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Reise nach USA

by Albert Kemmeier

 

Mein Boss, ein milliardenschwerer

Unternehmer rief mich in sein Büro

 

Er bat mich um einen außergewöhnlichen

Gefallen. Ich sollte seine hübsche

Tochter auf einer Reise begleiten.

 

Kosten spielten keine Rolle,

aber da gab es einen Haken …

 

 

Mein Beitrag zum Wettbewerb Januar 2025

Thema: Teures Geschenk

Reise nach USA

by Albert Kemmeier

 

Mein Boss, ein milliardenschwerer Unternehmer

bat mich um einen sonderbaren Gefallen

 

An jenem Freitagabend, kurz vor Feierabend, erhielt ich einen eigenartigen Anruf: „Herr Stauffer, kommen sie bitte in mein Büro. Ich habe etwas mit Ihnen zu besprechen.“

 

Das allein war eigentlich nichts Ungewöhnliches. Als Mitarbeiter der Debitorenbuchhaltung war ich mir solche Telefonate von meinen Kollegen oder meinem Vorgesetzten gewohnt.

 

Doch diesmal handelte es sich um einen ganz besonderen Anrufer. Dieser war klein Geringerer, als unser Dipling, so nannten wir scherzhaft unseren Generaldirektor, den Diplom Ingenieur Herrn Joseph Kreuzer.

 

Dieser Spitzname wurde ihm vor langer Zeit verliehen, weil er sich nicht als Generaldirektor bezeichnete, sondern stets als Dipl. Ing. J. Kreuzer unterschrieb. Er wusste natürlich schon längst, dass er so genannt wurde, aber das schien ihn nicht sonderlich zu stören.

 

Normalerweise hatte ich nichts mit ihm zu tun. Auf der Karriereleiter zwischen ihm und mir gab es viel zu viele Sprossen. Dennoch ahnte ich den Grund für seinen Anruf, und der trieb mir etliche Schweißperlen auf die Stirn.

 

Beim letzten vorweihnächtlichen Betriebsfest hatte mich seine Tochter immer wieder zum Tanz aufgeboten. Natürlich fühlte ich mich geschmeichelt, dass sich dieses hübsche Mädchen ausgerechnet in mich verguckt hatte.

 

Klar, ich war 23 Jahre alt, Silke 19. Aber sie war nicht irgendwer, sie war die Tochter des Generaldirektors. Allerdings hatte sie rasch spitzgekriegt, dass ich ohne Begleitperson herumsaß, und mich zu ihrem Tanzpartner auserkoren.

 

Leider blieb dieser Abend nicht ohne Folgen. Sie suchte immer wieder meine Nähe, begegnete mir etwas gar oft rein zufällig im Gebäude und wollte mich wiederholt zu einem Kaffee einladen.

 

Ich wollte mir jedoch keinen Ärger mit meinem Oberboss einhandeln und traute mich nicht, mich mit ihr einzulassen. Nun aber war ihr/unser Verhalten wohl doch zu ihm durchgesickert.

 

Mit gemischten Gefühlen stieg ich also in den Fahrstuhl und ließ mich zur Direktionsetage hochfahren. Hier oben war ich noch nie und musste erst die Empfangsdame nach dem Weg fragen.

 

Diese wusste zum Glück bereits, dass ich erwartet wurde und deutete auf die entsprechende Türe.

 

Natürlich kannte ich Herrn Kreuzer, aber hatte noch nie mit ihm gesprochen. Ich begrüßte ihn deshalb voller Ehrfurcht: „Guten Tag, Herr Generaldirektor … sie wollen mich sprechen?“

 

Doch er lachte nur und nahm mir damit gleich meine leise Sorge. „Nur nicht so förmlich … Ich bin Herr Kreuzer … oder einfach Dipling, wie ihr mich nennt …“

 

Darauf errötete ich und konnte ihn kaum mehr ansehen. Ich sah nur, dass er seinen Kopf schüttelte und mich grinsend ansah. Er trat sogar hinter seinem imposanten Schreibtisch hervor, trat auf mich zu und reichte mir seine Hand.

 

Nun verstand ich gar nichts mehr … Was sollte das werden. Ich hatte mit einer Rüge, einem Verweis, einer Drohung gerechnet … und nun das?

 

Stattdessen führte er mich in eine Ecke seines repräsentativen Büros. Dort ließen wir uns auf zwei bequemen Sesseln nieder. „Ich habe vernommen, dass sie sich für meine Tochter interessieren … das stimmt doch?“

 

„Nein, so stimmt das nicht ganz“, stellte ich die Sache richtig. „sie interessiert sich für mich. Aber ich halte mich zurück.“

 

Heißt das etwa, sie gefällt Ihnen nicht? Oder entspricht sie nicht Ihren Vorstellungen? Das kann ich nicht verstehen, sie ist doch hübsch …“

 

„Ja natürlich, wunderhübsch sogar, aber … das geht doch nicht … ihre Tochter und ich … unsere Herkunft … ich will mir keinen Ärger einhandeln.“

 

„Wieso Ärger? Sie ist doch eine Frau und kann nicht begreifen, warum sie ihr ständig ausweichen.“

 

„Wie bitte? Sie hätten also nichts dagegen, wenn wir uns … Ich meine, wenn wir uns unterhalten und vielleicht einmal zusammen ausgehen würden?“

 

„Nein, wieso sollte ich?“, befreite er mich von meiner Sorge. „Aber jetzt komme ich zum Grund für unser Gespräch. Silke hat eine riesige Bitte. Sie möchte nach Chicago reisen und mein dortiges Zweigwerk besuchen. Sie ist aber erst 19, spricht kein Englisch und besitzt keinen Führerschein. Alleine würde sie in USA niemals zurechtkommen. Sie braucht also die Hilfe einer zuverlässigen Begleitperson. Deshalb bat sie mich, sie mit ihr mitreisen zu lassen.“

 

„Was? Wie? Warum ich?“, fragte ich erschrocken.

 

„Ganz einfach, weil sie sie kennt und ihnen vertraut. Ich habe ihre Personalakte studiert und glaube auch, dass ich keine Bedenken haben muss. Sie will wirklich, dass sie sie begleiten und auf sie achten. Sie kriegen einen Wagen, mit dem sie meine Tochter herumfahren. Sie denkt da an eine Reise quer durch die USA, von Chicago bis Los Angeles. Kosten spielen keine Rolle, ich besorge ihnen eine Platin-Kreditkarte, ohne Limit. Damit stehen ihnen alle Türen offen.“

 

„Aber … aber …“, warf ich völlig überrascht ein und fühlte mich total überrumpelt. „Das heißt, es wird weit mehr als nur ein Kurztrip? Und wie stellen sie sich das überhaupt vor? Wir zwei zusammen … wenn da etwas mehr werden sollte?“

 

„Das ist eure Sache und geht mich nichts an“, grinste er. „Silke ist volljährig und muss wissen, was sie tut. Sie freut sich schon lange auf diese Reise, sie möchte ein wenig verwöhnt werden und diese genießen.“

 

Nun verstand ich gar nichts mehr. Sie kannte mich doch kaum, wir waren uns jeweils nur kurz begegnet, hatten noch nie richtig miteinander gesprochen. „Wie lange soll unsere Reise denn dauern? Muss ich dafür meinen Jahresurlaub nehmen? Wann soll es losgehen?“ Fragen über Fragen …?

 

„Das heißt also, sie wären dazu bereit?“, sprach er weiter. „Geplant sind fürs Erste etwa drei Monate. Sie hat schon eine ganze Liste von interessanten Sehenswürdigkeiten zusammengestellt, die sie besuchen möchte. Starten will sie möglichst bald, sie denkt, so etwa in zwei Wochen. Und Urlaub? Nein, natürlich nicht, sie arbeiten weiter, einfach in meinem Auftrag. Sie kriegen ihr Gehalt, zudem werden alle eure Auslagen von mir unbesehen übernommen. Sie brauchen sich nicht zurückzuhalten. Allerdings, Besuche in Spielkasinos auf meine Kosten sind natürlich nicht erlaubt.“

 

Ich brauchte nun wirklich einige Sekunden, um all diese Worte zu verdauen. Dieses Angebot war ja der ultimative Wahnsinn! War ich seiner Tochter so viel wert, dass er mir diese Reise spendierte?

 

„Bitte sagen sie zu …“, bat er mich, plötzlich sprach er mit belegter Stimme. „Ich habe es ihr versprochen, sie will es richtig genießen. Jetzt müssen sie stark sein, es gibt da nämlich einen bösen Haken … es wird ihre letzte Reise sein.“

 

„Warum denn?“, fragte ich, völlig gedankenlos.

 

„Silke ist krank, todkrank. Sie leidet an Blutkrebs, einer speziellen Art von Leukämie. Diese Krankheit hatte sie von meiner Frau geerbt, die vor 14 Jahren daran gestorben ist.

 

Silke hatte ihr halbes Leben in Krankenhäusern verbracht, aber jetzt ist es vorbei. Die Ärzte können ihr nicht mehr helfen und geben ihr höchstens noch ein halbes Jahr. Sie weiß es und bemüht sich, es sich nicht anmerken zu lassen.

 

„Ach so, jetzt wird mir Einiges klar“, sagte ich, nachdem ich diese Hiobsbotschaft wenigstens ansatzweise verdaut hatte. „Darum war sie so oft weg. Aber warum arbeitet sie denn in der Kantine? Das ist doch ein Aushilfsjob, sie hätte bestimmt etwas Besseres verdient.“

 

„Schon, aber sie will es so, ihr macht diese Arbeit sogar Spaß. Sie weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat und will nicht einfach nur rumsitzen, schon gar nicht auf einer Schulbank. Wozu auch, eine Ausbildung wäre nur sinnlos vergeudete Zeit und würde ihr nichts bringen.“

 

„Dafür möchte ich ihr jeden Wunsch erfüllen, sie soll noch eine glückliche Zeit verbringen können. Deshalb lasse ich ihr völlig freie Hand. Sie kann tun und lassen, was sie will. Für sie besteht keine Gefahr, ihre Krankheit ist nicht ansteckend. Ich kann sie nur bitten, sie in ihren letzten Tagen glücklich zu machen.“

 

Mit Bestürzung bemerkte ich, wie der Herr Generaldirektor plötzlich leise weinte. Da wurde mir klar, dass ich seiner Bitte unbedingt Folge leisten musste. Ich erkannte, wie viel ihm seine Tochter bedeutete und wie sehr er um ihr Wohlergehen bedacht war.

 

Deshalb war ich bereit, mein Bestes zu geben, um Silke einige schöne letzte Wochen zu bieten, auch wenn das unter diesen Umständen nicht einfach sein würde. Auf keinen Fall durften wir an das Danach denken. Sie soll die Zeit vergessen, einfach ihr Leben genießen und glücklich sein.

 

Herr Kreuzer atmete sichtbar auf, als ich ihm versprach, Silke alle ihre Wünsche nach bestem Wissen und Gewissen zu erfüllen. „Vielen Dank!“, strahlte er mich an und dachte in diesem Augenblick nur noch an seine Tochter, nicht mehr an seine Fabrik und sein wohl fast unerschöpfliches Vermögen. Gesundheit kann man mit allem Geld der Welt nicht kaufen, schoss mir durch den Kopf.

 

„Aber ab heute, bis zu eurer Rückkehr bin ich nur noch Silkes Vater, dazu brauche ich keinen Titel. Ich bin Joseph und du bist Konrad … ich darf dich doch so nennen?“

 

Ja natürlich, auch wenn es mir nicht leichtfallen wird, Sie so zu nennen.“

 

„Ja ja, schon gut“, wiegelte er ab. Damit war unsere Unterredung zu Ende … Nein, nicht ganz, er drückte mir noch tausend Euro in die Hand, damit ich mich für die Reise entsprechend ausstatten konnte.

 

 

*****

 

 

Silke bekam ich danach nie mehr zu Gesicht. Sie rief mich nur einige Male an und bestätigte mir, dass sie sich unheimlich freue und es kaum erwarten könne.

 

Eine Woche vor unserer Abreise wurde ich von meiner Arbeit freigestellt. Diese Tage nutzte ich zu meinen Vorbereitungen. Immer wieder dachte ich nach … wie um alles in der Welt kam Herr Kreuzer nur dazu, mir seine Tochter anzuvertrauen, mir dieses teure, ja unbezahlbare Geschenk anzubieten. Mit Sorge sah ich auch der Verantwortung entgegen, die mir damit auferlegt wurde. Und ebenso an die Trauer und die Leere, die sich bei mir nach dem Ende dieser Abenteuerreise und nach Silkes Tod einstellen würde.

 

 

*****

 

 

Pünktlich stand ich also am Sonntag, unserem Abreisetag vor meiner Gartentüre bereit. In meinem eleganten Anzug fühlte ich mich nicht sehr wohl. Diesen musste ich bei unserem Flug und dem Besuch dieser Fabrik tragen, immerhin war ich der Betreuer der Tochter des Generaldirektors.

 

Da nahte auch schon der Wagen, der mich abholen sollte. Silke saß bereits auf dem Rücksitz. Mein Gepäck wurde eingeladen, damit gab es kein Zurück mehr. Auf dem Flughafen wurden wir von unserem Fahrer bis zum Einchecken begleitet.

 

Für Silke war das alles Neuland, sie war angeblich noch nie auf einer Flugreise. Ich allerdings kannte mich aus, deshalb warteten wir bald darauf am Gate auf den Einstieg in unser Flugzeug. Erst jetzt hatte ich die Gelegenheit, Silke … oder eher die Tochter meines höchsten Bosses … in Augenschein zu nehmen.

 

Auch sie trug einen eleganten Hosenanzug, klar ihrem Status entsprechend. Im Moment konnte ich sie nur als absolut unnahbare Dame empfinden. Mir wurde Angst und Bange … sollte ich diese Frau jetzt wirklich 3 Monate quer durch die USA kutschieren?

 

Allerdings sah ich dennoch etwas Licht am Ende des Tunnels … sie mochte mich, also würde sie mich kaum als ihren Sklaven behandeln. Dazu erkannte ich an unseren Tickets, dass wir in der Businessklasse fliegen werden. Also war unsere Kleidung doch nicht ganz verkehrt.

 

Silke staunte nicht schlecht, als wir das Flugzeug betraten. Sie konnte erst kaum glauben, dass dieses Riesending wirklich fliegen kann.

 

Nach dem problemlosen Start am frühen Nachmittag genossen wir ein nahezu fürstliches Mittagessen. Dann wurde die Kabine verdunkelt. Silke lehnte sich gleich zurück und schloss ihre Augen. Ich hingegen war total aufgewühlt, konnte keine Ruhe finden.

 

Silke sank immer tiefer in ihrem Sitz zusammen, plötzlich neigte sie sich gegen mich, ihr Kopf legte sich gegen meine Schulter. Natürlich störte mich diese Annäherung in keiner Weise, ich fühlte mich nun wirklich als ihr Beschützer. Sorgfältig griff ich nach ihrer Hand, die sie einfach herunterhängen ließ.

 

Völlig erstaunt erkannte ich, dass sie die Meinige umschloss und kräftig drückte. Schlief sie etwa doch nicht? Ich wusste es nicht, aber ich ahnte, dass sie sich wohl fühlen musste.

 

Nach der Landung in Chicago fühlte sie sich total erschöpft. Zum Glück mussten wir nicht mehr viel tun. Ein Shuttlebus fuhr uns zu unserem reservierten Hotel. Zu Essen brauchten wir nichts mehr. Nach kurzer Abendtoilette schlüpften wir in unsere Schlafanzüge, legten uns in unsere zwei getrennten Betten und waren gleich darauf weggetreten. Klar, in uns standen die Uhren auf vier Uhr früh!

 

 

*****

 

 

Am Montagmorgen erwachten wir sehr früh aus unserem erholsamen Schlaf. Das bot uns die Gelegenheit, uns perfekt auf die geplante Betriebsbesichtigung unseres amerikanischen Zweigwerks vorzubereiten.

 

Wie vereinbart, wurden wir abgeholt und ins Werk gefahren. Silke war natürlich die Hauptperson, wurde von der ganzen Direktion begrüßt und verhätschelt. Ich war ganz klar nur ihr Begleiter, aber das war mir durchaus recht.

 

Bis zum Mittag wurde nur geredet. Ich musste alles für Silke übersetzen. Deutlich erkannte ich, dass sie sich gewaltig langweilte.

 

Erst am Nachmittag bei der Betriebsbesichtigung wurde es für sie etwas interessanter. Für mich allerdings nicht. Hier war es kaum anders als in Deutschland, in den Hallen standen dieselben Maschinen und produzierten ähnliche Kunststoffteile.

 

Nach einem feudalen Abendessen in einem Luxusrestaurant wurden wir schließlich wieder in unser Hotel zurückgefahren. Todmüde sanken wir wieder in unsere Betten, dank dem Jetlag waren unsere inneren Uhren noch immer total durcheinander.

 

 

*****

 

 

Am morgen konnten wir endlich zu unserer geplanten Fahrt quer durch USA starten. Nach dem Frühstück luden wir unser Gepäck in den luxuriösen Van, den die Niederlassung für uns bereitgestellt hatte.

 

Unser erster Weg führte uns in ein Shoppingcenter, in dem wir unsere spießige Businessgarderobe gegen eine gepflegte USA-typische Freizeitkleidung tauschten. Silke hatte sich damit total verändert. Sie war gleich von der unnahbaren Direktorentochter zu einer jungen Frau geworden, in die ich mich glatt verlieben könnte.

 

Allerdings musste ich mich zurückhalten, ich war ja nur ihr Fahrer und Betreuer. Ich traute mich nicht, ihr zu nahe zu treten. Wenn sie wirklich etwas von mir wollte, müssten allfällige Signale von ihr kommen.

 

Als unser erstes Ziel hatte sie St. Louis vorgesehen. Ich solle einfach einmal losfahren, mal sehen, wie weit wir kommen werden.

 

Während unserer Fahrt sprachen wir kein Wort. Ich bemerkte nur, dass sie immer wieder zu mir herübersah. Irgendwie fühlte ich mich total unwohl, ich wusste einfach nicht, wie ich mich verhalten sollte. Irgendwie spürte ich, dass auch Silke ein Problem mit sich herumschleppte.

 

Deshalb wunderte ich mich nicht, als sie plötzlich vorschlug, den Highway zu verlassen und einem schmalen Sträßchen zu folgen, das in einen lockeren Wald führte. Dort musste ich anhalten, wir stiegen aus und setzten uns auf einen umgestürzten Baum.

 

„Was ist bloß mit dir los?“, fragte sie. „Warum behandelst du mich so … so … kalt und lieblos? Ich bin deine Reisepartnerin und werde die nächsten Wochen mit dir verbringen. Dabei bist du weit mehr als nur mein Fahrer, ich möchte, dass du mich magst und in deine Arme schließt. Oder bin ich etwa nicht dein Typ?“

 

„Doch schon, natürlich!“, konnte ich ihr bestätigen. „Aber das kann ich nicht. Gestern bei den Direktoren, da habe ich es erkannt. Wir sind total verschieden, wir können nicht zusammenpassen.“

 

Sie blickte mich fast erschrocken an. „Vergiss das sofort!“, rügte sie mich mit scharfer Stimme. „Ich bin trotz allem eine Frau, mit all meinen Sinnen, Gefühlen und Bedürfnissen. Ich sehne mich nach einem Partner, nach Geborgenheit. Ich möchte mit dir zusammen sein, immer, bei Tag und auch bei Nacht.“

 

„Jaaa, das möchte ich auch, davon hatte ich schon geträumt“, dazu atmete ich erleichtert auf. In einem plötzlichen Impuls legte ich meinen Arm um Silkes Schultern, zog sie eng an mich heran und blickte aus nächster Nähe in ihr Gesicht.

 

In ihren leuchtenden Augen erkannte ich genau, was sie sich jetzt wünschte. Unsere Lippen trafen sich zu einem ersten Kuss, dann zu einem zweiten. Bereitwillig gewährte sie meiner Zunge Einlass.

 

„Das war so schön … mein erster richtiger Kuss“, schwärmte sie. Komm, fahren wir weiter … aber nur bis zum nächsten Motel. Ich möchte mit dir zusammen sein … dich spüren … ich kann es nicht mehr erwarten.“

 

Das musste sie mir nicht zweimal sagen, das war auch mein Ziel. Silke hatte sich total verändert, sie gab sich total locker, wir konnten plötzlich völlig unbeschwert plaudern. Die Zeit verging im Nu, bis wir ein Schild zu einem Motel entdeckten.

 

 

*****

 

 

Luxuriös wäre anders, aber es war genau das, was wir jetzt brauchten. Kaum hatten wir die Türe hinter uns verriegelt, fielen wir uns in die Arme und konnten uns nicht mehr trennen. Wir küssten uns und ließen unsere Hände über unsere Körper gleiten.

 

Erst nur über unsere Köpfe und unsere Rücken … dann trauten wir uns mehr zu, schließlich kannten wir keine Tabus mehr. Wir wussten beide, was wir wollten … hautnah zusammen sein.

 

Unter unzähligen Küssen ließen wir nach und nach unsere Kleider zu Boden sinken. „Bitte sei vorsichtig“, bat sie mich, als wir uns splitternackt auf unser Bett fallen ließen. „Ich war noch nie mit einem Mann zusammen.“

 

Sowas hatte ich mir schon gedacht. Deshalb ging ich ganz langsam zu Werke. Die Vorfreude hatte sie schon derart angeheizt, dass ich sie mit wenigen Streicheleinheiten zu ihrem ersten Orgasmus treiben konnte.

 

Als ich sie daraufhin mit meinen Lippen und meiner Zunge verwöhnen wollte, sträubte sie sich erst ein wenig. Das war für sie Neuland. Aber sie begriff schnell, in kürzester Zeit ließ sie sich zu mehreren Höhepunkten treiben. „Jetzt komm bitte ganz zu mir … mach mir ein Kind“, bat sie mich, nahe am Ende ihrer Kräfte.

 

Natürlich erfüllte ich ihr auch diesen Wunsch. Um die Verhütung brauchten wir uns nicht zu kümmern. Wenn etwas geschehen sollte, würde sie es ohnehin nicht mehr erleben.

 

Auf dem Rücken liegend, mit weit geöffneten Beinen bot sie sich mir an. Ich brauchte mich nur auf sie zu legen und sanft in sie einzudringen.

 

Sie keuchte, stöhnte und klammerte sich mit aller Kraft an mir fest. „Jaaa, gib es mir!“, feuerte sie mich an. Als ich mich schließlich in ihr ergoss, stieß sie einen gellenden Schrei aus.

 

„Oh, plötzlich wurde es ganz heiß in mir!“, stöhnte sie, total außer Atem. „Dass ich das noch erleben durfte … Wahnsinn! Jetzt bin ich endlich eine richtige Frau, ich kriege ein Kind!“

 

Natürlich ließ ich sie in ihrem Glauben, sachte drehten wir uns zur Seite. Gleich darauf schlief sie ein, träumte wohl irgendetwas Schönes.

 

Gegen Abend wachten wir wieder auf und genehmigten uns ein einfaches Essen. Dann ging es wieder zurück in unser Zimmer, außer Küssen geschah allerdings nichts mehr.

 

 

*****

 

 

So ging es weiter, Tag um Tag. Für Silke galt nur noch unser Zusammensein. Sichtlich genoss sie unsere Fahrten durch die unendlich weiten Felder, aber alle zuvor ausgesuchten Sehenswürdigkeiten ließ sie völlig außer acht. Sie war einzig darum bemüht, schon am frühen Abend ein Dach über dem Kopf zu finden und sich unserem Zusammensein hinzugeben.

 

So ging es die nächsten vier Wochen weiter, wir hatten inzwischen Santa Fe in New Mexiko erreicht. Wie jeden Abend hatten wir uns wiederum bis zur Erschöpfung ausgetobt. Da bemerkte ich plötzlich, dass Silke leise weinte.

 

Besorgt fragte ich nach dem Grund.

 

„Ach, nichts …“, redete sich Silke heraus.

 

„Nein, sag es! Dich plagt etwas!“, verlangte ich ihre Antwort.

 

Diese kam, aber zögerlich: „Es ist alles so schön. Ich möchte mit dir zusammenbleiben, aber…“

 

Nach einer Pause fuhr sie fort, sie schrie mich an: „Ich will nicht sterben!“

 

Was sollte ich sagen. Wenn die Ärzte richtig lagen, blieben ihr noch knapp vier Monate … Also konnte ich sie nur in meine Arme schließen.

 

„Allerdings“, murmelte sie, „es gäbe noch eine allerletzte Möglichkeit … hier in USA gibt es eine Spezialklinik …“

 

„Ja klar, warum sagst du das erst jetzt? Warum bist du nicht schon längst dort in Behandlung?“, fragte ich, nun total bestürzt.

 

„Ich wollte nicht, hatte genug von all den Krankenhäusern. Und dann noch so weit von zuhause weg. Ich hatte mich aufgegeben, meine Ärzte konnten mir auch keine Hoffnungen mehr machen. Sie meinten, das wäre sinnlos, es sei vorbei“, redete sie weiter, völlig niedergeschlagen.

 

„Aber jetzt? Du willst es doch noch versuchen?“, fragte ich und wartete gespannt auf ihre Antwort.

 

„Ja, ich will leben. LEBEN, verstehst du! Ich rufe morgen meinen Vater an, er soll mich anmelden. Allerdings, da müssten wir uns ranhalten, diese Klinik ist in Houston, etwa viertausend Kilometer entfernt.“

 

„Kein Problem, das schaffen wir!“, beschwichtigte ich sie, worauf ihre Zuversicht wieder zurückkehrte.

 

Ihr Vater zeigte sich hocherfreut, dass sich seine Tochter doch noch für diese Behandlung entschieden hatte und leitete alles in die Wege. Also fuhren wir los und schafften die Strecke in nur vier Tagen.

 

 

*****

 

 

In der Klinik war schon alles für Silke vorbereitet. Wir wurden gleich in ihr Zimmer geführt, wo sie sich ausziehen und in ihr Krankenhaushemd schlüpfen musste. Kaum hatte sie sich in ihr monströses Bett gelegt, wurde sie auch schon zu ihrer ersten Untersuchung abgeholt.

 

Mich wunderte nur, dass noch ein zweites, normales Bett im Zimmer stand. Auf meine Frage hin erfuhr ich, dass das für mich bestimmt sei. Es sei wichtig für ihre Behandlung, dass ich immer bei ihr sei und ihr beistehe. Sie dürfe nie ihren Mut verlieren, dieser würde sie bei ihrem Kampf um ihr Leben unterstützen.

 

Ein Arzt erklärte mir das weitere Vorgehen. Schon vor Tagen hatte er die Untersuchungsergebnisse aus Deutschland erhalten und sich entsprechend vorbereiten können. Es gäbe da ein neues Medikament, das allerdings noch nicht zugelassen sei. Aber das sei das Einzige, das eventuell noch helfen könnte, eine Alternative gäbe es nicht..

 

Allerdungs verkniff ich mir die Frage, was denn dieses „könnte“ bedeuten soll, wie er ihre Überlebenschancen einschätzen würde. Vermutlich würde er ohnehin nichts dazu sagen können und ich wollte mir meine Hoffnungen nicht nehmen lassen.

 

Zudem wurde ich gewarnt. Ich dürfe nicht erschrecken, diese Behandlung würde Silkes Körper bis zum Äußersten fordern. In den nächsten Tagen würde sie die Hälfte ihres Gewichts verlieren und fürchterlich aussehen.

 

So war es denn auch. Jeden Tag wurde sie zur Behandlung abgeholt. Bei jeder Rückkehr sah sie weit schlimmer aus, als zuvor. Einzig die Zuversicht ihres Arztes ließ mich den Schmerz ertragen, den mir ihr Anblick verursachte.

 

Mir blieb nichts anderes übrig, als stundenlang an ihrem Bett zu sitzen. In den ersten Tagen konnten wir uns noch unterhalten, dann ging auch das nicht mehr. Sie war zu schwach, konnte sich kaum mehr bewegen. Das Einzige, das mich nicht verzweifeln ließ, waren ihre leuchtenden Augen, ein deutliches Zeichen ihrer Zuversicht.

 

Am zehnten Tag glich die zuvor derart hübsche Frau einem mit Pergament überzogenen Skelett. Doch der Arzt konnte mich beruhigen und versicherte mir, dass sie es schaffen werde. Die Behandlung sei abgeschlossen, das verkrebste Knochenmark sei verschwunden. Jetzt müsse sie nur wieder zu Kräften kommen.

 

Noch zwei Wochen blieb sie in der Klinik. Es ging ihr jeden Tag besser und erfreute mich mit ihrer grenzenlosen Zuversicht und ihrer guten Laune. Natürlich musste sie sich schonen, außer kleinen Küsschen war nichts erlaubt. Aber das war mehr, als ich mir erträumen konnte.

 

Nach dieser Zeit wurden wir in ein anderes Gebäude verlegt. Die Reha mit täglicher, intensiver Gymnastik folgte. Nach nochmals fünf Wochen hatte sich Silke immerhin soweit erholt, dass wir die Klinik verlassen konnten.

 

Natürlich war sie noch immer geschwächt und ständig müde. Immerhin konnten wir wieder beisammen sein und uns in unseren Armen halten. Vor einer Flugreise während den nächsten zwei Monaten hatte uns der Arzt ausdrücklich gewarnt.

 

Das hieß, dass sich unser Aufenthalt in den USA erheblich verlängern würde. Silke hatte sich deshalb anders entschieden, sie wollte nicht mehr nach Los Angeles. Sie zog es nach Florida und wollte die Zeit dort verbringen, bevor wir wieder nach Chicago zurückfahren würden. Für ihren Vater war das vollkommen in Ordnung. Ich hatte selber gehört, wie er weinte, als sie ihm versicherte, dass sie lebe und wieder gesund sei.

 

Silkes Interessen hatten sich während ihrem Klinikaufenthalt total verändert. Die düsteren, schwarzen Wolken über ihr hatten sich auf wunderliche Art verzogen. Jetzt konnte und wollte sie ihr Leben ungeniert genießen.

 

Wo könnte sie das besser als in diesem Zipfel Amerikas? Da gab es unzählige Freizeitparks, den Walt Disney Magic Parc, Sea World, etliche Alligatoren- und andere Tierfarmen, das NASA Space Center und noch viel mehr.

 

Sie war nicht mehr zu bremsen, all das wollte sie besuchen. Natürlich verlangte sie mir damit Einiges ab. Mein Glück konnte das jedoch keineswegs trüben. Silkes unbeschwerte Begeisterung übertrug sich auch auf mich. Unser Glück hatte damit eine ganz neue Dimension erreicht.

 

Zuvor hatten wir uns im Bett jeweils völlig verausgabt, uns bis zur Erschöpfung unseren sexuellen Gelüsten hingegeben, um unsere Gedanken an Silkes nahendes Ende möglichst verdrängen zu können.

 

Jetzt sah das ganz anders aus, ihr Wunsch nach einem Kind wurde übermächtig. Sex und Orgasmen waren ihr nicht mehr wichtig, dafür legte sie umso mehr Wert auf unsere Zweisamkeit, unsere gegenseitigen sanften Liebkosungen, bis hin zum alles überwältigenden Finale.

 

Davon konnte sie nicht mehr genug bekommen. Sachte und gemächlich stimmten wir uns jeweils auf den Rhythmus der Liebe ein und trieben uns allmählich unserem Ziel entgegen. Meine heißen Ergüsse tief in ihr bescherten ihr stets herrliche Glücksgefühle und ließen sie von einem Leben als Mutter träumen.

 

Vier ganze Wochen reisten wir in Florida herum, von einer Attraktion zur anderen. Nun wurde es aber Zeit, uns an die Rückreise zu machen. Etwas erschöpft aber glückstrahlend nahmen wir den Weg nach Chicago in Angriff.

 

 

*****

 

 

Kurz vor unserem Ziel, in Cincinnati fuhr ich sie ausnahmsweise zu einem guten Hotel. Silke wunderte sich zwar, aber ich beantwortete keine ihrer Fragen. Auch gab ich ihr keine Erklärung, warum ich nochmals kurz weg musste. Das war das erste Mal, dass ich sie verließ, sie einfach alleine zurückließ.

 

Nach meiner Rückkehr schmollte sie zwar etwas, aber mit einem exklusiven Nachtessen konnte ich sie wieder besänftigen.

 

Wieder im Zimmer setzten wir uns auf das Sofa. Meinen Arm legte ich um ihre Schulter und zog meine Freundin fest an mich heran. „Bitte verzeih mir, dass ich dich verlassen hatte“, redete ich los. „Ich musste etwas besorgen … und das konnte ich nur ohne dich.“

 

Daraufhin blickte mich Silke total verunsichert an.

 

Erst als ich ihr die kleine Schmuckschatulle mit dem Brillantring präsentierte, kapierte sie. „Bist du denn verrückt geworden!“, rief sie erschrocken.

 

„Nein, bestimmt nicht“, beruhigte ich sie. „Das hast du dir wirklich verdient, du hast mir die schönste Zeit meines Lebens beschert.

 

„Schau mal auf das Datum“, forderte ich sie auf. „Heute erlebst du deinen zweiten Geburtstag! Vor genau sechs Monaten sagte mir dein Vater, dass du nur noch ein halbes Jahr zu leben hast. Eigentlich dürfte es dich jetzt nicht mehr geben.“

 

Nun blickte sie mich erschrocken an. Daran hatte sie wohl gar nicht gedacht.

 

Doch du bist da, bei mir, aber … in meinen schlimmen Albträumen fürchte ich mich davor … dass es nachher mit uns vorbei sein wird.

 

Silke reagierte kaum darauf, sie blickte mich nur unverwandt an.

 

„Wie gesagt, ich wünsche mir und hoffe sehr, dass wir auch nachher zusammenbleiben können. Ich liebe dich … ehrlich … ich kann ohne dich nicht mehr leben …“

 

Silke blickte mir weiterhin in die Augen. Schon befürchtete ich, dass ich zu weit gegangen sei … allerdings hoben sich ihre Mundwinkel.

 

„Dann sags doch endlich …“, flüsterte sie mir zu. „Ich bin ganz Ohr.“

 

Jetzt war mir alles egal, Sieg oder Niederlage, das musste jetzt geklärt werden: „Ich möchte, dass du bei mir bleibst … für immer … Willst du meine Frau werden?“

 

Erst einmal passierte gar nichts … Dann riss sie ihre Augen auf und fiel mir um den Hals. „Ja, ich will!“, stöhnte sie. „Das wollte ich schon immer von dir hören, seit dem ersten Tag … und ja, ich wollte deine Frau werden, wenn auch nur für einige Wochen. Und jetzt will ich das noch viel mehr als jemals zuvor.“

 

Zuerst hielt ich sie nur in meinen Armen, war natürlich unendlich happy. Nur eine Sorge beschäftigte mich noch: „Was wird dein Vater dazu sagen … wir können doch nicht so einfach …“

 

Doch Silke lachte nur: „Oh doch, wir können, er hat nichts dagegen einzuwenden. Ich lebe und bin glücklich, das allein ist ihm wichtig. Das habe ich nur dir zu verdanken! Ich habe schon mit ihm gesprochen und ihm gesagt, dass ich bei dir bleiben will. Er wird sogar ein Haus für uns kaufen, damit es uns an nichts fehlen sollte.

 

Nun war ich es, der meine Silke total verblüfft und erschrocken anblickte.

 

„Das ist aber nicht alles“, flüsterte sie mir grinsend zu. „Seit etwa zwei Wochen spüre ich jeden Morgen so ein gewisses Unwohlsein. Es ist nicht schlimm und verschwindet nach dem Frühstück wieder. Was denkst du? Könnte das etwas bedeuten?“

 

„Oh, heißt das etwa“, …

 

„Kann sein, ich denke schon … ich freue mich ungemein! Das ist das größte Geschenk, das du mir geben konntest! Daraufhin hielten wir uns nur noch in unseren Armen … einige Tränen flossen.

 

 

*****

 

 

Am nächsten Tag konnten wir es kaum noch erwarten. Wir wollten wieder nach Hause. Auf dem schnellsten Weg fuhren wir wieder zum Hotel, in dem unsere Reise begonnen hatte.

 

Silkes Vater hatte uns das Zimmer und den Rückflug organisiert.  Ein Fahrer der Fabrik holte unseren Wagen ab.

 

Nach dem letzten Abendessen und unserer letzten Nacht in Amerika fuhren wir mit dem Shuttlebus zum Flughafen und reisten in unsere Heimat zurück … und in unser hoffentlich ungetrübtes Glück.

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Tag der Veröffentlichung: 20.01.2025

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