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Es war ein schöner Augenblick, harmonisch, das Licht war zart, von einer Beschaffenheit die Realität weniger grell erscheinen zu lassen.

Es verlieh ihrem Haar eine fast sphärische, von innen kommende Leuchtkraft, vergeistigt, madonnenhaft.
Ganz im Gegensatz zu ihrem leicht geöffneten Mund, der gar unspirituelle Leidenschaften weckte; eine Verheißung der fleischlichen Art.

Oh wie sie es vermochte, die Saite der Liebe in mir in Schwingung zu versetzen; dieser Gegensatz, der an eine Komposition aus da Vincis Hand denken ließ.

Suchen wir nicht alle Heilige und Hure;
die Mutter, sonst allgegenwärtig in der Aufzählung der Wesen die sich in einer geliebten Frau vereinigen sollten, getrost weglassend.

Denn Sie war es, die mit ihrem ewigen Gezeter zu erst den Rollladen, dann den Dimmer meiner Leuchte unbarmherzig aufriss.

Meine vorher so stolze, zur Pracht erwachte Männlichkeit , in das verwandelte, das ihrer Wahrnehmung meiner entsprach:
einen Schlappschwanz.

Dem grellen Licht ebenso schutzlos ausgeliefert, wie das gerade noch so verheißungsvolle Spiel der Mundwinkel, plötzlich in ein grellrotes, unnatürlich weit geöffnetes Maul mutierend.

Die Fürsorge einer Mutter kann erbarmungslos sein, wie ihr Schrei, wenn sie ihren Sohn, zu alt, noch bei ihr zu wohnen, zu jung um zu sterben, mit einer Bierflasche und dem seit Tagen getragenen Feinripphemd bewaffnet, die Unterhose in den Knien hängend, über die Gummipuppe hermachen sieht, die schon ihre Ehe zerstörte.

Es entgeht dem geneigten Leser nicht, dass meine Tage schon besser begonnen haben, mittags um halb Fünf.

Der eben noch zur Beleuchtung und meiner Stimmung beitragende, im Aschenbecher vor sich dahin schwelende Joint erfüllte eine nicht weniger erhellende Funktion, wie das von mir sorgfältig gedämmte Licht noch vor Augenblicken.
Gänzlich ruiniert von den mir zur Erbauung gereichten, ob meines Anblicks fallen gelassenen Schinkenbroten. Dem liebevoll inszenierten Moment ähnlich, erlosch er unter der Last mütterlicher Fürsorge.

Schnell trank ich den Rest des Bieres, um in die Kneipe zu flüchten, mich mit meinen Kumpanen zu treffen, der langsam erwachenden Selbstwahrnehmung zu entfliehen.

Deren philosophischen Beiträge zum Zustand der Welt beschränkten sich auf Weisheiten wie:
"Es wird schon werden, ist eh alles am Arsch."

Ich beschloss schneller zu trinken um mit ihren Höhenflügen mitzuhalten, als plötzlich zwei Dorfschönheiten, ebenso vergeistigt wie wir, auf der Bildfläche erschienen.

Stimmen, geeignet einen Mann so stark in ihren Bann zu ziehen wie Odysseus Sirenen, nur in entgegen gesetzter Richtung, drangen durch Mark und Bein schließlich an mein Ohr.

Mit den katzenhaften Bewegungen eines Models mit eingewachsenen Zehennägeln kam die Eine mit knackenden Gelenken im Takt eines Rex Gildo Schlagers auf mich zu.

Ihre einem Dornengestrüpp ähnelnde Warze betonte ihre unsymmetrischen Hängebacken so effizient wie Cindy Crawfords Muttermal deren liebreizendes Gesicht.

Noch paralysiert von der imposanten Warze gelang es mir erst im letzten Moment der Hand auszuweichen, die sich meinem Schritt näherte.
Beleidigt von meinem Manöver fuhr sie sich, den Schwung der Bewegung nutzend, durch die lichten Haare, als wäre es ihre eigentliche Absicht diese zu ordnen.

Ich trank schnell aus und machte, dass ich Land gewann. Mit den Worten:

"Und bemüht mich nicht in euren Träumen..." trat ich den Rückzug nach Hause an.

Der aufmerksame Leser wird sich fragen welcher Intention dieser Spruch, schnell wie aus der Pistole geschossen, entsprang.
Zu schnell um eine Konstruktion meines benebelten Bewusstseins zu sein, kann er nur der Wahrhaftigkeit meines Unbewussten entstammen.

Über dies nachsinnend, beschloss ich die Hilfe einer Flasche Chablis zu Rate zu ziehen.
Ich muss eine zu hohe Dosis meiner Lieblings Träubchen erwischt haben, denn meine kleinen Freunde ließen mich nicht, wie erhofft, im Bewusstsein meiner Schlagfertigkeit baden, sondern führten mich zu einer ganz anderen Deutung:

"Im Traume, wo Gedanken die Gestalt von Bildern annehmen, die ihnen als Gefäße dienen den Äther zu ergreifen, um sich,
in Abhängigkeit der ihnen innewohnenden Emotion, im kollektiven Unbewussten zu manifestieren.

Dort wo die Wahrheit ausschließlich, unbeeinflusst von den Selbsttäuschungen des Wunschdenkens herrscht,
dort


könnte Dein wahres Ich zu sehen sein.

 



Der grandiose Liebhaber würde zum Gummipuppen nutzenden Versager, der noch bei Muttern lebt, sich selbst nicht ertragend.
Der sich gerne als Meister der Stammtischphilosophen sehende Rhetoriker zum Trinker, der Saufkumpane unter seinem Niveau
wählt: Der Einäugige ist König unter den Blinden

Nicht einmal "die Warze" fände das noch attraktiv. Und das wäre doch schade," flüsterten die einst so geliebten, stets zur Wahrheitsfindung
taugenden Träubchen mir zu.
In Vino veritas...

in Bier ist auch etwas...!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meinem Freund Ebi Feuerstein gewidmet. RIP Feb.09

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