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Kapitel 1 ???

 

Meine Absätze klackten auf dem Boden des leeren Ganges und zügigen Schrittes ging ich mit meinem Klemmbrett unter dem Arm Richtung Raum 104. Es war bereits spät, als man mich anrief und ins Labor rief. Die Sonne war schon vor einigen Stunden untergegangen und einige Sterne standen schon am Himmel. Die mit künstlichen Licht beleuchteten Gängen sahen düsterer und schauriger aus als sonst, weshalb ich meine Zeit auch nicht weiter hier verbringen will und um die Ecke bog. Vor einer Tür standen bereits 2 ein anderer Arzt und eine Schwester, welche wie ich ein Klemmbrett dabei hatte.

 

„Vielen Dank das sie so spät noch erschienen sind Dr. Perkins.“ richtete sich der bereits in die Jahre gekommene Arzt an mich und streckte mir seine Hand entgegen. Freundlich nahm ich sie entgegen und schüttelte danach auch der Schwester die Hand. „Wo liegt das Problem vor? Ich dachte Experiment 016 ist stabil und auf einen guten Weg der Genesung?“ sprach ich an und der Arzt richtet seine runde Brille auf der Nase.

 

„Ja bis in den frühen Abend war noch alles bestens, doch dann verschlimmerte sich sein Zustand und-“ fing er an, doch ich unterbrach ihn mit einer Handbewegung. „Zeigen sie ihn mir.“ verlangte ich und strich mir eine Strähne meiner rotbraunen Haare hinters Ohr. Die Schwester öffnete die Tür zum Zimmer 104 und ein übler Gestank kam mir entgegen. Meine Hand vor der Nase haltend, folgte ich der Schwester mit den langen blonden Haar, welches sie zu einem unordentlichen Dutt zusammen gesteckt hatte.

 

Mein Blick glitt zu dem jungen Mann, welcher auf dem Krankenbett lag und daran gefesselt wurde, damit er nicht auf die Idee kam verschwinden zu wollen. Seine Hände waren in Metallene Behälter verschlossen und Blut trat aus diesen hervor. Er trug einen Verband um den Augen, welcher auch bereits durchblutet war, doch das interessierte mich gerade nicht im geringsten. Sondern die Tatsache das seine Freigelegte Brust mit lilafarbenen Mustern versehen war, welches sich sekündlich ausbreitete.

 

„Patient 016. Edward Crows, 17 Jahre. Keine Vererbten Krankheiten innerhalb der Familie. Kräfte: Feuer“ ließ ich aus den Informationen von meinen Klemmbrett vor und schaute kurz auf die Monitore. „Vital werte schlecht.“ murmelte ich und schrieb es mir als kleine Anmerkung auf. „Wann hat er die letzte Infusion bekommen?“ wollte ich an den Arzt gerichtet wissen. „Vor 2 Stunden“ beantwortete er knapp und tastete die Brust des Jungen ab. „Gebt ihm eine weitere. Doppelte Dosierung.“ verlangte ich und schrieb es mir zu meinen Anmerkungen auf.

 

„Entschuldigen sie Frau Dr. Perkins, aber das könnte ihn umbringen.“ mischte sich die Schwester ein und ich sah ausdruckslos von meinem Klemmbrett auf. „Stellen sie gerade meine Entscheidung in frage?“ wollte ich wissen und trat einen Schritt auf sie zu. „Nein. Natürlich nicht, aber wir haben bereits 15 Menschen verloren an den Nebenwirkungen des Serums.“ murmelte sie kleinlaut und verschränkte ihre Arme hinter ihren Rücken.

 

„Um Menschen zu retten müssen anderen halt sterben. Das nennt sich Kollateralschaden. Wenn wir es schaffen die Kräfte dieser Jugendlichen zu beseitigen, wären keine Menschen mehr in Gefahr und wir könnten alle in Frieden leben. Und dabei ist es mir egal ob ich 16 oder 1000 Menschen umbringen müsste. Verstanden?“ erklärte ich ihr und sie nickte daraufhin. „Dann holen sie endlich eine neue Infusion.“ herrschte ich sie an und zögerlich verließ den Raum.

 

„Lass sie sie feuern und beseitigen, sie weiß zu viel.“ richtete ich mich wieder dem Arzt zu, welcher sofort sein Handy zückte und jemanden anrief der die Schwester beseitigen würde. Kurze Zeit später kam sie wieder mit einem Wagen, welchen sie vor sich her schob. Auf diesem war eine etwas größere Spritze mit einen lilafarbenen Serum. Diese nahm ich und schickte die Schwester mit einer Handbewegung wieder hinaus, vor die Tür. Vor dieser warteten bereits 2 Leute der Security, diese nahmen die Frau sofort und schleppten sie mit nach draußen. Nur noch ihr Schreien war auf den Fluren zuhören, doch auch dies erstarb nach einiger Zeit.

 

Ich platzierte die Spritze oberhalb des linken Oberarms des Patienten und spritze das Serum in seinen Arm. Mit einem Scheppern ließ ich die Spritze fallen, als der Patient sich plötzlich bewegte und als hätte er einen Schock zitterte er vor sich her. „Nicht schon wieder.“ murmelte der Arzt auf der anderen Seite des Bettes und seufzte tief auf.

 

Die Lilafarbenen Male und Muster auf seiner Brust breiteten sich rapide schnell auf seiner Haut aus und bedeckten nun seinen ganzen Körper. Seine Schreie gingen durch Mark und Bein und durchfluteten den Raum. Doch mit einem Mal hörten sie auf und der Patient ließ seinen Kopf reglos auf die Seite fallen. Mein Blick schweifte auf das EKG, welches mit einem langgezogenen piepen und einer geraden Linie den Tot des Patienten bestätigte.

 

„Beseitigen sie ihn und schaffen sie einen neuen abnormalen her. Die im Labor sollen das Serum ein weiteres mal verfeinern. Und nächstes mal rufen sie mich nicht mitten in der Nacht an, um mir solch einen Fehlschlag zu präsentieren, verstanden?“ herrschte ich den Arzt an und stapfte mit meinen Absätzen aus dem Raum.

 

Ein einziger Reinfall. Irgendwas muss es doch geben um die Kräfte der abnormalen Menschen verschwinden zu lassen. Wieso mussten sie überhaupt auftauchen?

Kapitel 2 Viktor

 

Meine Hände an einander reibend ging ich über die Straße nachdem die Ampel auf grün umgeschaltet hatte. Es war mal wieder ein wirklich kaltes Wetter. Na ja schließlich ist es Februar und der Schnee, welcher eigentlich zu Weihnachten erscheinen sollte, traf nun mit voller Wucht ein. Den ganzen Tag schon schneite es und eine eisige Kälte herrschte in allen Teilen der Stadt. Am liebsten wäre ich heute zu Hause geblieben. Lieber meine Decke um meine Schultern geschlungen und an meinem Notebook weiter Let´s Plays meines Lieblings Youtubers geschaut. Allerdings machte ich nicht die Rechnung mit unseren Hund, Ally. Ally war ein amerikanischer Eskimohund und schneeweiß. Bestimmerisch lief sie mit ihren kurzen Beinen voraus und zog leicht an der Leine, welche ich in der Hand hielt. Ihr ein geringelter Schwanz wackelte dabei umher und es sah einfach zu putzig aus.

 

Zusammen stapften wir durch den schweren Schnee und machten uns auf den Weg nach Hause. Schon als wir das Haus vom weiten sahen, bellte Ally freudig auf und zog noch einmal kräftig an der Leine. Durch den plötzlichen Ruck strauchelte ich und fiel natürlich in den kalten Schnee. Die Leine hielt ich immer noch fest und Ally kam angedackelt, während ich mir den Schnee wieder von meiner Hose strich. Sie bellte wieder einmal kurz und hielt mir dann ihren Schnauze ins Gesicht um mich ab zu lecken. ,,Nein Ally.“ murmelte ich kichernd und stand wieder vom Boden auf. Ihr noch einmal kurz den Kopf getätschelt gingen wir weiter und bogen in unsere Einfahrt. Das Auto meiner Eltern stand nicht. Sie waren bestimmt noch auf der Arbeit.

 

Schnell schloss ich die Haustür auf und Ally rannte ins innere des Hauses. Nachdem ich Jacke, Schuhe, Mütze und Handschuhe ausgezogen hatte folgte ich Ally die bereits in der Küche vor dem Regal mit den Hundeleckerlis stand und ungeduldig darauf wartete eines zu bekommen. Verfressenes Ding. Über sie hinweg greifend öffnete ich das Regal neben den Leckerlis und holte mir erst mal ein Glas heraus. Ally bellte, da sie nun endlich ihr Leckerli haben wollte, doch ich ärgerte sie nur weiter und füllte mein Glas erst mal mit Wasser. Nachdem ich einen großen Schluck nahm und meine Brille auf der Nase richtete schaute ich wieder herunter zu Ally, welche sich in meine Hose krallte und leicht auf jaulte. Was eine kleine Schauspielerin.

 

,,Na dann wollen wir doch mal nicht so sein.“ sagte ich lächelnd und holte die Leckerlis. ,,Mach Platz“ verlangte ich und wie auf Knopfdruck gehorchte sie, wenn sie das nur mal öfters tun würde. Ich hielt ihr ein Leckerli zu und wuschelte durch ihr Fell. Brav aß sie es auf und verschwand dann im Wohnzimmer. Toll, kaum hat sie ihr Leckerli bekommen, schon schaut sie mich nicht mal mehr mit ihren Arsch an. Eigentlich wie jedes mal.

 

Auch ich schlenderte nun ins Wohnzimmer und zog mein Handy aus meiner Hosentasche. Lässig setzte ich mich auf die Couch und beobachtete kurz Ally wie sie es sich in ihrem Körbchen gemütlich machte. Niedlich war sie ja doch schon irgendwie. Als sie mitbekam das ich sie anschaute bellte sie mich einmal an und legte ihren Kopf auf eines der Kissen in ihrem Körbchen. Zickiges Ding. Sei freundlicher zu mir, immerhin bin ich mit dir raus gegangen, bei dieser Kälte.

 

Kopfschüttelnd widmete ich mich wieder meinem Handy und scrollte gelangweilt durch einige Apps. Ich hatte einige Nachrichten auf Facebook und Instagram von ein paar meiner Freunden, aber die könnte ich später noch beantworten. Jetzt werde ich mich wohl erst mal an meine Hausaufgaben setzen und dann könnte ich mir noch ein paar Let´s Play´s in Youtube anschauen.

 

Seufzend erhob ich mich von der Couch und über den in mein Zimmer. Ich hab keine Geschwister und wohne nur mit meinen Eltern in diesen Einfamilienhaus. Mein Zimmer liegt unten und ihres oben im ersten Stockwerk. Zu meist arbeiten sie bis spät in die Nacht hinein oder kommen gar nicht in der Woche nach Hause. Dafür haben sie immer am Wochenende Zeit und versuchen so viel wie ihnen eben möglich ist mit mir zu unternehmen. Doch mittlerweile bin ich schon 17 und langsam nervt es ein wenig. Immerhin will ich meine Wochenenden mit Freunden verbringen und nicht mit meinen Eltern.

 

Ich richtete meine Brille und trottete in mein Zimmer. Durch die langen Vorhänge an meinem Fenster war der Raum abgedunkelt und ich musste aufpassen nicht auf irgendwas, was auf dem Boden lag zu treten. Ich bin halt nicht der ordentlichste Mensch. Meine dunkelblauen Vorhänge zog ich auf und widmete mich meinem Rucksack, der auf meinem Bett stand, um meine Schulsachen heraus zu räumen.

 

Nachdem ich mich an meinen Schreibtisch setzte und meine Mathehausaufgaben gemacht hatte, welche wirklich einfach waren, ging ich wieder ins Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Ally hatte gerade eines ihrer Hundespielzeuge in Beschlag und tollte durch den Raum. Lächelnd beobachtete ich sie dabei, was sie mich wieder anbellen ließ. Kopfschüttelnd erstarb mein Lächeln. Manchmal denke ich echt sie mag mich nicht. Bei meinen Eltern hörte sie immer auf´s Wort und bellt sie nie an, was man bei mir nicht behaupten kann.

 

Gelangweilt nahm ich dann doch wieder mein Handy und antwortet auf einige Nachrichten, bis mich eine unglaubliche Müdigkeit überfiel. Obwohl es noch nicht spät war, war es so als hätte ich 3 Tage lang nicht mehr geschlafen und meine Augen klappten immer wieder zu. Verwirrt über diesen zustand rieb ich mir über mein Gesicht und versuchte so die plötzliche Müdigkeit verfliegen zu lassen, was mir allerdings nicht gelang. Denn kurze Zeit später sah ich nur noch schwarz und schlief auf der Couch ein. Das letzte was ich noch hörte war Ally´s Gebell und wie mein Handy zu Boden viel.

 

Kapitel 3 Toru

 

,,Verloren! Du musst noch einen trinken Toru!“ lallte mir mein bester Freund entgegen und schüttet mein kleines Glas mit Tequila voll. ,,Na dann!“ sagte ich und kippte ohne zu zögern den Alkohol in meinen Mund. Das sonst so unangenehme Gefühl im Rachen bemerkte ich schon gar nicht mehr, dafür hatte ich heute einfach schon viel zu viel getrunken. Ich weiß ja nicht einmal mehr wie viele Gläser ich nun schon getrunken hatte und eigentlich war es mir auch total egal. Immerhin war heute Feiern angesagt. Morgen werde ich bestimmt schon wieder die Hälfte des Abends vergessen haben und mir die Seele aus dem Leib kotzen. Aber werde ich es bereuen? Nein auf keinen Fall. Dafür ist der Spaß, den wir heute haben viel zu groß.

 

Mein bester Freund, Liam, lag schon halb auf seinem Barhocker und schlummerte vor sich hin. Der hat wohl auch schon viel zu tief ins Glas geschaut. Heubrig schwang ich mich vom Barhocker und quetschte mich durch die ganzen tanzenden Menschen. Ein Wunder das die alle hier in diese kleine Wohnung passten. Leicht beschwipste vor mich her lachend ging ich raus ins Treppenhaus und lehnte mich ans Treppengeländer. Man ist mir schlecht. Der Griff meiner Hände um das Geländer wurde stärker und die Kopfschmerzen wurden durch ein ekliges Gefühl in meinem Magen ersetzt. Fuck! Panisch wollte ich mich noch umdrehen um wieder in die Wohnung zu kommen, doch dann bemerkte ich wie es mir hoch kam und ich mich instinktiv über das Treppengeländer beugte.

 

Nachdem ich meinen ganzen Mageninhalt im Treppenhaus verteilt hatte, blieb ich noch einige Sekunden dort stehen und brüllte dann ein ,,Tschuldigung“ durch´s Haus. Wer weiß, vielleicht lief ja gerade jemand dort unten entlang. Erschöpft setzte ich mich ans Geländer und legte meinen Kopf in den Nacken. Einfach nur noch schlafen. Das wäre jetzt schön. Oder weiter trinken, aber das würde ich wohl lieber sein lassen. Meinen wirren Gedanken nachgehend bemerkte ich erst gar nicht wie mein Handy, in meiner Hosentasche, laut zu klingeln begann. Seufzend nahm ich es in die Hand und schaute darauf. Scheiße ich sehe alles nur noch verschwommen. Bestimmt waren das nur meine Eltern oder so.

 

Schulter zuckend nahm ich den Anruf entgegen und lallte ein ,,Hallo“ ins Telefon. Kurzzeit war nichts zu hören, doch dann sprach die Stimme meiner Schwester am anderen Ende der Leitung. „Wo bleibst du? Hast du getrunken? Du weißt ganz genau das unser Vater wieder sauer wird wenn er das mitbekommt.“ redete sie auf mich ein und ich seufzte genervt auf. „Bestell ihm schöne Grüß. Ich übernachte heute bei Liam.“ lallte ich nur und drücke dann einfach auf den roten Hörer. Mein Handy steckte ich wieder in meine Hosentasche und fuhr mir einmal durch mein blau gefärbtes Haar, bis ich dann nichts mehr mitbekam und einschlief.

 

-

 

Nächster Morgen

 

Unsanft wurde ich wach gerüttelt und nahm ein schallendes Gelächter wahr. ,,Fick dich und lass mich schlafen!“ murrte ich und rutschte leicht zur Seite. ,,Ich an deiner Stelle würde aufpassen, dass ich nicht in meiner eigenen Kotze einschlafe.“ erwiderte mein bester Freund und erschrocken wachte ich auf. Mein Schädel brummte und am liebsten würde ich noch ein mal Kotzen. Mit schwindeligen Kopf schaute ich zu Boden und sah die ekelerregende Pfütze neben mir. Oh da hab ich wohl doch nicht alles im unteren Treppenhaus verteilt. Leicht über mich selbst schmunzeln lehnte ich meinen Kopf wieder gegen das Geländer und ließ meine Knochen knacken.

 

,,Wie kann man überhaupt an so einen Ort einschlafen?“ wollte Liam wissen und ging wieder in seine Wohnung, die mit Sicherheit wie ein Schlachtfeld aussah. Mich dann endlich vom Boden aufrappelnd polterte ich ihm hinterher in seine Wohnung und ließ mich auch gleich auf die Couch im Wohnzimmer fallen. Scheiße tut mein Rücken weh. Das ich hier gerade auf Tonnen von Chipskrümmeln lag war mir völlig egal. Einfach nur noch gemütlich schlafen und für die nächsten Tage keinen Alkohol mehr anfassen. Das war nun mein Motto.

 

,,Hier ein Aspirin und Wasser.“ wurde mein Schlaf dann doch wieder von Liam gestört, welcher mir beides auf den Tisch stellte, den er mit einer einfachen Handbewegung abgeräumt hatte. Und mit abgeräumt meine ich das alle Gläser auf den Boden flogen und sämtliche Chipstüten ihnen folgten. So was nenne ich mal aufräumen. Wieder mal rappelte ich mich auf und nahm die Tablette in den Mund, welche ich einfach so schluckte und das Wasser hinterher kippen wollte welches Ryouta mir auf den Tisch gestellt hatte. Gierig nahm ich es in die Hand und erwartete schon einen leckeren Schwall Wasser, doch nicht ein einziger Tropfen kam in meinen Mund. Verwirrt öffnete ich wieder meine Augen und schluckte erst mal meine Tablette runter. Geschockt sah ich mir das Glas in meiner Hand an und betrachtete es von allen Seiten. Das Wasser darin war zu einen Eisklumpen eingefroren und würde wohl so schnell nicht wieder auftauen. Mit zitternder Hand stellte ich das Glas wieder ab und rieb mir die Stirn. Ich war wohl voller als ich dachte.

 

 

 

Kapitel 4 Viktor

 

Wach wurde ich durch eine kalte Nase die andauernd gegen meine Wange stupste. Etwas verschlafen richtete ich mich auf und streichelte kurz durch Ally´s weichem Fell. ,,Oh je wie lange hab ich denn geschlafen?“ fragte ich verwirrt und wollte auf mein Handy schauen, welches ich vorhin noch in der Hand hielt. Verwundert schaute ich auf der Couch und entdeckte es dann schließlich auf dem Boden neben dem Couchtisch. Stimmt ich hatte es fallen gelassen. Ich setzte meine Brille wieder richtig auf meine Nase und und wuschelte mir durch meine braunen Haare. Ally sprang wieder von der Couch und machte es sich in ihrem Körbchen gemütlich, als ich mich dann zu meinem Handy herunter beugte. Die Uhrzeit darauf verriet mir das es bereits 19:24 Uhr war und ein Blick aus dem Fenster zeigte mir das es bereits draußen dunkel war. Heute kamen meine Eltern aber wirklich wieder spät nach Hause.

 

Ich nahm mir die Fernbedienung vom Couchtisch und zappte ein wenig durch die Sender, als Ally dann in der Küche verschwand. Stimmt sie hatte ja noch gar kein Abendessen gehabt. Apropos Abendessen, ich auch nicht! Schnell ging ich in die Küche und füllte ihr Futternapf und Wasserschälchen auf. Gierig stürzte sie sich auf ihr essen und polterte an mir vorbei. Wobei sie mich anrempelte und ich gegen die Kante unseres Küchentisches stolperte. Das Glas Wasser, welches ich vorhin, nachdem ich es ausgetrunken hatte dort hingestellt hab fiel um und rollte gerade den Tisch entlang. Panisch versuchte ich noch das Glas auf zu halten, aber dann musste Ally Meinen mir wieder vor die Füße zu laufen.

 

Also passierte es wie es passieren musste und das Glas kam mit einem scheppern auf den kalten Küchenboden auf. Oder auch nicht? Ich hatte meine Augen zu gekniffen und meinen Kopf eingezogen, schon vollkommen auf das scheppern des Glases vorbereitet. Doch nichts war zu hören. Selbst Ally´s hecheln hörte auf und verwundert öffnete ich meine Augen.

 

Als aller erstes nahm ich das Glas war, welches kurz vor dem Boden einfach in der Luft schwebte und keine Anstalten machte sich überhaupt weiter zu bewegen. Verstößt das nicht gegen die Physikalischen Gesetze? Selbst Ally war überrascht und legte ihren Kopf schief. Verwirrt fuhr ich durch meine Haare und plötzlich kam das Glas mit einem klirren auf. Panisch durch Ally´s lautem Gebell nahm ich das Glas in die Hand und schaute es mir von allen Seiten an. Kein einziger Kratzer! Ein Glück, Mom hätte mich umgebracht.

 

Warum schwebte es? Was war hier nur los? Ratlos stellte ich das Glas in die Spüle und richtete meine verrutschte Brille auf der Nase. Ally schaute mich mit schief gelegten Kopf an und schien wohl genauso verwirrt wie ich zu sein. Mich erst mal hinsetzend, auf einen der Küchenstühle, betrachtete ich die Stelle an der das Glas bis gerade eben noch schwebte. Verrückt!

 

Meine Schläfen reibend versuchte ich das was gerade passiert war zu verarbeiten. Doch irgendwie wollte sich mir das ganze nicht so wirklich erklären, weshalb ich meinen Kopf auf die Tischplatte legte und meine Arme baumeln ließ. „Ach das bringt doch nichts hier herum zu rätseln.“ murmelte ich und begab mich zum Kühlschrank um nach zu schauen ob wir noch irgendwas essbares zu Hause hatten.

 

Wenig später entschied ich mich mir Spiegeleier zu machen und schnappte mir 3 Eier, welche ich neben dem Herd auf die Theke legte. Ich holte mir eine der Pfannen aus unserem Küchenschrank und stellte diese auf eine der Herdplatten. Danach holte ich das Öl aus dem Kühlschrank und schloss die Tür von diesem wieder, als ich sah wie Ally neugierig wie sie eben war versuchte über die zu große Theke zu schauen. Mit einem „Sh Sh.“ scheuchte ich sie weg und kippte etwas von dem Öl in die Pfanne. Die Flasche mit dem Öl stellte ich neben den Eiern ab, achtete allerdings nicht darauf das diese eines der Eier anstieß und es so über den Rand zu rollen drohte.

 

Schnell versuchte ich zu reagieren und versuchte noch das Eier zu schnappen schaffte es aber nicht mehr und meine Hand schwebte in der Luft. Genauso wie das Ei. Verwirrt stützte ich mich an der Theke ab und schnappte mir das Ei aus der Luft. Genauso wie das Glas vorhin schaute ich es mir von allen Seiten an und legte es, nachdem mir keine Besonderheit auffiel, wieder zu den anderen beiden Eiern.

 

Verwundert schaute ich auf meine Hand und drehte sie immer wieder vom Handrücken auf die Handfläche. War ich das etwa? Mir auf meiner Unterlippe beißend stellte ich den Herd wieder aus und packte die Eier wieder in den Kühlschrank. Ich muss das jetzt heraus finden.

 

Nachdem ich alles weg gepackt hatte, setzte ich mich wieder an den Küchentisch und legte meine Hände mit den Handflächen nach oben vor mich auf den Tisch. Was war hier nur los? Ich starrte meine Hände an als wären sie aus einer anderen Welt, aber nichts passierte. Erschrocken zuckte ich zusammen als ich Ally neben mir auf dem Fußboden wahrnahm. Sie stupste mich mit ihrer Schnauze an und deutet dann vor sich auf den Boden. Vor ihr lag ihr Lieblings Quietschball und mir ging ein Licht auf. „Du bist ein Genie, Ally.“ sagte ich und streichelte einmal kurz durch ihr weißes Fell. Danach schnappte ich mir den Ball und legte ihn vor mir auf den Tisch.

 

Meine rechte Hand streckte ich aus und kam mir irgendwie dämlich vor. Nach einigen Sekunden ließ ich sie wieder herunter. „Das funktioniert nicht.“ murmelte ich und nahm mir den Ball. Es war sowie so verrückt zu denken ich könnte diesen Ball zum schweben bringen. Wir sind hier schließlich nicht in einer dieser Fantasy Filme, in welchem der Hauptcharakter plötzlich Unmenschliche Kräfte entwickelte.

 

Obwohl ich das dachte, versuchte ich es noch ein weiteres mal und noch ein mal. Doch immer wieder passierte nichts. Mein Blick glitt zu Ally, welche immer noch neben mir saß und alles versuchte mit ihren schwarzen Knopfaugen mitzuverfolgen. „Warst du das vielleicht vorhin?“ fragte ich sie und sie legte als Antwort darauf ihren Kopf schief. „Wohl eher nicht.“ murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und schaute wieder zu dem Quietschball vor mir.

 

Ich streckte ein weiteres mal meine Hand aus und murmelte innerlich immer wieder die Worte „Schwebe endlich.“ vor mir her. Seufzend wollte ich es schon aufgeben, als der Ball sich plötzlich in Bewegung setzte und einige Zentimeter in die Luft stieg. Überrascht stand ich auf und stieß somit meinen Küchenstuhl um, welcher mit einem lauten knall aufkam. „Oh mein Gott. Es hat funktioniert.“ murmelte ich und ließ meine Hand etwas Höher schweben, was auch den Ball höher in die Luft stiegen ließ.

 

Kapitel 5 Shihiro

 

„Komm schon Shihiro. Wahrheit oder Pflicht?“ fragte meine beste Freundin Ruby und wackelte aufgeregt im Schneidersitz vor mir hin und her. „Na gut. Wahrheit.“ erwiderte ich ergeben und seufzte. Ich hasse dieses Spiel. Immer muss man seine geheimsten Sachen erzählen, wobei ich bei dem meisten Zeug sowie so Lüge, damit Ruby mich in Ruhe lässt.

 

Wir sind eigentlich von Grund auf verschieden, verstehen uns, allerdings trotzdem mehr oder weniger ganz gut. Sie ist ziemlich Lebhaft und scheut sich nicht ihre Meinung in das Gesicht von anderen zu klatschen. Ich allerdings überlege immer 3 mal was ich sagen könnte und komme dadurch oft schüchtern rüber. Ein Seufzen entfuhr mir als ich Ruby´s überlegenden Blick sah, der sich in einen wissenden verwandelte als sie dann wohl eine Frage gefunden hatte, welche sie mir stellen könnte.

 

„Wie war dein erstes Mal?“ fragte sie mit einem hämischen Grinsen, da sie ganz genau wusste das ich noch nie einen Freund hatte. „Das weißt du genau.“ erwiderte ich niedergeschlagen und schnappte mir einen der Chips aus der Tüte vor mir. „Sorry, stimmt du hattest ja noch keinen Freund.“ sagte sie und tat so als hätte sie es nicht gewusst. „Also mein erstes mal war so toll...“ und dann schaltete ich ab. Jedes mal fing sie davon an. Klar ich hab kein aufregendes Leben, aber trotzdem muss sie mir ihres nicht immer vor die Nase halten.

 

Wir sind immerhin erst 15, da muss man noch mit niemanden geschlafen haben. Finde ich jedenfalls, aber Ruby sieht das alles anders. Sie hatte mit 12 bereits ihren ersten Kuss und mit 14 dann ihre erste Nacht mit einem aus dem Basketballteam unserer Schule. Tja und ich? Ich hab bis jetzt noch nicht mal annähernd mit einem Jungen gesprochen und wenn dann hab ich das Gespräch immer recht schnell beendet.

 

Ich wischte meine Hände an der Hose meines Pyjamas ab, welche mit kleinen Mickey Mäusen bedeckt war. Auf meinen T-shirt war auch eine Mickey Maus zu sehen. Mir war es egal dass das ein Pyjama für Kleinkinder sein könnte, solange er bequem ist würde ich ihn auch noch Jahre später tragen, was für Ruby nie in Frage kommen würde. Sie hatte meistens nur die teuersten Sachen und prallte auch oft genug damit. Warum war ich nochmal mit ihr befreundet? Achso ja weil ich sonst keine anderen Freunde besitze.

 

„Erde an Shihiro!“ schnippste Ruby mit ihren frisch lackieren Fingern vor meiner Nase umher und brachte mich so aus meinen Gedanken. „Was denn?“ murmelte ich und rückte eines ihrer rosafarbenen Kissen an meine Brust. „Ich hatte gefragt ob wir einen Film schauen wollen. Mein Bruder hat gestern sein Zimmer ausgeräumt, da er ja auszieht und da hat er ein paar seiner Filme hier gelassen.“ erzählte Ruby und stand auf um zum Schrank unter ihren Fernseher zu gehen. Darin befanden sich ihre ganzen DVD´s und Bücher.

 

Sie hielt mir kurze Zeit später 3 Filme vor die Nase und ich konnte entscheiden. „Ach entscheide du.“ erwiderte ich und zuckte mit den Schultern. Mein Blick fiel mit einem Gähnen auf die Uhr in Ruby´s rot gestrichenen Zimmer. 00:47 Uhr war es bereits und ich Gähnte ein weiteres mal. „Wehe du schläfst mir hier ein.“ meckerte Ruby und setzte sich neben mich auf den Boden vor ihr Bett.

 

Müde lehnte ich mich an den Rand ihres Bettes und drückte das Kissen näher an meine Brust. Eine unglaubliche Müdigkeit überfiel mich und meine Augen klappten immer wieder zu. Doch Ruby ließ mich nicht einschlafen und stieß ab und zu mit ihrem Ellenbogen in meine Seiten, damit ich den Film nicht verpasse. „Ich bin müde Ruby, können wir nicht einfach schlafen?“ fragte ich gähnend und streckte mich kurz. Ruby neben mir seufzte kurz, nickte dann aber ergeben und fuhr sich einmal durch ihr rotes Haar.

 

„Ist ja auch schon spät. Hast recht.“ erwiderte sie und schaltete den Fernseher wieder aus. Ich wusste nicht einmal was für einen Film sich sich ausgesucht hatte, aber das war mir auch egal, denn ich schlief noch an Ort und stelle ein und hörte nur wie Ruby sagte „Dein ernst jetzt?“.

 

-

 

Mitten in der Nacht wurde ich wach und rieb mir über meine Augen. Ich blickte mich im Zimmer um und stellte fest das ich immer noch vor Ruby´s Bett saß und das Kissen an mich gedrückt hatte. Eine Decke lag quer über mich, welche Ruby wohl dort hingelegt hatte. Mein Blick glitt hinter mich zu ihr. Dabei knackte mein Nacken unschön und ich keuchte einmal schmerzvoll auf.

 

Erschrocken riss ich meine Augen auf und entfernte mich einige Meter vom Bett. Was zum Teufel ist das? Verwirrt blickte ich auf Ruby - nein auf das Ding vor mir. Es hatte den Umriss von Ruby, aber das war auch schon alles. Es war als ob ein kleines Licht in Ruby scheinen würde, welches still vor sich her flackerte. Wie ein Kerzenlicht. Meine Finger hoben sich wie von selbst und vorsichtig berührte ich Ruby´s Körper. Das Licht flackerte zu nächst leicht, doch dann beruhigte es sich wieder. Eine Welle von Gefühlen über schwabbte mich. Wut, Zorn, Neid, Arroganz und Einsamkeit spiegelten sich wieder. Erschrocken wich ich zurück und nahm meine Hand wieder von ihr weg.

 

„Shihiro?“ fragte Ruby´s verschlafenen Stimme, doch ich sah immer noch diesen Umriss von ihr und das nun flackernde Licht. „Shihiro? Was ist mit deinen Augen?“ wollte sie nun panisch wissen und schaltete das kleine Licht auf ihren Nachttisch ein. Obwohl der Raum nun Lichtdurchflutet sein sollte, nahmen meine Augen dies nur schwach war und verwirrt rieb ich mir über diese. Ruckartig stand ich auf und stolperte in das angrenzende Badezimmer. Hinter mir schloss ich ab und schaute durch den dunklen Raum. Meine Schritte führten mich zu dem Waschbecken, mit dem Spiegel welcher darüber hing. Geschockt hielt ich mir meine Hände vor den Mund und versuchte nicht los zu schreien.

 

Der Raum war vollkommen dunkel, da ich das Licht nicht angemacht hatte, doch trotzdem konnte ich im Spiegel ein Augenpaar erkennen. Ein Violett leuchtendes Augenpaar. Meine Augen.

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Tag der Veröffentlichung: 13.05.2018

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