Ein stechender Schmerz in meiner rechten Schläfe weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf. Ich versuchte mich aufzusetzen, ließ mich jedoch, betäubt von höllischen Kopfschmerzen, sofort wieder zurücksinken. Müde suchte mein Blick den Wecker auf meinem Nachtisch. Bereits zwölf am Mittag. Laut seufzend schloss ich die Augen. Was machte es schon, wenn ich nicht aufstünde. Auf der Arbeit würde es bestimmt eh niemandem auffallen. Ich mochte meine Arbeit nicht. Am liebsten wäre ich Fotograf, aber wer konnte schon seinen Kindheitstraum wahr machen. Nur die Schickimicki-Leute, die nicht aufhören konnten, mit ihrem Reichtum und Glück zu prahlen. Anstatt, meinen Traum zu leben, fuhr ich jeden Abend in die Produktionshallen meines Arbeitgebers, um mich dann acht Stunden lang am Produktionsband mit immer derselben Bewegung zu erfreuen. Immerhin gab die Nachtschicht deutlich mehr Geld als die Tagesschicht und ich hatte ja niemanden, für den ich tagsüber auf sein müsste.
Müde rollte ich mich auf den Bauch und tastete mit der rechten Hand nach der Fernbedienung, die irgendwo neben meinem Sofa auf dem Boden liegen musste. Ich fand sie unter einem halbleeren Pizzakarton, schaltete das Fernsehen ein und horchte dem wohlbekannten Klicken, welches signalisierte, dass der Fernseher startete. Es interessierte mich nicht, dass ich nur die Nachrichten auf einem öffentlichen Kanal eingeschaltet hatte, weil es mir reichte, wenn die Stille in meiner Wohnung vertrieben wurde. Weiterhin die Augen geschlossen haltend, zog ich die Decke höher und wendete mich vom hellen Fernseher ab. Ich bekam nicht viel mit, von dem, was in den Nachrichten erzählt wurde, da ich schnell eindöste.
In einem wilden Traum floh ich von einer Party, weil ein griesgrämiger Kerl mit einem Messer auf mich losgehen wollte. Dabei begegnete ich vielen bekannten Gesichtern aus meiner Vergangenheit, die nur abschätzige Blicke für mich übrig hatten. Verzweifelt flehte ich die Personen an, mir zu helfen, mich vor dem Wahnsinnigen zu retten, doch alle schüttelten sie den Kopf und wollten nichts davon hören. Auch meine letzte Ex-Freundin vergnügte sich lieber mit ihrem neuen Lover, als mir zu helfen. Ich rannte und rannte, flehend in abwertende Blicke sehend. An einer Kreuzung rannte ich ohne auf den Verkehr zu achten über die Straße. Plötzlich blendete ein Auto auf und hupte. Ich blieb wie angewurzelt stehen, mit weit aufgerissenen Augen und sah mit an, wie der Wagen von der Straße abkam und in einen Baum raste.
Mein Körper fühlte sich taub an. Ich hörte Schreie. Spürte wie ich nach hinten gezogen wurde. Ich erblickte Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten. Doch ich sackte in mir zusammen. Eine völlige Leere breitete sich in mir aus. Kein Laut, keine Träne entfloh mir. Ich saß da, starrte auf das Auto und auf die Personen, die aus jenem geborgen wurden. Mir war bewusst, dass es meine Schuld war und ich wusste auch, dass sie tot waren. Auch wenn die Notärzte sich noch um das Pärchen kümmerten, wusste ich, sie waren tot. Ich hatte sie umgebracht. Sie waren tot. Meine Eltern.
Mit einem lauten verzweifelten Schrei fuhr ich aus meinem furchtbaren Traum. Ich war schweißgebadet. Laut schluchzend schmiss ich die Decke von mir und richtete mich auf. Mein T-Shirt war klitschnass und meine langen zotteligen Haare klebten mir an meiner Stirn. Mir war kalt. Zitternd zog ich mir meine feuchten Klamotten aus. Mein Körper glühte. Mein Schrank im Schlafzimmer war geöffnet, die Hälfte der Kleidung lag auf dem Boden oder hing halb aus dem Schrank heraus. Ich schnappte mir die erstbesten Sachen und zog sie an. Mir war immer noch kalt.
Jetzt, wo ich aufgestanden war, konnte ich auch nach Kopfschmerztabletten suchen. Mein Schädel dröhnte noch immer. Ich bahnte mir einen Weg durchs Chaos bis ins Bad. Hier hätte sich wohl keiner wohl gefühlt. Ich hatte schon seit zwei Monaten nicht mehr geputzt. Der Spiegel war verschmiert und im Waschbecken waren zahlreiche Zahnpasta-Flecken von gelben Fingernägeln bedeckt. Ich öffnete den Schrank darüber und kramte darin. Ich ließ mich nicht daran stören, dass einiges aus dem Schrank ins Waschbecken fiel. So konnte ich schneller die doofen Tabletten finden.
Nachdem ich die Tabletten gefunden hatte, war ich wieder ins Wohnzimmer getorkelt und hatte mein Sofa erneut unter Beschlag genommen. Müde hatte ich daraufhin halb dösend auf den Fernseher gestarrt. Mittlerweile war es schon 16 Uhr. Als Antwort auf meinen knurrenden Magen nahm ich mir eine bereits angebrochene Tüte Chips und schaufelte sie mir in den Mund. Der leicht pappige Geschmack beirrte mich genauso wenig wie die Krümel, die sich auf mein Sofa verirrten, dass mir schon seit zwei Monaten als Schlafplatz diente. Ich war es leid gewesen, jeden Tag den Fernseher auszuschalten und ins Schlafzimmer zu gehen.
Außerdem erinnerte mich dieses an meine letzte Beziehung. Sie lag nun zwar schon über ein Jahr zurück, aber ich hing ihr noch immer nach. Mir war bewusst, dass ich die Beziehung beendet hatte und mir war auch klar, dass diese Frau überhaupt nicht zu mir gepasst hatte und ich mich wieder von ihr trennen würde und doch kam ich nicht damit zu Recht, ohne sie zu leben. Vielleicht sehnte ich mich auch nur nach einer Beziehung. Was kümmerte mich das schon.
Ich kratzte mich im Schritt und schmiss die nun leere Tüte auf den Boden. Ich musste mich fertig machen. Die Arbeit würde bald losgehen. Zuerst kümmerte ich mich um den Druck auf der Blase. Anschließend suchte ich mir eine halbwegs saubere Jeans und zog sie mir an. Mein Hemd guckte ein wenig heraus, aber ich beließ es dabei. Die Vorhänge ließ ich geschlossen. Ich mochte es nicht, wenn es allzu hell in meiner Wohnung war.
Eine Stunde später kam ich bei der Produktionsstätte an. Ich war noch immer müde und die Kopfschmerzen schienen noch schlimmer zu sein. Ich brauchte neue Tabletten. An der Pforte stand Gerd, ein langjähriger Kollege. „Haste auch Nachtschicht?“, fragte ich grimmig. Gerd schüttelte den Kopf: „Ich hab Nachtschicht, du nicht. Du kommst seit zwei Wochen jeden Abend hier her, um zu arbeiten und jedesmal fragst du das gleiche. Was ist los mit dir?“ Verwirrt sah ich Gerd an. Dieser fuhr seufzend fort, „Du wurdest vor zwei Wochen entlassen. Hast dich immer verspätet und hattest ständig eine Fahne, das wollte der Chef nicht mehr weiter mitmachen. Tut mir leid, geh nach Hause.“
Mein Atem stockte. Im ersten Moment sah ich noch den mitleidigen Blick Gerds, doch dann verschwamm alles. Ich schwankte, ein starkes Schwindelgefühl kämpfte zusammen mit einer Gänsehaut um das vorherrschende Gefühl. Mein Blick senkte sich, dennoch sah ich nichts. Ich torkelte. „Aber.“, murmelte ich. Ich wich einen Schritt zurück. Noch immer sah ich nichts und mein Kopf brummte mehr denn je. Warum hatte ich mich damals von meiner Freundin getrennt? Mit zitternden Knien ging ich weiter zurück. Warum hatte ich meine Eltern angeschrien? Ich wusste es nicht.
Ganz langsam begann ich zu fühlen. Ich spürte ein Stechen in der Brust. Ein Kribbeln in meinen Augen. Dann fühlte ich Feuchtigkeit in meine Augen schießen. Ich krümmte mich, brach in die Knie und stützte mich mit den Händen in den aufgeweichten Rasen. Keuchen, dann ein Schluchzen. Warum hatte ich keinen Kontakt mehr zu meinen Freunden? Warum hatte ich meinen Traum aufgegeben? Ich war ein Fotograf. Und doch arbeitete ich hier. Nein, nun nicht mehr. Dumpfe Wut stieg in mir auf und ich grub meine Finger tief in den Boden. Ich sah zu Gerd auf. Fing an zu schreien.
Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf herum. Ganz verschwommen sah ich alle Antworten. Ich schüttelte mich, wollte die Wahrheit nicht erkennen. Verschwitzt und verdreckt versuchte ich mich aufzurichten. Noch immer versagten meine Beine. Ich strich die Tränen aus meinem Gesicht. „Hau ab!“, schnauzte ich meinen ehemaligen Kollegen an. Beim vierten Versuch schaffte ich es auf die Beine. Im Zickzack bahnte ich mir meinen Weg über das Firmengelände. Meine Gefühle betäubten meine Sinne. Es war still, ich hörte lediglich die Stimmen in meinem Kopf. Ich sah nur verschwommen, fühlte auch nicht die Kälte in meinen Fingern. Ich wollte vergessen.
Die Tür aufknallend fiel ich förmlich in die Bar ein und setzte mich sofort an den Tresen. Wütend und mit erhobener Stimme orderte ich hochprozentigen Alkohol. Ich kippte ihn hinunter, bestellte gleich drei Neue und genoss das Gefühl, wie langsam die Stimmen verstummten. Ich beugte mich vornüber. Nach dem fünften Kurzen fing ich ein dreckiges Gelächter an. Ich fühlte mich leer, aber der Alkohol wärmte und beruhigte mich. Schniefend bestellte ich einen weiteren Schnaps.
Mit benebeltem Blick sah ich meinen Nachbarn auf der rechten Seite an und lächelte süffisant. „Ich komm klar, glotz nicht so.“ Mein Nachbar zog nur eine Augenbraue hoch und entgegnete: „So?“ Dieses Verhalten verärgerte mich zutiefst. Fäuste ballend drehte ich mich nach rechts und musterte den alten Mann herausfordernd.
Dieser lächelte nur mit seinen weißen Zähnen: „Du bist jeden Abend hier.“ Verwirrt nahm ich einen Schluck von meinem Scotch, den ich vor wenigen Minuten bestellt hatte. Mein Nachbar fuhr einfach fort: „Seit zwei Monaten betrinkst du dich. Anfangs hast du geweint. Danach hast du still in der Ecke gesessen und deinen Frust heruntergeschluckt. Mit Alkohol. Doch seit zwei Wochen redest du. Laut, lallend, aber verständlich. Wir alle wissen von deinem Chef, der dich rausgeschmissen hat.“
„Er ist ein beschissschheesssnes Arschloch“, lallte ich. Der Alte nickte nur. „Darf ich fragen, was genau an dem Abend vor zwei Monaten geschehen ist?“ Stirnrunzelnd sah ich zur Decke. Ich konnte mich nicht erinnern. Was ist damals gewesen? Vor einem halben Jahr war meine Mutter an Krebs gestorben. Eine Träne drückte sich aus meinem rechten Auge. Ich hatte sie geliebt. Sie hatte es gewusst und doch fühlte ich mich schlecht, sie in ihrer letzten Woche nicht besucht zu haben.
Aus diesem Grund hatte ich mich mit meinem Vater gestritten. Dieser war an ihrem Tod zu Grunde gegangen. Mein Vater war nicht mehr der gewesen, der er vorher immer gewesen war. Wut und Stille waren fortan sein Begleiter gewesen. Vor zwei Monaten hatte ich meinen Vater aus dem Krankenhaus abgeholt. Es war das Einzige, was ich für meinen Vater getan hatte, ihn zu seinen Dialyse-Terminen zu fahren. Doch entweder redeten wir kein Wort miteinander oder wir stritten uns.
An jenem Abend hatten wir erneut einen heftigen Streit. Ich wusste nicht mehr worum es ging. Doch ich war abgelenkt gewesen. Wollte meinem Vater meine Meinung sagen. Es war nur ein kleiner Moment gewesen, in der ich ihm mit hasserfülltem Blick sagte, dass ich keinen Kontakt mehr wollte. Und dann sah ich nur noch einen Blitz und es wurde schwarz.
Der nächste Augenblick war im Krankenhaus gewesen. Ich hatte den Unfall überlebt, nach drei Tagen Koma. Doch mein Vater, dem ich im letzten Augenblick gesagt hatte, dass ich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, hatte es nicht geschafft. Wir waren mit einem Lastwagen kollidiert. Mein Vater war sofort tot und ich, ich hatte es überlebt. Ich wusste nicht mehr, wie es dazu kommen konnte. Ich wusste nur eins: Ich war schuld. Ich habe ihn umgebracht. Tränen schossen in meine Augen. Ich konnte mir diesen Unfall nicht verzeihen.
Seitdem ging ich in diese Bar und ertrank meinen Kummer mit Alkohol. Ich vermisste ihn, meinen Vater. Den Tod meiner Mutter hatte ich damals noch nicht ganz überwunden, bevor ich den Unfall hatte. Bevor ich meinem Vater gesagt hatte, dass ich mich nicht mehr um ihn kümmern wollte. Bevor ich meinen Vater umgebracht hatte.
Meine Augen füllten sich mit Tränen, mein Blick verschwamm. Der Mann klopfte mir sanft auf den Rücken. „Du musst dir selbst verzeihen können.“ Mit heftigem Kopfschütteln setzte ich das Scotchglas an meine Lippen. Nein, ich konnte es nicht. Es war zu schrecklich. Die Augen geschlossen haltend, trank ich mein Glas leer und schepperte es zurück auf den Tresen. Erneut drehte ich mich nach rechts. Stirnrunzelnd sah ich auf den Barhocker. Er war leer. Dort saß niemand. Ich zuckte nur mit den Achseln und bestellte mir mehr gefühlstötenden Alkohol.
Ein lautes Klopfen ließ mich aufschrecken. Ich lag auf dem Boden in meiner Wohnung. Verwirrt versuchte ich mich zu erinnern, doch es gelang mir nicht. Erneutes Klopfen verursachte ein Beben in meinen Schläfen. Mein Kopf dröhnte und mein Rücken schmerzte. Mit einem Murren wälzte ich mich auf dem Boden und legte meinen Kopf auf ein altes dreckiges Hemd. Es stank nach Essensresten. Nase rümpfend horchte ich nach dem Klopfen. „Ich weiß, dass du da bist. Mach endlich auf.“
Einfach das Klopfen und die Rufe zu überhören erwies sich als sinnlos. Nach fünfzehn Minuten gab ich mich geschlagen und kämpfte mich auf die Beine. Benommen bahnte ich mir einen Weg durch die Wohnung zur Tür. Durch den Spion konnte ich das Gesicht von Marion sehen, meiner Cousine. Noch einmal überlegte ich einfach zurück auf das Sofa zu gehen, doch ich entschied mich dagegen und öffnete die Tür. Sofort stürmte Marion in die Wohnung.
„Ach du Scheiße.“ Erschrocken blieb sie stehen. Angewidert sah sie sich um, bis ihr Blick schlussendlich an mir hängen blieb. Sie musterte mich in meinem vollgekotzten, ehemals weißen Hemd und den Boxershorts. „Nein.“ Das war alles was sie sagte, dann stürmte sie auf mich zu, riss mich am Arm ins Bad und schubste mich in die Dusche. Herausfordernd sah sie mich an und ignorierte den Anblick des Bades. Ich wusste, sie würde Hand anlegen, wenn ich mich nicht fügte. „Also gut“, brummte ich.
Als ich aus dem Bad ins Wohnzimmer trat, füllte Marion gerade einen großen blauen Müllbeutel mit allerhand Dingen. Man konnte bereits wieder den Boden erkennen. Wortlos betrachtete ich sie, bis sie mich bemerkte. „Na los, zieh dir etwas Frisches an. Etwas Schickes aber.“ Verwirrt tat ich, wie geheißen. Gerade, als ich mein Hemd in die Hose steckte, kam sie mit einem verschmitzten Lächeln ins Schlafzimmer. „Du hast wieder vergessen, was du mir versprochen hast, oder? Ich wusste es. Naja, jetzt ist auf jedenfall Schluss mit deinem Selbstmitleid. Ich lasse es nicht mehr zu, dass du dich so gehen lässt. Ich habe dir lange genug Zeit gelassen. Du kannst es nicht mehr ändern, es war ein Unfall. Und jetzt komm, du musst dich noch rasieren.“
Selbst als ich mich in ihr Auto setzte, wollte sie mir nicht sagen, was sie vorhatte. Mir ging all das viel zu schnell. Mein Vater war tot. Ich wurde gefeuert. Mein Leben war völlig zusammengebrochen. Und nun kam meine Cousine einfach zu mir und räumte auf, drängte mich, mich zu pflegen und nahm mich mit ohne zu sagen, was ich tun sollte. Mein Magen war flau. Ich wollte nicht mitkommen, ich wollte auf mein Sofa.
Die Autofahrt war der reinste Horror. Verzweifelt klammerte ich mich am Griff in der Autotür fest. Es weckte zu schlimme Erinnerungen. In jeder Kurve klopfte mein Herz wie wild. Bei jedem Ruckeln schnappte ich auf. Immer wieder blitzte vor meinen Augen ein helles Leuchten auf und ich hörte Schreie und ein dumpfen Schlag.
Plötzlich bog sie auf einen Parkplatz, stellte den Motor ab und stieg ohne ein Wort aus. Aufatmend schnallte ich mich ab und holte noch einmal tief Luft. Dann folgte ich ihr zum Kofferraum, in dem sie einen Koffer öffnete, eine Kamera herausholte und mir in die Hände drückte. Ernst sah sie mich an und raunte nur: „Mein Geburtstag. Du hattest versprochen, Fotos zu machen. Nimm es als Neuanfang.“ Bei diesen Worten beließ sie es und stürmte davon in den Park, vor dem sie ihr Auto abgestellt hatte.
Ich sah mich um. Es war sonnig, ein Kirschbaum vor mir stand in voller Blüte. Ich hörte eine Band spielen, Gelächter und viele Stimmen. Ich schlenderte langsam auf den grünen Rasen, spürte einen leichten Windhauch, der mir mein Haar aus dem Gesicht strich. Nun sah ich viele Menschen auf der grünen Wiese zusammen stehen oder an geschmückten Tischen sitzen. Die Stimmung war heiter. Weiter abseits spielten Kinder ausgelassen fangen. Mein Blick streifte umher. Viele der Gesichter erkannte ich auf Anhieb, doch einige kannte ich nicht.
Vorsichtig umrundete ich die fröhliche Gesellschaft und ging in die Richtung, in der die Kinder tollten. Noch einmal blieb ich stehen und sah mich um. Ich holte tief Luft. Es war so ungewohnt nach all den Wochen der Einsamkeit. Dann schritt ich weiter und an einem Baum gelehnt stand eine blonde Frau in einem wunderschönen blauen Kleid. Sachte hob ich die Kamera und lugte hindurch. Das Gesicht der Frau blieb mir noch verborgen, bis sie sich leicht drehte und ich sie im Halbprofil sah. Gekonnt begab ich mich in die richtige Position und drückte den Auslöser. Das Klacken erschreckte die Frau und sie wandte sich um. Sie strahlte mich mit ihren blauen Augen an. In diesem Moment breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und ich begrüßte sie mit den Worten: „Ich bin Tom.“
Texte: Sebastian F. Klos
Bildmaterialien: Sebastian F. Klos
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2013
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