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Inhaltsverzeichnis



ZEHN JAHRE KREATIVITÄT - Helga Siebecke

Seite 6



GRUND ZUM DANKEN - Roswitha Wilker

Seite 12



WEIL ICH BIN - Tina Hettwer

Seite 14



LEBENSBILANZEN - Corine.1

Seite 16



WEGE - Enya K.

Seite 18



SOLL UND HABEN: VERÄNDERUNGEN - Tina Hettwer

Seite 20



MEINE LEBENSBILANZ - Dora Frese

Seite 22



SOLL UND HABEN - Horst H. (HjHj)

Seite 25



HERBST MEINES LEBENS - Lupohuez

Seite 26



IN DER MITTE DES LEBENS - Ceciliatroncho

Seite 29



DAS ALTE HAUPTBUCH - Corine.1

Seite 31





Zehn Jahre Kreativität



Irgendwann blickt jeder zurück, um Bilanz zu ziehen, auch wenn es nur dem eigenen Erkenntnisprozess dienlich ist. Im Augenblick habe ich nämlich „Kunstpause“ und gestatte mir, diese für einen langen Blick über die Schulter zu nutzen.
Zunächst frage ich mich etwas verwirrt, wie konnte es dazu kommen, dass ich derzeit diesen unbändigen Drang zum Malen oder Schreiben richtiger Bücher nicht verspüre, dass mir die Lust zum Klavierspielen abhanden gekommen zu sein scheint?
In den letzten zehn Jahren war ich meistens ununterbrochen getrieben, etwas herzustellen. Mein Kopf war stets so voll, dass die Produkte, die ich kreierte, en masse unseren Wohnraum füllen, den Computer aus allen Nähten platzen ließ und die Leser meiner Online-Bücher, vermutlich sehr überfordert.
Meine Diskutierfreudigkeit und meine diversen Initiativen für Gemeinschaftswerke ist vielleicht auch nicht gerade als maßvoll zu bezeichnen, was noch sehr milde ausgedrückt ist.

Aus meinem Unterbewusstsein ruft seit geraumer Zeit eine Stimme:
„Halte dich zurück!“ Zumindest glaube ich, sie so oder ähnlich vernommen zu haben. Übereifer schadet nur, sage ich mir und zeige mich einsichtig.
„Vielleicht muss man auch mit der Kreativität behutsamer, maßvoller umgehen?“ frage ich mich nun etwas verunsichert.
Doch was hätte ich besser machen sollen? Weniger schreiben, weniger malen, Klavier, Klavier sein lassen? Scheibchenweise etwas herauslassen aus meiner überfüllten Birne? Nein, das funktioniert so nicht. Wenn man innerlich getrieben wird, die eigene Kraft arbeitet, um zu gebären, dann kann man hier nichts aufhalten. Das wäre gegen die Natur.

Ich habe fast 200 Bilder gemalt und mindestens genauso viele Bücher geschrieben. Gut, nicht alle Bücher sind wirklich Bücher, sie enthalten Gedichte und Kurzgeschichten, weniger als 20 Seiten aber es sind auch Bücher dabei, die die Bezeichnung ein Buch zu sein, verdienen. In ihnen habe ich mein Leben aufgearbeitet und die historische Zeit einer anderen Gesellschaftsordnung mit meinen Erfahrungen belegt, ich habe meine Gefühlswelt bedichtet und illustriert und ich habe Kunstfiguren geschaffen, die mich selber am allermeisten erfreuen und erheitern: die „Mondgenies“, meine „Moni“, die „Wally“ und auch die „Susi am Herd“.

Kurz mir müsste es nun unverschämt gut gehen und ich hätte allen Grund mir auf die Schulter zu klopfen, mich zurückzulehnen und mir auf dem Bauch die Hände faltend zu sagen:
„Diese Kunstpause hast du Dir redlich verdient.“
Ich liebe meine Kopfgeburten, ich liebe meine Bilder und ich mag erstaunlicherweise auch meine Missgeburten. Sie gehören zu mir. Es gibt Menschen, die alles, was ihnen nicht so gut gelingt, gnadenlos vernichten. Voller Wut springen sie auf ihren scheußlichen Gemälden herum, um hernach ein besseres zu produzieren. Das könnte ich nicht. Ich schaue amüsiert auf meine kleinen oder großen Monster und gestehe, dass sie mir einst sogar gefielen, dass ich ihre Defizite gar nicht bemerkte. Heute sehe ich alles aber es bringt mich nicht um. Sie waren einfach wichtig für meine „Werdung“.

Damit bin ich an einem entscheidenden Punkt meiner Überlegungen angekommen.

Habe ich meine Grenzen erreicht, ist meine „Werdung“ entsprechend meiner bescheidenen Möglichkeiten abgeschlossen? Ich weiß, dass ich Grenzen habe, dass ich nichts Großes hervorbringen kann, dass ich ohne Förderung nicht weiterkomme. Ich möchte allerdings auch keine Förderung. Ich wünsche mir, dass alles aus mir ganz alleine hervorgeht. So wie immer halt, rein autodidaktisch.
Die Frage ist, reicht mir das? Bin ich mit meinem mittelmäßigen Ergebnissen und Talenten zufrieden? Geht es mir gut damit? Ich gebe zu, dass ich jetzt reichlich blöd aus der Wäsche schaue und es mir seltsam schwer fällt, diese Frage mit Ja oder Nein zu beantworten. Es ist aber wichtig, denn danach sollte ich entscheiden, ob ich weiter mache oder einen anderen Weg beschreite.

Ich bin sechzig Jahre alt, habe also nicht mehr unendlich Zeit, neue Wege zu finden. Für ein Kunststudium fühle ich mich zu alt, würde es vermutlich auch nicht finanzieren können, das Gleiche gilt für ein Studium der Literatur oder Ähnliches. Es bleibt mir weiterhin der autodidaktische Weg, doch reicht die Begabung, auch der Ehrgeiz für Vervollkommnungen? Macht es überhaupt Sinn noch mehr Bilder zu malen, noch mehr Bücher zu schreiben? Vielleicht sollte ich mehr Klavierspielen? Oh, ich habe auch Schweinehunde, die mich nur das machen lassen, wozu ich Lust habe. Ich hab’s mir verdient, sagt jemand aus meinem Inneren heraus. Diese innere Stimme geht mir manchmal gewaltig auf die Nerven.

Ich wollte Bilanz ziehen. Zu bereuen gibt es nichts, soviel steht fest. Die Ergebnisse können sich sehen lassen, auch wenn sie so direkt nicht viele sehen wollen. Ich bemerke sie und das erfreut mein Herz. Kann ich somit zufrieden sein? „Yes, I can!“ Also doch selbstherrliches eigenes Schulterklopfen. Das ist doch peinlich, finde ich. Mein Mann meint das nicht und er findet nach dem Kaffeetrinken, dass ich meine Kunstpause genießen und eher nicht soviel Klavierspielen sollte, also wenigstens nicht, wenn er da ist. Das gibt mir nun auch wieder zu denken…



(c) Helga Siebecke



Grund zum Danken



Grund zum Danken
hab ich sicher,
einiges ist mir gelungen.
Manches ist mir leicht gefallen,
hab um Etliches gerungen.

Meine Arbeit war Berufung,
hart gebüffelt,
vieles dadurch echt entbehrt.
Ohne Mutters große Hilfe,
bliebe mir doch einiges verwehrt.

Mit zwei Kindern
reich beschenkt,
aus des Schöpfers güt’ger Hand,
Prächtig sind sie ihm gelungen,
dafür zoll ich großen Dank.

Täglich werd ich
reichlich satt,
Speis und Trank in großer Fülle,
niemals musst ich Hunger leiden,
es war Gottes gnäd’ger Wille.

An dem Baume
meines Lebens,
hängen viele Freunde dran,
Früchte aus dem Topf des Gebens,
und auch das war Gottes Plan.

Bin nicht arm
und auch nicht reich,
aber dennoch sehr zufrieden.
Brauche keine gold’nen Teller,
and’res Glück ward mir beschieden.

(c) Roswitha Wilker




Weil ich bin



So manches im Leben
ging schon mal daneben,
doch darin liegt der Sinn,
weil ich bin.

Manch Freude, manch Leid,
schon so oft geteilt,
auch das macht wohl Sinn,
weil ich bin.

Gequält und betrogen,
zu oft angelogen,
ich sah nicht den Sinn,
weil ich bin.

Ich zog meine Runden,
bedeckte die Wunden,
ich suchte den Sinn,
weil ich bin.

Hab aus Fehlern gelernt
manch Splitter entfernt,
ich fand wieder Sinn,
weil ich bin.

Bin froh und zufrieden,
das Glück ist entschieden,
mein Leben macht Sinn,
weil ich bin.

© Tina Hettwer




Lebensbilanzen



Wie mancher, der Bilanz gezogen
war seinem eignen Ich gewogen.
Hat darum das, was ihm gefällt,
am eignen Ich, so gern erzählt.

Erforscht stets seine eigne Seele.
Und hat, damit er nichts verfehle,
sich eine Leuchte mitgebracht,
die es dort unten heller macht.

Es scheint dann alles licht und klar.
Das ganze Leben, wunderbar!
Hat Soll und Haben schnell sortiert
für die Bilanzen dann notiert.

Nur leider scheinen Seelenkeller
im eignen Licht doch etwas heller.
Die Wahrheit liegt dort stets im Dunkeln.
Wird nie erreicht vom Sternefunkeln.

Mag jeder noch so sehr sich mühen,
beim eigenen Bilanzen ziehen.
Es wird ihm niemals recht gelingen,
die Wahrheit an das Licht zu bringen.

Tief vergraben liegen dort Leichen,
die eignes Licht nie wird erreichen.
Ist es dann eines Tag´s so weit,
die Seele wird vom Leib befreit

und leuchtet hell im Sternenglanz:
Dann zieht ein anderer Bilanz.
Darum werd' ich mich nicht bemühen
meines Lebens Bilanz zu ziehen.

Schau lieber hier in dieser Welt
auf alles, was mir zugesellt:
Auf Menschen, Tiere, Blumenzier.
Die Buchführung erspar ich mir.

Ich mag nicht ständig in mir wühlen,
nur um mich fehlerlos zu fühlen.
Denn das gelingt mir leider nie.
Bin halt nur Mensch, bin so wie sie.

Kein Mensch ist wirklich fehlerlos.
Nur mancher denkt, er sei famos.
Doch Wahrheit ist, das eigne Licht
reicht für die eigne Seele nicht!

(c) Corine.1






Wege



Geh ich auf alten Pfaden nun
durch meine Stadt mit Muße,
scheint jedes Haus in sich zu ruh’n,
mir abgewandt als meine Buße.

Erstarrt steh’n die durchschrittnen Pforten,
Zeiten ohne Wiederkehren.
Mein Herz will sich an diesen Orten
nach Kindheitsträumen wohl verzehren.

Wenn ich jetzt horche an den Wänden,
dann flüstern sie geheimnisvoll.
Ich greif danach mit leeren Händen
und schau mein Haben und mein Soll.

Von vielem muss ich Abschied nehmen,
doch manches wird mich fest umschließen
und tief in meine Seele strömen
mit Früchten, die dem Einst entsprießen.

Wie ich nun gehe diese Wege,
die grauen Häuser bunter scheinen.
Ein Lächeln in mein Aug’ ich lege,
jetzt ist die Zeit noch nicht zum Weinen.

(c) Enya K.




Soll & Haben: Veränderungen



Auch wenn man sie nicht immer mag,
gehören sie zum Leben,
Veränderungen Tag um Tag,
es wird sie immer geben.

Veränderungen müssen sein,
sie bringen Stück für Stück
in unser Leben Neues ein
und Altes bleibt zurück.

Veränderungen lassen wissen,
wieder Zeit, ein Stück zu gehen
und dabei gar nichts zu vermissen,
einfach nur nach vorne sehen.

Veränderungen können Schmerzen,
denn das Alte ist nicht mehr,
tragen es in unseren Herzen,
Ungewohntes ängstigt sehr.

Veränderungen lassen hoffen
auf die Zukunft - neues Ziel,
wer vom Schicksal arg getroffen,
bringen sie besonders viel.

Veränderungen können helfen,
unser Leben anzuführ’n,
stark und stolz wie kleine Elfen,
die mit Sanftmut uns berühr’n.

Veränderungen bringen Leben
auf ’nem festgefahrenen Gleis,
können neuen Sinn uns geben,
jedes Glück hat seinen Preis.

Veränderungen sind sehr wichtig,
für das Leben, unser Glück,
wählt man seine Wege richtig,
möchte man nie mehr zurück.

© Tina Hettwer






Meine Lebensbilanz



Ich werde einmal mit der Habenseite anfangen:
Ich werde in diesem Jahr 74 Jahre alt und bin seit 52 Jahren mit ein und demselben Mann verheiratet und habe ein , wie ich meine, erfülltes und zufriedenes leben hinter mir.
Unsere drei Kinder stehen mit beiden Beinen im Leben . Sie haben es privat und beruflich zu einigem Ansehen gebracht und wir sind mächtig stolz auf sie.
Unser Enkelkinder bereiten uns viel Freude. Kurz unser Familienleben ist in Ordnung.
Nach unserer Heirat war ich nicht mehr berufstätig, habe mich ganz der Familie gewidmet und meinem Mann den Rücken frei gehalten, damit er seine ganze Kraft seinem Beruf widmen konnte. Damit ist ihm der Sprung in die Chefetage seiner Firma gelungen. Ab da ging es uns auch finanziell sehr gut.

Vor 18 Jahren ist mein Mann aus dem Berufsleben ausgeschieden, und wir genießen seit der Zeit unser Leben. Unser gemeinsam ausgeübter Bowlingsport hat uns in viele Länder geführt, sogar bis nach Südafrika. Zu unseren Hobbys gehörten außerdem das Radfahren und das Wandern. Wir sind mit dem Fahrrad von Hamm aus bis nach Flensburg herauf geradelt. Zu unseren Fernwanderungen gehörte im letzten Jahr noch der Rennsteig , (168 Kilometer), den wir in 10 Tagen , trotz einiger Rückenprobleme meinerseits, erwandert haben. Auch Theaterbesuche gehören mit zu unserer Freizeitgestaltung. Selbst mein Traum einmal im Leben eine Opernvorstellung in der Arena die Verona zu erleben hat sich erfüllt. Inzwischen waren wir schon dreimal da. In diesem Jahr wird es mit „Carmen „ die vierte Aufführung sein, der wir beiwohnen.

Was ist nun mit der Sollseite in meinem Leben? Eine gute Frage.
Als Teenager hatte ich den Wunsch Schauspielerin zu werden. Leider fehlten die finanziellen Mittel für diese Ausbildung. Ich habe es zwar nie bereut, dass ich es nicht geworden bin. Doch manchmal bereue ich es, dass ich nie den Mut hatte, in einer der vielen Laienspielgruppen , die es in unserer Stadt gibt, anzufragen, ob ich nicht mitmachen kann. Mein Mann meint zwar, das könnte ich immer noch, doch unsere vielen gemeinsamen Hobbys , und jetzt auch noch BX; füllen mich so aus, dass es mir jetzt im Alter einfach zu stressig wäre. Ganz davon abgesehen, ob ich noch den Text lernen könnte (lach). Und wenn ich während einer Aufführung einen Hänger hätte, wäre mir das sehr peinlich.
Also , wenn das Theaterspielen das Einzige in meinem Leben ist, was sich nicht erfüllt hat, alles andere aber stimmig ist, dann habe ich doch bis jetzt ein gutes Leben gehabt.
Subtrahiere ich also die Sollseite von der Habenseite, bleibt für mich eine positive Bilanz über.



(c) Dora Frese




Soll und Haben

,

wie ich lese, wollt Ihr wissen,
und ich schmeiß es auf die Waage,
prüfe kurz, mit meinem Gefühl.
Und sehe,
es ist mir nicht wichtig !

Denn alles was ich will im Leben,
ist nur das Sein.

(c) Horst H. (Hijackhijoe)






Herbst meines Lebens



Es sind vor allem die stillen Abende, wenn die Sonne schon weit im Westen steht aber dennoch einige wärmende Strahlen für mich übrig hat. An solchen Abenden liege ich mit einer wärmenden Decke umhüllt auf der Liege im Garten und lasse meine Gedanken schweben. Der Blick zum Himmel zeigt mir ein Blau, das langsam sich dunkler zu färben beginnt; die Luft die ich atme schmeckt schon die kühle Feuchte, die den nahenden Wetterumschwung ankündigt. Jetzt, im Oktober meines Seins, genieße ich die goldene Kraft, fülle meine Reserven auf für die kommende Zeit, tanke die Energie, die ich noch brauchen werde im Spätherbst und Winter.
Wandere ich durch meine Heimat, so erfreut mich das Farbenspiel der Natur. Wenn auch der Nebel sich spät erst lichtet, als wolle er wie klebrige Zuckerwatte an der Landschaft haften, so hat doch die Sonne noch Kraft genug, den Schleier zu lüften. Dann glitzert es um mich her wie Millionen winziger Elfen, die mir das Lied der Ewigkeit singen. So schreite ich aus und bin meines festen Schrittes gewiss – noch sind es keine lebensbeschränkenden Hemmnisse, die den Herbst meines Lebens begleiten.
Wach ist mein Sinn und reich gefüllt die Ernteschober der Erinnerungen. Nicht mehr die Hetze des Großstadtalltags bestimmt meinen Tag – sanftmütige Gelassenheit hat sich breit gemacht in meiner Seele. Doch Vorsicht! Wehren muss ich mich gegen die verführerische Verlockung des dolce-far-niente.
Oh, nein! Es ist nicht meine Sache, die Hände nun einfach nur in den Schoß zu legen. Neue Inhalte, neue Ziele sind es, die nun vor mir liegen. Zum Ausruhen habe ich noch die Ewigkeit, wenn erst einmal der Winter meiner Zeit gekommen ist. Nun aber sehe ich das Rot noch auf meinen Wangen wie auf den Apfelbäckchen und sonst mancher reifen Frucht, spüre das feste Fleisch und genug von dem Saft des Lebens.
Möchte ich zurück? Will ich noch einmal all das kosten, wovon ich mich nährte, womit ich lebte, liebte und litt? Will ich einstimmen in das Lied vieler Herbstzeitloser „Man müsste nochmal zwanzig sein …“? Erfüllt mich Trauer angesichts der Herbsteszeit? - NEIN! - Ich habe gelebt und lebe, ich habe geliebt und liebe, ich habe gelitten und werde wieder leiden. „Non, je ne regrette riens …“!
Wie schön war die Zeit des Frühlings, als alles erwachte in mir. Wie schön war die Zeit meines Sommers, der prall war und stark – wenn es auch Stürme gab, die mich umbrausten, und Steine, die es galt aus dem Weg geräumt zu werden, Hürden, die überquert werden wollten und Untiefen, die mich in die Tiefe zu reißen versuchten. Es war Zeit, die manchmal fast stehen zu bleiben schien, dann wieder raste in atemberaubendem Tempo, es war Freude und Leid, Trauer und Heiterkeit – vor allem aber war es Glück, das Glück, dieses Leben gelebt haben zu dürfen.
Und nun, wie zur Belohnung kommt als Sahnehäubchen noch dies dazu: der Herbst, den ich teilen darf mit Dir: mit der Liebe meines Lebens. Du begleitest mich schon auf einem guten Teil des Weges. Du bist mein Ansporn, oft der Stachel im Fleisch meiner Nachlässigkeiten, bist mein Trost an dunklen Abenden, bist mein Licht und der Glanz, der meine Seele erfüllt.
© Lupo Huez






In der Mitte des Lebens



In der Mitte des Lebens angekommen,
so etwa - aber wer will das wissen? -,
schlägt manchmal das Buchhalterische durch.

Man macht zwei Seiten auf,
die Plus- und die Minusseite.
Blickt zurück und macht viele Striche,
hier und da.

Manches von dem, was da hochkommt,
ist abgeschlossen, manches gar vergessen.
Über einiges muss man sich wundern.
Froh ist man, bis hierher gelangt zu sein.

Das Leben selbst - wie wir gereift -
zeigt sich uns,
und mahnt: Lebe mich !
Solange dir noch Zeit bleibt.

Tu endlich das, was du tun musst.
Verliere dich nicht in Ausflüchten.

Denn die Zeit verrinnt,
lautlos; manchmal langsam, oft zu schnell.

(c) Cecilia






Das alte H

auptbuch



Gestern war´s zu später Stunde
ich drehte noch eine Abendrunde,
da leuchtete aus des Tischlers Haus
trautes Licht auf unsere Straße hinaus.

Wir waren nachbarschaftlich vereint
schon viele Jahre. Er war mir Freund.
Beruf und Werkstatt, das war sein Leben.
Morgen wird er alles dem Sohn übergeben.

Leise trat ich ins Kontor zu ihm ein.
Ich sah ihn sitzen im Lichterschein,
den Kopf gebeugt über ein altes Buch,
in das er die letzten Posten eintrug.

„Das alte Hauptbuch, es ist an der Zeit.
Mein Sohn ist nun für die Firma bereit“
Voller Gedanken sah er mich an.
„Ich weiß noch, als ich hier einmal begann.

Da erhielt ich vom Vater dieses Buch,
in das er getreulich jeden Tag eintrug,
Soll und Haben, seiner Arbeit Gewinn.
Ich hab es geführt in seinem Sinn.

Nun schau, ich schreibe das letzte Blatt,
weil das alte Buch wohl ausgedient hat.
Mein Sohn, er geht mit der neuen Zeit.
Dort steht schon der Computer bereit.

Doch bin ich mir sicher, dass er auch,
so wie es seit Generationen Brauch,
wird Soll und Haben täglich notieren,
ehrlich Geben und Nehmen kontieren.

Im Haus schlafen meine Enkel schon.
Ich hoffe eines Abends wird mein Sohn
genau wie ich heute, sein Werk beenden
und es weitergeben jüngeren Händen.

Und muss von dieser Welt ich gehn,
mein Soll und Haben bleibt bestehn.
Hier im Hauptbuch kann man lesen,
ob ich im Leben erfolgreich gewesen.

Wohl endet heute meine Zeit,
doch steht schon eine neue bereit,
die das gemeinsame Werk weiterführt.
Getreulich Soll und Haben notiert.

Lass uns beide nun ein Gläschen heben
auf das alte und auf das neue Leben.
Und das im Hauptbuch alle Tage
Soll und Haben halten einander die Waage“

(c) Corine.1


Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei den jeweiligen Autoren
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei den Autoren
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Design & Gestaltung Roswitha Wilker Autoren: Roswitha Wilker Helga Siebecke Ceciliatroncho Corine.1 Petra Kania Tina Hettwer Lupohuez Enya K.

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