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Miss Verständnis

 

 

 

"Wissen Sie, Herr Wachtmeister, ich bin wirklich eine verständnisvolle Frau. Aber was zuviel ist, ist zuviel! Ich wohne hier schon immer, habe das Haus von meinen Eltern geerbt, und als Herr Laurel das Grundstück nebenan gekauft hat, war ich froh. Das Haus ist lange leer gestanden und war mir ein wenig unheimlich geworden.

Herr Laurel ist Engländer, was vielleicht gewisse Schwulitäten erklärt. Wie bitte? Ja, dann halt Schrulligkeiten, meinetwegen. Also. Er hat mich nach seinem Einzug gleich zu Kaffee und Schweinsohren eingeladen, was ich als sehr freundlich empfand. Als ich mich fertig gemacht hatte und gerade zu ihm hinüber wollte, klingelte es. Herr Laurel stand vor dem Gartentor, hielt sich an einer Sackkarre fest und grinste mich an.

"Darf ich bitten, Miss?", fragte er, deutete erst auf das seltsame Gerät und dann auf den Lieferwagen, der auf dem Gehsteig stand. Als ich verständigerweise unverständig schaute, meinte er, er wolle mich doch einladen. In seinen Transit. Als ich verirrt den Kopf erschütterte, lachte er auf und meinte, er sei halt ein Komischer. Und dann wollte er wissen, ob ich mich selbst so fertig gemacht hätte, oder jemand anders.

Na gut, in England gibt es viele gute Komische. Benny Hill oder Mr. Bean zum Bleistift. Okay, hab ich dann gesagt, aber ich geh' die paar Meter lieber zu Fuß. Er verbeugte sich formverendet, bat um meine Hand und brachte mich ums Eck. Erst schenkte er mir Kaffe ein. Englischen Kaffee. Ich bin nicht heikel, aber die sollten lieber bei ihren eingeweichten Blättern bleiben. Na ja. Dann eilte er in die Küche und kam mit einer Platte Schweinsohren zurück. Ich meine, das war nicht mehr komisch. Haarige, blutige abgeschnittene Schweineohren! Ich hab natürlich gekreischt wie eine Draisine, da hat er sie wieder abserviert und ist mit dem richtigen Gebäck zurück gekommen. Aber mir war der Appetit vergangen, und ich wollte gehen.

"Hardy! Hardy!", jammerte Mr. Laurel darauf hin, "ich hab' meine Miss gekrault!"

Vergrault verbesserte ich ihn und fragte, wer denn Hardy sei.

"Hardy, my Hardy", jammerte er weiter, "up, up and away!" Er schien wirklich traurig zu sein, und er weichte mein Herz damit.

"Ich vermisse seine Trümmer", schluchzte er. "Überall lagen seine Trümmer herum!"

Trümmer?, fragte ich ihn und ob das ein englisches Wort sei. "No, no, bavarian. Das sagt ihr doch so: Hundstrümmer."

Ach so, Hundstrümmerl, vulgo Hundescheiße. Ein Hund also, der up, up and away war. Ich tröstete ihn, so gut ich konnte, was mir den Titel Miss Verständnis einbrachte. Er war ja schließlich ein Komischer. Aber als ich ihm auf seine Quettschn, äh, also auf seine Frage, was ich denn von Beruf sei antwortete, dass ich Hebamme gelernt hätte, war es endgültig aus. Mich als Miss Geburt zu bezeichnen, das ist doch wirklich die Höhe! Ich rauschte up, up and away.

Der weitere Kontakt hielt sich in Grenzen, bis es heiß wurde. Und jetzt komme ich endlich zum Komma, Herr Wach… Hallo? Sind sie noch wach, Herr Meister?

Also, jetzt ist es ja schon ein paar Tage lang sehr heiß. Und was tut ein Engländer, wenn es heiß ist? Er sprengt seinen Rasen. Und genau das geht mit gehörig auf den ….

!!!KAAWUMMMM!!!

Sehen Sie, Herr Wachtmeister, oder hören Sie mich nicht mehr? Warum weiß der Kerl nicht, dass man das nicht mit Dynamit macht? Und jetzt gehen Sie endlich ein … äh … schreiten Sie endlich ein!

 

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Tag der Veröffentlichung: 20.07.2017

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