Um 5.30 Uhr steht Beate K. auf. Sie zieht sich an, kocht Kaffee und macht Frühstück für die ganze Familie. Dann weckt sie die Kinder und ihren Mann.
6.00 Uhr: Alle essen, alle außer Beate. Sie schmiert bereits die Schulbrote für den 7-jährigen Max und die 9-jährige Lotte.
Es ist um 7.00 Uhr. Die Kinder fahren zur Schule, der Mann zur Arbeit und Beate hat endlich Zeit selber zu frühstücken. Doch schon eine Viertelstunde später ist sie auf dem Weg zur Arbeit.
Beate K. ist Steuerfachangestellte. Heute wird sie keine Mittagspause machen und nur am Schreibtisch zu Mittag essen. Der Jahresabschluss ist fällig: Das Finanzamt wartet und der Mandant kann eine wichtige Rechnung einfach nicht mehr finden. Um 16.00 Uhr schließt die Kanzlei.
Beate K. fährt in den Hort, die Kinder warten.
Der Kleine hat eine 4 in Mathe geschrieben und die Große muss nachher zum Tanztraining.
So fährt Beate schnell heim und setzt Max ab. Er soll Hausaufgaben machen. Dann wird Lotte zum Training gebracht.
Als die gestresste Mutter nach Hause kommt, hat Max weder Hausaufgaben noch irgendetwas anderes gemacht. Er sitzt lieber vorm Fernseher. Beate muss sich also neben ihn setzen und 12+10 rechnen. Währenddessen kocht sie Nudeln.
Um 19.00 Uhr kommt der Mann nach Hause. Heute hat er Lotte abgeholt. Gemeinsam isst die Familie zu Abend. Danach wäscht Beate K. ab.
Gegen 20.00 Uhr gehen die Kinder schlafen und Beate hat endlich Zeit für sich. Sie setzt sich auf das Sofa, liest ein Buch und genießt ihr Glas Rotwein. Gegen 22.00 Uhr legt sie sich sehr müde, aber zufrieden schlafen.
Morgen wird sie wieder 5.30 Uhr aufstehen
Frau K. arbeitet 44 Stunden die Woche. Sie hat 31 Tage im Jahr Urlaub und wird bis zur Rente 44 Jahr gearbeitet haben.
Welchen Wert hat Arbeit im Leben des Menschen? Und macht Arbeit den Menschen wertvoll?
Um diese Frage genau klären zu können, müssen wir zunächst erst einmal den Begriff „Arbeit“ definieren.
Laut Brockhaus ist Arbeit ein „bewusstes, zielgerichtetes Handeln zur Befriedigung von Bedürfnissen“ . Doch was bedeutet das für uns?
Eine Studie des „Spiegel“ fragte 500 20- bis 35-Jährige, was Arbeit für sie bedeutet. So gaben 48 Prozent an, einzig wegen des Geldes arbeiten zu gehen und für „nur“ 26 Prozent aller Befragten sei der Beruf Erfüllung. Auf Platz 3 folgte der Spaß und das Schlusslicht bildeten Karriere mit 9 und Ansehen mit 4%.
Wir gehen also nur wegen des Geldes arbeiten?
Nicht ganz. Laut Konrad Lorenz haben Menschen wie alle Lebewesen eine „Aktionsenergie“. Diese wird vor allem durch Arbeit befriedigt. Dabei spielt es keine Rolle ob wir im Garten tätig sind oder im Büro sitzen. Hauptsache wir werden nicht unterfordert!
Auch Rosa Luxemburg scheint diese Ansicht zu teilen. So sagte sie: „Die Arbeit, die tüchtige, intensive Arbeit, die einen ganz in Anspruch nimmt mit Hirn und Nerven, ist doch der größte Genuss im Leben.“
Doch warum bedeutet Arbeit nur für 26 Prozent der Befragten Erfüllung?
Nicht Jeder in unserer Gesellschaft hat seinen „Traumjob“ und sieht somit einen Sinn in seiner Tätigkeit. Gerade Jugendliche werden oftmals zu sehr von ihren Eltern gedrängt sich doch einen sicheren Arbeitsplatz zu suchen. So landet vielleicht ein sehr guter Tierpfleger im Büro. Was soll es für einen Sinn haben zu kopieren, wenn so viele Tiere da draußen versorgt werden müssen?
Deshalb warten manche Menschen nur auf ihren Feierabend anstatt Freude an ihrer Tätigkeit zu haben. „Reichtum ist nur als Mittel sinnvoll, niemals als Ziel. Ein Lebensziel muss etwas Begrenztes sein, sonst führt es ins Leere.“ wie schon Aristoteles sagte.
Man sollte für seine Ziele arbeiten. So putzt Heike D. zum Beispiel den Bahnhof, nur um ihre Kinder sicher versorgt zu wissen. Oder Rolf W. möchte nach Australien reisen und verkauft dafür doppelt so viele Brötchen.
Doch auch Kinder arbeiten. Ihre Arbeit besteht darin Kontakte zu knüpfen und Neues zu entdecken.
So backen sie Sandkuchen und beobachten Marienkäfer, nur damit sie später ihren Eltern davon erzählen können. Auch sie haben ein Ziel. Es erscheint nur nicht allen Menschen als sinnvoll.
Behinderte arbeiten meist härter als manch Anderer, da sie versuchen ihre Krankheit zu bekämpfen und lernen mit ihr zu leben. Das ist sehr anstrengend für sie und doch wollen sie es tun.
Oder wie Roosevelt es bereits am 07. September 1903 sagte: „Das mit Abstand beste, was das Leben uns bietet, ist hart an etwas zu arbeiten, das einen Sinn hat.“
Und dieser Sinn bedeutet für jeden von uns etwas Anderes. So empfindet der Autor es als sinnvoll sein Buch zu schreiben, währenddessen der Finanzbeamte seine Tätigkeit vielleicht wichtiger einschätzt. In manchen Familien bleibt ein Elternteil zu Hause, schmeißt den Haushalt und kümmert sich um die Kinder. Gerade diese Arbeit wird häufig unterschätzt.
Ich formuliere es mal mit den Worten einer Freundin: „Wenn Jeder an sich selbst denkt, ist an Jeden gedacht.“
Jeder hat andere Fähigkeiten und Stärken. Somit wird jedes Bedürfnis gedeckt, denn im zweiten Teil der Definition von Arbeit heißt es: „In der Wirtschaft [ist Arbeit] Grundlage der Gütererzeugung und Bedarfsdeckung sowohl der Gesamtheit wie des Einzelnen; neben Kapital und Boden einer der 3 Produktionsfaktoren“
Ohne Arbeit würden wir vereinsamen. Viele unsere Freunde lernen wir so kennen. Schließlich teilen wir die gleichen Interessen. Im Kindergarten schließen wir erste Freundschaften beim Sandkuchenbacken und im Alter schließen wir vielleicht letzte Freundschaften im Kleingarten.
Wie sagt man immer? "Der Weg ist das Ziel"
Und Arbeit ist der Weg...
Tag der Veröffentlichung: 07.09.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meine Oma, ohne welche mir manche Überlegung nicht gekommen wäre.