Cover

Leseprobe

Die Nacht trägt dein Gesicht

Rhiana Corbin

Inhalt

Zitat

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Leseprobe

Neuausgabe 2018

Dieses Buch erschien 2013 als dt. Erstausgabe

im Oldigor Verlag

Copyright © 2013, Kajsa Arnold

© 2017 Rhiana Corbin

Alle Rechte vorbehalten

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung

1. Auflage

Covergestaltung: Andrea Wölk

Foto: © angel_nt – Getty Images

Kajsa Arnold, Lutherstr. 16, 46414 Rhede

www.mybooklove.de

Für Dich,

mein gefundenes Schicksal

Zitat

Alles, worauf die Liebe wartet,

ist die Gelegenheit.

Miguel de Cervantes

Kapitel 1

Die Hand kam wie aus dem Nichts und schlug zu, dass ihr Kopf rückwärts gegen die Wand krachte und sie für einen Moment nur Sterne sah. Der nächste Schlag traf ihre Wange, die daraufhin anschwoll, als wäre sie ein Kugelfisch. Ja, wenn sie ein Fisch wäre, könnte sie einfach davonschwimmen, sich im großen Ozean verstecken, und er hätte keine Möglichkeit, sie je zu finden.

Rums, der nächste Schlag, der ihre Unterlippe aufplatzen ließ. Blut spritzte gegen die Wand. Kleine Stippen verteilten sich auf der Seidentapete. Wie Treppenstufen, die in einem Bogen nach oben führten. Auf all diese Einzelheiten konzentrierte sich Gemma, nur um keinen Laut von sich zu geben oder sich zu wehren, damit er nicht noch wütender wurde. Aber konnte er das überhaupt noch? War seine Wut auf sie nicht schon jetzt grenzenlos?

»Warum hast du die Produzenten nicht dazu gebracht, dass ich den Titelsong deines nächsten Films singe? Ich habe dich um einen kleinen Gefallen gebeten, mehr nicht. Einen einzigen kleinen Gefallen! Das wäre doch für dich möglich gewesen, wenn du es wirklich gewollt hättest. Aber ich nehme mal an, du wolltest gar nicht, dass dein Ehemann endlich den großen Durchbruch schafft. Du willst den ganzen Ruhm für dich allein!«

Als Gemma ein Schlag in die Rippe traf, schrie sie laut auf. Zwar hörte es sich nicht so an, als wäre eine gebrochen, – sie kannte sich damit aus, denn bei Dreharbeiten hatte sie sich im letzten Herbst erst eine Rippe gebrochen –, doch der Schmerz war unerträglich. Sie taumelte, fiel der Länge nach hin und verlor das Bewusstsein.

Zumindest für ein paar Minuten, denn als sie wieder die Augen aufschlug, sah sie, dass Theo k.o. auf dem Boden neben ihr lag, seine Nase seltsam schief im Gesicht.

Jon Osborne lief auf dem Flur des Hotels seine übliche Route ab und kontrollierte die Nebenzimmer sowie alle Gänge, ob sich auch niemand unbefugt Zutritt verschafft hatte. Als er die Türen des Privataufzugs checkte, hörte er einen dumpfen Knall, dazwischen lautes Geschrei. Er schloss die Augen – nicht schon wieder. Ihm war klar, was da in der Hotelsuite abging. Normalerweise schrie Mrs Hunter immer zurück, doch diesmal drang nur die Stimme ihres verrückten Ehemanns zu ihm durch. Da stimmte doch etwas nicht!

Ohne auf die Anweisung zu achten, die Theo Carter ihm diktiert hatte, betrat er mit raschen Schritten die Suite. Mrs Hunter war seine Auftraggeberin, nicht ihr Ehemann, der mal wieder wie auf Drogen schien.

Jon fand Theo Carter über Mrs Hunter gebeugt vor, die auf dem Bogen lag und keinen Ton mehr von sich gab. Hoffentlich war sie noch am Leben. Dieser verfluchte Theo. Wut packte Jon und ließ ihn nach Carter greifen, der versuchte sich zu wehren. Doch gegen einen Kampfsportler wie Jon hatte er keine Chance. Ein Faustschlag in das Gesicht des Musikers und ein Heber reichten aus, um Carter außer Gefecht zu setzen.

Gemma blinzelte und sah in das Gesicht von Jon Osborne, ihrem Bodyguard. Er hielt ein Eispack in der Hand und kühlte damit ihre Wange.

»Mrs Hunter, Sie müssen in ein Krankenhaus. Kommen Sie, ich fahre Sie hin.«

Osborne half ihr auf die Beine, doch sie konnte sich nicht halten und sackte wieder in sich zusammen. Kurzerhand nahm er sie auf die Arme und trug sie zum Lastenaufzug.

»Bitte Jon, ... nicht in ein Krankenhaus bringen. Die informieren die Polizei oder ... die Presse ... diese Art von negativer Publicity ... kann ich mir nicht leisten«, flüsterte Gemma, während sie in die Tiefgarage fuhren.

Als Jon sie in den Fond des Geländewagens mit dem getönten Sicherheitsglas setzte, sagte er mit ruhiger Stimme: »Legen Sie sich hin, Mrs Hunter. Dann wird Sie niemand im Auto vermuten.«

»Bitte, nicht ins Krankenhaus.«

Osborne schien eine Minute nachzudenken, schaute auf sie hinunter, dann nickte er: »Gut, keine Krankenhäuser, aber ich bringe Sie außer Reichweite dieses durchgedrehten Mistkerls«, knurrte er, legte das Eispack auf ihre Wange und schloss sorgsam die Autotür. Dann setzte er sich hinter das Lenkrad und lenkte den Wagen mit langsamem Tempo aus der Tiefgarage des Hotels in den dichten Straßenverkehr Manhattans.

Er hatte kein Aufsehen erregen wollen, deshalb fuhr er vorschriftsmäßig, solange er im Stadtgebiet von New York unterwegs war. Doch sobald er auf die Interstate 95 bog, gab er Gas und fuhr mit allem, was der Motor des Geländewagens hergab, in östliche Richtung.

Jon hoffte nur, dass Gemma Hunter keine inneren Verletzungen hatte und er sie doch hätte ins Krankenhaus bringen müssen. Noch nie war einer seiner Klienten lebensgefährlich verletzt worden.

Es war nicht das erste Mal, dass ihr verrückter Ehemann sie schlug. Doch so schlimm wie dieses Mal war er noch nie ausgerastet. Jon hätte diesem Kerl am liebsten das Genick gebrochen, anstatt nur die Nase, Rockstar hin oder her, doch er musste sich um Gemma kümmern. Wie oft hatte er sie nach einem Streit mit Theo Carter, dem Leadsänger der Angel Eyes, der alles andere als ein Engel war, hinter verschlossener Tür weinen hören. Jon hasste ihn seit dem Tag, als er seinen Job als Bodyguard bei Gemma Hunter, der Schauspielerin, angetreten hatte. Seit einem Jahr beschützte er sie vor durchgeknallten Fans oder irren Stalkern, dabei lauerte die wirkliche Gefahr nebenan, in ihrem Bett.

Jon überschritt mehr als einmal die Höchstgeschwindigkeit, doch er wollte keine Zeit verlieren und sie so schnell wie möglich ärztlich versorgen lassen. Die Küstenstraße entlang dauerte die Fahrt normalerweise drei Stunden, er schaffte es in nicht einmal ganz zwei.

Die Abzweigung nach Sheep Point Cove wies ihm den Weg. Es war schon einige Zeit her, dass er hier gewesen war, doch obwohl es dunkel war, kehrte die Erinnerung schnell zurück und jede Biegung der Straße kam ihm bekannt vor. Er bog in die Ledge Road ein und fuhr bis an ihr Ende. Dort parkte er den Range Rover auf einer steilen Einfahrt, die zu einem beigefarbenen Haus gehörte. Im Dunkeln schimmerten die verwitterten Dachschindeln silbern, als die Scheinwerfer sie erfassten.

Als Jon Gemma vom Rücksitz hob, schlug sie die Augen auf. »Bitte kein Krankenhaus«, wisperte sie wie in Trance und schloss sofort wieder die Lider.

Ihr Gesicht war mit Blut verschmiert, das von Nase und Lippe stammte und mittlerweile geronnen war.

»Nein, keine Sorge, dies hier ist kein Krankenhaus«, versuchte Jon sie zu beruhigen.

»Wo sind wir?«, fragte Gemma mit geschlossenen Augen.

»Newport.«

»Was machen wir hier?« Ihrer Stimme war nicht zu entnehmen, ob sie starke Schmerzen hatte, doch wie sie zugerichtet war, musste Jon davon ausgehen.

»Ich bringe Sie in Sicherheit, Mrs Hunter.«

Kapitel 2

Vorsichtig tupfte Jon ihr Gesicht mit einem feucht-warmen Waschlappen ab, nur um ihr nicht wehzutun. Ihre wunderschönen Gesichtszüge waren nun geschunden, durch die Tat eines Irren, der nach Jons Meinung nicht mehr frei herumlaufen sollte. Das geronnene Blut ließ sich nicht so leicht entfernen, auch war es nicht einfach, sie von ihrer Kleidung zu befreien, die ebenfalls blutverschmiert war. Zum Schluss nahm er eine Schere zu Hilfe und schnitt sie einfach auf.

Gemma bekam davon nichts mit. Gerade als er fertig war, klopfte es an der Haustür und Jon beeilte sich, den nächtlichen Gast einzulassen.

»Ihre Rippen sind nicht gebrochen, auch wenn sie dort Schmerzen haben wird, die inneren Organe scheinen unverletzt. Das kann ich natürlich nur vermuten, sie will ja nicht ins Krankenhaus.«

»Auf keinen Fall«, bestätigte Jon.

»Der rechte Wangenknochen wurde etwas in Mitleidenschaft gezogen, ist aber auch heil geblieben. Sie hat großes Glück gehabt, dass du so schnell zur Stelle warst. Die Lippe heilt von allein, doch ihre rechte Gesichtshälfte wird sich für einige Tage verfärben. Es war gut, dass du es sofort gekühlt hast, doch ein Veilchen werden wir nicht verhindern können. Ich habe ihre Rippen bandagiert, um ihr etwas Halt zu geben. Wenn sie duschen will, kann sie den Verband abnehmen. Ich lass dir noch eine Salbe da, mit der du die Prellungen behandeln kannst. Hier ist auch noch ein Schmerzmittel. Falls es ihr schlechter gehen sollte, musst du mich sofort anrufen oder mit ihr in ein Krankenhaus fahren.«

»Danke, Dr. Jayce. Was bin ich Ihnen schuldig?«

Der Arzt schaute Jon strafend über seinen Brillenrand hinweg an. »Mein Junge, du hast deine Schulden bei mir vor über zwanzig Jahren abgearbeitet, als du jahrelang kostenlos meinen Rasen gemäht hast.« Er schlug ihm lächelnd auf die Schulter.

»Das war nicht kostenlos, ich wurde mit den köstlichen Plätzchen Ihrer Frau bezahlt«, erwiderte Jon und Dr. Jayce nickte.

»Wer hat sie so zugerichtet, mein Junge?«, fragte der Arzt und ging langsam auf die Haustür zu.

»Ihr Ehemann. Sie ist meine Arbeitgeberin und ich bin für ihre Sicherheit zuständig. Leider habe ich meinen Job nicht sehr gut hinbekommen. Nun muss ich dafür sorgen, dass niemand erfährt, wo sie sich aufhält.«

»Dein Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Ist sie berühmt?«

Jon nickte. »Gemma Hunter.«

»Die Schauspielerin?«

»Genau die.«

»Ich hätte sie nicht erkannt«, murmelte Dr. Jayce nachdenklich.

»Das haben wir ihrem Scheißkerl von Ehemann zu verdanken.«

»Diesem Rockstar? Ich habe davon im Fernsehen gehört. Sie sollte sich von diesem Typen trennen. Hast du die Polizei eingeschaltet?«

Jon hob abwehrend die Hände. »Keine Chance, Doc, zu viel Aufsehen. Ich kann nur

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Rhiana Corbin
Bildmaterialien: © angel_nt – Getty Images
Cover: Andrea Wölk
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2021
ISBN: 978-3-7487-8955-0

Alle Rechte vorbehalten

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