Du warst so süß mit deinen Geschwistern, wie ihr in unseren Töpfen im Küchenschrank gelegen habt. Immer wieder seid ihr zwischen der unteren Öffnung hindurch geklettert, um euch einen gemütlichen Platz in den größten Pfannen und Töpfen zu sichern. Gut kann ich mich noch daran erinnern, wie ihr mit Begeisterung durch ein simples Rohr gerannt seid, dass auf der Terrasse lag. Es hat so viel Spaß gemacht, euch zu beobachten.
Der Moment der Geburt war so einmalig für mich als kleinen Jungen. Es ist so verdammt lange her. Leider weiß ich den Grund nicht mehr, warum gerade Du unter deinen Geschwistern ausgewählt wurdest. Aber im Nachhinein war es auf jeden Fall die beste Entscheidung.
Jahr um Jahr habe ich dich mit meinen Kuschelattacken genervt. Jahr um Jahr fandest du es weniger witzig, wenn ich dich auf den Schoß nahm und dir deinen Bauch kraulte. Doch du hast es immer zugelassen, weil du mich so sehr geliebt hast, wie ich dich.
Weißt du noch, als wir zusammen ins Bett gegangen sind? Mein Bett war immer zu klein für so ein dickes Vieh wie dich. Und doch konnte ich nicht anders, als dich bei mir zu haben. Es war schön, dass du es so genossen hast, bei mir zu liegen.
Du warst es, der mir immer wieder geholfen hat, mit meinen Problemen klar zu kommen. Ich weinte und kam zu dir. Denn du warst immer da. Meistens hast du mich getröstet, wenn du mal gerade nicht ans Essen dachtest. Dann hast du dich zu mir gelegt, laut geschnurrt, wie ein Motorboot und dich von mir kraulen lassen. Unsere stille Vereinbarung blieb bis zum Schluss bestehen, dass ich dich kraule und du deinen Kopf wendest und drehst, um anzugeben wo ich dich streicheln soll. Du hast es geliebt, am Kopf gestreichelt zu werden. Und auch wenn du es niemals zugeben würdest, mochtest du es, dass ich dir über die Nase gefahren bin.
Der Schuss kam so plötzlich. Genauso wie der zweite Schuss. Und du hast deine Sturheit mal wieder durchblicken lassen, indem du mir nichts gesagt hast. „Ach ist doch nur ein Kratzer“ Das war immer dein Motto. Auch nach zahlreichen Kämpfen, in denen du siegtest. Die Wunden waren nicht so schlimm. Auch wenn du gehumpelt hast. Nein, das ist nichts, guck mich nicht so an. Diese Worte waren immer in deinem Blick zu lesen.
Den Schuss habe ich nicht gehört, auch den zweiten nicht. Aber er sollte uns trennen. Das Schicksal und die grausame Willkür des Menschen haben entschieden, dass unser gemeinsamer Weg nun, nach 14 Jahren, ein Ende haben soll.
Ich weiß einfach nicht, was ich sagen soll. Du warst mein treuester Begleiter, bist mir überall hin gefolgt und ich durfte dich ärgern so viel ich wollte. Du hast deine Pfote nicht gegen mich erhoben. Dein rotes Fell mit seinem Kringel auf dem Bauch wird mir noch bis zum Ende meines Lebens im Gedächtnis bleiben. Mein Fetti. Ich liebe Dich über alles. Ich will nicht Abschied nehmen müssen. Und doch ist es nun so weit. Als ich es erfahren habe, bin ich für einige Minuten versteinert, bis ich endlich begriffen habe, dass mein bester Freund tot ist. Nie wieder werde ich dich ärgern können, nie wieder können wir kuscheln.
Ich kann einfach nicht formulieren, was genau ich fühle. Ich sitze hier und weine. Mein Schmerz ist so unendlich geringer als die Sehnsucht nach dir. Nur noch einmal möchte ich, dass du mir in die Augen blickst, mich anschreist und wir kuscheln. Mein süßer Kater. Ich vermisse dich. Ich werde auf ewig an dich denken. Dein Charakter war so gelassen. Nichts hat dich aus der Ruhe gebracht. Nicht einmal diese zwei Schüsse. Bis zum letzten Tag hast du uns weißmachen wollen, dass alles gut sei. Ein ganz harter Bursche eben.
Jetzt heißt es „Lebe wohl“.
14 Jahre die allerdicksten Freunde, wobei du das dick zu ernst genommen hast.
Ich liebe dich,
mein süßer
Dipsi
Tag der Veröffentlichung: 17.05.2014
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Widmung:
In Gedenken an meinen Fetti.