Cover

Leseprobe

FRAU ENGELS GESPÜR FÜR KÖCHE

PAULA ENGELS 1. FALL

KAJSA ARNOLD

Ausgabe März 2018

Copyright © 2015, 2018 Kajsa Arnold

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung

1. Auflage

Covergestaltung

Marie Becker Wolkenart

www.wolkenart.com

Unter Verwendung folgender Fotos:

Evgeny Karandaev - shutterstock.com

Duet PandG - shutterstock.com

Kajsa Arnold / Andrea Wölk

Lutherstr.16, 46414 Rhede

www.kajsa-arnold.de

INHALT

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Danksagung

Bücher von Kajsa Arnold

Für Maximilian

Der immer hält, was er verspricht und seinen Namen zu Recht trägt! Ich bin so stolz auf dich!

ZITAT

Wenn ein Mann für dich kocht und der Salat enthält mehr als drei Zutaten, meint er es ernst.

(Zitat, Penélope Cruz)

KAPITEL 1

Achtung, Ruhe bitte ... drei, zwei, eins und ab ...«

»Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe unserer Kochbattle-Show Alles in Butter, mit Ihrem Lieblingskoch Alexander Reichenbacher und dem Juror, dem von mir aufs Höchste verehrten Zwei-Sterne-Koch Maximilian Weinlaub.«

Das Publikum brach in frenetischen Applaus aus, trampelte laut mit den Füßen.

»Ja, ich sehe schon, Sie lieben unseren strammen Max genauso wie ich ...« Alexander Reichenbacher zog eine Grimasse in Richtung Kamera und lachte. »Die heutige Kandidatin kommt aus der schönen Stadt München und heißt Elfi Bayer, tja, wie soll man auch schon heißen, wenn man aus dem Süden der Bundesrepublik kommt ...«

Reichenbacher setzte wieder zu einem bezaubernden Lächeln an und begrüßte die Kandidatin überschwänglich. »Liebe Elfi, wir unterhalten uns später noch, jetzt werden wir erst einmal aus den Reihen der Zuschauer einen Gegner auslosen, gegen den Sie antreten werden.«

Ein Monitor mit einem Zahlenlaufband wurde eingeblendet, bis die Zahl Vierundsechzig stehen blieb. »Unseren Gast mit der Platznummer Vierundsechzig bitte ich, zu mir nach vorne zu kommen.«

Die Studiokameras erfassten einen jungen Mann mit weißem Hemd und Jeans, der sich Richtung Podium bewegte. Das Publikum begrüßte ihn mit Applaus.

»Heute hat es einen Mann getroffen. Wie ist Ihr Name?« Reichenbacher hielt dem Kandidaten ein Mikrofon unter die Nase, während ein Assistent den Zuschauer verkabelte und ihm ein eigenes Mikro an das Hemd steckte.

»Mein Name ist Thorsten Meyer, ich bin achtundzwanzig Jahre alt und komme aus Köln.«

»Oh, dann kocht heute Frau Bayer gegen Herrn Meyer!« Wieder erklang Reichenbachers lautes Lachen. »Ich glaube, das hatten wir auch noch nie. Tja, liebe Zuschauer, daran sehen Sie, alles echt, alles live, hier entscheidet nur der Zufall.«

Erneut kam Beifall auf.

»Dann wollen wir uns mal den Zutaten des Tages widmen, damit die Kandidaten sich Gedanken darüber machen können, was sie heute in fünfzig Minuten zubereiten. Let the battle begin!«

Mensch, mit dem möchte ich auch mal kochen, die Show wird ja hier im Medienhafen aufgenommen«, seufzte Marie hingebungsvoll und starrte auf den Flachbildschirm, der in der Kantine des Polizeipräsidiums hing.

»Mit Thorsten Meyer aus Köln?«, fragte Paula überrascht und schaute von ihrem Salat auf.

»Quatsch, ich rede von dem Koch. Alexander Reichenbacher sieht einfach himmlisch aus und kochen kann der ...«

»Dann melde dich doch an. Woher weißt du denn, dass er wirklich gut kochen kann? Hast du schon mal bei ihm gegessen?« Paula schaute sich den Typ genauer an.

»Nein, aber wer so aussieht, kann nur toll kochen können!« Marie warf einen verträumten Blick in Richtung Fernseher und machte sich daran, weiter den Tresen zu polieren.

Der Mittagstisch war beendet und es befanden sich kaum noch Gäste in der Kantine. Paula Engel, Polizeihauptkommissarin der Stadt Düsseldorf, hatte bequem die Beine auf dem Tisch verschränkt und wippte leicht mit dem Stuhl. Sie verbrachte oft ihre Mittagspause bei ihrer langjährigen Freundin. Marie war als Köchin im Präsidium angestellt, fast so lange, wie Paula ihren Dienst verrichtete. Aus kurzen Begegnungen in der Kantine war schnell eine dicke Freundschaft geworden, die schon so einige Stürme überlebt hatte, Paula dabei mehrere Dienstpartner und beide zusammen etliche Flaschen Rotwein.

»Der sieht viel zu gut aus, er ist bestimmt gar kein Koch. Sein Gesicht ist wie für das Fernsehen gemacht.« Paula blickte auf den Bildschirm und schaute Alexander Reichenbacher dabei zu, wie er gekonnt einen Fisch filetierte.

»Schau doch mal, wie er den Fisch zerlegt, natürlich ist er ein ausgebildeter Koch«, warf Marie ein.

»Oder ein Serienkiller, spezialisiert aufs Filetieren ... auf jeden Fall ist er eingebildet, hör dir doch nur an, wie er sich selbst in den Himmel lobt ...« Paula zeigte mit der Gabel in Richtung des Fernsehers.

Passend dazu kommentierte Reichenbacher seine getane Arbeit: »... so was muss man schon können, einen Fisch derart zu zerlegen, ja, und der Alexander Reichenbacher, der kann das!«

Paula verdrehte die Augen. Was fand ihre Freundin nur an diesem Kerl?

»Er hat ja schließlich schon in der Küche vom Schloss Hugenpoet gearbeitet.« Marie schien nicht nachgeben zu wollen.

»Alexander Reichenbacher ist bestimmt nicht sein richtiger Name.«

»Warum nicht? Es ist doch ein schöner Name.«

»Eben, schöner Mensch und schöner Name, so viele Zufälle gibt es nicht. Er sieht eher nach einem Hans oder Heinrich aus.«

»Wer hat denn einen schönen Kopf und einen hässlichen Namen?«, fragte Marie.

Paula überlegte kurz: »Nun, Dwayne Johnson zum Beispiel!«

»Du meinst The Rock, den Wrestler? Dir gefällt doch nur sein Wahnsinns-Körper.«

»Wohl eher seine schicken Tattoos. Oder Heino Ferch. Das ist ein toller Mann, aber den Namen Heino finde ich jetzt nicht so prickelnd. Dann wäre da noch Tom Hanks in E-Mail für dich ...«

»Oh nein, Paula, nicht das schon wieder. Für eine Kommissarin bist du einfach zu romantisch. Deine Vorliebe für Männer, die es in der realen Welt nicht gibt, hindert dich daran, eine ganz normale Beziehung einzugehen. Und wenn wir schon bei Namen sind: Man kann sich ja schließlich seinen Vornamen nicht selber aussuchen.«

»Als Kind natürlich nicht, aber als Erwachsener schon. Noch nie was von Künstlernamen gehört? Ich sage dir, dieser Koch hat sich ganz gezielt für Alexander Reichenbacher entschieden«, sagte Paula bestimmt und wies mit ihrem Kopf auf den Fernseher. Sie stocherte dabei in ihrem Salat herum und seufzte tief. »Wo sind nur die tollen Männer dieser Welt geblieben? Warum gibt es keinen der zum Beispiel sagt: Ich würde dir einen Strauß frisch angespitzter Bleistifte schicken, wenn ich deinen Name und deine Adresse wüsste

»Hat das nicht Meg Ryan in ihren Laptop geschrieben?«

»Nein, es war eindeutig Tom Hanks. Du sprichst mit einer Expertin für diesen Film. Ich wollte, es gäbe irgendwo einen Mann, der so etwas mal zu mir sagt.«

»Den gibt es bestimmt!«, Marie sah sehnsüchtig Richtung Bildschirm und Paula war sich nicht sicher, wem ihre Freundin einen solchen Mann mehr wünschte: sich selbst oder ihr.

»Psst, jetzt kommt der Kritiker, Maximilian Weinlaub. Der ist auch ein ganz Süßer«, flüsterte Marie.

»Ich möchte Ihnen jetzt schon mal unseren Testesser vorstellen, der heute den ganzen Tag noch nichts gegessen hat und außerdem mal wieder zu spät zum Dienst erschienen ist: meinen geschätzten Kollegen, den hochdekorierten Sterne-Koch Maximilian Weinlaub!«

Lauter Applaus erklang und die Studiotür fuhr zur Seite. Ein Drehstuhl bewegte sich automatisch ins Studio. Auf dem Stuhl saß der Zwei-Sterne-Koch. Und mitten in seiner Brust steckte ein Küchenmesser.

»Weinlaub ist nicht nur ganz süß, er ist auch ganz schön tot!«, kommentierte Paula trocken und erhob sich. »Ich denke mal nicht, dass dies zum Programm gehört!«

Die Mattscheibe, auf die Marie fassungslos starrte, wurde schwarz, dann erschien eine Tafel mit den Worten Technische Störung!

Paula Engel stand wenige Minuten später bereits vor dem Schreibtisch ihres Vorgesetzten und starrte diesen mit großen Augen an. »Was soll ich?«

»Der Staatssekretär persönlich hat mich gerade angerufen und gebeten, dass ich meinen besten Mann auf diesen Fall ansetze. Und Sie, Engel, sind mein bester Mann, beziehungsweise meine beste Frau, also nicht meine Frau ...«

Paula winkte ab: »Ja, ja, ich weiß schon, was Sie meinen, Chef! Aber ich kann nicht.«

»Was? Warum nicht? Sie haben doch nicht etwa Urlaub eingereicht, oder?«

Paula schüttelte den Kopf. »Nein, aber das wäre eine gute Idee.«

»Sie haben Urlaubssperre, bis Sie den Mord aufgeklärt haben. So etwas gab es noch nie. Einen Mord vor laufenden Kameras.«

»Nun wissen wir endlich, dass die Show auch wirklich live gesendet wird.«

»Paula«, rief Sailinger aufgeregt, »bitte! Sie müssen!«

»Ich kann nicht. Ich bin voreingenommen. Alexander Reichenbacher scheint der Hauptverdächtige in diesem Fall zu sein und ich ... ich kann ihn nicht ausstehen.«

»Engel!«, rief Sailinger aufgebracht. »Was soll das? Das ist doch kein Grund! Stecken Sie Ihre privaten Gefühle zurück. Woher kennen Sie Reichenbacher?«

»Ich kenne ihn ja gar nicht, nur aus dem Fernsehen!«, rief Paula ebenso laut. Sailinger brachte sie einfach immer wieder auf die Palme.

»Gut, dann werden Sie ihn jetzt wirklich kennenlernen, weil Sie ihn nämlich vernehmen werden.« Er runzelte die Stirn. »Seit wann schauen Sie eigentlich Kochshows, Sie können doch gar nicht kochen.«

»Deshalb schaue ich sie ja!«

»Ein Nein werde ich nicht akzeptieren, haben Sie verstanden, Engel? «

Paula stemmte wütend die Hände in die Hüften. »Das heißt immer noch Frau Engel, Herr Sailinger!«

Während Paula in einem Zivilfahrzeug zum Düsseldorfer Medienhafen fuhr, ärgerte sie sich, dass ihr Kollege gerade eine Krankmeldung eingereicht hatte und sich vermutlich die Sonne auf den Bauch scheinen ließ. Typisch, die ganze Arbeit blieb wieder an ihr hängen. Der Juni hatte schon einige schöne Sonnentage wie diesen hervorgebracht. Es war kein Wunder, dass die Zahl der Krankmeldungen anstieg.

Der alte Handelshafen hatte sich in den letzten Jahren zu einer absoluten In-Meile entwickelt. Die Architektur der neuen Häuser war weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Die Tanzenden Türme waren vielen ein Begriff und passten sich trotz ihres futuristischen Aussehens der Umgebung an.

Paula schaute noch einmal auf die Adresse des Aufnahmestudios. Es lag nicht weit vom Hafen entfernt. Von Weitem sah sie schon die blinkenden Lichter der Streifen- und Krankenwagen. Eine Horde Journalisten und Fernsehteams wartete bereits auf sie, doch Paula ging stumm an ihnen vorbei, ohne sich von den Fragen der Meute beeindrucken zu lassen.

Hinter der Absperrung vor dem Eingang des Hauses, in dem das Studio lag, erkannte Paula das Gesicht eines Polizisten. Es war Jonas Müller. Sie hatte mit ihm die Ausbildung begonnen, war aber schneller die Karriereleiter heraufgeklettert als Jonas. Vielleicht lag es daran, dass er oft seinen eigenen Kopf durchsetzte und vielen zu unbequem war.

Jonas hob grüßend die Hand. »Tach Paula. Sag nicht, man hat dir den Fall zugeteilt!«

Paula zog eine Grimasse. »Nein, ich bin nur hier, weil ich so wild auf tote Köche bin. Was für eine Frage, klar hat Sailinger mir den Fall zugeschoben, angeblich auf Weisung von ganz oben. Ich denke, er ist der Meinung, eine Frau macht sich besser in der Presse.«

Jonas nickte. »Ja, der Fall wird einigen Staub aufwirbeln. Die Kochshow ist sehr beliebt und Weinlaub ist eine Berühmtheit. Übrigens, ich bin dir in diesem Fall zugeteilt worden. Auch von ganz oben.« Er grinste frech.

»Na, dann lass uns mal an die Töpfe gehen.«

»Du weißt ja: Zu viele Köche verderben den Brei.«

»Dann ist es ja gut, dass ich keiner bin«, lachte Paula und stieg in den Fahrstuhl.

KAPITEL 2

Das Aufnahmestudio befand sich im sechsten Stockwerk. Als sich die Fahrstuhltüren öffneten, wurden Paula und Jonas von dem lauten Geschrei fast erschlagen.

»Mein Gott, was ist denn hier los?« Paula starrte auf die Menschen, die wild durcheinanderliefen. Eine Reihe von Zuschauern stand unter Schock und wurde von Sanitätern versorgt. »Jonas, fordere Verstärkung an! Wir müssen schleunigst die Personalien feststellen und die Zeugenaussagen aufnehmen, damit die Leute hier verschwinden.«

Jonas griff nickend zu seinem Funkgerät.

»Wir müssen die Angehörigen benachrichtigen. Und dann sorg hier für Ruhe! Mensch, das geht ja hier zu wie in einem Affenkäfig! Wo ist die Leiche?«

Jonas Müller sprach in das Gerät und sah gleichzeitig auf eine große Tür, auf der Studio 1 stand. Darüber leuchtete immer noch ein rotes Licht mit der Aufschrift: Achtung Aufnahme, Ruhe bitte!

Der Raum wirkte nach dem Hexenkessel vor der Tür fast friedlich. Männer der Spurensicherung in weißen Anzügen scharten sich um den immer noch auf dem Drehstuhl sitzenden Maximilian Weinlaub. Der Gerichtsmediziner war auch schon da. Paula hatte bereits einige Male mit Robert Eintrup zu tun gehabt. Er war ein besonnener und ruhiger Pathologe. Paula streifte sich ein Paar weiße Einweghandschuhe über.

»Hallo, Paula«, begrüßte er sie, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, und untersuchte weiter die Leiche, die ziemlich bizarr auf dem Stuhl hing.

»Hi, Robert, hast du schon irgendetwas für mich?«

»Stich ins Herz, er war sofort tot. Tatwaffe ist ein großes Tranchiermesser. Er wurde nicht bewegt, folglich wurde er auf diesem Stuhl erstochen. Tatzeit vor circa zwei bis drei Stunden, die Totenstarre hat bereits eingesetzt. Das stimmt zeitlich mit der Fernsehübertragung überein. Tja, mehr kann ich dir im Moment noch nicht sagen, den Rest wird die Obduktion ergeben. Ich schicke dir den Bericht, sobald ich fertig bin.«

»Danke dir, Robert!« Paula sah sich suchend um. »Wo finde ich den Moderator der Sendung, diesen Reichenbacher?«

Ein Polizist in Uniform zeigte auf den Flur. »Er wartet in seiner Garderobe.«

Na klasse, sie musste wieder hinaus in den Trubel. Der Gang hatte sich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kajsa Arnold
Bildmaterialien: Evgeny Karandaev - shutterstock.com, Duet PandG - shutterstock.com
Cover: Wolkenart, Marie Becker
Tag der Veröffentlichung: 04.02.2022
ISBN: 978-3-7554-0707-2

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