Cover

Leseprobe

Croyden Manor 4

Ein Earl zum Verloben - Rosalie

von

Kajsa Arnold

CROYDEN MANOR 4

EIN EARL ZUM VERLOBEN - ROSALIE

KAJSA ARNOLD

INHALT

Rosalie

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Danksagung

Bücher von Kajsa Arnold

Deutsche Erstausgabe

Copyright © 2022, Kajsa Arnold

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung

1. Auflage

Korrektorin: Das kleine Korrektorin

Ruth Pöß

Covergestaltung: Andrea Wölk

Unter Verwendung folgender Fotos:

© Kharchenko…irina7 by Getty Images

© ziggymaj by Getty Images

© silmen by Getty Images

Kaja Arnold c/o Tresjoli,

Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www.kajsa-arnold.de

ROSALIE

KAPITEL 1

Anfang Juni 1851

Hamilton Place, Mayfair,

London

Ich habe keine Ahnung, warum ich den Sommer in London verbringen soll?“ Rosalie verzog das Gesicht, als hätte sie körperliche Schmerzen.

„Weil es besser ist, dass Mary ihr Kind hier bekommt, anstatt auf dem Land“, erklärte ihr Valentine und das nicht zum ersten Mal. „Das Kind ist sehr groß und es wird wohl eine schwierige Geburt werden. Wir wollen Mary nicht mehr Gefahren aussetzen, als eine Geburt es ohnehin schon mit sich bringt.“

Rosalie ließ sich auf dem Sofa nieder. „Du hast ja recht, aber es ist so sterbenslangweilig hier.“

„Dann such dir etwas, wofür dein Herz schlägt. Lerne Klavier spielen oder malen. Sticke oder lese. Es muss doch etwas geben, womit du dich beschäftigen kannst? Warum reitest du nicht aus?“

Von allen Dingen, die Valentine aufgezählt hatte, gab es nichts, was Rosalie interessierte. Außer das Reiten natürlich. Aber allein machte das auch keinen Spaß, zumindest nicht in London. Sie seufzte.

„Hast du keine Lust, mich heute Abend zu den Babingtons zu begleiten? Sie geben eine Soiree und ich werde dort spielen.“

„Sind Sie denn nicht aufs Land gefahren?“

Valentine schüttelte den Kopf. „Nein, sie wollen in der Stadt bleiben, bis das Kind geboren ist. Es wird ja nicht ewig brauchen.“

Rosalie stöhnte auf. „Ich weiß nicht, ob ich wirklich einmal Mutter werden will. Nein, Mutter schon, aber ob ich schwanger werden will.“

„Dann mache es wie Eugenie. Suche dir einen Mann, der schon ein Kind hat.“

Rosalie verzog das Gesicht. „Du hast wirklich merkwürdige Ideen, Valentine.“ Schwungvoll erhob sie sich.

„Wo willst du hin?“, fragte Valentine neugierig.

„Wenn ich dich begleiten soll, muss ich mich fertigmachen. Du willst doch nicht, dass ich dich im Tageskleid begleite?“ Gut gelaunt verließ sie den Raum und lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer.

„Betty! Ich werde heute Abend ausgehen. Bitte hilf mir beim Umziehen.“

Ihre Kammerzofe kam aus dem angrenzenden Zimmer. „Welches Kleid soll ich herauslegen, Mylady?“

„Ich denke, ich werde das violette Kleid tragen. Das mit den Blütenblättern als Applikationen.“

Betty machte sich daran, das Kleid herauszulegen und war Rosalie behilflich, sich herzurichten.

„Wann wird wohl das Baby endlich kommen?“, fragte Betty aufgeregt. „Alle sprechen nur noch davon, dass das Kleine eigentlich schon da sein müsste.“ Betty plapperte, ohne Luft zu holen.

„Es wird sicher bald so weit sein“, erklärte Rosalie. „Bitte steck mir die Haare auf, damit die Träger des Kleides gut zur Geltung kommen.“

Betty war eine Künstlerin, wenn es darum ging, die Haare zu drapieren. Nicht nur Rosalie ließ sich gern von ihr die Haare frisieren, auch ihre Schwestern baten sie oft darum. Es dauerte einige Zeit, bis Rosalie fertig war, doch das Ergebnis konnte sich sehenlassen.

„Sie sehen wunderschön aus, Mylady“, rief Betty und klatschte in die Hände.

„Vielen Dank. Das ist dein Verdienst.“ Rosalie schenkte ihr über den Spiegel hinweg ein Lächeln.

„Sie werden allen Männern den Kopf verdrehen.“

„Mir würde schon einer reichen“, flüsterte Rosalie.

„Ach Mylady, drei Ihrer Schwestern haben schon einen Ehemann gefunden und Sie werden es auch. Sie werden sich verlieben, schneller, als Ihnen lieb ist. Sie werden sehen.“

Rosalie strich über eine ihrer schwarzen Haarsträhnen, die lose herunterhingen. Sie starrte ihr Spiegelbild an und versuchte, sich darauf einzulassen, doch so recht glauben konnte sie es nicht.

Der Salon der Babingtons war mit allen wichtigen Leuten gefüllt und mit Menschen, die sich für wichtig hielten. Der Raum war riesig, zumindest für ein Stadthaus. Mehr als hundert Stühle fanden hier Platz und sie waren bis auf den letzten gefüllt.

Rosalie zog es vor, nicht in der ersten Reihe zu sitzen. Sie liebte das Spiel ihrer Schwester, aber nur, wenn sie nicht von anderen dabei beobachtet wurde. Seit bekannt war, dass sie und ihre Schwestern heiraten mussten, waren sie begehrte Objekte für Tratsch und Klatsch. Also stand sie ganz hinten an der Wand und beobachtete die Szenerie.

„Rosalie! Sie begleiten Ihre Schwester?“

Rosalie blickte von ihrem Glas Rotwein auf, das sie in der Hand hielt. „Mylord“, sagte sie überrascht, als Jonathan Babington neben sie trat.

„Jonathan reicht völlig aus“, erklärte er mit einem Lächeln.

„Auch wenn Sie nun der neue Earl of Conteville sind? Der Verlust Ihres Vaters tut mir sehr leid.“

„Es hat uns nicht überrascht getroffen. Mein Vater war seit einiger Zeit krank, er wollte es nur nicht an die große Glocke hängen. Er wollte, dass unser Leben nach seinem Tod so weitergeht, wie es bisher war. Daher ließ sich meine Mutter auch nicht davon abhalten, die seit vielen Monaten geplante Soiree zu veranstalten.“ Er verzog das Gesicht.

„Feierlichkeiten sind nicht Ihr Ding?“

Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Nein, weiß Gott nicht. Haben Sie schon gehört, dass Francis Bennett geheiratet hat?“

Vor Schreck glitt Rosalie das Glas aus der Hand. „Oh mein Gott! Wie ungeschickt von mir.“

Jonathan lief los und holte Servietten, um den verschütteten Rotwein von ihrem Kleid zu wischen. Sofort eilte ein Diener herbei, um die Scherben einzusammeln und die Lache aufzuwischen.

„Das tut mir wirklich sehr leid“, murmelte Rosalie verwirrt. „Kann ich das irgendwo auswaschen?“ Sie blickte Jonathan flehend an, nachdem alle Köpfe sich in ihre Richtung drehten, um nachzusehen, was da los war.

„Kommen Sie, Rosalie. In der Bibliothek gibt es Wasser.“ Er nahm ihren Arm und führte sie aus dem Salon.

Erleichtert atmete sie aus. Sie hasste es, wenn sie im Mittelpunkt des Geschehens stand. Jonathan führte sie die Halle entlang, öffnete eine der vielen Türen. Das Zimmer war hell erleuchtet. „Hier gibt es einen Krug mit Wasser.“ Er deutete auf die Bar und reichte ihr eine frische Serviette. „Brauchen Sie mich noch?“, fragte er unsicher und blickte zur Tür. „Ich denke, dass meine Mutter mich sucht, weil das Konzert gleich beginnen soll.“

„Nein, gehen Sie ruhig. Ich komme zurecht“, erklärte Rosalie und blickte ihm nach, als er die Tür hinter sich schloss.

„So ein verdammter Mist“, murmelte Rosalie, gab etwas Wasser auf den Rock ihres Kleides, rieb dann mit der Serviette darüber. Nur langsam löste sich der klebrige Saft, aber der Fleck breitete sich aus und ein Rest würde zurückbleiben.

„Verflucht, das Kleid ist ruiniert“, gab sie laut zu. Ihr stiegen die Tränen in die Augen. „Warum mein Lieblingskleid?“ Sie konnte es nicht fassen. Dieses stand ihr so ausgesprochen gut. Sie liebte die Farbe und den feinen Stoff. Am liebsten hätte sie mit dem Fuß aufgestampft.

„Sie haben recht, das Kleid steht Ihnen ausgesprochen gut.“

Erschrocken fuhr Rosalie herum. „Herrgott noch mal! Müssen Sie mich so erschrecken? Was machen Sie hier? Wie kommen Sie hier herein?“, giftete sie los. Sie fasste sich an das Herz. Der Mann, der sich in einem Sessel zu ihr herumdrehte, hatte sie zu Tode erschreckt.

„Ich bitte um Entschuldigung. Sie zu erschrecken, war nicht meine Absicht. Aber ich war zuerst hier.“ Er zog an einer Zigarre, hatte die Beine übereinandergeschlagen und sah sie neugierig an.

„Wer sind Sie?“, fragte Rosalie und musterte ihn genauso aufmerksam.

Schwungvoll erhob er sich und drückte die Zigarre in einem Behältnis aus. „Darf ich mich Ihnen vorstellen? Noble Darcy, Earl of Grafton. Mit wem habe ich die Ehre?“ Er trat näher, blickte ihr so intensiv in die Augen, dass Rosalie der Mund ganz trocken wurde.

„Lady Rosalie Brisbin. Ich bin die jüngste Schwester des Duke of Croyden.“

„Ah, ich habe von Ihnen gehört. Also von Ihrer Familie. Ihr Bruder muss für seine Schwestern jeweils einen Ehemann suchen, um an sein Erbe zu gelangen.“ Ein feines Lächeln zog über seine Lippen. Sehr schöne Lippen, wie sie feststellen musste. Dunkelrot und die Oberlippe fein geschwungen.

„Es scheint wohl niemanden zu geben, der nicht schon von dieser Geschichte gehört hat“, murmelte Rosalie nicht gerade begeistert.

Der Earl lächelte nun. Er war sehr groß, schlank und trug sein Haar kurz geschnitten. Sein Haar war rabenschwarz, ebenso sein kurzgestutzter Bart, so wie seine Kleidung. Er wirkte düster auf Rosalie, auch wenn er ihr keine Angst einjagte. Trotz seiner beeindruckenden Größe.

„Sind Sie zur Soiree eingeladen? Warum befinden Sie sich dann nicht im Salon ein, wo das Konzert stattfindet?“

„Warum sind Sie hier?“

„Man beantwortet keine Frage mit einer Gegenfrage“, erklärte sie beleidigt.

„Ich bin nicht eingeladen. Ich begleite lediglich die Sopranistin zu diesem Auftritt. Sie ist … eine Freundin“, gab er nach kurzem Zögern zu. „Aber nun weiß ich immer noch nicht, was Sie hier treiben.“

„Ich versuche, mein ruiniertes Kleid zu retten, mit wenig Erfolg. Ich werde mich hier wohl verstecken müssen, bis meine Schwester fertig ist. Sie ist die Pianistin.“ Sie warf die Serviette auf den Tisch und blickte an sich herunter. Das Ergebnis war wenig vorzeigbar.

„Ein wirklich schönes Kleid. Darf ich sagen, dass es Ihnen ausgezeichnet steht?“

„Sie dürfen, aber ich werde es wohl nicht mehr tragen können.“ Sie hoffte, dass Betty vielleicht Wunder bewirken konnte.

„Ich denke, Sie sollten vielleicht in den Salon gehen“, wies sie ihn an und blickte verlegen zur Seite.

„Warum? Fühlen Sie sich nicht wohl in meiner Gegenwart?“

„Nun, ich denke, wir sollten nicht allein in einem Raum sein. Es gibt schnell Gerede und das ist das Letzte, was ich möchte.“

„Niemand weiß, dass wir beide uns hier aufhalten“, sagte er mir dunkler Stimme und trat näher.

Sie sollte weichen, doch eine unbekannte Kraft hielt Rosalie an Ort und Stelle fest. Sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen. „Sie werden mir doch wohl nichts tun“, raunte sie ihm zu.

Wieder lächelte er auf eine geheimnisvolle Weise. „Nein, Sie brauchen keine Angst vor mir zu haben, Lady Rosalie.“ Langsam schritt er auf sie zu, blieb aber nicht stehen, sondern umrundete sie, betrachtete sie von allen Seiten. „Darf ich fragen, wie alt Sie sind?“

„Sie fragen eine Lady nach ihrem Alter?“ Rosalies Wangen wurden heiß und vermutlich auch rot. „Ich bin neunzehn Jahre alt, wenn es Sie interessiert. Wie alt sind Sie?“

Er lachte. „Ich bin bereits zweiunddreißig. Für Sie vermutlich schon ein alter Mann.“

„Nein, wie kommen Sie darauf. Mein Bruder ist im gleichen Alter. Ich weiß also, wie man Männer ihres Alters zur Weißglut treiben kann“, erklärte sie keck und wandte sich der Tür zu, als es klopfte.

Die Tür öffnete sich und Jonathan betrat den Raum. „Rosalie, wie geht es Ihnen?“

„Oh, ich … habe den Fleck nicht herausbekommen. Aber ich hatte Gesellschaft …“ Sie drehte sich um, doch der Earl of Grafton war verschwunden. Sie war allein. Verwirrt blinzelte sie.

„Ja?“, fragte Jonathan erstaunt.

„Ich meinte, ich komme auch ohne Gesellschaft klar. Mit diesem Kleid kann ich mich leider nicht mehr blicken lassen. Wären Sie so freundlich, Valentine auszurichten, dass ich hier auf sie warten werde.“

„Natürlich. Das ist wirklich sehr schade. Ich glaube, ich habe Sie mit der Äußerung über die Heirat von Francis Bennett sehr überrascht. Das lag nicht in meinem Sinne.“

„Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich für Francis, wenn er eine Frau gefunden hat, für die sein Herz schlägt“, gab Rosalie zu, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Diese Nachricht hatte sie wirklich für einen Moment aus dem Gleichgewicht gebracht. Warum wusste sie selbst nicht. Es war ja nicht so, als hätte sie sich Hoffnungen gemacht, dass Francis etwas für sie empfinden würde. Dass er sie auf den Landsitz seiner Familie eingeladen hatte, musste ja nicht unweigerlich bedeuten, dass er sie als Braut ins Auge gefasst hatte. „Darf ich fragen, wen er geheiratet hat?“, fragte sie dennoch nach.

„Die Tochter einer entfernten Cousine seines Vaters. Sie kennen sich schon einige Jahre und es war ein offenes Geheimnis, dass sie schon lange verlobt waren.“

Aha!

Das schien also jeder gewusst zu haben, nur sie nicht. Na, da hatte sie sich ja ganz schön lächerlich gemacht.

„Sie wussten nichts davon und ich muss sagen, dass es kein netter Zug von Francis war, es Ihnen vorzuenthalten.“

Rosalie wollte ihr Gesicht nicht verlieren. „Warum? Ich habe mir nie Hoffnungen auf den zukünftigen Earl of De Lacy gemacht. Wir haben nur wenig gemeinsam. Ich gebe zu, ich war ihm dankbar, dass er mich auf den Landsitz seiner Familie eingeladen hat, aber seine Frau zu werden stand nie zur Debatte.“

„Na, dann bin ich ja beruhigt, dass man Ihnen nicht das Herz gebrochen hat.“

„Wo denken Sie hin, lieber Jonathan. Dazu bedarf es eines ganz anderen Mannes.“ Sie lächelte vielsagend.

Jonathan räuspert sich verlegen und verneigte sich. „Ich werde Ihrer Schwester Bescheid geben, dass Sie hier auf sie warten.“

„Das ist sehr freundlich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“

Als sich die Tür wieder schloss, blickte Rosalie hinter den Vorhang, doch sie fand nur eine Terrassentür vor, die unverschlossen war.

KAPITEL 2

Anfang Juni 1851

Hamilton Place, Mayfair,

London

Was haben Sie denn nur mit dem Kleid angestellt, Mylady?“ Betty schüttelte traurig den Kopf. „Ich werde versuchen, den Fleck mit Salz herauszubekommen, kann aber nicht versprechen, ob es funktioniert.“

„Hoffentlich sind Sie erfolgreich, Betty. Ich liebe dieses Kleid und ärgere mich, dass ich so ungeschickt war.“

„Vielleicht sollten Sie in Zukunft Champagner trinken“, schlug Betty lachend vor und nahm das Kleid mit. „Ich werde sehen, was ich tun kann.“

Rosalie hatte schlecht geschlafen. In ihren Träumen geisterte ein Mann mit schwarzer Kleidung und ebenso dunklen Augen herum, der eine Anziehung auf sie auslöste, dass sie Angst bekam.

Das Frühstück nahm sie mit Grayson und Valentine ein.

„Wie geht es Mary?“, erkundigte sie sich.

„Sehr gut. Außer, dass sie der Meinung ist, dass ihr Bauch jede Minute platzen müsste. Aber es geht ihr gut und wir hoffen, dass das Kind bald das Licht der Welt erblickt.“ Grayson sah von der Zeitung auf, in der er gelesen hatte. „Ich hoffe, nur nicht heute Morgen, denn ich muss an einer wichtigen Besprechung teilnehmen.“

„Ich dachte, das Parlament tagt nicht?“ Valentine sah ihn neugierig an.

„Nein, ich muss nicht ins Oberhaus, sondern habe eine wichtige Besprechung, in der es um das Gestüt geht.“

„Ich glaube, ich werde heute ausreiten. Willst du mich begleiten, Valentine?“ Sie schob ein flehendes „Bitte!“, hinterher. „Das Wetter ist so schön. Heute wird es bestimmt nicht so heiß werden und ein wenig frische Luft wird uns guttun.“

„Frische Luft haben wir auf Croyden Manor. Ich wünschte, wir könnten dahin zurück“, murmelte Valentine.

„Es dauert ja nicht mehr lange. Sobald das Kind auf der Welt ist, werden wir dorthin zurückkehren und den Sommer dort verbringen.“ Entschlossen klappte Grayson die Zeitung zusammen und legte sie zur Seite. Er nahm noch einen Schluck Tee und erhob sich. „So, ich werde jetzt nach Mary sehen und wünsche euch einen schönen Tag. Ihr solltet wirklich ausreiten.“ Sein Blick ging kurz zum Fenster, dann verließ er den Raum.

Rosalie sah ihre Schwester auffordernd an. „Komm schon. Ich habe dich schließlich gestern auch begleitet.“

„Na gut“, gab Valentine nach. „Dann lass unsere Pferde satteln.“

Das Wetter war ausgesprochen schön. Im Hyde-Park waren viele Menschen unterwegs. Valentine und Rosalie trabten gemächlich die Wege entlang, grüßten mal hier und da befreundete Familien oder junge Herren, die ihren Weg kreuzten und ihren Hut lüfteten.

„Findest du nicht auch, dass die Männer sehr freundlich zu uns sind?“, fragte Valentine und hielt ihr Pferd an, um einer Kutsche Platz zu machen.

„Sie sind auf unsere Mitgift aus, die meisten zumindest. Ich kann es in ihren Augen sehen. Wir sollten vorsichtig sein.“ Rosalie drehte sich zu ihrer Schwester um. „Hast du schon gehört, dass Francis Bennett geheiratet hat?“

Valentine nickte. „Ja, Grayson hat es heute Morgen aus der Zeitung vorgelesen. Der Earl hat dort die Heirat seines ältesten Sohnes mit Lady Joyceline Loyd bekannt gegeben. Sie ist die Tochter des Baron of Ramsgate. Ich denke, er hat keinen besonders guten Fang gemacht. Sie ist nicht besonders hübsch und auch eher eine Langweilerin.“

„Du kennst sie?“ Rosalie war überrascht.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kajsa Arnold
Bildmaterialien: © Kharchenko…irina7 by Getty Images
, © ziggymaj by Getty Images
, © silmen by Getty Images

Cover: Andrea Wölk
Tag der Veröffentlichung: 14.12.2022
ISBN: 978-3-7554-2757-5

Alle Rechte vorbehalten

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