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Eingesperrt

 

 

 

 

 

 

von

 

 

Aeron Star

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nun stehst du da, einsam und verlassen. Du klammerst deine Hände so fest um die Gitterstäbe, dass die Fingerknöchel weiß hervortreten. Dein Gesicht liegt an dem kalten Stahl, doch dein Kopf ist glühend heiß.

 

 

Und immer wieder läuft vor deinem geistigen Auge die Szene ab, derentwegen du hier sitzt....

 

Achtzehn Jahre bist du alt, und niemals hattest du es leicht im Leben. Sehr früh von deiner Mutter verlassen, wurde dein Vater zum Alkoholiker. Früher war er Polizist und in Stunden, die immer seltener wurden, erzählte er dir von seinen Abenteuern als er noch im Dienst war. In diesen Stunden wart ihr euch naheund du hast ihn geliebt.

Doch leider begann er immer häufiger, dich zu verprügeln und seinen Zorn an dir auszulassen, wenn er betrunken war.Deshalb warst du kaum noch zuhause. Wohl gefühlt hast du dich eigentlich nur noch in der Arbeit. Es war schwere körperliche Arbeit, doch sie machte dir Spaß, weil sie dich ablenkte. Und du mochtest deine Arbeit, weil sie deinen Körper stählte. Sie machte deine Schultern breit, deine Hüften schmal und deine Arme und Beine muskulös. Du liebtest es, den Veränderungen zuzusehen, die mit deinem Körper geschahen.Du wurdest zum Mann.

All das Geld, das du verdient hast, hat dir dein Vater abgenommen und in Schnaps umgesetzt. Der kleine Teil, der dir blieb, musste reichen für dich und den Lebensunterhalt für deinen Vater und dich. Ihr habt es immer geschafft. Doch es war nie leicht.

Die Entbehrungen haben dich hart gemacht. Hart und teilweise gefühlskalt. Oft haben dir deine Freunde diese Gefühlskälte vorgeworfen. Doch du hast alles abgeschüttelt.Verstanden hat dich nur einer.Tom. Dein bester Freund.

Er kannte alle deine Geheimnisse, Wünsche und auch Sehnsüchte. Ihr beide habt es genossen, abends durch die Stadt zu laufen und die Blicke der Anderen auf euch zu ziehen. Euer Auftreten war anders, es war etwas Besonderes. Keine Frau konnte euch locken. Ihr beide hattet ein Geheimnis. Ihr wart mehr als nur Freunde.

Schon lange fühltet ihr euch zueinander hingezogen und es wurde mehr daraus. Schüchterne Berührungen, verstohlene Küsse ... doch mehr war es nicht. Noch nicht. Aber ihr wusstet beide, es würde noch wachsen.

 

Als du wieder einmal erschöpft von der Arbeit nach Hause kamst, saß Tom bereits auf den Treppenstufen und wartete auf dich. Seine blauen Augen leuchteten auf, als er dich sah. Er strich sich das kurze blonde Haar zurück und gemeinsam mit dir ging er ins Haus. Hinter der Tür drückte er dich an die Wand, um dir einen atemlosen Kuss zu geben. Deine Arme schlangen sich um ihn und auch deine Lippen suchten seine. Hm ... er schmeckte so gut ... nach mehr ...Deine Hand glitt über seinen Rücken und er wühlte seine in dein schwarzes Haar. Ein leiser Laut kam über deine Lippen, als er dich wieder küsste und sich an dich presste.

In diesem Moment kam dein Vater in den Flur gestolpert.Völlig betrunken. Entgeistert blieb er stehen und fing an zu schreien.Dass du eine verdammte Schwuchtel seist, wo du gewesen warst, und er riss fluchend Tom von dir weg. Dann begann er auf dich einzuschlagen, drehte er sich um und schlug auch auf Tom ein.In diesem Moment brannten auch dir die Sicherungen durch. Er hatte Tom geschlagen.

Du schlugst zurück und ihr begannt euch zu prügeln. Tom war es schließlich, der dich von ihm wegriss, da dein Vater deinen Kräften in seinem Rausch lange nicht mehr gewachsen war. Keuchend sahst du auf ihn nieder und deine Hand fuhr zu deinem Gesicht, um das Blut wegzuwischen. Tom zog dich aus dem Haus und wütend machtest du dich mit ihm auf den Weg.Einfach nur weg. Irgendwohin.

Ihr habt getrunken, gelacht, viel Spaß gehabt. Es war dir klar, du würdest nicht wieder nach Hause gehen. Also bliebst du bei Tom. Die Nächte waren schön, ihr habt euch aneinander gekuschelt, eure Nähe gespürt, euch geküsst und berührt. Doch dabei blieb es zunächst. Seine Nähe tat dir gut. Seinen schönen Körper zu berühren und seine warmen Lippen zu küssen, gab dir ein Gefühl von Sicherheit. Sicherheit und Liebe, die du zuhause nie bekommen hattest.

In seinen Armen konntest du ruhig schlafen.Nachts seid ihr um die Häuser gezogen. Alkohol, Prügeleien, das war an der Tagesordnung.Aber auch Tequila kostet Geld. Geld, das du nicht hattest, da dein Vater dir das Geld immer sofort abgenommen hatte. Deshalb bist du eines Nachts in das Haus deines Vaters eingestiegen. Er schlief betrunken auf dem Sofa. Du wusstest, dass er im Schlafzimmer sein Geld liegen hatte, gingst hin und nahmst das Geld aus der Kommode. Du schobst die Scheine in die Jeans und wolltest die Schublade schon wieder schließen, da fiel dein Blick auf etwas anderes.

Schwarzglänzend und gefährlich lag sie da.

Die Dienstpistole deines Vaters.

Er hatte sie nie abgegeben und sie wurde auch nie abgeholt. Du nahmst sie und schobst sie in den Bund deiner Hose. Und mit ihr die ganze Munition, die du finden konntest. Und es war viel Munition...

Nun reichte das Geld wieder und der Tequila floss in Strömen.

 

In einem Rohbau habt ihr die leeren Flaschen aufgestellt und euch im Schießen geübt. Du warst immer besser als Tom, der das lachend wegsteckte. Jeder deiner Schüsse war ein Treffer. Arbeiten gingst du längst nicht mehr. Nachts bist du öfter zu deinem Vater geschlichen und hast Geld gestohlen. Er hatte ja seine Rente. Und es war dir egal, wovon er lebte.Du glaubtest es wäre die Freiheit. Du konntest tun und lassen, was du wolltest.

Deine Gefühle für Tom wuchsen in dem Maße, wie euer Alkoholgenuss stieg. Eure schüchternen Berührungen wurden intensiver und liebevoller, eure Küsse länger und inniger. Als ihr wieder in eurem Rohbau Schießen geübt habt, habt ihr euch an der Wand niedergelassen und wie immer Tequila getrunken, als Tom sich eng an dich schmiegte.

Seine warme Hand glitt unter dein Shirt und er streichelte deinen Bauch, um dich gleich darauf zärtlich zu küssen. Atemlos hast du es geschehen lassen und dann wild seine Küsse zu erwidern. Seine Zunge umschlang deine, streichelte sie mit seiner. Er schob seine Hand in den  Bund deiner Jeans. Auch du wurdest wagemutiger. Als du ihn zu Boden gezogen hast, sah er dich nur lange an und lächelte dann. Die Knöpfe seiner Jeans waren schnell geöffnet und als du die Hand auf seine Erektion gelegt hast, atmete er schneller und schloss die Augen. Er fühlte sich so gut an ... seine Haut war so weich, du musstest einfach weitermachen. Wieder und wieder berührten sich eure Lippen, während du irgendwann, mutig geworden, sein Glied umfasst hast. Sein Aufstöhnen gab dir Mut und du hast deine Hand langsam bewegt, was ihm raue Töne entlockte. Leider ging es viel zu schnell. Er bäumte sich auf, stieß einen erstickten Laut aus und verströmte sich in deiner Hand. Nach Luft schnappend habt ihr noch lange nebeneinander gelegen, als er dich verlegen ansah. Lächelnd hast du ihn geküsst.

Dann wurden die Klamotten in Ordnung gebracht. Dein Griff nach der halbleeren Flasche entlockte ihm ein Lachen und er zog sie weg. Du hast danach geschnappt, doch er entzog sie dir und lachte wieder auf. Dann torkelte er nach draußen.Du bist ihm gefolgt und hast wieder nach der Flasche gegriffen. Kopfschüttelnd wolltest du die Pistole wegstecken, als er einen höhnischen Laut ausstieß und mit der Flasche darauf zeigte. Feigling ... nannte er dich und lachte. Verständnislos fiel dein Blick auf ihn. Er schwang die Flasche vor deinem Gesicht hin und her.

 

 „Komm und hol sie dir du Feigling!“ 

 

  

Feigling! Du bist kein Feigling!

Dein Blick ist getrübt und deine Sinne spielen verrückt, als du den Arm hebst und zielst. Tom lacht wieder brüllend auf. Du starrst ihn unverwandt an. Er lacht immer noch und hänselt dich mit der Flasche vor deinem Gesicht. Langsam krümmst du den Finger am Abzug. Plötzlich verstummt Toms Lachen und seine Augen weiten sich. Doch es ist zu spät.Du drückst ab.In deinem Kopf hämmert nur ein Gedanke: Feigling ... Feigling ...

 

 

Wie in Trance, sahst du, wie Tom sich an die Brust griff, ungläubig den Kopf schüttelte, den Mund öffnete und dann zu Boden sank. Erst da erwachtest du aus deiner Starre. Du ranntest zu ihm, knietest neben ihm nieder und hast ihn in deine Arme gerissen. Er sah dich an.

„Es tut so weh“, flüsterte er.

Dann wurden seine Augen glasig und er bewegte sich nicht mehr. Du hast ihn geschüttelt, ihn geohrfeigt,doch nichts geschah. Lange hast du ihn angesehen. Dann gellte ein Schrei durch die Nacht.

Dein Schrei.

Was hast du getan?? Du drücktest deinen toten Freund an dich, doch es war vorbei. Vorsichtig hast du ihn auf den Boden gelegtwarfst die Waffe weit von dir und riefst du Polizei.

 

Starr sahst du zu, wie man Tom in einen Zinksarg legte und wegfuhr.

Starr hast du es geschehen lassen, dass man dir Handschellen anlegte und dich des Mordes anklagte.

 

Immer wieder siehst du die weit aufgerissenen Augen deines Liebsten, und hörst sein Flüstern.Immer wieder siehst du seine toten Augen.Und oft hörst du den Schrei. Deinen Schrei.Wie konnte das nur geschehen?Langsam läuft eine Träne über deine Wange. Dein Leben wird nie wieder dasselbe sein.

 

Nun stehst du da, allein und verlassen. Du klammerst deine Hände so fest um die Gitterstäbe, dass die Fingerknöche weiß hervortreten. Dein Gesicht liegt an dem kalten Stahl doch dein Kopf ist glühend heiß.....

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 01.09.2014

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