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Thema 1: Schneeengel

"Angelina, weißt du eigentlich, was dein Name bedeutet?"

"Nein, Oma."

"Er bedeutet Engelchen."

"Sind das die mit den Flügeln?"

"Genau, mein Schatz. Jetzt zeige ich dir, wie man einen Schneeengel macht. Leg dich mal auf den Rücken, ja, genau so. Und jetzt breite Arme und Beine aus und bewege sie so, als würdest du fliegen. Hin und her, ganz genau! Und jetzt steh auf und schau dir das an: Das ist ein Schneeengel!"

"Ich seh nichts, Oma, nur Dreck, und was ist eigentlich Schnee?"

"Ach Kindchen, das gab's schon zu meiner Zeit nicht mehr. Komm, wir gehen ein Eis essen."

 

 

Thema 2: Mir doch egal!

Der Motor dröhnte auf vollen Touren, die Reifen quietschten, Lichthupe an und vorbei an den Autobahnschleichern, mal links, mal rechts.

"Jetzt pass doch bitte auf, Schatz, rase doch nicht so!"

"Wieso? Ist doch scheiß geil, oder?"

"Ja, aber verboten!"

"Mir doch egal …"

 

Der Motor dröhnte auf vollen Touren, die Baggerschaufel quietschte über den Boden und warf die Erde auf den Hügel. Dann fuhr der Baggerfahrer rückwärts und stellte den Motor ab.

"Warum hörst du auf, das ist doch etwas zu eng für zwei Särge?", fragte der Totengräber seinen Kollegen.

"Mir doch egal, auf der Autobahn war's auch zu eng."

 

 

Thema: Filmreif

Der Angeklagte verzog bemitleidenswert sein Gesicht. Er senkte den Kopf leicht und blickte den Richter tieftraurig an. Dann flossen die Tränen, als er von seiner Kindheit erzählte, von seiner Drogenvergangenheit und schließlich von der Tat, in die er völlig unschuldig hineingeschlittert sei. Es war ergreifend.

Der Richter klatschte langsam in die Hände und sagte:

"Das war wirklich filmreif, aber ich glaube Ihnen kein Wort!"

Da sprang der Angeklagte auf, rannte auf die Richterbank zu, hechtete mit einem Überschlag darüber und verschwand blitzartig durch die Tür dahinter. Die Wachen am Saaleingang glotzten nur entsetzt.

"Das nenne ich filmreif", murmelte der Verteidiger.

Thema: Voll daneben

Die Geräusche waren absolut eindeutig. Wilhelm Obermaier kannte sie aus eigener Erfahrung zur Genüge. Er hatte sie in seiner Jugend oft genug selbst produziert: heimliches Geraschel, vorsichtiges Geklapper, Kratzen am Fensterladen, leises Zischen – psst, pssst, psssst

Ganz vorsichtig, um seine Frau nicht zu wecken, kletterte er aus dem Bett und schlich zum Fenster. Und da sah er sie schon, diese verdammte Hackfresse. Wütend riss er das Fenster auf und schlug einfach zu. Volltreffer!

Sepp Angerer erkannte noch im Fallen, was er beim Fensterln falsch gemacht hatte. Er war in seinem Suff voll daneben hochgeklettert – seine Angebetete wohnte im Nachbarhaus!

 

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Tag der Veröffentlichung: 29.01.2020

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