Es war einer dieser dunklen einsamen Novemberabende, als ich mir Gedanken machte, was ich denn tun könne. Ich wusste nicht, dass es sich um etwas Großartiges handelte, welches schon darauf drängte, aus meinem kreativen Abteil meines Gehirns zu schießen. Also machte ich mich daran, ein wenig in „Word“ zu kritzeln. Dabei hörte ich gerade Radio, in dem die Tante gelangweilt die Verkehrsbehinderungen aufzählte. Als nächstes würde wieder eine Werbung für den Sender abgespielt werden und danach ein Lied, von einem Hörer des Senders.
Es war wieder Wunschhit-Abend. Ich dachte mir: Gut, ich schreibe auf die Facebook-Seite meinen Wunschhit. Ich wollte sehr gern „Torn“ hören, einen alten traurigen Song. Enthusiastisch schrieb ich einen kleinen Text auf die überfüllte Wunschliste, um dieses mit einem fröhlichen „Bald ist Weihnachten“ abzuschließen. Ein wenig im Grübeln öffnete ich wieder „Word“, um weiter zu tippen. „Ich liebe dich“, flimmerte mir entgegen. Mit einem Kopfschütteln löschte ich den Satz und begann meine Gedanken aufzuschreiben. Im Radio dudelte Jason Derulo. Ich bemerkte selbst nicht, wie ich mit wippte, während ich gedankenverloren all das aufschrieb, dass mir durch den Kopf ging.
Ich war verliebt, dennoch war es unerwidert. Wie sollte es auch anders sein? Im realen Leben war eine erfüllte Liebe eher die Ausnahme, als die Regel. Außerdem beschäftigten mich die schlechten Noten und der Streit meiner Eltern. Gut, was hieß DER Streit. Sie zankten sich ständig. Ich hörte kaum noch worüber es ging. Sie konnten einfach über alles streiten. Sei es die Post, die nicht geöffnet wurde oder ein Telefonanruf, den meine Mutter vergessen hatte. Mein Dad war einer, der sich als etwas Besseres sah, dennoch alles meiner Mutter überließ.
Doch heute war es eskaliert und mein Dad hatte wutentbrannt die Wohnung verlassen. Ich hörte Mum wieder weinen. Ich wollte sie nicht trösten gehen. Ich konnte so etwas nicht, ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte. So blieb ich betrübt in meinem Zimmer und lebte vor mich hin. Plötzlich wurde ich hellhörig. Die Radiotante hatte soeben meinen Namen ausgesprochen. Tatsächlich war es keine Einbildung, denn nun lachte sie über meinen Weihnachtsgruß und schon spielte sich mein gewünschtes Lied ab. Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Es war ein Lied, das mir immer wieder aus der Seele sprach. Ich schloss die Augen und lauschte dem Lied. Etwas enttäuscht öffnete ich nach 3 Minuten die Augen und vernahm das nächste Lied.
Ich hatte bisher erst ein paar Sätze geschrieben. Irgendwie konnte ich nicht mehr schreiben. Vor einem Jahr hatte ich noch in einem Schreibwettbewerb den zweiten Platz gemacht und nun? Nun saß ich hier und starrte auf meinen Desktop. Damals hatten sich die Zeilen von allein geschrieben. Jetzt blieb es leer. Ich schrieb ihren Namen und schon stiegen mir Tränen in die Augen. Es war kompliziert ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und dann hatte ich es verpatzt. In einem Wutausbruch hatte ich sie umgeschubst und sie hatte mir empört und verärgert den Rücken zugedreht. Zum Glück war nun Wochenende und ich konnte mich in meinem kleinen Zimmer einsperren.
Auf meinem Bett hockend, den immer noch radiospielenden Laptop auf dem Schoss, saß ich da und kaute gedankenverloren auf dem Band meines schwarzen Kapuzenpullis. Ich schüttelte mich. Vielleicht bräuchte ich einfach nur eine Auszeit. Ich stand auf und holte mir aus der Küche einen heißen Tee mit Zitronengeschmack. Als ich wieder kam, spielte im Radio gerade Milow mit „You and me“. Ich musste schmunzeln, denn ich liebte dieses Lied. Es war anders als andere Lieder.
Da kam mir die Idee, wieso sollte ich nicht etwas anderes machen, als ich vorhatte? Ich nahm einen Schluck aus der Tasse, besser gesagt, ich wollte, denn ich verbrannte mir natürlich die Zunge am noch heißen Wasser. Die heiße Tasse wurde sofort auf den Tisch zurück beordert und ich hielt mir meine Zunge. Aua, dachte ich, nur gut, dass ich nicht zu eilig getrunken habe. Ich musste schmunzeln und tippte lachend in „Word“: Der Optimismus im unglücklichen Leben. Ja, das war ein gutes Thema, dachte ich. Ich fing an zu schreiben, einfach drauf los zu schreiben. Ich kümmerte mich nicht mehr um das Geschehen um mich herum. Ich schrieb einfach erlebte Dinge und fragte mich, was gewesen wäre wenn man ein kleines Männchen gehabt hätte, dass einem den Optimismus beigebracht hätte…
Texte: bei Sebastian F. Klos
Tag der Veröffentlichung: 25.04.2013
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