Kajsa Arnold
2 Farben Azur
Rhys by night
Teil 4
2 FARBEN AZUR
RHYS BY NIGHT
KAJSA ARNOLD
INHALT
Zitat
Zitat
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Danksagung
Bücher von Kajsa Arnold
Leseprobe Eine Villa in Portofino
Deutsche Neuveröffentlichung 2023
Copyright © Kajsa Arnold
Alle Rechte vorbehalten Nachdruck,
auch auszugsweise, nicht gestattet
1. Auflage
Covergestaltung: Andrea Wölk
Fotos: © Cat back G - Adobe Stock
Tresjoli, Lutherstr. 16, 46414 Rhede
www.kajsa-arnold.de
Für Dich,
der Du mich hoffentlich nie vergisst!
Es ist besser,
sich mit zuverlässigen Feinden zu umgeben,
als mit unzuverlässigen Freunden.
1
Das Gefühl, nur noch vom Tod umgeben zu sein, will einfach nicht weichen. Erst Susan, dann auch noch Trish und jetzt Christina. Die Frage, ob es mir um Letztere leidtut, muss ich mit Nur-ein-klein-wenig beantworten. Ein schreckliches Gefühl, ich gebe es zu.
Ich muss unbedingt die Wahrheit erfahren, doch kann ich sie überhaupt ertragen? Ganz ehrlich – ich weiß es nicht. Ob ich Angst vor ihr habe? Ich denke, ja. Ich weiß nämlich nur, dass einer ganz sicher nichts mit dem Tod von Christina zu tun hat: Rhys. Das ist etwas, was ich mir einfach nicht vorstellen kann.
Ausgeschlossen.
Der Gedanke aber, dass es in meiner näheren Umgebung einen Mörder gibt, jagt mir Angst ein. Doch zeigen will ich es natürlich nicht.
Immerhin habe ich nicht eine Sekunde in Erwägung gezogen, dass Rhys etwas damit zu tun haben könnte. Dafür kenne ich ihn einfach zu gut. Rhys ist zu einem vorsätzlichen Mord nicht fähig. Wer auch immer seine Finger in diesem perfiden Spiel hat, Rhys ist es nicht. Niemals!
Daher wende ich mich ihm zu, als die Detektives sein Büro verlassen haben. Ich verschränke meine Finger mit seinen, lehne meinen Kopf an seine Schulter.
»Verdammt! Wann hört das endlich auf?«, murmele ich und starre wie Rhys aus dem Fenster.
»Bald! Bald wird dieser Albtraum ein Ende haben, das verspreche ich dir.«
»Hast du eine Vermutung, was Christina zugestoßen sein kann? Meinst du wirklich, dass sie ermordet wurde? Wenn ja, wer kann hinter diesem Mord stecken? Wie kommen diese verfluchten Rosen auf ihre Leiche?«
Nachdenklich schaut er auf mich herunter und sein Blick ist unergründlich. »Ich weiß es nicht. Aber wir werden Walter darauf ansetzen. Das hat höchste Priorität. Ich glaube, die Polizei verdächtigt mich, auch wenn sie nichts in der Richtung haben verlauten lassen. Doch ich habe ihre Blicke gesehen. Zumindest bin ich nach dieser Anzeige in ihr Visier geraten. Ich kann von Glück sagen, dass ich für die angebliche Tatzeit ein Alibi habe, ein wasserdichtes sogar. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Aussagen einer ganzen Beerdigungsgesellschaft inklusive Priester angezweifelt werden, aber sie werden unweigerlich unsere Alibis überprüfen.«
Ich nicke. Ja, die Ermittler können so viel überprüfen, wie sie wollen, aber sie werden nichts finden, weil weder Rhys noch ich etwas mit diesem Mord zu tun haben. Dabei fällt mir ein, dass auch Matt bei der Beerdigung war, und Alex ebenfalls, obwohl ich nicht wüsste, wie ich Alexander mit Christina in Verbindung bringen sollte. Der einzige Mann, für den ich mich im Moment nicht verbürgen kann, weil ich nicht weiß, wo er war, als der Mord geschah, ist Paul. Er kannte Christina, war in diese unsägliche Sache involviert, für die Matt sogar ins Gefängnis gegangen ist. Doch ihm einen Mord zuzutrauen? Nein, das bringe ich nicht über mich.
»Ich weiß nicht, mit welchen Typen sie sich abgegeben hat, vielleicht ermittelt die Polizei in eine ganz falsche Richtung.«
»Woher bekam sie ihre ... Kunden?«, frage ich stockend, weil ich nicht weiß, wie ich es ausdrücken soll, dass Christina eine Nutte war.
»Sie hat für einen Escort-Service gearbeitet, früher. Ich werde mit Walter darüber sprechen.«
* * *
Am Abend kommt Walter zu uns in die Wohnung. Seinem Blick nach zu urteilen, war er noch nie hier.
Rhys brieft ihn, erklärt die Zusammenhänge.
Wir haben uns im Wohnzimmer auf die Couch gesetzt, Rhys hat eine Flasche Cidre geöffnet.
»Ich bin ehrlich überrascht, dass Sie mich in Ihre Wohnung eingeladen haben, Rhys.« Walter nickt anerkennend und nippt an seinem Glas.
»Ich wollte Jaz den Diner in Brooklyn ersparen, hier können wir wesentlich freier sprechen.«
»Können wir das?«, fragt Walter skeptisch. Er zieht ein kleines Gerät aus seiner Tasche, erhebt sich und schreitet langsam das Wohnzimmer ab. Dabei redet er weiter, als würde er immer noch auf dem Sofa sitzen.
»Ich hoffe, Sie waren mit dem Sicherheitsdienst anlässlich Ihres Hochzeitsempfangs zufrieden?«, fragt er, doch seine Augen sind weiter auf das kleine Gerät gerichtet, mit dem er durch den Raum wandert.
»Ja, danke Walter, er war sehr gut und unaufdringlich ...«
Als Walter einen Finger hebt, verstummt Rhys, doch dann fordert Walter ihn stumm auf, weiterzusprechen.
»... ich habe noch keine Rechnung bekommen«, beendet Rhys seinen Satz und starrt Walter gebannt an.
»Die Sicherheitsfirma verschickt ihre Rechnungen immer zum Monatsende. Dürfte ich Ihr Bad benutzen?« Walter zeigt auf das Gerät in seiner Hand, auf dem ein roter Punkt leuchtet.
»Natürlich! Warten Sie, ich führe Sie hin.« Rhys springt sofort auf und führt Walter die Treppe hinauf, ich folge ihnen auf dem Fuße. Im Bad angekommen, bedankt sich Walter laut, winkt uns beide in den Raum. Er öffnet die Wasserhähne am Waschbecken und stellt die Dusche an. Das Prasseln des Wassers übertönt unsere Stimmen.
»Dieses kleine Ding«, er zeigt auf das Gerät in seiner Hand, »spürt Wanzen auf.«
»Wanzen?«, frage ich angewidert.
»Abhörwanzen«, ergänzt Walter leise.
»Sie meinen, unsere Räume sind verwanzt?«, fragt Rhys ungläubig und zieht eine Augenbraue in die Höhe.
»Ihr Wohnzimmer ist es. Ich muss die komplette Wohnung absuchen, mit Ihrem Einverständnis, natürlich.«
Rhys nickt. »Tun Sie, was getan werden muss, Walter. Wie sollen wir uns verhalten?«
»Warten Sie im Wohnzimmer, sprechen Sie nur über belanglose Dinge.«
Ich nicke, um zu zeigen, dass ich verstanden habe, und fühle mich, als hätte man eine Wanze direkt in meinen Kopf gepflanzt. Ich traue mich noch nicht einmal mehr, einen Gedanken zu fassen.
Rhys legt einen Arm um meine Schultern, zieht mich an sich. »Alles wird gut!«, flüstert er ganz nah an meinem Ohr.
Ich nicke, doch recht glauben kann ich ihm im Augenblick nicht.
Mit schnellen Schritten läuft Walter durch die Wohnung, betritt jedes Zimmer und kehrt nach wenigen Minuten zu uns ins Wohnzimmer zurück. Er zückt einen Block und Stift, schreibt schnell etwas darauf und zeigt uns das Stück Papier.
Wanzen im Wohnzimmer, Schlafzimmer und am Pool – steht dort eilig hingekritzelt. Ich kann es einfach nicht fassen! Wo sind sie? Wer hat sie installiert? Mir liegen tausend Fragen auf der Zunge, doch ich kann nicht eine davon loswerden.
Während Walter und Rhys bedeutungslose Floskeln wechseln, wird mir schlecht. Nichts will mir einfallen, mit dem ich mich an diesem Scheingespräch beteiligen könnte. Verdammt! Als Schauspielerin wäre ich eine glatte Null gewesen.
»Walter, ich freue mich, dass Sie unserer Einladung heute gefolgt sind. Unser Tisch ist für neun Uhr reserviert, wir sollten uns auf den Weg machen.«
Genial, was Rhys da vorschlägt. Ich muss wirklich dringend hier raus.
2
Matt zappt durch das abendliche Fernsehprogramm. Es ist schon lange her, dass er mal freihatte und nicht wusste, was er mit seinem freien Abend anfangen soll. Verflucht, was hat er denn sonst immer getan? Missmutig schaltet er das Gerät aus und startet die Musikanlage. Ein langsamer Blues ertönt und bringt ebenfalls keine Entspannung. Er schaut auf sein Handy, ob vielleicht eine Nachricht von Rhys eingegangen ist, doch auch dort herrscht gähnende Leere, genau wie in seinem Herzen. Er will es nicht zugeben, doch Abby fehlt ihm. Vermutlich ist sie mit diesem Italiener unterwegs, oder noch Schlimmeres.
Diese Ungewissheit macht ihn verrückt. Er muss es wissen. Kurzerhand wählt er Abbys Nummer, doch bevor die Verbindung zustande kommt, legt er schnell wieder auf. Keine gute Idee! Sie will ihn nicht mehr sehen, da war sie sehr deutlich. Dann wird sie sicherlich auch nicht mit ihm sprechen. Doch was soll es, bevor er hier noch durchdreht, wählt er erneut ihre Nummer und der Ruf geht raus.
»Ja, bitte?«, meldet Abby sich leise, als hätte sie bereits geschlafen.
»Abby? Hi, Matt hier. Habe ich dich geweckt?«
»Hi, Matt, nein, ich schaue ein wenig fern.«
Sie klingt überrascht, ihn zu hören.
»Störe ich dich?«, fragt er und hält gespannt die Luft an.
»Nein, überhaupt nicht. Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ja, warum nicht? Ich dachte, ich rufe dich einfach mal an.«
Abby bleibt eine Sekunde stumm, dann fragt sie überrascht. »Dann hast du es also noch nicht gehört?«
Matt ist verwirrt. »Was soll ich gehört haben?«
»Zwei Detectives des NYPD waren heute im Haus und haben mit Rhys und Jazman gesprochen.«
»Schon wieder? Was ist los?«
»Hast du noch keine Zeitung gelesen? Es ist die Schlagzeile des Tages und läuft in den Nachrichten ... eine Frau, die in Rhys‘ Haus in den Hamptons wohnte, wurde ermordet. Ihr Name ist Christina Blanks.«
Die Nachricht trifft Matt wie ein Schlag gegen den Kopf.
»Christina ist tot?«, fragt er und seine Stimme ist kaum zu hören.
»Matt? Geht es dir gut? Kanntest du diese Frau?«
»Ja ... sie war mal einige Zeit mit Rhys liiert, aber das ist schon eine Weile her«, flüstert er. Seine Gedanken rasen. Warum hat Rhys ihn nicht darüber informiert? Weiß Paul es schon?
»Matt? Bist du noch dran? Kann ich etwas für dich tun? Soll ich vielleicht vorbeikommen?«, bietet Abby sich an.
»Das ist wirklich ein Schock für mich. Aber nein, vielen Dank, ich komme klar. Ich melde mich wieder.«
Matt beendet das Gespräch, ohne sich richtig von Abby zu verabschieden, und schaltet die Nachrichten ein. Er muss einige Zeit warten, bis ein Bericht über den Mord gesendet wird. Ein Foto von Christina erscheint auf dem großen Flatscreen, dann mehrere Bilder, wie eine Trage mit einem schwarzen Leichensack aus dem Haus in den Hamptons gefahren wird. Zwar gibt es noch keine genauen Hinweise, die Polizei hält sich bisher bedeckt, doch es wird von einem Mord ausgegangen, verübt an dem Tag, als Trishs Beerdigung stattfand.
Nachdem der Bericht beendet ist, versucht er Rhys auf dem Handy zu erreichen, doch er landet auf der Mailbox. Dann versucht er es bei Paul, doch auch ihn kann er nicht erreichen. Es fühlt sich an, als hätte die ganze Welt sich gegen ihn verschworen.
Als es klopft, atmet er erleichtert auf. Rhys! Mit langen Schritten ist er Sekunden später an der Tür. Als er sie öffnet, steht Abby davor.
»Abs!«, ruft er verwundert aus, denn mit ihr hat er nun wirklich nicht gerechnet.
»Der Sicherheitsdienst hat mich durchgelassen. Sie dachten vermutlich, ich wollte in die Büroräume.« Hilflos zieht sie ihre Schultern in die Höhe und Matt kann nicht anders, als sie in seine Arme zu ziehen. »Danke, dass du gekommen bist«, murmelt er an ihrem Haar.
Abbys Hände finden einen Weg und umschlingen seinen Hals, sacht drückt sie sich an ihn. Dass sie gekommen ist, ist schon Überraschung genug, doch gleich eine Umarmung dargeboten zu bekommen, ist etwas, womit er nach ihrem letzten Streit nie mehr gerechnet hätte. Ohne lange darüber nachzudenken, zieht er sie in seine Wohnung.
»Hast du ihr nahegestanden?« Abbys Frage soll beiläufig klingen, doch Matt wittert dahinter viel mehr. Er dirigiert sie zu der Couch und lässt sich dicht neben ihr nieder.
»Nein, ihr Tod hat mich nur berührt. Sie war jung, klug und schön, aber niemals jemand, den ich begehrt habe. Sie war in einen Vorfall verwickelt, der mich einige Jahre meines Lebens gekostet hat.«
Abby schaut ihn verwirrt an. »Wie meinst du das jetzt?«
»Sie hat eine Kettenreaktion ausgelöst, die mich ins Gefängnis gebracht hat.«
* * *
Überrascht starrt Abby Matt an. Sie öffnet den Mund, will etwas sagen, doch dann schließt sie ihn wieder. Als ihr klar wird, dass sie wohl wie ein Fisch auf dem Trockenen aussehen muss, unternimmt sie einen neuen Versuch. »Du warst im Gefängnis?«, ist alles, was dabei herauskommt.
Matt presst die Lippen aufeinander und nickt. »Ja, es war ein Unfall und ich wurde wegen Totschlags verurteilt.«
»Was ist passiert? «
»Christina geriet mit einem Freund in Streit, er schlug sie, als sie bereits am Boden lag. Ich«, er zögert kaum merklich, »ging dazwischen, traf diesen Typ hart und er ging ebenfalls zu Boden, schlug auf die Bordsteinkante auf und brach sich das Genick. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich habe es nicht gewollt.«
Seine Miene ist ernst und sie streicht zärtlich mit den Fingern über sein Gesicht. Auf seinen Wangen haben sich bereits Bartstoppel gebildet, die ihn gleichzeitig müde und verwegen aussehen lassen. Seine Augen blicken skeptisch, warten darauf, wie sie reagiert.
»Es gibt Dinge in unserem Leben, die wir nicht steuern können.«
»Du verurteilst mich nicht?«
»Wer bin ich, ein Urteil über dich zu fällen? Das haben andere schon getan und du hast deine Strafe erhalten. Die Sache ist abgeschlossen. Warum hast du mir nicht eher davon erzählt?«
Matt rückt ein Stück von ihr ab. »Hätte das einen Unterschied gemacht?«
Sie sieht etwas in seinem Blick, das vielleicht Angst ausdrückt, oder Vorsicht. »Nein ... nein, es hätte keinen Unterschied gemacht.«
Er ist ihr so nah, dass sie seine Körperwärme spürt, die sie mit neuer Energie erfüllt. Leicht, aber mit großem Selbstvertrauen, legt sie die Hand auf Matts Oberschenkel. Als er sein Bein nicht wegzieht, streichelt sie ihn. Für einige Sekunden lässt Matt es zu, dann hält er ihre Hand fest.
»Abs, warum bist du wirklich hier?«
Tief zieht Abby die Luft ein, atmet wieder aus. Abs klingt wie ein Kosename, in ihm schwingt so etwas wie Zärtlichkeit mit, die sie überrascht. »Ich wollte bei dir sein, weil ich nicht wusste, ob diese tote Frau für dich wichtig war. Ich wollte in deiner Nähe sein, weil ich das Gefühl hatte, dass du Gesellschaft gebrauchen könntest.« Sie schaut ihm in die Augen, die ihrem Gesicht sehr nahe sind.
»Da könntest du recht haben. Ich habe eine ganz bestimmte Person vermisst ... dich habe ich vermisst. Abby, es tut mir so leid.« Matts Stimme verstummt, er drückt ihre Hand.
»Nein, Matt. Mir tut es leid. Ich war eine Närrin, weil ich gedacht habe, ich könnte dich einfach so vergessen, aber weißt du was? Es funktioniert nicht, und zwar deshalb nicht, weil ich mich in dich verliebt habe.«
Matt schluckt hart, sagt aber nichts. Vielleicht ist er überrascht, vielleicht unangenehm berührt. Abby weiß es nicht und erträgt die Stille kaum.
Dann drückt er ihre Hand, zieht sie zu sich heran und küsst zärtlich ihre Lippen. »Du solltest mich nicht lieben, Abby«, flüstert er an ihrem Mund.
»Warum nicht?«
»Weil ich anders bin als die Männer, mit denen du dich bisher getroffen hast.«
Abby ist verwirrt. »Wie kannst du das wissen? Wie anders?«
»Du wirkst auf mich so unschuldig, so jung. Ich glaube, du wärst schockiert, wenn du mein wirkliches Ich kennen würdest.«
Skeptisch schaut Abby ihn an. »Ich glaube, du hast ein ganz falsches Bild von mir, Matt«, meint sie und lässt ihre Hand seinen Oberschenkel hinaufwandern. »Ich bin nicht das kleine unschuldige Mädchen, das alle in mir sehen. Auch wenn unser Sex in den letzten Wochen einfach und normal war, bin ich sicher, ich kann deinen Erwartungen entsprechen.«
Zischend zieht Matt die Luft ein. »Ich bin mir da nicht so sicher, Abs.«
»Aber ich!« Ohne lange zu überlegen, legt sie ihre Hand auf den Reißverschluss seiner Hose, drückt gegen seine Männlichkeit, die sich groß darunter abzeichnet.
»Ich fühle und sehe, dass du mich willst.«
»Daran gab es nie einen Zweifel«, knurrt Matt, als würde er diese Berührung kaum ertragen können. »Ich will dich, immer wenn ich dich nur sehe. Öffne meine Hose«, befiehlt er und Abby gehorcht aufs Wort.
»Pack ihn aus.« Auch dieser Aufforderung kommt sie ohne Widerworte nach.
Sie reibt über seinen Schaft, der sich ihr groß und dick entgegendrängt. Die seidige Haut ist heiß und Abby spürt das Pochen. Als Matt seine Beine spreizt, kniet Abby sich dazwischen, leckt mit ihrer Zunge über die Haut und schaut Matt hungrig an.
»O Gott, ja. So ist es gut«, stöhnt Matt und umschließt ihren Hinterkopf, führt sie in ihren Bewegungen.
Abby stöhnt laut auf, als sie die Gier nach mehr in Matts Berührungen spürt. Immer fester saugt sie an ihm, führt ihn tiefer in ihren Mund. Der salzige Tropfen, der sich löst, erregt sie. Sie hält kurz inne, um ihr Oberteil auszuziehen.
»Alles! Zieh alles aus, Baby! Ich will dich nackt, auf den Knien vor mir. Beeil dich«, knurrt Matt laut.
In Windeseile gehorcht Abby, genießt es, seinen Anweisungen zu folgen. Sie spürt keine Scham, hier völlig nackt vor ihm zu hocken. Nur seine Lust und die Erfüllung seiner Wünsche ist für sie in diesem Augenblick von Bedeutung.
»Was hast du gern? Was soll ich tun?«, fragt sie unterwürfig mit leiser Stimme.
»Zieh mir die Hose aus, ganz langsam.«
Sie gehorcht und Matt entledigt sich seines Shirts selbst. Jetzt ist auch er komplett nackt. Seine gebräunte Haut schimmert, seine Augen sind halb geschlossen. Abby streichelt ihn, entlockt ihm immer wieder ein Zittern.
»Komm her zu mir, setz dich auf mich.«
Sie krabbelt auf seinen Schoß, doch er dringt nicht in sie ein, sondern fährt mit seinem Daumen ihre Schamlippen entlang.
»Du bist nass, so, wie ich es liebe. Ich werde dich kosten, bald, aber jetzt noch nicht. Das hast du dir noch nicht verdient«, grinst er hinterhältig.
Als seine Finger sie stimulieren, ist das ein Gefühl, das Abby kaum ertragen kann. Verflucht, wie sehr sie das vermisst hat! »Bitte, lass es mich verdienen, ich tue alles, was du willst«, wispert sie.
»Alles?«, fragt Matt mit lauerndem Unterton.
»Oh ja, alles! Bitte, sag mir, wie ich dir dienen kann.«
Matt grinst. »Ich hätte nie gedacht, dass du dazu bereit wärst. Ich darf also Dinge mit dir tun, die mir gefallen? Egal was?«
»Ja!«, keucht sie, als zwei seiner Finger in sie stoßen. »Ja, ich gehöre dir.«
»Verdammt, du bist wirklich eine Überraschung.«
Er zieht sie dichter zu sich heran, und während er sie fingert, nimmt er eine ihrer Brustwarzen in den Mund und beißt leicht zu.
»Kein Laut, hörst du, Abs? Ich will, dass du keinen Ton von dir gibst, während du meine Finger reitest. Los, beweg dich.« Sein Ton ist aggressiv.
Als Abby sich bewegt, rollt ihr ein kleiner Laut über die Lippen. Sofort reagiert Matt und schlägt ihr mit der freien Hand auf eine Pobacke.
»Du gehorchst mir nicht, das muss bestraft werden. Du gehörst mir, nur mir allein, und ich will, dass du meinen Befehlen Folge leistest.«
»Ja, bitte entschuldige!«, keucht Abby, während er immer fester mit den Fingern in sie eindringt. Doch kurz bevor der Orgasmus auf sie zurollt, entfernt Matt seine Finger und steckt sie in seinen Mund.
»Hmmm, du schmeckst unglaublich. Willst du kommen, mein Schatz?«, fragt er und schaut ihr tief in die Augen.
»Oh ja, bitte, ich halte es kaum noch aus.«
»Was ist, wenn ich dir befehle, dich anzuziehen und zu gehen?«
Abby glaubt, nicht richtig zu hören. Doch sie sagt leise: »Dann werde ich gehen.« Sie hält in ihrer Bewegung inne.
Matt lacht heiser. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich je wieder gehen lasse? Und schon gar nicht, bevor ich dich gefickt habe.«
Er umfasst ihre Hüften, dreht sie so, dass sie mit den Knien auf dem Sofa landet.
»Diese Ansicht ist das Beste an diesem verfluchten Scheißtag, Baby!«
3
Das Le Frog ist wie fast jeden Abend ausgebucht, doch ein Tisch, abseits der anderen, ist extra für den neuen Besitzer reserviert. So können Walter, Rhys und ich, ohne lange zu warten, Platz nehmen. Hier kann ich endlich wieder atmen. Dass unser Tisch abgehört wird, ist so gut wie unmöglich.
Nachdem wir bestellt haben, legt Rhys seine Stirn in Falten und fragt leise: »Wie konnte das passieren, Walter? Wer hat diese Wanzen unbemerkt bei uns installieren können?«
»Sie anzubringen, ist nur eine Frage von Sekunden. Sie sollten sich fragen, wer Zutritt zu Ihrer Wohnung hat. Jeder kann es gewesen sein.«
»Es gibt nicht viele Menschen, die Zugang haben, unbemerkt schon gar nicht. Unsere Haushälterin und Matt. Mehr Leute gibt es nicht.«
Walter schaut ihn zweifelnd an. »Sind Sie sich da ganz sicher, Mr Cunningham?«
»Der Lebensmittellieferant und der Poolwärter«, murmele ich vor mich hin.
Die beiden Männer schauen mich an.
»Und die Fensterputzer auch«, ergänzt Rhys.
»Das sind schon eine ganze Menge Leute.« Walter scheint nicht erfreut.
»Das war mir bisher nie so bewusst«, sinniert Rhys nachdenklich.
Das Essen wird serviert und lenkt uns einen Augenblick ab. Auch wenn ich so gut wie keinen Appetit verspüre, esse ich, denn mein Magen knurrt ununterbrochen. Ich schmecke nicht einmal, was ich zu mir nehme, mein Kopf beschäftigt sich auf Hochtouren mit Dingen, die mein Verstand nicht begreifen will. Jemand spioniert uns aus! Wer nur?
»Wir sollten uns nicht mit Nebensächlichkeiten aufhalten«, erklärt Walter, der mir mit jeder Sekunde sympathischer wird. Er
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Kajsa Arnold
Bildmaterialien: © Cat back G - Adobe Stock
Cover: Andrea Wölk
Tag der Veröffentlichung: 27.02.2022
ISBN: 978-3-7554-0864-2
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