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1. Für alle das Gleiche: Das Gießkannenprinzip

Feiert ein Kind hier zulande sein 6.Geburtstag, heißt es in den meisten Fällen, dass in Kürze ein neuer Lebensabschnitt bevorsteht: Das Kind wird die erste Klasse einer Grundschule besuchen. Die meisten Kids freuen sich darauf den Kindergarten zu verlassen, zu den Großen zu gehören und endlich Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Von Natur aus sind Kinder sehr wissbegierig und sind stolz, wenn sie etwas gelernt oder geschafft haben. Zahlen, Buchstaben und das Wissen in all den verschiedenen Fächern sind der Schlüssel zum Erfolg.

 

Trotzdem gibt es vorherein einen kleinen Haken: Nicht jedes Kind ist mit dem sechsten Geburtstag schulreif. Dies betrifft vor allem Kinder mit einer Entwicklungsstörung/-verzögerung, Sprachschwierigkeiten, anderen Handicaps oder auch Kinder mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache noch nicht gut genug beherrschen. Die betreffenden Kinder ein Jahr später einzuschulen, ist gar nicht so einfach: Hierbei muss ein Eintrag ausgefüllt, dass das Kind zurückgestellt wird. Meist können diese Kinder noch ein Jahr länger den Kindergarten oder die Vorschule besuchen, sofern der Antrag angenommen wurde. Andererseits können andere Kinder wiederrum vorzeitig eingeschult werden, da sie ihren Altersgenossen durch ihr Wissen und soziales Verhalten voraus sind. Eine Alternative wäre es das Zeitfenster, in dem die Kinder eingeschult werden, auf zwei Jahre zu erweitern. Kinder, die schon sehr fit sind, können schon mit fünf oder mit geradeeben sechs eingeschult werden und andere Kinder kommen mit gerade noch sechs oder sieben in die erste Klasse.

 

Gehen die Kinder erstmal zur Schule, folgt das Gießkannensystem: Für alle das Gleiche. Die jungen Schüler bekommen denselben Stoff und sind gezwungen im gleichen Tempo zu lernen. Nicht jedes Kind ist gleich, wovon das Schulsystem fast schon ausgeht. Das geht schon bei der Fähigkeit konzentriert am Unterricht teilzunehmen los. Während Kinder mit einer guten Konzentration ohne Probleme ein oder zwei Unterrichtsstunden durchhalten, haben andere Schüler wiederrum Schwierigkeiten über 45Minuten oder 90Minuten ihre Konzentration aufrecht zu halten. Um die Aufmerksamkeit zu erhöhen, können zwischendurch kleine Dehn- und Bewegungsübungen durchgeführt werden. Einige Kinder brauchen zwischendurch Bewegung, um zwischendrin bei der Sache zu bleiben.

 

Genauso verhält es sich auch mit der Lerngeschwindigkeit. Es gibt Schüler, die in der Lage sind Inhalte sehr schnell zu erfassen, ohne dass von außen nachgeholfen werden muss. Einige ihrer Mitschüler brauchen mehr Zeit und mehr Hilfe durch den Lehrer, um auf den gleichen Wissenstand zu kommen. Hier würde der Lösungsansatz lauten: die Starken fordern und die Schwachen fördern. Genauso kann man gute Schüler dazu abstellen, dass sie ihren Mitschülern bei den Lernaufgaben helfen. Generell muss das Lerntempo ausglichen sein, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Hierbei muss der Lehrer ein gutes Fingerspitzengefühl von seiner Seite aus mitbringen, um ein angemessenes Lerntempo vorzugeben.

 

Es sollten zwischendrin immer wieder Tests mit den Schülern durchgeführt, um ihren Lerntyp zu ermitteln. Dies erleichtert vielen Kinder das Lernen und die Vorbereitung auf Klassenarbeiten. Es hilft den Schülern unteranderem dabei ihre Stärken/Schwächen aufzuspüren und ggf. auch Defizite zu erkennen, die mit den Kids aufgearbeitet werden sollen. Nur so, indem man den Lerntypus ermittelt und herausfindet, wie der Einzelne am besten lernt, kann das Lernen optimiert werden.

 

2. Einöde statt Vielfalt

 In den meisten Fällen bekommen die Kinder den Stoff vermittelt, indem die Lehrer die Inhalte erklären und an die Tafel schreiben oder die Schüler nehmen den Unterrichtsstoff durch das Lesen von Texten auf. Hierbei werden meist nur zwei Sinne bedient: Sehen und Hören. Fühlen, Riechen und Schmecken fallen meist weg. Eigentlich werden alle fünf Sinne gebraucht, um Lerninhalte anschaulich darzustellen und auf Dauer zu verfestigen. Hierzu gehören, dass man sich bestimmte Dinge genauer anschaut, Bilder zu bestimmten Themen malt, Experimente durchführt, nach draußen geht und sich bewegt. Es kann zu bestimmten Themenbereichen auch gekocht und gebacken werden. Dies bedarf der notwendigen Ausstattung einer Schulküche.

 

Man kann genauso gut im Kunst- oder Werkunterricht Dinge nachbauen oder konstruieren. Der Unterricht kann bis zu einem gewissen Grad aus der Schule heraus verlagert werden. Hier bieten sich Ausflüge z.B. in Museen bzw. in andere Städte oder Klassenfahrten an. In späteren Klassenstufen kann das Angebot durch Sprachreisen ins Ausland oder Schüleraustauschen mit Schulen im Ausland erweitert werden. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass ein abwechslungsreicher Unterricht die gelernten Inhalte besser verankert und zur aktiveren Mitarbeit anregt. Viele Kinder sind von Natur aus neugierig und freuen sich, wenn sie neue Dinge ausprobieren und neue Erfahrungen machen können. Das fördert die Bereitschaft zum Lernen und aktivem Mitmachen.

 

Eine wichtige Rolle spielt auch die Vermittlung des Unterrichtsstoffes. Der Lehrer soll den Stoff so vermitteln, dass die meisten Schüler problemlos folgen können und dem Lehrer interessiert zuhören. Die Realität sieht manchmal anders aus. Jeder hat sicherlich schon Erfahrungen mit  schlechten Lehrern gemacht, die nicht gut erklären konnten oder zu schnell bzw. nicht deutlich gesprochen haben. Eigentlich wird erwartet, dass der Lehrer an der Tafel steht, die Schüler in ein Thema detailliert einleitet, gute Erklärungen/Erläuterungen liefert und ein Tafelbild entwirft. Anschließend wird das Thema vertieft, indem Texte in Schulbüchern gelesen und dazu Aufgaben gelöst werden, die  am Ende der Stunde besprochen werden. Die Realität sieht meist anders aus: viele Pädagogen setzen auf Gruppenarbeit. Nachdem der Lehrer ein neues Thema kurz angerissen hat, setzten sich die Schüler in Kleingruppen zusammen und arbeiten sich das Thema anhand von Lehrmaterialien selbst.

 

Am Ende werden die Ergebnisse in der Klasse präsentiert und besprochen. Dieses Modell hat aber mehrere Haken. Gruppenarbeit ist nur sinnvoll, um ein Thema, das bereits schon verankert ist, zu vertiefen. Wird Gruppenarbeit dazu genutzt, ein Thema zu erarbeiten, können sich schnell Fehler einschleichen. Das falsche Wissen kann sich im Gedächtnis einbrennen, sodass die Schüler die Fehler wiederholt machen. Kontrolliert ein Lehrer eine Gruppenarbeitsphase nicht genügend, kann eine Gruppenarbeit eine Gelegenheit für die Schüler sein, Unfug zu treiben, Privatgespräche zu führen, ein Pausenbrot zu essen, Handygames zu zocken oder den ungeliebten Mitschüler zu hänseln. All das ist nicht zielführend.

 

Von einem guten Lehrer ist zu erwarten, dass er mehrere Wege hat, um Schülern etwas beizubringen und dabei chronologisch vorgeht, da die einzelnen Schritte aufeinander aufbauen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Schritte verstanden werden, da sonst eine Aufgabe nicht vollständig bzw. nicht richtig gelöst wird. Oftmals hilft es Schemata an die Tafel zu malen und dabei unterschiedliche Farben einzusetzen, um das Tafelbild übersichtlich zu halten. Ein guter Lehrer bringt quasi Ordnung ins Chaos und macht das Wissen für die Schüler begreifbar.

 

3. Schule als Sparmodell

 Zu oft sieht man Schulen, die in einem maroden Zustand sind: Die Fenster sind nicht winddicht, Schimmel an Decken und die Toiletten ein reines Desaster. Obwohl in den letzten Jahren einige Investitionen getätigt wurden, sieht es an einigen Schulen immer noch trist aus. Es fängt schon damit an, dass teilweise die Ausstattung in einigen Physik-/Chemieräumen so mangelhaft bzw. veraltet ist, dass dort keine aufwendigeren Experimente durchgeführt werden können oder nur auf eigene Gefahr. Es wurde viel zu lange zu wenig getan, um die Schulen auf dem aktuellen Stand zu halten, sodass einige von ihnen technisch und von der Ausrüstung deutlich hinter dem Standard liegen. Dies betrifft auch den IT-Unterricht. Schüler sollten lernen mit Computerprogrammen umzugehen und den PC als sinnvolles Werkzeug zu benutzen. Manchmal ist es nicht möglich, da die Ausstattung nicht aktuell ist oder zum Teil nicht mehr funktioniert. In manchen Fällen ist der Unterricht ziemlich schlecht, da der Lehrer nur unzureichend oder zu schnell erklärt, die Schüler das Interesse verlieren und stattdessen in Facebook abhängen oder Onlinespiele zocken.

 

Auch an anderen Ecken wird kräftig gespart. Das fängt bei einer Klassengröße von ca. 25-32 Schüler pro Klasse an. Viele Klassenräume sind oftmals überfüllt, sodass sich viele Schüler eingeengt fühlen. Da die Lehrer selbst mit so vielen Schülern konfrontiert werden, fällt es ihnen nicht gerade leicht, das Augenmerk auf einzelne Schüler zu richten. Das fängt damit an, dass ein Lehrer, der neu ist, sich ca. 30 Namen merken muss. Einige der Pädagogen können sich selbst nach einem Jahr nicht alle Namen merken und verwechseln manche Schüler mit ihren Mitschülern. Wenn die Lehrer schon Probleme haben sich Namen zu merken, dann wissen einige von ihnen oftmals auch nicht, wo die Stärken und Schwächen der einzelnen Kinder liegen. Dies wäre eigentlich für ein optimiertes Lernen sehr wichtig, da versucht werden muss, die Schwächen auszubügeln und die Stärken zu fördern. Dies ist bei der Menge der Schüler pro Klasse nur bedingt möglich. Eine übersichtliche Klassengröße wären ca. 12 bis 18 Kinder.

 

In anderen Ländern sind die Klassen meist deutlich kleiner als hierzulande, auch ist das Lehrkonzept häufig besser, die Lehrer besser ausgebildet und die Schüler können individualisierter lernen. Da weniger Schüler im Klassenraum sitzen, sieht ein Lehrer eher, wo es bei den einzelnen Schüler Probleme gibt. Wer größere Defizite hat, kann diese gezielt mit einem eigens von der Schule gestellten Nachhilfelehrer aufarbeiten. Die Schüler merken, dass ihnen unter die Arme gegriffen wird, wenn sie Probleme haben. Vorreiter in diesem Fall sind die skandinavischen Länder, nicht umsonst liegt besonders Finnland in vielen Pisa-Studien ziemlich weit vorne. Dort sollen demnächst die Schulfächer abgeschafft werden und stattdessen projektbezogen gelernt werden.

 

Neben guten Lehrern ist es wichtig, dass das Wissen vernünftig verknüpft wird. Hierzu bieten sich auch fächerübergreifendes Lernen und fachbezogene Projektwochen an. Genauso wichtig ist es, dass die Themen chronologisch aufeinander aufbauen, anstatt dass munter hin und her gewechselt wird. Wissen ist wie eine Pyramide. Der Unterbau muss fest verankert sein, damit man die Stockwerke und das Pyramidendach darüber bauen kann. Ist das Fundament nicht vorhanden, bricht das Konstrukt wie ein Kartenhaus in sich zusammen und es muss von vorne begonnen werden. Deshalb ist wichtig, dass die Grundlagen von allen Schülern beherrscht werden. Denn nur so kann darauf aufgebaut werden.

 

 

4. Das Bildungssystem ist wenig gerecht

 Im Normalfall müssen die Eltern kein Schulgeld bezahlen, um ihre schulpflichtigen Kinder zur Schule zu schicken, es sei denn die Kinder gehen auf eine Privatschule. Wer es glaubt oder nicht, die Schulkarrieren hängen in vielen Fällen vom Elternhaus ab. Kinder, deren Eltern sich viel mit ihren Kindern beschäftigen, ihnen im Voraus Wissen vermitteln, mit ihnen viele Ausflüge unternehmen, mit ihnen in Tierparks, in Museen und die Natur gehen, haben viele Vorteile und haben oft einen höheren Wissensstand als ihre Altersgenossen. Eltern mit einem guten Bildungsbackground sind viel eher in der Lage ihren Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und ihnen beim Lernen von Klassenarbeiten unter die Arme zu greifen.

 

Sind die Defizite so gravierend, dass selbst die Eltern nicht mehr weiterhelfen können, werden die Kids zur Nachhilfe geschickt. Der Nachhilfeunterricht wird von Instituten angeboten, die sich speziell darauf spezialisiert haben. Aber auch ältere Schüler und Studenten bieten Nachhilfestunden an. Oftmals sind Nachhilfestunden ziemlich teuer. Der Stundenpreis liegt oftmals im Bereich von 10 Euro bis 25 Euro. Nicht jeder kann sich das leisten. Eltern, die mehr Geld in der Hinterhand haben, melden ihre Kinder erst gar nicht auf einer staatlichen Schule an, sondern schicken sie auf Privatschulen oder Internate. Dort so hoffen sie, wird ihr Nachwuchs besser gefördert, da erstens die Lehrer besser ausgebildet sind und zweitens die Klassen oft nur 10 bis 16 Schüler haben. So ist es für die Lehrer einfacher den einzelnen Schüler besser zu unterstützen. Zudem ist meist die Ausstattung an privaten Einrichtungen besser, da die Schulen oft private Sponsoren haben und generell durch die Einnahmen durch das Schulgeld besser finanziell dastehen. Sie sind nicht auf staatliche Investitionen angewiesen.

 

Vor allem Kinder aus ärmeren Elternhaus werden in diesem Schulsystem arg benachteiligt. In vielen Fällen stammen die Kinder aus bildungsfernen Familien, deren Eltern kein sonderlich großes Augenmerk auf Schule legen und somit bei Hausaufgaben und co keine sonderlich große Hilfe sind. In vielen Fällen kommen solche Kinder auch aus Familien mit Migrationshintergrund.  Die betreffenden Kinder wurden oftmals in Deutschland geboren, aber ihre Eltern kommen aus dem Ausland oder in leben in zweiter Generation hier. In diesen Familien wird oft kein oder nur wenig Deutsch gesprochen. Einige Kinder werden mit schlechten Deutschkenntnissen eingeschult, sodass sie schon in der ersten Klasse abgehängt werden und häufig in der Grundschulzeit eine Klasse wiederholen müssen. In den meisten Fällen ist nur die Sprache die Barriere, deshalb ist es wichtig, diese Kinder beim Lernen der Sprache zu helfen, so gut es geht. Aus diesem Grund sollten in Grundschulen Sprachklassen eingerichtet werden, da in letzter Zeit auch viele Flüchtlinge in unser Land gekommen sind und zeitnah muss versucht werden diese Kinder und Jugendliche zu integrieren.

 

Die Integrationsbemühungen müssen auch bei Kindern mit Handicaps und Behinderungen stattfinden. Diese Kinder sollten die Möglichkeiten mit normalentwickelten Kindern zur Schule zu gehen, statt in Sonderschulen aussortiert zu werden. Ihnen soll das Gefühl vermittelt werden, dass sie genauso zu unserer Gesellschaft gehören, wie jeder auch Seit einigen Jahren gibt es die Inklusion, dass Kinder mit Handicaps vermehrt an Regelschulen unterrichtet werden. An einigen Grundschulen und weiterführenden Schulen gibt es Integrationsklassen. Das Konzept sieht vor, dass behinderte Kinder mit den anderen Kindern zusammen in einem Klassenraum lernen und mittendrin sind, anstatt aussortiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden. Dieses Konzept geht noch nicht ganz auch und scheitert in manchen Fällen gänzlich. Die Klassen sind oftmals zu groß für diese Schüler und die Lehrer haben oftmals nicht die richtige Ausbildung, sodass diese sich überfordert fühlen. Es gibt zu wenig Personal, das auf die gehandicapten Schüler spezialisiert ist. In einigen Klassen funktioniert die Integration von den Schülern mit Behinderungen schlecht oder auch gar nicht. Mobbing, Ausgrenzung und Frust sind an der Tagesordnung. In diesen Fällen gelingt es nicht, dass die gehandicapten Schüler in den Klassenverband aufgenommen werden.

 

Ein weiteres signifikantes Problem ist, dass ungefähr jeder zehnte Schüler im Schnitt die Schule abbricht, ohne einen Abschluss erreicht zu haben. Ein Schulabschluss ist nun einmal sehr wichtig, um später einen Beruf zu erlernen. Heutzutage reicht oftmals ein Hauptschulabschluss nicht mehr aus. Es ist mindestens eine mittlere Reife gefordert, wenn nicht sogar ein (Fach-) Abitur. Es muss vorweg viel falsch gelaufen sein, wenn ein Schüler im Alter von ungefähr 16-18 Jahren freiwillig das Handtuch werfen. Oftmals haben die betreffenden Schüler die Schnauze voll, sind demotiviert oder sehen keine Chance darin, dass sie den Abschluss schaffen. Um dem vorzubeugen, müsste man diese jungen Menschen unter die Arme greifen. Dazu müsste es mehr Institutionen und Personal geben, die diesen Jugendlichen hilft, zurück in die Spur zu finden.

 

Dabei muss gezielt an den Schwächen gearbeitet werden, um das Beste aus ihnen heraus zu holen. Gerade in den Zeiten des demographischen Wandels ist es sehr wichtig, so viele junge Menschen wie möglich auszubilden, da jeder verlorene  Jugendliche später auf dem Arbeitsmarkt fehlen wird. Nicht umsonst beklagen einige Unternehmen, dass sie nicht genug Auszubildende einstellen könnte. Oftmals liegt das nicht an der mangelnden Zahl der Bewerber, sondern eher an den mangelnden Kompetenzen der Bewerber. Um einen verheerenden Fachkräftemangel zuvor zu kommen, sollte von der Seite der Schule möglichst viel investiert werden, damit die Schüler später reif für den Arbeitsmarkt sind.

 

 

5. Motivieren statt frustrieren

 Die meisten Leute haben in ihrer Schulzeit sowohl schlechte, als auch gute Erinnerungen an ihrer Lehrer. Nicht umsonst heißt es, dass die Leistungen und Noten lehrerabhängig sind. Ein Lehrer sollte im Idealfall eine Klasse sicher leiten und didaktisch erklären können. Er greift ein, wenn etwas nicht stimmt. Sein Handeln sollte eine gesunde Mischung aus pädagogisch angelernten Prinzipien, Gefühl und Menschenverstand sein. Er ist quasi der Leitwolf der Gemeinschaft und sollte nah genug an den Schülern dran sein, um bestimmte Dinge und vor allem Probleme zu sehen. Nah sein heißt allerdings nicht, dass sich der Lehrer bei den Schülern anbiedert oder sich mit ihnen verbrüdert. Es muss schon eine gewisse Distanz der Höflichkeit und des Respekts da sein. Gleichzeitig kann der Lehrer auch an der Tafel stehen, etwas Persönliches erzählen oder die Atmosphäre mit einem Witz lockern, solange er damit nicht übertreibt. Er sollte Interesse an seinen Schülern und ein offenes Ohr für sie haben.

 

Sein Hauptziel ist es die Schüler zum Lernen zu motivieren, Interesse und Begeisterung für ein Thema zu wecken. Vor allem Lehrer, die gut und anschaulich erklären können und eine Klasse gut lenken können, sind bei den Kids hoch im Kurs. Eine gute Beobachtungsgabe ist von großer Bedeutung, da er die Schüler nur so vernünftig einschätzen kann. Auch sollten ruhigere und schüchternere Kinder die Chance haben, sich am Unterricht zu beteiligen. Da ist es die Aufgabe von der Seite des Lehrers diese Kinder zu ermutigen, sich öfter zu melden und mehr Beiträge im  Unterricht zu liefern. Er sollte immer wieder auch Leute an die Reihe nehmen, die sich nicht melden, aber an ihrer Körperhaltung und Mimik zu verstehen geben, dass sie den Unterricht aufmerksam  verfolgen. In die mündliche Leistung sollten zudem Hausaufgaben, schriftliche Ausarbeitungen und Referate mit einfließen.

 

Die Realität sieht oft auch anders aus: Einige der Pädagogen kommen unfreundlich daher, schätzen ihre Schüler falsch ein, haben Probleme im Umgang mit der Klasse und zeigen ein mangelhaftes pädagogisches Geschick. Einige Lehrer haben zudem auch Probleme, die Inhalte so  zu vermitteln, dass die Kinder es auch verstehen. Es gibt Pädagogen, die ihre Schüler regelrecht demotivieren und frustrieren. Im schlimmsten Fall fangen einige Schüler an den Unterricht zu stören und stellen jegliche Bemühungen ein, bis hin zur kompletten Verweigerung. Sensiblere Kinder reagieren öfter mit Ängsten und Unwohlsein, dass sie öfter krank werden. Genauso können auch Tränen fließen.

 

All das sind Merkmale, dass das Lehrer-Schüler-Verhältnis gestört ist. Daher ist es sehr wichtig, wie ein Lehrer Kritik äußert. Spricht er die Schwächen eines Schülers in einem Einzelgespräch an, sollte er Verbesserungsvorschläge auf den Tisch legen, mit ihnen Konzepte besprechen, wie die Leistungen verbessert werden können und den Schülern zu verstehen geben, dass an sie geglaubt wird. Merken die Kids, dass ihre Lehrer hinter ihnen stehen, setzt das ganz ungewohnte Kapazitäten frei und viele finden durch die Ermutigungen neue Motivation zum Lernen. Das A und O eines Lehrers ist es wirklich das Beste aus seinen Leuten heraus zu holen.

 

Genau aus diesem Grund ist es wichtig, dass die pädagogische Ausbildung an den Universitäten nicht zu kurz kommt. Vornherein sollte genau darauf geschaut werden, wer Lehrer wird und sollten nur Leute auch wirklich Lehrer werden, die die Eignung dafür haben und vor allem auch den psychischen und kognitiven Belastungen standhalten. Damit die Lehrer für ihren Beruf besser gewappnet sind, sollten die Pädagogikanteile im Studium erhöht werden. Vor allem Lehramtsstudenten für Grund-/Haupt- und Sonderschulen haben relativ hohe Pädagogikanteile. Studenten, die auf das Realschullehramt studieren, haben nicht mehr so hohe Pädagogikanteile und Lehramtsstudenten für das Gymnasium sogar noch weniger. Dabei müssen auch Gymnasiallehrer genauso pädagogisch geschickt handeln können, wie die Lehrer an anderen Schulformen auch. Auch an Gymnasien läuft bei den Schülern nicht alles glatt und es gibt auch dort viele Fälle von sozialen Probleme, vor allem auch mit Mobbing und Gewalt. Deshalb darf bei der pädagogischen Ausbildung der Lehrer an Gymnasien nicht gespart werden.

6.Übergänge fließender gestalten anstatt mit Stolpersteinen

 In den meisten Bundesländern endet die Grundschulzeit nach vier Jahren, aber z.B. in Berlin und Brandenburg gehen die Kinder sechs Jahre zur Grundschule. Danach gehen die Kinder entweder auf das Gymnasium, auf die Real- oder Hauptschule. In der vierten Klasse wird den Kindern empfohlen, welche Schulform sie besuchen sollen. Dies richtet sich vor allem nach den Noten in den drei Kernfächer Mathe, Deutsch und Sachkunde. Die Nebenfächer können zusätzlich eine Tendenz geben, wenn noch nicht eindeutig ist, welche Empfehlung ausgesprochen werden soll. In manchen Bundesländern sind die Empfehlungen sogar bindend und dies ist stark zu kritisieren, da dies einem Zwang gleichzusetzen ist und die Schüler vornherein in irgendeine der drei Schubbladen gesteckt werden. Dies ist nicht unbedingt förderlich für das Kindeswohl und die Kinder werden schon in der Grundschule massiv unter Druck gesetzt.

 

Für die Kinder beginnt im Alter von 10/11 Jahren ein neuer Lebensabschnitt. Nun sind die Kids im Alter der Vorpubertät und besuchen ab dem Zeitpunkt die Schulform für ältere Schüler. Nun gehen die Schüler deutlich länger zur Schule, sitzen länger an den Hausaufgaben und müssen mehr lernen. Besonders krass ist der Übergang von der vierten zur fünften Klasse für junge Gymnasiasten. Es wird deutlich mehr an Stoff durchgenommen, das Lerntempo ist deutlich schneller, die Klassenarbeiten sind schwerer und werden strenger bewertet und teilweise geht der Unterricht bis in den Nachmittag hinein. Die neuen ungewohnten Belastungen und Anforderungen führen dazu, dass bei einigen Schüler die Leistungen in der ersten Zeit einbrechen.

 

Egal an welcher Schulform die Kinder unterrichtet werden, zuerst sollten die Schüler in den ersten Wochen auf den gleichen Wissensstand gebracht werden, da sie meist aus vielen verschiedenen Grundschulen kommen. Somit die Voraussetzungen mit denen die Kinder an die Schule kommen ganz unterschiedlich. Ein weiterer Schnitt kommt häufig in der achten Klasse. Die Anforderungen, das Lerntempo und die Masse der Lerninhalte werden deutlich erhöht, sodass es an dieser Stelle keinen gleitenden Übergang gibt. Gerade in dem Alter von ca. 14 Jahren findet eine große Entwicklung bei den Teenagern statt: die Entwicklung vom Kind zum Jugendlichen. Waren die Schüler mit 12/13 noch Kinder, sind sie oft ein Jahr später vom Aussehen und Verhalten häufig nicht wieder zu erkennen.

 

In der Pubertät ändern sich auch die Ansichten und Gewohnheiten der jungen Leute. Waren bei den Mädchen noch in der 6./7.Klasse Pferde, Ballett, Diddl und das Spielen mit den eigenen Freundinnen hoch im Kurs, sind in der 8.Klasse Mode, Schminke, Jungs und gemischte Peergroups in. Jungs, die sich als Kinder noch auf dem Fußballplatz zum Bolzen trafen, verabreden sich vermehrt zum Zocken an der Konsole und schauen den Mädchen hinterher. So werden aus Kindern Teenager und in dieser Zeit verändern sich nicht nur Körper und Stimme, sondern auch ihr Gehirn verändert sich. Alte Verbindungen gekappt und neue Verbindungen aufgebaut, somit herrscht für 4/5 Jahre Großbaustelle im Kopf. Darauf sollte von der Schule aus Rücksicht genommen werden.

 

Nicht nur von der Grundschule zur weiterführenden Schule und zwischen einzelnen Klassenstufen bestehen große Sprünge, sondern auch zwischen den drei Schulformen. Wechselt ein Schüler mit guten Leistungen z.B. von der Realschule auf das Gymnasium, wird das am Anfang eine große Umstellung sein: die neue Klasse wird mit dem Unterrichtsstoff weiter, das Lerntempo deutlich schneller und die Anforderungen deutlich schwieriger sein. Außerdem wird dem Schüler noch einiges an Stoff fehlen, den er verpasst hat und somit muss er erstmal die Lücken schließen. Es gibt viele Schule, die während der Schullaufbahn die Schulform wechseln. Allerdings ist stark zu bemängeln, dass viele Schüler herabgestuft werden.

 

Deutlich mehr Schüler müssen einen Abstieg hinnehmen, als dass sie die Chance für einen Aufstieg haben. Das Herabgestuft werden, schürt bei vielen Schülern Ängsten: Ein Abstieg heißt, dass sie den Klassenverband verlassen müssen, in dem sie eventuell viele Freunde haben. Genau das ist einer der Hauptgründe das dreigliedrige Schulsystem abzuschaffen und alle Kinder bis zur zehnten Klasse zusammen zu unterrichten. Das ewige Sortieren und Sieben sollte irgendwann ein Ende haben. Nach der zehnten Klasse können die Schüler entscheiden, ob sie eine Ausbildung beginnen oder noch drei Jahre Oberstufe hinten dran hängen.

 

Haben die Schüler die Oberstufe erreicht und diese erfolgreich mit dem Abitur abgeschlossen, erwartet die jungen Männer und Frauen wieder ein neuer Lebensabschnitt. Viele von ihnen fangen an zu studieren, beginnen eine Ausbildung, schieben ein freiwilliges Jahr als Pause ein oder Reisen um die Welt. Nun sind die Leute erwachsen und beginnen ein neues Leben. Viele der jungen Menschen ziehen von zuhause aus und müssen sich neuen Anforderungen stellen, ohne ihre Eltern zurecht zu kommen. Auch die Anforderungen sind deutlich gestiegen, das ist besonders bei einem Studium deutlich spürbar. Es wird deutlich mehr Stoff in kürzerer Zeit durchgeprügelt, es wird mehr mitgeschrieben und die Klausuren haben einen erhöhten Schwierigkeitsgrad. Nicht wenige Studenten sind der Meinung, dass die Schule sie nicht gut auf die Universitätsanforderungen vorbereitet habe.

 

Einige Begriffe und Themen, die in den Vorlesungen durchgenommen werden, haben viele Studenten vorher noch nie gehört. Daher muss der Stoff daheim am  Schreibtisch nachgearbeitet werden. Viele der Erst- und Zweitsemester unterschätzen, wie hoch der Aufwand für ein Studium ist und dementsprechend hoch sind die Durchfallquoten von Klausuren in bestimmten Studiengängen. Einigen Studenten fehlen bestimmte Kompetenzen, die sie sich selbst erarbeiten müssen, da sie sonst Probleme haben, an der Uni zu bestehen. Das führt oft zu Frust und auch in manchen Fällen zu Existenzängsten. Nicht wenige Studenten brechen das Studium ab oder wechseln die Studiengänge. Deshalb sollten wir Studenten vermehrt Kurse angeboten, in denen Nachhilfeunterricht gegeben wird und Lücken aufgearbeitet werden.

 

 

7. Die Bildungspolitik – ein wildes Chaos

 Deutschland: ein Land mit 16 verschiedenen Bildungssystemen, die doch recht verschieden sind und ganz unterschiedliche Standards und Bildungsniveaus haben. Jedes Bundesland kocht sein eigenes Süppchen. So gestaltet jeder sein eigenes Schulsystem. In den meisten Ländern endet die Grundschule in vier Jahren und anderen Bundesländern erst zwei Jahre später. Genauso unterschiedlich sieht es mit den Lehrplänen aus, die vom  Kultusministerium vom demjenigen Bundesland geschmiedet werden. Das kann für Schüler, die vom einen Bundesland in ein anderes Bundesland ziehen, einen gravierenden Nachteil sein. War dieser Schüler mit der alten Klasse noch ganz am Anfang des Lehrbuches, kann die neue Klasse schon mehrere Kapitel weiter sein.  In manchen Fällen ist es für den Schüler kaum möglich die Lücken aufzuarbeiten und mit dem Wissensstand zu den neuen Klassenkameraden aufzuschließen. Nicht selten müssen Schüler wegen eines Umzugs eine Klasse wiederholen, da ihnen einfach zu viel Unterrichtsstoff fehlte, um in der gleichen Klassenstufe zu bestehen.

 

Sechzehn Schulsysteme bedeuten auch sechzehn verschiedene Hochschulreifen, die einen zum Teil unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad haben. In einigen Bundesländern gibt es im Abitur fünf Fächer, in denen die jungen Leute geprüft werden, in anderen Ländern wiederrum nur vier. So ist es nicht verwunderlich, dass die Länder auch unterschiedliche Anforderungen haben und deswegen sind die Hochschulreifen der einzelnen Länder nicht unbedingt gut vergleichbar. Bekannt ist, dass der Erwerb der Hochschulreife in Bayern und Baden-Württemberg deutlich schwieriger ist, als z.B. in Stadtstaaten wie Hamburg, Berlin und Bremen. Es gab in einigen Fällen auch Probleme, dass die Hochschulabschlüsse eines Bundeslandes in einem anderen Bundesland nicht anerkannt wurden. So erkannte Bayern eine Zeitlang die Abiture aus einigen anderen Bundesländern nicht an. 

 

Zudem treffen die Kultusminister der Länder auch nicht immer kluge Entscheidungen, die oft zu voreilig getroffen wurden. Damit ist das Turbo-Abitur in acht Jahren gemeint, das in den meisten Ländern im letzten Jahrzehnt eingeführt wurde. Anders als ihre Vorgänger machen die betreffenden Schüler nach acht Jahren Gymnasium Abitur und nicht nach neun Jahren. Somit haben die Lehrer ein Jahr weniger Zeit den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Trotzdem sollten die Schüler dennoch den gleichen Wissenstand erreichen, wie ihre Vorgänger, die nach neun Jahren Gymnasium Abitur gemacht haben. Dies geht nur, indem man das Unterrichtstempo erhöht, Themenblöcke verkürzt oder ganz streicht und keine Zeit für Wiederholungen mit einberechnet. Da ist es kein Wunder, dass einige Schüler auf der Strecke bleiben.

 

Nicht nur das, sondern es hat überall mindestens einen Doppeljahrgang gegeben: ein Jahr, der nach acht Jahren Abitur gemacht hat und ein anderer Jahrgang, der es in neun Jahren gemacht hat. Das bedeutet, dass bedeutend mehr junge Menschen auf einmal an die Universitäten strömen, die oftmals nicht darauf ausgelegt sind, dass so viele Abiturienten bei ihnen studieren wollen. Als Konsequenz werden die NCs deutlich angehoben, damit die Unis nicht zu sehr überrannt werden. Wer nicht studieren will, der schiebt ein freiwilliges Jahr dazwischen oder fängt eine Ausbildung an. Auch hier ist man oft nicht auf die Flut der Bewerber vorbereitet. Generell müssen die Anzahl von Studienplätzen, Ausbildungsplätzen und die die Stellenangebote für ein freiwilliges Jahr erhöht werden.

 

Nun erkennen einige Länder, dass das G8 ein Fehler war und kehren zum alten Modell zurück. Um problemlos neun Jahrgangsstufen führen zu können, müssen genug Lehrpersonal und Unterrichtsräume vorhanden sein. Ein Haken gibt es allerdings auch wieder, wenn das G9 wieder eingeführt wird. Auch hier wird es wieder einen Doppeljahrgang geben und wer in der Oberstufe ein Jahr zurückgehen muss, der hat ein richtiges Problem: Da für ein Jahr kein Abitur vorgesehen ist, verliert dieser Schüler nicht nur ein Jahr, sondern gleich zwei Jahre. Bevor in der Bildungspolitik schwerwiegende Fehler gemacht werden, sollten die Konzepte besser durchdacht werden.

 

 

 

8. Schule und Lebenspraxis – zwei Welten

Vor einigen Jahren regte sich eine Schülerin auf, dass sie zwar in der Lage war ein Gedicht auf vier Sprachen zu analysieren, aber dafür keine Ahnung von Steuern und co hätte. In gewisser Weise hat dieses junge Mädchen Recht. In der Schule werden zum Teil Inhalte gelehrt, die relativ unwichtig sind für das spätere Leben. Lebenspraxis bekommen die meisten Kids von ihrem familiären Umfeld, durch Freunde, Sportverein oder Musikschule vermittelt. Die Schule fokussiert nur bestimmte Themengebiete in auserwählten Fächern. Alles andere fällt hinten runter oder wird sogar als Allgemeinwissen vorausgesetzt, ohne dass es im Unterricht auch nur ein einziges Mal erwähnt wurde.

 

Während in der Grundschule öfter praxisbezogen gelernt wird, in dem gebastelt, gewerkelt, experimentiert oder nach draußen gegangen wird, nimmt der Anteil des praxisbezogenen Unterrichts in den höheren Klassen ab. Während an Haupt-/Realschulen häufig noch Werken und Hauswirtschaftslehre auf dem Stundenplan stehen, fehlt dies auf dem  Gymnasium. Hier wird generell wenig praktisch gemacht und aufgrund des Zeitmangels werden die Inhalte oft nur theoretisch gelehrt, zumal  in naturwissenschaftlichen Fächer auch die Ausstattung für chemische/physikalische Versuche fehlt.

 

Schule sollte nicht nur ein Ort des Paukens sein. Die Schüler sollten auch lernen, zu sich selbst zu finden und sich besser einschätzen zu können. Hierbei bietet sich an, dass innerhalb einer Klasse einmal pro Woche ein Stuhlkreis stattfindet. In dieser Stunde finden Klassengespräche, kleine  Rollenspiele, Feedbackrunden statt und es kann auch über aktuelle Themen z.B. Fremdenfeindlichkeit, Gewalt, Umweltkatastrophen und co diskutiert werden. Alternativ können draußen oder in der Turnhalle kleine Spielchen gespielt werden, die die Klassengemeinschaft stärken. Vorzuschlagen wäre auch eine Kooperation mit Schulen, die Kinder mit einem Handicap besuchen. Die Kinder lernen über ihren Tellerrand zu gucken und sollen dabei auch Menschen mit Behinderungen akzeptieren, ohne über deren Defizite und deren zum Teil schrägen Verhalten nachzudenken. Genauso wichtig ist es auch für die Schulen Freundschaften zu ausländischen Schulen zu pflegen. Ab der siebten Klasse bieten sich Austauschprogramme an, sodass die Schüler andere Kulturen, Lebenseinstellungen und neue Menschen kennen lernen und dabei eine gelernte Sprache vertiefen. Dies hilft den jungen Menschen dabei sich selbst besser kennen zu lernen und selbstbewusster zu werden, sodass sie sich mehr zutrauen.

 

Sich selbst zu kennen und auch Mut und Selbstbewusstsein mitzubringen, ist für die kommenden Lebensabschnitte von großer Bedeutung. Nach dem Schulabschluss stehen die jungen Erwachsenen vor der Wahl, was sie aus ihrem Leben machen wollen. Viele von ihnen sind sich sehr unsicher, welche Ausbildung oder welches Studium sie anfangen sollen. Um jungen Menschen die Lebensrealität näher zu bringen, wäre es vorzuschlagen, dass Schulen Unternehmen und Firmen besuchen. Anschließend kann in der Klasse darüber referiert werden und anhand mehrere Beispiele durchexerziert werden, wie die einzelnen Unternehmen aufgebaut sind und funktioniert.

 

Ab der achten Klasse sollte das erste Betriebspraktikum auf dem Programm stehen, dass ungefähr die Länge einer Woche haben sollte. Am Ende sollten alle Schüler ihre Erfahrungen und ihr neuerworbenes Wissen in einem Bericht festhalten, ein Plakat gestalten und in der Klasse darüber ein Referat halten. Zwei Jahre später sollten die Schüler wiederholt ein Betriebspraktikum absolvieren, diesmal ein für zwei/drei Wochen mit einer ausführlichen Ausarbeitung.

 

 

 

9. Stress pur, wenn Schule den Alltag bestimmt

 Es gibt wenige Schüler, die sich freuen, wenn es heißt: „Morgen wird eine Klassenarbeit geschrieben“ Genauso wenig Kinder und Jugendliche sind erbaut, wenn sie einen Berg Hausaufgaben erledigen müssen. Die meisten Schüler sind erstmal ziemlich k.o. und brauchen mindestens eine Stunde Pause nach dem Mittagessen, bevor sie sich an den Schreibtisch setzen und mit den Hausaufgaben begonnen wird. Viele Schüler gehen nach den Hausaufgaben ihren Hobbys in Sportvereinen, Clubs und Musikschulen nach. Während viele Jungs Ballsportarten, Kampfsportarten, Strategiespiele und Schlagzeug-/E-Gitarrenunterricht bevorzugen, gehen viele Mädchen zum Tennis, Ballett oder zum Reiten, nehmen Klavier-/Geigenstunden oder singen im Chor.

 

Für die meisten Kids ist dies das Highlight der Woche, das neben der Schule ein Hobby betrieben werden kann, dass Spaß macht. Ein Ausgleich neben dem Lernen ist wichtig für die Entwicklung der Kinder. So sollte jedes Schulkind ein mindestens ein oder zwei Stunden zur freien Gestaltung am Nachmittag haben. Diese Zeit kann mit Computerspielen, Spaziergängen, Fernsehen, Sport, Lesen oder Malen verbracht werden. Durch Hobbys und Freizeit lernen die Kinder sich für eine Zeitlang gezielt zu entspannen und neue Kraft zu tanken. Dies ist von großer Bedeutung, da die Lehrer mit ausgeglichenen, konzentrierten und motivierten Schülern arbeiten wollen.

 

Je älter die Kinder werden, desto länger werden die Schultage und auch die Menge der Hausaufgaben nimmt stets zu. Nun füllt die Schule den Alltag der Schüler immer mehr. Unterricht am Nachmittag ist keine Seltenheit. Sind die Kids erst einmal zuhause, warten Hausaufgaben und Vorbereitungen auf die nächste Klassenarbeit. Viel Zeit für Hobbys, Freunde und Freizeit bleibt da nicht übrig. Besonders gravierend ist das für Schüler, die das Gymnasium besuchen. Die Gymnasiasten werden dermaßen schulisch eingespannt, dass das Privatleben höchstens nur noch an den Wochenenden und in den Ferien stattfindet.

 

Inzwischen gibt es Schüler, die durch den Stress gesundheitlich beeinträchtig sind und einige Schüler werden durch die ständigen Belastungen und Anforderungen richtig krank. Depressionen, Burnout, bipolare Störungen und andere psychische Auffälligkeiten sind bei jungen Menschen keine Seltenheit mehr. Die Zahl der Betroffenen nimmt mit dem Alter und mit höheren Schulformen zu. Unter den Studenten ist die Zahl, der psychisch Auffälligen und Erkrankten am höchsten. Zwar gilt die Studienzeit als beste Zeit des Lebens, da die jungen Menschen ein neues Leben beginnen, von Zuhause ausziehen und neue Freiheiten genießen. Anders als in der Schule ist es nicht Pflicht an den Vorlesungen teilzunehmen und die Studenten organisieren ihr Studium selbst.

 

Obwohl das Studium zunächst nicht so eng getaktet zu sein scheint, sind die Anforderungen deutlich höher und es wird deutlich mehr Wissen vermittelt als in der Schule. Das Studium muss selbst organisiert und die Zeit zum Lernen geschickt eingeteilt werden. Die Erst- und Zweitsemester müssen erst noch herausfinden, wie ein Studium an sich funktioniert und welche Anforderungen gestellt werden. So ist es nicht verwunderlich, dass am Anfang nicht alle Klausuren auf erstem Anhieb bestanden werden. Das Nichtbestehen von Klausuren setzt manche der Studenten ziemlich unter Druck und schürt nicht selten Existenzängste. Um den Studenten mit Problemen zu helfen, sollte von der Uni aus mehrere Nachhilfe- und Vorbereitungskurse für Klausuren anbieten.

 

 

 

10. Mobbing und Psychoterror – Respektloser Umgang

Im Regelfall gibt es ein bis vier schwarze Schafe in einer Klasse, im Durchschnitt zwei solcher Außenseiter, die vom Klassenverband ausgestoßen und manchmal sogar aktiv von ihren Mitschülern drangsaliert werden. Dies wird als Mobbing bzw. Psychoterror bezeichnet. Unter Mobbing sind Handlungen wie körperliche Übergriffe (Treten, Schlagen, Schubsen,…), Beleidigungen, Sachen zerstören und verstecken, Auslachen, Gerüchte verbreiten, allgemeine Herabwertung, Bloßstellen, Anschreien und Ausgrenzung zu verstehen. Meist geht das Mobbing von ein bis fünf Personen aus, aber da Mobbing ein gruppendynamischer Prozess ist, können die Täter mehrere ihrer Klassenkameraden überzeugen als Mitläufer mitzumachen. Nun gerät der gemobbte Schüler in eine Abwärtsspirale: Freunde wenden sich ab, es wird kaum noch mit ihm geredet und der Betroffene wird im Klassenverband völlig isoliert.

 

Schnell ist der Punkt erreicht, an dem sich das Opfer nicht alleine aus der Rolle befreien kann. Gerade deshalb ist es wichtig, dass die Lehrer ihre Schüler im Auge haben und eine gute Beobachtungsgabe mitbringen. Viele der Gemobbten melden diese Vorfälle aus Scham gar nicht oder viel zu spät. Ist der Zug bereits abgefahren, kann es für den Gemobbten bereits zu spät sein. Ist das Sozialgefüge einmal fest verankert, sind die Rollen unter den Mitschülern fest vergeben: Mobber, Mitläufer, Zuschauer, Opfer und Verteidiger. Das Ziel der Gruppe, die eine Person mobbt ist, dass ihr Opfer im Klassenverband unbeliebt gemacht wird und sich alle Freunde von ihm abwenden. Nicht nur Schüler, sondern auch Lehrer sind oft involviert, entweder als Vermittler, Mitläufer, Mobber, Zuschauer oder er wird von seinen Schülern selbst gemobbt.

 

Zur Zielscheibe werden Schüler, die z.B. übergewichtig sind, Hautprobleme, eine andere Haut-/Haarfarbe haben oder schlecht in Sport sind. Festzuhalten ist: Gemobbt werden kann theoretisch jede Person, aber es kommt darauf an, wie eine Person in einem Sozialgefüge eingebunden ist. Am ehesten sind Schüler betroffen, die in einer Gruppe auffallen oder sonst nicht zu ihren Mitschülern passen. Lässt man einen Mobbingprozess laufen, ohne dass eingegriffen wird, kann es für den Gemobbten schwerwiegende Folgen mit sich bringen. Das Opfer wird zunehmend passiver und die Leistungen rutschen in den Keller. Trotzdem reagiert jeder anders auf die Gemeinheiten ihrer Mitschüler. Während einige Kids wütend werden und sich aktiv zur Wehr setzen, fangen andere wiederrum an zu weinen, wirken niedergeschlagen oder verstummen. Weitere weitaus schlimmere Folgen können Angstzustände, Schulverweigerung, psychische und physische Beschwerden, Schweißausbrüche, Herzrasen, Depressionen (z.T. auch Suizid) und ein schwer geschädigtes Selbstbewusstsein sein.

 

Bei einem Fall von Mobbing, Gewalt und Ausgrenzung gibt es einen akuten Handlungsbedarf von der Seite des Lehrers, der die Täter zur Rede stellen und sanktionieren muss. Um zu verhindern, dass es zu Überfällen kommt, müssen sie die Schüler gut im Auge behalten und mit mehreren Kollegen Pausenaufsicht führen. Die Pflicht eines Lehrers oder eines anderen Schulmitarbeiters ist, dass sie ihre Schüler beschützen. Außerdem müssen sie für ein vernünftiges Schulklima sorgen und gegenseitigen Respekt und Akzeptanz einfordern. Die Lehrer sind die Leitwölfe ihrer Klasse, die solche Konflikte und Machtstrukturen unterbinden müssen. Dazu gehört es, dass die Pädagogen mit ihren Schülern Gespräche führen und Projekte planen. Dies kann zusätzlich noch durch Klassenfahrten, Ausflüge, geplante Sport-/Musikveranstaltungen oder Klassenpartys ergänzt werden. Langfristig sollte ein Klassenverband geschaffen werden, in dem sich jeder wohlfühlt und niemand Angst haben muss.

 

Um dies zu gewährleisten, müssen schon Lehramtsstudenten in dieser Hinsicht deutlich besser ausgebildet werden. Sie müssen sofort wissen, wie sie geschickt eingreifen. Dazu müssen Prüfungen in dem Fachbereich abgelegt werden, die bestanden sein müssen. Auch Lehrer, die schon länger im Schuldienst sind, müssen fortlaufend zu Fortbildungen geschickt werden. Zusätzlich sollten an Schulen mehr Sozialarbeiter und auch Anti-Gewalt-Trainer eingesetzt werden, die ein bis dreimal mit den Schulklassen arbeiten und zusätzlich pro Klasse drei bis sechs Schüler ausbilden, die gezielt Mobbingopfer unterstützen und ihnen dabei helfen sich im Klassenverband einzufügen.

 

Ziel sollte es sein, einen Klassenverband zu schaffen, in dem jeder Schüler gut und angstfrei lernen kann. Gleichzeitig soll auch darauf geguckt werden, dass sich keine sich engen Cliquen und Banden gründen, die sich komplett von ihren Mitschülern abschotten. Deshalb sollten bei der Sitzordnung und bei Gruppenarbeiten darauf geachtet werden, dass die Freundesgruppen gut durchmischt werden. Die Lehrer müssen die Kids immer wieder auf bestimmte Verhaltensweisen ansprechen und ihre Schüler für bestimmte Dinge sensibilisieren. Folgendes Beispiel: fünf beste Freundinnen, die in der Freizeit viel zusammen unternehmen, laufen gerne untergehakt oder Hand in Hand durch die Schule und umarmen sich oft. Ein oder zwei Mitschülerinnen, die daneben stehen und nicht in die Clique hereingelassen werden, fühlen sich eventuell dadurch ausgegrenzt.

 

Hier sollte der Lehrer die Schüler darauf ansprechen, dass z.B. das Unterhaken, Händchen halten oder Umarmen ein Mittel ist, um anderen zu zeigen, ob sie dazu gehören oder nicht. Gleichzeitig sollte an die Schüler appelliert werden, solche Verhaltensweisen nicht zu häufig und zu offensichtlich zeigen. Dennoch sollte es nicht strikt verboten werden, dass Freunde Arm in Arm umher laufen. Nur die Schüler sollten darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie dadurch außenstehende Schüler, die wenig oder keine Freunde haben, verletzen könnten.

 

 

 

Fazit

 Schule müsste deutlich kinder- und jugendfreundlicher gestaltet werden. Später sollten die Leute zumindest eine halbwegs positive Erinnerung an ihre Schulzeit haben. Die Kindheit und Jugend ist eine sehr prägende Zeit und der Grundbaustein für das spätere Leben. Wie weit es ein Mensch bringt, hängt ganz von seinem Umfeld und der Unterstützung ab. Deshalb ist es extrem wichtig, dass man ein gutes Schulsystem schafft und die Lehrer so gut ausbildet, wie es nur geht.

Gute Schule kann nur stattfinden, wenn diese finanziell vom Staat ausreichend gefördert wird, um die Ausbildung der Lehrkräfte, die Schulausstattung und Schulaktivitäten (Klassenfahrten, Projekte, Ausflüge, Austauschprogramme,…) zu finanzieren. Auch sollte jeder einzelne Schüler unterstützt und Wertschätzung erfahren, so dass er später selbstbewusst und mit einer Perspektive im Leben steht. Es sollte Aufgabe sein in 10-13 Jahren glückliche, motivierte und gut ausgebildete junge Menschen mit all ihren positiven Eigenschaften zu formen, die die Gesellschaft mit ihren Fähigkeiten bereichern. Denn gesunde und zufriedene Menschen sind ein enorm wichtiges Standbein der Gesellschaft, des sozialen Zusammenlebens und des wirtschaftlichen Erfolges.

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Tag der Veröffentlichung: 02.03.2017

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