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Morgen ist morgen

 

 

 

 

Ab morgen wird alles anders…

 

Was für ein Spruch! Wie oft haben wir ihn schon gehört, und wie oft haben wir ihn schon selbst von uns gegeben? Im tiefsten Herzen davon überzeugt! Er gehört zur Menschheit wie Ketchup zu Pommes, Bayern zu München oder Bruns zu Büttel.

Kaum zu glauben, denn dieser Satz per se ist völlig unsinnig. Eine Plattheit. Alles und Jedes wird morgen anders sein. Das ist einfachste Physik. Der Kilimandscharo wird morgen anders sein als heute. Man muss nur genau hinsehen. Auch das Universum wird morgen anders sein. Und wie!

Aber vom ewigen?, unendlichen? Universum zurück zum gewöhnlichen Alltag auf dieser Erde stellt sich gleich die Frage: Was will uns der Satz, den wir gerade gehört haben, eigentlich sagen? Welche Kategorie bietet er uns an?

Beinhaltet er

- eine Feststellung?

- eine Hoffnung?

- ein Versprechen?

- einen Wunsch?

- einen Irrtum?

- eine Lüge??

- oder gar eine Drohung?

 

Ohne die dringend erforderliche nachgeschobene Erklärung, was, zum Teufel, denn mit dem Satz gemeint sei, ist er nur hohle Luft, sinnloses Gefasel, vertane Lebenszeit. Im Grunde des Herzens strebt die Mehrzahl der Menschen nach Ewigkeit. Nicht nach Veränderung. Aber sie wünschen sich, dass sie selbst, nur sie selbst, einen winzigen Ausbruch aus der Norm wagen können. Wenigstens aus ihrer kleinen, beschränkten, eigenen Norm. Und wenn dann die ganze Geschichte der Menschheit daran hängt – umso besser!

Aber meistens reduzieren sich die Ereignisse, die dem Satz nachfolgen, auf Irrtümer, Lügen, Versprechungen oder die anderen erwähnten Kategorien, wie folgende Auswahl an kleinen Geschichten zeigen soll:

 

Ab morgen wird alles anders –

 

- dachte sich Adolf Hitler, als er 1907 seine Bewerbungsmappe für das Kunststudium in Wien abgab.

 

- schwor Kolumbus. Er hatte seine letzten Escudos beim Spiel verloren. " Ich fahr einfach weg. Irgendwohin!"

 

- nahm sich der Säufer vor und öffnete die letzte Flasche.

 

- Den Spruch kann der Fels nicht mehr hören, seit er nach dem Vulkanausbruch vor 800.000 Jahren auf dem

  Bauch liegen muss.

 

- Hundertmal hatte er ihr das versprochen und sie dann doch wieder geschlagen.

 

- "Jetzt wird es endlich wahr", flüsterte sie und mischte Gift in seinen Kaffee.

 

- seufzte Ghandi auf dem Sterbebett erleichtert. Er ahnte nicht, dass er als Unberührbare wiedergeboren würde.

 

- rief die AfD-Petryne. Aber sie meinte nur die Reanimation eines toten Weltbildes.

 

 

Das könnte man jetzt endlos weiterführen. Würde es was ändern? Ach was.

Obwohl – ab morgen wird alles anders, so sagt man doch?

 

Jaja.

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Tag der Veröffentlichung: 20.05.2016

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