Table of Contents
Croyden Manor 2
Titelseite
Inhalt
Impressum
Eugenie
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Danksagung
Bücher von Kajsa Arnold
Impressum
Croyden Manor 2
Ein Ja-Wort für den Marquis - Eugenie
Kajsa Arnold
CROYDEN MANOR 2
EIN JA-WORT FÜR DEN MARQUIS - EUGENIE
KAJSA ARNOLD
INHALT
Eugenie
Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Danksagung
Bücher von Kajsa Arnold
Deutsche Erstausgabe
Copyright © 2022, Kajsa Arnold
Alle Rechte vorbehalten
Nachdruck, auch auszugsweise,
nur mit Genehmigung
1. Auflage
Korrektorin: Das kleine Korrektorin
Ruth Pöß
Covergestaltung: Andrea Wölk
Unter Verwendung folgender Fotos:
© Kharchenko…irina7 by Getty Images
© ziggymaj by Getty Images
© silmen by Getty Images
Kaja Arnold c/o Tresjoli,
Lutherstr. 16, 46414 Rhede
www.kajsa-arnold.de
EUGENIE
PROLOG
November 1850
Croyden Manor/zwischen London
und Saint Albans
W
ie ich diesen verfluchten Schnee hasse!“, rief Grayson Brisbin, Duke of Croyden, aufgebracht und schüttelte die großen Flocken von seinem Umhang. Der Schnee fiel auf den Marmorboden der Halle von Croyden Manor, wo sich sofort eine Pfütze bildete.
„Kann das jemand aufwischen, damit niemand ausrutscht und sich ein Bein bricht?“ Seine schlechte Laune hallte durch das Haus und jeder war klug genug, so lange abzuwarten, bis er sich wieder in sein Arbeitszimmer verschanzte, wie seit Wochen.
Niemand wagte ihm zu widersprechen oder ihn in seine Schranken zu weisen, dass man so mit seinen Mitmenschen nicht umging. Celeste, die einzige Schwester, die das vielleicht gewagt hätte, lebte zwei Meilen entfernt mit ihrem Ehemann auf Watford Hall. Bisher hatte niemand ihre Stelle als Hausherrin übernommen. Eigentlich wäre Eugenie an der Reihe, diesen Posten zu übernehmen, doch sie machte sich nichts aus Graysons Allüren. Sie wusste schließlich, was ihn quälte. Er war unglücklich verliebt und ließ dies an der ganzen Welt aus. Außerdem fehlte ihm Celeste, die mit ihrem sanften Gemüt, ihn immer wieder hatte beruhigen können. Er musste lernen, dass Celeste nicht mehr zu seiner Verfügung stand.
Eugenie schnappte sich ein Blatt Papier und verließ den Blauen Salon, wo sie eine Liste erstellt hatte, und klopfte an die Tür des Arbeitszimmers. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete sie die Tür.
„Was?“, schlug es ihr entgegen. Grayson stand vor dem Kamin um sich zu wärmen, ein Glas Brandy in der Hand.
„Störe ich dich?“, fragte sie und ihrem Ton war anzumerken, dass es sie nicht im Geringsten interessierte, wenn dem so war.
„Macht das einen Unterschied? Gehst du wieder, wenn ich ja sage?“
Sie lachte hell auf. „Nein, und das weißt du auch. Ich habe hier etwas für dich.“ Sie hielt ihm ein Blatt Papier entgegen.
„Was ist das?“
„Die Liste meiner Wünsche zu meinem Geburtstag“ erklärte sie lächelnd.
„Wann hast du Geburtstag?“, fragte er überrascht, als wäre es ihm neu, dass man so etwas überhaupt feierte.
„In zwei Wochen.“
„Lege sie auf meinen Schreibtisch, ich sehe sie mir später an.“
„Damit sie in dem Wust von Papierkram untergeht? Nein, mein Lieber. Ich möchte, dass du sie dir sofort ansiehst.“
„Was wünschst du dir? Ein Pony?“ Er grinste frech und trank einen Schluck.
„Seit wann sprichst du dem Alkohol so zu? Hat das vielleicht etwas mit…“
„Wage es nicht, ihren Namen auszusprechen“, unterbrach Grayson seine Schwester.
„Ich bin ja schon still. Wie wäre es, wenn wir einen Weihnachtsball zu Ehren meines einundzwanzigsten Geburtstags geben?“
„Mir ist nicht nach Feiern zumute“, brummte er.
„Dann bleib auf deinem Zimmer und verderbe uns anderen nicht den Spaß. Seit Celestes Hochzeit waren wir nicht mehr auf einem Ball. Es muss ja nichts Großes sein. Wie wäre es mit einer Soirée, mit musikalischer Untermalung?“
„Ich denke darüber nach“, gab er nach. Zu schnell. Es hörte sich eher an, als wollte er sie nur rasch wieder loswerden.
„Grayson, was ist los? Ich meine, ich bin nicht Celeste, aber du kannst auch mit mir sprechen, wenn dir was auf der Seele liegt.“
Sie hatten sich nie so nah gestanden wie er und Celeste, doch dies war ein Versuch, ein wenig Vertrauen aufzubauen, wenn auch etwas spät. Spät war nicht zu spät.
„Mir geht es gut“, sagte er und blickte ihr in die Augen, stellte einen Kontakt her. „Du musst dir um mich keine Sorgen machen, Eugenie. Wir werden eine Soirée geben, zum Anlass deines Geburtstags. Überlege schon mal, wen du alles einladen möchtest.“
Eugenie war nicht dumm und erkannte, dass dies der Versuch war, von seinem Befinden abzulenken, das war wohl auch Grayson klar.
„Danke, Grayson. Ich freue mich.“ Sie lächelte und verließ den Raum.
Grayson stand der Sinn überhaupt nicht danach, ein Fest in seinem Haus zu geben, Menschen um sich zu haben, nicht, nachdem er heute die Nachricht in der Zeitung gelesen hatte.
Die Verlobungsanzeige.
Der ehrenwerte Peer Audley, Marquis of Goswins, gab bekannt, dass er sich mit Lady Mary Babington, Tochter des ehrenwerten Earl of Conteville, verlobt hatte.
Wie konnte sie ihm das antun? Wie konnte Mary das Celeste antun? Audley war eine Witzfigur. Er war gerade mal zwanzig, zwar ein Earl, aber Grayson hatte ihn als schlechten Verlierer kennengelernt. Sein Schwager, Driscoll Spencer, der Duke of Leeds, verheiratet mit seiner ältesten Schwester Celeste, hatte ihn darüber informiert, dass Audley sich in einer unverschämten Weise, Celeste gegenüber benommen hatte. Hätte Grayson davon eher erfahren, hätte er vermutlich Satisfaktion gefordert. Obwohl Duelle verboten waren, hätte ihn das nicht zurückgehalten. Dass Mary, die Frau, die angeblich ein Kind von ihm erwartete, nun einen anderen Mann heiraten würde, sah er als persönlichen Affront an. Sie wollte ihn dafür bestrafen, dass er nicht um ihre Hand angehalten hatte. Dabei hatte es danach ausgesehen. Doch dann war alles den Bach heruntergegangen. Er hatte Mary mit seinem Stallburschen Hadley im Pferdestall erwischt, als beide mit Stroh in den Haaren aus einer Pferdebox kamen, wobei er sich mittlerweile nicht mehr sicher war, ob er sich, der Situation geschuldet, nicht getäuscht hatte. Tat er Mary vielleicht unrecht? Trug sie möglicherweise doch sein Kind unter dem Herzen? Wenn es so war und Mary den Marquis of Goswins ehelichte, würde sein Kind niemals seinen Titel tagen können, vorausgesetzt, es würde ein Junge werden. Er fragte sich, ob Audley wusste, in welchem Umstand sich Mary befand. Hatte sie ihm von der Schwangerschaft erzählt oder es verschwiegen? War Audley bereit, ein anderes Kind als seines anzunehmen? Und vor allem blieb die Frage offen, wann und warum Audley ein Auge auf Mary geworfen hatte? Diese Frage musste Grayson klären, um Licht ins Dunkle zu bringen. Vielleicht konnte ihm Celeste weiterhelfen, sie war schließlich Marys beste Freundin seit Kindertagen, und würde bestimmt Bescheid wissen. Die Frage war nur, ob sie sich bereit erklären würde, ihm zu helfen. Immerhin war er nicht gerade freundlich mit Mary umgegangen und das kreidete Celeste ihm an. Das hatte sie ihm schon vor Wochen deutlich gemacht.
Am nächsten Tag besuchte Grayson seine Schwester, die den Winter auf Watford Hall verbrachte, dem Landgut, das ihr Ehemann erworben hatte und das direkt an Croyden Manor grenzte. Es war lange her, dass er sie gesehen hatte, zuletzt bei ihrer Hochzeit mit Driscoll Spencer.
Issac, der Hausdiener auf Watford Hall, brachte ihn in den Salon und kurz darauf erschien Celeste, um ihn zu begrüßen. „Grayson! Wie schön, dich zu sehen. Geht es dir gut?“ Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ja, natürlich.“
„Ist mit den Mädchen alles in Ordnung?“
„Auch das. Warum glaubst du, dass etwas geschehen sein muss, nur weil ich dich besuche?“
„Du hast mich noch nie besucht, es ist etwas befremdlich für mich, aber ich freue mich.“
Die Tür öffnete sich und Issac brachte Tee und Gebäck.
„Danke, Issac. Legen Sie bitte noch etwas Holz auf.“
Der Hausdiener befeuerte den Kamin und zog sich dann diskret zurück, während Celeste Tee in beide Tassen füllte.
„Eugenie wünscht sich eine Soirée zu ihrem Geburtstag. Was hältst du von der Idee?“, platze Grayson mit der Bitte ihrer Schwester heraus.
„Das ist eine sehr schöne Idee. Findest du nicht?“
„Ich habe im Moment keine Lust auf ein Fest“, gab er zu.
Nachdenklich trank Celeste einen Schluck. „Dich beschäftigt doch etwas. So kenne ich dich gar nicht. Trägt vielleicht die Verlobungsanzeige des Marquis of Goswins daran schuld?“
Warum wusste Celeste immer so genau, wie es in ihm aussah? Als würde sie ihn besser kennen, als er sich selbst.
„Wie kann sie das tun? Wie kann Mary diesen … Jungen heiraten?“, platzte es aus ihm heraus.
„Nun, ich weiß es nicht. So jung ist Audley auch nicht, er ist nur ein Jahr jünger als Mary und trägt einen Titel, kommt aus einem ehrenwerten Haus.“
„Er macht den Eindruck, als wäre er noch nicht trocken hinter den Ohren.“ Grayson griff nach der Tasse und verschüttete beinah den Inhalt, so aufgebracht war er.
„Du kannst mir glauben, ich verstehe es auch nicht, was Mary dazu treibt. Was Audley damit bezweckt, liegt auf der Hand. Er will dir eins auswischen, weil du ihm eine Absage erteilt hast, als er um meine Hand anhalten wollte. Du hast ihn brüskiert und das trägt er dir nun nach. Deshalb hat er sich an Mary herangemacht, weil allgemein bekannt ist, dass sie dir am Herzen liegt.“
Grayson blickte seine Schwester an und überlegte seinen nächsten Satz gut, dann rang er sich durch, es auszusprechen. „Sie ist schwanger. Mary bekommt ein Kind.“
Düster zog Celeste ihre Augenbrauen zusammen. „Was? Nein, das kann nicht sein, das hätte Mary mir erzählt.“
„Es ist wahr, sie hat es mir persönlich mitgeteilt“, versicherte Grayson.
Celeste brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, was er da gerade gesagt hatte. „Sie hat es dir gesagt? Das heißt, du bist der Vater des Kindes?“ Ihre Stimme klang plötzlich schrill, was bei Celeste ein ungewohnter Ton war.
Grayson hielt es nicht mehr auf dem Sessel. Er erhob sich und lief einige Schritte durch den Salon. „Es sieht so aus, aber ich bin mir nicht sicher. Wer sagt, dass Mary nicht noch mit anderen Männern intim war? Vielleicht ist ja dieser Audley der Vater“, rief er aufgebracht.
„Das glaubst du nicht wirklich. Hat Mary denn bestätigt, dass du der Vater bist?“
Er nickte.
„Du warst also mit ihr … intim?“ Es war ihr anzusehen, wie peinlich ihr das Thema war.
„Ja, das war ich und nicht nur einmal“, gab er resigniert zu.
Celeste atmete schwer. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass Mary auch mit Audley im Bett war“, gab sie offen zu. „Was schaust du so? Ich bin verheiratet und weiß, was zwischen einem Mann und einer Frau in einem Schlafgemach geschieht. Ich bin kein kleines Kind mehr. Du bist doch zu mir gekommen um herauszufinden, was da los ist oder nicht?“
Mit den Händen auf dem Rücken marschierte Grayson unaufhörlich hin und her. „Ich verstehe es einfach nicht. Warum dieser Kerl?“
„Es muss doch etwas geschehen sein, dass Mary zu diesem Schritt veranlasste. Was ist passiert, als sie dir erzählte, dass sie dein Kind erwartet.“
Abrupt blieb Grayson stehen. Er starrte aus dem Fenster, wo die Sonne schon wieder dabei war, unterzugehen. „Ich habe sie gefragt, ob sie sicher ist, dass ich der Vater bin.“
„Nein!“, rief Celeste erschrocken und sprang von dem Sofa auf. „Das hast du nicht getan. Weiß du denn nicht, wie das auf Mary gewirkt haben muss? Und du wunderst dich, dass sie einen anderen Mann heiraten will? Einen Rivalen?“ Ihre Stimme überschlug sich fast und ihr Blick sprach Bände.
„Ja, ich weiß, dass ich es mir selbst zuzuschreiben habe. Ich glaube, ich habe einen Fehler begangen“, gab er leise zu.
„Da kann ich dir nicht widersprechen, Bruder. Das hast du und ich weiß nicht, ob sich dieser Fehler revidieren lässt.“
„Das will ich auch gar nicht“, gab Grayson zu und er hörte sich wie ein trotziges Kind an. „Wenn Mary eine Marchioness werden will, werde ich sie nicht davon abhalten.“
„Oh Grayson, irgendwann wirst du noch mal an deinem Stolz ersticken. Du willst dabei zusehen, wenn die Frau die du liebst, einen anderen heiratet?“ Celeste schüttelte ungläubig den Kopf. „Das wirst du dein Leben lang bereuen, Grayson. Es wird der Tag kommen, da wirst du diesen Tag verfluchen, dass du zu blasiert warst, um mit ihr zu sprechen.“
Grayson drehte seiner Schwester den Rücken zu. „Sie würde nicht mit mir sprechen wollen, da bin ich mir ganz sicher. In unserem letzten Gespräch hat sie mir das deutlich gemacht.“
„Wann hast du denn mit Mary gesprochen?“
„An dem Tag, als du Driscoll geheiratet hast. Sie kam zu mir ins Arbeitszimmer und hat mich darüber informiert, dass ich Vater werde.“
Celeste trat neben ihn, berührte seine Schulter. Sie war keine kleine Frau, so sprach er mit ihr auf Augenhöhe. „Was ist, wenn Mary einen Jungen zur Welt bringt. Dein Kind wird niemals deinen Titel erben können.“
„Wer sagt, dass ich nicht auch eine Frau finde, die ich heiraten werde und die mir ein Kind schenkt, vielleicht sogar einen Jungen. Dann habe ich einen Erben.“ Er tat so, als wäre es das Einfachste der Welt.
„Weil ich sicher weiß, dass du Mary liebst. Ich halte dein Vorgehen für falsch, aber wie immer wirst du nicht auf mich hören. Ich bin ja nur eine Frau.“ Sie seufzte tief und setzte sich wieder auf das zierliche Sofa. „Ich denke, eine Geburtstagsparty für Eugenie ist eine sehr schöne Sache“, erklärte sie und zeigte so, dass das Thema Mary für sie abgeschlossen war.
„Gut, dann werde ich das in die Wege leiten. Bestelle bitte deinem Mann Grüße von mir. Der Bau der Stallungen geht voran, auch wenn uns das Wetter im Wege steht.“
„Vielen Dank, Grayson. Ich werde es Driscoll ausrichten. Wir sehen uns dann zu Eugenies Geburtstagsfeier.“ Es hörte sich an, als wollte sie noch etwas hinzufügen, doch sie blieb stumm.
KAPITEL 1
Anfang Dezember 1850
Croyden Manor/zwischen London
und Saint Albans
E
ugenies Augen leuchteten, als sie das Samtsäckchen öffnete, das ihr Celeste überreichte.
„Mir hat Mutter damals mein erstes Collier geschenkt, als ich achtzehn Jahre alt wurde. Nun bist du an der Reihe. Jetzt ist es meine Aufgabe, dir als älteste Schwester dein erstes Collier zu schenken. Ich dachte mir, Rubine passen wunderbar zu deinem brünetten Haar.“
Eugenie beförderte ein funkelndes Collier zutage und bekam den Mund nicht mehr zu. Staunend hielt sie es in die Höhe, damit ihre Schwestern genau sahen, was man ihr da geschenkt hatte.
„Na, als Duchess kannst du es dir ja auch leisten“, murmelte Grayson und bekam einen Seitenhieb von Georgina, die ihn strafend anblickte. „Sei nicht immer so ein geiziger Geselle“, flüsterte sie ihm zu.
Grayson hob die Schultern. „Einer muss ja das Geld zusammenhalten.“
„Du hast mehr als genug“, jetzt mischte sich auch noch Valentine, Georginas Zwillingsschwester ein. Sie waren zweieiige Zwillinge und sahen sich nur insoweit ähnlich, wie es unter Geschwistern üblich war.
„Die passenden Ohrringe findest du auch noch in dem Säckchen“, erklärte Driscoll, Duke of Leeds, und ihr Schwager.
Sie steckte ihre Hand erneut in das Säckchen und beförderte zwei Ohrringe in Tropfenform heraus. „Oh mein Gott, sie sehen wunderschön aus. Vielen, lieben Dank!“ Eugenie zog Celeste in ihre Arme und drückte sie ausgiebig. „Auch dir lieben Dank, Driscoll.“
Er verbeugte sich leicht. „Es ist uns eine Freude.“
„Wir sollten langsam hinuntergehen, die Gäste warten bereits“, drängte Grayson zum Aufbruch.
„Bitte helft mir, es umzulegen. Ich will den Schmuck heute Abend tragen.“ Eugenie hielt Celeste die Kette hin und sie trat hinter ihre Schwester, die mit heutigem Tag einundzwanzig Jahre alt war und fixierte den Verschluss. Die Ohrringe legte Eugenie selbst an, dann trat sie an den Spiegel.
„Du siehst so wunderschön aus“, gab Rosalie, die jüngste der Schwestern, zu.
Eugenie lächelte ihrem Spiegelbild entgegen. „Ja, und ich hoffe, dass es da unten einen Mann gibt, der das genauso sieht.“
Lion Talbot fühlte sich unwohl. Er sah sich die Menschen in dem Saal genau an und ihm wurde klar, dass er nicht einen einzigen kannte. Dafür musterten ihn die Leute umso genauer. Besonders die weiblichen Gäste. Lion wusste auch, woran es lag. Es war sein Gesicht. Ein äußerst auffälliges Gesicht. Ein schönes Gesicht, womit Gott ihn eher strafte als belohnte. Überall, wo er auftauchte, sorgte er für Aufsehen, weil die Frauen ihm verliebte Blicke zuwarfen, als hätte Amors Pfeil sie auf der Stelle getroffen. Er selbst verstand dieses Verhalten nicht. Lag es an seinen kantigen Zügen, den hohen Wangenknochen oder den wohlgeformten Lippen? Sein lockiges schwarzes Haar trug er kurzgeschnitten. Er war mit einer stattlichen Größe gesegnet, seine Haltung war gerade, wie man es ihm auf der Kadettenakademie beigebracht hatte. Vermutlich lag es an seinen auffallend grünen Augen, die, wenn das Sonnenlicht günstig stand, hell funkelten. Was auch immer es war, er konnte es nicht nachvollziehen und war froh, sobald er sich bewegte, dass die Damenwelt ihr Interesse an ihm verlor.
„Talbot! Da bist du ja. Ich habe dich gesucht.“ Driscoll Spencer legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Kapitän!“ Er nahm Haltung an.
„Hier bin ich nur noch Driscoll“, erklärte er und drehte sich um. Hinter ihm standen eine ganze Reihe junger Frauen, eine schöner als die andere.
„Meine Damen, darf ich Ihnen meinen Freund, Lion Talbot, vorstellen? Er hat unter mir als 1. Offizier gedient, als ich noch zur See fuhr. Lion, Celeste kennst du ja bereits und das sind ihre Schwestern Georgina, Valentine und Rosalie. Ihr Bruder Grayson und hier ist das Geburtstagskind Eugenie.“
Lion nickte allen zu und deutete eine Verbeugung an, nur Eugenie reichte er die Hand und gratulierte ihr zum Geburtstag. „Du bist wirklich gesegnet mit deiner Familie“, erklärte Lion an Driscoll gewandt.
Grayson lachte. „Überdenken Sie noch einmal Ihre Worte, lieber Talbot, wenn Sie diesen Abend überstanden haben.“
„Was führt Sie hierher, Mister Talbot?“, fragte Eugenie neugierig.
„Oh, ich vergaß zu erklären. Lion ist seit Kurzem der Marquis of Egerton. Er versteht eine Menge von der Pferdezucht und wird Grayson und mir beratend zur Seite stehen.“
„Wo werden Sie wohnen, Mylord?“, fragte Eugenie und lächelte.
„Der Herzog war so freundlich, mich einzuladen, bis ich mich hier eingerichtet habe.“
„Es ist so schön, wieder mal Leben im Haus zu haben. Die Wintermonate sind hier draußen doch etwas einsam“, erklärte Celeste.
„Seit wann ist es dir auf dem Land zu still?“, fragte Georgina verblüfft.
Rosalie lachte. „Seit sie mit Driscoll verheiratet ist, kann es ihr nicht wild genug zugehen.“
Alle lachten und Celestes Wangen färbten sich rot. „Was ihr immer habt. Man kann doch seine Meinung ändern“, sagte sie beleidigt und sah sich suchend um. „Wann beginnt das Konzert?“, fragte sie, um von sich abzulenken.
„Die Pianistin hat leider abgesagt, weil sie sich erkältet hat“, meinte Eugenie enttäuscht.
„Aber dann kann doch Valentine einspringen, sie spielt bestimmt genauso gut, wie es die Pianistin getan hätte.“ Celeste sah ihre Schwester auffordernd an, die nur die Schultern hob.
„Wenn ihr darauf besteht. Ich habe aber kein besonderes Stück geprobt“, gab sie zu.
„Dann entscheide dich für etwas, was du magst. Du weißt, mir gefällt alles, was du spielst.“ Eugenie sah sie bittend an.
„Gut, ich werde John bitten, die Tür zum Salon
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Texte: Kajsa Arnold
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Cover: Andrea Wolk
Tag der Veröffentlichung: 05.11.2022
ISBN: 978-3-7554-2488-8
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