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Inhaltsverzeichnis



Trolf - Lakiegitte - Seite 9
Wie das Märchen wieder auf die Erde zurückkehrte - Celine Rosenkind - Seite 15
Mein Freund Zipfelwutsch - Celine Rosenkind - Seite 18
Das Männchen aus dem Wald - Lyrische - Seite 20
Träume - Tempika - Seite 26
Vom traurigen Mädchen - René Deter - Seite 32
Prinzessin Goldlöckchen und die Nchtigall - Ulf Heimann - Seite 38
Der Hirte mit dem goldenen Herzen - Celine Rosenkind - Seite 45
Der silberne Tränen - Roswitha Wilker - Seite 50
Der alte Schmied und sein Findelkind - Roswitha Wilker - Seite 56
Das Märchen von den drei Wundern - Petra Kania - Seite 68
Indianerjunge "Schreiender Wolf" - Petra Kania - Seite 76

GESCHICHTEN und GEDICHTE im SPIEGEL der POESIE



Das Glöckchen des Poeten - Celine Rosenkind - Seite 80
Auf der Suche nach Gott - Celine Rosenkind - Seite 84

FANTASY und MÄRCHEN der Neuzeit



Das Waldhaus - Spottdossel - Seite 88
Susannes Kräutergarten - Spottdrossel - Seite 93
Die gute Fee - Sandwich - Seite 100
Cornelius, der Held - Anna Niederl - Seite 108
Das Märchen von den Hühnereiern - Petra Kania - Seite 110
Das Kochbuch der Träume - Szirra - Seite 114
Unruhe im Märchenwald - Lacrime - Seite 121





Trolf



Zu einer Zeit, als das Wünschen noch half, lebte in einem kleinen Haus mitten im dunkelgrünen Eifelwald ein junges Mädchen namens Sonja.Ihre Eltern waren arme Leute und mussten hart für ihr tägliches Brot arbeiten.
Das Geld für das kleine reetgedeckte Häuschen hatten sie sich mühsam vom Mund absparen müssen. Manchen harten Winter mussten Sonja und ihre Schwester Rita frieren, weil kein Geld für teddyplüschgefütterte Anoraks übrig war. Ihre Mama Tillchen hatte ihnen zwar mit der alten Strickmaschine, die ohne Strom lief, warme Jacken gefertigt, doch das reichte nicht, den Frost und den nassen Schnee abzuwehren, wenn die Schwestern in die weit entfernte Stadt zur Schule laufen mussten. Die anderen Kinder waren viel besser dran. Fast alle hatten warme Sachen, manche sogar zusätzlich einen eigenen Schlitten oder Schlittschuhe. Oh, wie Sonja diese Kinder beneidete.
Besonders wünschte sie sich Adele zu sein, denn Adele war für sie wie eine Prinzessin.
Sie wohnte in der märchenhaften Burg, die hoch auf dem Felsen stand, der vom dunkelgrünen Eifelwald umsäumt war. Täglich schauten Sonja und Rita sehnsuchtsvoll auf diese schöne Burg, die so viel von der Sonne beschienen war, während ihr Häuschen immer im Schatten lag.

Eines schönen Frühlingstages, als die liebe Sonne sich schon mehr Zeit nahm, den dunkelgrünen Eifelwald zu bescheinen, brachte Lehrer Schildkröt, der eigentlich Renner hieß, dafür aber zu langsam war, viele bunte Prospekte mit zur Schule.
Der Stundenplan zeigte Geographie an, und dafür hatte er sie eigens in einem ihm bekannten Reisebüro besorgt.
Nie zuvor in ihrem jungen Leben hatten die Kinder solche bunten Bilder gesehen. Es waren die schönsten Reisebeschreibungen von Dänemark, Schweden und Norwegen. Herrliche Wälder, Seen und Fjorde waren dort beschrieben und mit Fotografien versehen. In einem Prospekt stand, dass in Norwegens Bergwäldern kleine Wesen wohnen würden, die man Trolle nennt. Diese sollte man immer freundlich und mit viel Respekt behandeln, da sie die Menschen auch verwünschen könnten.

Die Geographiestunde verging wie im Flug. Das dort Gelernte und Erfahrene hat Sonja in den nächsten Jahren nie mehr losgelassen. Ab da wünschte sie sich nichts sehnlicher, als einmal in ihrem Leben Norwegen zu besuchen.

Die Jahre vergingen, und im Laufe all dieser Jahre kamen immer mehr Wünsche hinzu. An Liebe und Zuwendung fehlte es Sonja und Rita nicht.
Es waren also immer nur Wünsche wie: „Ach hätten wir doch ein schönes Auto, einen Swimmingpool oder könnten verreisen.“ Wünsche eben, von denen man glaubt, sie erfüllen sich nie.
Heute, da Sonja schon erwachsen ist, weiß sie, dass Wünschen hilft, aber nicht unbedacht getan werden kann. Man muss viel davon verstehen und sehr sorgsam damit umgehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Als die Kinder schon fast erwachsen waren, kam eines Tages Adele von ihrer Burg herunter ins dunkelgrüne Schattental, um Sonja einen Vorschlag von ihrem Vater, dem Burggrafen, zu unterbreiten. Es war nämlich so, dass viele fleißige Menschen tagein und tagaus auf dieser Burg 500 Mark Scheine druckten, die besonders von den Reichen im Land benötigt wurden, um viele Luxusgüter davon zu kaufen.
Vor Erschöpfung ob dieser harten Arbeit waren einige Leute krank geworden, sodass dringend neue Helfer benötigt wurden.
Sonja begann gleich am nächsten Tag mit der Arbeit, und da sie fleißig, pünktlich und immer freundlich war, fand der alte Burgherr, Graf Willibald, Adeles Vater, Gefallen an ihrer Arbeit und machte sie zur Abteilungsleiterin der Abteilung Geldversand.

Nun trug es sich aber zu, es war kurz vor Jahreswechsel zum Jahre 2002, dass das Deutsche Volk – oder besser gesagt der Bundeskanzler Helmut Wirsing – beschlossen hat, die Mark in Euro umzuwandeln.
Das war eine schlimme Nachricht für den alten Grafen gewesen, hieß es doch, nach all den fetten Jahren diese gut florierende Einnahmequelle zu schließen und sich nach anderen Möglichkeiten umzusehen. Eine große Katastrophe war das natürlich auch für alle Menschen aus dem armen Eifelwald, die nun ihre Arbeit verlieren würden.
Der Burggraf hatte für sich und seine Familie bereits einen genialen Plan in der Tasche. Er beschloss, ab da Touristen durch seine Burg zu führen, was sich später für seine Nachkommen als ebenso gut herausstellen sollte, wie einfach nur 500 Mark Scheine zu drucken.

Sonja wickelte in ihrer Abteilung bis zum Jahresende 2001 noch alles ab. Als dann das Jahr 2002 schon begonnen hatte, bemerkte sie in einer dunklen Ecke der Versandabteilung noch einige Kartons mit eben diesen 500 Mark Scheinen. Prall gefüllt bis zum Rand. Sie erzählte das, ehrlich, wie sie immer war, direkt nach Neujahr dem alten Grafen Willibald. Dieser meinte aber nur: „Was soll ich mit dem ollen Plunder, nimm du die Kartons mit.“ Da Sonja schon immer ein folgsames Mädchen war, tat sie, wie ihr geheißen und nahm die Kartons in den kommenden Tagen mit nach Hause.
Der alte Graf verstarb noch im Januar. So konnte er sich auch nicht mehr darüber ärgern, nicht gewusst zu haben, dass man noch lange danach die Markscheine auf vielfältige Weise tauschen oder nutzen konnte.

Heute ist Sonja reich. Sie wohnt in einer Villa mit Indoor-Swimmingpool und Außen-Whirlpool. In der Garage wartet neben anderen Autos auch ein rotes deutsches Cabriolet mit sehr vielen Pferdestärken. Eine Reise mit einem großen Schiff hat sie gemacht. Nun ratet mal wohin?
Ja richtig. Sonja war in Norwegen. Von dort brachte sie einen kleinen Gesellen mit, den sie in einem Geschäft im Geirangerfjord gekauft hat.

Sie stellte ihn zu Hause auf ihren Kamin nur so zum Andenken an die schöne Reise.
Aber später bemerkte sie, dass Trolf, wie sie ihn liebevoll nennt, nicht einfach nur eine Puppe ist. Nein Trolf hat ihr schon kurze Zeit später im Traum erzählt, dass er ein Troll aus der Finnmark ist, der eigentlich Rolf heißt.
Er liebt seinen neuen Spitznamen.

Nur manches Mal, wenn Sonja sich wieder ganz handfesten Wünschen hingibt, dann erinnert er sie daran, dass sie sich besser auch einmal Dinge wünscht wie:
Gesundheit für die Menschen in ihrer Umgebung, Glück, Zufriedenheit und natürlich auch Weltfriede. Und Trolf erinnert sie täglich daran, dass sie dem Himmel zu danken hat für all das Glück.
Er sagt: „Wenn du das nicht tust, werde ich dir alles weg wünschen, weil ich das kann. Dann guckst du aber.“

So steht der kleine Trolf bis heute auf Sonjas Kamin und erinnert sie immer daran, dass nichts im Leben selbstverständlich ist.

(c) Lakiegitte



Wie das Märchen wieder auf die Erde zurückkehrte



Auf der blumenübersäten Himmelswiese tanzten die Engel im fröhlichen Reigen, während der Mond dazu auf der Harfe spielte.
Gott Vater schaute dem fröhlichen Treiben wohlgefällig zu.
Er liebte es wenn seine kleinen Bewohner alle in Eintracht und Frieden lebten.
Wenn die Freude im Himmel regierte, denn dass muss so sein, weil der Himmel
doch sonst kein Himmel wäre. Da drang aus der Nähe ein leises Weinen an sein Ohr.
Ein Weinen im Himmel?! Verwundert war er der liebe Gott und stand auf, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Ein kleiner Engel kauerte traurig zwischen den Rosensträuchern.
Große tiefblaue Augen sahen ihn vorwurfsvoll an. „Ach du bist das“, rief Gott Vater, als er den Märchenengel erkannte.
„Lieber Märchenengel,“ sprach Gott Vater, „was fehlt dir und warum weinst du? – Komm doch mal her zu mir, mein Kind“ –
Da kniete der Märchenengel zu Gottes Füßen nieder und sagte: „Vater, ich habe Sehnsucht nach den Menschen! Ich möchte wieder zu ihnen gehen!“
„Du hast Sehnsucht nach den Menschen die dir so wehgetan haben? Waren es nicht die Menschen die dich nicht verstanden, die nichts mehr von dir wissen wollten, die keine Zeit mehr hatten, weil sie diese lauten Geräte haben die sich Radio und Fernseher nennen.
Diese großen Lichthäuser von denen du mir erzählt hast, die sich Kino nennen, da sind doch jetzt die Märchen der Menschen!“
„Ja, Vater, so ist es wohl. Und doch habe ich Sehnsucht nach der unvollkommenen Welt da unten und ihren Bewohnern.
Es gab immer wieder große und kleine Menschen, wenn auch, wenige, die mich liebevoll aufnahmen!“
„So gehe mein Kind, ich gebe dir meinen Segen, sagte Gott Vater." " Gehe zu den armen Kindern auf die Erde, zu den großen und den kleinen! Gehe zu den Armen, den Kranken, den Müden und den Traurigen und erfreue sie mit deinem .Geplauder, damit sie darüber die Sorgen und Mühen ihres irdischen Lebens , die ich auf ihre Schultern legen musste , für ein Stündchen vergessen!“
So ist dann das Märchen wieder zu uns auf die Erde zurückgekommen um uns zu erfreuen.
Der Himmel ist seine Heimat und die Fantasie haucht ihm Leben ein.

Dieses Märchen widme ich allen kleinen und grossen Kindern.
Ich verrate euch etwas: „Ich gehöre dazu!“

©Celine Rosenkind




Mein Freund Zipfelwutsch



Könnt ihr ahnen, wo ich zum Essen gewesen?
Bei Zipfelwutsch, meinem Zwerglein im Wald.
Die Speisekarte so reichlich, vom Feinsten erlesen,
die Getränke fruchtig frisch, lecker und kalt.

Ich hab mich für Hirschkäferkeule entschieden
überm Feuer gebraten, am Fichtennadelspieß.
Mein Magen knurrte und war nicht zufrieden,
trotz Haselnussklößchen und Butterpilzgemüs.

Am Honigwein nippte ganz ich zum Schluss,
aus Eichelnäpfchen so winzig und klein
doch erkannte ich nicht so recht den Genuss,
die Becherchen waren halt wirklich zu klein.

Als es dunkelte, eine kleine Hand mich berührte
und begleitete mich in das Zwergengemach;
mein Freund Zipfelwutsch zum Tanz mich führte
ich stieß mir den Kopf dort am niedrigen Dach.

Im Orchester spielten Grillen auf kleinen Geigen,
Walzer und Polka, nichts schien ihnen zu schwer.
Wir tanzten gemeinsam fröhliche Reigen
was dann passierte, erschreckte mich sehr !

Auf eins seiner kleinen Füßchen war ich getreten,
könnt ihr ahnen, wie er sich vor Schmerz hat gekrümmt ?
Nun werde ich wohl niemals mehr zum Feiern gebeten,
hab Hoffnung jedoch, dass die Freundschaft gewinnt.

Im Zauberwald hör ich ein leises Flüstern
dort wohnen Elfen, Feen Zwergen mit Geschwistern.
Ich hoffe, dass Freund Zipfelwutsch mir wird vergeben,
weil unter Freunden ist`s ein Muss – über alles zu reden!!!

© Celine Rosenkind






Das Männchen aus dem Wald



Es war einmal ein Mädchen. Das wohnte mit seinen Eltern hinter den sieben Bergen, in der wunderschönen Stadt mit den sieben Kirchen, den sieben Schulen und mit einer mittelalterlichen Stadtmauer, von deren einstmals sieben Toren nur noch drei erhalten waren.
Das Mädchen liebte die Stadt und versuchte, sie in Bildern festzuhalten. Schon im Alter von drei mal drei Jahren, als Dreikäsehoch, war sie fest entschlossen, eine Malerin zu werden. Aber was sie zeichnete, stimmte sie nicht zufrieden. Es hielt der Wirklichkeit nicht stand. Sie würde noch viel lernen müssen!
Oft ging sie in die Umgebung, stieg auf einen der sieben Hügel, breitete ihr Zeichengarät aus und begann zu skizzieren. Von hier aus hatte sie einen wundervollen Blick auf die Stadt. Von Jahr zu Jahr machte sie Fortschritte.

Eines Tages, inzwischen waren wieder drei mal drei Jahre vergangen, begab sie sich an den nahe gelegenen Wald. Auf einer Lichtung, die den Blick Richtung Stadt freigab, ließ sie sich nieder. Sie begann zu zeichnen. Dabei schloss sie leicht die Augenlider. So holte sie das Bild, welches sie schaffen wollte, ganz tief in sich hinein.
In der Stille der friedlichen Umgebung hörte sie auf einmal eine Stimme:
"Dreimaldrei ist neune, weißt du, was ich meine? Dreimaldrei und eins ist zehn. Lass mal dein Gemale sehn!"
Sie erschrak. Da stand doch vor ihr, wie aus dem Boden gewachsen, ein altes Männchen mit langem Bart, einer roten Hose und einer Jacke voll bunter Farbkleckse und Pinselstriche. Einerseits gab er ein armseliges, andererseits aber auch ein lustiges Bild ab. Sie musste lächeln.
"Was gibts da zu grinsen, he?", meckerte er. Dabei klang er wirklich wie ein Ziegenbock.
"Nichts, gar nichts. Ich wollte dich nicht kränken. Woher kommst du so plötzlich? Wohnst du hier in diesem Wald?"
"Das geht dich nichts an, neugieriges, vorlautes Ding, willst einen betagten Mann ausfragen? Wenn du gute Bilder malen willst," dabei zeigte er auf ihre Staffelei,"dann musst du aber noch viel üben und lernen."
Das will ich ja. Ich nutze jede freie Stunde. Aber mir fehlt ein guter Lehrer."
"Hi,hi,hi, nichts leichter als das. Komm doch einfach zu mir. Ich lehre dich sehen und Stift und Pinsel zu führen...,"
"Wirklich, ist das dein Ernst?" -
"Wenn ich's doch sage. Ich bin jeden Tag zur selben Stunde hier an dieser Stelle, he, he , he", lachte er. "Du brauchst nur regelmäßig zu kommen."
"Das werde ich ganz bestimmt."
"Du bekommst den besten Unterricht. Aber den kriegst du nicht umsonst! Du musst auch etwas für mich tun!
Ich bin gezwungen, mich hier im Wald zu versorgen. Da brauch ich täglich eine tüchtige helfende Hand. Traust du dir das zu? Und willst du das überhaupt? Du sollst mir drei jahre dienen und wirst drei jahre bei mir studieren." -
"Ja, das will ich, wenn du mir versprichst, dass ich dann eine echte Künstlerin werde."
"Ho, ho, ho, das liegt ganz bei dir, mein Kind."
"Ich werde fließig sein und gut lernen."
"Wir werden sehen, ob du dein Versprechen hältst. Bis morgen."
Weg war er, als hätte es ihn nie gegeben.

Es begann zu dämmern. Dem Mädchen wurde kühl. Es räumte das Arbeitsmaterial zusammen und machte sich auf den Heimweg. Ein Käuzchen, das auf dem Baum über ihr gesessen und das Gespräch mit dem eigenartigen Männchen verfolgt hatte, flog ein Stück des Wegs neben ihr her und rief ihr dreimal in Abständen zu: "Vergiss die Worte des Alten nicht, Daniela. Vergiss den Alten nicht. Dani, vergiss des Alten Worte nicht!" Dann wendete es Richtung Wald.
"Seltsam, dieses Käuzchen", wunderte sich das junge Mädchen. "Es will mir sagen, dass ich unbedingt wieder hierher kommen soll."
Am nächsten Tag, nach Schule und Hausarbeit, begab sie sich mit ihrer Staffelei, mit Kreide, Farben und Pinseln wieder zu jener Lichtung am Waldrand. Sie setzte sich und schloss die Augen. Noch einmal sah sie das gestrige Geschehen vor sich, und als sie die Augen öffnete, stand er grinsend vor ihr.
"Bist wirklich gekommen, he, he, he. Ist es dir also ernst? Das ist gut. Na, dann folge mir und tritt deinen Dienst an."
Er holte mit dem gebeugten Arm aus, um sie heranzuwinken. Er bückte sich leicht und verschwand im Unterholz. Sie hatte Mühe, ihm zu folgen. Irgendwann standen sie vor einer armseligen Holzhütte aus Ästen und Zweigen - offensichtlich selbst gebaut - mit einer runden Feuerstelle davor.
"Hier wohne ich. Du wirst für mich Beeren, Pilze, Kräuter und Früchte sammeln und mir täglich eine warme Mahlzeit bereiten. Wenn ich versorgt bin, werden wir uns auf die Kunst konzentrieren.
Obwohl sie sich im Stillen fragte, woher sie dann noch die Zeit für die Schule und ihr Zuhause nehmen sollte, wagte Daniela keinen Einspruch und machte sich sogleich an die gestellten Aufgaben. Die wurden ihr bald zur Selbstverständlichkeit.

Es wurde Herbst und Winter, Frühjahr und wieder Sommer. Auch das zweite Jahr verging wie im Fluge.
Nach drei weiteren Jahreszeiten sagte der Alte zu seiner Schülerin: "Deine Zeit bei mir ist um. Du hast eifrig gelernt und mir treu gedient. Dadurch hast du mich erlöst von einem bösen Fluch. Ich bin wieder frei und darf mein Können jedem vermitteln, der es wert ist. Und du erhältst den Lohn für deinen Einsatz: all die schönen Zeichnungen und Gemälde, die während deiner Dienstzeit bei mir entstanden sind. Dazu kommt noch eine Belohnung. Das ist die Aufnahmebestätigung für dich an der Kunstakademie des Landes. Ich bin sicher, du wirst deinen Weg gehen. Lebe wohl! Ich werde dich nicht aus den Augen verlieren...."
Mit diesen Worten waren sowohl der alte Mann als auch die Hütte und die Feuerstelle verschwunden. Daniela fand sich auf ihrer bekannten Waldlichtung wieder. In ihrer Mappe, zwischen Zeichnungen und Papieren, lag die Zulassung zur Kunstakademie.

Als die junge Frau nach den Ferien hochmotiviert ihr Studium antrat, meinte sie in ihrem Professor einen alten Bekannten wiederzusehen: das Männchen aus dem Walde..."

(c) Lyrischa




Träume



Es wurde Abend und für die Zwillinge Maja und Michael, war es Zeit ins Bett zu gehen. Wie jeden Abend, ging das nicht ohne Murren ab. Als sie dann doch endlich in ihren Betten lagen, sagte Olivia, die Mama von den beiden: „ Schlaft schön und träumt wunderschöne Geschichten.“
Sie löschte das Licht und ging leise hinaus. Im Zimmer war es jedoch nicht dunkel, denn der Mond schien durch das Fenster und malte helle Kringel an die Wände. Es dauerte auch nicht lange und beide Kinder schliefen.

Da erschien ein sanftes Licht in einer Ecke des Kinderzimmers, da wo der Schaukelstuhl stand, in dem schon damals, Oma Maja gesessen hatte und ihre Geschichten erzählt hatte.
Oma Maja erschien sitzend im Schaukelstuhl und schaute lächelnd auf die schlafenden Kinder. Sie rief leise:

„ Maja, Michael, träumt euch frei.“
Maja und Michael träumten!
„ Da seid ihr ja,“ sagte Oma Maja.

Im Traum ist alles möglich und so wussten die Kinder gleich, das Uroma Maja gekommen war, um ihnen Geschichten zu erzählen.
Sie sagte:
„ Ich will euch die Geschichte vom Pech im Regenbogenland erzählen. Mögt ihr sie hören?“
Sie wartete die Antwort nicht ab, denn sie sah an den Gesichtern der Kinder, das sie darauf brannten, die Geschichte zu hören.

„Als ich noch ein Kind war, etwas älter als ihr, da sah ich eines Tages am Himmel einen Regenbogen. Nach einem Regen, kann es sein, dass sich ein Sonnenstrahl in einem Wassertropfen bricht und dann erscheint so ein wunderbarer Regenbogen am Himmel. Alle Farben dieser Erde sind darin, auch wenn man nur ein paar davon sehen kann. Nun hatte mir meine Oma erzählt, das am Ende eines Regenbogens ein Topf mit Gold stehen würde, bewacht von dem Gnom- Miesepeter. Wie sein Name schon sagt, er war immer mies drauf. Ich wollte diesen Topf mit Gold finden. Ich hatte Angst. Der Gnom würde mir schon nichts tun. Aber vielleicht doch, wenn ich ihm seinen Topf mit Gold weg nehmen würde.
Angst ist etwas wichtiges, es hindert uns daran leichtsinnig zu werden. Sie warnt uns vor Gefahren.

Aber, erst musste das Ende des Regenbogens erreichet werden, bevor ich irgend jemanden etwas wegnehmen konnte.

Ich stellte mich auf die Wiese hinter unserem Haus. Machte die Augen zu und dachte ganz fest an den Regenbogen. Als ich die Augen wieder öffnete, da stand ich immer noch auf einer Wiese, aber nicht mehr auf die hinter unserem Haus. Ich sah viele bunte Blumen. In allen Farben leuchteten sie im Sonnenschein. Schmetterlinge flogen von Blume zu Blume und saugten den süßen Nektar. Die bunten Vögel sangen ihre Lieder in den Bäumen und Sträuchern. So weit ich sehen konnte, waren da lauter Blumen in allen Farben der Erde.
Plötzlich hörte ich eine feine Stimme:

„ Wer bist du denn? Kommst du von der Erde?“
Ich schaute mich um, konnte aber niemanden sehen.
„ Hier unten, schau einmal nach unten!“

Verwundert senkte ich meinen Blick auf meine Fußspitzen und da sah ich einen winzig kleinen Mann, der auf meiner großen Zehe saß und mit den Füßen wippte.

„ Ich bin die Maja und ich weiß nicht wo ich bin. Wer bist du?“ Fragte ich.
„ Du bist im Land der Regenbogenkönigin. Du kommst von der Erde nicht wahr?“
„Ja ich bin auf der Erde zu Hause. Ist das Land der Regenbogenkönigin nicht auf der Erde?“
„ Nein, es ist nicht auf der Erde, es ist zwischen dem Himmel und der Erde, in den Wolken.“

Das war nun ein Ding. Ich war also zwischen Himmel und Erde, im Land einer Königin, von der ich noch nie gehört hatte. Auch von diesem Land hatte ich- noch nichts gehört. Ich schaute wieder hinunter, auf den kleinen Mann und fragte:

„ Wie heißt du denn nun?“

„ Oh, ich vergaß mich vor zu stellen. Mein Name ist Rappelzappel. Ich bin der Berater der Königin. Ich habe ihr gesagt, sie solle dich wieder hinunter schicken, aber sie besteht darauf, dich kennen zu lernen. Also, komm mal mit.“

Er sprang wie ein Floh von meinem großen Zeh, schaute mich aufmunternd an und sprang vor mir her. Ich folgte ihm neugierig. Nicht lange und wir erreichten eine kleine Stadt. Beinahe wäre ich auf das erste Haus getreten, wenn nicht Rappelzappel mich gewarnt hätte.

Er blieb stehen, schaute zu mir hoch und sagte nachdenklich:
„ Es hilft nichts, du musst schrumpfen! So trampelst du ja alles nieder.“

Er rannte drei mal um mich herum, murmelte dabei etwas unverständliches und dann merkte ich, ich wurde kleiner. So klein, dass ich ihm in die Augen sehen konnte. Meine Kleider waren mit mir geschrumpft. Ich schaute auf meine winzigen Hände und Füße. Das war ja lustig. Nun konnte ich in der kleinen Stadt, die jetzt gar nicht mehr so klein war spazieren gehen. In dieser Stadt, war alles bunt. Sogar das Straßenpflaster war bemalt mit bunten Streifen und Karos.

Rappelzappel drängte mich vorwärts und sagte:
„ Trödel nicht, die Königin erwartet uns doch.“

Er führte mich durch viel Straßen und Gassen, bis wir an einen großen Platz kamen, in dessen Mitte ein Palast stand. Er hatte gelbe Türme, grüne Fensterläden, rosa Mauern und die Tore waren in allen Farben des Regenbogens gestrichen.
Wir marschierten direkt über eine Zugbrücke, den Wassergraben hatte ich erst gar nicht gesehen, direkt auf den Palasthof. Da standen viele Soldaten mit grünen Hosen und roten Jacken Spalier. Am ende sah ich einen großen Sessel, auf dem die Königin saß und vor lauter Ungeduld mit dem Kopf wackelte.

Rappelzappel schupste mich bis vor die Königin und zischte:
„ Mach einen Hofknicks.“
„ Ich weiß gar nicht wie das geht, ein Hofknicks“, sagte ich laut.
Rappelzappel verdrehte die Augen und sagte zur Königin gewandt;

„ Verzeiht Majestät, sie ist ein ungebildetes, kleines Ding von der Erde. Da kann man kein Benehmen erwarten.“

Das war ja wohl die Höhe. Was bildete sich dieser Knirps bloß ein. Ich und kein Benehmen.
Die Königin wischte mit der rechten Hand durch die Luft und sagte: „ Das ist nicht wichtig.“

Sie schaute mich an und sagte schnell: „ Du bist die Maja, ich habe dich von hier aus beobachtet und als du dich hierher gewünscht hast, habe ich dich kommen lassen, denn nur ein Menschenkind kann mir helfen. Komm mit mir. Ich will dir beim Essen, berichten warum ich dich ausgesucht habe, mir und dem Gnom Miesepeter zu helfen.“

Rappelzappel, die Königin und ich gingen in das Schoß und da war eine große Tafel gedeckt, mit edlem Porzellan und den schönsten Speisen, die man sich denken konnte. Wir aßen und tranken. Dabei erzählte mir die Königin, dass der Miesepeter, den Topf mit dem Gold durch die Wolken hat plumpsen lassen. Das hat den Miesepeter so zornig gemacht, dass er niemanden mehr in seine Nähe lässt. Er ist ein richtiger Miesepeter. Wenn wir ihm etwas zu essen bringen, dann wirft er es uns an den Kopf. Er schreit und wütend herum, dass sich niemand mehr in seine Nähe traut.

Plötzlich war da die Stimme von Mama Olivia: „ Maja, Michael, aufwachen, der Kindergarten wartet auf euch. Marsch ihr Schlafmützen aufwachen, das Frühstück ist fertig.“

Maja und Michael schlugen die Augen auf, sahen sich an und Michael sagte: „Ich habe eine tolle Geschichte geträumt.“
„ Ich auch,“ sagte Maja und lachte.

„ Heute Nacht träumen wir weiter.“

(c) Tempika




Vom traurigen Mädchen



In einem weit entfernten und ganz abgelegenen Dorf gab es einmal ein Mädchen. Obwohl es ganz fleißig war und es alle Leute aus dem Dorf mochten, war es immer ganz traurig. Kein Lachen war auf den Lippen zu sehen, nicht mal die Spur eines Lächeln umspielte ihr Gesicht.
Freilich hatte es sie nicht einfach. Ihr Vater war schon lange tot. Gestorben, als sie noch in der Wiege lag. Und auch ihrer lieben Mutter ging es nicht allzu gut. Sie war schwer vom Leben gezeichnet, das einst hübsche Gesicht verhärmt, der Körper von Gram gebeugt.
Das Mädchen tat alles, was in ihren Kräften stand. Doch ihr Körper war nun einmal zierlich und ihre Kräfte begrenzt. Und so trug es schwer an ihrer Last, sodass sie immer und überall traurig wirkte.
Was hatte man nicht schon alles versucht, auch ihr ein fröhliches Lachen auf das kleine Gesicht zu zaubern. Doch nichts hatte gewirkt. Sie blieb einfach traurig und durch ihrer schweres Los gezeichnet.
Da kam eine kleine Muse durch das Dorf, die gar nicht weit entfernt in den geheimen Gängen eines kleinen Hügel lebte. Freilich gab es auch Musen, die kleine, versteckte Häuschen besaßen, aber sie hatte für sich die geheimen Gänge und Kammern des Hügels für sich entdeckt und es sich dort wohnlich eingerichtet.
Nun, diese Muse kam durch das Dorf. Doch die Menschen sahen sie nicht, denn Musen sind für Menschen nur selten zu sehen.
Aber das kleine traurige Mädchen, sie erkannte die Muse. Eigentlich wollte sie Wasser für ihre Mutter aus dem großen Dorfbrunnen holen. Doch nun blieb sie erstaunt stehen.Die Muse bemerkte, dass sie entdeckt worden war. So recht wollte ihr das nicht behagen, aber da es nun einmal geschehen war, konnte sie es nicht mehr ändern.
Sie blickte das Mädchen an, sah ihr trauriges Gesicht, dass so gar keine Freude wie normale Kindergesichter ausstrahlte. Doch bevor sie sich weitere Gedanken darüber machen konnte, sprach sie das kleine Mädchen an: „ Was bist du denn für ein komisches kleines Wesen?“
„So, so! „ dachte sich die Muse, „Als komisch werde ich angesehen.“ Ein wenig konnte sie es natürlich nachvollziehen. Sie war nun einmal so, wie sie war. Sie sah aus, wie alle Musen aussahen.Aber wennman keine Musen kannte, wie sollte man da wissen, wie Musen aussehen.
Sie antwortete dem Mädchen: „Ich bin eine Muse der Natur, liebes Mädchen.“
Das Mädchen verzog ein wenig das Gesicht. Dann fragte sie: „Und was ist das, eine Muse der Natur zu sein?“
„Nun“, meinte die Muse, “Wir sind kleine Wesen, die die natur schützen und bewahren, die von und mit der Natur leben. Wir lieben alles, was sich der Schönheit verpflichtet und sie auch beschreibt.“
„Oh!“ sagte da das Mädchen, „Das sind ja noch viel mehr Aufgaben als jene, die ich erledigen muss. Aber ich mache sie immer gern und in Freude.“
„Und warum ist dann dein Gesicht so traurig?“ wollte die Muse wissen. Wenn das Mädchen alles in Freude machte, so konnte sie unmöglich ein so trauriges Gesicht haben.
„Ich weiß es nicht“, antwortete das Mädchen, „ Aber ich kann meine Freude nicht zeigen, so gerne ich es auch würde.“
„Das ist aber gar nicht schön. Gerade ein Kinderlächeln ist etwas so Wunderbares.“ Die Muse wurde traurig. Sie ahnte, dass da noch mehr hinter steckte, als das Mädchen zugab. Aber sie wollte sie damit nicht quälen. Das würde die Sache nicht besser machen.
Dann fiel ihr eine alte Legende ein, wonach ein Musenkuss einen Menschen glücklich und zufrieden machen konnte und ihn auch zu neuen Taten beflügeln sollten. Vielleicht half die Legende ja dabei, das traurige Gesicht des Mädchens in ein zauberhaft lächelndes Kindergesicht umzuwandeln. Einen Versuch war es auf jeden Fall wert.
Die Muse beschloss, es bei dem Mädchen auszuprobieren.
„Liebes Mädchen“, sagte sie sodann, „Ich würde mich freuen, wenn ich dir einen kleinen Kuss auf die Wange geben könnte, um dich zu erfreuen. Dasran würde mir wirlich sehr viel liegen.“
Das Mädchen schaute sie an, denn der Wunsch war aus der Sicht eines Menschen natürlich schon etwas ungewöhnlich. Doch dann nahm sie das Herz in die Hand, griff der Muse unter die Arme und hob sie an, obwohl sie nicht ganz leicht für sie war. „Warum eigentlich nicht!“
Sie herzte die Muse und jene gab ihr einen Zauberkuss auf die Wange. Die Kräfte entfalteten sich sofort.
Die Gesichtszüge des Mädchens begannen, sich zu entspannen und freundlichere Formen anzunehmen. Die Legende schien einen wahren Kern zu haben. Das freute die kleine Muse ungemein.
Das Mädchen stellte sie wieder zurück auf den Boden. „Das war ja ein richtig zauberhafter Kuss, liebe Muse.“
„Fürwahr, mein liebes Mädchen. Und nun kannst du immer behaupten, dass du von einer Muse geküsst worden bist.“
Dem Mädchen waren die Veränderungen an ihr nicht entgangen. „Ich danke dir, liebe Muse. Mit einem Lächeln wird mir die Arbeit noch viel leichter von der Hand gehen. Ich brauch nur an deinen kleinen, zauberhaften Kuss auf meine Wange zu denken.“
„Das sollte er auch bewirken.“ Die Muse war glücklich, dass es geklappt hatte und das Mädchen mehr Fröhlichkeit ausstrahlte. Eine Fröhlichkeit, wie sie für Kinder normal war. Das war ein ganz wunderbarer Zauber gewesen.
„Nun muss ich mich aber eilen“, meinte das Mädchen, „Meine Mutter wartet auf das Wasser aus dem Brunnen.“
„Ja, eile dich. Man sollte seine Mutter nicht warten lassen. Aber vergesse nicht, an den Kuss zu denken. So wird dir alles einfacher fallen und du wirst deine Arbeit mit einem Lächeln machen.“
Das Mädchen nickte als Zustimmung, dann verabschiedeten sie sich voneinander und gingen ihrer Wege.
Das Mädchen zeigte von diesem Augenblick an besonders, wenn sie freudvolle Aufgaben erfüllte und Schönes vollbrachte, viel Freude und Leidenschaft in ihrem Gesicht.
Und immer, wenn jemand nach dieser Freude fragte, antwortete sie, dass sie die Muse geküsst hätte. Irgendwann taten das auch die Menschen um sie herum und so ist dieser Ausspruch bis heute erhalten geblieben.

© René Deter





Prinzessin Goldlöckchen und die Nachtigall



Vor vielen Jahren, weit weg von hier, da lebte in einem kleinen Königreich der König Friedbert der Sanfte mit seiner Königin Kunigunde.
Der König und seine Gemahlin waren im Lande bei allen Bewohnern sehr beliebt, denn sie kümmerten sich auch um die Belange ihrer Untertanen.
Als dem Königspaar eine kleine Prinzessin geboren wurde, feierte das ganze Land ein großes Fest. Drei Tage lang vergnügten sich Alle.
Es gab zu Essen und zu Trinken in Hülle und Fülle.
Immer wieder lies man die kleine Prinzessin, die man Goldlöckchen nannte, weil sie schon bei der Geburt so schöne goldene Locken hatte, hochleben.
Alle waren glücklich und zu frieden.

Nach den Feierlichkeiten zog allmählich der Alltag wieder ein.
Die Bauern arbeiteten wieder auf den Feldern, die Handwerker in ihren Werkstätten.
Und so vergingen die Jahre.
Goldlöckchen war nun bereits 10 Jahre alt.
Ihr fehlte es an nichts. Der König und die Königin erfüllten ihr jeden Wunsch den sie hatte.
Eines Tages begab Sich Goldlöckchen zu ihren Vater und sprach:
„Liebes Väterchen, du und auch die Mama sind immer so lieb zu mir. Ich bin aber trotzdem ein wenig traurig, denn ich habe außer meiner Amme keinen Spielkameraden. Ich wünschte mir so sehr ein kleines Tier, damit ich nicht mehr so alleine bin.“
„So soll es geschehen, mein liebes Töchterchen. Habe aber noch etwas Geduld.“
Goldlöckchen war mit der Antwort des Königs zufrieden.

Der König überlegt wie er diesen Wunsch am besten erfüllen konnte.
Da hatte er plötzlich eine Idee. Er rief seinen Forstmeister zu sich und gab ihm den Auftrag eine Nachtigall zu fangen. Eine Nachtigall, die immer so schöne Lieder singt. Er war der Meinung, dass dieser Vogel seiner kleinen Prinzessin großen Spaß bereiten würde.

„Herr König, ich werde mein Bestes tun, um für die Prinzessin eine Nachtigall zu fangen. Es wird nicht leicht sein, man braucht dazu ein wenig Geduld.“
„So sei es Forstmeister, ich vertraue auf Euch. Viel Glück wünsch ich Euch dabei. So nun geht.“
Der Forstmeister verbeugte sich vor dem König, verließ das Schloss und begab sich in den Wald. Nach drei Tagen war es so weit. Der Forstmeister hatte eine Nachtigall ausfindig gemacht. Er wusste nun wo ihr Lieblingsplatz war an dem sie ihre Lieder erklingen ließ.
Am nächsten Tag, fand er sie wieder auf dem gleichen Ast vor. So ging das auch die nächsten Tage weiter.
Der Forstmeister war sich nun sicher, dass er die Nachtigall nun lang genug beobachtet hatte.
Er strich den Ast mit Leim ein und wartete bis die Nachtigall wieder kam um ihr Lied anzustimmen.
Lange sollte der Forstmeister nicht mehr warten müssen. Die Nachtigall kam angeflogen setzte sich nieder und begann zu singen.
>Heute singt sie besonders schön und lange. Ich werde mir ihren Gesang noch eine Weile anhören
Langsam wurde der Leim fest. Die Nachtigall schien es nicht zu bemerken, denn sie sang ihr Lied immer weiter.

Der Forstmeister trat aus seinem Versteck und begab sich zu dem Baum, auf welchen die Nachtigall saß.
Ein Wegfliegen war ihr nun nicht mehr möglich. Der Leim hielt sie fest.
Ganz behutsam befreite der Forstmeister die Nachtigall von ihrem Ast und setzte sie in einem kleinen Käfig. Dann ging er zurück zum Schloss, wo er schon sehnsüchtig vom König erwartet wurde.

„Ihre Majestät, mir ist es gelungen, eine Nachtigall, die so schön singen kann, für die Prinzessin Goldlöckchen zu fangen. Ich hoffe Ihr seit mit mir zufrieden?“
„Oh ja, Forstmeister, zeige Er mir, was Er da gefangen hat.“
Der Forstmeister ließ den König den kleinen Käfig mit der gefangenen Nachtigall betrachten.
„Forstmeister, Er ist der Meinung, dass dieser Vogel der Prinzessin gefallen wird?“
„Das müssen die nächsten Tage bringen, Eure Majestät.“
„Nun ja Forstmeister, Ihr sollt Euren Lohn bekommen.“
Der König läutete mit einem kleinen Glöckchen nach einem Lakaien, der auch gleich eintrat und sich verbeugte.
„Bringe Eer mir den goldenen Käfig herein, und für den Forstmeister drei Golddukaten.“
„Sehr wohl Eure Majestät.“
Mit einer Verbeugung verließ der Lakai des Königs Gemach.

Nach einer Minute war er mit dem Käfig und den Dukaten wieder da.
Der Forstmeister setzte die Nachtigall in den goldenen Käfig hinein, nahm seine drei Golddukaten und verabschiedete sich mit einem herzlichen Dankschön und einer Verbeugung von seinem König, und begab sich aus dem Schloss.

Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sprach der König zur Prinzessin:
„Goldlöckchen, mein Augenstern. Komm einmal mit, mit mir. Ich habe eine Überraschung für dich.“
Er führte sie in sein Gemach wo der goldene Käfig mit der Nachtigall stand.
„Das ist für dich, mein liebes Prinzesschen. Ganz für dich alleine, du hast es dir ja so gewünscht. Nimm diesen Käfig mit in dein Gemach. Die Nachtigall soll dich erfreuen.“
„Vielen Dank, Väterchen. Ich freue mich ja so.“
Goldlöckchen umarmte, drückte und küsste den König vor Freude. Nahm den Käfig und ging in ihr Gemach.
„Schau einmal Amme, was mir mein Väterchen geschenkt hat, ist das nicht ein schönes Geschenk?“
„Oh ja Prinzessin. Das ist eine schöne Nachtigall, aber ob die hier im Käfig auch so schön singen wird wie in der freien Natur?“

„Amme,ich werde sie pflegen, sie soll nur das Beste bekommen. Ihr soll es an nichts fehlen.“
„Ach mein Kind, wir werden es sehen.“

So vergingen die Tage. Die Nachtigall sang aber nicht.
Die Prinzessin wurde traurig und ging weinend zu ihrem Vater.
„Warum weinst du denn Goldlöckchen?“
„Ach Väterchen, die Nachtigall die hüpft nur in dem Käfig umher, und singen will sie einfach auch nicht.“

„Was, sie singt nicht? Schafft mir den Forstmeister herbei.“
Nach einer halben Stunde traf der Forstmeister im Schlosse ein.
„Was hat er mir da für einen Vogel gefangen, er singt überhaupt nicht in seinem goldenen Käfig, ihm geht es doch gut bei uns.“
„Eure Majestät, sicher singt er nicht, weil er gefangen ist. Auch ein goldener Käfig ist ein Gefängnis. Lasst ihn wieder frei und Ihr werdet erleben, dass er wieder singt.“
„Nun gut Forstmeister. Er möge Recht haben. Goldlöckchen, hast du die Worte des Forstmeisters vernommen?“
„Ja Väterchen. Ich möchte, dass die Nachtigall nicht mehr traurig ist. Lassen wir sie wieder frei.“
„So soll es sein, mein Kind.“

Goldlöckchen ging mit dem Käfig zum Fenster und öffnete das Käfigtürchen. Die Nachtigall flog heraus und setzte sich auf einem Ast des Baumes der vor dem Fenster stand und begann ein wunderschönes Lied zu singen.
„Seht Ihr Eure Majestät und auch Ihr liebe Prinzessin, nur wer in Freiheit lebt, kann Anderen Freude bringen.
„Wie wahr, wie wahr Forstmeister“, entgegnete der König.

Die Nachtigall soll noch so viele Male vor dem Schlossfenster ihr Lied gesungen, und damit viel Freude bereitet haben.

Copyright Ulf Heimann




Der Hirte mit dem goldenen Herzen


Es war einmal ein junger Ziegenhirte.
Sein Zuhause war eine einsame Alm tief im Gebirge.
Hingebungsvoll und mit viel Liebe hütete er seine kleine Herde.
Arm war er und hatte keine Eltern mehr; aber der Herrgott hatte ihm in seine Armut ein gutes Herz, ein paar blanke Augen und einen hellen Verstand gegeben.
Menschen sah der junge Hirte in seiner Einsamkeit nur selten; dann und wann kam einmal ein Fremder, dessen Weg über die grünen Bergwiesen führte, angelockt durch des jungen Hirten liebliches Flötenspiel vorbei. Aber jeder, der mit dem hübschen blauäugigen Jüngling ins Gespräch kam, mochte ihn gerne und wunderte sich über die Worte voll Güte, Weisheit und Verstand, die aus seinem Munde kamen.
So blieb es auch nicht aus, dass man bald weit und breit von dem gütigen und klugen Hirtenknaben im Gebirge sprach. Ein goldenes Herz habe er, so wurde gemunkelt.
Nun war es vorbei mit seiner Ruhe denn viele Ratsuchende machten sich auf den Weg zu ihm.
Für jeden hatte dieser ein offenes Ohr und Herz.
Auch konnte er allen Kummer und auch das Leid verstehen. Unermüdlich erteilte er Ratschläge aber vergaß niemals darüber, seine Ziegen zu versorgen. Nur etwas war ihm zuwider. Es machte ihn traurig, wenn jemand meinte, ihm Taler schuldig zu sein.
Er verlangte lediglich als Dank, das Versprechen, so zu handeln, wie er es dem Hilfesuchenden angedeihen ließ.
Auch die Königin des Landes hörte von ihm.
Eines Tages erschien ihr Bote bei dem Jüngling mit der Bitte, sogleich zu ihr zu kommen.
„Ich will es gerne tun!“ entgegnete dieser bereitwillig, wenn du solange hier bleibst und für meine Ziegen sorgst, bis ich zurückkehre.“
Damit der Wunsch seiner Königin alsbald erfüllt würde, blieb der Bote bei der Herde, und der Hirte machte sich auf den Weg.
Am nächsten Tag hatte er ihr Schloss erreicht und trat sittsam und bescheiden, aber ohne Furcht vor die hohe Frau.
„Sei gegrüßt, Hirte mit dem goldenen Herzen,“ sprach die Königin und ihr Blick ruhte mit Wohlgefallen auf dem hübschen Jüngling. „Viel schon hörte ich von dir, nun beweise es mir, ob die Menschen recht haben ; denn alle, die dich besuchten, rühmen dein goldenes Herz und deinen Verstand. Heute möchte ich dich nun selbst um Rat fragen. Ich habe Tage und Nächte nachgedacht, doch weiß ich keine Antwort.“
Bei diesen Worten zog sie ein kleines goldenes Kästchen aus ihrem Gewande, öffnete es und zeigte seinen Inhalt dem staunenden Hirten.
Es beherbergte drei Edelsteine in den Farben grün, rot und blau.
„Siehe“, fuhr die Königin fort, diese Edelsteine schickte mir meine Patin, die liebe Fee Stine, damit ich von den dreien mir einen auserwähle.
Jeder Stein besitzt eine wundersame Kraft, die dem zuteil wird, der ihn trägt. Nun sage du mir, welcher wohl der wertvollste sein mag. Welchen davon soll ich behalten?“
Der Hirte nahm zuerst den grünen Stein aus dem Kästchen, betrachtete ihn nachdenklich und sprach: „Es ist ein Smaragd, das Sinnbild für Hoffnung, und es gibt dem, der ihn trägt, die süße Hoffnung im Herzen. Sicher, nichts kann süßer sein als die Hoffnung! Doch der wertvollste dieser Steine ist er nicht Frau Königin – denn die Hoffnung stirbt in der Erfüllung!“
„Wer sagt dir das?“ fragte verwundert die Königin.
„Dies sagte mir die Kirschblüte, die sich im Frühjahr voller Hoffnung erschloss, und die starb, als sie zur Frucht sich bildete“, antwortete der Jüngling.
Er legte den Smaragd in das Goldkästchen zurück und nahm den roten Stein in seine Hand. Auch diesen betrachtete er eine Weile, dann sprach er: „Es ist ein Rubin und schenkt dem, der ihn trägt, die Liebe ins Herz. Was ist seliger als die Liebe? Und doch, Frau Königin, dieser Stein ist der wertvollste nicht, denn die Liebe stirbt oft im Leid!“
„Wer sagte dir das?“ fragte wieder erstaunt die Königin.
„Das sagte mir die stolze Rose, die im Sommer voller Schönheit blühte, und die der Sturm gebrochen“, antwortete der Jüngling und legte den Rubin in das Kästchen zurück.
Nun nahm er den blauen Edelstein in die Hand und auch diesen prüfte er lange und nachdenklich. Dann sprach er: „Es ist ein Saphir, das Sinnbild der Treue, und schenkt dem, der ihn trägt, die kostbare Treue ins Herz. Süß ist die Hoffnung; selig ist die Liebe! Aber kostbarer als beide ist die Treue, denn sie ist ewig!
Darum rate ich dir, diesen Stein zu wählen, er ist der rechte!“
„Wer sagte dir das?“ fragte aufs höchste erstaunt die Königin.
„Das sagte mir der Abendstern, der in unveränderter Klarheit jeden Abend über meiner kleinen Hütte steht.“ erwiderte der Jüngling.
Die Königin spürte in ihrem Herzen eine tiefe Zuneigung zu diesem einfachen Hirten. Sie war tief gerührt von der Weisheit seiner Worte.
„Ich wähle den blauen Stein und werde ihn immer tragen, damit mir seine Wunderkraft zu eigen werde“, sprach sie. Dich aber Jüngling, will ich fürstlich belohnen. Bleibe bei mir und führe fortan das Leben eines Edelmannes.
„Meine Freiheit und meine Tiere sind mein höchstes Gut!“ erwiderte da der Hirte, deshalb erbitte ich als Lohn, lasst mich zurückkehren zu meiner Wiese, meinen Ziegen und der kleinen Hütte.
So geschah es dann auch, und wenn man ganz still ist, kann man ihn spielen hören auf seiner Flöte, den Hirten mit dem goldenen Herzen….

© Celine Rosenkind



Der silberne Tränensee



Es war zu der Zeit, als Könige noch die Welt beherrschten und die Armut der Leute wie eine Seuche über das Land fegte.
Viele Menschen hatten ein ganz geringes Einkommen, ernährten sich von einem kleinen Acker, den sie bestellen durften und ein paar Tieren; es reichte gerade so, um sich über Wasser zu halten.
Manche hatten nicht mal ein vernünftiges Dach über dem Kopf sondern fanden Unterschlupf in einer Höhle oder sie bauten sich mit ein paar Brettern ein notdürftiges Hüttchen, was sie in den kalten Wintern vor dem Erfrieren retten sollte
In einem kleinen Land namens Nurikosa herrschte ein unbarmherziger König. Er forderte von den Ärmsten
der Armen viel zu hohe Steuern, peinigte sie, wenn sie ihre Schulden nicht bezahlen konnten. Doch nicht genug, immer wieder hatte er neue Einfälle, die Menschen im Land zu unterdrücken.

So ließ er ein Schriftstück aufsetzen, in dem er befahl, dass alle, die ihre Steuern nicht bezahlen wollten,
einen Sohn oder eine Tochter an ihn abzutreten hatten und er entsandte seine Soldaten, sich dieser Kinder zu bemächtigen. Gosse Traurigkeit überfiel Nurikosa und man sah überall nur Tränen, das Lachen war den Menschen restlos vergangen. So gingen einige Jahre ins Land und der König wurde älter und älter, doch sein Herz war immer noch hart wie Stein.

Er hatte zwei Söhne, die ihn ständig betrogen und mit allen Mitteln versuchten, die Herrschaft an sich zu reißen.
Eines Abends nahm der König sein Pferd und ritt hinaus in den tiefen Wald, er war des Zankes überdrüssig und
suchte nur noch Ruhe und Vergessen.
Plötzlich sträubte sich sein Pferd und blieb mitten auf einem steinigen Waldweg stehen. Er schaute nach vorne und
erblickte ein altes Mütterchen. Sie stand vor ihm mit einem blechernen Eimer, gefüllt mit Wasser und starrte ihn mit
großen traurigen Augen an.
„Was willst du von mir Alte“, fragte er sie in barschem Ton „und wer bist Du“?
Das Mütterchen gab ihm keine Antwort, sondern schwenkte ihren Eimer und fing an zu singen:

"Ich bin die Hüterin des silbernen Tränensees,
meine Melodie ist die Klage über Ach und Weh.
Ich trage die Tränen der Kinder fort,
weine um sie für einen besseren Ort.
Ich trage den blechernen Eimer bis an mein Ende
und bitte den Hergott, das Leid zu wenden.
doch bisher fand ich kein gütiges Herz,
was lindert ihren großen Schmerz."


Der König hörte ihr Lied und sagte. „Warum singst Du dieses Lied, hör auf damit und was soll es bedeuten?“
Das Mütterchen gab ihm keine Antwort und sang einfach weiter, schwenkte ihren Eimer und kehrte ihm
den Rücken zu. „Zum Donnerwetter Alte, antworte, wenn Dein König dich etwas fragt?“

Doch plötzlich war es ihm, als hörte er dieses Lied gleichzeitig aus der Ferne von vielen anderen Stimmen und aus allen Richtungen des Waldes. Es war wie ein großer trauriger Chor. Das Mütterchen drehte sich um und zeigte mit ihren dünnen Fingern auf eine Lichtung im Wald und gab dem König zu verstehen, ihr zu folgen.
Irgendetwas in seinem Inneren drängte ihn dazu, ihr zu folgen. Nach wenigen Augenblicken erreichten sie eine Lichtung und die Abendsonne schien auf einen schimmernden See. Je näher sie dem Ufer kamen, desto lauter wurden die Stimmen. Sie verursachten stechende Schmerzen in seinem Kopf und er saß wie gelähmt auf seinem Hengst.
Das alte Mütterchen war verschwunden und eine unbändige Angst überfiel ihn. Nebelschleier umhüllten ihn wie eine
Drohung. Und seine Ängste schnürten ihm die Kehle zu. Er war unfähig, auch nur ein Wort hervor zu bringen.
Gerade als er glaubte, sein Herz würde stehen bleiben, erloschen die Stimmen und er erblickte er einen weinenden Säugling. Dieses Kind lag in einem Strohhaufen unter einer alten Linde. Und im gleichen Moment sah er wieder das alte Frauchen.
Sie begann erneut ihre Melodie zu singen.

Ich bin die Hüterin des silbernen Tränensees……


Während sie sang, fing sie mit ihrem Eimer die Tränen des Kindes auf und trug sie in den
See. „Bitte altes Mütterchen, was geschieht hier, willst Du mir nicht endlich sagen, wozu ich hier bin?“

„Weißt du es noch immer nicht, Du Narr?“ sagte die Alte und ihre Gesichtszüge wurden hart und unerbittlich.
„Nein und noch mal Nein, ich weiß es nicht“, schrie der König zitternd und auf seiner kalten Stirn sammelten sich unendlich viele Schweißtropfen.
Man sah ihm seine Not an und auch seine bebende Stimme verbarg nicht, dass ihm angst und bange war.
Dann will ich dir des Rätsels Lösung mitteilen. Dieser See enthält kein Wasser, er ist gefüllt mit den Tränen der Kinder, die du geraubt hast und mit den Schweißtropfen der Armen, die du ausgebeutet und betrogen hast.
Dein steinerneres Herz hat zu all diesem Unglück geführt und dieses Herz wird hier sein Ende finden.
Und er fühlte ein Brennen in seiner Brust, es wurde ihm eiskalt, seine Sinne schwanden und er schrie mit letzter Kraft: „Was kann ich tun, um mich zu retten, bitte, ich will alles tun, um meine bösen Taten wieder gut zu machen, aber lasst mich leben.
Auf Knien flehte er um sein Leben.
„Nun gut“, sagte die Alte, „du hast eine Möglichkeit, etwas von Deiner Schuld abzutragen. Dort, hinter den drei Hügeln ist eine Schlucht.
Mit diesem Eimer wirst Du jeden einzelnen Tropfen des Sees dort hinüber tragen und in die Tiefe schütten, bis nicht eine Träne mehr übrig ist. Dann will ich Gnade walten lassen und Deine Schuld sei Dir vergeben. Jedoch unter einer Bedingung, Du wirst Deinen Besitz an die Armen verteilen lassen und den Rest Deines Lebens mit Deiner Hände Schweiß verdienen. Deine Söhne wird das gleiche Schicksal ereilen und alle Gefangen werden frei gelassen. Und sie gab ihm ein Papier mit des Königs Siegel, welches er zu unterzeichnen hatte.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den Wunsch der Alten zu erfüllen. Er unterzeichnete den Erlass und sofort hörte er sein Herz wieder schlagen. Es überkam ihn eine wohltuende Wärme, auch wenn er alles verloren hatte, so fühlte er, dass seine Seele Frieden gefunden hatte.
Die Nebelschleier verflogen und in der Stille hörte man das Rauschen der Bäume und die Vögel zwitscherten freudig die Melodie:
"Ich bin die Hüterin des silbernen Tränensees…..

Es vergingen viele Jahre und in den Wäldern von Nurikosa erzählte man immer wieder von einem alten Mann mit einem blechernen Eimer. Doch eines Tages verstummte die Melodie des silbernen Tränensees." Die Schuld war abgetragen und die Menschen des Landes fanden ihren Frieden.

Und dort, wo einstmals ein Tränensee seine Lieder sang, ist heute eine bunte Blumenwiese. Ab und zu, wenn leise Winde über die Gräser wehen, hört man noch ganz in der Ferne
das Lied vom silbernern Tränensee

......

(c) Urheberrecht Roswitha Wilker





Der alte Schmied und sein Findelkind



Vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch ihr Feuerholz miteinander teilten, um die frostigen Winter besser zu überstehen, ereignete sich etwas Merkwürdiges in einem kleinen Dorf in den Bergen.
Eigentlich herrschte dort Zufriedenheit unter den Leuten, auch wenn sie nur das Nötigste zum Leben hatten.
Lazius, der alte Dorfschmied, kam gerade abgearbeitet aus seiner Schmiede, als er ein leises Wimmern hörte. Seine müden Augen schauten umher, aber es war nichts zu sehen.
Gerade als er sich anschickte, sein kleines Häuschen zu betreten, sah er es.

Ein kleines Bündel lag versteckt unter einem Holunderbusch, gleich neben dem Eingangstürchen zu seinem Garten. Eilig lief er dort hin, um nachzuschauen, was es mit diesem Wimmern auf sich hatte.
Anfangs dachte er an ein verletztes Tier und um so mehr verwunderte es ihn, dass dort in eine Decke eingewickelt, ein kleines Kind lag.
„Was um Himmels Willen ist das denn, wer hat dich kleines Menschlein denn hier abgelegt?“
Wie kann man denn nur so kaltherzig sein, so etwas zu tun!“ Er hob es schleunigst auf, ging mit ihm hinein und versuchte es zu beruhigen.
In Windeseile zündete er ein Feuer in seinem Ofen an und sah sich dann das Kleine etwas genauer an.
Es war ein Junge mit kleinen schwarzen Kringeln auf dem Kopf und er schätzte ihn auf ungefähr zwei bis drei Jahre.
„Mein Gott, was mache ich denn jetzt mit Dir, mein lieber Junge, ich kann dich auf keinen Fall behalten, schließlich muß ich ja mein Brot in der Schmiede verdienen und habe keine Zeit, mich um dich zu kümmern.
Wenn meine liebe Frau noch bei mir wäre, ja, dann wäre es etwas völlig anderes.

Zwischenzeitlich hatte der Bub aufgehört zu weinen und fühlte sich auf dem Schoß von Lazius ganz wohl.
„Ach herjeh, was mache ich nur, was mache ich nur, so ein hübscher kleiner Kerl und ich kann dich nicht behalten. Bestimmt hast du Hunger, aber ich kann Dir nicht mehr als eine warme Kartoffelsuppe geben und ein wenig Ziegenmilch.
Sicher hast du einen Namen, aber was nützt es, wahrscheinlich bist du noch zu klein, um schon sprechen zu können. Aber einen Namen brauchte der Kleine. Lazius sah aus dem Fenster und sofort kam ihm eine Idee.
„Ich werde Dich Lundus nennen, weil ich Dich unter meinem Holunderbäumchen gefunden habe.“

Erst jetzt bemerkte er, dass Lundus friedlich eingeschlafen war. Er legte ihn auf eine Pritsche neben den Ofen und deckte ihn mit einer alten Pferdedecke zu, denn das war alles, was er hatte.

Müde von der Arbeit und all den Ereignissen des Tages legte sich der Schmied in sein warmes Strohbett und wollte noch über so vieles nachdenken, doch der Schlaf übermannte ihn eilends, nichts ahnend, was sich noch in dieser Nacht in der alten Schmiede ereignen sollte.

Mitten in der Nacht wurde es plötzlich ganz hell in des Schmiedes Schlafkammer. Kleine glitzernde Sternchen flogen durch den kahlen dunklen Raum und eine zarte Stimme hauchte: „Lazius, Lazius, wach auf!“ Lazius wachte ganz benommen auf und erschrak, dass um ihn herum alles hell erleuchtet war. „Hab keine Angst, ich will Dir nichts Böses. Ich möchte Dir helfen und deshalb hör mir gut zu.“ Lazius erblickte dieses wunderschöne Wesen und fragte: „Wer bist Du und was willst du von mir?“

Mein Name ist Aurelia und ich bin die Herrscherin des Waldes, Deine gute Fee. Der kleine Junge ist ein Geschenk von mir. Er soll Dir deine Einsamkeit vertreiben und Du wirst ihn für mich groß ziehen. Sei unbesorgt, Du bekommst all die Hilfe, die Du dazu brauchst. Du sollst ihn erziehen und ihm das Schmiedehandwerk beibringen!“
Lazius bemerkte, dass von diesem Wesen keine Gefahr drohte und fragte dennoch ein wenig ängstlich: „“Warum soll ich das tun, und warum ausgerechnet ich?“
Sei geduldig, Deine Fragen werden Dir, wenn die Zeit gekommen ist, alle beantwortet. Aber eins musst Du mir versprechen, Niemand darf etwas davon erfahren. Das ist meine Bedingung. Doch eines kann ich Dir jetzt schon verraten, wir haben Dich ausgesucht, weil Du ein ehrlicher und rechtschaffener Mann bist mit einem gütigen und hilfsbereiten Wesen. Ich werde Dich jetzt verlassen und alles andere wird sich finden, hab Vertrauen Lazius.“ Just in diesem Moment war sie verschwunden und eine seltsame Stille hielt Einkehr in dieses Zimmer.

Es war wie ein Spuk und am nächsten Morgen sah Lazius auf das schlafende Kind, immer noch beunruhigt ob der wundersamen Geschehnisse der letzten Nacht. In diesem Moment wachte der Junge auf, er hatte ein Lächeln auf seinem Gesicht und fing an zu sprechen. „Ich hab Hunger Lazius.“ Lazius war nicht schlecht erschrocken, dachte er doch, dass Lundus noch gar nicht sprechen könne.
Er nahm ihn auf den Arm und suchte nach dem Milchtopf, denn auch wenn er arm war, eine Ziege hatte er sich leisten können und so gab es Milch und Weißbrot. Gerade als Lazius den Milchtopf auf den Herd stellen wollte, klopfte es an der Tür.

Er erschrak, da ja niemand etwas von dem Jungen wissen sollte. Dennoch öffnete er zitternd die Tür, neugierig, wer ihm denn am frühen Morgen schon einen Besuch abstatten wollte.
Zwei Zwerge blickten verschmitzt in das Gesicht des Schmieds. Sie trugen jeder ein Säckchen auf dem Rücken und eine Milchkanne in ihren Händen. Guten Morgen lieber Lazius, wir sind die Zwerge „Fleißig“ und „Freundlichkeit“ und wir wollen Dir helfen. Aurelia, die Waldfee, schickt uns zu Dir und wir bitten um Einlass. Heute ist unser Tag in Deinem Hause. Ganz verdutzt über diese kleinen Besucher, und auch ein wenig überrumpelt, fühlte er sich nicht ganz wohl bei diesem Anblick.
Doch so langsam gewöhnte er sich an all diese merkwürdigen Begegnungen und bat die beiden, doch herein zu kommen.

Kaum waren die Zwerge in der kleinen Stube, fingen sie an, ihre Rucksäcke zu leeren. Sie hatten allerlei Köstlichkeiten mitgebracht.
Milch und Haferbrei für Lundus, Fleisch, Wurst und frisches Gemüse für Lazius. Sogleich fing „Fleißig an, die Speisen zuzubereiten und „Freundlichkeit“ nahm Lundus auf den Arm, wusch und umsorgte das Kind, so gut er konnte.
Lazius, geh Du ruhig in Deine Schmiede und fang Dein Tagwerk an, wir kümmern uns um alles und wenn Du des Abends wieder zurück bist, übergeben wir Dir die Verantwortung zurück. Wie selbstverständlich und ohne weiter zu fragen, ließ er alles mit sich geschehen.

Am Abend, müde von der Arbeit, kehrte Lazius zurück. Die beiden Zwerge begrüßten ihn schon an der Tür und verabschiedeten sich höflich.
Er bedankte sich bei ihnen für all die schönen Sachen und auch ihre Hilfe. Lundus kam an die Tür gekrabbelt und freute sich sehr, wieder mit ihm zusammen sein zu können.
Das Essen stand auf dem Tisch und Lundus war schon versorgt, was er an dem fast leeren kleinen Breiteller erkennen konnte.
Auf der Kommode lagen ein Teddybär, eine blaues Büchlein und kleine Bausteine zum Spielen für ihn.
„Sie hatten wirklich an alles gedacht“, dachte er so bei sich und ließ es gut schmecken und sein Herz machte kleine Luftsprünge.
Schnell hatte er sich an den kleinen Lundus gewöhnt.
Und jeden Morgen, wenn er aufwachte, kamen immer wieder zwei Zwerge, um ihm die Arbeit des Tages abzunehmen und ihn mit allem zu versorgen, was er und Lundus nötig hatten. Die kleinen freundlichen Helfer hatten alle unterschiedliche Namen und erschienen an den gleichen Wochentagen. Dienstags standen „Liebe“ und „Vertrauen“ vor seiner Tür und am darauf folgenden Tag „Weisheit“ und „Hilfsbereitschaft“.
Donnerstags halfen ihm „Ehrlichkeit“ und „Strebsamkeit“ und diese wiederum überließen freitags „Glück“ und „Sauberkeit“ das Feld.

Jedoch am Samstag, wenn die Woche ihr Ende gefunden hatte, kam ein altes freundliches graues Weib. Sie setzte sich zu Lundus und las ihm aus dem blauen Buch die schönsten Geschichten und Märchen aus dem Feenwald vor. Lundus war begeistert und schloss dieses alte Mütterchen schnell in sein Herz. Ihr Name war Marla und sie erzählte dem Jungen von Aurelia, alles was er von ihr wissen sollte. Sie kannte sie gut, denn sie war ihre Tochter. Marla schenkte ihm all ihre Liebe und Fürsorge, wie eine Mutter es für ihr Kind nur tun konnte. Trotz ihres hohen Alters war sie flink wie ein Wiesel und verrichtete nebenbei auch noch alle anderen Arbeiten, die notwendig waren im Hause des Schmieds.
Sie lehrte Lundus das Rechnen, das Schreiben und all die Lebensweisheiten, die sie einmal selbst erlernen durfte.

Der Sonntag jedoch war ein ganz besonderer Tag. Aurelia schickte zwei Pferde mit einem wunderschönen Wagen. Lundus und Lazius waren Gäste in ihrem Feenwald. Die Zwerge zeigten ihnen all die Schönheiten und Herrlichkeiten des Waldes. Führten sie an den kleinen blauen Fluß, wo die Fische über der silbernen Wasseroberfläche tanzten, stolze Schwäne ihre Runden schwammen und Frösche ein Lied der Freude sangen.

Sie zeigte ihnen die Lieblichkeit der Nachtigall, die sie mit ihren wundervollen Melodien verzauberte. Lundus lief vergnügt durch raschelnde Gräser und zirpende Grillen wurden seine Begleiter. Die Vögel am Himmel zwitschernden ihre Liebeslieder und die Rehlein sprangen vor Freude über Stock und Stein. So wurden sie Eins mit dem Zauber des Waldes.

Die Jahre vergingen und aus Lundus wurde ein liebevoller und stattlicher junger Mann. Lazius hatte Lundus das Schmiedehandwerk beigebracht und sie lebten wie Vater und Sohn zusammen mit den all den Gefährten aus Aurelias Feenwald. Dem Schmied wurde auf seine alten Tage ein schönes Leben geschenkt und er hatte Wort gehalten und niemand von all dem erzählt.

Doch eines Morgens, als Lundus schon am Frühstückstisch saß und auf Lazius wartete, passierte etwas Schreckliches. Von Minute zu Minute schlug sein Herz schneller, als wüsste er, was nun geschah.
Ruckartig stand er auf und lief in des Schmiedes Schlafkammer und Entsetzen breitete sich auf seinem Gesicht aus.
Lazius war nicht mehr, Gevatter Tod hatte ihn in der vergangenen Nacht auf seine letzte Reise mitgenommen.
Er lag dort mit einem zufriedenen Lächeln auf seinem Gesicht. Doch das konnte Lundus nicht trösten und er weinte bitterlich. Alle Freude wich aus seinem Gesicht und er schrie: „Aurelia, Marla, ihr Zwerge, wo seid ihr? Helft mir in meiner Not.“

Und er ergriff die Hand von Lazius und rief: „Komm zu mir zurück, Du mein Vater, mein bester Freund?“
Aber Lazius hatte ihn verlassen und er glaubte, ohne ihn wäre alles für ihn zu Ende.
Kniend und schluchzend fing er an zu beten, flehte Gott um Barmherzigkeit und Gnade an, ihm in dieser so schweren Stunde bei zu stehen.

Auf einmal fühlte er zwei Hände auf seinen Schultern. Er drehte sich um und er schaute in die tröstenden Augen von Marla und Aurelia.
„Lieber Junge, wir haben auf das Sterben der Welt keinen Einfluss, aber auf die Lebenden schon und wir wussten, dass Lazius eines Tages gehen musste und sind vorbereitet auf diesen heutigen Tag.“

„Jetzt sollst Du erfahren, warum es Dich gibt und wozu Du all dies erlebt und gelernt hast. In unserem Wald haben wir Dir das Schönste vorenthalten!“ Und Lundus fragte immer noch mit ganz verweintem Gesicht, „und was habt ihr mir vorenthalten, bitte, sagt es mir, bitte.“

Aurelia packte ihn und zog ihn zusammen mit Marla von dem kalten Steinboden hoch und im gleichen Moment stand er inmitten des Feenwaldes.
Etwas erschrocken über den plötzlichen Wechsel zuckte er zusammen und er öffnete die Augen, konnte aber nichts sehen.
Er war geblendet von einer überirdischen Helligkeit. Ganz langsam gewöhnten sich seine Augen daran und er sah die Umrisse eines wunderbaren weißen Schimmels, umgeben von einem Licht, heller als die Sonne. Darf ich vorstellen, dass ist Surelia, das Einhorn der Weisheit und Hüter der Menschen. Und im Hintergrund sah er noch ganz viele ihrer Art, aber lange nicht so schön, wie Surelia.
Ihre Hufe und die ihrer Herde sind abgenutzt von der vielen Arbeit, die sie mit den Streitigkeiten der Menschen haben. Sie sind die Wächterinnen der Natur und haben die Aufgabe, überall, wo Streit im Lande herrscht, meinen Feenstaub hin zu tragen und damit immer wieder das Gute im Menschen hervor zu holen und das Böse zu vernichten.

Obwohl Du sehr behütet aufgewachsen bist und wir alle Dich zu dem erzogen haben, was Du jetzt bist, hast Du doch aus den Erzählungen von Lazius erfahren, wie viele schlechte Menschen es in unserem Lande gibt. Und ohne Surelia und ihre Herde wäre die Welt um vieles schlechter.
Doch nun sind sie verloren ohne Dich, sie brauchen Deiner Hände Arbeit, die Hände eines Hufschmiedes. Dies ist Deine verantwortungsvolle Aufgabe lieber Lundus, mit dafür zu sorgen, dass die Menschheit sich nicht in ihrem Hass und Streit selbst vernichtet. Willst du das tun?“

Für Lundus gab es überhaupt keine Überlegung und er antwortete sofort mit einem klaren „Ja.“ „ Ihr seid doch jetzt meine Familie, Lazius ist tot und ich werde ihn ganz schrecklich vermissen. Marla ergriff die Spitze seines Kinns und hob damit seinen Kopf hoch. Seine Augen glänzten, denn er sah am Himmel ein strahlendes Gesicht, es war das Gesicht seines Vaters Lazius. Er winkte ihm zu, als wolle er sagen, „mein Sohn, mir geht es gut, erfülle Du deine Aufgabe, wie auch ich meine erfüllt habe.“ Lundus wundes Herz heilte in diesem Moment und seine Traurigkeit verflog.

Die Zwerge liefen herbei und auch die Tiere des Waldes kamen, um ihn in ihre Familie aufzunehmen.
Lundus erfüllte seine Aufgabe mit Stolz und er genoss weiterhin die Liebe von Marla und Aurelia.

Und wieder gingen einige Jahre ins Land. Und neben Lundus lief nun eine fröhliche Kinderschar, denn Aurelia hatte für Lundus schon eine Gefährtin ausgesucht. Sie war wunderschön und warmherzig. Ihr Name war Dalell und er bedeutet „Blütenkuss“ und ich bin sicher, ihr ahnt es schon. Dalell wurde auf dem gleichen Weg geboren wie Lundus. Sie glich Aurelia wie eine Schwester.

Seid leise und hellhörig, wenn ihr den Feenwald betretet. Denn nur dann hört ihr das Kinderlachen in der Ferne und den Klang der Hufe von Surelia und ihrer Herde. Achtet und ehrt die Stille des Waldes und alles Leben, was sich darin verbirgt. Denn am Horizont schaut Lazius auf Euch herab.

(c) Urheberrecht Roswitha Wilker




Das Märchen von den drei Wundern



Einmal, im fernen Indien, saß ein weiser Mönch im Schatten eines großen Baumes und meditierte. Neben ihm lag seine treue dreifarbige Katze.
Er war für seine Weisheit im ganzen Land und weit darüber hinaus bekannt. So war es für viele der jungen Mönche der größte Wunsch, Schüler des weisen Mönches zu werden.
Aus den Klöstern des Landes machten sie sich auf den mühsamen Weg um Schüler des weisen Mönches zu werden.
Aber der weise Mönch nahm nur einen einzigen Schüler jedes Jahr auf und so kam es, dass, sie wieder zurück in ihre Klöster geschickt wurden um die Lehren Buddhas zu studieren.
Einmal aber kamen drei junge Mönche des Weges. Sie warfen sich vor dem weisen Mönch auf den Boden, zollten ihm ihre Hochachtung und baten darum von ihm aufgenommen zu werden.
„ Nur wer ein wahres Wunder vollbringt, der soll mein neuer Schüler werden.“ sagte der weise Mönch.
„Aber wir beherrschen kein Wunder!“ antworteten die drei jungen Mönche und wurden ganz traurig.
„Geht in die Welt hinaus. Und wenn ihr ein Wunder vollbringen könnt, dann kommt wieder zu mir zurück.“ So sprach der weise Mönch und dann schloss er seine Augen und meditierte.
So zogen die drei jungen Mönche in das Land hinaus.
Der erste von ihnen blickte zum Himmel hinauf. Da sah er einen gewaltigen Adler der dort seine Kreise zog.
„Ich werde fliegen lernen so wie der Adler. Das wird mein Wunder sein und dann werde ich als Schüler angenommen.“ So dachte der erste der jungen Mönche und er kletterte auf den erstbesten Baum. Bis hinauf in den obersten Gipfel. Er breitete seine Arme aus und sprang in den Himmel. Aber Oweh, er fiel steil hinab auf den Boden.
„Du kannst nicht fliegen!“ sagte da eine Stimme aus dem Baum. Es war die dreifarbige Katze des weisen Mönches. Der erste der jungen Mönche rieb sich seine schmerzenden Arme und Beine und blickte die Katze wütend an.
„Du wirst schon noch sehen, ich werde das Fliegen schon noch lernen.“
Und zum zweiten Male stieg er hoch in den Baum hinauf. Aber anstatt davon zu fliegen, fiel er wieder mit einem lauten Plumps zu Boden.
Aber er gab nicht auf, sondern er stieg wieder und wieder auf den Baum, und wieder und wieder fiel er zu Boden.
Die dreifarbige Katze hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet und als er zum hundertsten Male auf den Baum klettern wollte, sagte sie: „ Was gibst du mir, wenn ich dir verrate was du tun musst, damit du wie der Adler fliegen kannst?“
„Geld habe ich nicht, aber ich habe ein goldenes Amulett, das mir einmal ein Mönch geschenkt hat, als ich ein kleiner Junge war. Das gebe ich dir.“
„Nun gut, dann pass auf.“ Und so flüsterte die dreifarbige Katze dem ersten der jungen Mönche das Geheimnis des Fliegens in sein Ohr.
Voller Freude kletterte er bis hoch in den Gipfel des Baumes, schwang seine Arme wie die Flügel eines Adlers und dann sprang er hoch in den Himmel und tatsächlich er flog in den Lüften immer höher immer weiter.
„Jetzt kann ich ein Wunder vollbringen und werde Schüler des Mönches!“ jubelte der erste der jungen Mönche und machte sich auf die Flugreise zu dem weisen Mönch.
Der zweite der jüngsten Mönche aber, kam an einem Teich vorbei. Dort sah er einen Wasserläufer. „ Ich werde lernen über das Wasser zu gehen. Das wird mein Wunder sein!“ Und er setzte einen Fuß auf die Wasseroberfläche, aber mir nichts dir nichts fiel er in den Teich und ging unter. Triefnass kletterte er an das Ufer.
„Du kannst nicht über das Wasser gehen!“ sagte da eine Stimme. Es war die dreifarbige Katze.
„Was weißt schon du. Ich werde das lernen.“ Und der zweite der jungen Mönche probierte und probierte über das Wasser zu laufen. Aber jedes Mal ging er in dem Teich unter.
Die dreifarbige Katze hatte ihn die ganze Zeit über beobachtet und als zum hundertsten Male auf das Wasser treten wollte, sagte sie: „ Was gibst du mir, wenn ich dir verrate was du tun musst, damit du über das Wasser gehen kannst.“
„Geld habe ich nicht, aber ich habe ein silbernes Amulett, das mir einmal ein Mönch geschenkt hat, als ich ein kleiner Junge war. Das gebe ich dir.“
„Nun gut, dann pass auf.“ Und so flüsterte die dreifarbige Katze dem zweiten der jungen Mönche das Geheimnis wie man über das Wasser geht ins Ohr.
Voller Freude machte er einen Schritt auf das Wasser und ging dann ohne im Teich zu versinken bis zum anderen Ufer.
„Jetzt kann ich ein Wunder vollbringen und werde Schüler des Mönches,“ jubelte der zweite der jungen Mönche und machte sich auf den Weg zu dem weisen Mönch.

Der dritte aber der jungen Mönche, der ging in das Land hinaus. Da hörte er einen Vogel, der wild mit seinen Flügeln schlug. Er hatte sich in einem Fischernetz verfangen.
„Du armer Vogel, warte ich werde dich befreien.“ Und ganz behutsam half er dem Vogel aus seinem Gefängnis heraus und ließ ihn zurück in die Freiheit fliegen.
Als er wieder ein Stück des Weges gegangen war, da sah er einen Fisch, der lag im Sand und versuchte zurück in das Wasser zu zappeln.
„Warte kleiner Fisch. Ich werde dich zurück in das Wasser bringen.“ Und ganz behutsam half er dem Vogel aus seinem Gefängnis heraus und ließ ihn zurück in die Freiheit.
Der zweite der Mönche ging weiter und kam an einem Haus vorbei. Da hörte er eine Katze miauen, die war in einem Käfig eingesperrt. Daneben saß ein dicker Mann und aß und trank.
„ Ich bitte dich guter Mann, so lasse doch die Katze aus dem Käfig,“ sagte der dritte der jungen Mönche.
„ Warum sollte ich das tun. Ich werde die Katze morgen auf dem Markt verkaufen und wenn sie keiner kauft, dann werde ich sie in einen Sack stecken und ins Wasser werfen.“
„Ich bitte dich, guter Mann, kein Tier sollte eingesperrt sein.“
„Papperlapapp! Scher dich fort von hier.“ rief der dicke Mann. Der dritte der jungen Mönche aber, setzte sich vor den Käfig auf den Boden und begann zu meditieren.
Da kratzte sich der dicke Mann hinter dem Ohr. „Du kannst die Katze kaufen. Was gibst du mir dafür?“
„Geld habe ich keines,“ sagte der dritte der jungen Mönche, aber hier habe ich ein bronzefarbenes Amulett. Das hat mir ein Mönch geschenkt, als ich ein kleiner Junge war.“
Der dicke Mann war sehr gierig und er wusste, dass er viel mehr Geld auf dem Markt bekommen würde für das Amulett als für die Katze.
„Gib her und dann verschwinde mit dem Mistvieh bevor ich es mir anders überlege!“ sagte er und dann brüllte er vor Lachen weil er solch gutes Geschäft gemacht hatte.
Der dritte der jungen Mönche aber befreite die dreifarbige Katze aus dem Käfig.
„Laufe liebe Katze Und sei wieder frei!“ Die Katze sprang freudig auf und davon.
„Nun werde ich zu dem weisen Mönch zurückgehen und ihm sagen, dass ich kein Wunder vollbringen kann.“ Und so machte auch er sich auf den Weg zurück zu dem weisen Mönch.
Der weise Mönch saß unter dem Baum im Schatten und meditierte. Neben ihm thronte seine dreifarbige Katze.
Da erschienen die drei jungen Mönchen. Sie warfen sich vor dem weisen Mann auf den Boden und zollten ihm ihre Hochachtung.
„Nun, wer von euch kann ein wahres Wunder vollbringen?“ fragte der weise Mönch.
Da stand der erste der jungen Mönche auf und sagte: „ Ich kann fliegen. Das ist mein Wunder.
Und er stand auf und flog ein paar Mal um den Baum herum.
Der weise Mönch nickte, aber er sagte kein Wort..
Da stand der zweite der jungen Mönche auf. „Ich kann über das Wasser laufen. Das ist mein Wunder!“ Er lief zu dem Fluss neben dem Baum und ging ein paar Mal auf dem Wasser hin und her.
Der Mönch nickte, aber er sagte kein Wort.
Da stand der dritte der jungen Mönche auf. „Ich kann nur auf der Erde gehen. Ein Wunder kann ich nicht vollbringen.“
Der erste und der zweite der jungen Mönche kicherten, denn sie waren sich sicher, dass nur einer von ihnen der Schüler werden konnte.
Da stand der Mönch auf, stellte sich vor den ersten der jungen Mönche und legte ihm das goldene Amulett in die Hand, das er der Katze verkauft hatte.
„Das habe ich dir einmal gegeben, als du noch ein kleiner Junge warst. Es soll dich beschützen. Gehe zurück in dein Kloster und studiere die Lehren Buddhas.“
Nun stellte sich der weise Mönch vor den zweiten der jungen Mönche und legte ihm das silberne Amulett in die Hand, dass er der Katze verkauft hatte.
„Das habe ich dir einmal gegeben, als du noch ein kleiner Junge warst. Es soll dich beschützen. Gehe zurück in dein Kloster und studiere die Lehren Buddhas.“
Jeztt stellte er sich vor den dritten der jungen Mönche und legte ihm das bronzefarbene
Amulett in die Hand, dass er verkauft hatte für die Freiheit der Katze.
„Das habe ich dir einmal geschenkt als du noch ein kleiner Junge warst. Bleibe hier und sei mein Schüler, denn das wahre Wunder besteht nicht darin in der Luft zu schweben, oder auf dem Wasser zu wandeln sondern darin, auf der Erde zu gehen!“


(c) Petra Kania (Achtsamkeit)




Indianerjunge "Schreiender Wolf"



Häuptling Großer Adler konnte sich nicht erinnern jemals solche Kälte erlebt zu haben. Auch die Stammesältesten schüttelten nur ungläubig die Köpfe.
Das Feuer in dem Tipi loderte nur noch spärlich, so saßen die Indianer eng beieinander, eingehüllt in ihre Bärenfelle, aber selbst diese gaben kaum noch ausreichend Schutz vor der Kälte.
Die Essensvorräte schrumpften von Tag zu Tag und das Wenige wurde zuerst den Alten, Kranken und Kinder gereicht.
Keiner konnte hinausgehen und versuchen zu jagen. Wer es trotz allem versucht hatte, war nicht zurückgekehrt. Erfroren oder zerfleischt von hungrigen Tieren.
Mit jedem Tag wurden selbst die stärksten Krieger immer schwächer und bald lagen sie alle kraftlos in ihren Tipis und baten den großen Manitu um Hilfe.
"Aufgehende Sonne", die Häuptlingsfrau, hatte am Morgen ihr zweiten Kind zur Welt gebracht, einen Jungen.
Wie sollte ein Neugeborenes überleben?
Unheimlich hörte sich das Heulen der Wölfe an. Immer näher kamen sie an das Indianerdorf heran. Der Hunger trieb sie an und immer mehr Wölfe vereinten sich im Rudel.
„Unser Kind ist im Zeichen der Eule geboren!“ sagte "Großer Adler" und streichelte über das Haar seiner Tochter "Kleine Schildkröte". Und Aufgehende Sonne sang für ihren Sohn die Weisheit der Navajo:

"Geh aufrecht wie die Bäume,
Liebe dein Leben so stark wie die Berge,
sei sanft wie der Frühlingswind
bewahre die Wärme der Sonne im Herzen
und der große Geist wird immer mit dir sein."



Entkräftet fielen sie in einen tiefen Schlaf.
Ihr Schlaf war so tief, dass sie den Wolf nicht bemerkten, der sich bis an das Tipi herangeschlichen hatte und ein Loch in die Zeltwand biss.
Genau in dem Moment, als er "Kleine Schildkröte" schnappen wollte, schrie der neugeborene Indianerjunge aus Leibeskräften. Er schrie so laut, wie noch nie zuvor jemals ein Säugling geschrieen hatte.
Der Wolf war vor Schreck erstarrt und Häuptling "Großer Adler" spaltete ihm mit seinem Tomahawk den Kopf.
„Unser Sohn hat unserem Volk das Leben gerettet.“ sagte "Aufgehende Sonne".
„Und deshalb wird er ab heute auf den Namen „Schreiender Wolf“ hören!“
Und sein ganzes Leben hindurch flüchteten die Wölfe, wenn sie "Schreienden Wolf" kommen sahen, der ein stolzer Navajo-Indianer wurde.

(c) Petra kania (Achtsamkeit)



Geschichten und Gedichte

im Spiegel der Poesie







Das Glöckchen des Poeten



Vor langer Zeit, lebte am Meer ein alter Poet. Sein ganzer Reichtum bestand aus seinem Ideenreichtum und einem kleinen silbernen Glöckchen. Beides hatte er von seinem Vater geerbt. Er liebte es, auf der Veranda zu sitzen und aufs Meer hinaus zu schauen. Seine Gedichte hatte er auf feinstes Papier geschrieben und in die Bäume seines kleinen Gartens gehängt. Sobald der Wind nur ein kleines bisschen wehte – was am Meer sehr häufig der Fall ist -, bewegte sich das Papier, und das silberne Glöckchen läutete gar lieblich. Schön war dieser Klang und im ganzen Land zu hören.
Nicht weit von dem alten Poeten lebte ein gar grimmiger Bursche.
Schon lange hatte er keine Ideen mehr, sein Papierbedarf war mächtig gesunken und die Tinte zum Schreiben längst ausgetrocknet. Er war wütend in seiner Einfallslosigkeit. Als er den Alten so eifrig schreibend auf seiner Veranda sitzen sah und das beruhigende Läuten des silbernen Glöckchens hörte, wusste er mit einem Schlag, dass das Glöckchen wohl die Ursache des Erfolges sei. Wenn er es nur für einen einzigen Tag hätte, dachte er, wäre er wieder ein gemachter Mann.
Er überlegte nicht lange, setzte sein Sonntagsgesicht auf und bat den Alten, ihm das Glöckchen für einen einzigen Tag zu überlassen.
„Warum sollte ich es dir nicht borgen“, sagte der Poet freundlich. „Doch vergiss nicht, es gleich morgen früh wiederzubringen, denn ohne das Glöckchen bin ich schnell traurig.“ Nun sah sich der Einfaltslose in seiner Vermutung bestärkt. Er versprach es pünktlich zurück zubringen und eilte mit dem Glöckchen erwartungsvoll zu seinem Haus. Dort angekommen hängte er das Glöckchen an die Hauswand und wartete ungeduldig auf das liebliche Läuten. Doch das Glöckchen blieb stumm. Stunden vergingen und nichts geschah. Der alte Poet aber saß auf seiner Veranda und schrieb. „Wie ist das nur möglich“, begann der Einfaltslose zu schimpfen. Alles, was er empfand, war Hass und Neid. Es wurde Abend und die Sonne ging unter. Das kleine silberne Glöckchen hing unbeachtet noch immer an der Hauswand. Obwohl der Wind an jenem Abend eher einem Sturm glich, blieb es stumm.
Auch unser Poet wartete vergeblich auf einen wenigstens klitzekleinen Klang. Es war so beängstigend still geworden im Reich der Schreiberlinge, dass mancher sich fragte, was geschehen sei.
Am nächsten Tag wartete unser Poet vergeblich auf die Rückkehr des silbernen Glöckchens.
Trauer und Sorge trieben ihn voran, als er sich auf den Weg zum Nachbarn machte.
Dieser saß mürrisch an seinem Schreibtisch, kaute gelangweilt auf seiner Feder herum, während er ein leeres Blatt nach dem anderen zerknüllte.
„Ich habe auf dich vergeblich gewartet“, sagte unser Poet nach dem Morgengruß. „Schade, dass du dich nicht an unsere Abmachung gehalten hast denn so kann ich dir das Glöckchen nie wieder borgen.“ Kaum hörte das Glöckchen die ruhige Stimme seines Herrn, da begann es vor Freude so lieblich zu läuten, dass es im ganzen Land zu hören war.
„Oh weh“, sagte der Alte, „hat man dich einfach an die Hauswand gehangen. Wie sollst du auch läuten, wenn hier nicht ein einziger Baum steht?“ Er begann sich im Garten umzusehen und erklärte unserem Griesgram, dass es, um schöne Werke zu schreiben auf die Umgebung ankomme.
In einem verwilderten Garten und Lieblosigkeit im Herzen können keine guten Ideen zustande kommen. Vieles hat der Poet dem verbitterten Nachbarn an jenem Tag an Erkenntnissen weitergegeben. Auch dass Ideenreichtum nicht von Glockenklang abhängig ist, sondern eher umgekehrt.
„Wie soll das Glöckchen läuten können, wenn man ihm nicht Raum gibt zum Schwingen“, erklärte der Alte.
„Wer mit sich selbst im Reinen ist und mit offenen Augen durch die Welt geht, nur der kann Wunder entdecken, sich begeistern und schreiben.“ Ja, und Fantasie gehört dazu, lieber Leser, denn sonst wäre diese Geschichte von mir nicht geschrieben worden.
Wenn du die Augen schließt und es hören kannst, das kleine silberne Glöckchen, dann habe ich dein Herz erreicht…..

Urheberrecht Celine Rosenkind




Auf der Suche nach Gott



Es geschah in diesen Tagen, dass ein Mensch sich aufmachte um Gott zu suchen.
Sein Weg führte ihn durch viele prächtige Kirchen. Jeder Priester dieser Paläste
behauptete Gott zu kennen. Der Mensch hörte sich viele Versionen von sonderbaren Geschichten an, nur zufrieden wollte er sich damit nicht geben. So wanderte er von Land zu Land und von Volk zu Volk. Er sah die schrecklichen Kriege, die man angeblich im Namen dessen führte, den er nur aus Büchern kannte. Er weinte über die vielen Toten – getötet im Namen des Herrn über Himmel und Erde.
Verzweifelt und ausgebrannt beschloss er, die Suche aufzugeben.
Diesen Gott wollte er nicht, brauchte er nicht. Er hatte genug gehört und gesehen.
Wenn da nur diese innere Unruhe nicht gewesen wäre, diese Gewissheit, dass das Leben doch einen Sinn haben müsse.
Erschöpft ließ er sich im Wald, an einem kleinen Bach nieder um seinen Durst zu stillen.
Als er sich hinab beugte um das frische Wasser zu trinken hörte er plötzlich eine Stimme.

„Oh Menschenskind, du suchtest an falschen Orten,
man kann mich nicht finden in Kirchen und Worten.
Ich bin in der Blumen duftendem Blüh´n,
in den Sternen am Himmel, die für alle glüh`n,
du findest mich im Sturm und im Wind,
in Licht, Luft und Sonne, Tau und Regen der rinnt.
Ich bin in der Vögelein Gesang,
im Lachen der Kinder wie Glockenklang!
Auch findest du mich bei den Ärmsten der Armen,
in jedem Menschen der noch fühlt das Erbarmen!
Auch bin ich im Baum, bis zum kleinsten Blatt,
im Saatkorn das aufgeht, um zu machen dich satt.
Auch bin ich dein Heimweh, deine Sehnsucht, dein Hoffen,
verschließe dein Herz nicht, lass es für mich offen.
Dann können wir stets miteinander reden.
wer fest an mich glaubt, nennt dies auch beten.
Einen ständigen Dialog mit dir -
liebes Menschenskind, das wünsche ich mir."

So plötzlich diese Stimme zu hören war, so schnell verstummte sie auch, während auf dem Bach ein helles Licht tanzte. In dem Suchenden machte sich ein großes Glücksgefühl breit.
Er bewunderte die Schönheit des Waldes, hörte mit Freude das Singen der Vögel und machte sich beschwingt auf den Heimweg.
Und mal ganz unter uns gefragt: „Was kann es Schöneres geben als zu erkennen, wie göttlich unser Leben sein kann, wenn man auf seine innere Stimme hört?“
Aber wenn ich richtig überlege, ist das eigentlich kein Märchen, denn genau so
habe ich es erkannt und gebe es an Euch weiter...

© Celine Rosenkind



Fantasy und
Märchen der Neuzeit






Das Waldhaus



Leonie war an jenem entsetzlichen Abend „gestorben“, als die Polizeibeamten an ihrer Tür standen und ihr mitteilten, dass ihr Mann und die dreijährige Tochter bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen waren.
Ab diesem Abend lebte Leonie nicht mehr wirklich, sondern funktionierte nur noch.
Seither waren inzwischen fünf Jahre vergangen.
Dann brach sie bei ihrer Arbeit zusamen und der Betriebsarzt diagnostizierte einen Burnout.
Leonie tat dies mit einem Achselzucken ab und meinte, „so eine neue Modekrankheit“.
Den Vorschlag eine Kur anzutreten wies sie empört ab. „Ich bin doch keine alte Frau“, war ihr einziges Argument.
Schließlich fasste sie den Entschluß ein paar Tage zu Tante Emmy zu fahren.
Emmy war nicht wirklich eine Tante, sondern die beste Freundin ihrer Mutter. Aber sie war ihr immer näher gestanden, als ihre leibliche Tante.
An einem sehr unsommerlichen Sommerabend – es war kühl und neblig – kam sie bei Emmy an.
Das Haus war idyllisch am Waldrand gelegen und sehr gut für einen Erholungsurlaub geeignet.

Luna, die Labradorhündin, kam Leonie begeistert entgegengesprungen und hechelte aufgerecht um sie herum. Sofort hatte Leo ein Gefühl von „Nachhausekommen“.
Die nächsten Tage verliefen sehr ruhig. Ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken, ein bißchen spazierengehen und so weiter, war der Tagesablauf.
An einem Nachmittag war Leonie wieder mit Luna unterwegs und sie kamen zu einem wunderschönes Häuschen mitten im Wald, das sie bisher nie gesehen hatte.
In dem Bauerngarten vor dem Haus, schaukelte in etwa achtjähriges Mädchen. Das Mädchen war sehr hübsch und kam Leonie irgendwie vertraut vor.
„Hi, ich bin Katie“, sagte das Mädchen und lächelte Leonie strahlend an.
Die Kleine sieht aus wie ich, als ich in dem Alter war, schoss es Leonie durch den Kopf.
Aus dem Haus rief eine Männerstimme „Katie, kommst Du bitte rein!“
Das Mädchen lachte Leonie an und machte eine einladende Bewegung. Automatisch folgte Leo dem Kind in das Haus.
Er war aber nicht überrascht, sie zu sehen, sondern fragte nur, ob sie lieber Kaffee oder Tee trinken möchte.
„Meine Tochter hieß auch Katie, sie wäre jetzt acht Jahre alt“, erzählte sie dem Mann, der sich als Bernd vorgestellt hatte.
„Ja, Katie ist jetzt seit fünf Jahren bei mir“, erzählte er, ging aber nicht näher auf dieses Thema ein.
Er schaute Leonie prüfend an und meinte schließlich, „darf ich Sie malen, Sie haben ein sehr apartes Gesicht?“ Ein bißchen fühlte sie sich geschmeichelt und stimmte zu.
Die nächsten Tage ging Leonie zu dem Waldhäuschen. Sie spielte mit Katie, die sie sehr an ihre Tochter erinnerte, sie saßen zusammen und redeten und Bernd malte Leonie.
Die Zeit verging und Leonies Urlaub ging dem Ende zu.
Tante Emmy fragte neugierig, wo sie denn die ganze Zeit zubringen würde. Leonie erzählte ihr von dem Waldhäuschen und von Katie und Bernd. Die Tante schaute sie daraufhin verwundert an und meinte, „ich kenne kein Haus im Wald“!
An ihrem letzten Urlaubstag wollte Leonie noch einmal zu Katie und Bernd gehen.
Luna hatte offensichtlich an diesem Tag keine Lust. Sie schaute Leo nur müde an und blieb auf der Veranda liegen. Also machte sie sich alleine auf.
Das Haus war verschwunden.
War das alles nur ein Traum?
Diese Frage beschäftigte sie den ganzen Tag.
Am Morgen ihrer Abreise war ein ähnlich unlustiges Wetter, wie bei ihrer Ankunft. Neblig, viel zu kühl für Juli...
Nach einem liebevollen Abschied von Tante Emmy und Luna fuhr Leonie los.
Der Nebel wurde immer dichter. Plötzlich tauchte eine Gestalt vor ihrem Auto auf.
Leonie mußte scharf bremsen, um die Person nicht umzufahren. Sie kurbelte das Autofenster runter und schaute den Mann neben ihrem Auto fragend an.
Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Der Mann war Bernd. Aber er schaute sie fremd an und meinte „ich habe eine Autopanne, können Sie mich in den nächsten Ort mitnehmen?“
„Klar“, meinte Leonie und machte ihre Beifahrertür auf.
„Nett von Ihnen“, sagte der Mann und schaute sie von der Seite an. „Sie haben ein sehr malerisches Gesicht, hätten sie was dagegen, dass ich sie male?“, fragte er schließlich.
Still lächelte Leonie vor sich hin. Sie wußte auf einmal, dass alles gut werden würde.

(c) Spottdrossel




Susannes Kräutergarten



Martina wohnte schon seit fast drei Monaten in dieser Kleinstadt im Schwarzwald, die eher den Charakter eines größeren Dorfes hatte.
Sie hatte sich ihren Kindheitstraum erfüllt und war jetzt Ärztin in einer Landpraxis. Beinahe ihre gesamte Verwandtschaft und auch die Freunde waren entsetzt über ihren Entschluss.
„Du musst rund um die Uhr arbeiten und verdienst dabei fast nichts, waren die wohl gutgemeinten Argumente.
Aber sie ließ sich nicht irritieren. Wohnte jetzt in einem hübschen kleinen Haus, in dem sie auch ihre Praxis eingerichtet hatte. Schaffte sich einen Berner-Senner-Rüden an, der den ganzen Tag in dem großen Garten rund ums Haus streifte und war ganz einfach glücklich.
Endlich hatte sie nun mal Zeit und Ruhe, ein bisschen ihre Umgebung zu erkunden. Zusammen mit Bernie machte sie sich an einem Sonntag Morgen zu einem ausgedehnten Spaziergang auf. Der Schwarzwald war in dieser Gegend noch recht urwüchsig und dicht.
In dem Schatten der Tannen war es an diesem schwülen Sommertag angenehm frisch und es roch herrlich nach Fichte.
Schließlich kamen sie zu einem uralten Häuschen mitten im Wald, das von einem großen Bauerngarten umgeben war. Beim näheren Hinschauen stellte Martina fest, das viele Kräuter aber auch viele Pflanzen, die sie als Unkraut ansah, dort wuchsen.
Dann entdeckte sie eine junge Frau, die in diesem Garten arbeitete. Als die Frau sie sah, rief sie freundlich „komm doch rein, ich mache eine Tasse Tee für uns!“ Ein wenig erstaunt über die vertrauliche Begrüßung, betrat Martina den Garten und Bernie stürmte sofort hechelnd auf die Fremde zu.
Die beiden Frauen betraten zusammen das Haus, in dem Martina sich neugierig umschaute.
Es war wirklich sehr alt und entsprechend altertümlich eingerichtet. Auch die Kleidung seiner Bewohnerin, die sich als Susanna vorgestellt hatte, war recht altmodisch.
Überall hingen Büschel von getrockneten Kräutern.
Die beiden jungen Frauen verstanden sich auf Anhieb sehr gut. Als Susanna erfuhr, dass Martina Ärztin war, meinte sie „eigentlich bin ich so was ähnliches, ich kenne mich mit den Heilkräutern aus!“
Ganz schnell gerieten sie ins Fachsimpeln und Martina, die bis dahin nicht viel von alternativer Medizin gehalten hatte, war überrascht, was für Möglichkeiten sich da auftaten.
„Bei Migräne hilft Engelwurz, Arnika, Basilikum, Kamille .... Kompressen auf die Stirn die in Kamillenblüten, Lavendel, Melissen und Wasser getunkt sind. - Bei Ekzemen Arnika, Artischocke, Kletten, Veilchen als Hand- und Fußbäder....“
Es gab anscheinend keine Krankheit, gegen die nicht ein Kraut gewachsen war.
Als Martina irgendwann auf ihre Armbanduhr schaute, stellte sie entsetzt fest, dass es schon später Nachmittag war und sie nach Hause musste.
So oft es möglich war, besuchte sie Susanna im Wald und fing langsam an, einige ihrer Patienten mit den Kräuterrezepten zu behandeln. Besonders wertvoll erwies sich ein Sud aus verschiedenen Kräutern und Alkohol, den Susanne „Schwedenkräuter“ nannte.
An einem Abend, Martina wollte gerade die Praxis schließen, stand ein junger Mann im Wartezimmer, den sie bisher noch nicht kennen gelernt hatte.
„Tut mir leid, dass ich noch so spät komme, aber ich musste erst noch eine Arbeit fertig machen“, meinte er entschuldigend.
Es war zu sehen, dass es ihm schlecht ging. Er erklärte ihr, dass er eine Schreinerwerkstatt hatte und sich mit einem Stemmeisen verletzt hatte. Schon vor mehreren Tagen. „Aber das heilt einfach nicht“, meinte er. Als Martina den Verband entfernte, war sie entsetzt. Die Wunde war hochgradig entzündet und eiterte. Sie gab ihm erstmal eine Penicillin-Spritze gegen Blutvergiftung und dann entschied sie sich für eine Behandlung mit „Schwedenkräutern“. „Das brennt zwar höllisch“, erklärte sie, „aber es hilft sehr schnell“.
Tatsächlich ging es Andreas, so hieß er, schon ein paar Tage später wieder sehr viel besser,
und zwischen den beiden entwickelte sich rasch eine gute Freundschaft.
Martina erzählte ihm von Susanna und so begleitete er sie an einem Sonntag in den Wald.

Den Entschluss ihn mitzunehmen bereute sie allerdings in dem Moment, als die beiden sich begegneten. Sie konnte förmlich zuschauen, wie es zwischen den beiden „funkte“. Das gefiel ihr gar nicht. Dadurch wurde ihr nämlich klar, dass Andreas für sie schon längst mehr als nur ein Freund war.
So verging eine ziemlich lange Zeit, bis sie sich wieder einmal zu einem Besuch aufmachte. Andreas, das wusste sie, traf sich regelmäßig mit Susanna, und ihre Freundschaft mit ihm war ein wenig abgekühlt.
Susanna freute sich sehr, sie endlich wieder einmal zu sehen. Als sie bei einer Tasse Tee zusammen saßen, sagte sie dann treffend: „Du bist bös auf mich wegen Andreas!“
Martina widersprach nicht, „Bös nicht aber eifersüchtig“, gestand sie ehrlich.
Susanna schaute sie lange an und sagte schließlich: „Du weißt, dass ich Dich sehr gerne habe?“ „Ja, ich mag Dich auch sehr, unsere Freundschaft sollte darunter nicht leiden!“
Seufzte sie. „Außerdem kannst Du ja nichts dafür!“
Als sie sich an diesem Abend auf den Heimweg machte, fühlte sie sich erleichtert, obwohl sich ja nichts geändert hatte.
Trotzdem verging wieder einige Zeit, bis sie wieder zum Waldhaus ging. An diesem Tag war eine eigenartige Stimmung. Das Haus wirkte verlassen. Die Tür war nicht abgeschlossen und Martina trat ein.
Das Buch, in dem Susanna ihre Rezepte ein trug lag mitten auf dem Tisch und ein Zettel auf dem Martina stand, lag darauf.
Sie schlug das Buch auf und stellte fest, dass es eine Mischung aus Tage- und Notizbuch war.

5.September 1790.
Heute ist mein 13. Geburtstag und Großmutter sagte mir, dass sie heute mit dem Kräuterunterricht anfangen würde. Großmutter ist schon sehr alt aber sie sieht aus wie eine junge Frau. Sie zeigte mir eine Pflanze von deren Blättern sie jeden Tag isst.

September 1795.
Gestern Abend ist Großmutter gestorben. Sie ist einfach eingeschlafen und meinte, dass ich ja jetzt ihre Nachfolgerin bin. Nachdem sie mit der Belehrung angefangen hatte, stellte ich fest, dass sie jeden Tag alterte.
Fassungslos las Martina die Eintragungen. Tagebuchauszüge, dann wieder seitenlange Rezepturen.
Sie blätterte das Buch bis zum Ende durch.

September 2008
In meinem sehr, sehr langem Leben hat es einige Männer gegeben, aber keiner hat mich so berührt wie Andreas. Wäre er mir doch nur früher begegnet.
Ich habe, wie Großmutter, jetzt eine Nachfolgerin gefunden. Bin alt und müde geworden, auch wenn ich noch nicht so aussehe.
Das Buch hinterlasse ich Dir. Ich weiß, Du wirst es gut einsetzen. Diese entsetzliche Pflanze habe ich vernichtet. Ich will nicht, dass es Dir wie mir ergeht.
Den Tee aus dem Beutelchen solltest Du zusammen mit Andreas trinken.
Gegen Liebe ist kein Kraut gewachsen – aber für die Liebe schon!

(c) Spottdrossel




die gute fee



liebe gute fee
will keine drei
wünsche von dir

liebe gute fee
hab alles was
ich brauche

liebe gute fee
wollt nur sagen
ich hab dich
lieb

am waldesrand ist
bekannt
lichter blitze und
schatten flitzer
was keiner ahnt
in der lichtung
südlicher richtung

ein feen land
was für ein licht
glitzern überall
das spiel der
blonden locken im
wind der leichten
kleider glanz
ganz in weiß

welch eine pracht
das hat bestimmt
der liebe gott
gemacht
der feentanz im
ringelrei so
viel freude ist
dabei
so golden wie ihre
haare ist die
sonne sind ihre
herzen

im tiefen walde,spielten sie
engelhaft ihr erscheinen
im reigen tanzend heiter
und froh
im nahen dorfe kannte man
die wesen aus erzählungen
er alten
doch wirklich gesehen hat
die noch keiner
aber viele hätten es gerne

eines tages war ein
junge verschunden
da er nicht von dorf
war ging er keinen
ab
die nachricht brachte
der post kurier
einmal pro woche
kam er ins dorf
grosses staunen und
gemurmel auf dem
marktplatz

beim brand des hauses
seiner eltern die dabei
umkamen lief er davon
in seinem versteck aus
zweigen und blättern
hocke er ganze drei
tage aus lauter angst
ohne nahrung ohne
wasser

ins seinenm ort glaubten
jezt bestimmt alle er
habe mit dem feuer zu tun
weil er abhaute

dabei will der junge nur
zu seiner grossmutter
die zwei tage weit weg
wohnte doch er kannte
den weg nicht mehr

als am nächsten morgen
phillips großmutter
in den dorf ankam
wurde sie von den
bewohnern gemustert

in zwischen kroch der
vorsichtig aus seinem
versteck
ein sonnenstrahl hat
in geweckt
vom licht geblendet
hat er sich
gestreckt
und rieb sich die
augen konnte es
nicht glauben

bin ich tod
schon im himmel
sehe ich die
engel vom lieben
gott

mir leisen schritt
auf weichen waldboden
tastete er sich heran
geleite vom feen
gesang
mit heller freude
und erleuchteten
augen sah er den
feentanz

auf weichen moos
im festen schlaf
für einen moment
phillip sein leid
vergaß

er träumte von der
guten fee die ihn
besuchte
seine tränen trocknet
ein versprechen gab
es wird alles
wieder gut
umarmt lies er sie
nicht gehen

am morgen darauf
weckt ihn was auf
das ihm so bekannt
die zarte hand die
streichelt sein
gesicht
er konnts gar nicht
glauben
die gute fee war
seine großmutter
ihr liebend herz
hat ihn gefunden

jezt wird alles
wieder gut
von herzen strahlend
arm in arm
ging phillip mit
seiner oma
heim
die geschichte
soll hier zu ende
sein

(Sandwich)






Cornelius der Held



In einer Zeit in der die Welt noch grün und saftig voller Auen war, lebten noch andere Wesen auf diesem Planeten. Man nannte diese Wesen Winzlinge. Die Winzlinge waren wie wir heute, perfekt organisiert und hatten Ministädte in denen sie zusammen lebten. Einmal im Jahr, wenn der Mond eine bestimmte Koalition mit den anderen Planeten hatte, mussten die jungen Winzling auf die Jagd gehen. Und einer dieser Jäger war Cornelius. Cornelius war ein ganz besonderer Winzling. Er war nicht so stark wie die anderen, er war auch nicht so groß. Doch Cornelius war erfüllt mit Liebe, mit Liebe zu Tinkerbelle.
Tinkerbelle war die Häuptlingstochter und wurde demjenigen versprochen, der den großen Frosch erlegen würde. Cornelius malte sich aus, wie es wohl sein würde zu siegen und Tinkerbelle´s Liebe zu gewinnen. Doch dachte er auch darüber nach, was wohl passieren würde, wenn er nicht siegen würde. Wer würde Tinkerbelle dann kriegen? Hatte er überhaupt eine Chance?
Als die Jungen Winzlinge dann loszogen um den großen Frosch zu finden, hatte Cornelius panische Angst vor dem Kampf. Und während die anderen sangen und sich darauf freuten, wurde Cornelius fast schwarz vor Augen.
Am dritten Tag entdeckte Cornelius dann den Frosch. Alle anderen schliefen noch und er hatte Angst, dass wenn er sie wecken würde, sie den Frosch erledigen würden und damit Tinkerbelle bekommen würden. Und so schnappte er sich sein Seil und seinen Speer und schlich sich langsam an den noch schlafenden Frosch an. Als er dann aber vor ihm stand, schlotterten seine Knie wie Wackelpudding und er hatte Müh und Not, sich wieder zu fangen. Da Cornelius so ein Leichtgewicht war, konnte er unbemerkt auf den Koloss hinaufklettern und ihm dann in Windeseile den Todesstoß in den Nacken geben. Danach befestigte er mit dem Seil das Maul und während der Frosch noch zappelte und versuchte Cornelius ab zu streifen, setzte Cornelius zum letzten Stich an und erlegte den großen Frosch komplett alleine. Als die anderen Jäger aufwachten und die frohe Botschaft hörten waren sie überwältigt von Cornelius.

Zuhause bei Tinkerbelle war es dann soweit. Er hatte seinen ersten Kuss mit seiner ach so geliebten Tinkerbelle und er konnte es kaum fassen, dass gerade er jetzt ein Held sein soll.

copyright by Anna Niederl




Das Märchen von den Hühnereiern!


Es war einmal ein Bauer. Der hatte ein paar Hühner. Die lebten friedlich in den Tag hinein und legten köstlich schmeckende Eier.
Die schmeckten so gut, dass immer mehr Leute zu dem Bauern kamen und sagten:“ Du Bauer,
. Hast du ein paar Eier für mich.“
„Nein,“ sagte der Bauer., ich habe alle schon verkauft.“
Die Leute waren darüber sehr verärgert. Jeder wollte diese Eier haben.
„Du Bauer, „sagte da eines Tages die Bäuerin ,“ hier habe ich noch 10 Hühner gekauft. So haben wir dann mehr Eier die wir verkaufen können.“
„Nun gut,“ sagte der Bauer.
Aber auch die Menge der Eier reichte nicht aus. Und die Bäuerin brachte immer mehr Hühner auf den Hof. Der Hühnerstall war schon viel zu eng geworden für die Hühner.
„Du Bauer! Den Hühnern geht es viel zu gut. Hier habe ich dir Hühnerkäfige mitgebracht. Dann kann jedes Huhn in seinem Käfig Eier legen!“
„Nun gut , sagte der Bauer. Und er steckte jedes Huhn in einen Käfig.
„Es tut mir leid Hühner,“ sagte der Bauer, aber was die Bäuerin sagt muss gemacht werden.
Aber die Menge der Eier reichte immer noch nicht aus. Aus anderen Städten und fernen Ländern wollten die Menschen jetzt diese Eier haben.
„Du Bauer, „sagte die Bäuerin,“ du musst jetzt eine Legebatterie bauen. Dann können wir tausende von Eiern verkaufen. Und verdienen viel, viel Geld.“
„Nun gut,“ sagte der Bauer und er baute eine Legebatterie für die Hühner.
So saßen die Hühner ihr Leben lang in engen Käfigen und mussten Eier legen und immer wieder Eier. Niemals mehr kam eines der Hühner an die frische Luft. Ja, die jungen Hühner hatten noch niemals Gras oder frische Erde unter ihren Krallen gespürt.
Die Menschen kauften die Eier. Sie konnten viele Eier, für wenig Geld kaufen. Und deshalb war es ihnen egal, dass die Hühner solch schlechtes Leben hatten und dass die Eier nicht mehr so gut schmeckten wie früher.
„Du Bäuerin,“ sagte der Bauer eines morgens, „ ich habe geträumt, dass wir beide bis zu unserem Lebensende in einen Hühnerkäfig eingesperrt waren. Und alle die von uns Eier gekauft haben auch. Ein Mensch in einen Käfig und dafür wurde das Huhn in die Freiheit entlassen. Wir sollten alle Hühner befreien!“
„Papperlapp,“ sagte die Bäuerin,“ wir werden jetzt auch Hühner züchten und dann schlachten. Mit dem Fleisch können wir noch viel mehr Geld verdienen.!“
Da gab es einen fürchterlichen Knall, so dass die Bäuerin und der Bauer ohnmächtig umfielen.
Als sie wieder aufwachten, da saß die Bäuerin in einem der Hühnerkäfige, und der Bauer saß auch in einem der Hühnerkäfige.
„Siehst du, ich habe es dir doch gesagt!“ sagte der Bauer.
Und immer mehr Käfige füllten sich mit Menschen und immer mehr Hühner gingen freudig nach draußen in die Freiheit.

Und so ergeht es jedem, der Eier aus einer Legebatterie kauft.



(c) Petra Kania



Das Kochbuch der Träume



Als die Taille und das Portemonnaie von Simon noch gleich dünn waren, zeichnete er, als Ersatz für substantiellere Genüsse, die Umrisse von Schüsseln und Töpfen auf ein Blatt Papier und schrieb die Namen köstlicher Gerichte hinein.
Manchmal malte er kleinen Dampfwolken, die aufstiegen, wenn er sich wegen seines Appetits eine heiße Suppe oder Eintopf vorstellte.
Oder er aß träumend frisches Brot, sog förmlich den Duft der Backware in seine Nase und das Wasser lief ihm im Mund zusammen, dabei knurrte sein Magen heftig, denn schon lange hatte er keine warme Mahlzeit mehr zu sich genommen, geschweige ein Stück frisches Brot gebrochen.
Das Leben des Knaben Simon hatte wenig vom königlichen Glanz, es war eher bescheiden und freudlos.
Der König des Landes, der seine Untertanen knechtete, ihnen jegliche Lebensqualität stahl, weil seine Macht und seine Gier nach Schönem unersättlich war, und somit die Gelder des Landes in Reichtum und Herrschaft investiert wurden.
Simon lebte als Findelkind in einem Kloster und zählte bereits 16 an Jahren. Er musste sich strengen Ritualen unterwerfen, die sein Leben im Kloster erschwerten. Die Mönche waren bettelarm, die Steuergelder erreichten das Kloster nicht, denn der König des Landes ließ sich lieber wertvollen Schmuck und raffinierte Gewänder anfertigen, oder steckte das erpresste Geld seiner Bürger in die Armee, die ihn wegen seiner Raubzüge mit immer besseren Waffen verteidigen musste.
Mit zunehmenden Alter wuchs Hunger, und auch der Appetit auf Leben, auf Fülle und kulinarische Genüsse. Wie maßlos er in seinem kaum zu stillendem Hunger war, zeigte das Kochbuch seiner Träume. Seine Bilder spiegelten die gigantische Esslust wider. Niemand konnte die Freuden der Tafel mit so viel Kenntnis ausführlicher zeichnen als Simon.
Ein Mönch, der Simon in seiner bescheidenen Kammer besuchte, schaute ihm über die Schulter und erblickte das köstlich hergerichtete Festmahl auf dem Blatt Papier, das Simon im Hungerwahn gezeichnet hatte.
Dutzende von Austern, kleine Koteletts, eine Ente, zwei gebratene Rebhühner, eine Seezunge, Dessertfrüchte, Brot und Kuchen, Wein aus roten Trauben und feines Gemüse der Saison. Dem Mönch lief der Speichel bei dem Anblick aus dem Mund, tropfte auf das vor ihm liegende Papier und er seufzte so herzzerreißend, dass Simon ihm das Papier unter die Nase hielt und freundlich sagte: „Ich lade dich zum Essen ein, nimm Platz und genieße dieses üppige Mahl, du weißt nicht, wann du wieder mein Gast sein wirst.“
Lachend nahm der alte Mann die Einladung an, setzte sich zu Simon und tat wie der Junge es ihm befahl. Plötzlich stieg eine kleine Dampfwolke auf, der Tropfen seines Speichels schwebte wie eine kleine Nebelwand über dem Papier.
„Es ist ein imaginäres Gericht, das kann doch gar nicht möglich sein“, stotterte der Mönch.
„Aber nicht meines“, antwortete Simon und inhalierte den Geruch der Speisen mit einer Wonne, das man tatsächlich glaubte, der Tisch stünde voll von all dem Köstlichen.
Kaum hatte Simon dies ausgesprochen, verformte sich der Nebel und nahm eine menschliche Gestalt an, wenn diese auch winzig erschien, konnte man aber deutlich die Umrisse eines Körpers erkennen.
Alle Beteuerungen des Mönchs, doch mit dem Unsinn aufzuhören, da er das Böse heraufbeschwor, mit seiner Phantasie und seinen Gelüsten den Teufel zum Essen einlud, und sich in die ewige Verdammnis leiten würde.
Simon lechzte nach Essen, nach Herzhaftem, Süßem, Saurem nach Heißem und nach Kaltem, nach Wein und Bier, und nach köstlich frischem Wasser aus der besten Quelle der Gegend.
Der kleine Geist, lachte quietschend, freute sich, dass er ein Opfer gefunden hatte, mit dem er den Pakt auf Essen schließen konnte.
Für ihn waren die Produkte der Phantasie, die Wirklichkeit des Alltages.
Der Mönch bekreuzigte sich, flehte Gott um Hilfe an, er möge den Jungen doch endlich wecken, aber die Situation schien aussichtslos.
Es war sicherlich ein bedauernswerter Zufall, dass der Mönch anwesend war, und mit ansehen musste, dass der junge Simon sein Leben für ein üppiges Mahl verkaufte, und dass das Kochbuch seiner Träume, die einzige Hinterlassenschaft seines Lebens war.
Auf dem Totenbett flüsterte Simon dem alten Mönch zu: „Schicke nicht nach dem Doktor, bringe mir einen Koch, ich möchte nicht hungrig sterben.“
„Madonna mia“, rief der Mönch, „was tut man nicht alles für eine warme Mahlzeit!“
Die Aufregung packte ihn dermaßen, dass er zitterte. So lief er von dannen und kehrte mit den Bildern zurück, die Simon in seiner bescheidenen Kammer zeichnete. Ein Zaubermittel gegen Hunger, dagegen konnte auch der Teufel nichts ausrichten. Er reichte ihm, was immer Simon sich wünschte. Der Junge fixierte seine Bilder, verschlang die Leckerbissen, die darauf gemalt waren mit halb geöffneten Augen, seine Kiefer bewegten sich, und die Zunge schmeckte die Köstlichkeiten, die er in seiner Phantasie verspeiste.
„Du wirst dieses Steak doch nicht alleine essen wollen“, sagte der alte Mönch. Ein Lächeln formte sich auf Simons Gesicht, und er schüttelte leicht seinen Kopf. Ein leiser krächzender Laut entrann seinem Mund: „Kartoffeln, Erbsen und Spargel sind genug vorhanden, Eier sowieso, aber das Steak ist meines.“ Dann reichte Simon ihm in Gedanken sein Besteck. Der Mönch fasste Simons Hand, atmete tief die Gerüche seiner Erinnerung, reife Tomaten, Basilikum, Käse, in Olivenöl getränktes Brot und den Duft der Mittelmeerkräuter.
Er befand sich wieder im Kreis der Festmahle von einst.
Es war Heimat, und das Herz aß mit. Er ist zurückgekehrt gegen Ende seines Lebens, auf der Flucht vor Hunger und Durst, zurück zu Rosmarin und Salbei, zu Oleander und Thymian, zurück an die göttliche Küste des Lebens.
Eingehüllt in luxuriöse Schlemmerei hauchten Simon und der alte Mönch schmatzend ihr Leben aus.
Als der Höhepunkt dieses Festmahls erreicht war, zudem sich noch zwei weitere Herren gesellten, die aber niemand bemerkte, hatte der eine das Gefühl, dass man ringsum erwartete, ihn endlich sein Champagnerglas aufessen zu sehen. Er griff also nach dem dünnwandigen Kristallbecher, biss krachend ein Stück heraus und begann es zu zerkauen. Doch es fielen ihm beinahe die Splitter aus dem Mund, als er sehen musste, dass der Herr ihm gegenüber, ebenfalls zum Glas griff und ein herzhaftes Stück abbiss. Starr saß der Teufel da. Schweigend aß er sein Glas zu Ende. Auch sein Gegenüber kaute fleißig vor sich hin. Nur das Kreischen und Knirschen aus beider Münder war zu hören. Wer war überhaupt der andere Mann? Wer wagte es, ja wer durfte es wagen, außer dem Teufel noch Gläser zu zerbeißen?
Der Teufel hatte inzwischen sein Glas intus und wartete. Jetzt hatte der schreckliche Nebenbuhler endlich das ganze Champagnerglas aufgegessen und wischte sich selbst zufrieden mit einem Lächeln den Mund an seinem Ärmel ab. Dann ließ er sich, im Beisein von Simon und dem Mönch, mit einer Gondel in den Himmel fahren.
Zurück blieb ein traumatisierter Teufel, mit Angst vor einer reinen Seele und vor einem guten Herz.

(c) Szirra




Unruhe im Märchenwald



Der ganze Märchenwald war in heller Aufregung.
Die kleine Dila..die Tochter von der Waldfee Dilenda wurde seit Stunden vermißt.
Keiner, aber auch wirklich Keiner im Wald konnte sich erinnern sie gesehen zu haben.
Selbst der große Zauberer Kusch wußte keinen Rat.
Dilenda weinte bitterlich..denn sie befürchtete, dass die Waldhexe Roxana ihren kleinen Liebling entführt hatte.
Alle Tiere und sonstige Lebewesen des Waldes zogen aus um Dila zu suchen.
Der erste Weg führte sie zu der sonst so bösen Roxana.
Wild hämmerten sie an die Tür ihrer Felsenhöhle. Mit schlürfendem und müdem Schritt, näherte sich Roxana der Tür und schimpfte gewaltig vor sich hin.
``Was zum Teufel gibt euch das Recht mich aus meinem Schlaf zu wecken?`` rief sie mit zorniger Stimme.
Doch als sie in die besorgten Gesichter der Waldbewohner sah, war sie gleich etwas weicher. ``Was ist geschehen zum Besen nochmal?``
Die Waldbewohner äugten durch die Steintür der Höhle in der Hoffnung etwas Verdächtiges zu erkennen.Kusch der Zauberer räusperte sich schüchtern und begann erst leise und dann mit kräftiger Stimme der Hexe verfängliche Fragen über das verschwundene Kind zu stellen.
Was erlaubst du dir ? du kleiner Möchtegernzauberer! willst du mich etwa beschuldigen die Tochter der weißen Magie verschleppt zu haben?
Da soll dich doch gleich mein Besen treffen.
Alles was ich euch zu bieten habe, ist meine Hilfe bei der Suche, denn auch ich mache mir Sorgen um das Kind.
Denn wenn es in falsche Hände kommt, dann ist unser Wald nicht mehr sicher vor Eindringlingen, die unsere Märchen stehlen möchten.
Was wäre die Welt ohne Märchen? selbst die Hexen haben ein Herz wenn es sein muß.
Also berieten sich der Zauberer und die Hexe was zu tun sei.
Beide behielten einen kühlen Kopf.
Zuerst versuchten sie es mit ihren Künsten der Zaubermagie..doch leider vergebens,
weder mit Froschschenkeltunke noch mit dem Zauberstab konnten sie näheres über den Verbleib von Dila erfahren.
Mutlos saßen die Waldbewohner im Hexengarten von Roxana. Als sie plötzlich ein Kinderlachen vernahmen. Der alte Rabe Hinkebein flog zur Baumspitze und spähte die Gegend aus. Im selben Moment hörten sie ein Singen und Lachen zweier Kinder, so hell und fröhlich wie niemals zuvor.
Hinkebein kam zurück und erzählte den aufgeregten und ängstlichen Waldbewohnern von seiner Entdeckung.
Leise schlichen sie Allesamt zum kleinen Wunschbrunnen mitten im Wald.
Was sie dort sahen, ließ aus ihren Augen Bäche von Tränen fließen. Ein Anblick der schöner und Märchenhafter nicht sein konnte.
Sie sahen........

(c) lacrime





Liebe Leser,
hier hat die Reise durch die
Märchen- und Feenwelt ihr Ende gefunden.
Wir hoffen, Ihr hattet viel Spaß und Freude
und sicher hat ein Jeder "seine" Geschichte gefunden.


Impressum

Texte: Design und Gestaltung:Roswitha WilkerTexte:Urheberrechte liegen bei den AutorenBilder/Copyright:http://www.himmlischehelfer.com/Media/Shop/regenbogen_iris_elfenbild.jpghttp://di1-2.shoppingshadow.com/images/pi/dc/f6/17/48751088-149x149-0-0_Papo+39034+PAPO+Sagen+und+Maerchen+Prinzessin+mit+.jpghttp://images.mytoys.com/intershoproot/eCS/Store/de/images/186/08/1860879-n.jpghttp://www.google.de/imgres?imgurl=http://static.lottissimo.com/img.php%3Ft%3D9%26f%3D./9/bilder/extra/44092-7.jpg&imgrefurl=http://www.lot-tissimo.com/de/m/9/ww/JUNGHANNS%2BJULIUS%2BPAUL/ar/1/&usg=__vRIWSbvXHkEtYrMOgw791UjyMEM=&h=105&w=120&sz=5&hl=de&start=197&sig2=yBF9ynVO87_nF5imfcv0Vg&zoom=1&tbnid=8DCvTcrk4bd1LM:&tbnh=84&tbnw=96&ei=e3c6TtW0H4XRsgaNzfEb&prev=/search%3Fq%3DZiegenhirte%2Bgem%25C3%25A4lde%26hl%3Dde%26sa%3DG%26biw%3D1259%26bih%3D568%26gbv%3D2%26tbm%3Disch&itbs=1&iact=hc&vpx=607&vpy=378&dur=7104&hovh=84&hovw=96&tx=82&ty=52&page=11&ndsp=21&ved=1t:429,r:17,s:197http://vatopaidi.files.wordpress.com/2009/04/paisios.jpg?w=200&h=267http://www.fotoplatforma.pl/foto_galeria/3137__DSCN2062.jpgDie gute Fee / bildquelle: aengsaelvor - nils blommer 1850http://de.toonpool.com/user/173/files/eier_221545.jpghttp://republika.pl/blog_qw_3252610/3546396/tr/feenwald.gifwww.allmystery.de/themen/np66269-5
Tag der Veröffentlichung: 05.08.2011

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Für Grosse und Kleine - Taucht ab mit uns die Welt der Phantasien Autoren: Roswitha Wilker Celine Rosenkind Petra Kania Ulf Heimann Lakiegitte Szirra Lacrime René Deter Anna Niederl

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