant. Und dann passierte es. Ich übersah einen Baum, und knallte an der Seite dagegen. Sofort merkte ich, wie Van mit dem Kopf gegen die Frontscheibe gekracht war, er hatte sich nicht angeschnallt. Zwei Sekunden später war ich bei ihm, riss die Tür auf und zerrte ihn aus dem Wagen. Unsere Verfolger waren fast da.
Die Stirn des Jägers blutete leicht, aber es schien auf den ersten Blick nicht so schlimm zu sein. Trotzdem war er von dem Schlag benommen und ich zerrte ihn mit mir in den Wald.
Die krallenbewachsenen Pfoten der Dämonen scharrten über das Laub und Van konnte hören, dass sie näher kamen. Er torkelte hinter Liam her, dessen Hand hatte sich in seinen Unterarm gekrallt hatte und der ihn mit sich zog. Zwischen den Bäumen hindurch, mitten durch ein Gebüsch. Das Gehölz wurde dichter. Und das stellte sich als Vorteil heraus. Die Höllenhunde waren zu groß, um sich dazwischen hindurch zu schlängeln, sie mussten die Bäume umrennen, was sie daran hinderte, schnell zu folgen. Und Van konnte sie immer hören. Mittlerweile ging es seinem Kopf besser, doch er hatte das Bedürfnis, das Liams Hand dort blieb, wo sie war. Er dachte darüber gar nicht länger nach. Dazu war es auch definitiv die falsche Zeit. Im Dunkeln war es gar nicht einfach, alle Einzelheiten zu erkennen, und jetzt war er für Liams Dämonenaugen dankbar. Plötzlich hörte er, dass seine Füße durch seichtes Wasser liefen. Van musste zugeben, dass er es nicht besser machen hätte können. Wenn er Liams Plan richtig verstand, wollte der Dämon ihren Geruch vom Boden waschen. Ihre Verfolger waren nämlich bereits außer Sichtweite und mussten sich einzig und allein auf ihre Nasen verlassen. Und auf ihre Ohren.
„Sie werden uns hören.“, flüsterte er gerade so laut, dass sein Begleiter es hören konnte.
„Wir werden in Kürze einen Fluss erreichen.“, die Stimme des Jungen war klar, er keuchte nicht vor Anstrengung. „Wenn wir schwimmen, können sie uns nicht hören. Und Dämonen sind nicht gerade große Fans von Wasser.“, er drehte den Kopf und Van konnte so etwas wie ein Lächeln in seinem Gesicht lesen.
Der kleine Bach machte eine Biegung und dann konnte Van das dunkle Wasser eines rauschenden Flusses hören. Er beschleunigte seine Schritte, bis er neben Liam lief. Der Junge ließ seinen Arm los. Wenige Meter später mündete der Lauf in den Fluss und die beiden tauchten in die tiefen Fluten.
Eine Weile trieben sie neben einander her, dann sah Van sie. Die Höllenhunde standen am Ufer. Ihre, zu Fratzen verzogene, Gesichter schienen misstrauisch gegenüber dem Wasser und noch hatten sie die Beiden nicht entdeckt. Liam schien sie auch bemerkt zu haben, denn ohne einen laut zog der Dämon ihn unter Wasser. Van riss sich reflexartig los und tauchte selbst durch das nachtschwarze Wasser, bis er die Orientierung verlor. Und dann spürte er den Schmerz und alles wurde dunkel…


Er war weg. Einfach weg. Ich konnte ihn im Dunkel nicht sehen, doch ich wusste, dass irgendetwas nicht stimmte. Eine Wolke dunklen Wassers kam mir entgegen. Blut. Hastig schwamm ich darauf zu und dann erblickte ich den leblos wirkenden Körper. Ich packte Vans Schultern, zog ihn an mich und beeilte mich, zur Wasseroberfläche zu kommen. Als ich es nach etlichen Versuchen endlich geschafft hatte, erblickte ich die Höllenhunde. Sie hatten es gewagt, in die Fluten zu springen und waren inzwischen ganz nah. Umständlich verstaute ich Van auf meinen Rücken, verschränkte seine Arme um meinen Hals und schwamm los. Er drückte mir die Luft ab. Keuchend kämpfte ich mich weiter, wobei ich dafür dankte, dass wir mit der Strömung schwammen. Immer wieder tauchten die Tiere unter, wobei ich nicht wusste, ob das dem Zweck dienen sollte, sich vor uns zu verstecken oder ob sie einfach miserable Schwimmer waren.
Und dann hörte ich ihn. Den Wasserfall. Fluchend tauchte ich unter, um unseren Verfolgern nicht zu zeigen, dass wir das Ufer ansteuerten. Nach wenigen Zügen spürte ich Boden unter meinen Füßen und nun stand ich auf und schleppte mich zum Ufer. Als wir das seichte Wasser erreichten, schien meine Last plötzlich so viel leichter. Und dann sah ich, woran das lag. Vans Schwert hatte sich aus der Scheide gelöst und trieb mit der Strömung davon. Hastig bettete ich Van auf den Kies, mehr schlecht als Recht und hastete der Kostbarkeit hinterher. Ohne sie waren wir verloren. Nach einigen Zügen hatte ich es erreicht, doch jetzt befand ich mich zwischen lauter Leibern, die wie ich in den Zog des Wasserfalls geraten waren und um ihr Leben kämpften. Ich versuchte, dagegen anzukämpfen, doch bald schwanden meine Kräfte. Zwei der Höllenhunde waren schon in die Tiefe hinab gefallen, die anderen kämpften wie ich. Da packten meine Finger einen Felsvorsprung. Ich klammerte mich daran fest, zog mich mit letzter Kraft hinauf. Jetzt stand ich mitten im Fluss, um mich herum Wassermassen. Für einige Minuten stand ich einfach nur da, die Hände auf meine Knie gestützt und rang nach Atem. Dann trat ich zwei Schritte zurück, nahm den wenigen Anlauf, den mir der Fels bot und sprang. Im Knietiefen Wasser landete ich und rang um mein Gleichgewicht. Hastig lief ich, auf das Schwert gestützt ans Ufer. Wie durch ein Wunder hatte ich mich nicht einmal daran geschnitten. Van lag da, wo ich ihn zurück gelassen hatte. Ich eilte zu ihm, zerrte in die Böschung hinauf. An seiner Schläft klaffte einen kleine Wunde. Ich zerrte mir Jacke und Hemd vom Leib, drückte letzteres auf seine Verletzung und benutzte die Jacke als Kissen. Ganz automatisch fühlte ich nach seinem Puls. Und da war sein Herzschlag, ruhig, gleichmäßig. Doch das war nicht, was mich erschreckte. Ich konnte ihn fühlen. Ich hatte ihn auch schon fühlen können, als ich ihn am Arm gepackt oder als ich ihn aus den Fluten gerettet hatte. Nur war es mir da nicht aufgefallen. Vorsichtig berührte ich seinen Arm. Wie weich seine Haut war. Niemand von euch weiß, wie es ist, nichts mehr zu fühlen, obwohl man lebt. Und niemand von euch weiß, wie es ist, plötzlich diese weiche, zarte Haut unter meinen Fingerspitzen zu fühlen. Vorsichtig fuhr ich weiter nach oben, erreichte den Saum seines Hemds und legte meinen Finger an seine Wangen. Ich konnte seinen Atmen an meinem Handrücken spüren. Oh Gott, er war vermutlich der einzige Mensch, den ich spüren konnte. Ich konnte einfach nicht widerstehen und legte meine Lippen auf seinen süßen Mund.


Van wusste, dass er unverletzt war. Er wusste es noch bevor er die Augen geöffnet hatte. Das nächste, das er zwangsläufig fest stellte war, dass er sich nicht mehr im Fluss befand. Der Boden unter ihm war hart, steinig, doch sein Kopf lag weich. Als er schließlich langsam und unter einer gewissen Anstrengung die Augen öffnete, empfing ihn Dunkelheit. Es war noch immer Nacht. Es war still, trügerisch still. Nichts war zu hören, nur das Rauschen des Wassers und der Wind. Ihm war kalt. Er versuchte, sich aufzurichten, doch er wurde zurück auf die Jacke gedrückt, die ihm als Kissen diente.
„Bleib noch liegen. Wir gehen zum Auto, sobald dein Kopf aufgehört hat zu bluten.
Erst jetzt bemerkte er den Schmerz an seiner Schläfe. Leise fluchte der Jäger. Liam kniete neben ihm. Er trug nur noch seine Jeans. Seine Jacke lag unter Vans Kopf und das Hemd war auf dessen Wunde gepresst.
„Was ist mit…Höllen…“, krächzte er und ärgerte sich sofort über seine Schwäche. Er hätte selbst aus der Situation heraus kommen können, er brauchte Liam doch gar nicht. Und sowieso war nur der Schuld daran, dass er sich den Kopf gestoßen hatte. Schließlich hatte dieser Kerl ihn ohne Vorwarnung unter Wasser gezogen.
„Was mach ich mir darüber eigentlich Gedanken. Ich werde ihn sowieso nicht los.“, schalt er sich und richtete sich auf. Liam versuchte zwar, ihn davon zu überzeugen, dass es dafür noch zu früh war, doch das ließ ihn unbeeindruckt. Was wusste dieser Grünschnabel schon von Verwundungen? Der Jäger hatte schon so viel mehr Verletzungen gehabt, um wegen einer kleinen Platzwunde, die nicht einmal genäht werden musste, in Panik zu geraten. „Gib mir endlich eine Antwort. Was ist mit den verdammten Viechern.“, jetzt war seine Stimme wieder fest und er war froh darüber.
„Die, mein Lieber, sind dort hinten den Wasserfall hinunter gefallen, vor dem ich dich gerade noch retten konnte.“ Der Dämon antwortete patzig, zog sein mittlerweile blutgetränktes Hemd wieder an, schlüpfte in seine Jacke und reichte Van sein Schwert.
„Und nachdem ich dich hier abgelegt habe, hab ich auch noch dein kleines Spielzeug vor dem Untergang gerettet, ohne das wir dieses ganze Theater umsonst gemacht hätten.“
Van stutzte. Er hatte das Rauschen des Wasserfalls gar nicht realisiert. Und wenn es so war, wie Liam es sagte, war er ihm Dank schuldig. Aber er dankte nicht gern. Und schon gar nicht einem Dämon.
„Und? Soll ich jetzt klatschen?“, sagte er statt dessen in einem nüchteren Tonfall. „Du bist ein Arschloch.“, kam als Antwort. Liam hatte sich an das Flussufer gestellt und blickte über das Wasser.
„Wir müssen da noch mal rüber.“, stellte er dann fest, wohl nicht auf einen Streit aus. In diesem Moment erhob sich ein Schatten aus den Fluten. Der Geruch von nassem Fell stieg in ihre Nasen. Wie ein überdimensionaler Pitbull kam der Höllenhund auf sie zu, Geifer troff ihm von Kinn und knurrte, tief und bedrohlich. Van sah, das Liam zurück gewichen war. Er selbst hätte einfach gehen können, der Dämon stand noch zu weit von ihm fort und es schien ihm in diesem Zustand auch das Beste zu sein, einfach wegzulaufen. Doch irgendetwas in ihm war stärker als der Überlebensinstinkt. Ohne nachzudenken griff er nach seinem Schwert und lief in Richtung Fluss. Dort stand der Höllenhund bereits vor Liam und er schien zu lächeln. Sein fratzenhaftes Gesicht strahlte dunkle Vorfreude aus, Vorfreude auf das, was er nun tun würde. Eine der seinen zu töten. Er schien blind für alles um sich herum, die Lust am töten vernebelte seine Sicht. Und Liam bewegte sich nicht. Er schien wie fest gefroren. Im nächsten Moment schnappte das Tier zu, doch Van hatte die beiden erreicht und stieß seinen Begleiter unsanft zur Seite. Mit einem Schrei, der durch Mark und Bein ging, rammte er sein Schwert bis zum Anschlag in die Brust des Biestes, das in zunächst verwirrt ansah, dann aufjaulte und schließlich in sich zusammen sank. Gerade noch konnte Van sein Schwert aus seinem Herzen ziehen, als er schon von der Flut mit gerissen wurde, wo er wenige Meter später in die Tiefen stürzte und zu Staub zerfiel.


Drei Stunden später
Van stieß seine Tasche in eine Ecke des Raumes und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen. Als Liam und er nach langem suchen endlich am Wagen angekommen waren, hatten sie diesen völlig demoliert vorgefunden. Die Höllenhunde hatten ihn komplett auseinander genommen und es hatte keine Change bestanden, noch damit zu fahren. Sofort hatte er seinen Onkel angerufen, doch Noah würde noch Stunden brauchen, um hier zu sein, außerdem hatte schwerer Regen eingesetzt und das würde die Anreise mit einem Ersatzauto erschweren. Also Van entschieden, dass sie einen Schlafplatz brauchten. Nach einem zweistündigen Fußmarsch hatten sie endlich ein kleines Hotel gefunden und hatten sofort eingecheckt. Da aller guten Dinge bekanntlich drei waren, hatte die Dame an der Rezeption ihnen auch noch eröffnet, dass nur noch ein Doppelzimmer frei wäre. Liam schien das gar nicht zu stören und Van war zu müde, um der Frau noch ein paar Gemeinheiten an den Kopf zu werfen.
Jetzt saß er da, mitten im Raum, sein Mantel war triefnass, er hatte nicht einmal die Chance gehabt, zu trocknen. Von ihrem eher unfreiwilligen Bad waren sie direkt in den nächsten Regenschauer gekommen und der Jäger sehnte sich nach einem trockenen Handtuch und einem warmen Bett. Liam hatte anscheinend die gleiche Idee gehabt, denn er schälte sich bereits aus seinem nassen T-Shirt. Gegen seinen Willen blieben Vans Blicke an seinem gut proportionierten Oberkörper und den Muskeln seines Sixpacks hängen. Dämonen wirkten oft so unwirklich, so, als wären sie nur Gespinste. Doch Liam war so real. Gerade noch konnte er sich zurück halten, um nicht den Arm nach dem Dämon auszustrecken. Verdammt. Er schalt sich selbst, versuchte, die Augen abzuwenden. Doch der Dämon hatte seine Blicke bereits bemerkt. Und er erwiderte sie. Von einem Moment auf den anderen war Van geil. Er wollte diesen Kerl, der da halb nackt nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Es interessierte ihn nicht warum, Sex war schließlich Sex. Er hatte langen keinen mehr gehabt, damit erklärte er sich die Geilheit.
Bedrohlich langsam stand er auf, ließ seinen Mantel zu Boden fallen, trat auf den Mann zu. Liam hatte sich nicht von der Stelle gerührt, er stand da, beobachtete jede Bewegung des Jägers. Der befreite sich von seinem Hemd, schlüpfte genüsslich aus der Lederhose. Dann blieb er nur Millimeter von Liam entfernt stehen, hob den Kopf und flüsterte ihm direkt ins Ohr.
„Wie wäre es mit einer kleinen Bezahlung dafür, dass ich dich für die nächsten Stunden die ganze Zeit an der Backe habe?“
Doch der Junge schien nicht eingeschüchtert, plötzlich packte er Vans Handgelenk und drehte ihm ruppig den Arm hinter den Rücken. Der Jäger war so überrascht, dass er sich nicht wehrte. Jetzt stand der Dämon direkt hinter ihm, hielt seinen Arm fest. Van konnte sein Lächeln beinahe fühlen.
„Wie wäre es mit einer kleinen Bezahlung dafür, dass ich dir ab und zu das Leben rette?“
Van war überrumpelt. Nie hätte er erwartet, dass dieser schüchtern wirkende Kerl so… dominant war. Und noch mehr irritierte es ihn, dass ihm diese Tatsache gefiel.
Als er keine Antwort gab, verschwanden die Finger von seinem Handgelenk, jetzt fuhren Hände über seinen nackten Körper, er war blank unter der Lederhose gewesen, wanderten seine Seiten hinab, während Liams Lippen seinen Hals liebkosten. Diese unerwartete Sanftheit ließ Vans Erektion wachsen. Er war es nicht gewohnt, zarten Sex zu haben, die Frauen, die er in Bars und Clubs abschleppte, nahm er hart ran, ohne Küssen, ohne Streicheln, ohne großes Vorspiel. Doch diese Berührungen machten ihn verrückt und er wollte den Dämon küssen. Noch eine Sehnsucht, die er von sich nicht kannte. Doch er machte sich keine Gedanken darüber, er wäre sowieso nicht in der Lage gewesen. Langsam drehte er sich um, hob die Finger hoch, um über die Wange des Dämons zu streichen. Wie weich seine Haut war, so warm.
„Oh… So wie du angekommen bist, dachte ich, du willst eine harte Nummer.“ Dieser Kerl wagte es doch tatsächlich, ihn ins lächerliche zu ziehen. Der würde sein blaues Wunder erle…
Van war nicht mehr in der Lage diesen Gedanken fortzuführen, denn plötzlich lagen Lippen auf seinen, weich, zart, so süß. Wann hatte er das letzte Mal geküsst? Waren es Monate, Jahre? Es war egal, jetzt küsste er und es gab nichts, nur diesen Kuss.
Sanft stupsten sich ihre Münder an, bis Van diese Zartheit nicht mehr ertragen konnte und seine Lippen öffnete, um Liams Zunge zu empfangen. Dieser ließ sich nicht lange bitten, sanft suchte seine Zunge nach der der Jägers.
„Er dürft mich nicht einmal spüren.“, schoss es Van durch den Kopf. Und doch war Liams Erektion unübersehbar.


In dem Moment, in dem ich Vans Sehnsucht nach Zärtlichkeit spürte, konnte mich nichts mehr aufhalten. Ich hatte den Jäger schon die ganze Zeit attraktiv gefunden, doch jetzt, wo er menschliche Züge zeigte, war er einfach nur noch begehrenswert. Ich hatte mich schon immer zu Männern hingezogen gefühlt, nein, zu Jungen. Es waren nur Jungen gewesen. Doch Van war ein Mann. Heiß, muskulös, erregend. Unser Kuss war mittlerweile in eine Knutscherei ausgeartet, doch diese schmeckte so süß, so unschuldig, dass sie nicht wirklich sein konnte. Als Van sich von mir löste, holte er mich damit in die Realität zurück. Meine Hand lag an seiner Wange, die andere an seiner Hüfte, während er seine Hände in meinen Nacken gelegt hatte, um mich näher zu sich zu ziehen. Jetzt musterte er mein Gesicht und ich konnte seinen Blick nicht deuten, er schien verwirrt, aber da war noch irgendetwas anderes.
„Ich weiß nicht, was es ist, aber bevor ich aus deinem Dämonenzauber erwache, nimm mich.“, die Stimme des Jägers war leise, ich konnte Angst mitschwingen hören. Und ich konnte seine Worte nicht glauben. Er wollte mit mir schlafen und ich sollte ihn nehmen. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Ich hatte schon ein paar Mal mit Kerlen geschlafen, doch das hatte ich noch nie getan. Ich war immer benutzt worden, war nie in einen von ihnen eingedrungen.
„Sorry, ich weiß auch nicht…“ Van schien langsam wieder in die Realität zu tauchen, doch ich hielt in mit einem weiteren Kuss davon ab. Vermutlich würde sein Verstand bald wieder einsetzten und ich wollte mir diese Chance nicht ungenutzt lassen. Er bot sich mir dar und ich würde seinen Wusch erfüllen. Als ich versuchte, den Knopf meiner schwarzen Jeans zu öffnen, kam er mir zuvor und schälte mich langsam aus dem nassen Stoff. Meine Boxershorts folgten, doch dieses Mal hatte Van den Blick abgewannt, er war errötet Mit dem Zeigefinger, den ich unter sein Kinn drückte, zwang ich ihn, mich anzusehen. „Du musst nicht tun, was du nicht willst.“, flüsterte ich, doch ich hoffte, dass er jetzt keinen Rückzieher machte. Erklären konnte ich mir sein Verhalten sowieso nicht. Die Vorstellung, dass dieser Kerl jemals in seinem Leben süßen Kuschelsex gehabt hatte, war einfach unrealistisch. Wie um wir zu beweisen, dass meine Worte unnötig gewesen waren, legte er seine Lippen auf meine, der Kuss war flüchtig, sanft ,als wären wir Kinder, seine Finger lagen an meiner Wange, sein linker Daumen an meinem Mundwinkel, während seine andere Hand meinen Bauch streichelte und unaufhaltsam nach unter glitt. Mit größter Mühe hielt ich ihn fest. Ich wollte, dass er mich dort berührte, aber nicht so. Erst schien der Jäger verwirrt, doch ich schon ihn sanft zum Bett, legte mich neben ihn. Wie von allein begannen unsere Hände, den Körper des anderen zu erkunden und mein Verstand wich mehr und mehr dem Gefühl, mich fallen zu lassen. Ich dachte nicht mehr nach, handelte nur noch, genoss Vans Wärme, seine Finger auf meiner nackten Haut. Zwar war unser Tasten noch immer sanft, doch mehr und mehr trat die Geilheit an die Oberfläche, unser Küsse wurden rauer, leidenschaftlicher, bis ich schließlich auf ihm zu liegen kam. Ich löste meine Lippen von seien, widerwillig, wollte ich diese Süße doch ewig auf meinen Lippen spüren, küsste sein Kinn, kehrte noch einmal kurz zu seinem Mund zurück und begann dann, mir eine Spur nach unten zu küssen, meine Zunge leckte über die weiche Haut, ich konnte den Körper unter mir fühlen, Van bebte. An seiner Brust angekommen legte ich meinen Mund auf einen der Nippel, umspielte ihn mit der Zunge, während ich mit einer Hand über den anderen strich, hinein zwickte, ich wurde mit einem Keuchen belohnt. Vans Erektion drückte sich hart gegen meinen Oberschenkel und ich musste lächeln. Während ich wieder seine Lippen küsste und jeden Zentimeter seines Mundes erforschte, begann ich ihn langsam zu massieren, Van stöhnte in meinen Mund, drückte sein Becken meinen Bewegungen entgegen. Ich achtete darauf, dass er nicht zu früh kam, wechselte immer wieder das Tempo, neckte ihn, bis ich es selbst nicht mehr aushielt. Ich wollte in ihm sein, meine Erektion pochte schmerzhaft. Ich kniete mich zwischen seine Schenkel. Da ich kein Gleitgel zur Hand hatte, verteilte ich einfach ein wenig Spucke in der Spalte und strich immer wieder über Vans Eingang. Der Muskel wurde unter meinen Fingern weich und ich wagte es, mit einem in ihn einzudringen. Sofort drückte der Jäger sich mir entgegen, sodass ich bald einen weiteren Finger, später einen dritten, hinzunahm. Erst als ich mir sicher war, dass mein Eindringen ihm keine Schmerzen bereiten würde, zog ich meine Hand zurück, brachte mich in Position und schob mich langsam in ihn. Mein Mund war zu seinem zurück gekehrt, ich küsste ihn sanft und flüchtig, legte meinen Kopf dann in seine Halsbeuge, während ich vorsichtig anfing, mich in ihm zu bewegen. Doch Van schien andere Pläne zu haben, er drückte sich mir entgegen, wollte mehr. Nur zu gerne erhöhte ich das Tempo, stieß tiefer in ihn.
Nur wenige Momente später überrollte uns ein nicht enden wollender Orgasmus und als er schließlich doch ein Ende nahm, sank ich auf Van zusammen, rutschte irgendwann aus ihm heraus und schlief in seinen Armen ein.

Van presste den nackten, schlafenden Körper, der auf ihm lag, an sich, schlang seine Arme um ihn. Er sog den tiefen, dunklen Geruch ein, genoss die Wärme. Dann wachte er auf. Was zur Hölle tat er da? War er nicht bei Sinnen? Nicht nur, dass er gerade mit einem Mann geschlafen hatte, sich von ihm nehmen hatte lassen, nein, jetzt lag er hier in den Armen dieses Mannes, eines Dämons und er musste sich gestehen, das er sich wohl fühlte. Doch etwas in ihm sträubte sich gegen diese Empfindung. So lange hatte er an diesem Panzer gearbeitet, der ihn vor Gefühlen schützen sollte, vor Schwäche. Schon als Kind war ihm bewusst gewesen, dass er sich nicht auf so etwas einlassen konnte, wollte er ganz und gar ein Dämonenjäger sein. Und obwohl er mit Liam nicht mehr als Sex gehabt hatte, wusste er, dass dieser Dämon dabei war, dein Schutzschild zu zerstören. Es klaffte bereits ein Riss in seiner Brust. Sanft, fast liebevoll schob er den schlafenden Körper von sich, stand auf und tapste ins Bad. Ohne Licht zu machen stützte er seine Arme an das Waschbecken und starrte sein Spiegelbild an, das aus der Dunkelheit auf ihn zurück blickte. Jahrelang hatte er jegliche Gefühle aus seinem Leben ausgeschlossen. Selbst Lust zu empfinden hatte er so gut wie möglich vermieden. Oft hatte er einfach nur mit Frauen geschlafen, damit er nicht während eines Auftrages Lust auf Weiberfleisch wurde. Seine Aufgabe als Jäger erlaubte keine Ablenkung und doch war sein Kopf voll von Bildern, die nichts mit Shadow zu tun hatten. Liams schönes Gesicht, als er gekommen war. Seine geröteten Wangen, die sich von der schneeweißen Haut abgezeichnet hatten. Van hatte nur einen kurzen Blick auf den Dämon geworfen, bevor er genussvoll die Augen geschlossen hatte, doch dieser eine Blick hatte sich in seine Gedanken eingebrannt.
Mit einem leisen Aufschrei knallte er seine Faust auf den Marmor, der Schmerz holte ihn zurück. Den Van, den er kannte. Den Killer. Den Gefühllosen. Den Van, den er gebrauchen konnte. Nicht dieser Kerl, der sich einbildete, plötzlich Sanftheit und Liebe zu wollen.
Er war zum töten ausgebildet worden, und genau das würde er tun. Er würde diesen verdammten Dämon aus seinem Bett werfen und sich dann am Morgen allein auf die Suche nach Shadow machen, diesen Bezwingen und dann auf seine nächste Aufgabe warten. So wie es immer war.
Beruhigt, sich wieder gefasst zu haben, drehte Van den Wasserhahn auf, klatschte sich eine Ladung Wasser ins Gesicht und kehrte dann in das Schlafzimmer zurück. Liam lag auf der Seite, die Beine angezogen, das Haar lag um ihn herum. Sein schönes Haar, in das Van so oft seine Finger vergraben hatte, die seidigen Strähnen, die auf seiner Haut gekitzelt hatten. Leise fluchte der Jäger. Beim näher kommen entdeckte er die Spuren seiner Lust auf der Hand und dem Bauch des Dämons. „So kannst du ihn auf keinen Fall vor die Tür setzten.“, schoss es ihm durch den Kopf, er kehrte ins Badezimmer zurück, reinigte mit einem Waschlappen zunächst seinen eigenen, dann den Körper des schlafenden Mannes. Dabei war er darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Als er fertig war, warf er den Waschlappen einfach zurück ins Bad und stellte sich vor das Bett. Liams Schlaf war so tief. Van selbst schlief nie viel. Er wachte oft auf, weil er glaubte, nicht allein zu sein. Im Schlaf glaubte er, ungeschützt zu sein und er hasste dieses Gefühl.
Van beugte sich über den Dämon um ihn zu wecken. Doch da war wieder dieses etwas in ihm, das er nicht kannte. Das Kind, das sich nach Liebe sehnte, nach Nähe. Er versuchte dagegen anzukommen, doch schließlich brachte er es nicht übers Herz, Liam einfach nachts im Regen auszusetzen. „Ich sag ihm einfach Morgen, dass er sich verpissen soll.“, beschloss Van in Gedanken und legte sich hinter den Mann ins Bett. Wie automatisch legte er seinen Arm von hinten um den warmen Körper, kuschelte sich dagegen, zog die Decke über sie beide und irgendwann schlief er ein.


Ich erwachte, als ich bemerkte, wie Van aus dem Bett stieg und im Bad verschwand, doch ich hielt meine Augen geschlossen. Er würde wohl einige Zeit für sich brauchen um zu realisieren, was er getan hatte. Ich kannte das Gefühl. Als ich das erste Mal einen Kerl geküsst hatte, war ich auch verwirrt gewesen, doch dann hatte ich festgestellt, dass es die ganze Zeit klar gewesen war, dass ich schwul war. Ich war vierzehn, als ich es zum ersten Mal aussprach. Ich hatte es meiner Mutter erzählt und sie hatte kein Problem damit gehabt. Da war sie die Einzige gewesen. Mein Vater hatte es als Schande gesehen, dass sein ältester und einziger Sohn auf Männer stand. In der Schule hatte ich mich mehr oder weniger unfreiwillig geoutet, ein Klassenkamerad hatte mich beim Gespräch mit einer Freundin belauscht und es sofort öffentlich gemacht. Seitdem waren der Unterricht und vor allem die Pausen die Hölle für mich gewesen. Schiefe Blicke, Beleidigungen, Handgreiflichkeiten. Meine wenigen Freunde hatten sich irgendwann abgewannt, weil sie es nicht ertrugen, ständig in meiner Nähe zu sein und dies alles miterleben zu müssen. Später hatten sie mich einfach nur noch mit Verachtung gestraft. Und Verachtung war etwas, mit dem ich gut umgehen konnte, sie tat nicht weh. Nicht zu sehr.
Aber was machte ich mir über mein Outing Gedanken? Van war vermutlich nicht mal schwul, vielleicht bi, oder er hatte einfach nur ausprobieren wollen, wie es war, mit einem Mann zu schlafen. Gut, er war Eindeutig geil gewesen, aber konnte ich mir sicher sein, dass er dabei nicht an jemand anderen gedacht hatte?
Meine Gedanken wurden durch die Rückkehr des Jägers unterbrochen. Er schien noch immer zu glauben, dass ich schlief, und ich wollte es dabei belassen. Ein Gespräch wollte ich weder ihm noch mir antun. Das hier war eine einmalige Sache gewesen, er würde, so wie ich glaubte ihn zu kennen, kein Wort mehr darüber verlieren. Ich konnte das leise Tapsen seiner Füße hören, die sich wieder entfernten und nach einer Zeit zurückkehrten. Dann spürte ich etwas Feuchtes, Warmes, Weiches an meinem Bauch und der Hand. Er reinigte mich von den Spuren unserer gemeinsamen Nacht. Ich konnte nicht umhin, dass niedlich zu finden, selbst wenn ich wusste, dass eine Dusche wohl das beste gewesen wäre. Ich konnte das klatschende Geräusch hören, als der Waschlappen in hohem Bogen auf die Fließen des Badezimmerbodens fiel. Noch immer wagte ich es nicht, die Augen zu öffnen, doch ich konnte Vans Zögern spüren. Ich an seiner Stelle hätte ich auch nicht gewusst, was ich tun sollte.
Da spürte ich, wie er sich hinter mich legte. Er zog die Decke über uns und legte seinen Arm um mich. Das hätte ich als letztes erwartet. Das Bett war doch breit genug, dass er sich mit der andren Decke auf die andere Seite hätte legen können. So aneinander geschmiegt schliefen wir schließlich ein.

Finger, die über meine Brust, die Schultern und meinen rechten Arm hinab fuhren, mich sanft streichelten, weckten mich am nächsten Morgen. An meinem Handgelenk blieben sie liegen, ich konnte Vans Blick auf meine Narben beinahe spüren. Als ich die Augen öffnete, erkannte ich, dass er noch immer hinter mir lag, sich jedoch leicht über mich gebeugt hatte und verschlafen meinen Körper musterte.
„Wieso hast du dich umgebracht.“ Diese Worte waren wie ein Schlag. Doch ich merkte, dass er sie sofort bereute.
„Tut mir Leid, ich wollte nicht…“, er stockte. Ich hatte nie über meinen Tod geredet, über meine Gründe, doch jetzt wo seine Worte im Raum standen, hatte ich irgendwie das Bedürfnis dazu. Ich schloss die Augen, schmiegte mich näher an ihn und erzählte meine Gesichte.

Ich war gerade sechzehn gewesen, ein Außenseiter in meiner Schule. Wieso alle so ein Problem mit meiner Homosexualität hatten, wusste ich damals nicht. Ich konnte es auch heute noch nicht verstehen. Und trotzdem hatte ich sie damals einfach akzeptiert, ich hatte nie versucht, mich gegen meine Neigungen zu wehren. Für mich war es normal so wie es war. Doch ich erntete nur Spott und Hass. Im Lauf der Jahre fingen die Jungen an, mich einfach zu ignorieren, doch ich bekam hässliche Briefe, wurde als Schwuchtel beschimpft. Doch die ganze Zeit wusste ich, dass es anderen Schwulen nicht anders ging und ich es akzeptieren musste. Mit den Mädchen verstand ich mich eigentlich ganz gut, doch sie wollten nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden, weil jeder, der mit mir zu tun hatte, sofort auch auf die Außenseiterliste gestellt wurde.
Was wirklich schlimm war, war der Hass, den mein Vater mir entgegen brachte. Er zeigte mir zu deutlich, dass ich es nicht mehr Wert war, sein Sohn zu sein. Unwürdiger Schwanzlutscher war noch eine der nettesten Beleidigungen gewesen, die ich über mich ergehen hatte lassen müssen, sobald er mich sah. Selbst meine Großmutter, meine heiß geliebte Oma kam nicht mehr zu Besuch und wollte mich nicht mehr in ihr Haus lassen. Oft hatte ich deswegen geweint. Hatte ich doch die liebsten Menschen meines Lebens verloren, grundlos. Ich konnte mich nur noch wage an das Lächeln meines Vater erinnern, solange hatte ich es schon nicht mehr gesehen. Nur das gute Verhältnis zu meiner Mutter hielt mich davon ab, einfach zu gehen. Und meine süße, kleine Schwester, die ich über alles liebte. Mein blonder kleiner Engel. Sie hielten zu mir, meine Mädels. Bis mein Vater abends von der Arbeit heim kam, quatschten wir, gingen in die Stadt, spielten Brettspiele, ein ganz normales Familienleben eben. Doch Punkt halb acht verschwand ich in mein Zimmer. Dann hatte ich unten nichts mehr verloren, wenn ich mir keine Beschimpfungen anhören wollte. Ja, das war das Beste gewesen, ihm einfach aus dem Weg gehen. Ich ging so gut wie jedem aus dem Weg. In der Schule, in der Familie, in der Nachbarschaft.
Kurz nach meinem sechzehnten Geburtstag kam ich mit meinem ersten Freund zusammen, ich hatte im in einem Jugendtreff für Schwule kennen gelernt. Er war kleiner gewesen als ich, durchtrainiert, schön. Mit ihm war ich jede Woche ins Fitnessstudio gegangen und ich setzte dies auch fort, als ich auf ziemlich schmerzhafte Weiße erfahren musste, dass er mich betrogen hatte. Die wenigen Bettgeschichten, auf die ich mich einließ, ließen mich meine erste große Liebe natürlich nicht vergessen.
Und dann geschah das, was mein Leben aus den Fugen riss, all den Schmerz, den ich erlebt hatte, in den Schatten stellte. Meine Mutter starb. Man hatte nicht bemerkt, dass sie Krebs hatte und sie war einfach so gestorben. Für mich brach eine Welt zusammen. Von einem Tag auf den Nächsten war das einzige, was mir geblieben war fort. Die ersten Wochen ließ ich niemanden an mich heran, nicht das jemand versucht hätte, mich zu trösten. Erst jetzt wurde mir meine Einsamkeit wirklich bewusst. Wir litten nicht gemeinsam sondern jeder für sich, nur meine vierjährige Schwester, die noch nicht zu begreifen schien, was passiert war, kam ab und zu und schlang ihre dürren Arme um. Und eines Tages entdeckte ich sie, die blauen Flecken an ihrem Arm, den Schultern. Mein Vater hatte zu trinken angefangen, schon nach wenigen Wochen seinen Job verloren, aber das er wagte, Emma zu schlagen ging zu weit. Von diesem Tag an stellte ich mich ihm immer in den Weg, wenn er die Hand gegen sie erhob. Ich arbeitete neben der Schule, ging einkaufen, brachte sie in den Kindergarten, tat alles, was mein Vater eigentlich hätte tun sollen. Und doch erwischte er sie nur all zu oft, schlug ihr den Rücken wund, oft musste ich sie krankmelden, weil sie mit blauen Augen unmöglich aus dem Haus gehen konnte. Sie weinte oft, verstand die Welt nicht mehr. Gab sich die Schuld für das Verhalten unseres Vaters.
Bald zogen wir aus unserem gemütlichen Einfamilienhaus in eine kleine Mietswohnung, wo ich meinem Vater nur all zu oft begegnete. Er war den ganzen Tag betrunken, hob wegen jeder Kleinigkeit die Hand gegen uns. Immer mehr wurden unsere Körper geschunden und ich wusste, dass der zarte Leib meiner Schwester es nicht mehr lange aushalten würde. Und ich wusste, wie ich sie retten konnte.


Ich konnte in Vans Gesicht lesen, dass er es begriffen hatte. Ich hatte mich selbst getötet, damit jeder das Leid in dieser Familie sehen konnte, damit jeder begriff, wie schlecht es uns ging. Und damit man meine Schwester aus den Händen dieses Mannes befreite. Doch das war noch etwas in seinem Blick, dass ich nicht deuten konnte.
„Ich weiß, dass du mich jetzt für einen Schwächling hältst, weil ich nicht die Kraft hatte, bei ihr zu bleiben.“
Der Jäger starrte mich an. „Halts Maul.“, knurrte er. Wie konnte er es wagen?
„Hey, ich weiß, das war nur ein Fick und wir brauchen, um zusammen zu arbeiten keine Freunde zu werden, aber wenn es dich nicht interessiert, dann frag das nächste mal nicht.“, zischte ich zurück, befreite mich aus seinen Armen und verschwand im Bad. Eine Dusche hatte ich jetzt dringend nötig.


Liams Gesichte hatte Van bewegt. Der Dämon hatte wirklich einiges über sich ergehen lassen müssen. Dieser Mann war ein Held, stark genug für jemanden, den er liebt zu sterben. Der Jäger konnte nicht umhin, das zu bewundern. Der Einzige, für den er gestorben wäre, war Ben gewesen. Doch sein Cousin war tot, getötet von Shadow.
„Ich weiß, dass du mich jetzt für einen Schwächling hältst, weil ich nicht die Kraft hatte, bei ihr zu bleiben.“ Liams Worte rissen ihn aus seinen Gedanken. Wie kam der Kerl nur darauf? Ein wenig salopp wollte er ihn zum schweigen bringen, doch Liam bekam sein „Halts Maul“ wohl in den falschen Hals. Mit einem wütend zischen befreite dieser sich aus Vans Armen und verschwand im Bad. Wenig später konnte man die Dusche rauschen hören. Mein Gott, wie konnte man nur so zickig sein? Doch eigentlich war es Van ganz recht so. Dann brauchte er dem Dämon nicht mehr klar machen, dass dies nur, wie Liam so schön gesagt hatte, ein Fick gewesen war, nicht mehr.
Nachdem Van im Speisesaal gefrühstückt hatte, kehrte er auf das Zimmer zurück. Es war leer. Der Jäger rief Noah an. Sein Onkel erklärte ihm, dass es mit dem Ersatzauto Schwierigkeiten gab, und das schlechte Wetter die Anreise verzögerte. Das auch noch. Ehrlich gesagt hatte sich Van keine Gedanken darüber gemacht, wie er dem Dämon unter die Augen treten sollte, er hatte gehofft, ihn erst im Wagen wieder zu sehen und dann so tun zu können, als wäre nichts passiert. Aber gut, dann würde er eben hier warten müssen, was soll’s. Er würde nicht mehr über diesen Kerl nachdenken, sein Auftrag zählte. Nur allein deswegen war es wichtig, dass das Auto ohne Verzögerung hier ankam. Vielleicht würde eine Dusche ihn ja zur Vernunft bringen. Hastig ging er ins Badezimmer, riss sich die Kleidung vom Leib und stellte sich unter das Wasser, .das hart und kalt auf seinen Körper prasselte. Liams Finger auf seiner Haut waren so warm gewesen, so weich und sanft.
Mit einem Knurren rammte er eine Faust gegen die geflieste Wand und der Schmerz holte ihn zurück ins Jetzt. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst. Warum war er gestern Nacht nicht konsequent gewesen und hatte den Dämon einfach hinausgeworfen? Dann würde er jetzt nicht an solche Dinge denken.
Es war nicht der Gedanke daran, einen Mann zu lieben, es war der Gedanke, überhaupt jemanden zu lieben, der ihm Angst machte. Seit Bens Tod hatte er keinen mehr an sich heran gelassen und doch hatte er das Gefühl, das Liam ihn besser kannte, als sonst jemand. Davor hatte er schiss.


Nachdem ich geduscht hatte, schlüpfte ich in meine schwarze Jeans und stellte mich auf den Balkon. Der Regen, der schon die ganze Nacht gegen die Fensterscheiben geklopft hatte, hatte sich verzogen, doch in ein paar Kilometern Entfernung waren dunkle Gewitterwolken am Himmel zu sehen. Ich fragte mich, wo Noah blieb. Er hatte gestern Nacht geschworen, noch im selben Moment loszufahren. Wir brachten dringend einen fahrbaren Untersatz, denn Shadow würde ja bestimmt nicht auf uns warten. Ich kannte zwar nur wenige Details des Auftrags, doch ich ahnte, dass wir uns lieber beeilen sollten. Von Vans Onkel hatte ich erfahren, dass der Dämonenfürst schon seit Jahren auf der Erde war, er hatte seinen Auftraggeber getötet und dessen Gestalt angenommen. Van suchte schon seit Ewigkeiten nach ihm, doch nun kannte er das Versteck des Dämons.
Doch es war weniger Shadow, über den ich mir Gedanken machte, meine Schwester war es. Jetzt, da ich mit Van über sie gesprochen hatte, spukte sie wieder in meinem Kopf herum. Was war aus ihr geworden? Ich war schon einige Jahre tot, wie alt war sie jetzt, wo lebte sie? Musste sie vielleicht sogar noch unseren Vater über sich ergehen lassen? Hatte ich ihr mit meiner Feigheit vielleicht mehr geschadet als geholfen. Fluchend verbannte ich diese Gedanken. Ich konnte es nicht ändern, und ich konnte auch nicht zu ihr, um ihr zu helfen
Ich zündete mir eine Zigarette an, obwohl ich nicht einmal den Rauch in meinen Lungen spürte. Ich hasste es. Das ich einmal das Streifen des Windes in meinem Haar oder das Gefühl von Wasser auf meiner Haut vermissen würde, hätte ich nie für möglich gehalten. Doch jetzt, wo ich nichts mehr spürte, nichts außer der Berührung eines einzigen Mannes, wollte ich sogar das Jucken eines Mückenstiches zurück.
Ich fluchte beim Gedanken an Van und lehnte mich gegen die raue Wand. Ich hätte nichts von ihm erwarten sollen nach der letzten Nacht, rein gar nichts. Und doch sehnte ich mich nach ihm. Wieder fluchte ich. Wieso verschenkte ich mein Herz immer so schnell? Nach nur einer Nacht?
Ich musste eine halbe Ewigkeit dort draußen gestanden und gegrübelt haben, denn inzwischen musste es beinahe Mittag sein. Hunger plagte mich eigentlich keiner, dennoch beschloss ich, nach unten zu gehen. Ich ging ins Bad, wollte nur mein T-Shirt holen, als Van mit einem Handtuch um die Hüften aus der Dusche trat. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass er schon zurück war.
Ich konnte nicht anders, als ihn mit meinem Blicken zu verschlingen. Zwar war ich auch gut gebaut, aber Vans Bauchmuskeln schienen aus Marmor zu bestehen, jede seiner Muskeln war gut unter der zart gebräunten Haut zu sehen. Seine Brust war ein Traum und ich fragte mich, wie lang er für so einen geilen Körperbau trainiert haben musste.
Da standen wir nun, ich zerknautschte das T-Shirt in meinen Händen, und starrten einander an.
„Hast du genug gesehen?“, hörte ich ihn sagen, doch seine Stimme strafte seinen groben Worten lügen. Er klang irgendwie unsicher, verzweifelt. Im nächsten Moment war ich bei ihm, meinen Mund nur wenige Zentimeter von seinem Ohr entfernt.
„Gesehen ja…“, flüsterte ich und strich mit den Händen über seine Brust und drückte schließlich meine Lippen auf seinen Mund. Oh Gott, ich wollte dieses Gefühl behalten, etwas zu spüren. Ich wollte ihn nicht wieder loslassen.
Ohne den Kuss zu unterbrechen dirigierte ich ihn in die Dusche zurück, drängte ihn gegen die Wand. Ich hatte Gegenwehr erwartet, hatte vermutet, er würde mich von sich stoßen, doch Vans Arme legten sich wie von selbst um meine Hüften. Begierig, ihn ganz zu spüren, riss ich ihm das Handtuch vom Leib, vergrub meine Hände dann in seinem weichen, nassen Haar und zog ihn näher an mich. Meine Zunge drang in seinen heißen, feuchten Mund ein, wir küssten uns atemlos. Als ich mich von seinen Lippen löste, gab er ein unzufriedenes Knurren von sich. Ich musste grinsen, kehrte noch einmal für einen endlosen Kuss zu seinem Mund zurück.
„Gespürt noch nicht.“
Van hatte die Augen geschlossen, und als ich begann, Küsse auf seinem Kinn, dem Hand und dem Schlüsselbein zu verteilen, viel sein Kopf in den Nacken und er krallte sich an dem Bund meiner Jeans fest.
Plötzlich spürte ich seine Hand in meiner, sanft strich sein Daumen über meine Handfläche, zog zärtliche Kreise. Verwirrt sah ich ihn von unten aus an, in diesem Moment packte der Jäger mich am Nacken, führte meine Lippen zu seinen zurück, seine Zunge empfing die meine sehnsüchtig. Ich musste lächeln, löste mich nach einer Weile wieder von ihm und zog ihn mit mir, seine Finger mit meinen verschränkt. Das hier würde kein Quickie in der Dusche werden, dass war mir klar. Im Schlafzimmer angekommen, setze ich mich aufs Bett, ohne seine Hand loszulassen und sah zu ihm auf. Van stand vor mir und ich verlor mich in der Tiefe seiner Augen. Langsam, vorsichtig, als wäre er ein wildes Tier, dass es nicht zu erschrecken galt, löste ich meine Hand aus seiner, begann mit den Fingern an seinen Seiten auf und ab zufahren, seine Muskeln nachzuzeichnen. Als ich meinen Lippen auf seinen Bauchnabel legte, mit der Zunge Kreise darum herum zog, stöhnte Van auf, vergrub seine Hände in meinem Haar. Inzwischen war seine Erektion nicht mehr zu übersehen. Ich küsste mich nach oben, fuhr mit der Zunge über einen Nippel, spielte damit, während sich meine Hand um seine Männlichkeit legte, ihn zu reiben begann. Der Jäger sank auf die Knie und ich ließ mich mit ihm nach hinten fallen. Jetzt hockte er auf meinen Hüften, die Arme rechts und links neben meinem Kopf abgestützt.
„Du machst mich verrückt, mit deinem Höllenkörper.“

Als Liam dort unter ihm lag, konnte Van nicht anders, als ihn zu küssen. Er spürte die Finger des Dämons überall auf seinem Körper, obwohl dieser in nicht einmal berührte. Er sehnte sich so sehr nach Erlösung und doch wünschte er, dieses sanfte Spiel zwischen ihnen würde nie enden. Es schien, als würde das Loch, das es in seinem Leben gab, gefüllt werden, nur durch die Nähe dieses Mannes.
Dieses Mal war es an ihm, die Führung zu übernehmen, er wollte Liam die gleiche Freude bereiten, die er auch erfahren hatte. Langsam rutschte er von Bett hinunter, sodass er nun auf dem Boden zwischen Liams Schenkeln saß. Er knöpfte die Jeans auf und Liam hob das Becken, damit er sie von seinen Beinen streifen konnte. Seine Erektion sprang Van beinahe ins Gesicht und ohne zu überlegen, stülpte dieser seinen Mund darüber. Er hatte so etwas noch nie getan, doch er schien es gar nicht so falsch zu machen, denn Liam stöhnte laut auf, verkrallte seine Hände in der Matratze.
Van mochte seinen herben, männlichen Geruch, seinen Geschmack. Und er mochte das Gefühl, wie Liam in seinem Mund härter wurde. Er konnte sprichwörtlich nicht die Hände von ihm lassen.
Irgendwann spürte er Liams Hände in seinem Haar und er wurde nach oben gezogen.
„Wenn du so weiter machst, ist es gleich vorbei.“, keuchte der Dämon und Van drückt einen Kuss auf seine süßen Lippen. Wie hatte er nur Zweifel an der Sache zwischen Liam und ihm haben können? Er wusste nicht, was es war, was er da fühlte. Es fühlte sich richtig an.
„Nimm mich endlich.“, die Stimme des Dämons schien ungeduldig, voller freudiger Erwartung und Van erstarrte. Er hatte schon oft Frauen genommen, mehr als er zählen konnte, aber noch nie einen Mann.
Dennoch wollte er es in diesem Moment mehr als alles andere. Seine Finger fanden Liams Eingang, massierten ihn, bis schließlich ein Finger in ihn glitt. Schon bald folgte ein zweiter, Van führte sie immer wieder in den Dämon ein und zog sie dann wieder zurück. Schließlich glaubte er, es nicht mehr auszuhalten und auch Liam schien kurz davor zu kommen. Mit einem Blick in die grünen Tiefen seiner Augen versicherte sich der Jäger dessen, was er gleich tun würde. Zögernd legte er sich Liams Beine auf die Schulter und langsam drang er in den Kerl ein. Die heiße Enge, die ihn daraufhin umschloss war umwerfend. Dieses Gefühl war so viel schöner, als er es sich vorgestellt hatte und löschte sogleich alles denken aus. Instinktiv zog er sich fast ganz aus Liam zurück und stieß wieder tief in ihn. Langsam kamen seine Stöße und sie brachten ihn an den Rand des Wahnsinns. Seine Hand griff nach Liams Schwanz und rieb ihn im selben Rhythmus. Als er spürte, wie es dem Dämon hoch stieg, stieß er noch drei oder viermal zu, dann ergossen sie beide sich mit einem leisen Aufschrei und Van sank auf Liams Brust und schmiegte sich an ihn.

„Liam?“, die Stimme des Jägers war leise, fast ängstlich. „Darf ich das jetzt immer tun?“
Ich musste grinsen. „Immer.“ Auch er lächelte. Ja, er würde mich jedes Mal nehmen dürfen, dass war mir sowieso lieber. Und allein die Tatsache, dass er wieder mit mir schlafen wollte, freute mich sehr.
Ich drückte einen Kuss auf seine Lippen, verlor mich in der endlosen Süße seines Mundes. Dann schob ich ihn ein Stück von mir herunter und stand auf. Sein Blick schien verwirrt, doch ich streckte die Arme nach ihm aus.
„Wir müssen uns ein bisschen sauber machen.“ Er ergriff meine Finger, ich half ihm auf die Beine und zog ihn mit in die Dusche. Da standen wir, küssend, während das Wasser die Samenreste von unseren Körpern spülte.
„Weißt du, dass du diese göttlichen Haare nie abschneiden darfst?“, ich vergrub meine Finger in den blonden Strähnen.
„Das hat Ben auch immer gesagt.
Über das Gesicht des Jägers huschte ein Lächeln, dann wurde sein Blick traurig.
„Wer ist Ben?“ Hatte er schon einmal einen Mann gehabt?
„Mein Cousin.“, Van drehte sich um, verließ die Duschkabine und griff nach einem Handtuch. „Eigentlich war er wie ein Bruder für mich Er war mein Leben. Seit seinem Tod… es gab nie jemand anderen in meinem Leben als ihn. Und als er starb, hab ich mir geschworen, dass es so bleiben würde. Ich kann nicht Jäger sein und gleichzeitig…“
Er brach mitten im Satz ab, sah mich an und starrte dann zu Boden.
„Hast du ihn geliebt?“
Vans Kehle entfloh ein Knurren. „Ich bin doch keine Schwuchtel.“
Ich wollte ihm gerade widersprechen, als der Jäger erneut zu sprechen anfing.
„Tut mir leid. So meinte ich das nicht. Es ist nur…Er war mein Cousin. Ich hätte ihn doch nicht lieben können. Ich hätte ihn doch nur wie einen Bruder lieben können.“
„Und selbst wenn da mehr Gefühle von deiner Seite aus waren, macht dir niemand einen Vorwurf.“
Zärtlich strich ich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht.
„Du solltest auch wissen, dass ich das heute Morgen nicht so gemeint hab. Ich wollte dich nicht anschnauzen. Ich halte dich nicht für einen Schwächling. Du bist ein Held. Du bist stark genug, für jemanden zu sterben, den du liebst. Das… Das ist alles andere als schwach.“
In diesem Moment fühlte ich etwas Warmes an meinem Herzen, das sich langsam in meinem ganzen Körper ausbreitete.
„Danke. So habe ich das noch gar nicht gesehen.“
Dieses Mal war er es, der mich küsste, zunächst sanft, doch dann wurde sein Kuss fordernder, er drängte mich gegen die Wand. Auf in eine neue Runde.


Noah zog die Kapuze tiefer ins Gesicht. Es regnete noch immer wie aus Eimern und er hatte Mühe gehabt, überhaupt vorwärts zu kommen. Doch schon jetzt wusste er, dass sie Shadow verpassen würden. Die zwei Tage, die sie sich für diesen Auftrag Zeit gelassen hatten, waren sowieso schon zu gut bemessen gewesen und jetzt, da die Höllenhunde nicht mehr zu ihrem Herren zurückkehrten, wusste der Fürst bescheid. Van war ein begnadeter Kämpfer, ein trickreicher Jäger, und doch war Shadow vielleicht eine Nummer zu groß für ihn, für sie alle.
Sie brächten mehr Geld, bessere Waffen, schnellere Fahrzeuge. Doch sie arbeiteten im Untergrund, verborgen vor allem. Keiner der Menschen wusste, dass er sein Leben Van verdankte. Aber darüber konnte Noah jetzt nicht nachdenken. Sie hatten keine Zeit. Er hastete über den Parkplatz, betrat die Eingangshalle des kleinen, aber sehr noblen Hotels. Van hatte ihm die Zimmernummer mitgeteilt und so begab er sich eilig in den zweiten Stock.
Als er klopfte, öffnete ihm niemand. Noah war verwirrt, hatte er im Speisesaal doch weder Van noch Liam gesehen. Erneut hämmerte er gegen die Tür, endlich hörte er Schritte.
„Einen Moment.“, hörte er den Dämon sagen, dann öffnete dieser die Türe einen Spalt breit. Er trug nichts außer einer Jeans, die er sich, wie es schien, nur schnell angezogen hatte. Sein Haar war nass.
„Noah.“, es schien, als hätte man ihn nicht erwartet. „Kommen sie rein. Van duscht noch.“


Es war mir furchtbar peinlich, dass Noah gerade in diesem Moment kam. Ich war mir sicher, dass meine Lippen noch geschwollen von unseren Küssen und mein Haar zerzaust von Vans Fingern waren. Und Noah schien wirklich sauer zu sein. Er hatte vermutlich erwartet, dass wir schon zum gehen bereit waren, wenn er kam.
„Jungs? Was soll das?“, fragt er, als Van aus dem Bad trat, mittlerweile angezogen. Trotzdem lag es auf der Hand, dass er uns bei etwas unterbrochen hatte.
„Ich zieh mich an.“, mit diesen Worten verschwand ich im Schlafzimmer. Dort schlüpfte ich in ein T-Shirt, zog meine Stiefel an und schmiss alles, was noch herum lag, in unsere Reisetaschen, die wir noch aus dem Wagen gerettet hatten.
Dann konnte ich sie streiten hören. Eigentlich schrie Noah, Van stand ihm schweigend gegenüber, kein Muskel in seinem Gesicht zuckte auch nur.
„Ist ja gut, dass du damit nicht klar kommst, das ich ihn dir als Beschützer zur Seite gestellt habe, aber musst du ihn, um zu beweisen, dass er dir nicht überlegen ist, vögeln?“ Ich zuckte zusammen. Um zu beweisen, dass er dir nicht überlegen ist. Kannte Noah seinen Neffen nicht am besten? Wenn er sagte, dass das der Grund gewesen war, warum Van mit mir geschlafen hatte, dann musste das wohl stimmen.
„Du wirst dir solche Ablenkung nicht mehr erlauben, hast du mich verstanden?“
Eine Tür knallte, dann war es still.
Ich trat in den Vorraum. Noah stand dort, sein Blick war Wütend und voller Sorge.
„Es tut mir leid, ich hätte es nicht soweit kommen lassen dürfen.“
Mit diesen Worten schob ich mich an ihm vorbei nach draußen und folgte Van zum Wagen.


Impressum

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Tag der Veröffentlichung: 29.04.2011

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Widmung:
Ich widme dieses Buch der einzigen, die immer zu mir steht. jule

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