Cover




Liebe Leser,



vor Ihnen liegt der 5. Band der Gedankenschmiede.
Diesmal haben sich die Autoren lyrisch mit Bildern von
Gerhard Bukowski auseinandergesetzt.
Begleiten Sie uns auf einem poetischen Spaziergang
durch die Straßen einer Stadt, vorbei an Türen, Fenstern
und Fassaden.

Die Autoren wünschen Ihnen viel Freude an diesem
außergewöhnlichem Werk.





Vorwort


von
Gerhard Bukowski


DORF :

hinter verschlossenen TÜREN

gellt manch stummer schrei

in finsteren dörfern –

kein friede sei…


STADT :

im gleiss - mancher FENSTER –

putzsauber & glatt

findet mobbing in schule

und arbeitsplatz statt…


HAUS :

TÜR bedeutet abschluss – mein reich – meins

sofern sie kein unbefugter erbricht

FENSTER ist öffnung –

für trauer und licht…




Die Tür



Es war an jenem schönen Tage,
als wir das erste Mal
in unserm neuen Haus
gemeinsam aufgewacht.
Es sollte unsern Kindern
eine Heimat werden.

„Hier geh ich nie mehr raus“
hast du gesagt,
„bis zu dem Tag,
an dem auf einer Trage
mich jemand trägt
durch diese Tür hinaus.“

Wir ahnten beide nicht,
wie nah der Tag schon war,
an dem sie dich hinausgetragen.

Ich hab allein gekämpft,
dann Jahr um Jahr
um unsrer Kinder Vaterhaus.
Bis ich den Kampf verlor.
Da ging auch ich, allein,
zum letzten Mal
durch diese Tür hinaus.



© Alke Bolte










Als die Tür aufging




Es klopfte, eher sanft,
nicht drängend oder gar mit fordernd Kraft,
wie eigentlich von ihr erwartet,
beinah gefürchtet mit jeder Herzensfaser.




Es war ihr, als ob ihr Zeit bliebe
ein wenig nur,
um einmal noch sich umzudrehen,
einmal noch hinter sich zu sehen,
obwohl doch nichts geändert werden würde,
nein,
sie konnte oder wollte es
letztendlich nicht.

So ging sie dann zur Tür,
nicht, wie erwartet, mit schleppend Schritt,
nein, ein Lächeln zog über ihr Gesicht,
fast lief sie noch das letzte Stück.

Zwar zeigte dunkles Antlitz er,
doch Angst, nein Angst war nicht
an seiner Seite...

Komm nur herein und sei Willkommen mir.
Ich bin bereit zu gehen.
Mein Leben hab ich gern gelebt
und hinterlasse Spuren,
bin nicht umsonst gewesen.

So ging er Hand in Hand mit ihr,
zur nächsten Tür....




© Nadja Close








Hochhauslichter



Nachtblaue Blicke
über den Glasfassaden.
Noch träumt dort der Tag.

Ein schwarzer Flügel,
schwingend in sanften Klängen.
Chopin ist zu Gast.

Im Saal nebenan
wiegen sich junge Paare
im Mitternachtsblues.

Und hoch unterm Dach
flirtet ein himmlisches Blau,
Spiegelfacetten.




© Ingrid Herta Drewing




Vor deiner Tür




Das lange Warten vor deiner Tür
wie ein Brett vor dem Kopf haben
das lange Warten vor deiner Tür
mit offenen Augen

Warten, dass du entgegenkommst
auf den Moment der Entblößung
warten, dass die Tür aufgeht
vor meinen Augen

Der lange Touch vor deiner Tür
apart und süß wie Mandelkuchen
das Mandelöl auf meiner Haut
und wieder du

Der Mandelduft aus meiner Haut
herausgekommen, vor den Augen
die du auf mich hingelegt hast
vor deinen Augen






Vor der Tür, der lange Touch
wie bei einem Wiedersehen
nach einer furchtbar langen Zeit
des Wartens

Wartend vor der Tür
und aufgeregt das erste Mal
vor deiner Tür auf deine Liebe
in meinem Leben.


© nicoletano





Geteilt



Du lädst mich ein, stehst offen mir -
ein lichtgetränktes Hoffnungstor
aus starkem Holz, des Hauses Zier.


Doch - spielst du mir Theater vor?
Denn halb nur trifft der Sonnenstrahl,
brichst damit dein Versprechen.
Die Freude wird mit einem Mal
an deinem Schatten brechen.
Wo eben noch der Fuß sich eilte,
der Geist sich schon willkommen wähnte,
im Schutz der Mauern weilte
und nach Geborgenheit sich sehnte,
da halt ich inne, bleibe stehen.
Mein Kopf geplagt von Zweifeln nun,
verhindert Angst ein Weitergehen.
Ich weiß nicht mehr, was soll ich tun?
Umarmt von festem, rauem Stein
verharrest stolz du Jahr um Jahr.
Du lässt nicht einfach jeden ein,
wehrest ab all´ drohende Gefahr.
Ein Schritt nach vorn, einer zurück,
erwäge ich doch einzutreten,
vertraue auf ein wenig Glück
auf dass ich nicht bin ungebeten.


© henriettej.




Stückcken Himmel




Ein Stückchen Himmel nur,
und fast mag es scheinen,
als wollen Mauern
mich erdrücken,
so bedrückend
engen sie mich ein.
Das kalte Blau blendet.
Einzig das Grau,
unterbricht meine
innere Enge.
Die Fenster,
in ihrer schmalen Vielfalt
öffnen ein wenig
das Verschlossene,
dass mich einschnürt
und mir die Luft
zum Atmen nimmt.

© vielleser9











TRENNUNG




Auf der Treppe liegt sein Hemd
und die Tür zu unsrem Schlafzimmer ist zu.
Im Flur liegt seine Jeans
und vor der Tür Dein rechter Schuh.

Ich stehe unten am Absatz
und träume von den Tagen,
als es meine Klamotten waren,
die vor der Türe auf dem Boden lagen.



© Patrick Dickers






Rose des Lichts


Sie scheint zu sagen:Kehr ein bei mir
und schließ die Pforte hinter dir.
Hier ist der Frieden, hier ist Ruh.
Und auch die Liebe findest du.

Sie ist von lieblicher Gestalt,
Rosette, tausend Jahre alt.
Ein Bild der Schönheit , Harmonie.
Nicht Zeit noch Wetter brachen sie.




In Stein gemeißelt, feinster Stern,
kein Element wird sie zerstörn.
Ein Lufthauch mit der Rose spielt.
Die Blüte sich im Regen kühlt.

Der Wind summt zarte Melodie,
das Tageslicht durchflutet sie.
Durch die Scheiben rieselt Licht,
das in tiefes Dunkel bricht.

Es wandert über Wand und Stein,
und hüllt den Gast in Wärme ein.
Es ist, als ob sie zu mir spricht,
mit ihrem Regenbogenlicht.

Und legt die Sonne rot sich hin,
dann leuchtet warm die Kuppel drin.
Ich liebe diese Rose sehr.
Drum komm' ich immer wieder her.



© Marlies Kühr




Vergessen



Abgestellte alte Tür
Zerfressen von Zeit
Das Holz wurmstichig
Das Eisen verrostet
Irgendwo vergessen

Einst voller Achtung
Mit Bedeutung beladen
Mächtig erbaut
Und großem Stolz
Erhabenen Hauptes

Nichts ist übrig
Vergessene Zeiten
Bedeutungslosigkeit
Irgendwo im Dickicht
Des Stadtdschungels

Wie lange noch
Wirst du existieren
Bis auch Du landest
Auf dem Müll
Der Geschichte


© Rene Deter







DEIN INNERES REICH




Durch dieses Tor musst Du gehen,
um der Mysterien zu verstehen.
Aufgaben werden Dir gestellt,
zu gehen den Weg der Wahrheit -
vom Schatten ins Licht der Welt.

Tief im Innern dieses Tor erwartet Dich!
Stufe für Stufe,
Schritt für Schritt,
führt Dich hinab
ins Tal der Stille,
hinab ins Tal des Schattens,
des Unterbewusstseins Deines Selbst.

Nur Du hast den Schlüssel zu diesem Tor,
das, schwer aus Bronze beschlagen,
Herr ist all Deiner Geheimnisse
und Deiner Fragen.




Kein herkömmlicher Schlüssel ist hier gefragt,
nein, das Land des Unterbewusstseins
kannst nur erreichen über die Vorstellungskraft,
die regiert das Land der Phantasie.






Sei mutig und tritt ein,
willst Du Herrscher über Dich selbst sein.



© Amba






Dahinter



Himmelsbläue spiegelt sich in Fensterfronten,
gaukelt dem Betrachter heile Welten vor,
Menschen hinter ihnen stets verbergen konnten,
wie lang schon alles Heile sich verlor.


Glück und Geborgenheit, das bieten Mauern selten,
sie dienen dem Verbergen jener Dunkelheit,
die quillt aus düsteren Gedankenwelten,
wenn Menschen sich verliern in Einsamkeit.


Würd' ich, gleich einem Schwamm, die Mauern wringen,
säh' ich wohl Blut und Tränen über Hände fließen,
und fremdes Leid würd' tief in Herzen dringen,
wenn Fensterfronten wir erzählen ließen.




© Fabiana










Ausblick




noch ein Mal
dich befreien
aus deinen
vier Wänden
wo dir die Luft
zum Atmen fehlt


dich
aufschwingen
wie ein Phönix
der Schwere
des Alltags
entfliehn
sie suchen
deine Begierden
mit Liebe und
Leidenschaft
erfahren
wie es sich
anfühlt
ein Leben
in Freiheit
jetzt
einen Versuch
wagen
mit den Vögeln
nach Süden ziehn

bevor der Mut dich verlässt




© Wani




General Anzeiger




Gespiegelt
in den Nachrichten
von gestern und morgen.

Geschrieben von ihnen -
über sie,
die anderen.

Aufregung.
Nutzlos!

Sehe ich doch stets
nur mein eig'nes Gesicht -
heute.




© Brigitta Wullenweber







Klopf an


Wieder steh ich vor verschloss'ner Tür.
Klopfet an - und Euch wird aufgetan.
Dort in Räumen fände ich Quartier.
Dort in Träumen endete der Wahn.

Meine Truppen - vom Marschieren müde.
Würden rasten, guten Rat bekommen.
Kämpfe mit mir selber; kleine Siege.
Zeit beraubte mich. Mir wurd's genommen.

Klopfte fordernd, wütend - scharrte bittend.
Doch die Tür, sie blieb für mich verschlossen.
Wenn ich doch den Schlüssel endlich fänd!
Zur Unendlichkeit und Macht - den Bossen.

Sie bestimmen ungefragt mein Schicksal.
Generäle, die wie Götter walten.
Troja ähnlich - Helden ohne Wahl.
Kämpfe mit den eigenen Gewalten.





Oh, Olympia - siegen über andere,
das erscheint mir aussichtsreicher, lernbar;
doch siegen gegen mich, dass ich mich ändere,
darin bin ich noch kein Meister offenbar.

Wer nur lehrt mich diese Disziplin?
Hinter Türen, im Geheimen wird mit
hohem Einsatz souverän und kühn
um mein Glück gezockt, gespielt. Oh, shit!

Was vermut ich alles hinter Türen,
die ich nicht vermag zu öffnen. Neugier.
Müssen diese Türen sich so zieren?
So viel Türen trennen mich von mir.

Habe ich mich selber ausgesperrt?
War ich einst in den begehrten Räumen?
Entsinne Dich! Hast Türen aufgesperrt.
Konntest überwinden in den Träumen.







Türen sind's, die öffnest Du im Geiste.
Kannst sie sogar öffnen dann von innen.
Gott dann sprach: "Ich hör Dein Klopfen, weißte.
Tja, Du musst Dich selber erst gewinnen.

Hier ist Platz in diesen Räumlichkeiten
nur für Sieger." Ich entgegnete:
"Niederlagen kann ich mir bereiten,
immer wenn ich mir begegnete,

hatt ich keine Chance gegen mich.
Hatt gehofft, wenn Du auf meiner Seite
kämpfst ... doch sag, wie überzeug ich Dich?
Bin gescheitert. Such ich nun das Weite?"

"Jung, ich formulier es für Gescheite:
Ich, Gott, bin die Tür - sei Du die Tür!
Ja, auf dass es sich bewahrheite:
Klopf nur an - Du öffnest Dich, die Tür."



© Phil Humor







.
auf
lemmiH muz
Schiffen gleich
nreuaM etlak neberts
Aus tiefen Schluchten
.sträwlemmih nleges dnu
am wolkenhohen Mauerstein
Hcoh dnehcus ,dnlegnälhcs
Doch manchmal gleiten Blicke
.nebeL seuarg ,setlhoseb-CVP tbelk
Tief unten, in den Städteschluchten,



VON UNTEN




© Elisabeth Schwaha




Berühre mich nicht




Halt ihn ein den Abstand,
des von mir gezogenen Grabens.
Grenzüberschreitungen
sind mir nicht genehm.

Werden einfach nicht geduldet,
nicht jetzt, nicht heute,
auch nicht von dir!

Orangerot
leuchtet Mennige.
Sollte mir Schutz geben,
- mehr wohl zum Schein -
Frisst sich doch der Rost
durch einst stabile Tragflächen.

Faulendes Gebälk
innerer Zerrissenheit.







Nun denn,
Hauptsache nach außen hin
glänzende Fassade.
Mühsam aufrecht gehalten.

Eingedämmte Tränenflut
hinter bröckelnden Mauern.
Noch bin ich stark,
noch reicht die Kraft

Also,
berühre mich nicht!


© Perdita Klimeck


Impressum

Texte: Alle Gedichte unterliegen dem copyright der jeweiligen Autoren
Bildmaterialien: Gerhard Bukowski
Tag der Veröffentlichung: 28.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein Dank gilt allen beteiligten Autoren. Und natürlich Gerhard Bukowski, der uns freundlicherweise die Fotografien zur Verfügung gestellt hat.

Nächste Seite
Seite 1 /