New Newgrange
Neulich
fiel mir beim Aufräumen ein Ordner mit einer 15 Jahre alten Baugenehmigung in die Hände. Dort steht explizit, dass das Dach meiner Garage begrünt werden soll und das Oberflächenwasser auf dem Grundstück versickern muss. War ein bisschen seltsam, da unser Ortsteil quasi im Grundwasser steht, aber gut. Bodenversiegelung soll nicht sein.
Doch wenn ich jetzt, fünfzehn Jahre später, durch den Landkreis fahre, kommen mir gehörige Zweifel, ob mein Garagendach ins Gewicht fällt.
Überall werden gigantische Umgehungsstrassen gebaut, jedes gottverlassene Kaff planiert hektargroße Gewerbegebiete, und aus den Dörfern führen vierspurige Freeways. Besonders die Kreisleritis hat in unserem Landkreis überhand genommen.
Nichts gegen Kreisverkehre – aber müssen die Ausmaße und Formen annehmen, wie das prähistorische Hügelgrab Newgrangein Irland? Okay, etwas kleiner ist der neue Kreisverkehr beim OBI-Markt schon, aber er sieht genau so aus. Und wer weiß – vielleicht gab es vor dreitausend Jahren auch schon ähnliche Vorschriften.
Das Dach von Newgrange jedenfalls ist begrünt und das Wasser versickert auf dem Grundstück.
Schuhe, Latschen oder Tret(t)er
Neulich
habe ich mit voller Absicht den linken Teil unseres Schuhschrankes geöffnet, jenen Teil, der mich sonst überhaupt nichts anzugehen hat.
Das ist Hoheitsgebiet meiner Frau. Feindliches Territorium. Terra incognita.
Anzahl der Paare pro Brett mal Anzahl der Bretter… Ich kam auf keinen grünen Zweig, weil die Teile nicht ordentlich nebeneinander, sondern kreuz und quer übereinander oder was weiß ich in welcher Logik gestapelt waren.
Ich suchte allerdings keine Schuhe, sondern einen Fahrradschlüssel. Warum meine Frau Fahrradschlüssel im Schuhschrank aufbewahrt, entzieht sich meiner – zugegebenermaßen männlichen - Logik. Nein, ich habe nicht danach gefragt, um Gottes Willen. Ich habe auch nicht nach Sinn und Zweck vielhundertfacher (na ja, etwas übertrieben) Fußbekleidung gefragt, eigentlich habe ich überhaupt nichts gefragt, nur nach dem Fahrradschlüssel, wenn ich mich recht erinnere. Trotzdem musste ich mir eine Tirade der folgenden Art anhören:
"Ich kann doch nicht jeden Tag mit den gleichen Schuhen rumlaufen, und überhaupt, räum doch mal deine eigenen Latschen im Keller auf!"
So ist das.
Schuhe ziehen Fliegen an. Verständlich. Aber auch Frauen. Da kann die Einkaufspassage einer fremden Stadt noch so groß, verwirrend, unübersichtlich sein – ein Schuhladen sendet ein spezielles präcortikales Signal aus, das vorwiegend weibliche postsynaptische Membranen zum Depolarisieren bringt und damit eine Kaskade in Gang setzt, die man(n) kaum unterbrechen kann – einfacher gesagt: Hinschauen, Hineingehen (nur gucken!), probieren, kaufen.
Neulich habe ich mich darüber am Stammtisch ausgeweint und musste dann aber anhand der Kommentare einsehen, dass meine Frau anscheinend relativ harmlos ist. Ihr Schuhschrankteil beträgt gerade mal 60x180cm. Was musste ich mir dagegen von meinen Leidensgenossen so alles anhören?
Trotzdem: Fahrradschlüssel sucht außer mir keiner im Schuhschrank.
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Tag der Veröffentlichung: 16.11.2008
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