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Der 1. Führerschein




Der 15.Geburtstag war für meinen Sohn gleichbedeutend mit: „Ich geh’ nicht mehr zu Fuß- und Rad fahren ist out!“
Also musste der Mofa-Führerschein gemacht werden. Natürlich waren wir – wie alle pubertären Eltern – strikt dagegen. Gründe wurden unsererseits mitternächtens gesammelt und katalogisiert – schließlich will man sich von seinem Halbwüchsigen ja nicht auszählen lassen. Und die Argumente der Kids verursachen bekanntlich lediglich ein Herunterfallen des Unterkiefers mit gleichzeitiger Sprachlosigkeit.

Wir: „Du hast dein Fahrrad nie geputzt, geschweige denn je repariert.“

Sohn: „Das ist etwas ganz anderes. Heutzutage putzt man keine Fahrräder mehr. Seht doch euer Auto an: Das ist außen sauberer als innen, jedenfalls nach einem Platzregen.“

Wir: „Kümmere dich erst einmal um die Schule. Ein zweites Sitzenbleiben ist nicht möglich.“

Sohn: „Jeden Tag von Mittag bis Abend? – Jeder brauch Zeiten zum Abspannen. Frische Luft tut da besonders gut – sagt ihr doch immer.“

Wir: „Ein Motorroller ist reine Geldverschwendung; warte noch zwei Jahre, dann kannst du den richtigen Führerschein machen und mit siebzehneinhalb mit dem Auto fahren.“

Sohn: Ja – in Begleitung Erwachsener! Und ihr fahrt dann immer mit, na klasse. - Wenn ich jetzt den Mofa-Führerschein mache, wird der PKW-Führerschein billiger, da ich bis dahin ja gelernt habe, mich im Straßenverkehr zu bewegen.“

Wir: „Der Straßenverkehr ist viel zu gefährlich – wir wollen hier nicht ständig in Angst und Schrecken sitzen und darauf warten, dass du heil nach Hause kommst.“

Sohn: „Ihr habt doch sowieso dauernd Angst, dass ich nicht heil nach Hause komme.“

Wir: „Die meisten in deinem Alter fahren mit dem Rad. Und du fährst dann mit dem Roller nebenher? Das ist doch völliger Blödsinn!“

Sohn: „Ich dürfte ja sowieso nur 25 Km/h fahren, das schafft man auch locker mit dem Fahrrad. Außerdem kriegen Fabian, Felix, Henning, Matze, Niklas, Nicolas, Paddy, Phillip, Ramon, René und Sven auch ’nen Roller.“

Wir: „Ach.“

Dummerweise hatte unser Sohn gerade den größten Teil seines gesamten Freundeskreises aufgezählt.
Für uns dumm gelaufen. Obwohl ich mit innerer Überzeugung dabei blieb, dass es mich überhaupt nicht interessiert, was die anderen machen – können - dürfen - und so weiter, hörte mir keiner mehr zu. Das Gespräch nahm ohne mich seinen Lauf, denn es kam von Seiten meines Mannes: „Also damals, als ich meine erste Mofa hatte, ......“

Nach der Mofa-Prüfung war ich immer noch davon überzeugt, dass unser Sohn auch über meine Erbanlagen verfügt und NICHT sein Sparbuch komplett plündern würde, um sich einen Roller zu kaufen. Widererwarten wurden "Avis" und "Abendblatt" gewälzt. Ich konnte es nicht fassen, das Kind liest Zeitung – wenn auch nur den Anzeigenteil.

Fortan bestand der Wortschatz unseres Sohnes nur noch aus zwei Begriffen: „Roller“ und „eBay“. Das Erste nach der Schule, das Letzte vorm Schlafengehen. Täglich wurde Sohnemann fündig. Der Haken war, die Roller befanden sich in Süddeutschland, an der Dänischen-Grenze, hinter Hannover, ... - und nie in Hamburg.
Doch dann endlich. Nähe Hamburg. Baujahr 2002. Allerdings ungedrosselt. „Sie sind Höchstbietender!“; die Freude war riesig nach gewonnener Auktion. Zufälligerweise hat der Nachbar des Verkäufers in Hamburg eine Motorrad-Werkstatt und so wurde der Roller gedrosselt und auf 25Km/h zugelassen.

Endlich konnten wir das gute Stück abholen. Natürlich zur Hauptverkehrszeit am Freitagnachmittag. Sohnemann auf seinem Roller und ich vorweg im PKW. Vielleicht hätte ich doch die Warnblinkanlage anschalten sollen. Keiner regte sich über mein Kind auf, aber ich war mit 25 Km/h mitten auf der Kieler Straße ein Verkehrshindernis ohne Gleichen.

Am Samstagabend fuhr Sohnemann erstmals mit seinem neuen Roller zu Freunden. Es wurde zwölf Uhr, es wurde ein Uhr – nachts wohlgemerkt. „Würdest du dich allmählich mal nach Hause bequemen?“ hörte ich mich am Telefon sagen. „Ja, ich fahr’ gleich los“, ertönte es freundlich aus dem Hörer.
Es wurde zwei Uhr. „Sag mal, wo bleibst du denn? Hast du mal auf die Uhr geguckt?“
„Mein Roller springt nicht an. - Ramon sagt, ich hätte >Super< tanken müssen und nicht >Normal-Benzin<, wie ihr gesagt habt.“

Kind zu Hause, Roller nicht. Der wurde am Sonntagvormittag dann nach Hause und quer durch ’s Wohnzimmer geschoben. Nun stand er mitten auf unserer Terrasse. Mit ihm alle Väter der Nachbarschaft. Jeder hatte Benzingeschmack im Mund – denn selbstverständlich waren alle Väter der Meinung, das Absaugen sei ein Kinderspiel. Nachdem das Benzin per Schlauch nun endlich mit Hindernissen den Tank verlassen hatte und >Super

Beim Einkaufen




Herrlich ist es anzusehen,
wie sie an der Kasse stehen:

Junge Mütter mit den Kleinen,
die beharrlich immer meinen,
dass die Bonbons - bunt verpackt-
werden auch mit eingesackt.

„Das nächste Mal bleibst du im Haus“,
platzt eine Mutter schließlich ’raus,
„Jedes Mal hier so ’n Gezeter!“
schimpft sie mit dem kleinen Peter.

Doch der Kleine gar nicht dumm,
dreht sich schnell noch einmal um:

Schwups, ist das Bonbon im Mund
- mit Papier – wie ungesund.


Der junge Weihnachtsmann




Das Kind spricht: “Mutter, ist es wahr,
durch den Kamin kommt jedes Jahr
der Weihnachtsmann mit schönen Sachen,
die den Kindern Freude machen?“

Die Mutter schüttelt jetzt den Kopf:
„Dies leider ist ein alter Zopf.
Zentralheizung in jedem Raum,
so kommt der Weihnachtsmann wohl kaum
durch den Kamin, sondern stattdessen
- er wird dich sicher nicht vergessen -
klopft an die Tür hier er um acht,
sodann Bescherung wird gemacht."

Das Kind um sechs ruft hocherfreut,
(na, wenn es das man nicht bereut):
„Der Weihnachtsmann, der Weihnachtsmann,
er klopft an unserer Türe an!“.

Doch spricht die Mutter leicht verwirrt:
„Sie haben sich in der Tür geirrt.“

Das Kind daneben fassungslos
lässt den Weihnachtsmann nicht los.
Zieht am Mantel, diesem roten;
weiß genau, dies ist verboten.

Es rutschen Mantel nun und Bart,
darunter kann das Kind ganz zart
’nen jungen Mann mit Turnschuhen sehen,
der doch schon lange wollte gehen.
Das Kind ruft laut: „Das ist Beschiss!
Der Weihnachtsmann geliftet ist!“


Der Hampelmann


oder

Kindliche Fürsorge




Hängt an der Wand ein Hampelmann,
der nicht mehr so recht hampeln kann.

„Er ist schon etwas altersschwach“,
die Mutter spricht, „Nun gib schön acht,
wir brauchen Nadel hier und Faden,
um zu beheben diesen Schaden.
Schneide ab ganz kleine Fädchen,
so machen es die klugen Mädchen.“

Das Kind jedoch am Garne zieht,
verdutzt die Mutter dieses sieht:
"Schau Dir den Hampelmann doch an,
den Faden - kurz - er brauchen kann!“

Darauf das Kind ganz leise spricht:
„Den brauch’ ich - lang - für Omas Gicht.“


Impressum

Texte: Copyright © 2004 - [Gabriele Förster-Wöbke].
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2011

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