Die Stimme
- Kate -
Es ist zwei Wochen vor Weihnachten und mir geht nur ein Grundsatz durch den Kopf: Es sind die kleinen Dinge im Leben, die uns bei Laune halten.
So sagt man in meiner Familie, in die ich vor fünfundzwanzig Jahren hineingeboren wurde. Zumindest ist es das, was mir mein Dad eingetrichtert hat, seit ich denken kann. Er nennt es Familien-Motto. Ich nenne es Schwachsinn. Aber vielleicht liegt es tatsächlich an unseren griechischen Wurzeln, dass wir jedem und allem mit stoischer Gelassenheit entgegentreten, solange es nicht gegen unsere Familie gerichtet ist. Eine Gelassenheit, die andere zur Weißglut bringen kann. Aber eigentlich ist es nur eine Annahme, da ich den Rest unserer Sippschaft so gut wie nicht kenne. Sie würden ihr heiß geliebtes Griechenland für nichts auf der Welt verlassen, um uns hier in den Staaten zu besuchen. Sie haben es nicht nach Denver geschafft, wo ich aufwuchs, und schon gar nicht nach Salida, wo ich nun mit meiner Schwester Artemis, genannt Arti, seit fünf Jahren lebe.
Salida ist eine Kleinstadt im wunderschönen Bundesstaat Colorado mit sage und schreibe 5236 … nein, 5238 Einwohnern, in der jeder mit jedem verwandt und verschwägert zu sein scheint und wir von einigen alteingesessenen noch immer wie Aussätzige behandelt werden. Somit das komplette Gegenteil zu Denver – einer Stadt, in der die Menschen um einiges offener sind.
Unser Dad ist vor den bereits erwähnten fünf Jahren Hals über Kopf nach Griechenland abgerauscht. Angeblich musste er geschäftlich ins Land unserer Vorfahren. Von welchen Geschäften die Rede war, verriet er uns nicht. Was nicht bedeutet, dass er ein mieser Vater ist. Das war er nie und wird er nie sein. Nun ja, wir kannten ihn nicht anders. Er machte schon immer ein riesiges Geheimnis um seine Arbeit. Weshalb es uns nicht wirklich überraschte, dass er den Grund seiner Reise nicht näher erläuterte.
Als Witwer hatte er es selten leicht. Aber er gab uns, was wir brauchten. Nicht nur materielle Dinge. Bis zu seinem Weggang überschüttete er uns auch mit seiner ganzen Liebe.
Leider starb Mom, kurz nachdem Arti auf die Welt kam. Es ist seltsam, aber ich kann mich nur sehr verschwommen an sie erinnern. Oder besser gesagt, wenn ich es versuche, fühlt es sich an, als würde sie mir nur umso mehr entgleiten. Sie ist für mich wie ein Traum, der nach dem Aufwachen zu verblassen beginnt, um dann komplett in Vergessenheit zu geraten.
Rückblickend muss ich allerdings zugeben, gab es für mich immer nur Dad. Wenn ich ihn nach Mom fragte, war er verschlossen wie eine Auster. Ich schob es darauf, dass es ihn zu sehr schmerzen würde, an sie zu denken. Also fragte ich irgendwann nicht mehr nach. Natürlich machte ich mir so meine Gedanken. Zum Beispiel, warum es nicht ein einziges Bild von ihr gibt oder warum wir Campbell und nicht Papadakis heißen. Dad meinte dann nur: »So war sie. Sie scheute jede Kamera. Und sie war die letzte aus ihrer Familie, weshalb ich ihren Namen angenommen habe.«
Allerdings einigten sie sich darauf, dass wir griechische Vornamen erhielten. Worauf ich ehrlicherweise auch gerne verzichtet hätte. Aber gut, man kann nicht alles haben, weshalb ich mich grundsätzlich nicht mit Hekate, sondern Kate vorstelle.
Jedenfalls gab Dad vor seiner Abreise nach Griechenland Arti zwei Tage Bedenkzeit, um sich zu entscheiden, ob sie mit ihm kommen würde oder nicht.
Ihre Antwort: »Ich bleibe bei Kate, wenn sie mich hierbehalten will.«
Sie nicht bei mir haben zu wollen, stand nie zur Debatte. Ja sicher, ich habe somit im Alter von zwanzig die volle Verantwortung für eine damals Zwölfjährige übernommen. Und ja, zuweilen ist es nicht einfach. Aber sie ist meine kleine Schwester und ich liebe sie abgöttisch. Und wäre sie mit Dad nach Griechenland gegangen, hätte sie bei unserer Tante leben müssen. Absolut undenkbar! Denn obwohl ich sie nur durch Telefonate kenne, verursacht mir dieses Miststück bereits Magenschmerzen, wenn ich nur an sie denke.
Ich selbst verschwendete nicht einen Gedanken daran, das Land zu verlassen.
Dads Worte zum tränenreichen Abschied: »Es tut mir leid, aber mir bleibt nichts anderes übrig. Irgendwann wirst du es verstehen.« Und dann war er weg.
Alles geschah Schlag auf Schlag. Nachdem mein Vater uns verlassen hatte, gab ich meinen Job als Verkäuferin auf und eröffnete meinen eigenen kleinen Laden, hier in Salida.
Warum Salida? Ganz einfach. Am Tag von Dads Abreise stand die Anzeige über den Verkauf des Hauses, in dem wir nun wohnen, mit angeschlossenem Ladengeschäft und Atelier in der Tageszeitung von Denver. Beim Lesen dieses Angebots stellte sich ein Das-muss-so-sein-Gefühl ein und ich überlegte nicht lange, bevor ich den Eigentümer anrief und wir uns in kürzester Zeit einig wurden. Selbst die Bank gab ihr Okay zur Finanzierung, ohne zu murren. Man hätte glauben können, dass höhere Mächte am Werk waren.
Allerdings gibt es derlei magische Momente – so nennt sie zumindest Dad – zuhauf in meinem Leben. Nicht selten bezeichnet man mich als Glückspilz. Was oft keinesfalls freundlich gemeint ist. Zum Teil kommt es schon sehr feindselig rüber. Denn egal, ob es meine seltsame Haarfarbe – ich wurde mit dreizehn über Nacht silbergrau –, Beinahunfälle, glückliche Zufälle oder meine unerschütterliche Gesundheit sind, sie finden immer einen Grund, mir Boshaftigkeiten unter die Nase zu reiben, nur um sich mit ihrer eingebildeten Unzulänglichkeit wohler zu fühlen.
Wenn es als Kind unerträglich für mich wurde, nahm mich mein Dad in den Arm und sagte: »Mein kleiner, wundervoller Schatz, egal, was sie sagen, höre nicht hin. Sie wissen es nicht besser. Vergiss nie, wer du bist. Und um Himmels willen schäme dich niemals dafür.« Früher gab er mir damit ein gutes Gefühl. Ich fühlte mich beschützt und wertgeschätzt. Aber je älter ich wurde und über seine Worte nachdachte, umso mehr ergaben sie für mich keinen Sinn. Also fragte ich ihn, was er denn damit meine. Er zuckte mit den Schultern, gab mir einen Kuss auf die Stirn und sagte lapidar: »Nur dass du mein Engel bist.« Irgendwann habe ich es mir einfach abgewöhnt zu fragen.
Mittlerweile stehe ich über den Dingen. Mein Freundeskreis ist überschaubar und ich lasse nur Menschen in meine Nähe, die mir guttun.
Was meine Gesundheit betrifft, sie hat mich bisher noch nicht ein einziges Mal im Stich gelassen, wenn man mal von meinen plötzlich ergrauten Haaren absieht.
Jedenfalls zogen wir zwei Wochen später um. Arti wechselte auf die Salida High School und ich vergrub mich in mein über alles geliebtes Studio, um in einen kreativen Schub zu verfallen und somit mein Geschäft mit Bildern zu bestücken. Seltsam? Oh, ganz sicher. Aber es ist so seltsam, dass es wiederum funktioniert.
Salida liegt unweit von Denver am östlichen Fuß der Rocky Mountains und lebt zum größten Teil vom Tourismus. Was mein kleines Geschäft trotz eigenwilliger Nachbarn, die aus Protest uns Neulingen gegenüber einen großen Bogen um meinen Laden machen, am Laufen hält. Die Leute verfallen in Urlaubsstimmung, schlendern an meinem Schaufenster vorbei und bekommen glasige Augen, wenn sie meine Werke sehen. Meist dauert es dann keine zwei Sekunden, ehe sie mit einem genervt dreinblickenden Partner im Schlepptau hereinspazieren und in einen Kaufrausch verfallen.
Ich liebe die Berge. Im Speziellen die Rocky Mountains. Ist wohl auch kein Wunder, da Dad jede freie Minute mit uns in einem der zahlreichen National Parks verbrachte.
Ich kann nicht einmal wirklich sagen, was genau mich fasziniert. Es ist vermutlich die Kombination aus Schönheit, Kraft und purer Lebensenergie, die sie ausstrahlen. In der einen Sekunde bist du von Ruhe und Frieden umgeben, genießt die Sonne auf deiner Haut und versinkst in den prachtvollsten Farben und sinnlichsten Düften, die dir die Natur nur an besonders ausgewählten Orten darbietet, und in der nächsten bricht ein Unwetter über dich herein und du schwebst in allerhöchster Gefahr. Von der Tierwelt ganz zu schweigen.
Richtig, man könnte auch sagen, ich bin besessen von den Rockys. Was wohl auch erklärt, dass ich mich ausschließlich mit Motiven dieser Berge befasse. Nur dass jetzt meine Aufmerksamkeit dem Gunnison National Forest gilt, der sich keine zwanzig Meilen von Salida entfernt befindet.
Was den Kontakt zu unserem Dad angeht: Seine Anrufe haben Seltenheitswert. Ja, genau, er ruft uns an. Aber wenn, dann können diese Gespräche Stunden dauern. Ich hatte ihm vorgeschlagen, wir könnten uns per Videochat unterhalten, doch das lehnte er kategorisch ab. Für uns bleibt leider nur die Möglichkeit, ihm eine Mail zu schicken, auf die er überraschenderweise immer sofort reagiert, ob schriftlich oder telefonisch.
»Hekate, wenn du so weitermachst, dürfen wir auf dem Weg zur High School noch einen Abstecher ins Krankenhaus einlegen!«, merkt meine mittlerweile siebzehnjährige Schwester Arti an.
Sie reißt mich aus meinen Grübeleien und ich komme ins Straucheln, sodass ich um ein Haar einen Satz vom Stuhl mache, auf dem ich leichtfüßig balanciere, um Weihnachtsdeko am Fenster anzubringen. Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu und sehe sie mit verschränkten Armen und genervter Miene in der Wohnzimmertür stehen.
»Schatz, sag noch einmal diesen Namen und ich spende all deine Weihnachtsgeschenke einer Stiftung für arme, obdachlose Kinder. Und was hast du überhaupt für ein Problem? Du zickst schon den ganzen Nachmittag rum. Gibt es etwas, das du mir sagen willst?«
Arti schnaubt abfällig, wedelt in meine Richtung und nörgelt: »Was kann ich dafür, wenn du so heißt? Außerdem bin ich auch nicht besser dran. Und warum sollte ich ein Problem haben? Deine halsbrecherischen, akrobatischen Einlagen hast du doch sicher geübt, oder? Also warum sollte ich mir Sorgen um deine Gesundheit machen?« Artis Worte triefen nur so vor Sarkasmus, was mir zeigt, dass sie kurz davor ist zu explodieren.
So viel zu unserer angeborenen, stoischen Gelassenheit. Irgendwie muss sie um Arti einen gewaltigen Bogen gemacht haben. Oder schlimmer noch, die Pubertät schlägt erbarmungslos bei ihr zu, obwohl sie eigentlich dafür zu alt ist. Sei’s drum.
Vielleicht bin ich auch nur ungerecht. Im Grunde weiß ich doch, warum sie sich so aufführt. Sie hat Angst, dass mir etwas zustößt und sie dann völlig allein ist. Zumindest hier in den USA.
Ich seufze und schüttle nur den Kopf, um dann meine Körperhaltung zu überprüfen. Mit einer Hand stütze ich mich vor mir an der Wand ab. Mein linker Fußballen steht auf der Armlehne eines Esszimmerstuhls, der ein wenig zur Seite gekippt unter mir wackelt, während ich den anderen Fuß zum Balancieren von mir strecke. Und na ja, die freie Hand schwebt mit einem kuchentellergroßen, glitzernden Weihnachtdingens vor dem Fenster zur Straße, da ich eigentlich eine passende Stelle zum Anbringen suche. Mag ja möglich sein, dass mein Balanceakt für Außenstehende seltsam anmutet, für mich ist es völlig normal. »Keine Ahnung, was du meinst. Auf die gleiche Weise hänge ich auch Gardinen auf und bin immer noch in einem Stück.«
»Das ist aber noch lange kein Grund, dein Glück herauszufordern.«
Ich mache mit dem Glitzerstern kurzen Prozess und platziere ihn am nächstbesten Ort, um sofort vom Stuhl zu springen und Arti in eine feste Umarmung zu ziehen. »Schätzchen …«, murmle ich in ihre dunkelbraune Lockenpracht. »Mir passiert schon nichts. So schnell wirst du mich nicht los, okay?«
Artis Arme schlingen sich um meine Taille und ich spüre, wie sie ihr Gesicht in meine Halsbeuge vergräbt, um mir einen Kuss aufzudrücken. »Gut«, ist alles, was ich von ihr höre, bevor sie sich wieder von mir löst und so tut, als wäre nichts gewesen. So ist sie, meine kleine Schwester, immer die Starke markieren.
Arti schnappt sich den Stuhl und schleift ihn quietschend ins Esszimmer hinter sich her. »Wenn du dann so weit bist, sollten wir bald los. Ich will Mr. Dread nicht warten lassen. Er ist eh schon angefressen.«
Verwirrt folge ich ihr. »Ich verstehe nur nicht, was er will! Er ist seit … was? Nicht mal einer Woche dein Lehrer. Ich meine, so wie es sich anhört, scheinst du ihn ja zu mögen. Also warum ist er ange–?« Artis schuldbeladener Blick trifft mich und ich stöhne verzagt auf. »Oh bitte, sag mir nicht, du hast mit ihm diskutiert.« Was an sich nicht schlimm wäre, aber meine Schwester hat eine sehr direkte Art, Dinge anzusprechen.
Sie schiebt mich in Richtung Schlafzimmer. »Natürlich haben wir uns unterhalten.«
»Unterhalten?«, frage ich skeptisch.
»Ja, unterhalten. Was kann ich dafür, wenn er unbelehrbar ist?«
Ich sinke auf mein Bett und vergrabe das Gesicht in meine Hände. »Oh, bitte nicht.«
Die Matratze gibt unter mir nach und Arti legt ihren Arm über meine Schulter, als wolle sie mich trösten. »Wusstest du, dass Mr. Dread ursprünglich aus Salem kommt?«
Ich schaue zwischen meinen Fingern hindurch zu ihr. »Woher sollte ich das wissen? Und warum sollte mich das interessieren?«
»Das hat er uns heute in der Geschichtsstunde erzählt.«
»Und?« Ich ahne, worauf sie hinauswill, lege aber keinen gesteigerten Wert darauf, mit ihr die Geschichte von Salem, die – wie ich nur zu gut weiß – ihr Steckenpferd ist, aufs Neue aufzurollen.
Arti zuckt leichthin die Schultern. »Na ja, das heißt, unser Mr. Dread ist höchstwahrscheinlich ein Hexer.«
Entnervt aufseufzend falle ich rücklings aufs Bett und lege mir einen Arm übers Gesicht. »Du hast ihm das nicht wirklich ins Gesicht gesagt, oder? Bei Hekate, lass es nicht wahr sein.«
Meine Hand wird angehoben und Artis Grinsen füllt mein Sichtfeld aus. »Natürlich! Aber seit wann betest du zu dir selbst?«, foppt sie mich, bevor sich ihre Nase kräuselt, als würde es müffeln. »Na ja, er fand es irgendwie nicht witzig.«
»Und wie ich dich kenne, hast du es nicht dabei belassen.«
»Könnte sein, dass ich ihn nach dem Unterricht noch mal aufgesucht habe.«
Schlagartig sitze ich kerzengrade auf der Bettkante. »Du hast was?!«
»Na hör mal, er ist vielleicht ein Nachfahre der berühmten Abigail Williams. Und der arme Mann scheint keine Ahnung zu haben.«
Ich raffe mich auf und drohe ihr mit dem Zeigefinger. »Du wirst ihn nie wieder darauf ansprechen! Versprich es mir! Sofort!« Ich weiß nicht, warum mich das Thema so fuchsig macht. Oder nein, ich weiß es doch. Schließlich gelten wir eh schon als Sonderlinge. Wenn sich herumspricht, mit was sich Arti in ihrer Freizeit so leidenschaftlich beschäftigt, gibt es nur noch mehr Probleme. Und das können wir wahrlich nicht gebrauchen. Die Gerüchteküche brodelt genug.
Andererseits bekomme ich sofort ein schlechtes Gewissen. Immerhin ist es etwas, das meiner Schwester sehr am Herzen liegt, wovon es nicht allzu viel zu geben scheint. Ich sollte dankbar sein, dass sie überhaupt Interesse an irgendetwas zeigt.
»Warum?«, flüstert nun Arti bedrückt, während ihre Unterlippe verdächtig zittert und ihr überraschend schnell Tränen in die Augen schießen. Wenn ich es nicht besser wüste, würde ich sagen, die drückt mit voller Absicht auf die Tränendrüsen.
Trotz meines Verdachtes kann ich es nicht mit ansehen und zack, sie bricht mir beinahe das Herz damit. Verdammt! Ich atme tief durch und versuche es in einem beschwichtigenden Tonfall. »Weil Mr. Dread dein Lehrer ist. Ein erwachsener Mann, dem du Respekt entgegenzubringen hast. Sein Privatleben geht dich nichts an, Schatz.«
Bevor sie Widerspruch einlegen kann, bringe ich sie mit einem autoritären Blick zum Schweigen. »Nein, kein Wort mehr!« Es liegt mir nicht, die große Schwester raushängen zu lassen. Aber ich vergesse auch immer wieder gerne, dass sie erst siebzehn ist und eine führende Hand benötigt. Und ob es mir passt oder nicht, den Job habe ich an dem Tag übernommen, als sie mit mir kam.
Ich muss mich zurückhalten, sie nicht tröstend in den Arm zu nehmen, und wende mich von ihr ab, gehe zum Kleiderschrank und suche mir ein klassisches, dunkelblaues Business-Kostüm heraus. Ein Überbleibsel meiner Denverzeit, eines der Stücke, in denen ich mich wohlfühle und zugleich selbstbewusst wirke.
»Ich gehe schnell duschen. Kannst du bitte schauen, ob das Atelier abgeschlossen ist?«
»Sicher«, presst Arti hervor, ehe ich sie durch die Tür verschwinden sehe.
Wie schon erwähnt, schließen die Räumlichkeiten direkt an unser Haus an. Was mir die wunderbare Möglichkeit verschafft, zu jeder beliebigen Tageszeit zu arbeiten, ohne mir Sorgen darüber machen zu müssen, dass ich Arti nachts allein zurücklasse.
Denn wenn es mich packt, stehe ich gut und gerne zwölf Stunden am Stück an der Staffelei und lasse meiner Fantasie freien Lauf. Dann gelingt es mir, abzuschalten und Ruhe zu finden, indem ich Verbindung zu dieser einen inneren Stimme aufnehme, die mir seit meinem fünften Lebensjahr im Kopf herumspukt. Vielleicht war sie auch schon vorher da. Zumindest kann ich mich nur bis zu diesem Alter zurückerinnern.
Okay, es ist nicht wirklich eine Stimme. Es ist eher so, als würde ich fremde Gedanken auffangen. Als wäre meine innere Antenne auf einen Geist ausgerichtet, der mit mir in Kontakt tritt oder ich mit ihm.
Früher wurde ich von meinem Dad mit einem gutmütigen Lächeln beschenkt, wenn ich ihm erzählte, ich würde mit einem unsichtbaren Freund sprechen.
Obwohl ich ihn nicht wirklich hören kann, war ich mir immer sicher, dass es ein ER ist.
Heute weiß ich es besser. Irgendetwas muss mir als Baby zugestoßen sein, das meine Gehirnwindungen durcheinandergebracht hat. Nun ja, ich rede es mir zumindest ein. Denn ich muss zugeben, ich liebe die Unterhaltungen mit meinem unsichtbaren Freund, die leider von Jahr zu Jahr rarer geworden sind.
Jetzt ist es so, dass ich ihn nur bewusst rufen kann, wenn ich absolut entspannt bin, was wiederum nur der Fall ist, sobald ich an einem meiner Bilder arbeite.
Dann und wann geschieht es allerdings auch, dass ich die Stimme in einer emotional beladenen Situation höre und sie mich auf tröstliche Weise erdet. Wie vor einigen Monaten, als wir auf dem Heimweg von Denver nach Salida um ein Haar in das Ende eines Staus gerast wären. Zum Glück schaffte ich es, rechtzeitig zu bremsen, und konnte das Auto auf den Pannenstreifen herumreißen. Mit zitternden Knien und rasendem Herzen stieg ich aus, begutachtete die qualmenden Reifen und wäre beinahe zusammengebrochen, als mich seine Präsenz innerlich auffing. In diesem Augenblick flutete mich absolute Ruhe, aus der ich Kraft schöpfen konnte, um mich wieder hinters Lenkrad zu klemmen und uns mit einem klaren Kopf nach Hause zu fahren.
Und dann gibt es Situationen, in denen ich aus heiterem Himmel mit Gefühlen wie Angst, Traurigkeit oder Wut bombardiert werde, die nicht meine sind, ich aber weiß, dass sie meinem Freund gehören. Ich kann dann nicht anders, als zu versuchen ihm Halt zu geben. Man könnte sagen, es ist eine empathische Symbiose. Oder eben doch besagter Hirnschaden, denke ich und muss über mich selbst lachen.
Mit gestrafften Schultern und frischer Wäsche eile ich ins Bad, stelle das Wasser an und werfe meinem Spiegelbild einen Blick zu. »Dann wollen wir uns Mr. Dread mal genauer ansehen.« Ich nicke mir bestätigend zu und husche unter das dampfende Nass.
Ich liebe es, wenn es so heiß auf mich herabregnet, dass es schon fast schmerzt. Nicht dass ich eine masochistische Ader hätte, aber oft fühle ich mich an dieser Grenze zum Schmerz erst richtig lebendig. Es ist, als würde meine Seele meinen Körper endlich akzeptieren. Tja, ich sagte ja, dass ich seltsam bin.
Vielleicht bin ich aber auch nicht die Einzige mit so einer bizarren Gefühlswelt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anderen nicht ebenso ergeht. Nur wird darüber mit Sicherheit Stillschweigen bewahrt, da man sonst Angst haben muss, in die Geschlossene eingewiesen zu werden.
Ich muss auf andere Gedanken kommen, weshalb ich den Kopf in den Nacken lege, um den Augenblick zu genießen.
Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Salida blitzt und funkelt in allen Farben und an jeder sich bietenden Möglichkeit wie Hauswand, Laterne oder Zaun ist Weihnachtsdeko platziert. Schnee gibt der ganzen Atmosphäre noch einen so idyllisch-kitschigen Touch, dass es schon fast nicht zum Aushalten ist. Aber gut, Salida ist nun mal eine Kleinstadt, in der die Weihnachtszeit nicht nur profan gefeiert, sondern exzessiv zelebriert wird. Was an sich ja eine schöne Sache ist, wenn da nicht meine beste Freundin Hannah wäre, die permanent versucht uns zu irgendwelchen Veranstaltungen zu schleifen. So auch am folgenden Wochenende, wie mir gerade einfällt, als ich auf den Parkplatz vor der High School einbiege und den Wagen abstelle.
Es ist längst halb sieben und Arti total hibbelig. »Was ist nur heute los mit dir?«, frage ich auf dem Weg ins Gebäude.
»Nichts«, erhalte ich leise zur Antwort und mir wird klar, dass ich jetzt auf keine nähere Erklärung zu hoffen brauche. Ich mache mir eine gedankliche Notiz für später. Vielleicht sollte ich sie nach dem Gespräch zum Burgeressen einladen.
Um diese Jahreszeit ist es bereits stockdunkel und nur einige wenige Fenster des Schulgebäudes sind hell erleuchtet. Mit einer merkwürdig schweigsamen Arti an meiner Seite betrete ich das Gebäude.
»Wo müssen wir denn hin?«, erkundige ich mich.
»Mr. Dread wartet im Lehrerzimmer auf uns.«
Im weitläufigen Flur schalten Bewegungsmelder vereinzelt Deckenleuchten über uns ein, sodass beängstigende Silhouetten konfus an den Wänden tanzen, die wir auf unserem Weg passieren. Der Rest des Hauses macht den Anschein, als würde er von der Dunkelheit verschlungen. Gespenstische Stille wird nur durch das Hallen meiner Stöckelschuhe unterbrochen, das uns hinauf in die zweite Etage begleitet. Während sich ein seltsames Gefühl in mir ausbreitet, informiert mich Arti vor einer halb geöffneten Tür: »Hier ist es.«
Wir sind dabei einzutreten, als ich einen Mann leise fluchen höre. »Pfui Teufel! Ist das ekelhaft.«
Ein wohliger Schauer rieselt über meinen Rücken, verursacht mir ein fiebriges Flattern in der Magengegend. Und doch stellen sich meine Nackenhaare alarmierend auf.
Angst und Vorfreude.
Kann man zwei Dinge zugleich fühlen? Und was mich noch mehr verwundert: Wenn ja, warum hier und jetzt?
Überrumpelt
- Eli -
Was für ein furchtbarer Tag! Anstatt endlich heimzugehen, damit ich es mir wenigstens für ein paar Minuten auf der Couch gemütlich machen kann, bevor mir vor Müdigkeit die Augen von allein zufallen, sitze ich hier im Lehrerzimmer fest und warte auf Mrs. Campbell und ihre Schwester. Ich bin seit den frühen Morgenstunden auf den Beinen und mir geht so langsam, aber sicher die Luft aus.
Gott, ja, hört sich verdammt nach Jammern an, aber ich bin in den letzten vierzehn Tagen permanent dabei, Privatleben und die Einarbeitungszeit als Geschichtslehrer unter Dach und Fach zu bringen. Was an sich kein großes Problem darstellen würde, wenn ich nicht so übereilt meine Heimatstadt Salem verlassen hätte.
Aber es ging nicht anders. Einen einzigen Tag länger in den Fängen meiner Familie und ich hätte mir freiwillig die Kugel gegeben.
Folglich ergriff ich die sich mir bietende Gelegenheit, als ich die kurzfristige Zusage für eine frei gewordene Lehrerstelle in der Salida High School bekam. Ich packte meine sieben Sachen und türmte – anders kann man es leider nicht ausdrücken –, um für die ersten Tage in ein Motel zu ziehen.
Eine Unterkunft fand sich glücklicherweise sehr schnell. Mr. Brewster, mein neuer Rektor, war so nett und vermittelte mir ein kleines Apartment, das sich im Haus seiner Schwester befindet.
Sie hatte es bislang an Touristen vermietet, wollte sich aber in ihrem Alter nicht mehr diesem Trubel aussetzen, zumal sie alleinstehend ist. Weshalb sie jemanden auf Dauer suchte. Perfekt, würde ich sagen.
Da es bisher als Ferienapartment genutzt wurde, war es natürlich möbliert. Mrs. Brewster bot mir an, die Einrichtungsgegenstände einlagern zu lassen, sollten sie mir nicht gefallen. Was ich zu ihrer grenzenlosen Erleichterung ablehnte.
Mein neues Zuhause ist nicht das Bellagio und sicher liegen Welten zwischen den Geschmäckern von Mrs. Brewster und mir, aber es ist sauber und auf eine sehr rustikale Art und Weise gemütlich. Fürs Erste ist es eben einfach perfekt. Alles andere wird sich mit der Zeit finden.
Auch wenn der Umzug übereilt erscheint, bringt die ganze Angelegenheit einen fantastischen Bonus mit sich. Denn jetzt liegen zwischen mir und meiner Verwandtschaft gnadenbringende zweitausend Meilen.
Und dann bekomme ich ausgerechnet eine Klasse, in der mir eine neunmalkluge junge Dame vor allen Anwesenden peinliche Fragen stellt. Nicht über Sex, nein, Gott bewahre, das wäre ja auch zu einfach gewesen.
Aber im Grunde bin ich selbst schuld. Da ziehe ich extra Tausende Meilen von meinem Geburtsort weg, um endlich so leben zu können, wie ich es mir wünsche, und was fällt mir Idiot als Erstes ein, um meinen Unterricht aufzupeppen? Ich verknüpfe den derzeitigen Lehrstoff, in dem es um Einflussnahme und Machtausübung diverser religiöser Oberhäupter geht, mit einigen Anekdoten aus Salem und dessen berühmt-berüchtigten Hexenprozessen.
Ja gut, ich hätte abgeklärter reagieren müssen, als ich von meiner Schülerin in die Zange genommen wurde, nachdem ich hab verlauten lassen, dass es meine Heimatstadt ist. Es war absolut unnötig, weiterhin auf dem Thema herumzureiten. Aber konnte ich ahnen, dass sie sich scheinbar nicht nur mit der Geschichte dieses Ortes beschäftigt hat, sondern auch noch vortrefflich informiert ist?
Mir ist immer noch ein Rätsel, woher sie das Hintergrundwissen hat, über welches nur einige wenige Gründerfamilien Salems verfügen.
Die Tatsache verunsicherte mich extrem und ich ging in die Offensive, stritt ihre Behauptungen, ich könnte ein Nachfahre von Abigail Williams sein, ab und hoffte sie auf eine andere Fährte locken zu können.
Dem war leider nicht so. Sie beharrte weiterhin auf ihrer Meinung; konfrontierte mich erbarmungslos mit meiner Herkunft, der ich doch mit meinem Weggang endgültig abgeschworen hatte.
Als sie mir direkt ins Gesicht sagte, dass sie fest davon überzeugt ist, in mir einen Hexer zu sehen, wäre die ganze Sache um ein Haar eskaliert. Nur die Pausenglocke rettete mir in letzter Sekunde den Hintern.
Ich war heilfroh, dass die Stunde vorbei war und alle Schüler den Klassenraum verließen.
Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn Miss Campbell lauerte mir vor der Tür auf, um mich zur Rede zu stellen. Womit bei mir das Maß voll war und ich ihr drohte, mit ihren Eltern zu sprechen, sollte sie es nicht langsam gut sein lassen.
Dieses kleine Luder grinste mich nur frech an und meinte: »Das wird schwierig. Außer Sie haben vor, mal eben nach Europa zu fliegen.«
Ich war erst verwirrt, wusste nicht, wovon sie sprach. Bis mir einfiel, was ich in ihren Unterlagen gelesen hatte. Ihre Mutter ist tot und ihr Vater weilt auf unbestimmte Zeit in Griechenland, weswegen ihre große Schwester die Vormundschaft übernommen hat und sie bei ihr wohnt.
Jetzt mit etwas Abstand betrachtet, empfinde ich meine Reaktion als überzogen. Ich hätte Artemis ihrer Wege schicken sollen und gut, aber irgendetwas an ihr macht mich fuchsteufelswild.
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht einmal, was ich mit Mrs. Campbell überhaupt besprechen will. Ich kann ihr ja wohl schlecht die Ohren vollheulen, dass ihre Schwester unerträglich ist. Wäre etwas peinlich.
Na gut, ich werde abwarten müssen. Mir wird schon was einfallen. Und es ist nie verkehrt, die Angehörigen meiner Schüler unter die Lupe zu nehmen, um zu wissen, aus welchem Stall sie kommen und auf was ich mich noch einstellen muss.
Ich schaue auf die Uhr – sie sollten in den nächsten Minuten eintreffen –, nehme einen tiefen Schluck von meiner Cola, die ich mir zum Mittag in der Mensa gekauft habe, und verziehe angewidert das Gesicht. »Pfui Teufel! Ist das ekelhaft.« Es hätte sicher nicht geschadet, den Schraubverschluss wieder auf die Flasche zu drehen. Die Kohlensäure hat sich verflüchtigt und das Zeug schmeckt wie Plörre.
»Ich hoffe doch nicht, dass Sie uns meinen«, höre ich Artemis sagen, die plötzlich wie aus dem Nichts grinsend in der Tür steht.
Scheinbar war ich dermaßen in Gedanken versunken, dass ich ihre Ankunft nicht gehört habe. »Nein, natürlich nicht«, erwidere ich und halte die Flasche erklärend in die Höhe, als ich aufstehe, um sie zu begrüßen.
Derweil ich auf Artemis zugehe, betritt eine Frau den Raum und ihre Präsenz verschlägt mir augenblicklich die Sprache. Ich verharre mitten in der Bewegung und kann sie nur anstarren. Alles um mich herum wird unwichtig und tritt in den Hintergrund.
Obwohl ich mir restlos sicher bin, ihr nie zuvor begegnet zu sein, spüre ich ein so vollumfängliches Wiedererkennen, das mir den Atem raubt. Gleichwohl auf eine gänzlich andere Weise, als man augenscheinlich erwarten würde. Keinesfalls physisch. Das, was hier passiert, spielt sich auf einer rein metaphysischen Ebene ab. Man könnte es auch magisch nennen. Denn ihr gehören all die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen und mich seit meiner frühsten Kindheit begleiten, mal mehr, mal weniger. Sie ist die Person, mit der ich seit Jahren unzählige Unterhaltungen geführt habe – immer in meiner Gedankenwelt.
Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, aber wenn mich jemand gefragt hätte, um wen es sich bei dieser Stimme handelt, hätte ich felsenfest behauptet, dass ich den Namen nicht kenne, aber es mit Sicherheit eine Frau ist.
Keine Ahnung, ob es an meinem entgeisterten Gesichtsausdruck liegt, den ich zweifellos vor mir hertrage, oder ob sie das gleiche Gefühl hat wie ich, aber sie bleibt ebenfalls wie angewurzelt stehen und starrt zu mir zurück.
Ich schätze sie um einige Jahre jünger als ich. Und doch umschmeichelt silbergraues Haar ein hübsches, stolz erhobenes Gesicht, fließt wie ein mondbeschienener, ruhiger Wasserfall über schmale Schultern bis zu ihrer schlanken Taille, die durch ein dunkelblaues, eng anliegendes Kostüm vorteilhaft zur Geltung gebracht wird.
Es ist, als würden sich fehlende Puzzleteile in ein lückenhaftes Bild einfinden und endlich nach langen Jahren des Wartens bestätigen, was ich im Grunde meines Herzens seit meiner Kindheit wusste: Sie ist wunderschön – so schön wie ihre Seele.
Sekunden vergehen wortlos, vielleicht auch Stunden. Mein Zeitgefühl hat sich verabschiedet und ich höre eine altbekannte Stimme in meinem Kopf. Geschockt ruft sie wie eine defekte Schallplatte immer und immer wieder aus: Er ist es!
Artemis ergreift als Erste das Wort und holt uns so aus unserer Schockstarre, wenn man es so nennen mag. »Mr. Dread, alles in Ordnung?« Unsicherheit schwingt in ihrer Frage mit.
Bevor es noch peinlicher wird, räuspere ich mich und nicke. »Ja klar. Alles bestens.« Es kostet mich all meine Selbstbeherrschung, nicht dem Drang nachzugehen, sofort zu ihr zu eilen und sie in die Arme zu schließen. Absolut undenkbar. Also trete ich mit ausgestreckter Hand auf Mrs. Campbell zu. »Hallo, ich bin Artemis’ Lehrer, Eli Dread. Schön, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten.«
Es hilft nichts, ich muss mich auf das Wesentliche konzentrieren. Auch wenn sich ihre Hand, die sich gerade warm und anschmiegsam in meine legt, so wundervoll, so richtig anfühlt. Richtig beschreibt das Gefühl, das sich in mir ausbreitet, nicht wirklich. Es ist eher so, als würde ihre Berührung etwas in mir heraufbeschwören; eine Kraft in mir freisetzen, die tief in mir drin seit eh und je existierte, aber nur auf diesen Augenblick gewartet hat, an die Oberfläche gelassen zu werden.
Ich muss die Anspannung, unsere beiderseitige Befangenheit irgendwie überspielen und zwinkere Artemis von der Seite an. »Willkommen, schon wieder.«
Ihr Blick wandert misstrauisch zwischen mir und ihrer Schwester hin und her. Erst jetzt bemerke ich, dass ich immer noch Mrs. Campbells Hand in meiner halte und mittlerweile mit der anderen bedecke.
Wenn es nach mir ginge, könnte ich noch Stunden so mit ihr dastehen. Aber es geht nun mal nicht nach mir. Weshalb ich sie mit einem entschuldigenden Lächeln freigebe, als Artemis auf ihre Schwester deutet und mit einem Schmunzeln sagt: »Die Frau, die Sie da gerade festgehalten haben, ist meine Schwester Kate.«
»Liebes, das wird sich Mr. Dread wohl denken können, außer er hat für heute noch ein paar Eltern herzitiert. Was ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann.« Sie nickt mir zu und lächelt mich vorsichtig an. Dieses Lächeln ist nicht das, was ich mir insgeheim wünsche. Es wirkt kühl. Als würde sie mit voller Absicht auf Distanz gehen wollen.
Ich schüttle über mich selbst den Kopf und rufe mich zur Ordnung, während ich mir sage: Du kennst sie und doch wieder nicht.
Können wir es bitte hinter uns bringen! Sie klingt frustriert.
»Ja, natürlich«, entgegne ich besänftigend, ehe ich beiden einen Stuhl anbiete.
»Wie bitte?«, hakt Kate nach. Ja, für mich ist sie Kate. Es fällt mir schwer, sie als Mrs. Campbell zu sehen. Innerlich sträubt sich alles dagegen.
Ich setze mich auf meinen Platz und lächle ihr zu. »Ich will Sie nicht länger als nötig aufhalten. Also ja, wir können es schnell hinter uns bringen.«
»Was?!«, platzt es ihr heraus und ihre Wangen färben sich augenblicklich rot.
»Na, Sie hatten doch gefragt, ob wir es hinter uns bringen können. Und ja, ich werde mich beeilen.«
Die Röte ihrer Wangen weicht erschrockener Blässe und ihre Augen weiten sich. »Ich habe doch gar nichts gesagt.«
Und dann geht mir ein Licht auf. Dummerweise habe ich instinktiv auf ihre Frage reagiert, so wie ich es immer getan habe, nur diesmal eben nicht mental, sondern verbal. Ich habe nicht darüber nachgedacht, ob sie es laut gesagt hat. Ein dummer Fehler.
Was mich jedoch verwirrt, ist ihre Reaktion. Sie muss es doch wissen! Hat sie es nicht auch gespürt? Ihr muss doch klar sein, wer ich bin. Ich habe ihre Erleuchtung laut und deutlich durch meinen Kopf hallen hören. Oder etwa nicht?
Mir ist es auf jeden Fall klar. Ich bin mir nur nicht sicher, was ich davon halten soll und ob ich es überhaupt akzeptieren kann und will, dass es so etwas wie einen vom Schicksal vorbestimmten Partner wahrhaft gibt. Wovon ich nun ausgehen muss, denn anhand der Tatsache, dass die Stimme in meinem Kopf zu einer realen Person gehört, die in diesem Moment vor mir sitzt, beweist mir nur eins: Es ist, wie es ist. Auch wenn ich mich dagegen wehre, ein unbedeutender Bauer im großen Schachspiel der Vorsehung zu sein, kann ich mich drehen und wenden, wie ich will, es ignorieren oder weiterhin leugnen, das ändert nichts an der Tatsache, dass es nun passiert ist.
Oh ja, meiner Familie hätte das gefallen. Es würde ihnen ein hämisches Grinsen entlocken, nur um mir so zu verstehen zu geben, dass sie es immer gesagt hätten, ich es bloß nie wahrhaben wollte. Verrückt! Dabei habe ich niemals jemand von ihnen etwas von ihr erzählt. Und ich weiß auch ganz genau, warum ich es verschwiegen habe. Ich wollte nie zugeben, dass mehr hinter den Geschichten stecken könnte, die mir immer und immer wieder vorgetragen wurden. Ich wollte nie akzeptieren, dass ich mehr als nur ein normaler Mensch bin. Ich wollte nie akzeptieren, dass ich mir meine Frau, meine einzig wahre Liebe, den Menschen, mit dem ich mein Leben verbringen will, nicht selbst aussuchen kann.
Ich verdränge all das und konzentriere mich wieder auf die Frau vor mir. Der Augenblick kann nicht unpassender sein, um weiter darüber nachzudenken. Ich muss mich dem Grund ihres Hierseins widmen und alles andere in Ruhe zu Hause überdenken, weshalb ich versuche, gelassen zu wirken. »Wie Sie sicher wissen, hatte ich heute einen kleinen Disput mit Ihrer Schwester. Und …«
»Disput? Sie haben es einfach abgestritten«, unterbricht mich Artemis.
Kate setzt sich kerzengerade auf und wirft ihr einen giftigen Blick zu. »Du tust es schon wieder. Und ich hatte angenommen, du hättest mich vorhin verstanden. Mir ist egal, worum es in eurer Auseinandersetzung ging. Du wirst lernen müssen dich zurückzuhalten, ob es dir nun passt oder nicht.«
»’tschuldigung«, entgegnet Artemis. Ihr Blick sagt allerdings das genaue Gegenteil aus. Ihr tut es nicht im Mindesten leid. Sie schaut eher so, als wäre sie mit der Situation sehr zufrieden. Merkwürdiges Mädchen.
»Mr. Dread, ich kann mich nur für Arti entschuldigen und versichere Ihnen, dass sie sich in Zukunft zusammenreißen wird.«
Kinderkram!, schießt es mir durch den Kopf. Eindeutig mein Gedanke, nicht der ihre. Plötzlich wird mir die Sinnlosigkeit dieses Treffens bewusst. Ich bin normalerweise kein Mann, der sich von seinen Schülern so leicht ins Bockshorn jagen lässt, aber in Artemis’ Art, wie sie mich provozierte, lag etwas, was mich überreagieren ließ.
Tatsächlich fühlte ich mich angegriffen und habe wie ein beleidigtes Kind reagiert, als hätte jemand Einfluss auf mein Handeln genommen, was mir jetzt total peinlich ist. »Wissen Sie, ich kenne Ihre Schwester erst seit einigen Tagen und im Großen und Ganzen gefällt mir ihre Art. Sie ist tough, intelligent und na ja, manchmal schießt sie vielleicht ein wenig übers Ziel hinaus.« Ich zucke mit den Schultern. »Wenn wir ehrlich sind, tun wir das doch alle mal, oder nicht? Was ich eigentlich damit sagen will, ist, dass es mir plötzlich total kleinlich vorkommt, Sie hergebeten zu haben.« Ich verschränke meine Finger vor mir auf dem Tisch und lehne mich ihr ein Stück entgegen. »Es ist schon spät. Ich würde mich gerne für meinen idiotischen Einfall bei Ihnen revanchieren und Sie beide zum Abendessen einladen. Was halten Sie von Burgern? Mir wurde ein Laden um die Ecke empfohlen. Da ich wie gesagt neu in Salida bin, können Sie mir vielleicht sagen, ob er es wert ist hinzugehen.« Ich klopfe leicht auf den Tisch und stehe auf, während ich mich zu der siegessicher dreinblickenden Artemis vorbeuge und ihr meine Hand reiche. »War ’ne dumme Idee von mir. Vergessen und vergeben? Können wir Freunde werden, Arti?« Ich werfe ihr einen fragenden Blick zu. »Mir gefällt der Name. Ist das okay, wenn ich ihn ab sofort benutze?«
»Was immer Sie wollen«, wiegelt sie ab und erwidert meinen Handschlag, bevor sie sagt: »Übrigens, Artemis ist nicht der einzige merkwürdige Vorname in unserer Familie.« Sie deutet auf ihre Schwester. »Sie heißt in Wirklichkeit Hekate.«
Na, das nenne ich eine fette Retourkutsche, denke ich und höre Kate in meinem Kopf Miststück! pöbeln.
Okay, das ist zu viel des Guten. Ich kann nicht an mich halten und lache lauthals los, ehe ich zwischen zwei Atemzügen hervorpresse: »Das ist so typisch Geschwisterliebe.«
Als ich mich wieder beruhige, werde ich schier von Blicken erdolcht.
Beschwichtigend hebe ich beide Hände. »Lasst mich am Leben. Und nur zur Info, ich habe auch einen seltsamen Vornamen.«
Was von Arti mit einem lakonischen »Ach nee!« kommentiert wird.
Ich zwinkere Kate zu, die mich mit einem skeptischen Blick bedenkt, und schlendere seelenruhig durch den Raum in Richtung Flur, bevor ich mich zu Arti umdrehe, sie einen Moment ansehe und zappeln lasse. Ich öffne die Tür, damit beide vor mir das Lehrerzimmer verlassen können, während ich mir meine Jacke vom Garderobenständer pflücke, überziehe und hinter mir das Licht ausschalte.
Ich folge ihnen in den Flur hinaus und werde sofort von Arti belagert. »Was jetzt? Verraten Sie ihn uns? Kate platzt gleich vor Neugierde.«
Kate fährt auf dem Absatz herum und protestiert: »Stimmt gar nicht!«
»Meinetwegen, dann soll er es für sich behalten.«
Lässig mit den Schultern zuckend sage ich nur »Okay«, bevor ich mich Kate zuwende. Als ich ihren anerkennenden Blick auf mir spüre, wird mir ganz warm ums Herz. Und dann höre ich sie wieder in meinem Kopf, als sie mir bewusst oder unbewusst eine Nachricht zukommen lässt, die nur so vor Gefühlen strotzt. Ein einziges Wort, das mich hart schlucken lässt. DANKE! Scheinbar froh darüber, dass ich mich nicht auf Artis Spielchen einlasse.
Anziehung
- Kate -
Burgeressen? Echt jetzt?
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.
Kann ich so tun, als wäre nichts geschehen?
Sind die letzten zehn Minuten überhaupt real gewesen oder meiner verworrenen Fantasie entsprungen?
Nein, es war real. Denn ein Blick auf den Mann, der sich im Augenblick mit uns auf dem Weg hinaus zum Parkplatz befindet, hat mir genügt, um mir mit absoluter Klarheit zu offenbaren, wer er ist.
Aber wie kann das sein? Wie kann es sein, dass ich in meinem Kopf all die Jahre Gedanken und Emotionen eines real existierenden Mannes wahrnehmen konnte … wahrnehmen kann? Und dann dieses Gefühl, als sich unsere Hände berührten.
Und wie zum Geier kommt es, dass ich ausgerechnet in einem Nest wie Salida auf diesen Mann, Mr. Dread, nein, Eli treffe?
Okay, tief in mir drin habe ich immer gehofft, dass ich nicht verrückt bin und es eine plausible Erklärung für meinen Geisteszustand gibt. Aber das? Damit habe ich nicht gerechnet. Wie Arti mir erzählt hat, ist er erst vor wenigen Wochen hergezogen. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich wirklich langsam an eine höhere Macht glauben. Aber das ist Schwachsinn.
Ich schaue meiner Schwester hinterher, wie sie durch die riesige Glastür, die tagsüber Hunderte von Schüler nutzen, hinaus in den Schnee rennt. Alles um sich herum vergessend dreht sie sich einmal im Kreis und jagt ausgelassen wie ein kleines Kind Schneeflocken hinterher.
So gegensätzlich war sie schon immer. In der einen Sekunde eine Kämpferin, für ihr Alter viel zu erwachsen, in der nächsten springt sie übermütig durch frisch gefallenen Schnee.
Obendrein spüre ich Elis Präsenz so überdeutlich, dass es mir beinahe zu viel wird, als er stillschweigend neben mir durch den Flur läuft.
Die ganze Sache ist so unwirklich. Mir schwirrt der Kopf, nicht nur von meinen Gedanken. Seit wir uns die Hände gegeben haben, ist es wie ein weißes Rauschen. Permanent klopft sein Geist an meinen. Ist er sich dessen überhaupt bewusst?
Genau dieses Hintergrundrauschen lässt plötzlich mein Herz rasen und mir bis zum Hals schlagen. Wo es mir regelrecht die Luft abschnürt. Was ist nur mit mir los? Vor meinen Augen flimmern kleine weiße Lichtpunkte.
Mitten im Flur bleibe ich stehen, beuge mich vor und versuche Sauerstoff in meine Lunge zu befördern. Nichts! Es wird nur noch schlimmer und in mir steigt Panik auf. Oder ist es bereits Panik? Ich weiß es nicht, kann nicht denken.
Zitternd greife ich mir an die Kehle und schaue Hilfe suchend zu Eli hoch, der mich alarmiert ansieht. Mein Blick huscht zu Arti, die von all dem keinen Schimmer zu haben scheint, denn sie jagt unbehelligt einer weiteren Schneeflocke hinterher.
»Atme, Kate!« Elis Aufforderung hallt glasklar durch meinen Kopf.
Ich bekomme kein einziges Wort heraus. »Ich kann nicht.«
»Ich bin hier. Atme!«, flüstert er mir zu, während seine Worte abermals in meinem Geist widerklingen.
Ich spüre, wie er seine Hand auf meinen Rücken legt. Augenblicklich sickert wunderbare Wärme durch sämtliche Lagen Stoff. Er gibt mir Halt, so wie immer, wenn ich vor einem Abgrund stehe. Nur dieses Mal ist es mehr als die vielen Male davor. Es ist körperlich, geistig und akustisch. Man könnte behaupten, er umgibt mich, hüllt mich ein, schenkt mir auf seine ganz eigene Art eine solch immense Ruhe, dass es sich anfühlt, als wäre es ihm möglich, in jede einzelne Zelle meines Selbst einzudringen, um dort alles Negative zu verdrängen und durch positive Gedanken zu ersetzen.
Sanft spüre ich seine Finger über mein Rückgrat fahren, was mir ein wohliges Prickeln bis tief in mein Innerstes sendet. Voll und ganz auf dieses berauschende Gefühl konzentriert, ebbt meine Panikattacke ab und ich komme langsam, aber sicher wieder zu Atem.
»Geht es?«
Ich nicke, richte mich zu meiner vollen Größe auf und straffe die Schultern. »Ja, danke.«
Elis Hand liegt weiterhin beschützend in meinem Kreuz, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. In diesem Augenblick kann ich nicht anders, als zu fragen, was mir seit unserem Eintreffen im Lehrerzimmer unter den Nägeln brennt. »Wir kennen uns, nicht wahr?« Meine Finger zittern vor Aufregung.
Es ist doch unverfänglich genug formuliert, oder? Selbst wenn er nicht der Mann in meinem Kopf wäre – und ich bin mir so sicher, wie sich jemand in meiner Lage nur sein kann, dass er es ist –, könnte er mir daraus keinen Strick drehen.
Eli schaut sich suchend um. Ich beobachte ihn ratlos und mir schießt durch den Kopf: Ja klar, wir stehen ja auch mitten in der Rushhour auf dem Marktplatz. Da muss man sich schon versichern, nicht belauscht zu werden. Glaubt er wirklich, hier ist um diese Uhrzeit noch jemand anderer als wir? Und warum tut er so geheimnisvoll?
Ich bin echt dämlich, mir überhaupt solch eine Frage zu stellen.
Ist doch logisch. Schließlich ist es keine alltägliche Begebenheit, einem Menschen zu begegnen, der einem so vertraut ist, als würde man sich bereits ein Leben lang kennen, und das, ohne sich jemals zuvor begegnet zu sein.
Obwohl ich kein einziges Wort sage, liegt sein Blick auf mir und seine Stirn runzelt sich, als würde er mir konzentriert zuhören.
Ach, Mist! Nicht würde, er hört live und in Farbe, was mir durch den Kopf rauscht.
Seine Miene wechselt von besorgt zu begreifend. Ein Lächeln, als würde er sich einer Tatsache bewusst werden, huscht über sein Gesicht, bevor er mich ohne Vorwarnung stürmisch in die Arme zieht und flüstert: »Ich weiß, es muss absolut verwirrend sein. Aber glaub mir, wenn ich dir sage, dass ich es selbst noch nicht so wirklich fassen kann.«
Er ist mir so nahe und seine vertrauliche Anrede gibt mir Sicherheit. Was es eigentlich nicht sollte. Oder doch? Ich bin so konfus und reagiere irrational. »Verwirrend? Du meinst, dass ich seit Jahrzehnten einen Mann in meinem Kopf höre und ich nun herausfinde, dass es ihn tatsächlich gibt, wäre für mich verwirrend? Du hast keine Ahnung, was in mir vorgeht.« Als ich meine Behauptung ausspreche, wird mir klar, dass er sehr wohl eine Ahnung hat, wie es in mir aussieht, denn schließlich kann er es genauso fühlen, wie ich gerade seine Gedanken spüre und höre. So intensiv, dass mir beinahe wieder schwindlig wird.
Mir entkommt ein undamenhaftes Schnauben, während ich mich kampflos ergebe, tiefer in Elis Umarmung schmiege und seine Nähe genieße, die sich so richtig, so absolut perfekt anfühlt.
»Stimmt, das trifft es wohl nicht ganz. Es gibt so viel, worüber wir reden müssen«, pflichtet mir Eli sanft bei.
»Angefangen bei der Tatsache, dass du für meinen Geschmack sehr gleichmütig damit umgehst, mitten in der Nacht eine Frau in den Armen zu halten und zu trösten, die du das erste Mal zu Gesicht bekommen hast. Passiert dir das öfter? Ich mein ja nur.« Die Situation ist so surreal und meine Gefühlswelt fährt mit mir Achterbahn – alles wirbelt durcheinander. Verblüffung, Freude, Angst … und zu allem Überfluss auch noch Eifersucht, weshalb ich mich in Sarkasmus flüchte. Auch eine Art, Unsicherheit zu überspielen. Ich will nicht als hilfloses Frauchen abgestempelt werden.
»Das würde ich niemals von dir denken, Kate«, beruhigt Eli mich.
»Ich weiß«, entgegne ich leise und bin mir sicher, dass es genau so ist – ich weiß es einfach. Auch wenn es seltsam ist, von ihm Antworten auf Fragen zu erhalten, die ich nicht laut ausspreche.
Mich beschleicht das untrügliche Gefühl, je länger wir uns nahe sind, umso leichter fällt es ihm, meine Gedanken zu lesen. Warum glaube ich nur, dass das eine einseitige Entwicklung ist? Denn ich nehme nur wahr, was offenbar direkt für mich bestimmt ist. Ist es ihm möglich zu differenzieren? Kann er beeinflussen, was ich empfange? Wenn ja, wie macht er das? Ob ich das auch lernen kann? Hm, wenn ich zurückdenke, habe ich nie darüber nachgedacht, meinen Geist zu verschließen. Warum auch? Vielleicht sollte ich es einfach tun und sehen, was geschieht.
Und warum zum Henker mache ich mir darüber Gedanken, als handelte es sich um ein Talent wie Stricken – was ich im Übrigen hasse – und nicht um eine unfassbare Tatsache.
Elis Hände wandern über meinen Rücken hinauf zu meinen Schultern, um mich ein kleines Stück auf Abstand zu bringen. Was mir überhaupt nicht gefällt und er natürlich sofort bemerkt.
Er grinst mich wissend an. »Na komm, lass uns Arti einsammeln und etwas essen gehen.«
Widerwillig löse ich mich aus seinen Armen und nicke ihm wortlos zu, bevor wir gemeinsam das Gebäude verlassen.
»Fahrt ihr vor, ich folge euch«, sagt Eli, als er mich in Richtung meines Autos schiebt und sich mit einem so eindringlichen Blick von mir abwendet, als würde es ihn alles kosten, sich von mir zu entfernen.
»Okay.« Ich betätigte die Zentralverriegelung und rufe in die winterliche Stille hinein: »Arti, komm, steig ein!«
Ihr leises Meckern folgt, aber schlussendlich sitzt sie keine zehn Sekunden später neben mir und ich starte den Motor.
»Was war los?«, fragt sie gelassen.
Ich schaue in den Rückspiegel, warte, dass Elis Wagen hinter uns auftaucht, und antworte: »Nichts, wir haben uns nur kurz unterhalten.«
»Ah ja.«
Aus welchen Gründen auch immer, aber Arti glaubt mir kein Sterbenswörtchen. Und ich habe im Augenblick wirklich nicht die Muße, mich mit ihr auseinanderzusetzen. Zumal ich die ganze Sache für mich selbst erst einmal verdauen muss. Vom Begreifen ganz zu schweigen.
Mittlerweile ist es sieben durch und mein Magen hängt mir in den Kniekehlen. Es wird Zeit, dass ich etwas zu mir nehme, da ich sonst übellaunig werde, was für keinen von uns empfehlenswert ist.
Wir biegen gerade vom Rainbow Boulevard auf den Parkplatz vor Hansley’s ein, als mein Handy in meiner Handtasche dumpf vor sich hin bimmelt. Durch den Vibrationsalarm veranstaltet es einen Veitstanz, beinahe so, als würde es jeden Moment von allein ins Freie springen wollen. »Kannst du mal schauen, wer es ist?«, frage ich Arti, die sich bereits zwischen den Vordersitzen nach hinten beugt, um sich einen der Henkel zu angeln.
»Hab sie«, höre ich Arti neben mir schnaufen, bevor sie sich in den Sitz zurückfallen lässt. Die Tasche auf ihrem Schoß deponiert, verschwindet sie beinahe komplett in ihr, um besagtes Handy zu finden, das von Sekunde zu Sekunde lauter wird.
Mein Notizbuch, eine Packung Taschentücher, Schlüssel, Briefe und diverse andere Dinge fliegen durch den Innenraum und landen vor ihr im Fußraum.
»Hey, was wird das?«, entrüste ich mich, während ich nach einem geeigneten Parkplatz suche. Inzwischen schneit es so stark, dass ich kaum etwas erkenne außer wild tanzenden Schneeflocken im Scheinwerferlicht.
»Gott, was ist das hier? Seit wann schleppst du ein schwarzes Loch mit dir herum? Oder soll ich lieber Bermuda-Dreieck sagen? Man findet rein gar nichts!«, grummelt Arti in ihren nicht vorhandenen Bart, ehe sie mein Smartphone triumphierend hochhält und brüllt: »Tschakka, na, wer sagt’s denn!«
Ich schüttle den Kopf, verdrehe die Augen, gehe aber nicht weiter auf ihre Frotzeleien ein, da der Anrufer offenbar aufgegeben hat und ich nun neugierig bin, um wen es sich handelte.
Plötzlich herrscht abgesehen vom gleichmäßigen Schnurren des Motors Ruhe. Nicht einmal Laufgeräusche der Räder sind zu hören, da diese vom frisch gefallenen Schnee verschluckt werden.
Und na ja, es wäre auch zu einfach, wenn mir Arti unaufgefordert Auskunft geben würde. Dem ist nicht so. »Und wer war es nun?«, erkundige ich mich leicht gereizt. Ich sage ja, ich brauche dringend etwas zwischen die Kiemen.
Offen gesagt, weiß ich es. Denn wer außer meinem Dad sollte mich erreichen wollen? Die Frage ist nur, warum jetzt? Es sind neun Stunden Zeitverschiebung nach Griechenland. Somit ist es dort morgens kurz nach fünf. Absolut nicht seine Zeit, um durchzuklingeln.
»Dad«, bestätigt Arti meine Vermutung.
»Ruf ihn zurück und frag, was los ist. Sag ihm, ich sitze hinterm Steuer und kann nicht mit ihm reden.«
»Okay.« Arti wählt und hat unseren Dad innerhalb kürzester Zeit in der Leitung. »Hey Daddy, was gibt’s?«
Sie lauscht und nickt, was ich aus dem Augenwinkel gerade noch so sehen kann, bevor sie antwortet: »Sie kann nicht. Wir sitzen im Auto und fahren zu Hansley’s.« Dad scheint eine längere Ansprache zu halten, was untypisch für ihn ist. Und dass Arti ihm ohne Unterbrechung zuhört, ebenso. »Ah, alles klar. Ich richte es ihr aus … Ja, Daddy, sie ruft dich sofort zurück, wenn wir daheim sind, versprochen … Bis dann. Hab dich auch lieb.«
Arti verstaut mein Handy in der Tasche, während ich das Auto einparke und ungeduldig nachhake: »Und?« Ich schalte den Motor ab und blicke auffordernd zu ihr rüber.
Schulterzuckend murmelt sie: »Hast doch zugehört.«
»Ja, ich soll ihn von zu Hause aus zurückrufen. Hat Dad nicht gesagt, worum es geht?«
»Nein«, entgegnet Arti einsilbig, bevor sie mir meine Tasche in die Hände drückt und die Beifahrertür öffnet, um hinaus in den goldigen Schein von Hansley’s Werbetafel zu entschwinden.
»Komisch«, brummle ich, als die Fahrertür geöffnet wird und Eli mir zuvorkommend seine Hand reicht.
»Was ist komisch?«
Auch wenn ich sehr gut allein aus dem Auto komme, kann ich nicht widerstehen und erlaube ihm, mir zu helfen. Es fühlt sich so selbstverständlich an, Eli davon zu berichten, weshalb ich keine Sekunde zögere, als er mich fragt. »Arti ist so wortkarg. Nicht, dass das ungewöhnlich für sie wäre, aber unser Dad rief gerade an und ich weiß, er hat mehr gesagt, als nur darum zu bitten, ihn zurückzurufen.«
Eli nickt in Richtung Eingang. »Soll ich schon mal vorgehen? Ich leiste Arti solange Gesellschaft, während du mit euren Dad telefonierst.«
Ich schüttle den Kopf. »Nein danke, wenn es ihm wirklich so wichtig gewesen wäre, hätte er auch ein paar Sekunden warten können, um mit mir zu reden. Ich denke, auf eine Stunde kommt es nun auch nicht an.«
»Okay, wie du meinst.«
Arti ist bereits hineingestürmt und ich sehe durch die Fensterfront, wie sie von einem Kellner einen Tisch direkt mit Blick auf die Straße zugewiesen bekommt. Ich zögere, als ich mir vorstelle, wie ich mit Eli an einem Tisch sitze und versuche meine Gedanken sauber zu halten. Na ja, vielleicht nicht sauber, aber zumindest so, dass ich keine Bedenken haben muss, was zu Eli durchdringt und was nicht.
»Hey!«, flüstert betreffender Mann neben mir und ich schaue augenblicklich zu ihm auf.
»Sorry, war nicht böse gemeint«, entgegne ich, als mir klar wird, dass er jedes verdammte Wort gehört hat. Gehört hat? Ich weiß nicht mal, ob das richtig formuliert ist.
»Wenn es dich beruhigt, mir geht es ebenso.«
»Wirklich? Ich habe eher den Eindruck, du kannst entscheiden, was bei mir ankommt und was nicht.«
»Denkst du?«
»Keine Ahnung. Mir kommt es jedenfalls so vor. Ich würde gerade so einiges dafür geben, das auch zu können.«
»Aber warum denn?«
»Warum nicht? Ich meine, mal ehrlich. Mir gehen nicht immer sehr jugendfreie Gedanken durch den Kopf. Bei wem ist das auch schon der Fall? Und dann kommt noch hinzu, dass man sich in Anwesenheit anderer doch immer eine Meinung darüber bildet, was sie sagen oder wie sie auf bestimmte Dinge reagieren. Meinungen, die man sehr gerne für sich behält. Verstehst du, was ich meine?«
Einen Moment herrscht Ruhe, als müsse Eli über meine Worte nachdenken. Dann grinst er verschmitzt, beugt sich zu mir vor und flüstert: »Da hast du wohl recht. Aber weißt du was? Ich habe doch schon immer gewusst, was du denkst. Glaubst du, es macht einen Unterschied, wenn wir uns nun gegenübersitzen?«
»Aber natürlich! Es ist wie beim Telefonieren.«
»Hä? Das verstehe ich nicht.«
»Na ja, stell dir vor, du würdest mit jemandem telefonieren, den du nicht kennst, der dir aber auf Anhieb unsympathisch erscheint. Du bist trotzdem nett und höflich. Denn zum Glück kann er oder sie ja nicht deine Gedanken lesen oder sieht dein eventuell genervt wirkendes Gesicht.«
»So habe ich das noch nie gesehen. Da ist wohl was dran. Aber das kannst du doch nicht mit uns vergleichen. Denke ich zumindest. Oder bin ich dir unsympathisch?« Seine Miene lässt keinen Schluss zu. Unwillkürlich versuche ich seine Gedanken aufzufangen. Aber da ist nichts. Und zum Geier noch mal, ich bin mir ja noch nicht einmal sicher, ob ich es richtig mache, wenn ich ihn hören will. »Verdammt!«, murre ich frustriert. Kann er oder will er es nicht verstehen?
»Was ist?«
»Du tust es schon wieder!«
»Was denn?« Eli sieht ehrlich betroffen drein. So als würde er wirklich keine Ahnung haben, dass er mich aussperrt.
»Du machst dicht!«
»Oh.«
Ich spüre es sofort, als er mich in seinen Geist hineinlässt. Denn was mich dort empfängt, spiegelt bis aufs i-Tüpfelchen meine Gedankenwelt wider. Und dann ist da noch etwas. Hinter all seiner Aufregung, dem Bemühen zu begreifen, was mit uns beiden geschieht, sehe ich Gefühle aufblitzen, die mir weiche Knie verschaffen und mich warm und zärtlich umfangen.
In all den Jahren habe ich nie so etwas gefühlt. Natürlich hatte ich Freunde und hier und da einen Liebhaber, aber es fühlte sich nie perfekt an.
Elis Knurren holt mich aus meinen Erinnerungen. »Auch eine Sache, die ich lieber nie miterlebt hätte«, kommentiert er ungefragt.
Seine Eifersucht durchströmt mich und hinterlässt eine Zufriedenheit, die mich verwirrt.
Mittlerweile hat Eli wieder seine Arme um meine Hüften geschlungen und mich an seine Brust gezogen. Wieso bekomme ich das jetzt erst mit?
»Weil du viel zu sehr damit beschäftigt bist, mich aus deinem Kopf zu verbannen«, höre ich Eli gegen mein Ohr wispern.
Ein schepperndes Klopfen lässt uns auseinanderfahren und erschrocken umherblicken. Arti sitzt mit aufgerissenen Augen hinter der mit Werbung bedruckten Scheibe und gestikuliert wild in unsere Richtung.
Innerhalb von Sekunden schießt mir das Blut in die Wangen und ich spüre, wie sie zu glühen beginnen. Ihr Götter, lasst ein Loch unter mir aufgehen.
Das könnte dir so passen!, dröhnt es durch mein Innerstes und ich schaue Eli entgeistert an.
»Was hab ich jetzt getan?«, fragt er mich mit zerknirschter Miene.
Vorsichtig erkundige ich mich: »Was hast du gerade gedacht?«
»Nur, dass wir langsam reingehen sollten, wenn wir nicht das morgige Tagesgespräch von Salida werden wollen.«
»Hm!«
»Glaubst du mir nicht?«
»Doch, doch. Es ist nur …«
»Kate, was ist los?«
»Ach, egal. Lass uns was essen und später reden. In aller Ruhe.«
Wir betreten den Gastraum und ich grüble immer noch darüber nach, wem ich dieses Das könnte dir so passen! zu verdanken habe. Auch wenn ich erst annahm, es wäre Eli gewesen, hörte es sich nicht nach ihm an. Diese Stimme war mehr ein gewaltiges Widerhallen von Macht. Eine Macht, die mich mit diesen wenigen Worten durchdrungen und sich in mir so selbstverständlich verankert hat, als hätte ich einen fehlenden Körperteil zurückerhalten, von dem ich bisher nur nicht wusste, dass er mir fehlen, geschweige denn, ich wissen würde, welchen Zweck er erfüllt. So seltsam es sich auch anhören mag, anders kann ich es nicht erklären.
Kann der Tag eigentlich noch verrückter werden?
Zu meiner grenzenlosen Erleichterung verläuft das Essen ohne peinliche Zwischenfälle. Selbst Arti ist, nachdem sie uns total entgeistert zu sich gewunken, jedoch kein einziges Wort über uns verlauten lassen hat, nun komplett entspannt. Sodass wir uns völlig ungezwungen über Gott und die Welt unterhalten.
Genau wie ich vermeidet Eli Themen, die viel zu leicht in eine Richtung abdriften könnten, die an einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit einer Klärung bedürfen.
Erwartungsgemäß werden wir von einigen Einheimischen beäugt, als würden wir auf unserer Stirn ein drittes Auge mit uns herumtragen und ein konspiratives Treffen unter Zyklopen abhalten.
»Du hast echt merkwürdige Ideen«, flüstert mir Eli zu, während Arti aufs WC verschwunden ist.
»Aber schau sie dir doch an! Hab ich nicht recht?«
»Sicher hast du das. Ich finde es nur witzig, welche Vergleiche du ziehst.«
»Wünschen Sie noch etwas?«, werden wir von Billy, der quirligen Bedienung, unterbrochen.
Eli und ich zücken gleichzeitig unsere Geldbörsen und entgegnen unisono: »Nein danke. Die Rechnung bitte.«
Unsere Aktion hat ihn sichtlich verwirrt, denn er fragt: »Getrennt?«
»Ja.«
»Nein«, übertönt mich Eli.
»Das kommt nicht infrage!«, schicke ich ihm mit Nachdruck direkt in seinen Kopf.
»Und ob. Ich habe euch eingeladen. Schon vergessen?«, kontert er.
Billys Räuspern unterbricht unseren kleinen Disput. Sein Blick wandert skeptisch zwischen uns hin und her, ehe er resigniert mit den Schultern zuckt. »Ich hole die Rechnung, vielleicht werden Sie sich ja noch einig.«
»Oje, der arme Kerl«, kommentiert Eli Billys Abgang.
Ich muss kichern, denn der konfuse Blick des jungen Mannes war Gold wert. »Was er wohl gedacht hat?«
»Nicht sehr viel, würde ich meinen. Er bedient bestimmt häufig Pärchen, die sich nicht einig sind, wenn es um die Rechnung geht.«
»Stimmt.« Mich wundert, dass ich bei seinen Worten nicht zusammenzucke. Denn als Pärchen sehe ich uns nun wirklich nicht.
»Aber eins musst du zugeben«, sagt Eli leise mit einem verschmitzten Zwinkern. »Es hat was, wenn nicht jeder mithören kann, oder?«
»Dem kann ich nicht widersprechen.« Verlegen schaue ich auf meine Uhr. »Aber es wird Zeit. Arti hat noch Hausaufgaben zu erledigen und ich muss noch das Haus und mein Geschäft auf weihnachtlich trimmen. Ach ja, und ein Anruf steht noch aus. Bin wirklich gespannt, was Dad will.«
Zwischenzeitlich ist Billy zurück an den Tisch getreten und Arti kommt mit einem Grinsen durch den Gastraum geschlendert, um sich an seine Seite zu gesellen.
Eli drückt ihm ein paar Scheine in die Hand. »Passt so.«
Das Geld in seine große schwarze Geldtasche sortierend sagt Billy: »Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend.«
Wir verabschieden uns von ihm und verlassen das Hansley’s.
Zurück am Auto wünscht uns Eli eine gute Nacht. »Wir sehen uns dann morgen, Arti.«
»Wird sich sicher nicht vermeiden lassen«, erwidert sie mit einem frechen Grinsen, bevor sie schwungvoll ins Auto steigt, als würde sie sich in Sicherheit bringen wollen, und sich anschnallt.
Plötzlich gibt es zwischen mir und Eli wieder diese Anspannung, die ich nicht benennen kann. Wir stehen uns gegenüber und mir fehlen die Worte, als er mir sanft über die Wange streichelt und flüstert: »Bis dann.«
Ich nicke nur, um dann ebenfalls einzusteigen und ihn dabei zu beobachten, wie er zu seinem Wagen geht. »Ich bin immer noch da«, höre ich ihn in meinem Kopf und muss nun doch lächeln. Arti schaltet das Radio ein und weihnachtliche Musik ertönt, ehe sie rundheraus feststellt: »Du magst ihn.«
Ich blicke sie überrascht an.
»Leugne es nicht. Ich sehe es dir an der Nasenspitze an.«
»Kann sein«, erwidere ich und starte den Motor.
Auf dem Heimweg geht mir einiges durch den Kopf. Allerdings weigere ich mich, näher über Artis Feststellung nachzudenken. Denn ich habe das Gefühl, belauscht zu werden. Eine Vermutung, die mir im nächsten Moment von Eli bestätigt wird. »Entschuldige, war nicht mit Absicht.«
Ich sende ihm ein »Du kennst den Spruch mit dem Lauscher an der Wand?« zurück und spüre nur noch ein leichtes Nachhallen seiner Belustigung, als Eli aus meiner Gedankenwelt verschwindet.
Eli hatte sich ja bereits zuvor zurückgezogen, aber das weiße Rauschen war immer noch da. Rein probehalber stelle ich mir eine Mauer vor, die sich fest um meine Gedanken legt. Schlagartig herrscht Ruhe.
Euphorisch darüber, dass es geklappt hat und wie einfach es geht, freue ich mich, endlich frei denken zu können. Dieser Zustand währt jedoch nur Sekunden, denn plötzlich werde ich von Einsamkeit gepackt. So schlimm war es noch nie.
Nun gut, bisher bin ich davon ausgegangen, dass mein Geisteszustand zu wünschen übrig lässt. Was ja die naheliegendste Begründung für mich war. Diese Thematik wurde nun heute aufgeklärt. Ob zufriedenstellend oder nicht, sei dahingestellt. Zumindest gibt es fürs Erste eine Erklärung. Ich muss sie nur noch akzeptieren.
Bloß selbst wenn ich das täte – und ich gehe mal davon aus, so wird es kommen –, folgen unzählige weitere Fragen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antworten wissen will.
*Ende der Leseprobe*
Texte: N. Elley / Nele Betra
Bildmaterialien: shutterstock
Lektorat: Brigitte Melchers / Bernd Frielingsdorf
Tag der Veröffentlichung: 27.01.2017
Alle Rechte vorbehalten