Cover

Leseprobe

Kajsa Arnold

1 Farbe Violet

Rhys by night

Teil 5

1 FARBE VIOLET

RHYS BY NIGHT

KAJSA ARNOLD

INHALT

Widmung

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Epilog

Danksagung

Leseprobe Never trust again

Deutsche Neuveröffentlichung

Copyright © 2023 Kajsa Arnold

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise, nicht gestattet

1. Auflage

Covergestaltung: Andrea Wölk

Foto © Cat back G - Adobe Stock

Tresjoli, Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www.kajsa-arnold.de

WIDMUNG

Für Dich,

die Liebe meines Lebens!

ZITAT

Der beste Beweis der Liebe ist Vertrauen.

(Joyce Brothers)

1

Das Chaos von Feuerwehrfahrzeugen, Krankenwagen, Polizei und Schaulustigen ist unübersehbar. Die Einsatzkräfte der Feuerwehr versuchen ihr Möglichstes, um den Brand der Häuser zu löschen. Durch die Wucht der Explosion wurde auch das von Jazman gemietete Haus in Mitleidenschaft gezogen, das Feuer ist darauf übergesprungen.

Der erste Krankenwagen brachte den bewusstlosen Alex bereits ins Krankenhaus, die anderen wurden an Ort und Stelle notversorgt und sollen gleich ebenfalls abtransportiert werden. Ihre Aussagen werden direkt an Ort und Stelle aufgenommen, soweit sie vernehmungsfähig sind.

Rhys fährt sich mit der Hand über das rußgeschwärzte Gesicht. Was ist nur passiert? Es ging alles so schnell, er konnte in den ersten Minuten keinen klaren Gedanken fassen. Verdammt! Wo hat er seine Freunde da nur hineingeritten?

Ein Blick auf Walter, der benommen auf dem Bordstein hockt, zeigt Rhys, dass es dem Privatdetektiv auch nicht besser geht als ihm.

Das Summen in Rhys‘ Ohren lässt nur allmählich nach. In der ersten Stunde nach der Explosion war er völlig taub. Mittlerweile nimmt er wenigstens wieder Geräusche um sich herum wahr.

Schwarze Rauchschwaden verflüchtigen sich gen Himmel, das Feuer in den Häusern ist bis auf einige Brandherde so gut wie gelöscht, der Regen tut sein Übriges dazu.

Als ihm ein Sanitäter durch Handzeichen zu verstehen gibt, dass er ihm folgen soll, richtet Rhys sich auf und begibt sich in den Krankenwagen. Gemeinsam mit Walter und Paul lässt er sich nun endlich ins nächste Krankenhaus fahren.

Kaum hat er die Notaufnahme erreicht, sieht er Jazman auf sich zu laufen.

Sie stürzt sich weinend in seine Arme. »O Gott, was ist denn nur passiert? Es läuft auf allen Fernsehsendern!«

»Es gab eine Explosion. Hunter Burkes Haus ist in die Luft geflogen, bevor wir die Tür richtig öffnen konnten«, erklärt Rhys leise.

»Aber wieso wolltet ihr in sein Haus? Was hattet ihr dort zu suchen?«

»Ich wollte ihm ein für alle Mal klarmachen, dass er dich in Ruhe lassen soll.«

»Und was ist jetzt mit ihm?«, fragt Jaz etwas unsicher.

»Die Feuerwehr hat eine Leiche in dem Haus gefunden. Sie ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Wie geht es Alex?«, fragt Rhys beunruhigt.

»Ich weiß es nicht, ich wollte hier auf dich warten. Ich musste wissen, ob mit dir alles in Ordnung ist. Man untersucht ihn noch, er ist bewusstlos und scheint einfach nicht aufwachen zu können. Smilla wartet dort, ich habe sie als seine Verlobte ausgegeben. Das Klinikpersonal ist so streng, sie hätten sie sonst nicht zu ihm gelassen.«

»Mr Cunningham, bitte. Wir müssen Sie untersuchen.« Eine resolute Krankenschwester wedelt aufgeregt mit einem Klemmbrett und Rhys hat keine andere Wahl, als sich zu fügen.

»Geh zu Alex, ich komme gleich nach.«

Jazman nickt und lässt zögerlich Rhys‘ Hand los. Er spürt, dass sie ihm nachschaut, bis er in ein Untersuchungszimmer verschwunden ist.

* * *

»Walter, wie geht es Ihnen?«

Er sitzt zusammengesunken auf einem der Plastikstühle und schaut mich entschuldigend an.

»Es tut mir leid, Jazman. Ich habe die Gefahr unterschätzt. Ich hätte Rhys, Alex und Paul nicht mitnehmen sollen. Dass die Männer verletzt wurden, ist allein meine Schuld.«

Ich winke ab, lasse mich neben ihm nieder. »Walter, Sie können nichts dafür. Niemand hätte Rhys aufhalten können. Wo ist Paul?«, frage ich unruhig, als ich ihn nirgendwo entdecke.

»Er musste zum Röntgen. Sie wissen noch nicht, ob er sich einen Arm gebrochen hat.«

»Um Himmels willen! Wenn er nicht mehr Geige spielen kann, wird das seine Karriere beenden. Ich könnte Hunter eigenhändig den Hals umdrehen, wenn er nicht schon tot wäre.«

Eine Krankenschwester, die gerade an mir vorbeiläuft, wirft mir einen erschrockenen Blick zu, doch ich kann meine Wut kaum noch im Zaum halten.

»Sein Tod löst zumindest Ihre Probleme«, flüstert Walter leise. »Jazman, gehen Sie zu Ihrem Bruder, ich werde mich um Paul kümmern. Rhys wird sicherlich gleich zu Ihnen kommen.«

Ich nicke ihm dankbar zu. »Fahren Sie in unser Haus und warten Sie, bis wir wieder da sind. Ich gebe Nui Bescheid, dass Sie kommen.«

Walter legt seine Hand auf meinen Arm. »Danke, Jazman. Und denken Sie immer daran, Rhys würde sein Leben für Sie geben.«

Ich lächle milde. »Ja, das weiß ich.«

* * *

Alex wird irgendwo im achten Stockwerk untersucht, und als ich aus dem Aufzug steige und auf den Wartebereich zusteuere, entdecke ich Smilla dort. Ganz versunken steht sie am Fenster, als würde sie auf das nächtliche Honolulu schauen, aber sie kann sicher nichts erkennen, außer dem Raum hinter ihr, der sich im Glas spiegelt. Als sie mein Spiegelbild sieht, dreht sie sich um.

»Es gibt noch nichts Neues. Er wacht einfach nicht auf.«

Ich nicke und versuche, Zuversicht auszustrahlen. »Alex ist ein Kämpfer, er gibt nicht so schnell auf. Schon gar nicht, wenn er weiß, dass eine Frau auf ihn wartet.« Ich ziehe unsere liebenswerte Haushaltshilfe, in die sich mein Bruder verliebt hat, an mich und nehme sie in die Arme.

Sie schluchzt laut auf und weint bittere Tränen.

»Alles wird gut, Smilla. Es ist noch nichts verloren.«

Sie macht sich sachte von mir los und nickt. »Ja, natürlich. Wie geht es Ihrem Mann?«

»Ein paar Schrammen, nichts Wildes, er wird noch abschließend untersucht und kommt gleich nach. Den anderen Männern geht es auch den Umständen entsprechend.«

»Ich habe gehört, dass es einen Toten gab.«

Ich nicke. »Ja, Hunter Burke, der Mann, dem das Haus gehörte, das in die Luft geflogen ist. Er ist verbrannt.«

»Mein Gott, der Arme.«

Ich äußere mich lieber nicht dazu, um Smilla nicht zusätzlich zu beunruhigen. Walter hat recht, unser Problem hat sich schneller gelöst, als gedacht. Doch unter welchen Umständen!

Ein Arzt in OP-Kleidung betritt den Wartebereich und schaut sich suchend um.

»Sind Sie die Angehörigen von Alexander Darling?«, fragt er, als er auf uns zukommt.

»Ja, ich bin seine Schwester und das ist ... seine Verlobte«, lüge ich frei heraus.

Er reicht mir die Hand. »Ich bin Dr. Nahele und kümmere mich um ihren Bruder. Er ist noch nicht bei Bewusstsein, aber wir können zumindest schon schwere innere Verletzungen ausschließen. Einige Rippen sind geprellt, aber körperlich geht es ihm den Umständen entsprechend gut.«

»Darf ich zu ihm?«, fragt Smilla sofort und drückt meine Hand. »Kümmere du dich um die anderen. Wenn es Neuigkeiten gibt, rufe ich sofort an.« Sie schaut mich eindringlich an.

Klar, Smilla muss als meine Schwägerin zum vertrauten Du übergehen.

»Gut, Smilla. Sobald sich etwas ändert, rufst du bitte an. Egal, wie spät es ist. Wir werden ohnehin nicht schlafen können. Ich weiß, Alex ist bei dir in den besten Händen. So, wie ich ihn kenne, wird er ohnehin niemand anderen sehen wollen als dich.«

Ich bedanke mich bei Dr. Nahele, der sofort davoneilt, dann ziehe ich Smilla in meine Arme und drücke sie. Als ich mich zum Fahrstuhl wende, kommt Rhys auf uns zu.

»Mr Cunningham, geht es Ihnen gut?«

»Smilla, ja, vielen Dank, mit mir ist alles in Ordnung. Nur meine Kleidung ist ramponiert, aber nichts, was man nicht ersetzen kann. Wie geht es Alex?«

Ich berichte ihm, was der Arzt uns gesagt hat. »Komm, lass uns nach Hause fahren. Ich will Elijah nicht länger allein lassen. Nui ist zwar bei ihm, aber der Junge fürchtet sich sicherlich zu Tode. Smilla ruft an, sobald sich etwas ändert.«

Wir verabschieden uns von Smilla, die sich mit angespanntem Gesicht wieder dem Fenster zuwendet.

»Lass uns gehen.« Rhys zieht mich in seine Arme.

»Ist mit dir wirklich alles in Ordnung?«, frage ich besorgt.

Er blickt mich an, nimmt mein Gesicht in die Hände und drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.

»Natürlich.«

2

Obwohl es schon mitten in der Nacht ist, kommt Elijah laut rufend aus dem Haus gerannt, als wir mit einem Taxi vorfahren.

»Dad, du bist wieder da!«, ruft er erleichtert und springt Rhys in die Arme.

»Ja, mein Junge. Was machst du so spät noch hier? Du solltest längst im Bett liegen.«

Elijah strahlt Rhys an. »Ich wollte dich unbedingt noch sehen.«

Rhys, der vielleicht gerade noch schimpfen wollte, schmilzt bei dem Bekenntnis seines Sohnes wie Eis in der Sonne.

»Okay, jetzt gehst du aber ins Bett«, sagt er und muss sich wirklich viel Mühe geben, streng zu wirken.

Elijah nickt, umarmt Rhys und drückt ihm einen feuchten Kinderkuss auf die Wange. Dann wendet er sich mir zu und auch ich küsse Elijah und bringe ihn schnell nach oben.

Als Elijah eingeschlafen ist, was keine fünf Minuten dauert, gehe ich wieder nach unten. Im Wohnzimmer sitzen Rhys, Paul und Walter und sind leise in ein Gespräch vertieft.

»Ich werde zwei Zimmer herrichten«, meine ich, doch Rhys hebt die Hand.

»Nein, Jaz. Bitte komm, setz dich zu uns. Paul und Walter wollen gleich noch nach Hause fliegen.«

Ich schaue auf Pauls Arm, der verbunden ist.

»Ich muss schnellst möglich zu einem Spezialisten«, sagt er. »Es ist zwar nur eine Zerrung, aber auch die kann in meinem Beruf fatale Folgen haben, wenn man sich nicht richtig um sie kümmert. Dann kann ich meine Karriere an den Nagel hängen. Es gibt in New York jemanden, den ich morgen früh direkt aufsuchen werde. Mein Manager hat sich schon um einen Termin gekümmert.«

»Dann bleiben Sie wenigstens hier, Walter«, meine ich bittend.

»Nein«, er schüttelt den Kopf, »ich muss mich um meine Männer kümmern. Zum Glück hat keiner von ihnen etwas abbekommen. Sie sind noch an der Brandstelle geblieben und haben einige Informationen für mich. Es ist wirklich nett gemeint, Jazman, aber ich werde mit Paul und den Männern zurück nach New York fliegen. Ich denke, unser Auftrag hier hat sich erledigt.«

* * *

Es ist fast vier Uhr, als Rhys und ich endlich ins Bett kommen. Als er sich auszieht, sehe ich zum ersten Mal das Ausmaß der ganzen Katastrophe. Sein Oberkörper ist übersät mit Prellungen. Seine Hände und Schienbeine haben Abschürfungen.

»O Gott!«, ich schlage die Hand vor den Mund und bin total schockiert.

»Das ist nichts. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Komm her zu mir. Ich brauche deine Nähe.«

Er legt sich nur mit einer Shorts bekleidet ins Bett und streckt die Hand nach mir aus. Ihn dort liegen zu sehen, lebend, ist mehr, als ich erwartet habe, nachdem bekannt wurde, dass es auf der Insel eine Explosion gegeben hat. Ein innerer Instinkt hatte mir sofort gesagt, dass Rhys in Lebensgefahr schwebte.

»Komm zu mir«, bittet er mich und ich ziehe mich bis auf ein kurzes Shirt aus. Wie könnte ich seine Bitte ausschlagen? Ich lege mich zu ihm ins Bett und kuschle mich in seinen Arm.

»Geht es, oder hast du Schmerzen?«, frage ich und will mich wieder erheben, doch Rhys hält mich fest.

»Das ist genau das, was ich gebraucht habe.«

Vorsichtig versuche ich, seine Brust zu streicheln, doch eine Stelle zu finden, die weder grün noch blau ist, ist schwierig.

»Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren«, murmle ich. »Wenn dir etwas passiert wäre …« Ich kann den Satz nicht beenden. »Bitte versprich mir, dass du dich nie wieder in so eine gefährliche Situation begibst«, flehe ich.

»Ich verspreche es dir, Darling. Nie wieder. Solange du bei mir bist, besteht auch keine Notwendigkeit.«

»Ich hoffe nur, dass Alex bald aufwacht. Er ist mein einziger Verwandter, nachdem ich schon Mom und meinen Dad verloren habe.« Mir schießen die Tränen in die Augen und ich kann sie nicht zurückhalten. Ohne, dass ich es will, laufen sie mir übers Gesicht und ich weine bitterlich. Die nervlichen Anspannungen der letzten Stunden fordern nun ihren Tribut und ich bin nicht in der Lage, mich weiter zusammenzureißen.

»Hey, Darling! Alles ist gut. Alex wird wieder gesund, da bin ich mir ganz sicher. Weine nicht.«

Rhys trocknet meine Tränen, indem er sie von meinen Wangen küsst.

»Das ist nur das Adrenalin«, jammere ich und muss über mein mädchenhaftes Verhalten lachen.

»Anstatt zu weinen, solltest du mich lieber küssen«, flüstert Rhys.

Natürlich komme ich seinem Wunsch nur zu gerne nach.

Als er sich zu mir dreht, verzieht er allerdings das Gesicht.

»Du hast ja doch Schmerzen!«, rufe ich besorgt. »Ich werde in einem der Gästezimmer schlafen ...«

»Das kommt gar nicht infrage. Du bist meine Frau und ich habe schon viel zu lange auf dich verzichten und alleine schlafen müssen. Das wird nie wieder vorkommen, hörst du?«

Ich bin über die Kraft, mit der er mich in die Matratze drückt, ganz schön überrascht.

Er legt ein Bein über meine, damit ich ja nicht das Bett verlasse.

»Ich habe deinen Duft so sehr vermisst«, flüstert er mir ins Ohr und drängt sich mit ziemlich eindeutiger Absicht an mich.

»Rhys, bitte. Wir sollten jetzt wirklich schlafen.«

»Das werden wir gleich auch.«

Er hört nicht auf, mir Küsse auf den Hals zu drücken. Seine Hände schlüpfen unter mein Shirt, zärtlich streicheln sie meine Brüste und sofort wächst in mir die Begierde, die ich immer spüre, wenn Rhys mich auch nur berührt.

»Jaz, ich brauche dich. Jetzt sofort.«

»Rhys, du bist verletzt ...«

»Ich habe ein paar Schrammen, ich bin nicht ernsthaft verletzt.«

Er schiebt sich über mich und ich gebe nach, lasse mir das Shirt über den Kopf ziehen, während mein Blick zärtlich über Rhys‘ Gesicht gleitet. Ich muss daran denken, wie ich ihm das erste Mal begegnet bin, wie er mich ansah, als ich auf der Treppe in Alex‘ Haus saß und weinte. Wie ich mich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen fühlte.

Meine Hände schließen sich zärtlich um sein Gesicht, das von seinem dunklen Bartschatten beherrscht wird, und als er mich küsst, erwidere ich diesen Kuss leidenschaftlich. Unsere Körper pressen sich aneinander. Wenn ich könnte, würde ich in Rhys hineinkriechen, so sehr liebe ich ihn. Auch wenn sein Sixpack voller Prellungen ist, meine Berührungen scheinen ihn wirklich nicht zu stören, denn statt zusammenzuzucken, stöhnt Rhys auf und drückt sich noch fester an mich, wenn das überhaupt möglich ist. Die kleinen Locken seiner Brusthaare kitzeln meine Brustwarzen, sobald er sich bewegt. Sie richten sich so gierig nach mehr auf, als würden sie ein Eigenleben führen. Als Rhys sich ihnen zuwendet und sie zärtlich mit seiner Zunge liebkost, entweicht auch mir ein Stöhnen.

»Streichle mich«, knurrt er, aber diese Aufforderung ist völlig unnötig, denn meine Hände sind bereits zu seiner pochenden Männlichkeit hinuntergelitten, halten sie, liebkosen sie und führen sie dorthin, wo ich Rhys spüren will: in mir, so tief in mir wie möglich. Als Rhys in mich eindringt, schlinge ich meine Beine um ihn, drücke mein Kreuz durch und wünsche mir plötzlich, dass er nicht zärtlich wäre, sondern so besitzergreifend wie am Anfang unserer Beziehung. Das Schicksal hätte ihn mir in dieser Nacht beinahe genommen, jetzt will ich, dass Rhys dem Schicksal zeigt, zu wem ich gehöre. Es darf uns nicht trennen, darf ihn mir nicht nehmen!

Als hätte Rhys gespürt, was ich denke, als hätte er in diesem Augenblick dieselbe Wut auf das Schicksal wie ich, erhöht er das Tempo. Er kommt. Lange vor mir.

Ich kann mir mein »Oh nein!« gerade noch verkneifen, als Rhys sich erschöpft auf mich sinken lässt.

»Keine Angst, Darling«, murmelt er in meine Halsbeuge, als hätte er meine Enttäuschung gespürt. »Gib mir einen Augenblick. Wir fangen gerade erst an.« Er richtet sich auf, stützt sich auf seinen Armen ab und grinst frech.

Was jetzt?, denke ich, da bekomme ich bereits die Antwort.

»Dreh dich für mich um.«

* * *

»Weißt du, dass dein Bild das Letzte war, das ich vor Augen hatte, als mir die Lichter ausgingen?« Er hält mich im Arm, streichelt mich zärtlich, spricht sehr leise.

Mein Körper vibriert noch von der letzten halben Stunde. Rhys ist nun sicher so erschöpft, dass er jeden Moment einschlafen wird.

Ich schaue ihn an und kann kaum sprechen, so berührt mich, was er sagt. »Ich möchte gar nicht daran denken, was alles noch hätte passieren können. Dich zu verlieren würde ich nicht überleben.«

Rhys lässt seinen Blick über mein Gesicht wandern. Er schaut mich so liebevoll an, dass ich vor Glück für einen Moment die Augen schließe.

Als wir uns das erste Mal in seinem Büro gegenüberstanden, war er so überzeugt davon, dass es nicht einmal eine Woche dauern würde, bis wir uns gegenseitig den Verstand aus dem Schädel vögeln würden - und er hat recht behalten. Dass ich allerdings mit einem riesigen Klunker an der Hand als seine Ehefrau enden würde, dazu noch mit einem elfjährigen Sohn, damit hätte ich nicht im Traum gerechnet.

»Wo bist du mit deinen Gedanken?«, fragt er fast flüsternd.

»Ich habe niemals damit gerechnet, dass wir mal so enden - als Ehepaar mit Kind. Ist das nicht verrückt? Der harte Geschäftsmann Rhys Cunningham als treusorgender Ehemann und Vater?« Ich muss bei diesen Worten lächeln. Ein Lächeln, das mir gar nicht mehr aus dem Gesicht weichen will.

»Das ist das, was du aus mir gemacht hast, Darling. Etwas, was ich selbst nicht für möglich gehalten hätte - ist das nicht wunderbar? Ich kann es gar nicht glauben und bin so dankbar, dass ich dich gefunden habe. Wo wäre ich nur ohne dich?«

»Zumindest nicht verletzt«, räume ich ein.

»Ich bin nicht verletzt, das sind nur äußerliche Kratzer. Es ist nichts im Vergleich zu dem, was ich ohne dich wäre. Ein einsamer Mann, der seine Befriedigung bei Frauen sucht, die ihm nicht das Geringste bedeuten. Du hast aus mir einen Menschen gemacht, der lieben kann. Der weiß, wie wichtig eine Familie und Geborgenheit sind. Durch dich habe ich zu meinem Sohn gefunden und ich kann es gar nicht erwarten, dass du endlich schwanger wirst und wir beide ein gemeinsames Kind bekommen.«

Seine Worte lassen mich erstarren. Er wünscht sich ein weiteres Kind? Mit mir?

»Was?«, stammle ich irritiert.

»Ich möchte nicht, dass Elijah ein Einzelkind bleibt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, allein aufzuwachsen. Ich glaube, auch er würde sich freuen, wenn wir ein weiteres Kind bekommen. Es muss ja nicht nur eines sein, wenn du möchtest, gerne auch zwei oder drei.« Er lacht und die kleinen Fältchen an seinen Augen kommen wieder zum Vorschein. Er kann kaum verbergen, wie sehr er meinen verdutzten Gesichtsausdruck genießt.

»Du meinst also, das Thema Verhütung kann ich in den nächsten Monaten vergessen?«

»Ich würde mit dir sogar über die nächsten Jahre verhandeln.«

»Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, bist du gerade im Verhandeln ein Experte.« Ich muss mir ein kleines Lächeln verdrücken. In diesem Moment erfasst mich pures Glück.

»Ich hoffe, nicht nur im Verhandeln«, knurrt er und küsst mich innig.

Seine Zunge bahnt sich ihren Weg in meinen Mund und raubt mir den Atem. Die Hände wandern in mein kurzes Haar und schon fast verzweifelt zieht

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kajsa Arnold
Bildmaterialien: © Cat back G - Adobe Stock
Cover: Andrea Wölk
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2022
ISBN: 978-3-7554-0865-9

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