Cap and Trade
Neulich
, beim Anblick der traurigen Gestalten vor der Kneipe, habe ich mich erinnert, dass wir in Bayern jetzt das schärfste Nichtrauchergesetz haben.
War das wirklich nötig? Einfach das Rauchen quasi überall verbieten? Ohne Ausnahmeregelungen, Sonderverfügungen, Quotenvorschriften? Einfach so? Geht das in unseren so elaborierten Verordnungs- und Verfügungssystemen überhaupt? Legen wir damit nicht die Axt an das ach so ausgefeilte Gleichgewicht von Wirtschaft und Kommerz? Ist das die Liberalitas Bavariae? Dass man sagt: "G'raucht werd nimmer, ausg'red is!"
Das hätte man mit ein bisserl gutem Willen doch wirklich anders regeln können!
Der kanadische Ökonom J.H. Dales hat es doch beschrieben wie's geht, und die halbe Welt ist begeistert darauf eingestiegen: ´Cap and Trade
´ heißt das Zauberwort, auf deutsch ´Emissionsrechtehandel´. Und das funktioniert so:
Jeder darf die Umwelt verschmutzen auf Teufel komm raus. Und wenn er das ums Verrecken nicht schafft, weil er nicht genug Dreckschleudern hat, darf er sein Recht auf Verschmutzung an eine Oberdreckschleuder, die keine Lust hat, ihren Betrieb oder ihren Staat auf sauber zu trimmen, verkaufen.
Setzen wir das mal auf eine Situation in einer normalen bayerischen Wirtschaft um:
Das Lokal hat ein von der Behörde vorgegebenes Emissionslimit und der Wirt ein lizenziertes Emissionshandelsrecht (eingetragen bei der Handelskammer). Er muss nun nur den Austausch der Emissionsrechte zwischen Nichtrauchern und Rauchern moderieren, und der Käse ist gegessen. Wenn die Nichtraucher verbohrt sind und ihren Preis so hoch ansetzen, dass die Raucher ihnen den Stinkefinger zeigen und das Lokal verlassen – okay, dann haben wir halt eine Nonemissionskneipe. Wenn nicht, dann sind alle zufrieden. So agieren eben die marktwirtschaftlichen Instrumente der Umweltpolitik. Wo ist das Problem?
Dieses System ließe sich gut auch auf andere Bereiche unseres täglichen Lebens anwenden. Man denke nur an den ewigen Promillekampf auf unseren Strassen: Die zugeteilten Alkoholzertifikate der Abstinenzler an die Säufer verkauft oder versteigert – das Promilleproblem auf unseren Strassen wäre Vergangenheit.
Kyoto, Artikel 17, sei Dank.
Tag der Veröffentlichung: 27.09.2008
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Widmung:
Glosse 3