In meiner Heimatstadt gibt es eine Stadtbibliothek. Sie ist schon, seit ich denken kann, ein Teil meiner selbst. Als Kind habe ich hier die ersten Bilderbücher ausgeliehen. Mir wurde aus den Büchern erst vorgelesen, dann lernte ich mit ihnen lesen und seitdem ich das kann, besuche ich unsere Bibliothek mindestens einmal im Monat.
Unglaublich viele Bücher aus unserer Bibliothek habe ich schon in den Händen gehalten, manche davon so oft, dass ich sie bald als mein Eigentum betrachten könnte.
Mein Leseausweis ist mittlerweile schon so alt, dass nicht einmal mehr der Landkreis auf der Rückseite der Karte derselbe ist. Da gab es zwischenzeitlich eine Kreisfusion. Aber das ist ein anderes Thema.
Hier habe ich unzählige Nachmittage, Abende und Vormittage verbracht - den Kopf in die Bücher gesteckt und gemütlich zwischen den Regalen voll mit Büchern entlang schlendernd.
Ich kenne jeden Winkel unserer Bibliothek und trotzdem entdecke ich jeden Monat etwas Neues. Nicht zuletzt wegen der neuverfügbaren Bücher.
Ohne die Bibliothek hätte ich niemals so viel erlesen können, dazu fehlt mir schlicht der Platz. Ich habe mit den dortigen Büchern mein erstes Haustier gehabt, mich erst in den Prinzen und dann in den Rockstar verliebt, habe Kriminalfälle aufgeklärt und bin durch das Mittelalter ebenso wie die Zukunft marschiert. Dank den Büchern habe ich wahre Weltreisen unternommen und viel Spannendes über unsere Heimat erfahren.
Doch auch die Sachliteratur kommt nicht zu kurz. Ich habe hier manche Stunden gesessen und über meinen Vorträgen gebüffelt. Von Solschenizyn bis zum Lexikon des Islam: Zu allem gibt es ein passendes Buch und einen fachkundigen Bibliothekar, der weiß, wo ich es finden kann. Meine Quellen stammten weniger aus dem Internet und viel mehr aus all diesen wundervollen Büchern. Von Algebra bis zu Zierpflanzen. Alles vorhanden. Einen schöneren Ort kann ich mir wahrlich kaum vorstellen.
Hier leihe ich mir auch immer gern CDs und Hörspiele aus. So viele Bands, die ich wohl möglich ohne diese eigene Etage voller Musik niemals entdeckt hätte. Auch Noten kann man hier ausleihen und ich versuchte damit, auch endlich ein Instrument zu erlernen. Oder auch PC-Spiele sind hier reichlich vorhanden und ganz viele Filme. Ich habe noch nie eine Videothek besucht, dafür aber schon unzählige Male hier meine Filme ausgeliehen. In den Ferien war ich deshalb sogar jeden Tag in der Bibliothek.
Durch die Bibliothek habe ich auch Freunde gefunden. Leider schaffen wir es durch die Arbeit nicht mehr so häufig, aber früher haben wir uns einmal im Monat in der Bibliothek getroffen, um sich gegenseitig Lesetipps oder Musiktipps zu geben und die neusten Trends zu besprechen. Mein Ex-Freund kannte die Mitarbeiter auch alle persönlich und so gingen wir häufiger mal alle zusammen in die Stadtbibliothek.
Apropos Mitarbeiter – die Mitarbeiter der Bibliothek kennen mich schon seitdem ich ein kleines Mädchen bin. Sie haben mich aufwachsen sehen und alle meine bisherigen Lebensphasen miterlebt. Wir halten gern auch mal einen kurzen Plausch. Ich habe sie sehr ins Herz geschlossen.
Wie man diesen Text sicherlich entnehmen kann, liebe ich unsere Stadtbibliothek über alles. Ich würde euch auch raten, sich für den Erhalt solcher Kulturstätten einzusetzen – denn sie machen es Menschen möglich, ein Leben voller Büchern zu führen und dass auch, wenn diese nicht so viel Geld zur Verfügung haben. Und was gibt es schließlich Schöneres, als ein Haus voller toller Bücher?
Tag der Veröffentlichung: 12.01.2019
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