Cover

The eternal sea

The eternal sea

Mein Name ist Flora, ich bin die Prinzessin der Vampire und ich und meine Geschwister erzählen euch die Geschichten unseres Lebens und wie schmerzhaft ein einsames Leben sein kann, wenn niemand weiß, wer du bist.

Prolog

"Es sind Zwillinge!!!", schrie unser Vater bei der Geburt meiner zwei kleinen Geschwister Raphael und Madelaine und hatte Tränen in den Augen.

Mein Vater und ich verstanden uns nicht gut, daher merkte er nicht, dass ich den Raum verlassen hatte, da ich so viel Freude auf einmal nicht gewöhnt war.

Die folgenden Jahre wurden nicht gerade besser. Mein Bruder und meine Schwester wurden verhätschelt und ich wurde von meiner Mutter zu einer Königin erzogen. Tagein, tagaus musste ich mir anhören, “Rücken gerade! Lass die Schultern nicht so hängen! Wehe, ich höre nochmal so ein Wort aus deinem Mund!“, dass ich schon fast dachte, es könnte nicht mehr schlimmer werden.

Dann kam mein 220. Geburtstag und meine Eltern dachten, es wäre an der Zeit, ich sollte endlich heiraten. Doch ich verjagte jeden, der um meine Hand anhalten wollte mit, von meiner Sicht aus, Komplimenten.

Als dann auch nach einhundertzwei Jahren meine Geschwister heiraten sollten und ich immer noch nicht verheiratet war, nutzten meine Eltern es aus, dass ich meine Geschwister sehr liebte. Und somit erpressten sie mich. Wenn ich nicht innerhalb von fünf Jahren den Engelprinzen Cajetan Nathan heiraten sollte, dann würden die beiden Kinderchen gefoltert und zwar mit einer Spezialfolter, die meine Eltern extra für mich entwickelt hatten.

Diese Spezialfolter war so schmerzhaft, dass sie kaum jemand ohne fremde Hilfe überlebte und ich nicht über sie reden möchte, denn die Erinnerung allein war schon schmerzhaft.

Also willigte ich ein ihn innerhalb von fünf Jahren zu heiraten. Wenn ich und meine Geschwister blieben und nicht schon längst abgehauen waren.

Ich brauchte zwei Jahre, um Raphael und Madelaine zu überzeugen, und leicht war es bestimmt nicht, da sie immer so verwöhnt worden waren, sodass sie in unseren Eltern Helden sahen.

Wir alle packten still und heimlich unsere Sachen und flohen im Stillen und als unsere Eltern es merkten, schickten sie ihre Verfolger, damit sie uns einholen und zurückbringen konnten.

Raphael versteckte sich in einem Dorf im Wald, wo niemand an Vampire und Engel glaubte und ihn somit auch nicht verraten würde. Meine Schwester war nicht so zurückhaltend und fing einen offenen Krieg gegen unsere Mutter an.

Wir brauchten das Licht nicht zu meiden, obwohl wir Vampire waren, wie es in der Legende immer hieß. Wir tranken auch nur selten Blut und wenn, dann meistens von Tieren, da wir sonst nämlich sehr bald aufgeflogen wären. Auch brachten uns Holzpflöcke nicht um, da Silber drin sein musste um uns zu töten, wie die Leute in unserer Umgebung herausgefunden hatten. Und wir durch sie auch, denn vorher starben wir nur im Kampf gegeneinander. Mit dem Dorf, in dem wir lebten bevor wir abgehauen waren, hatten wir eine Abmachung getroffen. Da unser Gift Menschen heilen konnte, durften wir von den Kranken trinken und mussten im Gegenzug dafür die Kranken heilen.

Wir liefen fort und so lebten wir unerkannt drei Jahre lang unter den Menschen, bis ich wieder Probleme mit meinen Eltern bekam, da der Schwur, den ich geleistet hatte, mit Blut besiegelt worden war. Doch ich hatte Kräfte dazugewonnen, von denen meine Eltern nie etwas erfahren dürften, da ich sie damit besiegen konnte. Und auch meine Geschwister waren stärker geworden, da sie aber keine Probleme mit unseren Eltern zu lösen hatten, waren sie sicher vor ihnen und mussten nicht kämpfen. Aber Madelaine war es wie immer egal, was ich sagte, und führte Krieg gegen unsere Mutter.

 

- 31 -

Das Leid der schwarzen Wölfin

Das Leid der schwarzen Wölfin

Ich griff in meine Tasche, und erst da merkte ich, dass mein Handy geschellt hatte und sah, dass es zwanzig Uhr war.

„Scheiße! Schon so spät? Ich muss los.“, schrie ich noch zur Tür und lief zum Stall und sattelte mein weißes Pferd Freya, da ich noch mit ihr Ausreiten musste, bevor ich zum Ball ging.

Ich wusste nicht mehr, wie ich an das Pferd gekommen war, das Einzige, was ich wusste, war, dass es mir geschenkt worden war, aber ich wusste nicht von wem oder wieso.

Ich ritt schnell quer durch den Wald, wobei ich für ein Querfeldeinreittunier trainierte. Als ich wieder zu Hause ankam, sattelte ich sie ab und duschte mich.

Ich lief nach unten und sah auf die Uhr und erschrak schon wieder. Es war mittlerweile 21 Uhr. Jetzt musste ich aber unbedingt los, um nicht zu spät zum Abiball zu kommen.

Kaum war ich aus dem Haus, ging das erste Problem los. Mein Auto hatte keinen Saft mehr also musste ich das Fahrrad nehmen und natürlich kam ich als Letzte, an und zusätzlich noch mit einem dreckbespritzten Kleid für den Auftritt.

Ich wurde freundlich, wie immer, begrüßt und alle freuten sich schon auf den Auftritt. Wir waren die bekannteste Band in unserer Stadt und die beste, wenn wir dem, was die Leute so alles sagten, Glauben schenken sollten.

Als kleines Kind schenkte mir meine Mutter eine Kette mit einem ganz besonderen und schönen Talisman, der wie meine Mutter sagte, einen Wunsch in Erfüllung gehen lassen konnte und zwar seinen Herzenswunsch. Den Wunsch, den man sich niemals freiwillig eingesteht, da er ein am meisten verwundete kann, wenn ihn jemand kannte. Ich war mir sicher, es niemandem gesagt zu haben, bekam aber das Gefühl nicht weg, dass ich es jemandem erzählt hatte. Aber jetzt war nicht die Zeit noch der Ort darüber nachzudenken, denn ich hatte gleich einen Auftritt und musste mich auf den Redner konzentrieren, da er uns jede Sekunde ansagen konnte.

Ich ging schon mal nach vorne, um ganz schnell auf die Bühne zu kommen, wenn wir genannt wurden und da ich an der Gitarre spielte, musste ich immer auf der Bühne bleiben, eine ganze Stunde.

Doch bevor ich vorne auch nur drei Schritte gegangen war, hielt mich ein fremder Junge fest, der etwas älter war als ich. Ich wollte einfach weitergehen als er mir meinen geheimsten Wunsch ins Ohr flüsterte. Ich blieb ruckartig stehen und als hätte er nur auf diese Reaktion gewartet , nahm er mich an der Hand und führte mich wieder raus an einen Platz, der völlig leer schien, doch voller Erinnerung war, die längst verblasst gewesen waren oder sein sollten, denn es war Absicht, dass ich Caj vergessen wollte, da er mir so sehr wehgetan hatte wie kein andere, indem er mit meiner größten Feindin geredet hatte, was er mir zum Geburtstag schenken sollte und als er dann mit der Kette zurückkam die ich ihr damals, als wir noch Freunde waren, gemacht hatte, wurde ich so sauer, machte Schluss und verbannte ihn aus meinen Erinnerungen und aus meinem Leben.

Dies alles war jetzt drei Jahre her und ich dachte ich hätte ihn vergessen und alles was passiert war, aber anscheinend ging das nicht so einfach, wie ich es mir erhofft hatte, denn sonst wäre ich sogar weitergegangen, als er mich berührt hatte und er mir was ins Ohr geflüstert hatte. Es hätte mir egal sein müssen.

Doch so wie er wieder in mein Leben getreten war, hatte ich wieder die gleichen Gefühle wie früher. Ich mochte ihn noch immer so sehr wie früher auch wenn sich jetzt das Gefühl von Verrat darunter gemischt hatte. Verrat und Schmerz. Er blieb trotzdem ein guter Freund, auch wenn mir das nicht wirklich gefiel und ich es ihm niemals sagen würde, da er mir nur mit meinem einzigen Geburtstagsgeschenk so wehgetan hatte, wie es noch kein Einziger geschafft hatte, ohne sich viel anstrengen zu müssen.

Aber mit einer einzigen Sache hatte er mir den Rest gegeben und zwar indem er Marie, meine einzige wahre Feindin, nach einem Geschenk gefragt und ihr geglaubt hatte.

„ Was willst du hier?“, fuhr ich ihn nicht gerade freundlich an und wollte mich schon wieder umdrehen und gehen, da zog er mich zurück und küsste mich.

Als ich nach ihm schlagen wollte, wich er zurück und gab mir endlich eine Antwort auf meine Frage: „ Ich wollte mir deinen Abiball ansehen und dich wieder sehen und mir deinen Auftritt ansehen falls ich dich nicht vor deinem Auftritt erwischen sollte. Ihr müsst richtig gut sein, wenn die ganze Stadt von euch schwärmt, als wärt ihr die beliebtesten Jungen auf der Schule und jeder euch hinterher läuft. Und um ehrlich zu sein, dachte ich, du wärst schon vergeben und würdest dich nicht mehr an mich erinnern.“

„Ich wünschte, ich würde mich nicht mehr an dich erinnern, dann würde ich nicht mehr hier stehen, sondern auf der Bühne und singen, wo ich jetzt hin muss, wenn ich meine Freunde nicht verraten will.“ Dieser Zug war wohlbedacht und ich lächelte zufrieden, als Caj schmerzhaft zusammenzuckte. Diesmal ließ er mich ziehen, als ich mich von ihm abwandte, um auf die Bühne zu gehen.

Ich kam gerade noch rechtzeitig an damit wir spielen konnten. Da ich ja Liedgitarre spielte musste ich als Erste anfangen zu spielen, da ich den Rhythmus angeben musste, so wie das Schlagzeug an dem Elektra saß. An der zweiten Gitarre spielte Kalitara und unsere Sängerin hieß Terra. Ich spielte seit ich angefangen hatte, mit den drei zusammen und wir schafften immer in Einklang zu spielen trotz unserer unterschiedlichen Musikrichtungen

Ich durfte mich jetzt nicht mit den Gedanken an ihn beschäftigen, denn sonst würde ich den ganzen Auftritt versauen, da er mir so wehgetan hatte. Und mit den Erinnerungen an ihn, sind auch der Schmerz, den ich die ganzen Jahre verdrängt hatte, und der Verrat mit ganzer Wucht zurückgekommen.

Schon nach unserem ersten Lied war ich so sehr in die Musik vertieft, dass ich ihn einfach vergaß und daher nicht damit gerechnet hatte, als wir alle gefragt hatten: „Wollt ihr irgendwas von uns wissen oder sollen wir einfach das nächste Lied spielen?“ Ich schaute alle an in der Hoffnung, dass niemand eine Frage hätte.

Doch zu früh gefreut, da jemand aus dem Publikum sagte: „Ich habe eine Frage.“ Meine Welt zerbrach in tausend Teile, als ich die Stimme erkannte und die Person sah, die dies gesagt hatte und wünschte mir, er würde sofort wieder verschwinden. „Wieso will eure Gitarristin sich nicht mit mir unterhalten, ignoriert mich einfach und wahrscheinlich wünscht sie mich gerade zum Teufel, denn sie wollte mich eigentlich nie wieder sehen, aber jetzt kommt sie nicht mehr darum herum mit mir zu reden, da ich sie jetzt wieder gefunden habe und sie kann mir nicht einfach ausweichen.“ Er klang so sicher, dass selbst ich ihm beinahe geglaubt hätte, wenn ich nicht schon selber einen Plan zurecht gelegt hätte, wie ich ihm aus dem Weg gehen konnte und ich zweifelte nicht an meinem Glauben und an meinen Gefühlen und mein einziger Gedanke war so schnell wie es nur ging von der Bühne runterzukommen, ohne dass es jemand mitbekam. Die erste Möglichkeit, die mir einfiel, war zu sagen, dass es mir nicht gut ginge, um auf die Toilette zu rennen. Doch dies schien mir gleichzeitig ein unmögliches Unterfangen zu sein, da ich damit viel zu viel Aufmerksamkeit auf mich ziehen würde.

Doch zum Glück gab es ja noch Terra, die sehr schnell bemerkt hatte, wer er war und ihn deshalb auch dementsprechend behandelte.

„DU!!!", spie Terra aus. "Was willst du bloß jetzt schon wieder hier? Damals hast du den größten Fehler deines Lebens gemacht und bist aus ihrem Leben verbannt worden und wir werden sie vor dir beschützen, wenn sie uns darum bitten würde...“ Doch bevor sie zu weit gehen konnte, schritt ich dazwischen.

„Lass es gut sein, Terra, dies ist mein Kampf, aber du hast recht, wenn es sein muss, hole ich euch als Hilfe hinzu, aber nur im äußersten Notfall und ich hoffe, er wird es nicht so weit treiben, denn sonst wird er es sehr stark bereuen, dass er nach hier gekommen ist.“ Ich klang so gefühllos, wie noch nie in meinem Leben, egal, wie schwer es bisher war, ich habe immer meine Gefühle offen gezeigt nur bei Caj war so ein Verhalten der größte Fehler, den man machen konnte. Ich wandte mich an Caj und sagte,“ Was du auch hier willst, ist mir egal, ich will nicht mit dir reden und werde es auch nicht und wenn du es doch versuchen möchtest, dann willst du dir schon bald darauf wünschen nicht noch mal in mein Leben getreten zu sein, denn du wirst es dann nur noch mehr bereuen, als du es jetzt schon tust.“, mit einer so gefühllosen Stimme, dass er sofort merkte einen Fehler begangen zu haben. Nicht nur heute sondern auch damals schon und, das ohne es zu merken.

Es war an meinen 15. Geburtstag, dieser verhängnisvolle und schmerzhafte Fehler, der mir ab da jeden anderen Geburtstag zunichtegemacht hatte. Nicht nur meinen Eigenen sogar die meiner Familie, wo ich wohnte, meine Verwandten und ganz besonders die meiner besten Freunde, da er ja mein Freund war und ab da hatte ich kein Vertrauen mehr in mir und meinen Freunden gegenüber. Ich sah in allem und jedem eine Verschwörung oder einen Verfolger, der mich umbringen wollte.

Ich kam erschöpft Zuhause an und dachte“ Was für ein mieser Geburtstag und nichts kann ihn wahrscheinlich noch mieser machen.“, und laut sagte ich, „ Wehe du machst meinen Geburtstag noch schlechter als er ist, denn das würde ich dir nie verzeihen und hoffentlich macht aber auch Caj heute mal keine Fehler und wie man auch immer so gerne sagt’ Die Hoffnung stirbt zuletzt’“. Hoffentlich stirbt sie heute nicht, denn sollte sie sterben, sterbe auch ich mit ihr und werde niemals mehr dieselbe sein.

Kaum hatte ich das Haus betreten und das Licht angemacht, wurde ich schon von meinen Freunden und meiner neuer Familie überrascht, da ich ja dachte, dass sie meinen Geburtstag vergessen hatten, so wie sie sich benommen hatten den ganzen Tag.

„ Überraschung, Flora!!!!!“, schrien alle. Ich sah mich um und sah alle, alle bis auf Cajetan. Sofort verdüsterte sich mein Gesichtsausdruck bis ich von hinten angefallen wurde und ich mit dem Gesicht voraus auf dem Boden landete mit Cajetan auf dem Rücken.

Und von da an wurde der Abend nur noch schlimmer und dann kam der verhängnisvolle Fehler.

Bis heute hatte sich nichts an meinen Gefühlen geändert und es schmerzte meine Freunde sehr mich so zu sehen, doch leider konnte niemand etwas daran ändern.

Eine Bewegung in meinem Augenwinkel riss mich aus den Erinnerungen und ich war froh darüber bis ich sah, wer schuld daran war.

Ich musste lachen, als ich sah, wie Ourania versuchte, sich an Caj ranzumachen und sich an ihn schmiegte ohne mich eines Blickes zu würdigen und Caj sie einfach wegstießt, ohne die Augen von mir zu nehmen.

„Wenn du schon nicht mit mir reden möchtest, dann beantworte mir einfach eine Frage. Ist das für dich in Ordnung?“ Er sah mich an und als ich nickte, sagte er mit Wehmut in der Stimme, als würde er meine Antwort fürchten.“ Hast du einen Freund?“

Von dieser Frage war ich so überrascht, dass ich fast ja gesagt hätte und ich ihn damit gemeint hätte. „Nein“ Nein! Ein so kurzes Wort hatte ihn noch nie so erfreut. Doch als ich noch etwas sagte verschwand seine Freude wieder. „Dafür hast du ja gesorgt!“, und an Terra und meine Freunde gewandt, meinte ich, „Könntet ihr kurz ohne mich spielen?“, aber noch bevor Terra antworten konnte, drehte ich mich schon um. Und lief nach draußen. Zuerst gab ich noch vorher Caj ein Zeichen mir mit einem Abstand zu folgen.

„Was willst du von mir, dass du den weiten Weg auf dich genommen hast, um nach hier zu kommen?“ Sagte ich bevor er nur den Mund aufmachen konnte. Doch ohne auf meine Frage zu antworten nahm er mich an der Hand und führte mich zu einer abseits gelegenen Stelle und küsste mich in dem Wissen, dass ich ihn nicht tot schlagen, werde sondern ihm zuhören würde.

Als ich die Arme hob um sie in seine Haare zu krallen, zuckte er zusammen in der Erwartung, dass ich ihn von mir stoßen würde. und noch bevor er sich losreißen konnte, zog ich ihn an mich. Kaum merkte er meine Erwiderung in dem Kuss, verlor er seine Kontrolle und küsste mich wie noch nie in meinem Leben.

Na ja, er hatte mich schon immer so geküsst, aber es war schon so lange her, dass ich mich nicht mehr daran erinnern konnte. Und ich merkte erst jetzt, wie sehr ich es vermisst habe. nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander und schnappten atemlos nach Luft. „Ich dachte, du willst nicht mehr mit mir reden egal, wie lange ich es versuchen würde.“ Er klang wahrlich überrascht.

„Ich habe gesagt, ich würde nicht mit dir reden solange du noch versuchst, mit mir zu reden, aber wenn ich mit dir reden möchte ist es etwas anderes.“ Er fing an zu lachen, als er die Logik bemerkte, mit der ich ihn hinters Licht geführt hatte.

„So, und hörst du mir denn jetzt zu?“

„Das tue ich doch schon längst, wie du dich hoffentlich daran erinnern kannst, da ich es dir anvertraut hatte.“ Er musste erst überlegen, bis sich Erkennen auf seinem Gesicht abzuzeichnen begann und er verstand, wieso ich ihm noch die eine Chance gegeben hatte, um mir alles zu erklären und ihn nicht links liegen gelassen hatte. Er musste lächeln und umarmte mich noch einmal, als er die Wahrheit erkannt hatte.“ Aber bilde dir bloß nichts darauf ein, verstanden?!“

„Schon o k, ich kenne dich ja ausreichend um zu wissen, dass es manche Sachen bei dir gibt, die man nicht vergeben kann. Aber vielleicht vergessen?“ Er sah mich hoffnungsvoll an und ich wusste, dass er es ernst meinte.

„Mal sehen. Ich weiß noch nicht, ob ich es vergessen kann, da ich bis heute nicht damit fertig geworden bin. Ich hadere sogar noch heute mit mir, ob ich dir vergeben sollte, ob ich es vergessen kann, weiß ich nicht. Aber wir können noch mal von Anfang und neu beginnen.“ Ich versuchte ihn anzulächeln, doch ein Schmerz, der wie aus dem Nichts zu kommen schien, ließ mich taumelnd gegen ihn knallen.

Was war denn das? Ich versuchte meine Gedanken immer noch zu ordnen, als ein Schatten, wie aus dem Nichts, hinter Caj auftauchte. Caj muss ihn bemerkt haben, da er in Sekundenschnelle herumfuhr und ihn niederstreckte. Ich keuchte auf, als der Schmerz noch schlimmer wurde.

„Es ist alles in Ordnung. Er ist weg.“ Von irgendwo hinter mir hörte ich Caj mit mir reden.

„ Was war das?“, keuchte ich erschrocken nach Luft ringend.

„ Das war ein Auftragsmörder, wie es sie nur unter den Engeln geben sollte und er war ganz sicher kein Engel.“ Caj schien darüber total empört.

Erschrocken wich ich zurück, als ein Blitz zu uns herunter zuckte, der, wie es aussah, von Caj angezogen worden zu sein schien.

„Was war denn das?“ Ich fuhr erschrocken zurück und sah ihn verdattert an. „Wieso ist der Blitz direkt auf dich zugeschossen gekommen? Und jetzt sag mir nicht, es wär nur eine Sinnestäuschung gewesen, denn ich weiß, was ich gesehen habe!“ Ich wich weiter vor ihm zurück und sah ihn entgeistert an.

„Flora, bitte, lass es mich dir erklären.“ Er verstummte, als ich ihn hasserfüllt ansah.“ Bitte!“

„Wie lautet dein Name?! Und zwar dein richtiger Name, Engel. Und bevor du fragst, woher ich das weiß, dein wahres Gesicht ist in deiner Wut erschienen!“

„Mein kompletter Name lautet Linus Cajetan Nathan, Prinz der Engel und deine Eltern hatten dich mir versprochen.“ Plötzlich war er so hochnäsig, wie es nur ein verwöhntes Prinzchen sein konnte, das es sich in einem Leben in Prunk gut gehen ließ.

„Ich tue nie, was meine Eltern sagen. Ich wundere mich nur, dass du das nicht weißt, da du ja angeblich so viel über mich weißt. Ich ging diesen Deal nur für meine beiden kleinen Geschwister ein, damit sie nicht so enden mussten wie ich. Doch, wie es scheint, hat es nichts gebracht, da sie genau wie ich auf der Flucht vor unseren Eltern sind.“ Ich musste husten bevor ich weiter sprach, da ich immer lauter geworden war und mir der Hals langsam wehtat. „Nun ja, Raphael und ich laufen vor jeweils einem Elternteil fort und Madelaine führt einen sinnlosen offenen Krieg gegen unsere Eltern, obwohl sie doch wissen müsste, dass man gegen unsere Eltern nur durch ihren Tod gewinnen kann.“ Ich schnaufte frustriert auf über den Kampf meiner Schwester Madelaine.

„Wie? Du wolltest nur deine Geschwister vor deinen Eltern beschützten und hast nicht freiwillig zugestimmt, mich zu heiraten?“ Caj schien es nicht zu verstehen, wenn ich seinen Blick richtig deutete.

Ich lachte schmerzerfüllt auf.“ Keine meiner Entscheidungen war freiwillig. Ich hatte immer die Wahl zwischen schlimm und schlimmer oder wie der Tod eines jeden war, voller Folter oder schnell und schmerzlos, aber verziehen haben mir die Leute den Tod eines Angehörigen nie. Manche zwar schon, doch diese gaben meinen Eltern die Schuld, worüber ich ehrlich froh war jedes Mal. Die, die verzeihen konnten, waren die, die wussten, was mich erwartete, wenn ich meinen Eltern nicht gehorchte. Dabei entstand sogar eine spezielle Folter für mich alleine. Dabei starb ich nie hatte aber so unsägliche Schmerzen, dass ich mir wünschte, ich wäre tot und diejenigen, die davon wussten, waren die, die mir verzeihen konnten.“ In Erinnerung an die Folter schauderte ich, sodass Linus Cajetan Nathan mir seine Jacke geben wollte, da er dachte, ich hätte kalt. „Nur durch einige Lieder konnte ich das alles überleben. Immer wenn ein schlimmer Tag war, der natürlich noch schlimmer als die anderen war, summte ich mir immer mein Lieblingslied vor.“ Auf seinen fragenden Blick hin, fing ich an das Lied zu summen. „Da mein Mutter mich auf mein Leben als künftige Königin vorbereiten wollte, war mein Leben die reinste Hölle und lernen wollte ich auch nie. Deshalb war dies meist schwerer als ihr lieb war“ Bei dieser Erinnerung musste ich lachen, doch wurde ich sofort wieder ernst. „Doch dann fanden sie meine Schwachstelle in Raphael und Madelaine. Von da an war es vorbei mit meinem Widerstand, bis ich die beiden dazu bringen konnte abzuhauen."

Er sah erschrocken aus. " Hast du immer nur diese Lieder gesummt und woher kommen sie, denn ich kenn es nicht?"

"Es kommt aus dem Mittelalter. Zu meinen Lebenszeiten, das schönste Zeitalter für meine Gattung, da wir bei ihrem blutrünstigen Gemetzel zuschauen konnte und nichts tun mussten als warten. Und um deine zweite Frage zu beantworten, nein, ich sang auch noch andere Lieder. Es hing immer davon ab, wie ich drauf war und wie schmerzhaft die Folter war.“

Da kam Linus Cajetan Nathan ein Gedanke „Aber wegen mir wurdest du nicht gefoltert oder wurden dir Schmerzen bereitet, oder?“ Auf mein Nicken hin, atmete er erleichtert auf. „Ich wollte nie heiraten und wenn ich jetzt schon heiraten muss, möchte ich, dass sie dies auch freiwillig tut und nicht dazu gezwungen wird.“ Er sprach mit einer Ruhe in der Stimme, wie ich es selten bei jemandem gesehen hatte.

„Wie kam es denn dazu, dass du deine Meinung geändert hast?“ Ich schaute ihn so verwundert an, dass er lachen musste.

„ Ich hab dich gesehen und als deine Eltern dann nach einem geeigneten Gemahl für dich suchten, habe ich die Gelegenheit beim Schopf gepackt und mich bei deinen Eltern vorgestellt. Aber als du dann verschwunden warst, dachte ich, du würdest vor mir weglaufen, denn am Tag, als du abgehauen bist, sollte ich dir offiziell vorgestellt werden. Ich beschloss, dir zu folgen, und fand dich nach nur zwei Tagen. Du standest immer alleine rum von allen abgesondert, bis sich deine drei Freundinnen zu dir gesellten haben, hatte ich mich schon bei der Schule eingeschrieben und war mit dir befreundet. Erinnerst du dich noch daran?“ Er sah mich hoffnungsvoll an.

„Ja, ich erinnere mich an diese Tage, wo du der Einzige warst, der etwas mit mir zu tun haben wollte. Ich fand es damals schon seltsam. So und jetzt erklärst du mir mal, wie du mich gefunden hast, denn so leicht war es bestimmt nicht, da meine Eltern mich bis heute noch nicht gefunden haben.“ Ich schaute ihn erwachtungsvoll an.

„Du weißt ja, dass es bei uns mehrere Arten von Engeln gibt. Da haben wir die Nephilim, Cheruim, Seraphim und Ophanim sowie Schutzengel, den Todesengel und die Racheengel. Jeder ist anders, manche könne es schaffen sogar zwei Arten in sich zu vereinen. Was wohl eigentlich nicht passiert sollte, ist das der Todesengel Ariel auch einmal ein Schutzengel sein könnte, aber du und deine Geschwister, Flora, ward noch nie normal. Ariel ist dein Schutzengel und ich hatte noch einen Gefallen bei ihm offen, denn normalerweise hätte er mir nicht verraten dürfen, wo du bist und mein Vater ist gerade stinksauer auf mich, dass ich diesen Gefallen und ich zitiere ‚ für so eine kleine Kleinigkeit eingelöst hatte, denn man könnte ihn ja immer mal brauchen um andere umzubringen, die es gerade am wenigsten erwachten würden‘.“ Er sah mich an, wie er wahrscheinlich auch seinen Vater angesehen hatte und zwar mit Unglauben. Nachdem er mich so ansah, schaute ich ihn mit einem Hundeblick an der gar nicht zu mir passte und ich anfangen musste zu lachen.

Wir sprachen miteinander bis wir uns ausgesprochen hatten. Danach fragte ich ihn noch einmal. „ Wirklich? Ist Ariel wirklich mein Schutzengel?“ Linus Cajetan Nathan nickte. Ich konnte es immer noch nicht glauben.

Ein paar Tage war alles Friede, Freude, Eierkuchen bis ein Brief von meiner Schwester Madelaine eintraf, wo drin stand, wir sollten uns bei Seth Burg versammeln und ich sollte meine Freunde mitbringen. Wir packten alle unsere Sachen und gingen los, um meine Eltern zu töten, da sie immer noch solche Mörder waren wie früher. Doch Unterwegs mussten sie auch noch ein paar alte Freunde einsammeln und meinen kleinen Bruder suchen und mitschleifen, wenn uns keine andere Möglichkeit blieb.

 

Der verlorene Sohn

Der verlorene Sohn

„Raphael Demon.“ Ich war der Nächste bei diesem Wettstreit um das beste Schicksal auch wenn ich nicht wusste, warum sich alle darum stritten.

Jedem grauste es, hier aufgerufen zu werden, doch so oft, wie ich schon hier mitgemacht habe, erzählten der Phönix und ich uns Geschichten über unsere Vergangenheit. Der Phönix war der Bestimmer über dein Schicksal und er wachte darüber, dass der Richtige sein Schicksal auch bekam. Aber ich hatte keine Seele und damit auch kein Schicksal, womit ich jetzt also zum keine Ahnung wievielten Mal zu ihm gehen sollte. Mein Problem war es, dass ich ein Vampir war und somit kein Schicksal hatte.

Ich musste wohl in Gedanken vertieft gewesen sein, da die Frau mich nervös auf sich aufmerksam machte. “Raphael, kommst du jetzt endlich! Er wartete schon auf dich und er sagte, ich solle mich beeilen und du auch. Ich habe keine Ahnung, wieso, also frag erst nicht nach und komm!"

Also machte ich die Tür zu und lief hinter ihr her. Dafür, dass ich mich so schnell bereit erklärt hatte ihr zu folgen, schien sie heilfroh zu sein. Sie begleitete mich bis zum Wald und dort ließ sie mich alleine weiterziehen. Ich dachte noch, wieso war sie so ängstlich heute? , als ich weiter in den Wald vordrang und bis zum Phönix lief. Doch das Bild, das sich mir offenbarte, fand ich so unwahrscheinlich, dass ich blinzelte und als das Mädchen immer noch da stand, wusste ich, dass ich keine Halluzination vor mir hatte.

„ Raphael, da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.“ Der Phönix war gutgelaunt wie immer, wenn er sich nicht gerade in eine schwebende Flamme verwandelte und zu Asche zerfiel. „Wie ich merke, bist du immer noch am Leben und somit wissen sie immer noch nicht, wer oder besser gesagt, was du bist.“ Ich war respektlos wie immer als ich mich setzte und ihm zuhörte, denn normalerweise wartete man bis er es einem erlaubte sich zu setzten.

„ Ja, noch lebe ich so, wie ich lebe, seit ich hier lebe. Wieso sollte ich so schnell wie möglich zu dir kommen, dass sogar die Frau eben Angst hatte, ich käme möglicherweise nicht?“ Ich sah ihn verwundert und ohne mit der Wimper zu zucken an.

„ Ich habe eine Aufgabe für dich, die du nicht einfach ablehnen kannst, wenn du nicht willst, dass das ganze Dorf hinter dir her ist.“ Ich sah ihn wütend an. “ Und ja, ich weiß, dass ich dein Geheimnis damit preisgeben würde, aber unter diesen Bedingungen seh ich keine andere Möglichkeit, wenn ich mich dazu gezwungen fühle.“

Ich atmete mit einem genervten Seufzer auf. „Und worin besteht diese Aufgabe, bei der ihr bereit seid, mich zu verraten.“ Ich war wütend darüber, dass er einfach meinen Tod besiegeln würde.

„ Du wirst über den Auftrag nicht begeistert sein.“ Auf meinen niederstreckenden Blick hin fuhr er fort. „ Du musst auf die Prinzessin Kalitera aufpassen, da die Späher seiner Majestät hinter ihr her sind um sie umzubringen.“ Er sah meine Erwiderung kommen und schnitt mir sofort das Wort ab. “ Und du kannst dich nicht so einfach aus der Affäre ziehen, Raphael, da ich dir keine andere Wahl lasse!“ Er sah mich finster an.

„Aber wenn ich sie zu einer anderen Person abschiebe, die genauso vertrauensvoll ist wie ich, könnte ich sie dann loswerden?“ Ich sah den Phönix erwartungsvoll an.

„Ja, dann kannst du dich zurückziehen.“ Dem Phönix schien das gar nicht zu gefallen, was man ihm auch ansah. „Kalitera, komm raus aus deinem Versteck.“, rief da plötzlich der Phönix, da sich das Mädchen sofort versteckt hatte als ich kam und nur kurz darauf war ein Rascheln im Gebüsch zu hören. Nur ein paar Sekunden später tauchte ein Mädchen im Alter von 20 Jahren auf. Das Gesicht kannte ich von irgendwoher und da ich ja ihren Namen schon kannte, wusste ich auch, woher ich sie kannte und diese Frage erübrigte sich somit schon selber.

Kalitera war eine Prinzessin, wie er auf der Flucht vor ihren Eltern und genau wie jeder der anderen aus ihrer Spezies, wusste sie nicht von uns, was ich aber wusste, wie mir wieder einfiel, dass ihr halber Freundeskreis aus Vampiren bestand, da schon jeder dieser Vampire ihn darum gebeten hatte, sie zu einer von ihnen zu machen damit sie um sie werben konnten. Er aber hatte jedes Mal gelacht und gesagt, sie wäre es nicht wert, sie zu verwandeln, da sie eine Prinzessin sei und somit für sie alle unerreichbar. Für die Vampire sowie für Leute, die kein königliches Blut in sich hatten.

„Hallo, sehr erfreut euch wieder zu sehen, Prinz Raphael.“ Ach, stimmt ja, wir waren mal als Freunde von Riley bei einer Feier von ihr aufgekreuzt und haben uns unterhalten über alles, aber nicht über unser Leben.

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Prinzessin Kalitera. Auch wenn ich mir wünschen würde, es würde nicht unter diesen Umständen stadtfinden.“ Mit meinen nächsten Worten wendete ich mich an den Phönix. „Ja, du hast recht, mir gefällt der Auftrag wirklich nicht und es ist mir egal, wem du jetzt verrätst, wer ich bin, da du es ja schon getan hast.“ Und mit diesen Worten und einem enttäuschtem Gesicht drehte ich mich um und lief weg.

Weg vor dem Gefühl des Verrates, das in mir brannte. Weg vor der Vergangenheit. Und weg vor der Zukunft und meinen Schwestern, die immer auf mich aufgepasst haben und mir Mut zugesprochen hatten, wenn ich mich vor lauter Angst eingeschlossen hatte. Sie hatten mich nie allein gelassen. Sogar jetzt half mir ihre Unterstützung sehr um mich hier zu Recht zu finden.

Der Gedanke an meine Schwestern holte mich schließlich zurück, denn mir kam in den Sinn, dass sie von mir schwer enttäuscht wären und mich einen Weichei schellten würden. Flora sagte immer: ‚Wenn man vor etwas wegläuft, hatte man Angst davor oder man will sich vor der Vergangenheit verstecken. Aber vor dem, was geschehen war, kann man sich nicht verstecken ohne sich selbst Schaden zu zufügen. Dies hieß meistens unter den Menschen, dass sie es meistens vergessen, auch wenn ich nicht weiß, wie dass gehen sollte. Wir aber können so was nicht, da dass die Gegenleistung und die Strafe für das ewige Leben ist. Das ewige Erinnern. Man musste sich an alles erinnern auch wenn es Momente im Leben jeden Wesens mal Momente gibt, dir man einfach nur vergessen möchte. ‘ Dann schaute sie immer betrübt zu Boden als wenn sie sich an alle Menschen erinnerte, die sie schon getötet und die, die sie aus diesem Grund verachteten und nicht wussten, was sie ihr damit antaten. Ich wusste es, da ich ihr immer zu schauen musste und sie musste es immer wieder wiederholen, da unsere Eltern ihren Willen brechen wollten. Mit jedem Tag, der verging, starb sie mehr und abgehauen war sie nur um meiner und Madelaines Willen nicht und hatte somit noch mehr erleiden müssen. Bis wir uns bereit erklärten, mit ihr, abzuhauen.

Wieso also hatte ich solche Angst vor Kalitera? Denn ich wusste, dass ich keine Angst vor der Vergangenheit hatte, da ich noch keinen Tag in meinen ganzen bisherigen 223 Jahren zu bereuen hatte. Nicht mal als ich von zu Hause abgehauen bin, denn jeder normale Mensch hätte jetzt Heimweh.

Als ich mich umdrehte um zurück zu gehen um herauszufinden, wieso ich denn jetzt vor ihr Angst hatte, sah ich, wie sie auf das Loch im Boden zuging. Man sah das Loch nicht, da Florian und ich es sehr gut versteckt hatten, denn es war Florians Schlaf- und Versammlungsplatz und obendrein auch noch streng geheim.

Sie schien mir gefolgt zu sein, was sehr offensichtlich war, da man meine Fußspuren sehr deutlich sehen konnte, doch an manchen Stellen sah man sie nicht.

Kurz bevor sie in das Erdloch fallen konnte, riss ich sie zurück, denn Florian und Fabian verabscheuten es, aus dem Schlaf gerissen zu werden, da sie wie ich, normalerweise, nachtaktiv waren und den Schlaf, den sie sich wie andere Manschen nicht in der vom Tag erholten sondern sich am Tag von der Nacht erholten.

Sie durfte einfach kein Geräusch machen, da sie wie Wachhunde auf jeden noch so kleinen Mucks reagiert hätten. Doch beim Wegreißen trat sie auf einen morschen Ast, der laut in der Stille des Waldes knackte.

Sofort hörte man das Knurren von Raubtieren, die ihre Beute gewittert hatten und ich setzte Kalitera mit einem genervten Seufzen auf einem stabilen Ast hoch oben in der Baumkrone des am nächsten stehenden Baumes. Von dort oben rief ich so leise runter, dass Prinzessin Kalitera mich nicht hören konnte. „Florian, Fabian, was soll das? Ich bin es doch nur und hab auch einen ungebetenen Gast dabei. Lasst sie aber in Ruhe, sie steht unter meinem Schutz. Auch wenn ich darüber nicht begeistert bin, aber der Feuervogel hat mich erpresst, dass er mich an das ganze Dorf verraten würde, wenn ich nicht auf sie aufpassen werde.“

Florian, der schnell begriff, wovon ich redete, antwortete genauso leise wie ich. „Was machst du denn da oben? Komm runter, wir tuen euch nichts und das weißt du.“

Ich schnappte mir Kalitera und schwang mich vom Baum, landete auf den Füßen und antwortete. „Wenn ich allein gewesen wäre, würde ich dir jetzt glauben, aber ihr habt wie immer den ganzen Tag verschlafen und habt jetzt Hunger. Dass ihr keine Freunde fresst, ist überall bekannt, aber Leute, die ihr nicht kennt, können hier mal ganz schnell verschwinden. Du weißt doch noch, wovon ich rede, oder?“ Auf seinen betretenen Blick hin musste ich lachen. „Ach, komm schon, das kann jedem Mal passieren. Ich weiß nicht, ob mir das schon mal passiert ist, aber im Blutrausch ist alles möglich. Auch wenn wir es meistens nicht wollen.“

„Was ist dir denn heute für eine Laus über die Leber gelaufen?“ Fabian sah mich neugierig an. Fabian war ein Schneeleopard und somit auch sehr verspielt und am liebsten spielte er ‚Nervt Raphael‘. Dieses Spiel wurde erfunden da, ich mich an jemanden heranpirschte, um die Person zu erschrecken und sie mich immer verrieten, indem sie mich ansprachen. Das Training durfte ich nämlich selbst hier nicht vergessen.

Meine Stimmung schlug in eiskalte Berechnung um. „Keine, du Neunmalklug. Mir ist nur aufgefallen, dass ich Flora lange nicht mehr geschrieben habe und mich bei ihr nie bedankt habe für alles, was sie je für mich gemacht hat. Und glaubt mir, es war sehr viel.“ Ich schaute betrübt zu Boden, denn jetzt sah ich eine Stelle in meinem Leben, für die es sich zu büßen lohnt. Und zwar das Ausnutzen der Älteren, die dafür leiden müssen.

„ Ach, unser kleiner Held bereut es zu leben?“, fragte mich Florian verwundert, da ich eigentlich nie klein beigebe.

„Nein, ich bin kein Held. War ich noch nie und werde ich auch nie sein. Ich bin ein Monster und das wisst ihr auch. Ich wurde so geboren, konnte es mir nie aussuchen. Ich sag jetzt nicht, was ich alles kann, da Kalitera davon nichts wissen soll und ihr wisst, was die Strafe für Verrat ist. Also werde ich es ihr ganz bestimmt nicht erzählen und ihr auch nicht, verstanden.“ Ich sah sie an und sie starrten zurück. Doch gewann ich diesen Kampf, da ich nicht blinzeln musste.

Sie seufzten enttäuscht auf. „Na gut, wir halten unsere Schnauzen.“

„Gut, roter Wolf, weißer Schneeleopard, ich brauche eure Hilfe um Flora zu finden, denn ihr habt immer unsere Briefe übermittelt und wisst daher, wo sie ist. Ich brauche ihre Hilfe.“ Ich gab so was nicht gerne preis, aber wenn ich mit einer Situation mal nicht klar kam, standen mir immer Freunde zur Seite. Doch heute ging das nicht, da nur Flora und ich unsere Geheimsprache konnten und wir sonst nämlich Begriffe benutzten mussten, die uns verraten hätten.

„Wieso roter Wolf?“ Kalitera schaute uns neugierig an, da sie nicht verstand, wovon wir hier sprachen, denn sie lebte noch nicht lange genug unter den Gesetzlosen.

„Als Florian mich vor langer Zeit einmal zu oft genervt hatte, lockte ich ihn unter einem banalen Grund aus dem Haus zum Fluss runter. Dort angekommen, sprang ich auf einen Baum, wo ein paar Farbtöpfe mit roter Farbe standen. Die Farbe war aber nicht wasserlöslich, wie er sehr schnell herausfand.“ Bei dieser Erinnerung musste ich lachen. „ Und wie er sich darüber aufgeregt hat. Er traute sich nicht mehr sich vor seiner Familie zu verwandeln aus Angst, sie würden ihn auslachen. Doch dann gab es ein paar Probleme mit meiner Familie und er musste sich verwandeln, um nicht umgebracht zu werden, denn ich war einerseits zum Glück nicht da und andererseits auch zum Glück meiner Familie, da ich sie nicht mehr ausstehen kann, seit ich weiß, was sie Flora unseretwegen angetan hatten. Zum Glück aller ging es gut aus und ohne dass ich eingreifen musste.“

„Wer ist eigentlich diese Flora von der du die ganze Zeit erzählst?“ Sie sah irgendwie sauer aus.

„Flora ist meine große Schwester und Madelaine meine Zwillingsschwester. Wir sind eine sehr große Familie, größer als du dir vorstellen kannst. Also versuch gar nicht erst mich zu fragen, wie viele wir sind, denn ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wieso wolltest du das wissen. Du bist doch nicht etwa eifersüchtig.“ Jetzt musste ich einfach lauthals loslachen.

„Komm, lass sie in Ruhe, Raphael, wir habe eine Menge zu besprechen. Gehen wir in die Gruft, um deine Ausrüstung zu holen.“ Florian und Fabian wandten sich ab und sprangen in die sogenannte ‚Gruft‘. Kalitera schloss sich sofort an und da ich nicht alleine hier stehen bleiben wollte, stürzte ich mich ihr hinterher in das Loch.

Kaum stand ich wieder auf den Beinen, warf mir Fabian eine kleine, schmale, aber lange Kiste zu. Man sah sofort dass da ein Schwert reinpasste. Ich öffnete die Kiste und schaute nach, ob wirklich noch meine ganze Ausrüstung darin war. Worauf ich aber nicht geachtet hatte, war, wo Kalitera stand. Sie schaute mir über die Schulter und schrie auf als sie den Inhalt der Kiste.

In der Kiste befanden sich ein Kurzschwert und zwei lange Schwerter, fünf Dolche und ein Gürtel mit Wurfsternen, Betäubungspfeilen und einigen Wurfmessern und da ich im Nahkampf nicht so gut war, waren auch Pfeile und ein Bogen aus Elfenbein mit von der Partie.

„Wo hast du denn den Bogen gefunden? Ich dachte, er wäre verschwunden während eins Krieges. Welcher weiß ich nicht mehr.“ Ich hatte, seit es mir bewusst war, immer mit diesem Bogen trainiert und verbannte daher viele Erinnerungen mit diesem Bogen. „Ist auch egal. Ich bin trainieren.“ Und schon war ich verschwunden.

Ich dachte, endlich wäre ich allein. Doch zu früh gefreut.

Kalitera war mir wieder gefolgt und hatte mich kämpfen sehen mit meiner übernatürlichen Geschwindigkeit und starrte mich jetzt entsetzt an. Ich konnte ihr gerade noch den Mund zuhalten, bevor sie aus Angst losschreien konnte und mir das Trommelfell platzte. Als ich mir sicher sein konnte, dass sie nicht wieder losschreien würde, ließ ich sie los. „Halt jetzt einfach den Mund über das was du glaubst, gesehen zu haben, OK.“ Als sie nickte, wich ich vor ihr zurück und wollte schon wieder verschwinden, als sie mich mit einem Schrei davon abhielt.

„Wag es ja nicht, jetzt einfach so zu verschwinden, du verdammter Idiot! Du hast mich nach hier gebracht und mich da hineingezogen…“

Ich fiel ihr so grob ins Wort, dass sie vor Schreck zurückzuckte. „ Ich habe dich nach hier gebracht?“, fragte ich sie so ruhig wie es nur ging und dadurch wurde ich für sie noch gefährlicher, denn wenn ich in so einer Situation die Ruhe bewahre, hieß dies Gefahr. „Wer ist mir nach hier gefolgte?! Wer musste mir unbedingt zu Florian und Fabian folgen?! Also sag mir nicht, ich hätte dich nach hier gebracht, denn du allein bist für deine Entscheidungen verantwortlich und such nicht immer die Schuld bei anderen, denn meistens findet man die Schuldigen. Egal ob sie es wollen oder nicht.“ Ich war so sauer, dass ich meinen Blutdurst nur mit Mühe zurückdrängen konnte. Ganz in der Nähe knackte ein Ast unter schweren Stiefeln. Ich ging in Lauerstellung.

„Raphael, was is…“, fragte Kalitera, doch ich hielt ihr den Mund zu und zischte in ihr Ohr. „Jemand nähert sich uns und ist dabei nicht gerade leise, also sind wir leise, damit er uns nicht bemerkt.“ Als das Rascheln diesmal ertönte, hörte sie es auch und klammerte sich aus Angst noch fester an mir fest. „Schling die Arme um meinen Hals, ich bringe uns hier weg.“ Kaum hatten die Worte meinen Mund verlassen, sprang sie mir fast in die Arme.

Ich sprang auf den nächstgelegenen Baum und lief flink wie ein Eichhörnchen von Baum zu Baum bis ich den Mann sah, der so viel Lärm machte, und erkannte in den Bewegungen unter dem grünen Umhang Riley.

„Riley, du verdammter Hund, was willst du hier?“ Ich war froh, dass es nur Riley war, der schwarze Wolf.

„Wir sind dich am Suchen. Es gibt ein großes Problem.“ Er sah nicht gerade begeistert aus.

„Ok, wir kommen runter und keine Sorge, sie weiß, was ich bin und du kennst sie. Du wirst dich an sie erinnern.“ Ich landete nur wenige Sekunden später vor Riley auf den Füße mit Kalitera auf dem Rücken.

„Ist mir egal, wer sie ist, denn ich, ein paar alte Freunde, ein Engelprinz, ein Schutzengel, der eigentlich keiner sein sollte, und Flora sind bei dem rotem und weißem Gestaltwandler. Wir haben einen Brief von Madeleine dabei. Kommt ihr, es gibt einiges zu besprechen.“ Er wandte sich ab und verschwand im Dickicht.

„Wollen wir denn nicht gehen?“ Kalitera sah mich fragend an. „Und Raphael, wenn du jetzt mit irgendeiner Ausrede kommst, weswegen ich nicht mitkommen sollte, denn du hast keine Ahnung, wieso ich abgehauen bin. Und nur so nebenbei, deine Schwester hat mir verraten, wo ich dich finden kann. Ich wusste, dass sie ein Vampir ist, aber deine große Schwester habe ich nicht wiedererkannt und somit keine Verbindung gezogen.“ Mit einem Seufzer gab ich mich geschlagen und reichte ihr meinen Hand.

„Gut festhalten.“ Ich zog sie in meine Arme und rannte los und war in Rekordzeit bei der Höhle. „Pass gut auf, denn nicht alle alten Freunde werden dir wohlgesinnt sein.“ Ich atmete noch einmal tief ein, da ich Angst vor dem Wiedersehen mit Flora hatte.

Ich gab mich so gelassen wie ich nur konnte, und ging in die Höhle. Doch auf die Freude meiner Schwester war ich nicht vorbereitet, denn sie lief auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Es ist so schön, dich mal wieder persönlich zu sehen, und wie ich sehe, hat sie dich doch noch gefunden.“, meinte Flora da mit einem schelmischen Lächeln, das mir sagte, dass sie irgendwas im Schilde führt.

„Was hast du denn jetzt schon wieder geplant?“ Ich beäugte sie vorsichtig, denn bei meiner ältesten Schwester wusste niemand, woran sie gerade dachte, da sie immer in dem Moment, wo sie was tut, erst darüber nachdachte.

„Gar nichts, außer dass wir uns einen Plan zurechtlegen müssen, um Madelaine zu helfen, da unsere ach so liebe Mutter unseren Vater in den Kampf mit hineingezogen hat, weil sie mittlerweile bemerkt hat, ohne ihn kann sie nicht gewinnen und damit es wieder Gleichstand steht zwischen den Fronten müssen wir ihr helfen. Aber wir wollen dort nicht in eine Falle laufen und müssen daher sehr vorsichtig sein. Du kommst doch mit zu Madelaine, oder, Raphael?“ Flora sah mich abwartend an.

Ich sah Kalitera an und als sie nickte, sah ich mich von meiner Vermutung, dass ich sie nicht so schnell loswerden würde. „Wir sind dabei. Also, was genau schreibt denn unsere kleine Schwester.“

„Nicht viel Neues. Nur dass unsere Eltern noch böser geworden sind und das Mutter gemerkt hat, dass sie gegen Madelaine allein keine Chance hat und hat unseren Vater mit einbezogen, was irgendwann passieren musste, denn Mutter nimmt jeden Vorteil wahr, den sie finden kann und da sie weiß, dass sie nicht ohne uns gegen beide bestehen kann, möchte sie, dass wir ihr helfen und zu ihr gehen. Also alle, die jetzt nicht mitkommen, gehen jetzt bitte und verschwinden. Der Rest bleibt hier und wir überlegen uns eine Taktik, wie wir ohne aufgespürt zu werden zu Madelaine gelangen.“ Flora sprach zu Ende und niemand ging, sondern alle wollten helfen, unser Volk vor der Tyrannei zu retten, denn jeder in diesem Raum hatte schon jemanden aus seiner Familie wegen meinen Eltern verloren und wollte sich dafür rächen.

Wir besprachen noch eine ganze Weile unser Vorhaben und kamen am Ende sogar zu einer Übereinkunft.

Die Stimme meiner Schwester Flora wurde lauter um alle anderen zu übertönen. „Ihr könnt alle schlafen oder packen gehen. Morgen wird ein langer Tag. Ach, und bevor ich es vergesse: Raphael, Kalitera und Linus bleiben hier.“ Alle außer uns vier gingen, sogar Florian und Fabian waren weg.

„So, was gibt es denn bei dir Neues, Flora?“ Ich sah sie neugierig an. „Und wieso bist du in Begleitung des Engels wegen dem du abgehauen bist?“

„Du wusstest, wer er war?“ Sie sah mich an mit einem Blick an, wo ich nicht wusste, was er bedeutete. Als ich nickte, beruhigte sie sich zum Glück wieder. „Wir haben uns unterhalten und einige Missverständnisse beseitigt und wollen es nochmal versuchen.“

„Nochmal?“ Ich sah die beiden bestürzt an. „Und ich hab ihm gesagt, wo du dich versteckst.“

„Ja, nochmal. Als wir das erste Mal zusammen waren, da wusste ich nicht, wer er war und na ja, gut geendet hat es ja auch nicht. Und bevor du fragst, es war vor ungefähr drei Jahren.“ Als meine Worte langsam in ihr Bewusstsein sickerten, starrte sie mich entgeistert an. „Wie, du hast ihm gesagt, wo ich sei?“ Man sah ihr an, dass sie versuchte, den Mund zu halten. Platzte am Ende aber trotzdem mit der Frage heraus. „Ach, egal. Und wie sieht es bei dir aus? Was gibt es bei dir Neues?“

Ich sah Flora skeptisch und sagte an, „Als wenn du das nicht wüsstest.“ Mit einem empörten Schnauben in der Stimme und schaute sie ungläubig an.

„Ja, du hast Recht. Wir sollten auch schlafen gehen. Morgen wir d ein harter Tag und was ich den anderen nicht gesagt habe, ist, dass wir nur noch drei Tage Zeit haben und uns beeilen müssen.“ Flora wandte sich ab und sprach noch, bevor sie und der Engel verschwanden. „Gute Nacht.“

Kaum waren sie weg, fiel mir Kalitera um und Hals und fragte mit piepsiger Stimme. „Wo soll ich schlafen?“ Sie schien sich bei der Frage nicht wohl zu fühlen und wand sich unter meinem Blick.

„Komm mit, du kannst in meinem Bett schlafen und ich auf dem Boden.“ Ich zuckte nur gelassen mit den Schultern und Kalitera sagte auch nicht mehr dazu. Wir alle legten uns schlafen. Manche auf dem Boden, manche in Bäumen und andere in Betten. Der nächste Tag wird hart werden und mit diesem Gedanken schlief auch ich sehr schnell ein.

Der nächste Tag kam schneller, als uns allen lieb war. Doch bevor wir aufbrachen, um zu meiner Schwester Madelaine zu gelangen, nahm ich mir noch schnell Linus zur Seite. „Halt dich von ihr fern, denn ich weiß, dass du sie nicht wirklich magst und das nur tust, um vor deinem Volk nicht blöd dastehen zu müssen, aber uns anderen tätest du einen großen Gefallen, wenn du sie gehen und ihr wahre Liebe finden ließest. Man sagt ja auch nicht umsonst bei uns immer, und da sind wir sogar weiser als ihr Engel da oben, weil hier unten nicht immer alles so ist, wie man es will und man darum kämpfen muss oder sie gehen lassen sollte, aber viele schaffen es nicht und darum sagen wir unter uns immer und auch unter den Menschen gesagt wird: ‚Was du liebst, lass es los. Doch kommt es zu dir zurück, dann behalt sie. Für immer. ‘ oder wie Goethe einst sagte: ‚Man kann die Erfahrung nicht früh genug machen, wie entbehrlich man in der Welt ist. ‘ Lass dir das eine Lehre sein, denn du bist nicht ihre wahre Liebe und sie könnte daher niemals mit dir leben, da es sie umbringen würde und ich will meine Schwester nicht verlieren, verstanden?!“ ich war so sauer, dass ich die Magie, die von ihm ausging, fast nicht bemerkt hätte. „Nimm den Zauber von ihr bevor es zu spät ist, denn du kennst nicht die ganze Wahrheit unserer Familie und warum sie nicht wollte, dass unsere Eltern ihren Willen brachen, denn das wäre der Tod aller.“ Ich klang etwas außer Atem, da ich in Panik geriet. Ich drehte mich ohne ihm eine Chance zu geben, sich zu rechtfertigen und ging.

Kalitera muss das bemerkt haben, denn plötzlich stand sie neben mir und versuchte mich zu beruhigen. Als das nicht klappte, fragte sich mich einige Sachen, die ich nicht komplett mitbekam, da ich versuchte, nicht auf Linus loszugehen. Kalitera wurde immer verzweifelter und holte mich endlich aus meiner Wut. „Komm, lass uns gehen. Es ist an der Zeit aufzubrechen und ich will es nicht zu lange rauszögern.“ Dann drehte ich mich um und kurz danach gingen wir los zu meiner Schwester Madelaine.

Der Krieg von Mutter und Tochter

Der Krieg von Mutter und Tochter

„Haltet eure verfluchten Schnauzen, ihr hirnlosen Trottel“ Ich war so außer mir, dass ich gar nicht merkte, dass ich sie alle anschrie. “ Seid ihr so bescheuert, wie ich euch halte oder habt ihr euer Gehirn in eurem Zimmer vergessen? Auf jeden Fall werden wir Seth nicht angreifen, denn wo sollten wir denn sonst hin, da wir in seiner Burg wohnen und er zu uns gehört hatte und wir nicht mehr nach Hause gehen können, wenn uns etwas an unserem Leben lieb ist, denn sonst hätte ich niemals zugestimmt hier zu wohnen, da ihr ja die Vergangenheit kennt.“ Plötzlich sprach ich mit wehmütiger Stimme und alle erinnerten sich wieder an das, was damals geschehen war. Sogar Liane und Nathan sahen betrübt zu Boden. Mir fiel zu spät ein, dass wir eigentlich nie wieder über diesen Tag reden wollten und wir darauf sogar ein Versprechen geleistet haben. „ Ach. Du. Heilige. Scheiße!!!“ , entfuhr es mir so laut, dass nur ein paar Minuten später Seth in der Tür zum Kerker stand und uns verwundert ansah.

Er sah aus wie immer und anscheinend hatte er gewusst, wo wir waren, denn man hätte uns eigentlich eine Weile suchen müssen und wenn man sich hier unten nicht auskannte, hätte man sich glatt verirren können.

„Madelaine, alles in Ordnung?“ Seth sah mich besorgt an.

Woher wusste er, wo wir waren? , schoss es mir durch den Kopf.

Alle schauten ihn verdattert an und fragten uns, was er hier wollte, auch wenn das offensichtlich war, so wie er mich ansah. Ich wollte glatt zu meinen Kräften greifen, die niemand kannte, da ich eine Verräterin war, durfte ich sie schon aus Sicherheitsgründen nicht benutzen, denn sonst konnten sie mich orten, finden und vernichten. Der Einzige, der es wusste, war Seth. Wobei wir bei dem Grund waren, warum er gegangen war. Doch er durfte nur einer Bedingung gehen, nämlich, er durfte nie jemandem davon etwas sagen, denn sonst wäre er für meinen Tod verantwortlich.

Er sah uns alle an und schaute mich dann fragend an. „ Du hast es ihnen noch nicht erzählt, oder?“ Ich blickte betrübt zu Boden und diese Geste gab ihm die Gewissheit, die er brauchte.

“ Dann beeile dich lieber, bevor es zu spät ist, denn so wie es aussieht, bekommen wir Besuch.“ Ich wurde bei seinen Worten schneeweiß.

„O. k, ihr geht wieder hoch. Liane, Nathan und ich bleiben hier unten.“ Auf die fragenden Blicke hin, sagte ich.“ Einfach nur so, da sie wissen, wer wir sind. Und eine Begegnung zwischen uns nicht gerade schön enden würde.“ In Gedanken setzte ich hinzu, Es würde wahrscheinlich in einem Blutbad enden.

Alle nickten und gingen nach oben. Auch Liane, Nathan, Seth und ich. Nur gingen wir auf den Turm, durch den wir in den Innenhof sehen konnten, da aber Seth nicht so schnell war, wie wir, trug ihn Nathan auf den Turm. Was ich dann aber sah, erschütterte mich zutiefst.

„Was macht denn dein Vater hier?“ Und an Seth gewandt fuhr Liane fort.“ Ich dachte, es wäre nur Madelaines Mutter da?“

„Das ist dein Vater? Der sieht aus wie Dracula.“ Seth klang überrascht.

„Oh, das ist Dracula und… Nein, das ist wahrscheinlich eine Falle oder meine Mutter war so schlau und hat kapiert, dass sie uns besiegen kann. In ihrer Not hat sie dann vermutlich meinen Vater, und mein Vater ist übrigens Dracula, eingeschaltet. Verdammt und das so kurz vor dem Ziel! Manchmal ist Dracula sehr nützlich, aber nicht jetzt.“

Durch den Wind wurden die Worte meiner Mutter zu uns nach oben gebracht. „Wie? Wo ist denn eure Anführerin? Hat sie etwa Angst gekriegt? Ich würde sie gerne mal kennenlernen, da ich nicht weiß, wer sie ist?“

Daraufhin schauten sich die Widerständler verwirrt an und einer musste auch noch sagen: „Sie sagte aber, würden sie kennen und dass eine Begegnung gefährlich enden könnte.“

„Danke, jetzt weiß ich, wer eure Anführerin ist.“, rief meine Mutter und mein Vater konnten es natürlich nicht auf sich beruhen lassen und zusammen riefen sie so laut, dass mir meinen Ohren wehtaten. „Madelaine, Liebes, warum kommst du nicht runter und begrüßt deine Eltern. Ich kann euch drei da oben reden hören also bring Nathan und Liane auch gleich mit! Wir haben was zu klären.“

Ich sprang vom Turm runter und landete auf den Füßen dicht gefolgt von Liane und Nathan. „Nein, es gibt nichts zu klären! Damals hätten wir vielleicht noch reden können, aber nach dem, was ihr Flora angetan, gibt es nichts mehr zu klären. Also verschwindet wieder!“

„Nein, wir werden nicht gehen, sondern reden.“ Meine Mutter sprach viel zu ruhig für ihr Gemüt und das verhieß meistens Ärger.

„Gut, aber dann müsst ihr mich zuerst aber mal fangen, damit ich noch ein Wort mit euch wechsle.“ Direkt nach diesen Worten stürmte ich los in den Wald.

Ich sah nochmal nach hinter, um mich zu vergewissern, dass alle aus der Gefahrenzone raus waren und sah noch, wie der Letzte durch die Falltüren, auf denen sie gestanden hatten, verschwand. Jetzt galt es nur noch, mich selbst in Sicherheit zu bringen, da meine Eltern gerade aus ihrer Überraschungsstarre erwacht waren und mir folgten.

Ich rannte tiefer und tiefer in den Wald hinein, den ich wie meine Westentasche kannte und führte sie in die Irre.

Ich floh aus dem Wald in die Burg, drehte mich wieder um und sah meine Eltern nirgendwo. Sie hatten sich wahrscheinlich im Wald verlaufen und würden erstmals eine Weile brauchen um rauszukommen.

„Liane, wo bist du? Ich brauche die Feder und das Messer, das ich in deine Obhut gegeben hatte, als wir abgehauen sind.“ Hoffentlich wird der Brief, den ich ihnen schreibe auch noch rechtzeitig ankommen.

„Madelaine, du lebst noch und bist unverletzt. Was für ein Glück.“ Liane schien glücklich darüber zu sein, doch bevor ich ihr antworten konnte, umschlangen mich zwei Arme von hinten, wirbelten mich herum, hoben mich hoch, da Seth einen Kopf größer war als ich und mich auf den Mund küsste. Doch anstatt ihn zu schlagen, wie ich es bei jedem tat, meistens sogar auch bei ihm, schlang ich sogar die Arme um seinen Hals. Einfach nur um mir zu beweisen, dass ich noch immer ich war, denn ich mochte Seth wirklich gerne und er mich auch, was auch der Grund war, warum er von meinem wahrem Selbst wusste.

Ich lehnte mich zurück und sah Seth in die Augen, die vor Freude strahlten, da ich somit bewiesen hatte, dass ich ihn mehr als mochte und daraus würde ich nicht mehr so schnell rauskommen. Ich könnte ihm noch so viele Lügen auftischen, er würde keine mehr von denen glauben. „Liane, kannst du mir meine blutigen Schreibsachen geben?“ Ich sah sie einfach nur an.

Liane griff sich in die Haare und holte die Feder und das Messer raus und aus der Luft fischte sie das Tintenfass, das über Jahrhunderte mit demselben Blut voll sein konnte und man das Blut zum Schreiben immer noch benutzten konnte. Sie übergab mir die Utensilien. Ich schaute in das Tintenfässchen, um zu überprüfen, ob es noch voll ist. Es war leer bis auf den letzten Tropfen. „Liane, hältst du das Fass mal unter meine Hand und Nathan, könntest du bitte Seth festhalten, da ich seine Reaktion kenne, wenn er sieht, was ich tue?“ Nathan nickte und legte die Arme von hinten um Seth, damit er mir nicht das Messer aus der Hand schlagen konnte und somit mehr Schaden anrichten würde, als wenn ich mich selbst schneide.

Ich schnitt mir ein Kreuz in die Handfläche und ließ mein Blut in das Fass fließen. Von hinter mir hörte ich Kampfgeräusche, die vermutlich von Nathan und Seth kamen. Kaum war das Fass voll und meine Wunde wieder geheilt, eilte Seth mit schreckgeweiteten Augen zu mir, da er dachte, ich hätte mich ernsthaft verletzt, er hatte außer Acht gelassen, dass ich ein Vampir war und wir sehr schnell heilten. Ich wusste, dass er sich selbst von meiner Unversehrtheit überzeugen musste.

„Verdammt, ich vergesse immer, wer du bist!“ Er schien sauer darüber zu sein, denn unter den Umständen, wie er herausgefunden hatte, wer ich war, war das nur verständlich.

Es war ein Kampf, wie ich schon lange keinen mehr erlebt hatte, da meine Mutter sich normalerweise zurückhielt. Ich wurde wie jeder verletzt, doch zum Glück sah mich keiner an und sah, wie meine Wunden heilten.

Doch während ich mich mitten im Getümmel mitkämpfte, schlich sich meine Mutter wie ein Dieb an und säbelte mir beinahe den Arm ab und im nächsten Moment war sie schon wieder verschwunden.

Liane hatte das gesehen und eilte mit einem streifen Stoff auf mich zu und verband meine Wunde damit niemand sah, wie schnell er wieder ganz sein würde.

Nach dem Kampf brachten mich Liane und Nathan heimlich weg um sich meine Verletzung anzusehen.

Es ist verdammt Scheiße, sich die ganze Zeit verstecken zu müssen. Und das nicht nur vor deiner Mutter sondern auch vor den eigenen Leuten.“ Liane schaute deprimiert zu Boden.

Ja, das stimmt. Aber können wir ihnen nicht sagen, wer wir wirklich sind? Oder besser gesagt, was wir sind? Und dieses ganze Rausschleichen ist zwar eine gute Übung, aber mittlerweile nervt es nur noch. Es ist einfach keine Herausforderung mehr da, die es zu bewältigen gibt.“ Liane schaute betrübt zu Boden, da sie Recht hatte. Wir sollten auch nochmal trainieren, so wie wir es gewohnt waren.

Ja, das wäre noch mal toll. Einfach drauflos zu laufen, wie wir es früher immer gemacht haben, kämpfen, als gäbe es keinen Morgen mehr und mit unseren teuflischen Geschwindigkeit.“ Nathan schien wie immer zu träumen, wenn dieses Thema aufkam. Und wir waren so in unser Gespräch vertieft, dass wir unseren Lauscher gar nicht mitbekamen, bis er dann in den Raum platzte und wir, als wären wir noch kleine Kinder, die beim Pläneschmieden erwischt worden waren, auseinander fuhren.

Was hast du mitgekriegt?“ Ich schaute stinksauer auf ihn runter und meine Augen sprühten gleichzeitig Funken.

Seth wich nicht einen Millimeter vor mir zurück. „Ich habe das ganze Gespräch mitbekommen und wenn ihr nicht wollt, dass ich dieses Gespräch bei den anderen erwähne, dann erzählt ihr mir, was ihr seid.“ Seth schien enttäuscht von uns zu sein, was uns aber nicht viel ausmachte, da wir es schon von vielen anderen Menschen gewöhnt waren. Doch hier war es für jeden anders, da es unsere Mitstreiter waren und er der wichtigste von allen und was er auch herausposaunen würde, würde man ihm glauben.

Ich schrie genau in dem Moment auf, in dem ich antworten wollte. Der Schmerz, als mein Knochen sich wieder einrenkte, war allumfassend und der Schrei war so herzzerreißend, dass Seth seine Wut vergaß und an meine Seite eilte um zu schauen, wie es mir geht.

Ist alles in Ordnung?“ Er sah so verloren aus, dass er mir beinahe Leid tat. Aber eben nur beinahe, denn er wollte uns in den sicheren Tod führen und das konnte ich nicht zulassen.

Geh weg! Du bist hier nicht mehr willkommen und wenn du nicht gehst, dann wirst du erfahren, was wir sind und wer wir sind. Doch das werden dann deine letzten Augenblicke unter den Lebenden sein, verstanden?“ Trotz meines noch schwachen Armes, und der Schmerzen, die ich dadurch auslöste, hievte ich mich aus dem Bett, auf dem ich gesessen hatte, und stellte mich drohend vor Seth hin, der diesmal das einzig Richtige tat und nach hinten auswich, denn im Moment würde ich jedem das Blut aussaugen, ohne mir Sorgen zu machen, dass ich ihn töten würde.

Madelaine, nicht! Lass ihn in Ruhe. Er ist es nicht wert, dass wir alle unsern Kopf riskieren, entlarvt und deiner Mutter übergeben werden damit sie uns nach einer langen Folter dann schließlich umbringt indem sie uns an den Dachen verfüttert.“ Liane wechselte in die Sprache der alten Griechen um.

Ach, vor dem Drachen braucht ihr keine Angst zu haben. Er ist ein guter Freund von mir.“ Ich winkte ihre Vorbehalte mit einer wegwerfenden Handbewegung weg. Und schrie sofort vor Schmerz auf, da ich den heilenden Arm benutzt hatte.

Ich will einfach nur wissen, wer und was ihr seid. Ich hatte nie vor es den anderen zu erzählen.“ Seth wollte einfach nicht aufhören zu fragen, bis wir dann aufgaben und ihm sagten, was wir sind.

Wir sind Vampire und die ganzen Legenden, die ihr euch ausgedacht habt, sind manchmal wirklich beleidigend und dass ihr uns alle unter eine Haube steckt und euch von Vorurteilen leiten lasst, ist rassistisch. Nicht mal wir sind so und geben jedem eine Chance. Und nur weil Dracula so ein Hurensohn ist, müssen wir anderen es nicht unbedingt sein.“ Ich war sauer auf die Menschen, die uns Vampire mit meinem Vater in eine Schublade stecken. Mit solchen Menschen verlor ich meistens schnell die Geduld.

Doch bevor ich ihm sagen konnte, wer wir waren, klopfe jemand an die Tür. Ich dachte, es wäre jemand aus dem Widerstand, aber vor der Tür stand die Familie von Sascha mit einer kranken Person, die ich als Sascha erkannte, in ihrer Mitte. „Oh Gott, was ist los? Was ist passiert? Sascha, wie geht es dir?“ Ich sah sie verzweifelt an.

Madelaine, hilf mir.“, sagte Sascha noch bevor sie das Bewusstsein verlor.

Ihr Krebs ist wieder ausgebrochen und als wir sie zum Arzt bringen wollten, beharrte sie darauf zu dir gebracht zu werden. Weißt du wieso?“ Ihre Familie sah mich ratlos an.

Ja, das weiß ich. Könntet ihr bitte gehen und in der Zeit kümmere ich mich um sie. Sascha wird wieder gesund zu euch zurückkehren.“ Ich sah ihnen tief in die Augen. Schließlich nickten sie und gingen, „Liane, hol die Seile! Nathan, hilf mir sie aufs Bett zu legen und halt sie ruhig, denn sie schlägt um sich und tut sich selber dabei selbst weh.“ Als sich noch immer keiner bewegte, schrie ich: „Los!“ Und sofort stoben sie auseinander.

Hier sind die Seile.“

Gut. Bind sie mit den Seilen ans Bett fest.“ Kaum war Sascha am Bett angebunden, hielten Nathan und Liane Sascha noch zusätzlich fest.

Als ich sie biss, schrie sie auf vor Qual, doch wusste sie auch, dass ich ihr nur helfen wollte und versuchte somit nicht abzuhauen und sich noch mehr zu verletzten.

Ich nahm ihr einen Teil des Blutes und gab ihr als Gegenleistung weiße Blutkörperchen, die den Krebs ein für alle Mal vernichten sollten.

Mit jedem Schluck, den ich trank, wurde ich wieder stärke und konnte mich genau auf der Grenze zwischen Tod und Leben riss ich aus ihr den Krebs raus, von dem so gut wie nichts mehr übrig war, da die Blutkörperchen schon gute Arbeit geleistet hatten und somit tat es auch nicht weh. Damit sie uns hier auch nicht wegstarb, gab ich ihr von meinem Blut zu trinken. Aber nur ein paar Schlucke, denn wenn es nur einer mehr gewesen wäre, dann hätte ich sie in eine Vampirin verwandelt. Auch wenn sie immer davon begeistert war, würde sie es bereuen.

Sie schläft jetzt noch ein paar Stunden, wo ihr sie im Auge behalten müsst, dann wird es ihr wieder gut gehen und sie kann nach Hause.“ Ich war immer noch schwach und musste schlafen damit mein Körper mit dem Regenerieren der Zellen weitermachen konnte.

Made…“, hörte ich noch Lianes besorgte Stimme bevor mir schwarz vor Augen wurde und ich fiel bewusstlos zu Boden.

„Nimm es dir nicht so zu Herzen. Lange weißt du davon ja noch nicht. Du musst dich erst daran gewöhnen.“ Ich suchte auf meinem Schreibtisch nach Papieren worauf man mit Blut schreiben kann. Wo hab ich das Papier hingetan, verdammt noch mal? Ich konnte sie nirgendwo finden.

„Suchst du Papiere, wo Herzen und irgend so ein altes Wappen von Dracula drauf sind?“, fragte mich da plötzlich Seth.

„Ja, genau die. Weißt du, wo sie sind?“

„Ich habe sie in die Schubladen getan, da ich dachte, du bräuchtest sie nicht, habe ich sie weggeräumt.“ Seth holte die Papiere raus und gab sie mir.

„Danke“ Ich wollte anfangen zu schreiben, doch die Worte waren nur für die Augen meiner Geschwister bestimmt. „Könntet ihr bitte alle gehen. Ich möchte alleine sein, wenn ich den Brief an meine Geschwister schreibe, denn nur sie sollen ihn lesen.“ Alle nickten und zogen sich zurück.

Als sie draußen waren, fing ich an den Brief an meine Schwester an zu schreiben:

Liebste Schwester,

es tut mir Leid dich in deiner Ruhe stören zu müssen, doch brauche ich deine und Raphaels Hilfe, da unsere „liebe“ Mutter Dracula mit in den Kampf einbezogen hat. Sie muss wohl bemerkt haben, dass sie alleine keine Chance gegen mich und meine Leute hat. Doch anstatt, dass ich nur euch beide mit einbeziehe, hatte ich gehofft, dass du auch unsere alten Freunde einsammelst, damit wir einen Frontalangriff starten können, denn der Krieg soll endlich vorbei sein und dann wird dein Volk erlöst sein und du wärst Königin. Du könntest all das Unrecht, dass unsere Eltern verbreitet haben, wieder gut machen.

Ich hoffe, dass du mit mir einer Meinung bist und mir hilfst, denn ich bin es müd zu kämpfen und dann mich vor meinen eigenen Leuten zu verstecken, da sie nicht wissen dürfen, wer ich bin und was ich bin. Das strengt einen mehr an als einem lieb ist. Und solltest du bei deiner Antwort deine Vergangenheit mit ins Spiel bringen, ich weiß, dass sie schwerer war, das brauchst du mir nicht immer unter die Nase zu reiben.

Versuch bitte, so schnell wie es geht zu antworten, damit ich meine Leute auf eure Ankunft vorbereiten kann.

Deine kleine Schwester Madelaine mit ihren Freunden Liane und Nathan

„Liane, Nathan, ich weiß, dass ihr hinter der Tür steht. Jetzt kommt doch rein.“ Meine Worte waren noch nicht im Raum verklungen, da hatte ich die Schreibfeder schon nicht mehr in der Hand.

PS: Wir freuen uns auf das Wiedersehen mit euch. Das Leben hier ist so langweilig ohne euch beide. Nathan

PPS; Denk immer an ‚der alte Garten‘ und die Lehre darin, die wir damals lernten. Halt dich immer daran, dann wirst du uns immer finden. Liane

„Was für ein alter Garten?“ Ich sah sie verdattert an.

„Na, das Gedicht ‚der alte Garten’ von Joseph von Eichendorff. Habt ihr noch nie von dem Gedicht gehört?“ Als wir den Kopf schüttelten, atmete sie seufzend aus. „Nun, es geht so:

Kaiserkron und Päonien rot,

die müssen verzaubert sein,

denn Mutter und Vater sind schon lange tot,

was blühen sie hier so allein?

 

Der Springbrunnen plaudert immerfort,

von der alten schönen Zeit,

eine Frau sitzt eingeschlafen dort,

ihre Haare bedecken ihr Kleid.

 

Sie hat eine Laute in der Hand,

als ob sie im Schlafe spricht,

mir ist als hätt ich sie sonst gekannt -

Still, geh vorbei und weck sie nicht!

 

Und wenn es dunkelt das Tal entlang,

streift sie die Saiten sacht,

das gibt ‘s einen wundervollen Klang

Durch den Garten die ganze Nacht.

Ist das kein wundervolles Gedicht?“ Liane sah uns neugierig an.

„Ja, das ist es.“ Ich sah aus dem Fenster, wo gerade der Greif Levi angeflogen kam. „Hallo Levi, wie geht es dir?“

„Gut, könnte aber besser sein. Wofür brauchst du mich denn heute?“ Levi schien gelangweilt zu sein, doch bei Levi musste man allzeit auf der Hut sein, da er ein exzellenter Schauspieler war.

„Du musst diesen Brief meiner Schwester Flora bringen, da wir ihre Hilfe brauchen um den Kampf zu beenden. Machst du das?“ Ich schaute Levi mit meinem Hundeblick, an bis er nachgab und losflog.

„Viel Glück!“, schrie ich ihm noch hinterher bevor er am Horizont verschwand. „Jetzt können wir nur noch Abwarten und Tee trinken“, ich seufzte genervt auf.

Der Familienkrieg

Der Familienkrieg

 

Madelaine

„Wie lange brauchen die um nach hier zu kommen?“ Ich ging nervös auf und ab. Levi war schon vor über einer Woche zurückgekommen und hatte gesagt, dass sich Flora auf den Weg gemacht hatte zu unseren alten Freunden und Raphael.

„Hi, Madelaine, was ist denn mit dir los? Hast du Angst gehabt uns wäre etwas passiert?“ Ich fuhr erschrocken rum und sah Flora und Raphael in zwei Sesseln sitzen und mich interessiert anschauten.

„Schön euch zwei zu sehen. Ihr habt euch aber viel Zeit gelassen.“

„Nein, haben wir nicht, aber wir dachten uns, du würdest gerne einen alten Freund wiedersehen, der so alt ist wie ich.“ Flora stand auf, ging zur Tür und fing an sich mit einem hinter der Tür stehenden Person an zu streiten. „Jetzt komm schon. So schlimm ist es nun auch nicht wie du aussiehst. Wir sehen nicht gerade besser aus und das auch nur, weil wir Sachen zum Wechseln hatten. Also komm jetzt rein oder ich trage dich rein so wie damals raus und glaub mir mein Rücken tut mir immer noch weh, aber das nicht wegen dir sondern wegen den Wunden, die mir mit verrosteten, aber dennoch scharfen Schwertern aus Eisen zugefügt worden sind bei deinem Befreiungsversuch, der auch geglückt ist. Also Marsch! Rein mit dir, Saphir! Sofort!!“ Flora schien aufgebracht zu sein.

„Ja, ja, ich komm ja schon. Beruhig dich.“ Saphir kam rein mit den Händen beschwichtigend erhoben. "Ist ja schon gut.“

„Saphir!“ Ich schrie vor Freude laut und fiel ihm um den Hals. „Es ist schön dich wiederzusehen.“ In sein Ohr flüsterte ich. „Ich habe dich so vermisst.“

„Madelaine, ich dachte, ich würde dich nie wieder.“

„Ha, hab ich doch gesagt. Jetzt schuldest du mir einen Satz Wurfsterne mit entsprechenden Giften.“ Flora lachte voll Schadenfreude auf und ließ das Paar verlegen auseinanderfahren.

„Ja, schon gut. Du kriegst die Sachen sobald hier alles geregelt ist.“ Raphael klang nicht gerade begeistert. Ich schaute Saphir an und wir lachten. Wir lachten bis uns die Tränen kamen und wir uns aneinander festhalten mussten um nicht auf den Boden zu fallen.

„Was gibst da zu lachen?“ Flora schaute uns interessiert an und hatte den Schalk in den Augen sitzen. „Wir wollen dir übrigens noch jemanden vorstellen. Von ihr lässt du aber die Finger, denn sie ist von Raphael.“

„Wie? Du hast die Frau deines Herzens gefunden und sagst es mir nicht! Man hat keine Geheimnisse vor seinem Zwilling.“ Während wir beide uns weiter aufzogen, holte Flora das Mädchen rein. Doch anstatt nervös stehen zu bleiben, ging sie direkt auf Raphael zu, der sie zu meiner Verwunderung direkt in den Arm nahm.

§§§§§§§§§§

Flora

Während ich das alles beobachtete, merkte ich nicht, wie sich Saphir an mich heran schlich.

„Flora, wie kommt es, dass alle ihren Partner haben und nur du nicht? Und woher wusstest du von dem Band zwischen mir und Madelaine? Aber du bist nicht sauer, dass ich es dir nicht gesagt habe?“ Er sah mich zweifelnd an.

„Ich habe zu viele Enttäuschungen in meinem Leben erlitten, als dass ich noch irgendjemandem vertrauen kann. Von dir und meinen zwei Streithähnen als Geschwister einmal abgesehen. Und nein, ich bin nicht sauer. Was ich wohl schade finde, ist, dass du erst jetzt euren Bund akzeptierst. Ich freue mich für dich. Für euch beide, aber gesagt hättet ihr es bei mir nie, da jeder Vampir seine geheime Gabe hat. Nur ich habe mehrere, weshalb ich für deine Freundschaft immer sehr froh war und nie versucht hast meine Geheimnisse zu erforschen.“ Ich klang einfach nur erschöpft, als ich das sagte und Saphir bemerkte es natürlich. Um es nicht zu bemerken, dürfte er mich nicht so gut kenne, wie er es aber tat.

„Was ist los, dass du am Liebsten dich schlafen legen möchtest? Wo ist der freie und starke Wille von damals, der mich immer so fasziniert hatte, denn egal, was deine Eltern auch taten, du gabst dich nie geschlagen und gingst hoch erhobenen Hauptes an deinen Eltern vorbei. Du zeigtest ihnen immer ‚Hier bin ich. Seht mich an. Ihr könnt mich nicht brechen. ‘ Du warst immer so stolz, Flora. Wo ist dieses stolze Mädchen hin. Ich seh hier nur noch einen schwachen Abklatsch von damals vor mir stehen. Ich erkenne dich gar nicht mehr. Ich habe Angst, dass du so kalt werden könntest wie deine Eltern.“ Saphir schien verloren zu sein so wie er sprach.

„Ich bin noch immer ich. Der einzige Unterschied ist, dass ich müde bin. Des Lebens leid. Der einzige Grund, dass ich immer noch hier stehe, sind meine Geschwister gewesen, die aber jetzt jeder einen Partner haben und einen zweiten Babysitter nicht gebrauchen können. Hör mal, Saphir, ich bin 325 Jahre alt und habe immer noch keinen Partner und alle, die ich vor dem Richtigen hatte, haben mir den Glauben an die wahre Liebe genommen. Der Grund, wieso ich jetzt hier bin, ist um mein Volk zu befreien? Danach leg ich mich schlafen und überlass die Königswürde meinem Bruder. Raphael wollte doch eh immer König sein und somit wird sein Traum in Erfüllung gehen. Jeder wird zufrieden sein.“ Ich konnte den Schmerz in Saphirs Augen nicht mehr standhalten und wandte den Blick ab, bevor ich weiter redete. „Lass mir meinen Frieden und nimm ihn mir nicht, denn sonst könnte ich mir nie verzeihen, sie dem allem hier überlassen zu haben. Doch wenn ich bleiben würde, würde ich alles mit meiner Laune zerstören, denn ich wäre keine gute Königin. Das könnte ich meinem Volk nicht antuen und überlasse die Königswürde deshalb den guten Händen Raphaels. Also lass mich gehen und rede mir kein schlechtes Gewissen ein. Bei meinen Gaben könnte das gefährlich werde, da ich sie auch im Schlaf einsetzen kann.“ Ich drehte mich um und ging raus durch den Geheimgang, den niemand kannte und rannte fast die Treppe hinauf auf den Turm.

Ich überblickte das Land und wusste, dass ich das alles zerstören würde, wenn ich regieren sollte.

Raphael kann nicht regieren, doch trotzdem wäre er ein besserer König als ich eine Königin.

Ein kleiner schwarzer Drache kam geflogen und setzte sich zu mir auf die Zinnen des Turms. „Ach Diabolo, ich hoffe, du musst nicht so weit gehen und deine Freunde und Familie belügen, denn ich sehe meinen Sinn in diesem Leben nicht mehr, denn ich habe ihn bald erfühlt und dann ist kein Platz mehr für mich auf dieser Welt. Ich hoffe, dass ich meiner Familie nicht zu viel Kummer bereiten werde. Und auch dich werde ich nicht mehr beschützen können. Du wirst mir fehlen. Genau wie die Streitereien meiner Geschwister und die Erkundungstouren mit Saphir, wo alles Mögliche aufzustöbern war und gefunden werden wollte. Es wird mir alles fehlen.“ Und ganz leise, damit nur ich es hörte. „Aber zum Glück nicht allzu lange.“

§§§§§§§§§§§§§

Raphael

Kaum dass Flora den Raum verlassen hatte, kam Riley rein.

„Flora, ich dacht…“ Riley verstummte wieder als er von uns allen angeschaut wurde als wäre er unser schlimmster Albtraum oder der Verkünder unseres schlimmsten Albtraums. „Ich komme dann später noch mal.“ Riley wollte sich gerade zurückziehen als ich meinte.

„Madelaine, wo ist Flora eigentlich?“ Ich sah mich gehetzt um, konnte sie aber nirgends entdecken. „Saphir, du warst der Letzte, der mit ihr gesprochen hat. Wo ist sie hin?“

„Ich weiß es wirklich nicht, du musst mir glauben.“ Er schien verzweifelt.

„Saphir, was hat sie gesagt, dass du so verzweifelt bist?“ Madelaine schien zu merken, dass etwas nicht stimmt.

„Ich darf es nicht sagen. Das ist ein Versprechen, das wir uns zehn Jahre vor eurer Geburt gaben. Glaubt mir, ihr wisst so gut wie nichts über eure Schwester. Eine Sache sage ich euch, denn ich will sehen wie gut ihr eure Schwester kennt. Sie sagte, sie will schlafen. Was meinte sie wohl damit?“ Er sah uns herausfordernd an.

„Na ja, dass sie müde ist.“, meinte Madelaine.

„Sie will wahrscheinlich einfach ihre Ruhe.“, meinte ich.

Nur Riley schien zu verstehen, worauf ich hinaus wollte. Das dachte ich eigentlich, doch als ich seinem Blick folgte, sah ich einen kleinen schwarzen Drachen auf uns zufliegen und auf dem Dach landete, hörten wir ihn nicht mehr.

„Was war das?“ Liane schien erschrocken. Sie hatte wahrscheinlich noch nie einen Drachen gesehen, der frei herumflog.

„Das war Diabolo. Ein kleiner schwarzer Drache. Er ist kaum zwei Jahre alt und ein guter Freund und Zuhörer. Also keine Sorge. Und um auf das Thema zurückzukommen. Ihr liegt alle falsch. Ich kenne eure Schwester besser als ihr. Und wenn ihr jetzt mit ‚Aber du kennst sie schon länger als wir.‘ Scheiß kommt, dann raus hier, denn ihr wisst nicht das Geringste über sie.“ Saphir wurde immer wütender, je mehr wir versuchten zu beweisen, wie gut wir sie kannten. Aber anscheinend kannten wir sie überhaupt nicht.

„Sie hat so viel für euch riskiert. Habt ihr euch jemals bei ihr bedankt?“ Jetzt wurde auch Kalitera wütend. Wir den Kopf schüttelten. „Raphael, hast du ihr eigentlich mal in die Augen gesehen oder überhaupt ins Gesicht?“ Ich schaute zu Boden. „Und was ist mit dir Madelaine? Hast du ihr mal in die Augen oder ins Gesicht geschaut?“ Auch Madelaine senkte den Kopf. „ Hört mal. Ich habe es getan und was ich sah war Erschöpfung. Einfache Erschöpfung, wie ich sie noch nie bei einem Menschen gesehen hatte. Aber sie wuchs mit der Reise. Je näher wir dem Ort hier kamen umso erschöpfter war sie und sie wurde mit jedem Tag, der verging, mutloser. Und jetzt sagt mir mal, was das bei euch Vampiren heißt.“

„Dass man sich bald schlafen legt, um erst in ein paar Jahrzehnten oder nie mehr aufzuwachen. Das heißt, dass sie uns verlassen wird. Flora hätte sich schon vor Jahren schlafen gelegt, hätte es uns nicht gegeben und jetzt haben wir einen Partner und sie nicht. Sie sieht vermutlich keinen Sinn mehr in ihrem Leben, weil sie wahrscheinlich merkt, dass wir sie nicht mehr brauchen und wir waren die einzigen, die sie brauchten.“ Ich ließ mich auf den Boden fallen und fing an zu weinen. Kalitera eilte zu mir und nahm mich in den Arm. Dabei merkten wir nicht, wie eine Tür sich öffnete und ein Drache und Flora ausspuckte. Flora sah sich um und marschierte auf die große Doppeltür zu. Sie schlüpfte mitsamt dem Drachen durch die Tür. „Es ist ja alles gut. Wir können sie vielleicht noch umstimmen.“ Kalitera sah Saphir fragend an.

„Nein, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann man sie nicht mehr umstimmen. Der Einzige, der sie umstimmen könnte, müsste ihr Seelengefährte sein und auch bereit dazu. Es tut mir unendlich leid.“ Saphir schaue betrübt zu Boden.

„Gab es in der Geschichte der Vampire jemals einen Vampir, wo der Seelengefährte nicht aus derselben Gattung kommt?“ Mit dieser Frage überraschte Riley uns alle.

„Keine Ahnung, da musst du Flora fragen. Sie hat Geschichte studiert und lebt schon hundert Jahre länger als wir.“ Raphael nickt als Zustimmung von dem, was seine Zwillingsschwester gesagt hatte.

§§§§§§§§§§§§

Flora

„Diabolo, sei still, wenn jemand mitbekommt, dass du hier bist, fliegst du wieder raus, da alle Angst vor Drachen haben oder nicht an sie glauben. Und dabei wollen wir es doch belassen. Und nebenbei werde ich dann von deiner Familie bestraft, weil du den Fehler unter meiner Obhut gemacht hast.“ Ich flüsterte es Diabolo als Drohung ins Ohr, da er verstand, wie ich die Drohung meinte. Er nickte mit dem Kopf als Zeichen, dass er verstanden hatte.

Wir liefen den Flur entlang bis zu dem Zimmer, wo ich einquartiert war. „Los, rein mit dir, Diabolo, bevor dich jemand sieht.“ Ich hielt ihm die Tür auf und er flitzte flink wie ein Fuchs in mein Zimmer. Ich schlüpfte direkt nach ihm in mein Zimmer. Doch anstatt einen Drachen vorzufinden, stand ein nackter, süßer, kleiner Junge vor mir. „Diabolo?“ Ich sah ihn verwirrt an. Als er nickte, lachte ich vor Freude laut los. „Du hast es gelernt. Du hast es geschafft.“ Ich fiel ihm um den Hals sodass er fasst mit mir auf dem Boden gelandet wär.

„Ja, ich hab es gelernt, Flora. Meine Lehrer meinten, ich sei ein Naturtalent.“

„Ja, das bist du in der Tat. Komm, lass uns schlafen gehen. Ich bin müde, du nicht?“ Ich ging zu meinem Bett, legte mich hin und schlief sofort ein.

Ich wachte eine kurze Zeit später auf und merkte, dass Diabolo in meinen Armen schlief. Anscheinend konnte er immer noch nicht alleine schlafen.

Komm, schlaf weiter, flüsterte da eine Stimme in meinem Kopf, Deine Gedanken sind nicht zur Ruhe gekommen und lassen mich daher auch nicht ruhen. Lass mich schlafen und ich sage dir, wenn alles vorbei ist, wer ich bin. Also schlaf jetzt und träum was Schönes, meine Liebste.

Ich setzte mich ruckartig auf und schaute mich um. Vielleicht war jemand in meinem Zimmer wollte mir einen Streich spielen. Doch niemand befand sich in dem Raum.

Schlaf, Flora, dachte ich, du musst morgen fit sein, um einen Schlachtplan aufzustellen. Ich schlief ein, aber ich hatte keine schönen Träume.

Ich lief durch die Gänge des Schlosses meiner Eltern, um in den Keller zu gelangen. An einer Gabelung trennte ich mich von meinem Trupp. Ich musste den Schlüssel für die Zelle in der Saphir steckte, bei meiner Mutter holen.

Vor der Zimmertür holte ich noch einmal tief Luft und ging hinein. Ich schlich zum Bett meiner Eltern auf der Seite meiner Mutter. Sie schlief so schön wie ein Engel, doch das kann dich oft täuschen. Ich nahm ihr so leise wie früher den Schlüssel vom Hals und war schneller wieder aus dem Zimmer, als dass man mich hätte sehen können.

Ich lief zu der Zelle, wo alle schon auf mich am Warten waren.

Gott, dir geht es gut. Was für ein Glück, dass sie dich nicht gesehen haben.“ Mit diesen Worten wurde ich von meinem Bruder in Empfang genommen.

Mir geht es gut und jetzt lasst uns Saphir endlich aus der Zelle holen und verschwinden.“ Ich schloss die Tür auf und ging rein. Ein mächtiger Kopf sah zu mir runter und wollte gerade Luft holen um Feuer zu speien.

Wenn du hier rauskommen willst, dann lässt du das lieber bleiben, Saphir.“ Ich sah ihn nicht einmal an als ich auf ihn zuging und die Fesseln von ihm löste. Kaum waren die Fesseln von ihm abgefallen, wie der Zauber, der verhinderte, dass er sich verwandelte, verwandelte er sich in einen Menschen und umarmte mich.

Tut es gut, ein vertrautes Gesicht zu sehen, dass einen nicht foltern will.“ Und schon brach er zusammen durch die ganzen Verletzungen, die er erlitten hatte.

Nein, das darf nicht wahr sein; Du darfst nicht sterben, denn Madelaine wird mich dafür verantwortlich machen. Und mich darfst du nach der langen Zeit auch nicht verlassen.“ Ich war verzweifelt genug am Ende den Entschluss zu fassen, ihn mit meiner Heilkraft zu heilen. Auch wenn sie noch nicht stark genug für so viele Wunden war, ich würde es versuchen und wenn es sein muss, auch daran sterben.

Mit jeder Sekunde, die verging, wurde ich schwächer. Ich merkte schon bald nichts mehr und auch als ich schließlich auf den Boden fiel, fühlte ich es nicht mal. Saphir war mit jeder Sekunde, die verging, stärker geworden und trug mich raus.

Wer bist du?“ Riley sah ihn argwöhnisch an bis er mich in seinen Armen liegen sah und mich nicht mal bewegte. „Was ist mit ihr?“ Er vergaß seine bekannte Reserviertheit und lief auf mich zu, um mich aus Saphirs Armen zu holen und mich selbst zu tragen.

Hallo Saphir, darauf hätte ich kommen sollen, dass sie dich hier rausholen würde als sie sagte, sie hole einen sehr alten Freund aus den Fängen unserer Eltern. Es tut gut dich gesund und munter zu sehen. Was ist mit meiner Schwester passiert, dass sie am Schlafen ist?“ Raphael sah mich an mit einem Blick, den ich nicht beschreiben konnte.

Flora hat sich überanstrengt und schläft um sich zu erholen. Aber jetzt sollten wir von hier verschwinden, bevor die Wache hier wieder vorbei kommt, denn dann sind wir alle dran und sie wird dann wahrscheinlich nie wieder aufwachen.“ Er sah wehmütig auf Flora.

Wie kommen wir hier raus, da nur sie den Weg kennt, haben wir uns nicht viel dabei gedacht, weil wir dachten, sie würde nicht schlafen, nachdem sie dich befreit hat. Jetzt bist du der Einzige, der den Weg kennt.“ In sein Ohr flüsterte Raphael. „Und wenn du Madelaine wiedersehen möchtest, dann verrätst du uns besser nicht.“

Wie? Madelaine lebt noch? Eure Eltern erzählten mir, sie sei tot.“

Oh, Madelaine ist ganz bestimmt nicht tot, da sie die Anführerin des Wiederstandes ist, müsste auch der Widerstand mit ihr gestorben sein und das ist er ganz bestimmt nicht. Und der Brief war mit ihrem Blut geschrieben. Kein anderer hat ihn geschrieben. Na ja, Nathan und Liane haben natürlich auch ihren Senf dazugegeben, aber mit ihrer Unverkennbaren Handschrift.“

Eine neue Entschlossenheit war in Saphirs Augen getreten. „Gut, dann gehen wir.“ Und schon lief er los mit Riley direkt hinter ihm.

Riley sah die ganze Zeit besorgt auf mich nieder und drückte mich noch fester an sich, dass ich blaue Flecken davon bekommen würde.

Ich wachte auf und sah Rileys Gesicht, das schmerzerfühlt war. Er hatte ein Messer in der Hand und fing an ein Gedicht aufzusagen, dass ich nicht kannte:

Was schleicht in der Dunkelheit herum?

Es erschreckt die Leute oder bringt sie um.

Wer ist der Geist, der weht umher

Und hilft ihm gerne immer mehr?

Es schlitzt die Bäuche immer auf

Und hinterlässt Messer mit Namen drauf.“

Mit einem Schrei fuhr ich erschrocken aus dem Schlaf und sah Riley über mir und dieses Gedicht murmeln, aber er hatte kein Messer in der Hand. Er fuhr mir mit einem Finger über die Backe und sah mich erleichtert an.

„Endlich bist du wach. Ich dachte schon, ich müsste dich rütteln und schütteln, damit du wieder mit dem Schreien aufhörst und jedem hier im Haus Angst machst.“

„Was ist denn passiert?“ Der Traum webte sich tief in mein Unterbewusstsein ein, bis ich ihn nicht mehr vergessen konnte. Ich schüttelte einmal den Kopf und sah wieder klarer. „Wo ist Diabolo?“

Von hinter mir hörte ich eine kleine Stimme, an die ich mich noch nicht gewöhnt hatte. „Ich bin hier, keine Sorge, aber ich musste ihn holen, da ich dich nicht wachbekam. Das ist doch kein Problem für dich, oder?“

„Nein, ist es nicht. Und danke, dass du es getan hast.“ Ich sah ihm dankbar in die Augen und an Riley gewandt sagte ich. „Könntest du bitte gehen. Ich möchte noch etwas schlafen.“

Riley nickte. Als er keine Anstalten machte zu gehen, legte ich mich mit Diabolo in meinem Armen hin und tat so, als ob ich schlafen würde, damit er endlich ging.

Doch mit dem, was er tat, hatte ich nicht gerechnet.

Er beugte sich über meine Stirn und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf gut und träume diesmal besser als gerade eben.“ Er drehte sich um und ging raus, wobei er nochmal zurückschaute und Tränen in den Augen hatte, als wüsste er, was ich vorhatte, was natürlich nicht sein konnte, da niemand es wusste.

„Flora, ich kann nicht schlafen. Singst du mir das Lied über die Falken?“

„Ja, das mach ich. Leg dich hin, schließe die Augen und hör einfach zu.

Der Falke fliegt,

der Falke schwebt,

er wohnt hoch oben,

wo ihn niemand sieht.

Er fliegt frei und ohne Zwang

Und schafft alles immer ohne Klang.

Er lebt oft allein und ohne Mann.

Doch kommt es zu Streit,

dann macht er sich bereit

und löst alles ohne Halt.

Falco ist schnell und bekannt.

Er ist oft hier,

Aber ohne Stier.

Er ist nicht listig, wie ein Fuchs

Doch langsam ist er nimmermehr.

Der Falke fliegt,

der Falke schwebt,

er wohnt hoch oben,

wo ihn niemand sieht.“

Diabolo war eingeschlafen, sobald die letzte Silbe verklungen war.

„Schlaf gut, kleiner Prinz. Morgen wird ein harter Tag.“ Auch ich sollte wieder schlafen und diesmal wachte der Falke über mich.

§§§§§§§§§§§§§

Raphael

„Also, was war denn jetzt dein Plan, Schwesterherz?“ Ich sah sie an, da ich endlich nach Hause wollte. Ich vermisste es schon die ganzen drei Jahre.

„Als erstes wird hier mal eine Unwahrheit aufgedeckt.“ Madelaine sah Flora, Nathan, Liane und mir einmal tief in die Augen. „Und zwar die Wahrheit, wer wir sind. Oder besser gesagt, was wir sind.“

„Wie? Du hast es ihnen nie gesagt?“ Flora sah sie bestürzt an.

„Ja, weil ich ihre Einstellung auf das Thema kenne und so wie ihre Antwort ausfällt, werden wir einen großen Angriff durchführen oder einen Hinterhalt, wo du dann der wichtigste Faktor sein wirst, Schwester.“

„Was hat sie uns nicht gesagt?“ Einer aus dem Widerstand sah von einem zum anderem. „Wisst ihr, wovon die reden?“ Alle schüttelten den Kopf.

„Ich weiß es.“, meldete sich da Seth zu Wort. „Und euch wird die Antwort auf die Frage nicht gefallen, glaubt mir. Mir gefiel sie zuerst auch nicht, aber ich habe ihre Hintergründe verstanden und nicht jeder ist wie der andere in ihrem Volk.“

„Wie viel hast du ihm erzählt?“, sprachen Flora und ich wie aus einem Mund.

„Last mich überlegen. Wer wir sind und welche Rolle wir in unserem Volk spielen, wer unser Vater ist und noch vieles mehr. Im Großen und Ganzen einfach alles.“ Sie schaute so sorglos, dass wir wussten, sie hatte ihm nicht alles erzählt.

§§§§§§§§§§§

Madelaine

„Ok, wir sind Vampire und wir trinken selten Blut, können in der Sonne herumlaufen ohne zu sterben, essen Knoblauch, auch wenn es nicht jedermanns Lieblingsgericht ist. Wir können auf geweihten Boden, sterben auch nicht beim Anblick eines Kreuzes. Was wohl stimmt, ist, dass wir schneller, stärker, schlauer durch unser langes Leben sind und besser sehen können. Und ach ja, bevor ich es vergesse, Dracula ist mein Vater genau wie der von Flora und Raphael. Unsere Eltern sind die Anführer unseres Volkes und richtige Tyrannen, das wissen wir. Darum sind wir auch abgehauen. Raphael und ich haben davon nicht viel mitbekommen, da wir nicht die Erstgeborenen waren sondern Flora. Sie hat viel erleiden müssen, mehr als sie uns weismachen will. Sie war es, die uns überredete zu verschwinden. Doch den Grund hat sie uns nicht gesagt.“ Ich wollte alles loswerden und hinter mich bringen. Doch eine Bewegung aus dem Augenwinkel ließ mich innehalten. „Du kanntest den Grund, nicht war, Raphael?“ Ich sah ihn böse an.

„Ja, das tat ich und tue ich noch heute, aber ich dachte, es hätte einen speziellen Grund, warum sie uns ihren Grund nicht nannte. Als wir dann weg waren, sahen wir die Außenwelt zum ersten Mal und ich wusste den Grund, warum sie es uns nicht gesagt hatte. Wir hätten Flora nämlich verraten, wenn sie es uns erzählt hätte, da unsere Eltern bei uns die liebsten Engel der Welt waren. Was ich aber außerdem noch wusste, wusste ich, da ich dir einmal zu einer Versammlung gefolgt war und sie auch bis zum Ende verfolgt hatte.“

„Wann war das? Welche der vielen Versammlungen hast du gesehen?“ Flora schien fast keine Luft mehr zu bekommen und in ihren Augen sah ich Tränen schwimmen.

„Da war nichts Besonderes.“ Flora schien erleichtert aufzuatmen. „Ah, Moment noch, da war noch eine Stelle, die ich nicht mitbekommen habe, da ihr in den Keller gegangen seid. Danach hörte ich euch streiten. Du sagtest etwas, dass sehr nach Schiller klang, nämlich ‚Der Krieg ernährt den Krieg! Erinnert ihr euch noch an dieses Zitat! ‘ und kurz darauf hörte die Schreie, die ich noch den ganzen Tag gehört hatte.“ Raphael sah Flora fragend an. Flora aber schrie auf.

„Nein, nein, nein! Wieso ausgerechnet dieser Tag?! Das darf nicht wahr sein. Jeder andere Tag hätte es doch auch getan.“ Flora ging zu Boden und fing an lauthals los zu schlurzen und zu weinen. Flora hatte noch nie in ihrem Leben geweint. Auch nicht an dem Tag, an dem alles passiert war. Als ich sie einmal danach gefragt hatte, verstand ich ihre Antwort nicht. Doch jetzt verstand ich, was sie damals mit dem Zitat ‚Wie Schatten flieht die Lieb‘, indem man sie verfolgt. Sie folgt dem, der sie flieht und flieht den, der ihr folgt. ‘ von Shakespeare aus ‚Die lustigen Weiber von Windsor‘ meinte. Sie hatte immer versucht, sich selbst zu bewahren, was ihr auch bis zu einem gewissen Zeitpunkt geglückt war, aber etwas hatte ihr einmal einen Dämpfer gegeben, wodurch sie sich teilweise selbst verloren hatte. Sie hatte ihr restliches Leben versucht, dieses Stück ihres Selbst wieder zu erlangen. Doch sie hatte es nicht geschafft, diese Seite wiederzufinden.

„Oh Gott, Flora, was ist denn los?“ Riley war nach vorne gestürzt ohne dass es jemand bemerkt hätte, da wir uns alle fragend angesehen hatten. „Ich bringe sie hier raus.“ Er stand auf, nahm sie wieder in seine Arme und trug sie raus in den Garten, wo er sie einfach ins Gras legte und wartete und wartete, bis sie sich ausgeweint hatte.

§§§§§§§§§§§

Flora

Ich musste mal wieder einen dieser Blackouts gehabt haben, die mir mittlerweile tierisch auf die Nerven gingen.

Ich sah mich um und entdeckte Riley schlafend neben mir. Es war wohl schon Nacht geworden und er hatte sie nach hier gebracht. Er hatte sich wahrscheinlich Sorgen gemacht und war geblieben um sich überzeugen zu können, dass es mir auch wirklich gut geht. Ich stieß ihm gegen die Schulter, bis er wach war. Naja, er war noch leicht verpennt und merkte nicht gleich, was los war.

„Was ist gestern passiert und wie viel Uhr haben wir?“ Auch ich war noch teilweise am Schlafen, wie ich merkte.

„Du hast angefangen zu weinen und jeder hat dich erschrocken angestarrt. Ich habe dich nach draußen getragen. Als es aber immer noch nicht besser wurde, habe ich dich nach hier gebracht. Zu der Zeit war es Mitternacht. Als ich dich hier hingelegt hatte, war ich anscheinend müder als ich gedacht hatte, denn ich muss direkt eingeschlafen sein und bin dabei auf deinem Bett gelandet, ohne es zu merken.“ Riley schüttelte einmal den Kopf um wieder klar zu sehen.

„Du wolltest einfach nicht gehen. Gib es zu, wenn es die Wahrheit ist, du Weichei.“ Ich zog ihn gerne auf, da es mich immer zum Lachen bringt.

„Das nimmst du zurück!“ Er stürzte sich auf mich und kitzelte mich, bis ich lachend meine Niederlage eingestand. Als er von mir abließ, stürzte ich mich auf ihn und diesmal ich kitzelte ihn. Am Ende lagen wir beide lachend auf meinem Bett und hielten uns aneinander fest, um nicht runter zu fallen. Durch das Fenster schien uns der Mond anzulachen und machte alles so wunderschön mit seinem Scheinen.

„Komm, es ist noch spät, lass uns noch etwas schlafen.“ Ich kuschelte mich in seine Armbeuge und schloss die Augen.

„Heißt das, ich darf bleiben?“ Er schien überrascht.

„Ich auch?“, kam die Frage von oben.

„Natürlich, Diabolo, du bist immer willkommen.“ Diabolo kletterte in meine Arme, schloss die Augen und war in der nächsten Sekunde schon eingeschlafen. Mit Diabolo in den Armen drehte ich mich, behutsam, um ihn nicht zu wecken, um und schmiegte mich an Rileys Brust. Dieser gab mir noch einen Kuss auf die Stirn und schlief sofort mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Auch ich schlief schneller als sonst ein. Mein letzter Gedanke war, dass ich das noch nie gemacht habe. Einen Jungen freiwillig bei mir schlafen zu lassen. Ein Junge, der nicht Diabolo hieß.

§§§§§§§§§§

Madeleine

„Also werden wir einen Überfall veranstalten, da wir auf die Unterstützung des Widerstandes nicht hoffen dürfen.“ Die Tür ging auf und Flora und Riley kamen herein mit Diabolo im Schlepptau. „Schön, dass ihr uns auch mal mit eurer Anwesenheit beert. Was hat euch denn so lange aufgehalten?“ Ich sah sie neugierig an.

„Wir haben verschlafen. Mehr nicht. Und wenn du uns nicht glaubst, Diabolo hat die ganze Nacht bei uns geschlafen.“ Im selben Moment fiel meiner Schwester auf, was sie gesagt hatte und sie bis sich auf die Zunge, bevor sie sich noch tiefer reinredete und nicht mehr herauskam. „ Ist jetzt auch egal. Was habt ihr gerade besprochen?“ Sie setzte sich an ihren Platz und Riley nahm sich den freien Stuhl daneben, was im Prinzip schon komisch war, da sie eigentlich niemanden neben sich duldete.

„Was war…“ Meine Stimme verlor sich als Flora mir einen bitterbösen Blick zuwarf. Einen, den ich bei meiner Schwester noch nie gesehen hatte. „Also, wie ich eben schon sagte, werden wir einen Hinterhalt planen und wahrscheinlich ohne Hilfe des Widerstandes. Seid ihr damit einverstanden?" Ich sah beiden tief in die Augen.

„Für mich ist das kein Problem, aber ich glaube, ich sollte ab jetzt planen, wie es weitergeht, oder, was meinst du, kleiner Bruder. Ich und Saphir.“ Flora sah mir in die Augen und wartete auf meine Zustimmung.

„Ja, das wäre keine schlechte Idee. Ihr kennt unsere Eltern gleich lang. Wer von euch ist eigentlich älter?“

„ Ich bin einen Tag älter als Saphir, darum haben wir auch immer zusammen aus meinem Geburtstag raus und in seinen rein gefeiert. Damit niemand fragt, wer älter ist.“ Flora lächelte vor sich hin, ohne einen ersichtlichen Grund.

„Also“, riss ich Flora aus ihren Gedanken. „Wie geht es denn jetzt weiter. Wie werden wir vorgehen.“

„Der Hinterhalt sollte am besten in dem dichtesten Gebiet der Taiga stattfinden, dort, wo uns niemand sieht. Deshalb werden wir in den nächsten Tagen üben über Holz zu laufen ohne ein Geräusch zu verursachen. Außerdem werden wir dich, Saphir, und wenn es Diabolos Eltern erlauben, wird auch er als Ablenkung dienen. Diabolo aber wird danach sofort nach Hause zurückfliegen und Saphir, du wirst dich erst einmischen, wenn es wirklich nicht anders geht oder natürlich, da ich weiß, dass es bescheuert wäre, das von dir zu verlangen, wenn Madelaine in Lebensgefahr schwebt. Wir anderen lauern in den Bäumen. Wer ist gut mit Pfeil und Bogen?“ Flora sah sich im Raum um. Die Hände von Madelaine, Nathan und Seth hoben sich. „Gut, du kannst mitkommen, Seth, weil du jetzt schon seit drei Jahren gegen unsere Eltern am Kämpfen bist. Daher ist es kein Problem. Kalitera, du wirst mit Terra, Kalitara und Electra hierbleiben und ihr werdet euch um die Drachenwandler kümmern, die hier eintreffen werden. Und Raphael würde mich umbringen, wenn ich dich mitnehmen würde. Also ich rede mit den Drachen und ihr macht euch bereit fürs Training.“ Alle nickten.

„Hey, was ist mit mir?“ Riley schien beleidigt zu sein.

„Du gehörst zu der Baumspringergruppe, wo alle sind, die nicht gut mit Pfeil und Bogen umgehen können.“

„Ok, damit bin ich zufrieden.“ Er nickte.

„Du hast keine andere Wahl, als in diese Gruppe zu gehen, denn sonst bleibst du hier. Und darfst den Frauen beim Betreuen helfen und Drachen sind manchmal richtige feuerspeiende Giftzwerge.“ Flora stand auf, zwinkerte ihm zu und ging nach draußen.

„Eure Schwester ist einfach unverbesserlich.“ Er sah ihr sehnsüchtig nach.

„Du… Du magst sie. Ich meine, du magst sie richtig.“ Ich schrie begeistert auf.

„Sei still! Und ja, ich mag sie. Sie ist eine richtig gute Freundin.“ Riley schien mich nicht zu verstehen.

„Meine kleine Schwester meint, dass du in sie verliebt bist. Das stimmt doch, denn sonst hast du kein Recht ihr hinterher zu starren. Oder bei ihr in einem Bett zu schlafen. Auch wenn es dieses Mal nur schlafen war, es könnte sich bald ändern. Also sei auf alles gefasst, was nach dem Überfall passieren könnte.“ Raphael schaute betrübt zu Boden als ich aufstand und meiner Schwester folgte und hinausging.

Jeden Tag wurde von morgens vier Uhr an trainiert bis abends um zehn Uhr. Wir fielen alle am Ende in unsere Betten und schliefen ein. Nur meine Schwester Flora sah ich in den Nächten, wo ich nicht schlafen konnte, durch das Schloss geistern und überlegen. Sie schlief keine einzige Nacht bis die Farbe ihrer Haut irgendwann zu der Farbe in der Legende passte. Mit jedem Tag, der verging, machte ich mir mehr Sorgen um Flora.

Eigentlich sollte es ja andersherum sein. Sie sollte sich Sorgen um Raphael und mich machen, doch dabei bereitete sie uns unendliche Qualen, da wir nicht wussten, wie wir ihr helfen konnten.

So vergingen die Tage und mit dem Verstreichen wurden wir immer besorgter und sie immer stiller. Sie sprach nur noch das Nötigste mit anderen und den restlichen Teil des Tages verschwand sie einfach. Sie tauchte so leise und schnell auf, dass jeder erschrocken aufschrie. Aber auch jedes Mal verschwand sie auf genau dieselbe Weise und ihre Worte sind das Letzte, was man von ihr mitbekam bevor sie sich in Luft auflöste. Und wenn man eines ihrer Verstecke fand, suchte sie einfach ein neues und trieb immer bessere Verstecke auf. Es tat einfach nur weh, die sonst immer willensstarke Schwester jetzt so niedergeschlagen zu sehen.

§-§-§-§-§-§-§

Flora

„Es ist so weit.“ Ich sprang von Baum zu Baum und sagte allen Bescheid bis ich am Ende an meinem Wachpostenbaum angelangt war. Meine Eltern kamen in unser Blickfeld.

Ich legte mich in Lauerstellung und wartete und wartete. Bis mir ihr Geruch in die Nase stieg. Das waren nicht unsere Eltern. Ich stieß den Schrei eines Falken aus als Zeichen der Warnung. Ich zog mich wieder in den Schatten der Blätter zurück.

Wie ich schon vermutet hatte, waren die beiden Reiter nur die Vorhut, um alles zu überprüfen. Ich machte den Ruf einer Eule nach, um den anderen mitzuteilen, dass unsere Eltern im Anmarsch waren.

Kaum waren sie in Sicht, ging alles ganz schnell. Unsere drei Bogenschützen schossen drei Salven direkt hintereinander ab und drei Pfeile trafen ihr Ziel. Ich sprang von meinem Baum auf den Boden direkt vor meine Eltern.

„Schön euch wiederzusehen.“ Dracula und meine Mutter sahen mich stocksauer an. „Ich habe euch damals gesagt ‚Der Krieg ernährt den Krieg. ‘ Und von wem war dieses Zitat. Na, wisst ihr es noch?“

„Ja, das wissen wir noch. Das Zitat kommt von Schiller. Wieso reden wir eigentlich. Du willst uns tot sehen und wir wollen euch tot sehen. Also würde ich sagen, weniger reden und mehr handeln.“ Mein Vater zog sein Schwert und ich zog meins. Wir wussten, es ging um alles oder nichts. Um Leben und Tod.

Wir kämpften, wie uns noch niemand hat kämpfen sehen. Es war ein Duell, wo man sich hätte Popcorn mitbringen können. Alle hielten den Atem an, weil niemand es wagte zu atmen, da er Angst hatte, er könnte einen einzigen Grashalm bewegen.

Mein Vater ließ für einen gewagten Angriff seine Deckung fallen und ich ließ meine Eltern meine schnellste Geschwindigkeit sehen. Ich stieß ihm mein Schwert bis zum Heft in den Magen und zog es in einer geraden Linie bis hoch zum Herzen. Ich zerstörte sein Herz und trennte ihm den Kopf ab, damit er auch ja tot blieb.

Doch auch ich hatte einen schweren Fehler begangen und hatte meine Umgebung komplett aus den Augen verloren. Daher war ich nicht auf den Angriff meiner Mutter vorbereitet. Sie schlug mir mit der scharfen Seite des Schwertes in die Seite, sodass ich zur Seite wegkippte. Was mir das Leben hätte retten können. Doch auf das Fauchen des Wolfes, der auf einmal schützend vor mir stand, reagierte ich gar nicht.

Raphael und Madelaine stürzten sich zusammen auf unsere Mutter und überwältigten sie in kürzester Zeit.

Riley hatte sich in der Zwischenzeit verwandelt und hielt meinen Kopf zwischen seinen Beinen und drückte sein Hemd auf meine Wunde.

„Nein, du darfst mich nicht verlassen. Nicht so. Nicht bevor ich dir nicht die ganze Wahrheit gesagt habe.“ Ihm flossen Tränen aus den Augen und er weinte leise vor sich hin. Ich weiß nicht, wann ich mich in ihn verliebt hatte, aber jetzt wusste ich, dass ich ihn liebte. Und ließ das Band zu, das uns aneinander bindet für den Rest unseres Lebens. "Du wirst mich nicht verlassen! Egal, was du jetzt glaubst, du wirst und kannst mich nicht verlassen, nachdem ich dich gerade erst wiedergefunden habe!!!

„Kennst du ein Zitat von Goethe, das zu unserer Situation passt?“ Ich sah ihn an und bemerkte den Schmerz in seinem Blick, der schon immer da war und ich immer auf seine Familie geschoben hatte, aber jetzt wusste ich, dass der Schmerz mir galt. Dass ich der Verursacher dieses Schmerzes war.

„Ja. Ein Zitat von Goethe. Er sagte damals ‚Lieben heißt leiden. Man kann sich nur gezwungen dazu entschließen. Das heißt: Man muss es nur, man will es nicht. ‘ Als ich dich das erste Mal gehört habe, dachte ich nur, Oh mein Gott, die ist bestimmt hochnäsig und arrogant. Aber als du dann reinkamst, wusste ich, warum alle so einen Wirbel um deinen Besuch gemacht haben. Du warst so schön und alle wollten dich heiraten. Du hast mitgespielt und getan, als wäre dein Leben, das schönste auf der Welt. Aber als du mich angesehen hast, da dachte ich mir, da stimmt was nicht. Du sahst aus, als würdest du gegen etwas in dir kämpfen. Du hast dich von jedem ferngehalten und die Blicke, die sie dir zuwarfen, vollkommen ignoriert. Du warst so anders und ich wollte dich unbedingt kennenlernen. Also kam ich zu dir und du warst so erschrocken, dass deine Augen in Freude aufgeleuchtet haben. Du warst und bist immer noch das einzigartigste Geschöpf, das ich je kennen gelernt habe.“ Das Reden lenkte ihn ab, von dem, was mit mir passierte und meiner Verletzung, die mich töten konnte.

„Bring mich hier weg, bleib bei mir und pass auf, dass ich mich nicht selbst verletze.“ Ich legte mich schlafen und umgab mich mit einem Heilzauber, der keiner bewussten Kontrolle unterstand und schlief, seit Tagen nochmal, zur Erholung ein. Ich glaubte noch ein ‚Für immer‘ gehört zu haben.

Prolog

Epilog

„Wo bin ich?“ Ich sah mich um und entdeckte niemanden. Als ich versuchte, mich zu bewegen, stieß ich mit den Beinen an einen vertrauten Körper, der mich mit jeder Bewegung, die ich machte, nur noch enger an sich zog. „Riley, lass mich los.“ Sofort schlug Riley die Augen auf und starrte mich ungläubig an.

„Das sind deine ersten Worte, nachdem du zwei volle Tage wie tot neben mir gelegen hast.“ Er schien entrüstet zu sein. Aber noch bevor ich ein Wort rausbringen konnte, küsste er mich auf den Mund und ich schmiegte mich an ihn, wie zwei Zahnräder, die perfekt zusammenpassen. „Wie ich das vermisst habe.“, sagte er, kaum dass er den Kuss unterbrochen hatte. Ich lachte los und kurze Zeit später lachte auch er.

„Was hab ich denn in den vergangenen Tagen alles verpasst?“ Ich schaute ihn neugierig an.

„Nichts Besonderes ist passiert. Kannst du aufstehen?“

„Ja, kann ich, du Angsthase.“ Ich hievte mich aus dem Bett und wagte ein paar Schritte, die problemlos gingen. „Wo sind Sachen, die ich anziehen kann?“

„In unserem Kleiderschrank da hinten.“ Riley zeigte auf einen großen, mir sehr gut bekannten Schrank in dem Zimmer meiner Kindheit, wie mir gerade auffiel.

„Ich seh ihn ja schon. Und was soll ich anziehen?“

„Ehrlich, ich darf entscheiden?“

„Ja, heute darfst du für mich entscheiden, da in dem Kleiderschrank nur Kleider hängen und keine Hosen und T-Shirts.“ Riley stand auf und kam zu mir rüber. Er machte den Schrank auf und sah meine Sachen durch.

„Mal sehen, das sieht doch schön aus.“ Er hielt es mir hin. Es war ein hellrotes Kleid, das obendrein mit gelben Blumen bemalt war.

„Denk nicht mal im Traum dran.“ Ich wollte empört klingen, musste aber trotzdem lachen

„Ja, hast Recht. Aber das hier sieht doch schön aus.“ Ich dachte schon, er würde mit einem himmelblauen Kleid ankommen, doch er hatte mein Lieblingskleid gefunden.

„Wo hast du denn das gefunden, denn nicht mal meine Eltern haben es gefunden?“ Ich sah ihn begeistert an.

„Zieh es einfach an. Deine Geschwister waren eben hier und sagten, sie hätten eine Überraschung für uns. Hast du eine Ahnung?“

„Nein, komm ich bin neugierig. Beeilen wir uns. Hilfst du mir beim Zubinden? Ich bin noch nicht so gelenkig wie früherer.“ Ich schaffte es nicht, das Kleid zuzubinden bis Riley sich dazu entschloss mir zu helfen. „Danke. Los gehen wir. Worauf wartest du, Riley?“ Ich sah in seinen Augen Unsicherheit, die ich nicht bei ihm gewöhnt war und mich nervös machte.

„Du hast mich als Lebensgefährten akzeptiert, doch will ich wissen ob du es nicht bereust.“ Er konnte mir nicht in die Augen sehen, so unsicher war er und umso wichtiger war die Antwort, die ich ihm geben würde. Und für diese Antwort werde ich mir selbst irgendwann mal in den Hintern treten, aber egal, er war es wert.

„Nein, ich bereue es nicht, aber einem Lebenden fällt erst dann auf, was er hat, wenn er stirbt. Und genau das Gleiche war bei mir der Fall. Auch wenn ich schon tot bin.“ Ich ging auf ihn zu und küsste ihn, als er mich schließlich ansah. „Mir ist egal, ob du mir jetzt glaubst oder nicht, ist mir egal, denn ich kriege dich noch dazu, mir zu glauben. Und jetzt komm, ich möchte wissen, was das für eine Überraschung ist, von der du geredet hast.“ Ich zog ihn mit mir zur Tür und auf den Flur, bis zum Thronsaal.

„Was ist denn hier los?“ Riley sah sich unbehaglich um.

„Ich weiß es nicht.“ Ich selbst war genauso ratlos wie er. „Komm, gehen wir rein und finden es heraus.“ Kaum hatten wir den Saal betreten, richteten sich alle Blicke auf uns und folgten uns zu meinen Geschwistern und, zu unserer Verwunderung, auch Rileys komplette Familie war da. „Weist du, wie die beiden es geschafft haben, deine komplette Familie nach hier zu bringen?“ Ich starrte sie erstaunt an.

„Nein, ich habe keine Ahnung.“ Auch er war erstaunt.

„Flora, Riley, schön euch zu sehen.“ Raphael hatte uns entdeckt. „Es tut gut, dich wieder auf den Beinen zu sehen, Schwester.“

„Ja, da kann ich mich ihm nur zustimmen.“, meinte auch Madelaine erleichtert. Alle beide fielen mir um den Hals.

„Was ist hier eigentlich los?“, fragte ich meine Geschwister argwöhnisch.

„Ach, nichts Besonderes. Nur deine Krönung und deine Hochzeit.“

„Das ich alleine gekrönt werde, ist normal, aber nicht nur ich werde heute heiraten, sondern ihr gleich mit dazu.“ Ich musste über den bestürzten Gesichtsausdruck lachen. „Ja, wohin dachtet ihr, bin ich denn die ganze Zeit abgehauen vor dem Hinterhalt. Ich wollte, dass wenigstens ihr glücklich seid.“ Riley schlang die Arme glücklich um mich und zog mich an sich.

„Du bist einfach unverbesserlich.“ Er küsste mich auf den Scheitel und ich fing mit meiner Hochzeit und der meiner Geschwister an zu leben. Und meiner Krönung und der von Riley, da ich nicht alleine regieren wollte. Aber das alles würde mir nichts bedeuten und ich würde sogar glatt abhauen, wenn ich nicht Riley an meiner Seite wüsste, da es mir nach all der Zeit schwer fällen wird, mich wieder mit den Regeln am Hofe anzufreunden und sie nicht zu brechen. Das war nämlich schon früher meine Lieblingsbeschäftigung.

The End

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /