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Feierabendbier

© by Albert Kemmeier

 

 

Miese Laune in der Kneipe

 

Eine junge, offensichtlich überforderte

Kellnerin wird von den Gästen und

nach einem Missgeschick auch vom

Wirt heftig beschimpft und schikaniert.

 

Mit meiner Ruhe und einem Lächeln gelingt

es mir fast ohne Worte gelingt es mir,

sie wieder etwas aufzuheitern.

 

 

 

Cover: Bild von Freepik

Feierabendbier

 

© by Albert Kemmeier

 

Endlich war mein langer Arbeitstag im schwülen, stickigen Mief im zuweilen ohrenbetäubenden Lärm der Fabrikhalle zu Ende. Nun konnte ich mich unter der Dusche in meiner Pension erfrischen. Hier, mehrere hundert Kilometer von zu Hause entfernt, musste ich eine Maschine warten und überholen. Vor einer Woche hatte meine Arbeit begonnen und würde nochmals ein paar Tage dauern.

 

Das war für mich nichts Neues, das war mein ganz normaler Alltag. Mein eigenes Home, mein Appartement sah ich nur selten. Die Disponenten meiner Maschinenfabrik schickten mich stets von einer Baustelle zur nächsten.

 

Deshalb war ich auch solo, eine Freundin oder Frau hätte ich niemals halten können. Das war für mich kein Problem, ich hatte mich an meine Einsamkeit gewöhnt. Wobei … einsam fühlte ich mich eigentlich nicht. Ich hatte immer etwas zu tun, kam unter die Leute. Deshalb fehlte es mir an nichts.

 

Das heutige heiße Sommerwetter würde auch Morgen noch anhalten. Zum Glück stand der Sonntag bevor, das war mein einziger freier Tag der Woche. Diesen wollte ich ganz gemütlich angehen, vielleicht beim Baden an einem See.

 

Meine Pension bot nur das Frühstück an, deshalb hatte ich in der Kantine der Fabrik eine Kleinigkeit zu mir genommen. Leider gab es da kein Bier, deshalb beschloss ich, noch einmal raus zu gehen. In der Altstadt würde sich bestimmt ein passendes Lokal finden lassen.

 

Erst aber erledigte ich noch einige Schreibarbeiten, unter anderem die Bestellung der noch fehlenden Ersatzteile, erst am späteren Abend zog ich los. Die noch immer vorherrschende, drückend schwüle Hitze brach erneut über mich herein, aber es half nichts, da musste ich durch.

 

 

*****

 

 

Tatsächlich wurde ich fündig. Ich betrat eine unscheinbare Bierkneipe, in der noch allerhand los war. Offenbar gab es hier keine Klimaanlage, es war auch hier drückend heiß.

 

An der Schmalseite der überraschend großen Gaststube liefen in einem riesigen Fernseher die letzten Minuten eines Fußballspiels. Etliche Fans saßen davor und hatten ihre Tische zusammengerückt. Eifrig diskutierten sie das Kampfgeschehen. Leider drohte dem örtlichen Verein eine Niederlage, deshalb ging es etwas gar lautstark zu.

 

Mich störte dieser Lärm allerdings kaum. Meine Ohren waren nach dem stetigen Krach in der Fabrik derart abgestumpft, dass ich diesen problemlos ausblenden konnte.

 

Ich fand einen Platz an einem freien Tischchen im rückwärtigen Bereich der Gaststube. Auch in diesem Teil gab es mehrere Gäste. Allgemein schien es, dass die Nerven allgemein etwas blank lagen, wie ich aus den zum Teil heftigen Diskussionen heraushörte.

 

Besonders fiel mir ein alter Mann auf, der neben seinem Tisch saß. Nein, er lag oder hing eigentlich mehr in seinem Stuhl. Sein Körper war vom Hals her gerade ausgestreckt, bis hinunter zu seinen Füßen, die gefährlich in den Durchgang zwischen den Tischen hineinragten.

 

Geduld war hier offenbar nicht gefragt, denn oft wurde die hübsche junge Kellnerin etwas gar unsanft hergerufen. „He Süße, komm mal her“, war zu hören. Oder „He, wo bleibst du, ich habe Durst.“

 

Ich konnte nur den Kopf schütteln, eine solche Behandlung hatte die Dame nicht verdient. Sie tat wirklich, was sie konnte, eilte stets von Tisch zu Tisch.

 

Dies ganz im Gegensatz zum Wirt. Dieser stand nur hinter seinem Tresen und stellte die Getränke bereit. Sonst rührte er sich nicht von der Stelle. Der zuvor erwähnte alte Mann schien jedoch eine Ausnahme zu sein. Mit seinem Ruf nach Arthur, dem Wirt eilte dieser sofort heran und brachte ihm ein weiteres Bier.

 

Geduldig wartete ich, bis die Kellnerin an mich herantrat. Mein Lächeln schien sie etwas aufzuheitern, auch ihre müden Augen leuchteten kurz auf. Offenbar hatte ich es richtig gemacht, denn ich brauchte kaum auf mein Bier zu warten.

 

 

*****

 

 

Anscheinend war das Fußballspiel zu Ende. Lautstark schrien die Fans nun nach Bier und kräftigeren Getränken, um ihre Enttäuschung zu besänftigen. Damit war die Kellnerin für etliche Zeit beschäftigt. Weil daraufhin alle zahlen wollten, dauerte es nochmals einige Minuten.

 

Das sehr zum Missfallen der Gäste in meiner Umgebung. Ungeduldig riefen sie nach der Bedienung. Worte wie „Anna, mach endlich hin“ oder verächtliche Lockrufe wie „Ach, komm doch wieder mal her, holde Maid“ wurden laut. Diese Rufe wurden jedoch nicht beachtet, weder von ihr noch vom Wirt.

 

Was die Kellnerin davon hielt, bewies sie mir auf eindrückliche Weise. Auf dem Rückweg von ihren Fußballfans bemerkte sie mein leeres Glas. Sie blickte mich fragend an, ich brauchte ihr nur zuzulächeln und zu nicken. Ohne ein weiteres Wort servierte sie mir ein neues Bier und ließ die Ungeduldigen weiter warten.

 

Nun aber machte sie sich wieder mit vollem Elan an die Arbeit. Mit schnellen Schritten flitzte sie durch die Tischreihen und beschwichtigte die ungeduldigen Gäste. Auf ein „Danke“ wartete sie allerdings vergeblich. Eher hörte ich Bemerkungen, wie „Endlich“ oder „Das wurde aber auch Zeit“.

 

Doch dann geschah es! Von der Theke her eilte sie wiederum los und übersah dabei die ausgestreckten Füße des alten Mannes. Sie strauchelte und krachte ausgestreckt zu Boden. Das volle Serviertablett landete unmittelbar vor meinen Füßen. Die verschiedenen Getränke aus den geborstenen Gläsern verteilten sich über meine Schuhe, einige Spritzer trafen auch meine Hose.

 

Schlagartig kehrte Stille im Lokal ein, einzig ein verächtliches Kichern des alten Mannes war zu hören. Alle Augen waren auf die makabre Szene gerichtet, aber niemand rührte sich von der Stelle.

 

Natürlich war auch ich erschrocken, nun aber stand ich auf und half der Frau auf die Beine. Zum Glück hatte sie sich nicht verletzt, blickte nur fassungslos auf die angerichtete Bescherung.

 

Nun walzte auch der Wirt heran. Mit geballten Fäusten und wutverzerrtem Gesicht stand er vor seiner unglücklichen Kellnerin. Wenn Blicke töten könnten, wäre sie auf der Stelle umgefallen. Deshalb versagten ihre Nerven, hemmungslos heulte sie los.

 

Der Wirt wurde noch wütender und packte seine Angestellte rücksichtslos am Arm. „Pass doch auf, du dumme Gans!“, schrie er ihr ins Gesicht. Ich fürchtete bereits, dass er handgreiflich werden könnte. Aber er riss sie nur mit sich und zerrte sie durch eine Türe neben dem Tresen.

 

Das Gerede der Gäste setzte wieder ein. Von Bedauern keine Spur, eher im Gegenteil. „Ungeschickt“ waren dabei noch die mildesten Worte, die ich heraushörte. Andere schimpften lauthals, weil sie weiter auf ihre Bestellung warten mussten.

 

Völlig verdattert stand ich da und fürchtete fast um das Leben der armen Frau. Denn trotz der geschlossenen Türe hörte ich, wie der Wirt seine Kellnerin anschrie und mit den übelsten Flüchen bedachte.

 

Am liebsten wäre ich ihr zu Hilfe geeilt, aber das traute ich mich doch nicht. Aber ich musste einfach etwas tun, also kauerte ich mich nieder und begann, die größeren Glasscherben aufzusammeln und ins Tablett zu legen.

 

Nun trat auch die unglückliche Frau wieder auf den Plan. Mit Besen, Eimer und Putzlappen stand sie vor mir. Ihr Anblick jedoch fuhr mir mitten ins Herz! Sie zitterte am ganzen Körper und ihr verweintes, aufgedunsenes Gesicht jagte mir einen gehörigen Schrecken ein.

 

Ich erkannte gleich, dass sie im Moment nichts auf die Reihe kriegen konnte, deshalb zog ich ihr einen Stuhl heran und ließ sie Platz nehmen. Ich griff dafür zum Besen und kehrte die restlichen Scherben zusammen. Die hämischen Bemerkungen der Gäste und die noch immer lodernde Wut des Wirts beachtete ich gar nicht.

 

Erst als ich das mit den Scherben gefüllte Tablett auf den Tisch legte, erwachte die Kellnerin aus ihrer Erstarrung. Sie traute sich zwar nicht, mir in die Augen zu schauen, griff aber zum Putzlappen und kauerte sich hin. Mit fahrigen Bewegungen bemühte sie sich, das klebrige Getränkegemisch wegzuputzen.

 

Nach getaner Arbeit brachte sie ihre Putzutensilien wieder zurück. Ich trug dafür das Tablett zum Tresen. Der alte Mann, dem ich einen bösen Blick zuwarf, hatte für mich nur ein freches Grinsen übrig. Und der Wirt blickte mich lediglich irritiert an und nickte kurz. Das Wort „Danke“ kannte er wohl nicht.

 

Es dauerte etliche Minuten, bis die Kellnerin wieder zurückkehrte. Offenbar hatte sie sich erst frisch machen müssen, ihr verweintes Gesicht sah allerdings noch immer fürchterlich aus.

 

Ohne Gefühlsregungen, stur wie ein Roboter nahm sie ihre Arbeit wieder auf und bediente ihre wartenden Gäste. Allerdings nahm sie dabei Umwege in Kauf, um nicht mehr in der Nähe der verhängnisvollen Füße vorbeigehen zu müssen.

 

Wortlos trat sie auch an meinen Tisch heran, und nahm mein leeres Glas mit. Allerdings brachte sie mir gleich ein neues. Verwundert blickte ich zu ihr auf.

 

„Geht aufs Haus“, flüsterte sie mir zu, wich allerdings meinem Blick aus.

 

Das allerdings glaubte ich ihr nicht. Den brutalen Beschimpfungen aus dem Hinterraum hatte ich entnehmen können, dass sie sogar den von ihr angerichteten Schaden bezahlen müsse. Ich fragte mich, warum sie überhaupt hier arbeitete. Ein Spaß konnte das bestimmt nicht sein.

 

Nach und nach bezahlten auch die anderen Gäste und verließen das Lokal. Endlich hatte die Kellnerin etwas Ruhe und setzte sich erschöpft an einen Tisch. War es Zufall, dass sie dabei ständig mich in ihrem Blickfeld hatte?

 

Ich konnte es nicht unterlassen, sie immer wieder anzulächeln. Sie war eine wirklich hübsche Frau und hatte es niemals verdient, wegen ihres Missgeschicks derart ungerecht behandelt zu werden.

 

Offenbar konnte ich sie wieder etwas aufheitern. Auch sie blickte oft zu mir, nach und nach klärten sich ihre Gesichtszüge, ihre Mundwinkel hoben sich wieder.

 

Als ich schließlich meinen Heimweg antreten wollte und meine Zeche beglich, blickte sie mich etwas seltsam an. Sie brauchte mir nichts zu sagen, ich konnte ihren Wunsch an ihren Augen ablesen. Irgendwie schienen wir uns auf eine geheimnisvolle Weise zu verstehen, als könnten wir unsere Gedanken spüren. Nach meinem Nicken atmete sie befreit auf, ihr Verdruss schien plötzlich von ihr abgefallen zu sein.

 

Also blieb ich einfach sitzen. Der Wirt hatte sich in die hinteren Räume verzogen, deshalb war ich mit der Kellnerin allein im Lokal. Sie räumte die Tische ab und säuberte diese mit einem Lappen Immer wieder blickte sie zu mir hin und lächelte mir zu.

 

Es war unschwer zu erkennen, wie sie sich auf ihren Feierabend, oder eher Arbeitsschluss freute. Sie entschuldigte sich noch einmal kurz, verschwand in die hinteren Räume und kehrte zwei Minuten später wieder zurück. Gemeinsam verließen wir das Lokal.

 

Zaghaft trat die Kellnerin auf den Gehsteig und blickte sich hastig um.

 

„Was hast du?“, fragte ich erstaunt.

 

Erleichtert grinsend sah sie mir ins Gesicht: „Vor diesen Momenten, meinem Heimweg mitten in der Nacht fürchte ich mich jedes Mal. Ich habe Angst, dass mir jemand auflauern und mir etwas antun könnte.“

 

„Ach so?“, grinste ich. „Und was ist mit mir? Traust du mir denn über den Weg?“

 

Nun lachte sie los: „Bei dir bin ich mir ganz sicher, du wirst bestimmt nicht über mich herfallen …“

 

„Eigentlich fast schade …“, flüsterte sie mir daraufhin ins Ohr. „Ich würde bestimmt nicht schreien, wenn du mich plötzlich in eine finstere Ecke zerren würdest …“

 

Nun blickte ich sie erschrocken an. Wie konnte sie nur so etwas denken und es sich womöglich sogar wünschen?

 

Darauf riss sie meinen Kopf an sich heran und küsste mich mitten auf den Mund. Leider ließ sie gleich wieder von mir ab.

 

Also zogen wir los, mit schnellen Schritten strebten wir ihrem Zuhause zu.

 

Sie entriegelte die Türe und trat ein. Gerade wollte ich mich von ihr verabschieden, da griff sie nach meinem Arm und zog mich mit, die Treppe hoch.

 

Dasselbe geschah vor ihrer Wohnung in der zweiten Etage. Hinter uns verriegelte sie die Türe gleich wieder und steckte den Schlüssel ein. Damit war ich ihr Gefangener.

 

Im Wohnzimmer wies sie mir einen Platz auf dem Sofa an. Sie öffnete einen Schrank und entnahm ihm eine Flasche mit einem klaren Getränk und zwei Gläschen. Sie setzte sich neben mich, nach dem Anstoßen kippte sie das Glas in einem Zug hinunter.

 

Ich hingegen nippte nur ein wenig an dem scharfen Schnaps.

 

„Bitte entschuldige mich für ein paar Minuten“, sagte Anna mit bedauerndem Tonfall, „ich muss dringend unter die Dusche. Nach meinem Unglück … bei Arthurs Wutausbruch … da geriet ich in Panik. Dabei passierte mir ein peinliches Missgeschick … dank meiner Servierschürze hatte zum Glück niemand etwas bemerkt. Ich konnte es gerade noch stoppen und die Katastrophe verhindern.

 

Sie erhob sich und stellte sich verschämt vor mich hin. Ihren Kopf hatte sie gesenkt, sie konnte mir aber nicht in die Augen sehen. Nun sah ich es selber. Deutlich waren die dunklen Flecken auf ihren Jeans zwischen ihren Beinen und an ihren Oberschenkeln zu erkennen.

 

Verstehend blickte ich hoch und lächelte sie verschmitzt an.

 

Sie nahm mir das keineswegs übel. Ihr zuerst verschlossenen Gesicht heiterte sich sogleich wieder auf, sie grinste zurück. Dann aber eilte sie los, verschwand im Bad.

 

Nach wenigen Minuten kehrte sie zurück, in ihr Badetuch eingemummelt. Allerdings verschwand sie durch die andere Türe, wohl in ihr Schlafzimmer.

 

Wenige Augenblicke später trug sie einen zarten blauen Hausanzug aus einem seidenähnlichen Material. Offenbar hatte sie übersehen, dass sie die obersten Knöpfe ihres Jäckchens nicht geschlossen hatte. Freizügig zeigte sie mir damit weit mehr als nur die Ansätze ihrer prallen Brüste.

 

Sie setzte sich wiederum neben mich, griff gleich wieder zur Flasche und kippte das nächste Gläschen auf Ex in sich hinein. Daraufhin füllte sie mein noch immer halbvolles Glas nach. Auch ihres ließ sie nicht leer stehen.

 

Jetzt endlich begann sie zu reden. Zuerst entschuldigte sie sich für ihr Missgeschick und versprach mir, für die Reinigung meiner Hose aufzukommen.

 

Ich lachte nur: „Das sind Arbeitskleider, die haben schon ganz andere Flecken abbekommen, die kriege ich beim Waschen wieder raus.“

 

Weiter konnte sie sich nicht genug für meinen Beistand und meine Hilfe während ihren schlimmsten Minuten bedanken. Dabei legte sie ihre Arme um meine Schultern und küsste mich erneut.

 

Daraufhin fragte ich sie, warum sie überhaupt in diesem Lokal arbeite: „Das ist doch nichts für dich und auch gefährlich. Du sagtest ja selber, dass du dich nachts kaum mehr auf die Straße traust.“

 

„Ja schon … aber“, antwortete sie mir, „wo soll ich sonst hin? Ich habe nichts gelernt. Als Teenie hing ich nur herum, wohnte bei Freunden und ließ mich von ihnen aushalten. Ich rauchte, regelmäßig betrank ich mich. Meinen Drogenkonsum musste ich mir mit besonderen Gefälligkeiten verdienen. Vor zwei Jahren rettete mich Arthur gerade noch rechtzeitig, bevor ich endgültig in der Gosse unterging.

 

Ich durfte für ihn arbeiten, aber er wollte auch etwas dafür. Nur ekelte ich mich so vor ihm, dass ich mich ihm widersetzte. Natürlich gefiel ihm das nicht, deshalb behandelt er mich seither wie den letzten Dreck. Von den Drogen kam ich wieder weg, auch das Rauchen habe ich aufgegeben. Dennoch, mit meinem Vorleben würde ich wohl kaum eine andere Arbeit finden können.“

 

Erschüttert hatte ich ihrer Lebensbeichte zugehört. Was musste dieses Mädchen durchgemacht haben. Doch sie hatte sich wieder aufrappeln können, zum Glück hatte ihre natürliche Schönheit nicht unter ihrem Lotterleben gelitten. Sie war zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen. Dass sie derart unter der starken Hand ihres brutalen Chefs leiden musste, hatte sie wirklich nicht verdient.

 

„Du meinst Bob, dieses Ekel?“, antwortete sie auf meine Frage nach dem alten, rücksichtslosen Mann. „Das ist Arthurs Freund, der darf sich alles erlauben. Niemand traut sich, etwas zu sagen. Ich finde ihn furchtbar, fürchte mich vor ihm.“

 

So zogen sich unsere Gespräche während der nächsten halben Stunde dahin. Anna hatte anfangs erwähnt, dass sie vom Tabak und den Drogen weggekommen sei. Vom Alkohol hatte sie wohlweislich nichts gesagt. Ich hatte nur zwei Gläschen getrunken. Sie selber hatte ihres immer wieder nachgefüllt, deshalb war der Pegel in der Flasche um etliche Zentimeter gesunken. Offenbar war sie sich das Trinken noch immer gewohnt, denn es war ihr absolut nichts anzumerken. Plötzlich blickte sie mich an

und hielt ihre Hand vor den Mund. Mit einem leisen Stöhnen gähnte sie herzhaft.

 

Das war das entscheidende Zeichen. „Ich denke, es wird wohl langsam Zeit …“, stellte ich fest und nickte ihr zu.

 

„Ja, das glaube ich auch“, bestätigte sie. Gemeinsam erhoben wir uns, sie ergriff meinen Arm und führte mich zur Türe.

 

Allerdings zur Falschen! Sie ließ mich nicht los, also landeten wir in ihrem Schlafzimmer, standen vor ihrem Bett. Sie ließ sich in meine Arme fallen und presste sich mit aller Kraft gegen mich. Erneut trafen wir uns zu einem Kuss, diesmal aber zu einem richtigen, fast endlosen, mit Zungenspielen.

 

Damit war alles klar. Sie wollte mich nicht mehr gehenlassen. Meine Bedenken … durfte ich das zulassen … sie musste doch sturzbetrunken sein … war sie überhaupt noch Herr ihrer Sinne … wusste sie, worauf sie sich einließ …, schwanden rasch dahin.

 

Sie war nüchtern, als sie mich in ihre Wohnung führte. Also hatte sie es schon von Anfang an gewollt. Zudem war ich ein Mann und konnte als solcher ihrem Angebot kaum widerstehen.

 

So kam es, wie es kommen musste. Wir ließen unsere Hände über unsere Körper gleiten. Insbesondere der zarte Seidenstoff ihres Hausanzugs verursachte ein geiles, erotisches Kribbeln in meinen Fingerspitzen.

 

Besonders angetan hatte es mir ihr praller runder Hintern. Kein Saum eines Höschens war zu ertasten, nur ein Hauch von fast nichts trennte mich von ihrer Haut. Mit leisem Stöhnen genoss sie meine zärtlichen Liebkosungen.

 

Schließlich begannen wir, uns gegenseitig genüsslich zu entkleiden.

 

Sie hatte zwar vorgegeben, völlig erschlagen und todmüde zu sein. Nur, von Erschöpfung war nichts mehr zu erkennen. Hemmungslos forderte sie mich, ließ sich zu unzähligen Orgasmen treiben.

 

Natürlich kam auch ich auf meine Kosten. Leider musste ich sie jedoch immer wieder bremsen, um mein Pulver nicht vorschnell zu verschießen.

 

„Komm jetzt bitte ganz zu mir“, bat sie mich zum Abschluss, „ich brauche es, will dich fühlen … will es genießen, wenn du heiß in mir abspritzt.

 

Etwas erschrocken blickte ich in ihr Gesicht. Ungeschützt, ohne Kondom, ging das nicht zu weit?

 

Anna bemerkte meine Bedenken und zerstreute diese gleich: „Mach einfach! Keine Sorge, ich bin gesund. Zudem nehme ich die Pille … zu meiner Sicherheit. Ich bin ja ständig in Sorge, dass mich jemand … mit Gewalt … es kann wirklich nichts passieren.“

 

Nun hielt mich nichts mehr. Sachte drang ich in sie ein, zusammen verfielen wir in den Rhythmus der Liebe. Kurz nach ihrem letzten Orgasmus der Nacht ließ ich es ebenfalls kommen.

 

Ihr bereits oft gehörter Schrei steigerte sich nochmals, klang nun wie das Heulen eines Wolfes bei Vollmond, als sie meinen Erguss tief in ihrem Bauch empfing.

 

Schwer atmend blieben wir noch etliche Minuten miteinander vereint. „Oh, das war ganz toll … echt Spitze! Du bist wunderbar, so lieb zu mir, hast mich völlig kirre gemacht“, flüsterte sie mir zu, bevor sie sich zum Schlafen zurechtlegte.

 

Auch ich war kurz darauf weggetreten.

 

 

*****

 

 

Wir erwachten erst am späten Vormittag. Das Wetter hatte umgeschlagen, den tiefschwarzen Wolken nach würde sich die schwüle Hitze der letzten Tage gleich in einem gewaltigen Gewitter entladen.

 

Nach dem Frühstück entschieden wir uns deshalb, das Beste daraus zu machen. Bei diesem Wetter war es im Bett sowieso am schönsten. Wir waren zwar nicht wirklich müde, aber bald wieder erschöpft genug, um uns noch einmal unseren Träumen hinzugeben.

 

 

*****

 

 

Am Nachmittag musste ich allerdings wieder in meine Pension zurückkehren, duschen und wirklich in Ruhe schlafen können. Leider gab es keinen fröhlichen Abschied, zutiefst berührten mich Annas Tränen.

 

Also entschloss ich mich, ihr meine spontane Idee zu erläutern. „Ich möchte, dass wir Freunde bleiben“, gestand ich ihr, „Ich wohne zwar weit weg, aber das ließe sich ändern. Bei mir zuhause kenne ich mehrere ruhige Lokale, in denen du bestimmt Arbeit finden würdest. Ich werde mal sehen, ob sich da etwas ergeben könnte. Bitte überlege es dir und melde dich. Dazu gab ich ihr meine Anschrift und meine Telefonnummer.“

 

Ihren leuchtenden Augen nach konnte ich mir sicher sein, dass sie sich ernsthafte Gedanken zu meinem Vorschlag machen würde.

 

Meine Träume reichten aber noch viel weiter, diese waren jedoch vorerst reine Utopie. Aber wer weiß… vielleicht …

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Tag der Veröffentlichung: 20.05.2024

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