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Leseprobe

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mein letzter Wille

 

Gay-Romance

von

Nele Betra

Abendlicher Besuch

Meinen Lieblingstee in der einen Hand, die Fernbedienung in der anderen lag ich in meiner Junggesellenbude auf dem Sofa. Obwohl ich vorher ahnte, ohnehin nur Uninteressantes zu finden, zappte ich sinnlos durchs Programm. Meiner miesen Laune setzte es nur noch eins drauf.

„Welcher Idiot verzapft eigentlich diesen Müll?“, grummelte ich. Es wurde von Woche zu Woche schlimmer. Nicht nur das Fernsehprogramm. Nein, auch meine kaum vorhandene Sozialkompetenz litt unter dem Mangel an Kontakten.

Meine Ankunft lag nun schon ein Jahr zurück und ich konnte mich einfach nicht aufraffen, alte Freunde anzurufen, um ihnen die freudige Nachricht meiner Heimkehr zu überbringen. Keine Ahnung, warum ich mich so schwer damit tat.

Meine Schwester Florence hatte mich angefleht, wieder nach Hause zu kommen. Da ich in meiner Selbständigkeit, als Webdesigner überall arbeiten konnte, entschied ich mich für Flo und Isi. Isabelle Hartmann, genannt Isi, mein Ein und Alles. Ihre Mutter krönte eine echt erbärmliche Beziehung damit, diesen kleinen Schatz in die Welt zu setzen. Der Erzeuger machte sich zum Glück schleunigst vom Acker, nachdem ihn die Nachricht seiner anstehenden Vaterschaft ereilt hatte.

In Gedanken vertieft schreckte ich beim Läuten meiner Haustürklingel dermaßen zusammen, ich hätte mir beinahe den heißen Tee über sensible Körperteile gekippt. „Verdammt, wer will jetzt noch etwas von mir?“, schimpfte ich, stellte schwungvoll die Tasse auf den Couchtisch und schlurfte Richtung Wohnungstür. „Flo ... meinst du nicht, es ist reichlich spät, um mich mit Isi zu besuchen?“, rief ich, während ich die Sicherheitskette entfernte, um die Tür zu öffnen. „Du weißt, sie schläft sehr schlecht ein, wenn du sie nachts durch die Stadt chauffierst, nur weil dir langwei- ...“ Statt Flo standen zwei Uniformierte vor der Tür. Mir rutschte das Herz in die Hose. „Mist! Was ist passiert? Geht es ihr gut?“, platzte ich ohne höfliche Begrüßung heraus. In Stresssituationen vergaß ich meistens meine Erziehung.

„Guten Abend. Sind Sie Finley Hartmann?“, fragte einer der beiden.

Ich schluckte hart und musterte sie ohne ein weiteres Wort. Mir schossen alle möglichen Horrorszenarien durch den Kopf. Sie würden nicht vor meiner Tür stehen, wenn es sich um eine Lappalie handelte. Sie würden ebenfalls nicht vor meiner Tür stehen, wenn es nicht um Florence und Isabelle ginge. Meine Schwester wusste als Einzige, dass ich hier wohnte. Es musste etwas Schreckliches passiert sein. Oh mein Gott Isi! Was war mit meinem kleinen Schatz? Angstschweiß brach mir

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Texte: Nele Betra
Tag der Veröffentlichung: 07.11.2014

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