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Leseprobe

Ein Barista zum Fest

Kajsa Arnold

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Danksagung

Leseprobe

Deutsche Neuausgabe

Copyright © 2017, 2018Kajsa Arnold

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise,

nur mit Genehmigung

1. Auflage

Covergestaltung: Andrea Wölk

Foto Copyright: Tverdokhlib - Bigstock.com

boroboro – Bigstock.com

weyo – Bigstock.com

Lektorat: Martina König

Kajsa Arnold Edition

www.kajsa-arnold.de

Erstellt mit Vellum Erstellt mit Vellum

Kapitel 1

Die Wetterlage ist weiterhin unbeständig. Es wird vor einem herannahenden Blizzard gewarnt, der in den nächsten Stunden auf die Ostküste treffen wird. Der Bürgermeister von New York hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Die Bewohner New Yorks, New Jerseys und weiterer Ostküstenstädte werden angehalten, sich mit Vorräten einzudecken. Alle Flughäfen wurden geschlossen sowie die Bahnlinien stillgelegt. Trotz der anstehenden Weihnachtstage werden die Bewohner aufgerufen, ihre Häuser nicht zu verlassen ...«

Ich starre auf das Autoradio und kann nicht fassen, was ich da höre. Was faselt der Radiosprecher? Ausnahmezustand? Blizzard? Zu Hause bleiben? Das kann doch nicht wahr sein. Ich muss rüber nach Huntington Bay, denn immerhin ist morgen Heiligabend. Meine Familie wartet auf mich. Bisher habe ich noch nie ein Weihnachtsfest ohne sie verbracht und dieses wird bestimmt nicht das erste werden, an dem ich mit dieser Tradition breche.

Energisch starte ich den Motor des Kleinwagens, der nur stotternd anspringt. Das hört sich gar nicht gut an. Aber immerhin sind draußen minus elf Grad. Da würde jede Maschine ins Stocken geraten. Die Heizung im Auto funktioniert schon seit dem Sommer nicht mehr, aber da habe ich sie auch noch nicht benötigt.

Obwohl ich dick gefütterte Lederhandschuhe trage, sind meine Finger steif, als stehen sie kurz davor, abzusterben.

Die Straßen sind wie leergefegt. Selbst die Streufahrzeuge haben ihren Dienst eingestellt. Einzig die Weihnachtsbeleuchtung, die im Wind aufgeregt hin und her schaukelt, wirkt ein wenig behaglich.

Nur mühsam kommt mein Wagen voran. Nach einer Meile wird mir klar, dass es keine gute Idee war, loszufahren. Der Motor stottert, bis der Wagen ganz zum Stillstand kommt. Er rollt langsam am Straßenrand aus.

Was soll ich denn jetzt machen? Das Auto kann unmöglich hier stehen bleiben. Auch wenn kein Verkehr herrscht, steht es am Rand und blockiert eine Einfahrt.

Hektisch öffne ich die Tür, um den Wagen an die Seite zu schieben. Der eisige Wind, der mir entgegenweht, lässt sie mich sofort wieder schließen. Ich traue mich nicht, auszusteigen. Vermutlich würde ich in Sekunden erfrieren.

Ich krame mein Handy hervor. Vielleicht würde ich einen Abschleppdienst erreichen können. Doch als ich auf das Display blicke, stelle ich fest, dass ich keinen Empfang habe. Na toll! Kann dieser Tag noch schlimmer werden?

Genervt lasse ich mich in den Sitz zurückfallen. Den Tränen nahe stelle ich die Scheibenwischer an, um freie Sicht zu bekommen. Warum bin ich nicht einfach zu Hause geblieben, wie es der Bevölkerung geraten wurde? Aber ich habe mal wieder meinen eigenen Kopf durchsetzen müssen. Wie üblich.

Jetzt nimmt mir nicht nur das dichte Schneetreiben die Sicht, sondern auch der Schleier aus Tränen, die mir letztendlich doch über die Wangen laufen. Was für ein Desaster.

Entschlossen stülpe mir die dicke Fellmütze über den Kopf und rücke sie zurecht, damit ich auch etwas sehen kann, denn sie ist mir viel zu groß und rutscht mir immer über die Augen. Dann schnappe ich meine Tasche und verlasse das Auto. Es nützt nichts. Ich muss in diesen Sturm hinaus, um nach Hilfe Ausschau zu halten.

Nicht weit von mir blinkt eine Weihnachtsbeleuchtung hoffnungsvoll auf. Sie erweckt den Eindruck, als sei der Laden, den sie in flackerndes Licht taucht, geöffnet. So schnell es mir möglich ist, laufe ich darauf zu. Als ich erkenne, dass es sich dabei um das Café handelt, in dem ich auf dem Weg zur Arbeit immer meinen Kaffee kaufe, schlägt mir das Herz bis zum Hals. Dort arbeitet nämlich dieser teuflisch gutaussehende Barista, der mir meinen Kaffee immer mit einem Zwinkern überreicht. Ein Hoffnungsschimmer.

Ich beeile mich, unter den Vorsprung über dem Eingang zu gelangen, um diesem mächtigen Sturm zu entkommen. Als ich die Tür schwungvoll aufdrücken will, pralle ich mit dem Kopf gegen die Glasscheibe.

Aua!

Ein Glück, dass sie bei diesem Aufprall nicht zu Bruch gegangen ist. Doch mein Kopf hat nicht so viel Glück. Ich reibe mir die Stirn und nehme diese verfluchte Mütze ab, obwohl meine Ohren in Sekunden zu Eis erstarren. Doch das übertrumpft bei Weitem nicht den Schmerz, der mir bei dem Aufprall durch den Kopf geschossen ist. Verdammt! Das wird auf meiner Stirn eine Beule hinterlassen. Ich kneife die Augen zusammen und sehe Sterne. Für einen kurzen Augenblick wird mir schlecht und ich lehne mich an die Wand.

»Geht es Ihnen gut?«

Eine wohltuende Stimme spricht auf mich ein und warme Hände berühren mich an meinem Arm. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass sich die Tür geöffnet hat.

»Nein, danke, alles gut. Ich dachte, der Laden hätte geöffnet«, murmele ich ein wenig benommen.

»Tut mir leid, aber bei dem Wetter schließen wir. Es traut sich ja doch niemand auf die Straße.«

»Ja«, meine ich gedehnt, »außer mir. Entschuldigung, ich war auf der Suche nach Hilfe, aber wenn Sie geschlossen haben ...«

Ohne richtig sehen zu können, will ich mich abwenden, doch er hält mich auf.

»Warten Sie! Wobei brauchen Sie denn Hilfe?«

Ich blicke auf und schaue in warme braune Augen, sodass mir die Kälte plötzlich nichts mehr ausmacht. Es ist dieser himmlisch gut aussehende Barista, der mir jeden Morgen einen Kaffee verkauft.

»Mein Auto ... Der Wagen streikt und er steht mitten vor einer Einfahrt. Ich wollte ihn wegschieben, doch ich bin nicht stark genug.« Tränen treten mir in die Augen, die sofort anfangen zu brennen.

Dieser gutaussehende Typ blickt mich mitleidig an. »Bitte, das ist doch kein Grund zu weinen. Warten Sie einen Augenblick.« Er verschwindet, taucht aber wenige Sekunden später wieder auf. Er hat eine Beanie auf dem Kopf und zieht ein paar dicke Handschuhe über. Ansonsten trägt er nur eine Jeans und ein dünnes, kurzärmliges T-Shirt.

»Sie werden erfrieren«, kommentiere ich seinen

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Kajsa Arnold
Bildmaterialien: Tverdokhlib - Bigstock.com, boroboro – Bigstock.com, weyo – Bigstock.com
Cover: Andrea Wölk
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2021
ISBN: 978-3-7487-9507-0

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