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Mein erstes Konzert

Heute möchte ich euch gern auf mein erstes und bisher einziges Konzert mitnehmen.

Dazu jedoch eine kurze Vorgeschichte:


Im Juli letzten Jahres machte meine beste Freundin – ebenso wie auch ich – ihren Berufsabschluss. Sie ist gelernte Hörgeräteakustikerin und damit ein echter Exot. Für alle Hörgeräteakustiker gibt es in ganz Deutschland nur eine einzige Berufsschule, welche in Lübeck liegt. Da ihre Eltern blöderweise zum Zeitpunkt des Abschlusses einen Urlaub gebucht hatten, wäre sie allein gewesen bei ihrem Abschluss und dies war ein Zustand, den ich nicht akzeptieren konnte und wollte. So beschloss ich, mir Urlaub zu nehmen und für die Zeit in Lübeck seelisch und moralisch zu unterstützen.

 

Lübeck ist von meiner Heimat gute fünf Stunden mit dem Auto entfernt. Meine beste Freundin hatte mir angeboten, mich mit nach Hause zu nehmen, aber irgendwie musste ich da ja auch hinkommen. Mit dem Auto würde sich die Fahrt allein nicht lohnen, wenn man wieder zurückgenommen würde. Die Zugverbindung war mir schlicht zu teuer und auch umständlich und so versuchte ich mein Glück bei „BlaBlaCar“, einer Internetplattform für Mitfahrgelegenheiten. Über diese Seite hatte ich bereits ein paar Fahrten gemacht und bisher nur nette Fahrer erlebt, die mich immer sicher ans Ziel gebracht hatten.

Ich hatte mehr Glück als Verstand, dass an meinem Wunschdatum ein Fahrer direkt aus meiner Stadt nach Lübeck fuhr und jemanden suchte, mit dem er sich die Kosten teilen konnte.

 

Ein paar Wochen später war es dann soweit und die Reise stand an. Ich wurde langsam nervös, wer mich erwarten würde. Mein Fahrer stellte sich als sehr netter Anfang 40er mit kleiner Tochter und Hund heraus und die Fahrt war ein schönes Erlebnis. Er sagte gleich zu Beginn der Fahrt zu mir: „Wir hören aber unbedingt Solar Fake“, was mir auch einleuchtete, schließlich trug er ein Fan-Shirt und hatte das Auto entsprechend mit Accessoires ausgestattet. Die Band sagte mir leider gar nichts, aber ich war offen für neues. Die Musik setzte ein und gleich auf Anhieb gefiel mir die ruhige Stimme und die nachdenklichen Texte, gepaart mit elektronischer Musik. Für mich war es eine Musik, die zum Nachdenken anregte und die ich tief in mir fühlte. Ich genoss die Fahrt sehr.

 

Im Hotel angekommen speicherte ich mir gleich den Namen der Band ins Handy ein, sodass ich es ja nicht vergessen konnte.



Ein halbes Jahr später war ich bereits absoluter Fan: Ich kannte sämtliche Texte auswendig und auch meinen Desktop-Hintergrund zierte die Band. Leider konnte ich meine Freunde nicht von der Faszination begeistern, die meisten winkten nach den ersten Tönen ab. Das war nicht ihre Form von Musik. Lediglich eine Freundin konnte ich begeistern, gemeinsam mit ihr beschloss ich dann auch zu dem Konzert nach Magdeburg zu fahren, welches unser erstes Konzert war.



Wir beschlossen ein schönes Mädchenwochenende daraus zu machen und buchten uns ein 4-Sterne-Hotel. Am Tag des Konzertes schneite es in Magdeburg, aber mit richtiger Kleidung war dies für uns kein Problem. Im Hotel angekommen, nutzten wir den Hotelpool, machten uns einen schönen Nachmittag und hörten in Vorfreude sämtliche Lieder des aktuellen Albums.



Als es dann soweit war, wurde ich doch langsam nervös. Das Konzert fand in einer alten Fabrikhalle statt und wir verfuhren uns zunächst, weil das Navi keinen Empfang mehr hatte. Zum Glück entdeckte ich ein Auto mit „Solar Fake“-Emblem und wir fragten die beiden Fahrerinnen, welche im Übrigen sehr nett waren, nach dem Weg. Die Beiden stellten sich uns als Mitglieder des Fanclubs der Band vor, welche diese zu jedem Konzert begleiten würden.



Nachdem wir eine Weile draußen vor der Halle gewartet hatten – wir waren eine Stunde zu früh – durften wir endlich die alte Fabrikhalle betreten. Alles war sehr rustikal gehalten, aber in schönes Licht getaucht, in der Mitte befand sich ein Tresen, an welchem wir Getränke kaufen konnten. linker Hand befand sich ein Stand mit Fanartikeln, ich erspähte gleich das neuste Album und ein Fan-Shirt für mich, welches ich mir auch umgehend kaufte und über meinen lila Pullover zog. Ein lila Pullover war bei den Lichtern im Übrigen keine gute Wahl, er leuchte extrem und naja, ich stach aus der Masse hervor.



Wir sicherten uns Plätze in der zweiten Reihe, waren also hautnah dabei. Die Band kam vor dem Konzert noch raus und redete mit jedem Fan, gab Autogramme und machte Fotos. Eine Band zum Anfassen also, die sich auch für Menschen im Rollstuhl Zeit nahm und extra für diese ihr Podest verließ, um mit diesen ein Foto zu machen und sie zum Lachen zu bringen. Auch ich bekam die Chance mein T-Shirt und die CD beschreiben zu lassen und drei Worte mit den Vollblut-Musikern zu reden.



Nachdem auch der letzte Fan zufriedengestellt war begann das Konzert. Die Bühnenshow, die kraftvolle Stimme des Musikers und die Instrumente erzeugten eine mitreißende Atmosphäre und ich erwischte mich des öfteren dabei, wie ich mitsang und ins Schwärmen geriet. Die Halle war inzwischen auch bis ganz hinten gefüllt und ich war überglücklich, einen so tollen Platz zu haben.

Nach weit über 1,5 Stunden und danach noch mindestens 30 Minuten Zugaben war das Konzert leider vorbei. Aber trotzdem nahm sich die Band nicht die Chance mit einem Bier auf den gelungenen Abend mit den Fans anzustoßen und ihnen noch viel Spaß bei der anschließenden Party zu wünschen, welche wir dann jedoch nicht mehr mitnahmen. Wir waren einfach viel zu müde, nach diesem tollen, aber auch anstrengenden Tag.

Zurück im Hotel schliefen wir auch gleich wie Tote ein.



Am nächsten Morgen genossen wir ein wunderbares Frühstück. Zu unserem Glück, ich kann es immer noch kaum fassen, hatte der Sänger der Band im gleichen Hotel wie wir übernachtet und begegnete uns dann auch noch beim Frühstück. Scheinbar hatte mein lila Pullover beim Konzert Aufmerksamkeit erregt, jedenfalls grüßte uns der Sänger überaus freundlich.



Nach diesem tollen Moment beim Frühstück besuchten wir noch einmal den Hotelpool und anschließend die Sauna. Überglücklich fuhren wir wieder nach Hause.



Rückblickend muss ich sagen, absolut dankbar zu sein, dass ich das Konzert erleben durfte. Ich kann „Solar Fake“ nur jedem weiterempfehlen. Eine absolut tolle Band aus tollen Menschen.

Ich jedenfalls werde definitiv nochmal ein Konzert von ihnen besuchen.



Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.06.2019

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
gewidmet sei das Buch meiner lieben Freundin Laura, die mich auf diesem Abendteuer begleitet hat und natürlich auch Solar Fake, einer der besten Bands überhaupt

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