„Sir, können Sie etwas erkennen?“ fragte Jeffrey Jr., ein besonders besorgter Soldat. „Nein. Das ist die Ruhe vor dem Sturm.“ General Mayers war beunruhigt. Er hatte schon viele Schlachten hinter sich, aber das würde alles in den Schatten stellen. Er machte den täglichen Rundgang. Das Rettungsschiff und das Transportschiff standen an und mussten gewartet werden. Mayers kontrollierte die Arbeit. „Lagerbestand?“ fragte er den Smith, der für das Protokoll der Waren zuständig war. „Alles in Ordnung, Sir. 50 Medi-Pacs, 20 Maschinengewehre, 5 Raketenwerfer , 50 Laser, 10 der Klasse A, 30 der Klasse B,...“ Plötzlich stürmte ein junger Soldat heran. Er war schweißnass und ihm stand das Entsetzen im Gesicht geschrieben. „Sir! Sir! Ein ganzer Trupp feindlicher Soldaten naht! Es sind Hunderte... nein, Tausende!!!“ „Beruhigen Sie sich, Soldat! Wie viele sind sie? Wie sind sie ausgerüstet? Es ist wichtig, dass Sie mir jetzt genau erzählen, was sie gesehen haben!“ „Es...es sind hunderte Fußtruppen, einige Panzer, einige Kampfjets und ein TITAN-Kampfflugzeug! Es scheint kein Schild vorhanden zu sein, das kann aber auch täuschen!“ „Verdammt! Die haben es bestimmt auf unser verbessertes TITAN-Flugzeug abgesehen!“ Der General setzte sich und überlegte. „Woher kommen sie?“ fragte er und breitete eine Karte aus. „Von...dort, von Osten, Sir.“, sagte ein Späher. „Mhmmm... wir müssen im Hauptquartier nachfragen. Meldet Alarm! Ich komme gleich zur Truppeninspektion. Wir können und wir werden diesen Krieg nicht verlieren!“ Mayers rannte zur nächsten UCP (UniversalCommunicationPlace) und rief das Hauptquartier.
„HQ? Bitte melden! Hier ist Mayers, General der Truppe im Quadranten CA7/0! Wir werden überrannt und brauchen sofortige Hilfe!“ „Hier HQ. Brauchen genaue Daten.“ „Verdammt! HQ! Wir haben keine Zeit zu verlieren! Tausende Soldaten, einige Panzer und Flugzeuge, TITAN-Kampfflugzeug!“ „Haben verstanden. Nachschublandung in Sektor CA7/0. Bitte bestätigen.“ „Wir bestätigen. Macht schnell! Verdammt...“ Mayers musste zur Truppeninspektion. Er rannte, um den Termin nicht zu verpassen. Plötzlich stand ein Soldat vor ihm. „Soldat! Lassen Sie mich durch! Ich bin Mayers, General hier! Ich...“ „Gut, das zu wissen. Packt ihn, Männer.“ Aus allen Gebüschen quollen Soldaten hervor, umringen Mayers und entwaffneten ihn. „Mist, dieser Späher hat nicht übertrieben. Ich hoffe bloß, die Verstärkung kommt durch...“
Die Reise dauerte. Aber schließlich entfernten die Soldaten die Augenbinde von Mayers. „Das, was Sie hier sehen, wird für Sie nicht von Bedeutung sein. Sie leben nicht mehr lange, dafür wird Boyls schon sorgen.“ Mayers zuckte zusammen. Boyls! Das war der Mann, der vor Jahren zur CU (CybranUnit) gewechselt war. Er hatte sofort Karriere gemacht und war nun ebenfalls General, wie er. Und der entschied nun über sein Schicksal? Während er überlegt, führten ihn die Männer zu seinem Zelt. „Passwort?“ wurde gerufen und prompt beantwortet. Mayers hatte davon gehört. Wer zu lange wartete, wurde erschossen. „FreiheitsCU“ kam die Antwort und sie durften hinein. Drinnen saß er. Vor ihm lagen Tonnen von Plänen und Zeichnungen. Angriffspläne, da war sich Mayers sicher. „General?“ Boyls kam hoch. „Was ist, Soldat?“ „Wir haben einen Gefangenen, Sir! General Mayers von der UEC (UnitedEarthCompany)!“ „Mayers, soso... von der UEC, sagen Sie?“ „Ja, Sir! Wir konnten ihm auflauern, Sir!“ „Wie ist ihr Name, Soldat?“ fragte Boyls. „Öhmke, Sir.“ „Sie bekommen für Tag IXX frei, Soldat.“ „Danke, Sir!“ Öhmke rannte jubelnd hinaus. Mayers wusste nicht, was
Tag IXX war, war sich aber ziemlich sicher, dass dort nicht die Schlacht stattfand. Denn dann hätte Boyls nie auch nur einen Soldaten weggeschickt. Er kämpfte immer mit voller Mannstärke – und immer erfolgreich. „Sagen Sie“ stieß Boyls hervor „kennen wir uns nicht? Sie sind dieser Möchtergerngeneral, dem ich nicht gut genug war!“ Er schrie fast. „Und jetzt habe ich Sie in der Hand. Ist das nicht genial? Ist es? Ist es?“ Mayers brachte kein Wort heraus. Boyls hatte ihn erkannt. „Nun antworten Sie schon, Sie Memme! Ich kämpfe nicht gern gegen Nichtskönner!“ Boyls ließ alle Wut an ihm aus. Plötzlich klingelte sein Telefon. „Boyls hier! Was? Verstärkung? Wie viel? ... Zieht das Ding durch! Aber versteckt euch erstmal. Tag IXX muss schnell gehen, ansonsten sehe ich schwarz! Was? Aber nicht jetzt...! Ja, wenn Sie meinen...“ Boyls legte auf und wandte sich an Mayers. „Ich muss jetzt leider gehen. Meine Wachen kümmern sich um Sie.“ Er betätigte die Freisprechanlage. „Wachen? Hier ist ein General, der abtransportiert werden möchte. Ruhig mit Gewalt.“ Boyls verließ den Raum. Mayers suchte verzweifelt einen Ausgang. Er hatte nicht viel Zeit. Wenn die Wachen erst hier waren, dann...
Die Tür flog auf. Zehn schwer bewaffnete Männer stürmten hinein und packten Mayers. Danach wurde ihm schwarz vor Augen. Er brachte kein Wort zu Stande. Wo sie ihn wohl hinbrachten? Er musste abwarten...
„ Wo ist Mayers?“ Jeffrey Jr. rannte quer durch das ganze Lager. Er war, wie gesagt, sehr vorsichtig und ängstlich, und jetzt konnte er nicht glauben, dass der General weg war. „Wir wissen es nicht. Beruhigen Sie sich.“ meinten die anderen Soldaten. Plötzlich wurde ein Lautsprecher eingeschaltet. „Achtung! Achtung! General Mayers wurde an der Grenze des Lagers der CU gesehen! Es ist nicht sicher, was sie mit ihm vorhaben, aber wir müssen Gegenpläne schmieden! Alle Soldaten...“ Er betonte das alle. „ kommen bitte pünktlich...“ Er betonte pünktlich. Der Sprecher war sich seiner Stellung bewusst. „zur Versammlung. Sie ist Punkt 14:00 Uhr nahe der Grenze. Mayers wird der Verlustliste hinzugefügt. Vielen Dank.“ Es wurde still. Dann brach Panik aus. Wildes Geschrei überflutete das ganze Lager. „Was sollen wir nur tun?“ fragte ein Soldat. „Wir wissen es nicht, Soldat. Wir wissen es nicht.“
Der Raum war dunkel. Kaltes Wasser tropfte von den Wänden auf Mayers Gesicht. Er wurde wach. Verzweifelt versuchte er etwas zu erkennen, aber es war, wie gesagt, zu dunkel. Da fiel ihm die Streichholzpackung ein. Zu Hause hatte er noch darüber gelästert, wie altmodisch das sei, er hätte doch sein Feuerzeug. Aber das vermisste er jetzt. Ratsch! Das Streichholz brannte. „Ein komischer Raum“ dachte Mayers. „Wie ein Lager. Gar nicht wie ein Gefängnis.“ Er entdeckte einen Lichtschalter und aktivierte die Beleuchtung. Sie funktionierte nicht. „Das hätte ich mir denken können“ dachte er enttäuscht und sank zu Boden. Langsam bekam er Durst. Proviant hatte er keinen, aber vielleicht konnte er das Wasser trinken, das die Wände hinabsickerte? Er roch daran und wich sofort zurück. „Saurer Regen... Die Menschheit hat die Klimakatastrophe wohl immer noch nicht im Griff:“ Er machte Inventur und stellte fest, dass er nichts behalten hatte, außer eben diesen Streichhölzern und den Klamotten, die er am Leib trug. Lange würde er also nicht mehr durchhalten können. Doch dann bemerkte er etwas: eine Tür. Hinter ihr wurde gerade Licht eingeschaltet. „Nicht schon wieder“ dachte Mayers. Plötzlich hörte er Schüsse. „Hey! Aaarghhhh....“ schrie ein Soldat. „Hier rein“ gab jemand den Befehl. Mayers kauerte sich in einer Ecke zusammen und versuchte sich zu verstecken. Aber es gab nichts, hinter dem er sich hätte verstecken können. Außerdem war es schon zu spät – man hatte ihn längst gesehen. „Hey! Eine Geisel! Wer der Feind von denen ist, ist unser Freund!“ Und der Soldat wandte sich Mayers zu. „Sind Sie okay?“ „Ich denke, schon...“ sagte Mayers misstrauisch. „Sie brauchen keine Angst zu haben. Wir sind von der UEC. Wir holen Sie hier raus.“ Mayers war sprachlos. Die UEC hatte ihn doch gefunden! Er hätte vor Freude schreien können, aber nach dem ersten Fehler hütete er sich, Informationen auszugeben. „Wer sind Sie?“ fragte der Soldat. „Ich weiß es nicht“ log Mayers „sie haben mich zusammengeschlagen und dann hier hineingeworfen.“ Zusammengeschlagen war vielleicht übertrieben, aber zimperlich waren die Wachen keineswegs gewesen. Mayers hatte am ganzen Körper blaue Flecken und ihm war irgendwie unwohl. Das konnte aber auch von dem Stress und der Anspannung kommen, denn die letzten Stunden waren nun ja alles andere als erholsam gewesen. „Ich verstehe. Jones, bringen Sie den Mann bitte ins Hauptquartier.“ „Jawohl, Sir.“ Offenbar war der Soldat doch eher eine Art Kommandant, denn ein Soldat durfte nicht befehlen. Er konnte froh sein, wenn er vorschlagen durfte. Mayers spürte, wie er auf eine Trage gelegt wurde. „Bleiben Sie ganz ruhig. Es wird Ihnen bald besser gehen“ meinte der Kommandant. „Ich habe nur eine Frage“ meinte Mayers, obwohl er wusste, dass er sich damit verraten könnte, „wie geht es dem Lager Sektor CA7/0? Daran kann ich mich noch erinnern...“ „Ich werde durchrufen. Beruhigen Sie sich erstmal.“ Aber Mayers konnte sich nicht beruhigen, solange seine Jungs in Gefahr waren. Er konnte und er wollte es nicht.
Unterdessen war Jeffrey Jr. immer noch in Panik. Aber er war nicht der Einzige: Riesige Türme und Maschinen aus Stahl wurden am Horizont sichtbar. Gigantische Menschenmassen verdeckten die Flora. Kampfflugzeuge färbten den Himmel schwarz und verdeckten die Sonne. Dummerweise war Jeffrey Jr. stellvertretender General und somit nun für das Lager zuständig. Alle fünf Minuten rief er das Hauptquartier an, wann denn die Verstärkung endlich käme und ob man General Mayers gefunden hatte. Mit jedem Anruf wurde er panischer und die Lage wurde nur noch verzweifelter. Denn die Antwort war immer die Selbe: „Die Verstärkung ist wie besprochen unterwegs. General Mayers wurde nicht gefunden. Er ist für uns tot.“ Aber das war nicht das, was die UEC am Meisten beunruhigte. Vielmehr machte man sich sorgen, dass Mayers dem Feind unter Folter wichtige Informationen verraten könnte, immerhin war er als General relativ gut informiert. Man grämte sich, Mayers nicht besser bewacht zu haben und beschloss, hochgradige Leute zu beschützen. Aber das kam zu spät. Der Angriff hatte bereits begonnen.
Mayers mochte das Gefühl nicht. Schon wieder wurde er gegen seinen Willen an einen unbekannten Ort verschleppt. Sollte es sich dabei jedoch wirklich um das UEC-Hauptquartier handeln, würde er sofort alles aussagen und um Lagebericht bitten. Sollte das jedoch nicht der Fall sein, würde er schlichtweg nichts sagen und bei der Lüge des Gedächtnisverlustes bleiben. Plötzlich öffneten sich knarrend die Türen des Transportvehikels und er wurde heraus getragen, hinaus in das blendende Sonnenlicht des Planeten Aurus. Aurus war eigentlich ein völlig unpassender Name für diesen Planeten: Wenn man hier Gold suchte, fand man nichts. Und außer weiß und grau fand man hier wenig. Golden war rein gar nichts. Reich war der Planet erst recht nicht – er war einer der ärmsten Planeten der gesamten Galaxis. Als man Stimmen hören konnte, öffnete Mayers die Augen. Das UEC-Logo prangte überall und schmückte Wände und Uniformen. Mayers sah sich um, ob er jemanden erkannte, aber es war zwecklos. Die UEC beschäftigte so irrsinnig viele Personen, dass die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen vorprogrammiert war. Man schob ihn in einen weißen Saal mit Spiegeln und Doktoren, die ihn ausgiebig untersuchten. Dank modernster Technik ging das überaus schnell, da war die UEC der CU weit voraus, und nach kurzer Zeit stand bereits das Ergebnis fest. „Befund“ plärrte die Computerstimme, „leichte Verletzungen des Typus Prellung. Sonst keine Verletzungen.“ „Nun, da haben Sie aber Glück gehabt. Nur eines ist seltsam“ sagte ein Doktor. „Sie sagten, Sie hätten das Gedächtnis verloren. Wie kommt es dann, dass unser Computer keinerlei Beeinträchtigungen in diesem Bereich feststellen kann?“ „Ich möchte mit Xi sprechen“ sagte Mayers kurz angebunden. Xi war natürlich kein richtiger Name – er war ein Deckname. „Das wollen viele“, sagte ein anderer Doktor, „warum sollten wir ausgerechnet Sie Schwindler zu ihm lassen?“ „Weil es wichtig ist. Mehr kann ich nicht sagen.“ Der Doktor griff zum Sicherheitstelefon und wählte 0-098-999, die Sofortverbindung zu Xi, der sofort annahm. „Xi hier. Was ist los?“ fragte er. „Hier Doktor Kloves. Wir haben hier einen ehemaligen Gefangenen aus einem CU-Lager, das gestürmt wurde. Er sagt aus, er habe einen Gedächtnisverlust, unser System kann jedoch keinen feststellen. Er möchte mit Ihnen sprechen, Sir.“ „... Wie heißt er?“ „Wie heißen Sie, verdammt noch mal?“ fragte der Doktor nun Mayers. „Seien Sie freundlich, man“, befahl Xi, „ich könnte ihn kennen. Außerdem ist es ein Informant. Denken Sie daran, Kloves.“ „Jawohl, Sir. Also, wie heißen Sie?“ „ General Mayers, Sektor CA7/0.“ Er sprach laut, sodass Xi ihn verstehen konnte. „Schickt ihn rein“ sagte er also fast sofort. „Jawohl, Sir“ sagte Dr. Kloves völlig irritiert. Aber er hatte Xi Folge zu leisten. Mayers durfte also zu Xi, dem obersten Kopf von UEC. Xi hatte wenig Zeit, aber diese Zeit würde er sich nehmen müssen, und das wusste er auch. Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, ihn zu bewachen – er selbst war rund um die Uhr bewacht, von besonders vertrauenswürdigen und fähigen Männern, die im Gegensatz zu den meisten anderen nicht an Geld interessiert waren, sondern am Erhalt der Organisation. Xis Vorgänger wurde ermordet. Er hieß Xai Inoúa, er verwandte keinen Decknamen. Ihm zu Ehre hatte Xi sich Xi genannt.
Währenddessen spitzte sich die Lage im Außenposten immer mehr zu. Gigantische Maschinen fuhren heran, um ihn in Grund und Boden zu schießen. Jeffrey Jr. versuchte, sich an seine Ausbildung zu erinnern. Da war doch was! „Hauptschild ausfahren!“ schrie er. „Soldaten in Schutzposition!“ Sofort umspannte eine blaue, hochenergetische Kugel den Posten, Soldaten liefen hinter ihn, stellten ihren Mini-Schirm auf und knieten dahinter. „Meldung!“ „Sieht nicht gut aus, Sir“ brüllte ein Scout, „ich fürchte, wir müssen fliehen!“ „Verdammt, wie lange braucht die verdammte Verstärkung?“ Ein wildes Durcheinander brach aus, an dem auch Jeffrey Jr. nichts mehr machen konnte. Er schien sich damit abgefunden zu haben.
Mayers sah sich um. Links Wachen, rechts Wachen, vor ihm Wachen, hinter ihm Wachen. Dennoch fühlte er sich kein bisschen bedrängt oder hatte gar Angst. Er musste lächeln – Xi hatte sich überhaupt nicht geändert. Schnellen aber dennoch sicheren Schrittes gingen sie zu ihm. „Lassen Sie uns allein“ sagte Xi. „Was? Sir, das ist unverantwortlich! Das...“ „Ganz ruhig, Soldat. Er ist sicher.“ Kopfschüttelnd verließen die Wachen den Raum. „Mayers!“ sagte Xi laut, aber in einem angenehmen Ton. „Xi! Alte Socke!“ „Ich dachte, du wärst tot?“ „Ich auch“ gestand Mayers. „Aber eine Truppe hat mich gerettet. Ihnen sie Dank.“ „Ja, ich werde sie belohnen.“
Plötzlich klingelte das Krisentelefon. „Sir? Der Außenposten in Sektor CA7/0 meldet schwere Angriffe. Der Kerl ist vollkommen durcheinander. Sir? Wir brauchen schnelle Antwort!...Sir?“ Xi war still. „Das ist deine Truppe, oder?“ flüsterte er heiser. „Ja“ kam es ebenso zurück. „Verbinden Sie.“ sagte Xi. „Sofort“ kam die Antwort und es knackte kurz. Dann: „Sir? Sir? Sir? Schwere Angriffe! Verdammt und dieser Schild lässt nach! Ich kann nicht sagen warum, aber er tut es!“ „Jeffrey?“ sagte Mayers. „Sir? General? Sie leben?“ „Ja, Soldat.“ Man konnte kurz einen Jubelruf hören. „Aber die Verstärkung wurde abgefangen.“ Jeffrey schien in Ohnmacht zu fallen. „Aber Sir! Wir verlieren hier massig an Truppen! Eine riesige Übermacht steht uns gegenüber! Wir können diesen Posten nie im Leben halten!“ „Jeffrey.“ Mayers versuchte, ruhig zu klingen, obwohl er innerlich unter Strom stand. „Halten Sie aus. Wir versuchen, weitere Verstärkung zu schicken.“ „Jawohl, Sir. Wir haben uns verschanzt und versuchen unser Möglichstes. Oh verdammt!“ Ein grauenvoller Lärm entstand. Danach war die Verbindung unterbrochen. Und auf diesen Lärm entstand eine nicht minder grauenvolle Stille in Xis Büro. Dann: „Verbinden Sie mich mit dem Großrechner.“ „Jawohl, Xi, Sir!“ Ein riesiger Bildschirm fuhr aus der Decke und zeigte eine Karte, aus der sehr weit herausgezoomt war. Man konnte in grün das freundliche und in rot das feindliche Gebiet sehen. Als neutral galt niemand. „Sektor CA7/0 anvisieren“ sagte Xi und sofort schwenkte die Kamera, es wurde herangezoomt. Xi und Mayers erschraken. Riesige Armeen rückten zu diesem Standpunkt vor. Eine riesige Fahne triumphiere über diesen Zug. „Schrift entziffern“ gebot Xi, und augenblicklich sagte eine angenehme, aber dennoch kalte Stimme: „Tag IXX“ Mayers fuhr zusammen. War Tag IXX tatsächlich der Angriffstag gewesen? Warum hatte man einem Soldaten freigegeben? Oder war das nur ein kleinerer Angriff, eine Art Vorhut? „Sir“, sagte Mayers, „wir brauchen Verstärkung. Sofort.“ „Nein.“ Xi war anderer Dinge. „Befehlen Sie den Rückzug. Aber sie sollen alles mitnehmen.“ „Rückzug? Aber Sir!“ „Kein aber, Mayers. So sehr ich Sie schätze, aber diese Entscheidungen treffe immer noch ich.“ Mayers schwieg. „Mir ist nicht gut, Sir“ sagte er. „Möchten Sie in die Krankenabteilung?“ „Nein, nein. Nur etwas hinlegen.“ Xi war einverstanden. Mayers wurde von den noch immer verwunderten Soldaten abgeholt. Sie waren deutlich nervös, was aber nichts gegen Mayers Gefühlswelt war. Krieg innen und außen, dachte er. Hoffentlich werden die Kinder das nicht mehr miterleben. Er legte sich in sein Zimmer und schlief fast augenblicklich ein.
Soldaten liefen umher, versuchten, so viel wie nur irgendwie möglich zu retten, während Boyls Truppen immer näher kamen. Sie sprinteten zwischen den Schilden entlang und hielten sie im Laufen seitlich, was wenigstens ein kleiner Schutz war. Jeffrey, der trotz der Rückkehr von Mayers noch immer für den Außenposten zuständig war, hatte sich wieder eingekriegt, die Rückzugsmeldung erhalten und funktionierte nun wie ein Roboter. Zwischendurch fühlte er sich auch so, besann sich dann aber wieder und rannte weiter, um Soldaten zu helfen,
die verwundet waren und sich selbst nicht in Sicherheit bringen konnten. Das Material – sollte es gerettet werden? Er dachte an sein Notfallbuch, schlug es auf und suchte nach „Rückzug“. In Gedanken las er:
„Rückzug. Im Falle eines Rückzuges sind so viele Leben wie möglich zu retten. Das Material muss komplett zerstört werden, da es ansonsten dem Feind in die Hände fallen könnte. Die Stromgeneratoren müssen deaktiviert werden. Die Basis wird mit einem Knopfdruck auf den ROTEN Knopf gezündet und restlos zerstört.[...]“ Jeffrey wurde von seinen Gefühlen überrannt. Nicht, dass er an dem Krempel gehangen hätte – aber er war hier, in dieser Basis, aufgewachsen und zu dem geworden, was er war. Aber die Soldaten mussten gerettet werden, komme was wolle. Und warum hatte Xi gesagt, sie sollten alles mitnehmen? Wo war die Verstärkung? Er war nahe dem Realitätsverlust. So viele Fragen, auf die niemand eine Antwort wusste. Jeffrey sah aus dem Fenster. Das Wetter hatte sich verbessert, was hier immerhin eine echte Ausnahme ist. Andererseits konnte es nicht schlechter werden und der Aufmarsch Boyls machte auch den schönsten Tag zur Katastrophe.
Es graute schon der Morgen, als Mayers äußerst unsanft geweckt wurde. „Mitkommen“ schnauzten ihn die Soldaten an. Mayers hatte nicht direkt Angst, aber ihm war schon wohler, als er in Xis Büro saß. „Was soll das? Halten Sie mich für dumm? Denken Sie, ich lasse Ihnen alles durchgehen, weil wir befreundet sind?“ brüllte Xi sichtlich erregt. Mayers blieb stumm. Xis Auftritt hatte ihn überrascht. „Entschuldige, aber wovon redest du?“
„SIE heißt das!!!“ „Entschuldigung. Aber worum geht es?“ „Computer!“ Der riesenhafte Bildschirm schob sich aus dem Boden. „Sektor CA7/0 scannen!“ Es wurde geschwenkt und gescannt. Sekundenbruchteile später waren viele rote, aber auch einige grüne Symbole zu sehen. „Was sagen Sie dazu?“ „Sir, ich kann Ihnen versichern...“ „Nichts können Sie!“ „Ich habe den Männern nicht befohlen, zu bleiben.“ „Und warum stehen sie dann da noch?“ Mayers überlegte lange. Dann: „Bauen Sie Verbindung zu Jeffrey auf. Ich kann es mir selbst nicht erklären.“ „Nun gut. Ich versuche es, weil wir Freunde waren“ sagte Xi wütend und darauf: „Computer, Verbindung zu Sektor CA7/0, Sgt Jeffrey Jr!“ Jeffrey war aufgestiegen, auf Wunsch von Mayers. Das war eher ungewöhnlich, aber der Computer war bestens informiert und fand die Person sofort. „Zielperson gefunden“ plärrte er, „Verbindung wird aufgebaut...“ Die Stille im Raum war unerträglich. Aber noch größer war der Schock, als der Computer verkündete: „Verbindung kann nicht aufgebaut werden. Fehlercode: 675/0 (Keine Empfangmöglichkeit). Beste Lösung: Empfangsstation prüfen oder bei Bedarf eine derselbigen bauen.“ „Verdammt! Heute klappt auch nichts!“ Aber Xi sollte herausfinden, wie schnell sich größtes Pech in größtes Glück verwandeln kann, denn im nächsten Moment verkündete der Computer: „Einkommende Nachricht: Scanning ergab positiv.“ „Annehmen“ sagte Xi etwas hoffnungslos. Es knirschte und knackte ziemlich heftig in der Leitung, aber man konnte entnehmen worum es ging. „Sir... die Verstärkung... brauchen Hilfe... wir sind... Verstärkung... angefordert... CA7/0... in... CA5/8...unterwegs...“ „Computer, Sektor CA5/8 scannen!“ befahl Xi. Vielleicht war es die angeforderte Verstärkung! Die Vermutung bestätigte sich, als das Scanergebnis vorlag. CA5/8 war eigentlich totales Niemandsland, weder die UEC noch andere Parteien waren jemals darin vorgerückt. Aber jetzt waren ganz deutlich grüne Symbole zu erkennen. Das Ausmaß dieser Verstärkung war aber viel größer als es eigentlich hätte sein dürfen. Des Rätsels Lösung kam mit einer Textmitteilung:
„ Empfänger: Xi ; Absender: Truppe im Sektor CA5/8; Betreff: Verfügbarkeit Stufe 3; WICHTIG
Sehr geehrter Xi, wir sind die Aufräumtruppe Squeeze, die den Sektor CA5/8 untersuchen sollte. Dabei sind wir auf eine gefangene Truppe geraten, die nach eigenen Angaben die Verstärkung für Sektor CA7/0 sind. Scanning ergab positiv. Gegenwehr war eher moderat und ist gebrochen. Wir haben die CA7/0-Truppe bewaffnet und sind mit gefunden, riesigen Kampfmaschinen unterwegs. Ein Forschungslabor haben wir gesprengt. Restliche Männer: 58394/59000 (Squeeze), 50000 (CA7/0). Verfügbarkeit 3. Sind auf dem Weg nach Sektor CA7/0. Ankunft in Q-1 Stunde. Ende.“
Q-1 Stunde, das bedeutete in Erdenstunden etwa 2 Stunden. Xi und Mayers fielen sich in die Arme. „Geschafft!“ jauchzte Xi und bedeutete dem Computer, die Einsatztruppe Squeeze zu überwachen. Der Anblick dieser riesigen Armee mit den QT-LAs, CU-Mechs und riesigen, unbekannten Fahr- und Flugzeugen überwältigte alle.
Mayers holte eine UEC-Flagge, schwenkte sie voller Freude und sagte dann zu Xi: „Ich habe meine Jungs lange genug im Stich gelassen. Ich fahre zu ihnen!“ Und ohne Xis Antwort abzuwarten, schlängelte er sich zwischen seinen Leibwächtern hindurch, setzte sich auf ein UEC-M-Motorrad und düste davon. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Wie schnell würde die Truppe tatsächlich dort sein? Warum hatte man seine Leute nur so schlecht bewacht, wie die Squeeze-Einheit sagte? Gab es vielleicht einen Hinterhalt? Aber einen Hauptgedanken hatte er immer noch: Warum hatte Boyls an seinem Angriffstag, dem Tag IXX einem Soldaten freigegeben?
Die Squeeze-Einheit hatte sich tatsächlich mit der Zeit etwas übernommen. Sie würde nie im Leben schon in Q-1 Stunde da sein. Ihre einzige Chance war das Landungsschiff l[G][C]f in der Nähe, dass GrandControl Landing&Fighting. Aber das l[G][C]f hatte etwas Verspätung und kam statt der vereinbarten Zeit etwa eine halbe Erdenstunde später. Umso überhasteter erfolgte dann der Aufbruch des Squeeze-Teams und der Verstärkung. Dummerweise waren die Teams leider viel zu zahlreich und passten schlichtweg nicht in das Schiff! Nach einer erneuten Verspätung verschwanden diverse Waffen und der Rumpf des Schiffes in blauem Licht. Materialtransfer! Nach einigen Sekunden waren die Waffen verschwunden und durch Container ersetzt. Diese Container, die die Soldaten abfällig „Schuhkarton“ nannten, waren extrem ungemütlich, hatten fast kein Mobiliar und viel zu wenig Platz. Container galten als schlechteste, aber auch als billigste Lösung – außerdem brauchte man für sie keine Genehmigung. Etwas schwerfällig und mit leichtem Schlingern hob das Schiff ab und verließ den Sektor.
Im Lager der CU klingelte das Telefon. Es war kein Krisentelefon, auch kein Alarmtelefon, was man ja aufgrund der Befreiung der Verstärkung denken könnte. Boyls hob den Hörer ab. „Boyls, CU. Passwort?“ „Freiheits-CU. Hier ist der Verantwortliche für Sektor CA5/8, Sir.“ Das gefiel Boyls. „Und?“ fragte er, sichtlich neugierig. „Alles läuft nach Plan. Die UEC hat ihre Verstärkung gefunden und gerettet. Verlust bei uns: 25 Mann und 400 Pappmaché-Puppen.“ Der Uneingeweihte mochte nicht verstehen, warum das für die CU einen positiven Effekt bedeutete. Aber das folgende Gespräch ließ keine Fragen offen. „Wunderbar. Die UEC wird sich vollkommen auf die Verstärkung verlassen und keine weiteren Verstärkungen schicken. Und wenn sie auf offener Strecke sind, beschießen wir ihr tolles Raumschiff mit unserer Rora-Ionen-Kanone und blasen sie a) so weg und b) jagen wir ihnen auch noch fürchterliche Angst ein! Das Land wird unser sein.“ „Jawohl, Sir.“ Es wurde aufgelegt. Und Boyls lachte herzhaft und böse wie aus einem bösen Film. Danach kam eine Komödie – der er verschluckte sich und schnappte fürchterlich nach Luft.
Währenddessen war das proppenvolle l[G][C]f mit voller Geschwindigkeit unterwegs – zumindest mit maximal möglicher, denn die Truppen zogen es immer wieder runter und es gab Schreie, man sollte doch hochziehen. Es kam auch schon mal vor, dass man knapp an Bergen vorbeibrauste, dann falteten die Soldaten ihre Hände und hatten Angst um ihr Leben. Der Pilot? Nun, es gab keinen Piloten, das l[G][C]f war komplett computergesteuert und hatte nun von dem Hauptquartier den Befehl erhalten, zum Sektor CA7/0 zu fliegen. Als der erste Knall kam, war der kaum zu vernehmen, denn die Container klapperten schrecklich und übertönten schlichtweg jedes Geräusch – die Soldaten hatten jedes Gespräch aufgegeben, es war eh unmöglich. Das einzig Dumme war nur, dass man auch Lautsprecheransagen nur schwer oder gar nicht mitbekam. So war es auch schon passiert, dass man angewiesen hatte, die Container zu räumen um sie abzuwerfen, und sie schlussendlich mit den Soldaten abgeworfen wurden. So bekam also niemand in den Container etwas von dem Beschuss mit, auch nicht, als im Lautsprecher durchgesagt wurde, man solle sich bereit zum Abspringen machen. Auch nicht, als mehrere Ionen-Geschosse die Halterungen der Container durchschlugen. Und auch dann nicht, als sie vom l[G][C]f fielen und auf dem harten Boden aufschlugen. Alles, was man bemerken konnte, war das rote Licht in den Fluren, aber auch nur dort. Die Squeeze-Einheit konnte sich noch fast retten, als ein winziger Energiestrahl den Rumpf des Schiffes durchdrang und es zum explodieren brachte. Dieser Strahl war ein Rora-Strahl, ein von der CU entworfener Lichtstrahl, der an einem bestimmten Punkt erst implodierte und schließlich eine riesige Explosion auslöste. Dank sollte später einem Soldaten sein, der sein Entschlüsselungsgerät auf die Stelle richtete und es danach schnell in Richtung Boden schmiss. Zuerst zerbarst die Steuereinheit, das gesamte Schiff geriet in Schlingern. Dann kamen die verbliebenen Waffen, der Antrieb und schließlich die Unterkünfte und der Rumpf. Innerhalb von wenigen Sekunden war das riesige und jahrzehntelang unantastbare l[G][C]f restlos zerstört.
Als Mayers die Nachricht erhielt, das l[G][C]f sei zerstört worden, brach für ihn eine Welt zusammen. Sein Sektor, oder eher der Sektor seiner Leute, denn Mayers gab seinen Leuten den Erfolg, war verloren. Dabei hatte das l[G][C]f doch nur Alarmstufe 2 ausgerufen! In der Super-Zeitlupe bemerkte auch Mayers den winzigen Strahl – natürlich nur, weil Xi ihn darauf angesprochen hatte. „My crew is on fire“ sang Mayers traurig, nach dem Lied von MC Hush in den Anfängen des 21. Jahrhunderts. Damals gab es weder UEC noch CU, und er wünschte sich insgeheim in diese Zeit zurück. Doch da fiel ihm etwas ein: Neben UEC und CU gab es noch eine dritte „Macht“, wenn man es so nennen wollte, denn DKC (Die Killer Crew) hatte keinerlei Land (oder fast keins). Auf der anderen Seite tauchte DKC mal hier auf, dann dort, vernichtete einmal den einen Außenposten und tötete den einen der Anführer. In Geschichtsbüchern wurde sie fast nie genannt, aus Angst, etwas Falsches zu schreiben. Man wusste wenig über sie, noch nicht einmal, ob nicht der beste Freund ein Mitglied der DKC war. Niemand wandte sich an sie, um Hilfe zu bekommen. Erstens wusste man nicht, wen man fragen sollte und niemand traute sich in die Nähe des Postens, zweitens wusste man nie, ob DKC einem nicht in den Rücken fallen konnte. Trotzdem würde er es tun, beschloss Mayers und fuhr in Richtung des vermuteten DKC-Stützpunkt.
Xi beobachtete das Geschehen schon eine ganze Weile. Mit zwei Bildschirmen verfolgte er den Verlauf der Schlacht um CA7/0 und Mayers. Er musste schließlich über alles informiert sein und das war er auch. Er hätte es sich nicht sagen lassen, aber seit dem Zwischenfall in CA7/0 war Xi Mayers gegenüber misstrauisch geworden. Und so verfolgte er jeden Schritt von ihm.
Mayers musste in ein Gebiet ziemlich am Rande der Zivilisation – es wurde schlicht „die Zone“ genannt. Es gab Gerüchte, dass es dort einmal ein Reaktorunglück gegeben hatte, auf der anderen Seite aber gab es keinerlei Beweise dafür und so hielten immer mehr Menschen sich nahe dem „verbotenen“ Gebiet auf. Mayers spürte die pure Angst – wie würden DKC auf ihn reagieren und... und würden Sie seinen Auftrag annehmen? Langsam wurde die Straße fester, die ersten Beleuchtungsstrahlen erhellten sie und bewundernswerte Scanner tasteten Mayers Körper ab. Plötzlich fühlte er einen Ruck, sein Motorrad fuhr ohne ihn weiter, während er hilflos in der Luft hing. Geschockt sah Mayers sein Motorrad an einem Baum zerschellen. „Scan durchgeführt. Verbindung wird aufgebaut...“ ertönte es plötzlich wie aus dem Nichts. Ein blauer Käfig baute sich auf, schien unendlich hoch in den Himmel hinauszuragen. Mayers versuchte, die Stangen des Käfigs zu berühren, schreckte aber zurück – die Stangen waren mit einer Energie geladen, die Mayers allerdings bei bestem Willen nicht erkennen oder sogar unterbrechen konnte. Plötzlich baute sich ein Bildschirm auf und Mayers wurde mit einem so genannten „Cyberman“ verbunden, einem Überwacher DKCs. „General... Mayers, UEC?“ fragte er, schien sich dabei aber außerordentlich sicher zu sein. „Sie befinden sich auf DKC-Gelände und scheinen keinerlei Berechtigung dafür zu haben. Ich könnte Sie nun entweder fragen, was Sie hier zu suchen haben, oder Sie sofort vernichten lassen. Was wäre Ihnen lieber?“ „Hören Sie“, versuchte Mayers zu erklären, „Wir haben ein Problem mit der CU. Meinen Namen kennen Sie ja anscheinend schon. Ich habe gehört, dass DKC ihre Probleme mit der CU hat. Daher möchten wir Ihre ehrwürdige Armee anfragen, ob sie uns im Kampf um den Sektor CA7/0 gegen die CU unterstützten könnte. Dank soll Ihnen gewiss sein.“ „Das hört sich ja sehr interessant an“ spottete der Cyberman, „soll ich Sie mit ´GameKiller´ verbinden, oder wobei kann ich Ihnen sonst behilflich sein?“ Er begann zu lachen. „Ach Gottchen, Sie haben Ihre Probleme und wir die unseren. Haben Sie nun eigentlich eine Berechtigung?“ „Nein, leider nicht. Ich war auf der Suche nach Hilfe. Bitte lassen Sie mich gehen. Ihnen wird keinerlei Gefahr drohen.“ „Nun ja, das sollte sich einmal jemand anders ansehen. Wissen Sie, ich bin noch in der Ausbildung. Ich verbinde Sie mit ´Backdraft´.“ Es dauerte keine Sekunde, bis das Bild einer in Umhänge gekleideten Person auf dem Bildschirm erschien. Die Umhänge waren rot-schwarz – ein untrügliches Zeichen für die Führungsposition dieser Person. Sie drehte sich langsam in Richtung Kamera, wobei das Gesicht stets verborgen blieb. Man schien in eine leere Hülle zu blicken. Keine Emotionen waren am Körper der Person zur erkennen. „Backdraft, eure Hoheit?“ Mayers sank auf die Knie. „Mayers... General Mayers....“ Die Stimme schien direkt aus seinem Kopf zu kommen. „Sie kommen mit Problemen... riskieren Ihr Leben, nur für einen einzigen Sektor Ihrer schwächlichen Armee. Sie scheinen starke emotionale Beziehungen zu diesem Sektor aufgebaut zu haben...“ „So ist es“, antwortete Mayers und sagte im sicheren Ton: „Wenn Die Killer Crew mir nicht helfen kann, müssen wir uns wieder auf unsere überlegenen Techniken verlassen. Schade eigentlich, dass ich mit der Nachricht zurückkommen muss, dass DKC der Aufgabe nicht gewachsen ist.“ „Du Wurm!“, schrie Backdraft, „Elender! Du wagst es, den Namen der Killer Crew in den Dreck zu ziehen? Wer hat Sie überhaupt mit mir verbunden? Verlasse augenblicklich diesen Sektor oder dir wird schlimmeres passieren als der Tod! Was deinen beschämenden Rettungsversuch angeht, wird DKC keinerlei Soldaten schicken. Ihr sollt schmoren in der Hölle, und das ist noch besser, als der DKC in die Fänge zu kommen!“
Die Soldaten des Sektors CA7/0 versuchten unterdessen, unter starkem Feindbeschuss und tausenden teils widersprüchlichen Karten und Markierungen die Stromgeneratoren zu zerstören Die Verluste waren immer noch auf der Seite der UEC höher. Die CU rückten unwillkürlich näher, verschanzten sich hinter Schilden und geographischen Eigenheiten wie Hügeln, deckten die Truppe der UEC beständig mit Feuer ein und baute im Hintergrund eine Ambulanz-Station auf. „Sergeant“ sprach ein Soldat Jeffrey an, „wir haben keine Chance. Ich weiß, dass die Stromgeneratoren das Energiefeld aufrecht erhalten und somit dem Feind als gute Einstiegsenergie dienen.“ „Aber wenn wir die Generatoren zerstören, wird unser Schild zusammenbrechen! Ohne Schild haben wir keinerlei Chancen, diesem Beschuss Paroli zu bieten!“ „Bei allem Respekt, Sir“, meinte der Soldat, „wir haben auch so keine Chance. Und unseren Berichten zufolge zieht der Feind Energie für seine Schilde ebenfalls aus diesem Energiefeld.“ Sgt Jeffrey sah keine andere Möglichkeit mehr. „Energiegeneratoren deaktivieren!“, befahl er, „Notenergie auf den Schild umleiten! Alle Soldaten hinter den Hauptschild!“ Soldaten bewegten sich, rannten sichtlich um ihr Leben, und kaum hinter dem Hauptschild, gaben die Handschilde ihren Geist auf. „Alle Generatoren auf Null“, kam es aus dem Technikraum, „Notenergie zu 80% auf Schild, 20% auf Ambulanz.“ Ein riesiges Geschoss schlug knapp neben der Basis ein. „Zeit der Notenergie ermitteln!“, befahl Sgt Jeffrey, hoffend, unter Explosionen, Schreien und Rufen gehört zu werden. „Notenergie verbleibend für Q-6 Stunden, Sir.“ „Wird die Ambulanz momentan benötigt?“ „Nein, Sir.“ „Fahren Sie alle Ambulanz-Systeme auf Minimum und leiten Sie die restliche Energie in den Schild!“ „97% Energie auf Schild, 3% auf Ambulanz.“
Q-6 Stunden. Ein halber Tag. Keine Verstärkung in Sicht. Aber massenhaft Feinde. „Bauen Sie Verbindung zu Xi auf“, befahl Jeffrey. „Negativ, Sir. Unsere Sende- und Empfangsstation wurde getroffen. Das Einzige, was machbar wäre, wäre eine Kurznachricht an Sgt Mayers zu schicken. Aber das Risiko, die Nachricht ins Nirgendwo zu schicken, ist einfach zu hoch.“ „Dann hätten Sie das nicht erwähnen dürfen“, grinste Jeffrey, „Schicken Sie.“
Das Empfangsgerät von Mayers piepte. Er nahm an. Eine mechanische Stimme verkündete, er habe eine Nachricht erhalten. „Scanning-positiv. Öffne-Nachricht...“ Nun mach endlich, dachte Mayers.
„ Empfänger: Sgt Mayers ; Absender: Sgt Jeffrey ; Betreff: Sektor CA7/0
Sgt. Mayers, hier spricht Sgt. Jeffrey aus dem Sektor CA7/0. Unseren Berichten zufolge zieht die CU Rüstungsenergie aus unserem Kraftfeld. Generatoren sind deaktiviert, unsere Notenergie reicht für Q-6 Stunden. Folgende Aufteilung: 96,936% Schild, 3,000% Ambulanz, 0,064% restliche Technik. Ende.“
Er leitete nach Xi weiter.
Texte: Alles (c) 2007-2008 J.E. Meyer
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Tag der Veröffentlichung: 18.10.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch meinen Eltern, die stets viel für mich getan haben.