I
In seiner Kindheit und Jugend war Robert Breitbach ein ziemlich hoffnungsloser Fall gewesen. Verschiedenste Erzieher, Pflegeeltern und Lehrer verbrannten sich an ihm die Finger, und trotzdem hatten sich immer neue Personen seiner angenommen, seit er das Waisenhaus verlassen hatte. Er nannte das Kinderheim immer Waisenhaus, weil er den Eindruck hatte, dass er dann mehr Mitleid bekam. Aber nötig war das eigentlich nicht, denn Robert Breitbach war ein grundsympathischer, netter kleiner Kerl. Das war auch der Grund dafür, dass sich immer jemand fand, der für ihn sorgte, sich kümmerte. Und sich dann doch wieder die Zähne ausbiss, wie man so schön sagt, obwohl das in Bezug auf Robert der falsche Ausdruck ist. An einem harten Knochen kann man sich die Zähne ausbeißen, aber nicht an etwas, das puddingweich, widerstandslos, hilflos und reuig erscheint. Robert machte alles mit, stellte sich freundlich, aufgeschlossen und dankbar dar, bis er wieder irgendeinen Blödsinn machte. Nichts Schlimmes, nur Kleinigkeiten, aber immer und immer wieder, bis es seinen Betreuern, seinen Unterstützern, seinen jeweiligen Pflegeeltern oder wer sich gerade um den Bengel kümmerte, zu bunt wurde. Robert Breitbach war nicht dumm, im Gegenteil, aber es war wie eine Macke, eine Marotte, die man ihm nicht austreiben konnte. Ein Tic, ein nonverbales Tourette-Syndrom, meinten viele.
Und so wurde er ein bunter Hund, wie man damals sagte, ein Schlitzohr, ein Tunichtgut.
Aber alles wurde mit einem ironischen, fast verständnisvollen Zwinkern betrachtet.
Mal 'rettete' er einen sauteuren Rassehund, der irgendwie seiner Besitzerin 'entlaufen' war, vor dem Ertrinken im Fluss und übergab ihn dem weinenden Frauchen – gegen gute Belohnung, versteht sich. Mal war es ein Portmonee, das er 'gefunden' hatte und als ehrlicher Finder dem Besitzer zurückbrachte. Alle Karten und Ausweise noch drin, Kleingeld auch, aber die Scheine hatte der böse, 'richtige' Dieb bereits entfernt. Dann war wieder mal ein mit laufendem Motor parkendes Auto dran, dessen Besitzer schnell etwas erledigte. Robert Breitbach 'entführte' es aus umweltpolitischen und sicherheitstechnischen Gründen und stellte es irgendwo ab. Seltsamerweise fehlten dann zufällig immer wertvolle Dinge aus dem Wagen, was die Richter natürlich auch sonderbar fanden, aber immer beließen sie es bei symbolischen Strafen, weil der nette Kerl es ja nicht wirklich böse gemeint habe und das Opfer selbst schuld sei. Viele Dinge wären einfach so passiert, erklärte Robert Breitbach auf seine charmante Art dem Staatsanwalt. Unverhofft kommt oft, war seine Standarderklärung für die sehr seltsamen Konstellationen, die er als Entschuldigung anführte.
In früheren Jahren, noch in seiner Schulzeit, hatte Robert Breitbach sich seltsamerweise sehr für Mathematik interessiert, speziell für die Wahrscheinlichkeitsrechnung und Themen wie der Laplace'sche Dämon, was ihn folgerichtig in die Glücksspielbranche führte. Er hatte auf Anhieb Erfolg. Sein präzises Gedächtnis, verbunden mit der im Kopf berechneten Wahrscheinlichkeit, dass der Gegenspieler die passenden Karten hatte, ließen ihn immer wagemutiger werden. Doch dann setzte er bei einer errechneten 99prozentigen Wahrscheinlichkeit alles aufs Spiel. Und verlor. Er hatte nicht verinnerlicht, dass Fernfahrer statistisch gesehen alle 100.000 Kilometer einen Unfall haben, aber trotzdem ein LKW nicht unbedingt verunglücken muss, wenn der Fahrer mehr Meilen auf dem Buckel hat, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dagegen spricht.
Das große Problem war nun, dass die Zockerbude von Hasani Berisha betrieben wurde, einem sehr auf 'Seriosität' und 'Gerechtigkeit' bedachten Albaner, der mit seinen Leuten dafür sorgte, dass Spielschulden nicht nur Ehrenschulden blieben. Um seine Verbindlichkeiten zu begleichen und um größeren Schaden von seiner unversehrten Körperlichkeit abzuwenden, wandte sich Robert Breitbach schwer enttäuscht abrupt von berechenbaren Wahrscheinlichkeiten ab und folgte bei seinen Geldbeschaffungsmaßnahmen ab sofort einem anderen Prinzip: UKO. Unverhofft kommt oft. Ihm war nämlich schlagartig klar geworden, dass man durch die Wahrscheinlichkeitsrechnung seiner Sache nie absolut sicher sein kann, da ihr Ziel die Minimierung von Fehlern ist und nicht deren Eliminierung.
Breitbach war kein Determinist, er war nicht der Laplace'sche Dämon, sondern er vertraute ab sofort nur noch dem Prinzip Zufall. Der dumme Spruch unverhofft kommt oft, den er früher als völligen Blödsinn abgelehnt hatte, ihn sogar vehement umgedreht hatte in: "Unverhofft kommt, verdammt noch mal, scheiß selten!", wurde für ihn nun zum Wahlspruch. Wenn er den Satz nur auf sich bezog, auf sein ganz eigenes, persönliches Glück, war er natürlich absolut unzutreffend. Aber als er vom Pech getroffen und völlig pleite aus Hasani Berishas Zockerparadies in der Dreimühlenstrasse getreten war und am Großen Glockenbach entlang trottete, stolperte er über einen Stein.
"Scheiße!", fluchte er. "Unverhofft kommt oft? Ihr Arschlöcher! Ich habe nicht gehofft, aufs Maul zu fallen!" Doch dann, als er sich wieder mühsam aus dem Kies aufrichtete, sah er in einem Buschwerk einen Zehn-Euro-Schein flattern. "Na ja, na ja", murmelte er, während er nach ihm grapschte und ihn in die Tasche schob.
Breitbach war nicht nur pleite, sondern schuldete Hasani Berisha viertausend Euro. Und der Albaner war seriös. In Sinne des Milieus. Spielschulden sind nicht nur Ehrenschulden. Fünfzehn Prozent Zinsen. Pro Woche. Das war nicht unseriös. Aber der Deal galt nur für vier Wochen. Danach wurde anders gerechnet. Ein Körperteil pro Woche. Finger, Zehen, Arme, Beine…
Robert Breitbach verließ den Park und bewegte sich ziellos Richtung Zentrum, während es in seinem Kopf rotierte. Was tun? Abhauen? Wohin? Womit? Gedankenverloren betrat er die Lindwurmstrasse und sah gerade noch, wie ein Taxi auf ihn zu raste. Bremsengequietsche, Glassplittern Blechgestöhne, Passantengekreische – erstarrt wie in einem Film, wie aus einem Horrortraum gerissen, blickte sich Breitbach um. Er stand mitten auf der Strasse, um ihn herum Scherben und Blechfetzen, ein Außenspiegel kugelte provozierend langsam an ihm vorbei. Was ist passiert?, fragte er sich, warum lebe ich noch?
Ein Porsche hatte ihm das Leben gerettet, ein dicker, fetter Cayenne. Sein Fahrer hatte noch bei mehr als dunkelgelb die Kreuzung zu überqueren versucht, dabei das Taxi gerammt und zur Seite geschoben. Weg von Robert Breitbach.
"Danke, Porsche", murmelte er, mogelte sich an dem tobenden Taxler vorbei und verschwand in einer Nebengasse. Er versuchte die Wahrscheinlichkeit abzuschätzen, dass so etwas passiert, aber ihm fiel nur der alte, verhasste Spruch ein, unverhofft kommt oft. Und ab diesem Zeitpunkt handelte er danach, Laplace hin oder her. Von da ab setzte er nur noch auf sein Glück.
Dass er dabei dem Glück eher häufig, genauer gesagt eigentlich immer auf die Sprünge half, war eine andere Sache. UKO wurde sein Wahlspruch. Und damit schaffte er es, die Schulden bei Hasani Berisha zu begleichen, unversehrt an Leib und Seele. Was hatte er gelernt dabei? Er zockte nicht mehr in den Spelunken des Schlachthofviertels, er strich Berishas Etablissement aus seinem Gedächtnis, er wandte sich völlig vom Glücksspiel ab.
Und dann lernte er Karina Klotzbücher kennen. Seine erste und einzig wahre Liebe. Für sie sorgte er, kümmerte sich, wie sich seine Pflegeeltern und seine Betreuer früher um ihn gekümmert hatten. Er schaffte Geld herbei, um ihr ein schönes Leben zu ermöglichen, aber ob sie das wirklich wollte, das fragte er sie nicht. Er hatte sie gefunden, einfach so. Unverhofft kommt oft. Aber da er jetzt einen bestimmten Lebensstil halten wollte oder musste, wurden die Dinger, die er drehte, immer gewagter.
II
Die Sonderkommission, die inzwischen unter der Leitung von Hauptkommissar Rudolf Reichert zu arbeiten begonnen hatte, war eigentlich eine EG, eine Ermittlergruppe für die Aufarbeitung eines kriminalpolizeilichen Phänomens. Sie hatte die Nummer 118, also die erste EG im Jahr 2018 mit dem Zusatz des Tatbestandes. EG 118-Zufall.
Allein schon die Bezeichnung deutete an, dass für die Aufstellung nur ein Mann infrage kommen konnte: Staatsanwalt Henry Hirsch. 'Dieser Hirsch'!, wie ihn die Polizeibeamten immer unter Betonung des Ausrufezeichens nannten, hatte ständig solche Ideen, als hätte das Kommissariat nichts Wichtigeres zu tun.
Die Gruppe tappte völlig im Dunkeln. Keiner ihrer Mitglieder hatte eine Idee, was das sollte, wie man rangehen könnte an einen Berg von ungeklärten Straftaten, die keinerlei Anhaltspunkte für eine Ermittlungsroutine zu bieten hatten. Entsprechend war die Laune im Besprechungsraum 28 des Präsidiums in der Ettstrasse. Allein die Tatsache, dass sich bestimmte Taten in den Stadtbezirken Haidhausen, Sendling, Glockenbachviertel und Schwanthalerhöhe statistisch gesehen seit einiger Zeit häuften, hatten 'diesen Hirsch'! dazu bewogen, die EG 118-Zufall zu installieren. Hauptkommissar Reichert war der einzige unter den Kollegen, der wirklich an die Sache ranging, und nur seiner Person war es zu verdanken, dass die Gruppe überhaupt zuhörte.
Die Fälle glichen sich nicht. Es waren keinerlei Muster zu erkennen, keine auffälligen Gemeinsamkeiten. Hauptkommissar Reichert vermutete trotzdem einen Zusammenhang.
"Leute", sagte er, "das Zusammenhanglose ist der Zusammenhang!" Er klopfte bedeutungsschwer auf den Aktenstapel, der vor ihm lag, während die Anderen verständnislos die Köpfe schüttelten und sich danach sehnten, zu ihren wichtigen Fällen zurückzukehren, anstatt sich Gedanken über diese Anhäufung von kleinkriminellem Zeug machen zu müssen.
"Ja", meinte Reichert, "alles Kleinzeug – mehr oder weniger."
"Aber ein Bankraub, ein Überfall auf einen Geldtransporter etc. sind wohl eher nicht als Kleinzeug zu werten", meinte Kommissar Angermeier. "Das alles zusammenzuschmeißen macht doch keinen Sinn!"
"Okay, dann schauen wir uns die Fälle halt noch einmal an", schlug Reichert vor.
"Wie oft denn noch?", stöhnte die ganze Crew. Unbeeindruckt fuhr Reichert fort:
"Der Geldtransport zum Beispiel. Ein Gangster, bewaffnet mit einer Handfeuerwaffe, legt sich beim Media-Markt auf die Lauer, bis der gepanzerte Wagen ankommt, die beiden Geldboten gehen in den Markt, um die Einnahmen abzuholen, und dann will er das Auto klauen. Aber da sitzt noch der Fahrer drin. Motor läuft, Türen verriegelt. Das geht nicht. Es funktioniert nur, wenn das passiert, was passiert ist: Der Fahrer muss so dringend pissen, dass er aus der Karre hüpft, so schnell es geht nach hinten verschwindet und dort sein Geschäft verrichtet. Wahrscheinlich lässt er die Fahrertür noch sperrangelweit offen, so pressiert's. Täter steigt ein und fährt weg. So. Wie lange muss der Täter warten, bis so etwas passiert? Ein paar Tage? Ein paar Jahre? Ich sage ewig. Oder der andere Fall, den du angesprochen hast, Angermeier.
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine ältere Dame eine kleine Hypo-Filiale betritt, ihren Chihuahua im Schlepptau, während eine andere ältere Dame, ebenfalls mit Hund, gerade am Schalter Geld abheben will. Die beiden Köter gehen wild aufeinander los, die Angestellte am Schreibtisch flüchtet vor Angst hinter die Schrankwand, die Damen hauen mit ihren Handtäschchen wechselseitig auf die Hunde und aufeinander ein, und der Anstellte im Kassenhäuschen springt heraus, um das Tohuwabohu zu schlichten. Und jetzt stürzt der Schwerverbrecher, der schon lange auf genau diese Situation gewartet hat, herein, zückt eine Pistole und räumt schnell das ganze Bargeld ab. Wie wahrscheinlich ist das? Überhaupt nicht! Das war doch ebenso reiner Zufall, wie bei dem Gelttransporter." Reichert klopfte wieder auf den Aktenstapel und fuhr fort. "Diese Akten sind voll von solchen Zufällen. Und in dieser Häufung kann es sich eben nicht mehr um Zufälle handeln. Es sei denn …" Er schwieg bedeutungsvoll einen Moment.
"Es sei denn …?", fragte Angermeier.
"Es sei denn, dass es sich um ein und denselben Täter handelt. Er hat sich den Zufall zum Prinzip gemacht und ist deshalb bisher noch nicht aufgeflogen. Er marschiert ziellos kreuz und quer durch die bevorzugten Viertel um seine Wohnung herum, auf der Suche nach einer günstigen Gelegenheit, egal, um was es sich dabei handelt. Seine Methode heißt: Unverhofft kommt oft, und er schlägt zu, wenn es …"
Zwischenzeitlich war die Tür zum Besprechungsraum aufgegangen, und Staatsanwalt Henry Hirsch stand im Rahmen.
"Was?", rief er, "was haben Sie da gerade gesagt, Reichert?"
"Äh, wie, was, wie bitte?", stotterte der Hauptkommissar.
"Was Sie gerade gesagt haben, will ich wissen!"
"Na ja, er schlägt zu, wenn es sich halt gerade ergibt. Oder so."
"Nein, vorher, diesen blöden Spruch!"
"Blöder Spruch? Meinen Sie unverhofft kommt oft? Meinen Sie das, Herr Staatsanwalt?"
"Gaanz-gee-nau! Vor einigen Jahren habe ich diesen Spruch immer wieder bei verschiedensten Verfahren von immer demselben Angeklagten gehört. Und die Richter haben es ihm immer abgenommen. Zufall, nix geplant, Verleitung zum Kameradendiebstahl, wie's bei der Bundeswehr heißt, wenn einer den Spind offenstehen lässt. Opfer selber schuld und so weiter. Ich muss weiter, Reichert, ich schicke ihnen den Namen."
"Moment, Herr Staatsanwalt, was wollten Sie eigentlich hier?"
"Äh, tja, keine Ahnung. Aber unverhofft kommt oft, Hauptkommissar Reichert!" Henry Hirsch grinste und verschwand.
III
Robert Breitbach war ein mustergültiger Angeklagter, einen Waffengebrauch konnte man ihm nicht nachweisen, auch, weil keine Pistole gefunden wurde, und so erhielt er auch nur eine in Bezug auf die Anzahl seiner Taten geringe Strafe von vier Jahren aufgebrummt. Er war auch ein mustergültiger Häftling in der JVA München und arbeitete schon nach kurzer Zeit ziemlich selbstständig in der Bäckerei.
Die Ladeklappe des Mehllieferanten im Hof der JVA stand zufällig offen, Breitbach hatte zufällig Dienst und zufällig war außer ihm niemand im Hof …
Robert Breitbachs große Liebe, Karina Klotzbücher, wohnte immer noch in der schönen Wohnung im Westend, die Breitbach für sie zusammen gekauft und eingerichtet hatte. In der Haftanstalt besucht hatte sie ihn nie, auch sonst war nach seinem Haftantritt jeglicher Kontakt von ihr abgebrochen worden. Trotzdem liebte er sie immer noch.
Breitbach läutete, stellte den Fuß in die Tür und drückte sie auf, als Karina sie sofort nach dem Öffnen wieder zuschlagen wollte.
"Tja", sagte er und trat ein. "Unverhofft kommt oft!" Er lächelte. Doch dann sah er ihren dicken Bauch und wurde blass. "Woher … wer …", stammelte er.
"Na, unverhofft kommt oft", antwortete Karina Klotzbücher und lachte blechern.
"Schaatz, Schaa-haaatz", tönte es plötzlich aus dem Bad, und dann stand ein halbnackter, volltapezierter Typ mit Nazi-Frisur im Zimmer und glotzte blöd.
"Ach, das da ist wohl der Herr Papa?" fragte Robert Breitbach, zog eine Pistole aus seiner Jacke, zielte auf den Tätowierten und drückte eiskalt ab. Es knallte, und ohne einen Laut fiel der Typ um wie ein Mehlsack. Breitbach pustete den Rauch aus dem Lauf und warf die Waffe seiner Ex-Freundin zu. Sie stand völlig erstarrt und rührte sich nicht. "Schenk die Wumme deinem Blag zum Geburtstag, ich hab' sie im Spielwarenladen mitgehen lassen. Und das da", er deutete auf Karinas reglos auf dem Boden liegenden Lover, "das da wird schon wieder. Es hat wohl schlechte Nerven, ein Eimer kaltes Wasser wird helfen."
Er drehte sich um, fuhr mit der U1 zum Mangfallplatz, ging den Rest bis zum Knast zu Fuß und stellte sich dem Pförtner vor. "Unverhofft kommt oft", sagte er noch, während der Diensthabende hektisch zum Telefon griff. Und dabei schwor er sich, diesen Spruch nie wieder zu benutzen. Er war irgendwie langweilig geworden. Er wollte lieber wieder über Laplace und die Wahrscheinlichkeitsrechnung nachdenken.
IV
Acht Jahre später.
Rudolf Reichert saß vor seinem Fernseher und wartete auf die Tagesschau, als bei Börse vor acht eine sichtlich gealterte Tanja Bohl verkündete, dass die wegen dubioser Finanzgeschäfte berüchtigte Investmentbank Bleerbauch&Bleerbauch bodenlos ins Minus gestürzt sei. Die Investorengruppe INSPERATUS mit Sitz auf einem Off-Shore-Finanzplatz habe über gewagte, aber durchaus legale Methoden auf einen Kapitalverlust gewettet und damit gewaltige Gewinne verbuchen können.
Reichert sprang auf, ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier. Er wusste, wer der CEO und reale alleinige Investor von INSPERATUS war. Er hatte seinen Werdegang die ganze Zeit verfolgt. Fernabitur aus dem Knast heraus, nach 2 Jahren vorzeitige Entlassung. BWL- und Mathematikstudium, Masterarbeit über Wahrscheinlichkeitstheoreme und Laplace-Gleichungen.
Robert Breitbach, der Jünger des Laplace'schen Dämons.
Reichert hob sein Glas und brachte einen Trinkspruch auf Breitbach aus, gefolgt von einem Zitat eines berühmten Fußballkaisers:
"Ich hab damit gehofft, aber nicht damit gerechnet!"
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Texte: BRieser.181218
Bildmaterialien: Timo Klostermeier /pixelio.de
Tag der Veröffentlichung: 19.12.2018
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