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Mein Freund, meine Clique und meine Schule

"Shany, beeil dich!", rief Mom aus der Küche, "Jason ist gerade gekommen" "Ja, Mom!", rief ich und hatte immer noch den Mund voller Zahnpastaschaum, "Ich muss mir eben die Zähne putzen und meine Haare machen" "Shany, mach endlich hin! Die Zeit rennt uns langsam weg", rief Jason ungeduldig nach oben, "Wir müssen noch Tori und Zac abholen" "Ja, ich komme schon!", brüllte ich und band meine langen blonden Haare in Windeseile zu einem Pferdeschwanz. "Da bist du endlich, Schatz!", begrüßte mich mein Freund Jason und gab mir einen Kuss. Es war noch nicht lange her, dass Jason und ich ein Paar sind. Erst auf Scarletts Geburtstagsparty im April sind wir zusammen gekommen. Zuvor war ich ich jahrelang in seine grüngrauen Augen und in seinen athletischen Körperbau verknallt, aber entweder hatte er schon eine Freundin oder ich war zu schüchtern, ihn anzusprechen. "Wann bist du nachher aus der Schule wieder da?", fragte Mom. "Ich habe heute Volleyballtraining und danach wollte ich mit meinen Mädels Pizza essen", antwortete ich. "Ich rechne nicht damit, dass du vor halb Acht wieder da", sagte Mom und verabschiedete sich von mir. 

Jason und ich stiegen in sein Cabrio und fuhren los. Passend zum sonnigen Wetter legte er einen angesagten Hit auf und drehte die Musik lauter. Ich genoss den Fahrtwind, der eine Ponysträhne aus meinem Pferdeschwanz löste. Bevor wir zur Brookehill-Highschool fuhren, holten wir unsere Freunde Tori und Zac ab. Sie waren Zwillinge, beide hatten auffällige grünblaue Augen und dunkelbraune Haare, aber Zac war mehr als einen halben Kopf größer als seine Schwester. Tori trug ihre lockigen Haare meist oft offen, aber heute hatte sie einen Pferdeschwanz, genauso wie ich. "Hi, Shany! Alles klar bei dir?", begrüßte mich Tori. "Hi, Jason", gab Zac seinem besten Kumpel einen Highfive. Die Zwillinge setzten sich die Rückbank und wir fuhren weiter zur Highschool. "Wie viel habt ihr für den Geschichtstest gelernt?", fragte Tori, die in beinahe jedem Fach außer Mathematik und Science ein A hatte. "Ich habe es mir gestern Abend eine halbe Stunde angeschaut, das müsste reichen", sagte Jason lässig und machte einen Rocksong an. "Ich habe gestern mit Dad gelernt, er ist schließlich ein richtiges Ass in Geschichte", antwortete ich. "Hört auf mit Geschichte und Lernen!", stöhnte Zac. Er war zwar genauso intelligent wie seine Schwester, aber wenn er seine Zeit mehr in das Lernen stecken würde, hätte er genauso gute Noten wie Tori. Stattdessen traf man ihn nachmittags meist vor seinem PC oder auf dem Sportplatz an. 

In der Pausenhalle kam uns zuerst Tomatohead entgegen, der von uns alllen so genannt wurde, weil er ständig rot im Gesicht war, was daran lag, dass er einige Pfunde zu viel mit sich rumschleppte. In Wirklichkeit hieß er Joshua Smith und ging in unsere Parallelklasse. "Hi, Tomato!", grüßte ihn Zac herablassend. Tomatohead beachtete Zacs Stichelei nicht und ging uns aus dem Weg. Wir gingen als erstes zu unseren Spinden, um unsere Bücher zu holen. "Hey, Leesh!", rief ich laut und rannte auf meine beste Freundin zu, um sie zu umarmen. "Hi, Shany und Tori!", begrüßte sie mich und Tori. Den Jungs gab sie einen Highfive. ""Wisst ihr, dass heute Englisch ausfällt?", sagte Alisha, "Ich habe es leider zu spät erfahren, sonst hätte ich zwei Stunden länger schlafen können" "Na toll!", grummelte ich. "Das ist doch kein Problem", meinte Jason gelassen, "Wir können in die Cafeteria gehen und uns ein richtiges Frühstück gönnen" Meine Freunde und ich waren einverstanden. Wir Mädels holten uns Orangensaft, Müsli und einen Erdbeermuffing. Die Jungs ließen es mit Schokomuffins, Rührei mit Schinken, belegten Ciabattabrötchen und Cola richtig krachen. "Ihr müsst nur aufpassen, dass ihr nachher so aussieht wie Tomatohead!", neckte ich Jason und Zac. "So weit wird es niemals kommen", behauptete Zac, "Wir haben nachher noch zwei Stunden Footballtraining" Während wir uns angeregt unterhielten und lachten, steckte Tori ihren Kopf wieder in das Gesichtsbuch. "Mensch Tori, hast du nicht genug gelernt?", fragte Alisha. "Doch das habe ich", erwiderte Tori, "Aber ich will eine exzellente Note haben, da ich in wenigen Jahren an einer Eliteuniversität studieren will und ein Stipendium bekommen wirklich nur sehr gute Schüler" "Mach dir deswegen keine Gedanken!", entgegnete ihr Alisha, "Mein Vater wird dir sicher einen Studienplatz bezahlen, denn wir haben massenhaft Geld" Trotzdem konnte Tori es nicht unterlassen, uns noch einmal abzufragen. Irgendwann fingen wir an zu stöhnen und verdrehten die Augen. 

"Hey, was ist bei euch los?", fragte Scarlett gut gelaunt und setzte sich an unseren Tisch. "Tori nervt uns mit Geschichte", rief Zac gequält. Zur Begrüßung umarmte sie Alisha, Tori und mich. "Sag mal, Leesh", begann Scarlett, "Wann feierst du deinen Geburtstag?" "Ich habe am fünften Juni Geburtstag und werde ihn drei Tage danach feiern. Ihr seid natürlich alle eingeladen", überlegte Leesh einen Augenblick und zeigte auf uns. "Cool, machst du denn auch eine Poolparty?", bohrte Scarlett weiter und wickelte eine Strähne ihres rotblonden Haares um ihren Zeigefinger. "Aber klaro, Scary! Wozu haben wir sonst einen Pool", erwiderte Alisha und klang so, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. "Hi, ihr sechs! Macht ihr euch ein gemütliches Frühstück anstatt für den Test zu büffeln?", begrüßte uns Matthew, der plötzlich vor unserem Tisch stand. "Gebüffelt haben wir genug", fand Jason. "Jetzt nehmen wir gerade Nervennahrung für den Test auf", ergänzte Zac und aß seinen Muffin auf. "Wo sind Marian und Pam?", fragte Tori auf einmal, "Sonst sind sie immer so früh da" "Ich weiß es auch nicht", zuckte Scarlett mit den Schultern, "Ich habe sie heute Morgen noch nicht gesehen" "Ich kann schreibe ihnen eben eine SMS", rief Leesh und zückte ihr neues Smartphone. Es dauerte einige Minuten, bis unsere beiden Freundinnen ihr antworteten. "Marian steckt mit ihrem Auto im Stau und Pam steht noch vor ihrem Kleiderschrank und weiß nicht, was sie anziehen soll", verkündete Alisha und wurde auf einmal ganz leise, "Igitt, guckt mal wer da kommt. Ihr Kleidungsstil wird von Tag zu Tag schlimmer" "Wie bitte? Was?", fragte Scarlett irritiert. "Schau doch, sie ist direkt vor deiner Nase", zischte Alisha und warf ihr schwarzes Haar nach hinten. 

Elizabeth Harrison betrat alleine die Cafeteria und machte einen großen Bogen um uns. Bei meinen Freunden hieß sie nur Hamburger, weil sie in der Mittagspause gerne Hamburger aß und etwas zu pummelig war. Heute trug sie eine kurze schwarze Jeans, zwei ungleiche Kniestrümpfe, ein halblanges geblümtes Kleid und hatte sich neonfarbene Bänder in ihre dunkelbraunen Haare geflochten. "Sie macht Pippi Langstrumpf Konkurrenz", kicherte Scarlett. "Scary, halt die Klappe", stupst ich meine Freundin an, "Sie kriegt am Nebentisch alles genau mit" Hamburger warf uns einen unfreundlichen Blick zu und steckte ihre Nase in ihr Geschichtsbuch. Als die Freistunden vorbei waren, schlenderten Marian und Pamela zu unserem Tisch. "Meine Güte habt ihr lange gebraucht", stöhnte Alisha, aber umarmte dennoch ihre beiden Freundinnen. "Ihr glaubt gar, wie lange dieser blöde Stau war!", platzte es aus Marian heraus, "Ich kam einmal für zehn Minuten nicht vom Fleck, erst einen Kilometer vor der Schule wurde es besser" "Ich konnte mich nicht entscheiden, welches Outfit ich anziehen sollte und wie ich meine Haare tragen sollte", erzählte Pamela, "Ich habe drei verschiedene Outfits ausprobiert" "Du siehst immer super aus, sweet Heart! Doch deine Haare sind heute genial", fand Zac, der Pams Freund war. Pam hatte ihre dunkelblonden Haare mit mehreren Spangen hochgesteckt und trug dazu eine teure Sonnenbrille. Pam war neben Leesh unsere zweite Beautyqueen. Alisha nickte Pam anerkennend zu, aber sagte nichts. Ich wusste, dass es meine beste Freundin nie im Leben zugeben würde, dass Jemand besser aussah als sie.

Der Geschichtstest war nicht besonders schwer, es wurde nur das Wissen über die Amerikanische Revolution abgefragt und teilweise mussten wir nur einen Lückentext ausfüllen oder die richtige Antwort ankreuzen. Zum Glück hatte ich gestern alle wichtigen Ereignisse und Daten auswendig gelernt, anstatt mit Alisha und Pamela Shoppen zu gehen. Bereits zehn Minuten vor Schluss war ich fertig und gab den Test. "Kamst du gut mit dem Test zurecht?", fragte ich meinen Freund. "Es ging eigentlich, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich alle Fragen richtig habe", erwiderte Jason und gab mir einen Kuss. "Hast du heute Nachmittag etwas vor?", fragte er mich. "Hast du etwa vergessen, dass ich Volleyballtraining habe?!", stupste ich ihn an. "Ach ja und ich habe Footballtraining", fiel es ihm wieder ein und er fasste sich an den Kopf. "Man, bist du vergesslich!", tadelte ich ihn scherzhaft und bekam dafür einen sachten Schlag auf meine Schulter. 

 

 

 

So schön kann das Leben sein!

Nach dem Volleyballtraining stiegen wir in die Autos von Pam und Marian. Wir hatten einen enormen Hunger, da wir heute Mittag nur einen Salat mit Baguette und Schafskäse gegessen hatten. Scarlett, Alicia, Pam und ich stiegen in Pams schwarzen Mercedes, während Marian und Tori hinter uns fuhren. "Man, werde ich froh sein, wenn ich endlich sechzehn bin und selbst Auto fahren darf", sagte Alisha und hielt ihren Kopf aus dem Fenster, sodass ihre langen dunklen Haare im Fahrtwind flatterten. "Noch bist du das Küken unter uns", sagte Scarlett neckend, "Du bist die Einzige, die noch nicht sechzehn ist" "Ich werde in wenigen Wochen siebzehn", meinte Pam, die am Steuer saß" "Schön für dich! Mein Vater schenkt mir zum Geburtstag eh das Auto, das ich haben will", erwiderte Alisha schnippisch und trug neuen Lipgloss auf. "Leesh, sei nicht immer so zickig!", ermahnte ich sie ruhig. "Ihr Trottel, ihr seid am Restaurant vorbei gefahren!", machte uns Scarlett darauf aufmerksam, dass wir an Antonio's Pizzeria vorbei gefahren sind. "Das kommt davon, wenn ihr wie die Affen durcheinander schnattert", bemerkte Pam trocken und wendete ihren Wagen bei der nächsten Gelegenheit. Tori und Marian lachten uns aus, als wir auf den Parkplatz fuhren. "Ich habe genau gesehen, wir ihr weiter gefahren seid", lachte Tori. "Leesh hat uns abgelenkt!", beschwerte sich Pam. "Hab ich gar nicht!", erwiderte Leesh beleidigt und streckte Pam die Zunge raus. Auf einmal musste sie doch lachen und steckte uns mit ihrem Lachen an. Leesh und ich brachen immer wieder in Gelächter aus, bis wir uns unsere Bäuche halten mussten. "Lass uns endlich ins Restaurant gehen, ich habe Bärenhunger", unterbrach uns Pam ungeduldig.

"Guten Abend! Was kann ich für euch tun, meine Damen?", fragte der junge Kellner freundlich. Pam und Marian, die immer die gleiche Pizza nahmen bestellten sofort. Ich entschied mich für eine große Cola und eine Pizza mit Paprika und Hähnchenfiletstreifen. "Leesh, weißt du schon, wen du alles zu deiner Geburtstagsfeier einlädst?", fragte Pam neugierig. "Ehrlich gesagt, ich habe mir noch nicht so viele Gedanken gemacht", sagte Alisha nachdenklich, "Habt ihr einen Stift und einen Zettel für mich?" Pam reichte Alisha ihr mit Strasssteinen besetztes Notizbuch und ich warf ihr einen Kugelschreiber zu. "Ihr dürft auf meiner Party auf keinen Fall fehlen", sagte Alisha und schrieb unsere Namen sofort auf, "Ihr seid meine Girlgroup. Meine Cousinen Conny und Sousa werden kommen. Meinen Cousin Paolo will ich auch einladen und meine ältere Schwester Isabella wird an diesem Wochenende nach Hause kommen" "Lad doch die Jungs ein", schlug ich begeistert vor. "Daran habe ich sowieso schon gedacht. Ich werde Jason, Zac, Matthew, Stan und Jamain einladen" "Du kannst auch noch Hamburger, Babyface und all die anderen Nobodys einladen", meinte Scarlett ironisch und fing an zu kichern. "Um Himmels Willen, da will ich meinen Geburtstag lieber auf dem Klo verbringen!", wehrte Alisha lachend ab, "Wenn diese Nobodys dabei sind, können wir gleich Topfschlagen spielen und Kindergartenlieder singen" "Nein, dann können wir leider auf nur bis acht Uhr feiern, da sie sowieso sehr früh ins Bett müssen. Jeder Mitschüler, der nicht beliebt war, wurde schnell Zielscheibe des Spotts bei unserer Clique.

"Ein Pizza Hawai und zweimal Pizza Schinken", sagte der Kellner mit einem starken italienischen Akzent. Toris, Scarletts und Pams Hände schnellten nach oben. Eine andere Bedienung brachte die übrigen Pizzen. "Guten Appetit, lasst es euch schmecken", wünschte der Kellner und ging. "Wisst ihr, wer bei meiner Party die Musik auflegen kann?", fragte Alisha mitten beim Essen. "Ich weiß, dass Jasons älterer Bruder Steve öfter auf Partys Musik aufgelegt, das hat er auf Jasons letzten Geburtstag auch schon gemacht" "Kannst du Jason fragen, ob sein Bruder auf meiner Party sich um die Musik kümmert?", bat Alisha. "Ich kann Jason das nachher sagen", nickte ich. "Um das Essen wird sich eine Cateringfirma kümmern", erzählte Alisha, "Ich freue mich schon riesig auf warme Ciabattabrötchen, Krabbencocktail, Pizza, Countrykartoffeln, Gemüseomelett, Crème Bruleè, Mouse au Chocolat und eine große Eistorte" "Mädels, das kann doch nicht wahr sein!", rief Scarlett begeistert, "Wir uns nach deiner Party einen Fitnesstrainer suchen, da wir uns sicherlich einige Kilos angefuttert haben werden" "Sag nicht, dass du dich nicht auf die Leckereien freust", sagte ich etwas empört. "Nein, so habe ich es nicht gemeint", schüttelte Scarlett den Kopf, "Ganz im Gegenteil, ich freue mich sogar riesig darauf" 

Zuhause wartete bereits Jason auf mich. "Was machst du denn hier, Jay?", fragte ich ihn überrascht. "Ich wollte dich positiv überraschen", meinte Jason, "Ich hoffe es ist mir gelungen" Ich ließ mich überschwänglich in seine Arme fallen und küsste ihn mehrmals. "Wollen wir ein wenig spazieren gehen?", schlug er vor und griff meine Hand. "Gute Idee und danach können wir noch ein Eis essen", nickte ich, "Wie wäre es, wenn wir Bobby mitnehmen?" "Keine schlechte Idee!", fand Jason. Bobby war mein dreijähriger Hund, den mir meine Großeltern zum dreizehnten Geburtstag geschenkt hatten. Hand in Hand schlenderten wir durch die Straßen, während Bobby vor uns her lief. "Ich soll von Leesh ausrichten, dass sie möchte, dass dein Bruder auf ihrer Geburtstagsparty die Musik macht", sagte ich. "Wirklich?", erwiderte Jason überrascht, "Woher kennt sie überhaupt Steve? Er ist doch schon zwei Jahre älter als wir" "Ich habe ihr erzählt, dass dein Bruder bei sämtlichen Party die Musik aufgelegt hat", erzählte ich ihm, "Deshalb möchte sie ihn als DJ haben" "Ich werde es nachher meinem Bruder sagen, aber ich kann dir nicht versprechen, dass er an ihrem Geburtstag Zeit hat", sagte mein Freund. Es wird Alishas erste Geburtstagsparty mit Jungs, zuvor hatte sie nur unsere Clique eingeladen und wir sind mit ihren Eltern für einen Nachmittag in einen Freizeitpark gefahren. "Sie lädt mich doch garantiert auch ein", meinte Jason, "Ich habe in letzter Zeit, seitdem ich mit dir zusammen bin, oft mit ihr zu tun. Sie ist ein echt nettes Mädchen und ich kann sie schon als gute Freundin bezeichnen. Das bedeutet nicht, dass ich etwas von ihr will. Ich bin bin mehr als froh, mit dir zusammen zu sein" "Ich auch!", sagte ich leise, "In wenigen Tagen sind wir zwei Monate ein Paar" "Die Beziehung hat sogar länger gehalten als meine vorigen Beziehungen", sagte er und drückte mich an sich, "Irgendwann konnte ich Carolyn nicht mehr ertragen und habe einen Tag vor Scarletts Geburtstagsparty mit ihr Schluss gemacht" "Ich liebe dich!", flüsterte ich und fuhr mit meiner rechten Hand durch seine gegelten dunkelblonden Haare. "Ich liebe dich noch mehr!", erwiderte er und wir küssten uns eine ganze Weile lang, ohne dass Jemand sah. Endlich waren mein Freund und ich alleine. Wir genossen die Zweisamkeit. Liebe und Freundschaft gaben mir viel Geborgenheit, obwohl das zwei ganz unterschiedliche Dinge waren.

Alishas Geburtstagsparty

Einige Stunden vor Alishas Geburtag fuhr mich Dad auf meinen Wunsch zu Pam. "Hallo Shannon, komm rein!", begrüßte mich Pams Mutter herzlich, "Pamela ist schon im Spa. Warte eben, ich bringe dich dort hin" Ich folgte ihr in den Keller und sie öffnete eine Tür. Sofort kam mir der Geruch von ätherischen Ölen, Mandelblüte und Orange entgegen. "Hallo Shany!", begrüßte mich Pam, "Leg dich auf die freie Liege neben mir und lass dich von Nadine massieren" Ich legte mich auf die freie Liege und zog mein T-Shirt aus. "Wir brauchen ein wenig Entspannung, damit wir nachher umso besser aussehen", meinte Scarlett. Auch ich genoss die Ruhe vor dem Sturm. "Werden uns die Jungs abholen?", fragte Scarlett und hob leicht ihren Kopf. "Ja, so habe ich es mit den Jungs vereibart", erwiderte ich und spürte, wie Nadine meinen Rücken mit Olivenöl einrieb. Ich schloss meine Augen und dämmerte kurz weg. Nach der Rückenmassage ließen wir uns eine Gesichtsmaske machen. "Ich habe schon so oft gehört, dass dadurch die Haut reiner wird und die Augen lebhafter aussehen", sagte Scarlett, "Aber heute ist es das erste Mal, dass ich eine Gesichtsmaske ausprobiere" 

Zum Schluss unseres Wellnessprogramms entspannten wir uns eine halbe Stunde im Whirlpool, bevor wir uns für die Party stylten. "Ich bin mir sicher, dass Shany neben Leesh den Vogel abschießen wird", sagte Pam, "Ich habe ein perfektes Outfit für sie" "Du hast ein Outfit für mich?", wiederholte ich, "Aber ich habe mir schon einen Minirock und rotes Tanktop rausgesucht" "Ich habe ein rotes Ballkleid für dich", rief Pam begeistert, "Ich habe es letztes Jahr auf der Hochzeit meiner Cousine getragen, aber es müsste dir bestimmt passen" "Ich werde ein schlichtes smaragdgrünes Kleid tragen", meldete sich Scarlett zu Wort. "Super, das ergibt einen tollen Kontrast zu deinen roten Haaren", meinte Pam. Es dauerte mehr als anderthalb Stunden, bis wir uns fertig gemacht hatten. "Pam, hilf mir meine Hand zittert, so kann ich mich nicht zuende schminken!", rief ich beinahe panisch, "Mist, jetzt habe habe ich die Wimperntusche verschmiert" "Warte kurz, ich schminke mich eben selber" Pam rettete mich schließlich vor einem größeren Schminkunfall und als ich in den Spiegel schaute, sah mein Gesicht wunderbar aus. Scarlett brauchte beinahe eine halbe Stunde um eine Hochsteckfrisur an mir auszuprobieren, erst als sie Hairspray benutzte, hielt meine Frisur. "Dreht euch um, Mädels!", rief Pam. Zu dritt stellten wir uns vor den Spiegel. "Wow, wir sehen aus wie Prinzessinnen!", rief Scarlett und riss ihre leuchtend grünen Augen vor Begeisterung weit auf. "Yeah Chicas, lass uns ein Foto machen!", jubelte ich. 

Pünktlich um halb acht klingelten Jason und sein Bruder Steve an der Haustür. "Hi Mädels, seid ihr heute schick!", begrüßte uns Jason und gab mir einen Kuss. "Euer Taxi ist da! Steigt ein!", sagte Steve gut gelaunt. "Mensch, wir haben unsere Geschenk für Leesh im Wohnzimmer liegen lassen!", fiel es Pam schlagartig ein. Sie rannte, so schnell es mit ihren High Heels ging, zurück ins Haus. "Das wäre eine richtige Blamage gewesen, wenn wir ihre Geschenke vergessen hätten", bemerkte ich kopfschüttelnd, "Wir wären noch in zehn Jahren in Leeshs Augen die Esel gewesen" Scarlett, Pam und ich nahmen auf der Rückbank des Cabrios platz und Steve drehte die Musik auf. "Oh nein, hätte ich gewusst, dass wir mit einem offenen Cabrio fahren, hätte ich dir nicht so eine komplizierte Hochsteckfrisur gemacht!", stöhnte Pam. "Ich finde, es sieht gar nicht so schlecht aus, wenn ihr ein paar Strähnen ins Gesicht hängen", fand Scary. Ein paar lose Haarsträhnen, die sich aus meiner Frisur gelöst hatten, wehten mir um den Kopf. "Wow, das sieht sexy aus! Du wirst die Party rocken, Baby!", rief Jason und fuhr scharf nach links.

Wir parkten vor Alishas großen Villa, die im mediteranen Stil gebaut war. Alisha kam uns schon aufgeregt entgegen gelaufen. "Hi, schön dass ihr da seid!", freute sie sich und es gab zur Begrüßung viele Umarmungen. "Du siehst wie eine Märchenprinzessin aus!", rief Scarlett begeistert. "Das ist das Werk von meinem Stylisten Cameron", sagte Alisha. "Ich schaute meine beste Freundin genau an. Sie trug ein weißes Cocktailkleid, welches mit glitzernden Pailetten besetzt war, silberne High Heels, eine silberne Halskette mit einem Diamantenanhänger und lange Perlenohrringe. "Ich werde heute Abend nicht die Schönste sein", dachte ich, "Leesh sieht aus, wie eine Prinzessin von tausend und einer Nacht" Aber mir machte es nichts, dass Alisha heute mein Aussehen übertraf, schließlich gönnte ich es ihr und ich mochte es gar nicht, neidisch auf die beste Freundin zu sein. "Kommt rein!",sagte Alisha freundlich zu uns, "Die Party beginnt erst um neun Uhr, aber wir müssen noch ein paar Kleinigkeiten vorbereiten. Die Geschenke könnt ihr im Wohnzimmer auf den Geschenketisch legen, ich packe meine Geschenke erst später aus" 

Conchi, die Haushälterin der Familie Ramirèz bereitete im Garten das große Buffet vor. Alishas Cousin Paolo baute mit Steve die große Musikanlage auf. "Wir können eigentlich noch eine Stunde chillen", sagte Leesh und ließ auf ein beiges Sofa fallen, "Conchi und Rafaèl bereiten draußen die Party vor" "Wie wäre es, wenn wir MTV gucken?", schlug Pam vor. "Super Idee!", fand Alisha und zappte solange mit der Fernbedienung durch das Programm, bis wir den richtigen Sender hatten. "Weißt du was, dieser Sänger erinnert mich an eine ganz bestimmte Person", flüsterte mir Leesh ins Ohr, "Ich finde ihn unglaublich süß!" "Wen meinst du?", fragte ich irritiert. "Sag ich dir nicht!", erwiderte meine beste Freundin und tat ganz geheimnisvoll. "Bitte sag es mir, Leesh!", bettelte ich, "Du hast mir noch nie eines von deinen Geheimnissen vorenthalten" "An wen erinnert dich dieser Sänger?", spielte Alisha mit mir Rätselraten. "Hm, vielleicht ein bisschen an Jason oder an Steve", überlegte ich. Alisha erwiderte nichts und ihr Gesicht gab keine Emotionen preis. Isabella, Alishas 18-jährige Schwester, gesellte sich zu uns. Sie sah mindestens genauso gut aus wie ihre kleine Schwester, vielleicht sogar noch ein ganz kleines bisschen besser. "Na Chicas, was geht bei euch?", fragte sie fröhlich. "Ach, wir chillen nur ein wenig. Ein wenig Entspannnung vor einer großen Party ist sehr wichtig", erwiderte Leesh und fügte hinzu, "Wisst ihr, dass ich kurzfristig noch Lauren, Francis und Mike aus der Nachbarschaft eingeladen habe?" "Ich kenne sie noch nicht einmal", schüttelte Scarlett den Kopf. "Francis wohnt direkt nebenan, Mike ist der Freund von meiner großen Schwester und Lauren ist die jüngere Schwester von Francis. "Wow, die Party mit so vielen Leuten wird bestimmt mega cool werden!", freute sich Pam. 

Im riesigen Garten Garten der Ramirèz brannten mindesten hunderte Fackeln, ein Aztekenfeuer loderte in einer Feuerschale, der Pool war beleuchtet und mehrere Lampions hingen in den Bäumen. Es sah einfach umwerfend aus und ich fühlte mich wirklich wie in tausend und einer Nacht. "Springt ihr nachher in den Pool?", fragte Scarlett. "Ich weiß es noch nicht", zuckte Pam mit den Schultern, "Ich habe zwar einen Bikini unter meinem Kleid, aber ich sähe schrecklich aus, wenn ich ins Wasser springen würde und dabei habe ich mir so viel Mühe gemacht mit meinem Make-Up" "Ich werde in den Pool springen. Wer ist dabei?", rief Scary und sprang auf. Ich sah meine Freundin schräg von der Seite an, sie war wirklich das flippigste Girl aus unsere Clique neben unserer sportbegeisterten Marian. Nach und nach trudelten immer mehr Gäste ein und Steve begann die Musik aufzulegen. Marian und Tori kamen als Letzte. "Wann seid ihr mal nicht zu spät!", rief Pam tadelnd. "Wir standen wieder eine halbe Stunde im Stau", stöhnte Marian und strich ihre kurzen hellblonden Haare hinter die Ohren. "Wann stehst du mit deinem Auto nicht im Stau, Mary?!", neckte Scarlett. "Glaubt uns, einige Meter vor uns gab es einen Unfall und deswegen kamen wir kaum voran", rief Tori. "Ich glaube ja euch!", ging Alisha dazwischen, "Ich akzeptiere es als Entschuldigung" Vor dem Buffet bildete sich eine lange Schlange. "Immer die Jungs!", zischte Marian hinter. "Was?", ich drehte mich zu ihr um. "Die Jungs haben als erstes das Buffet gestürmt und sieh mal, wie viel sie sich auf unsere Teller laden!", wisperte Marian und klang leicht empört. Ich lud mir Kartoffelspalten, Scampispieße, Ciabattabrötchen und kleines Stück Fleisch auf meinen Teller und nahm ein Glas mit Maracujasaft mit. Das Essen schmeckte fantastisch, aber ich nahm trotzdem nicht nach, weil ich noch Hunger auf den Nachtisch haben wollte. Es sollte nachher Crème Bruleè, eine Eistorte, Panna Cotta, Tiramisu, Zitronensoufflé und Mousse au Chocolat geben. "Wollen wir tanzen?", forderte Steve die Gäste auf und drehte die Boxen auf. 

"Jaaaa!", schrieen die Gäste und stürmten die Tanzfläche. Ich hielt nach Jason Ausschau. Er stand mit Zac, Mike und Jamain zusammen und scherzte mit ihnen eine Runde. "Wollen wir eine Runde tanzen, Schatz?", fragte ich ihn, "Gerade läuft mein Lieblingssong" Er legte eine Hand auf meine Schulter und mit seiner anderen Hand fasst er mich an der Taille. Wir bewegten uns im Takt der Musik und ich spürte, wie ich vor Glück immer leichter wurde. Ich tanzte mit meinem Liebling auf Wolke Sieben und kam erst wieder auf der Erde an, als Steve ein anderes Lied spielte. "Seht euch, das mal an! Shany und Jay sind ein Traumpaar!", schwärmte Pam, "Man denkt, sie wären schon ein ganzes Leben zusammen und nicht erst seit zwei Monaten" "Na und?", erwiderte Alisha kühl, "Ich könnte genauso gut einen Freund haben wie Shannon. Sie ist nämlich nicht schöner als ich" Ich bekam jedes Wort meiner besten Freundin mit. Ihre Worte durchbohrten mich wie Pfeilspitzen und ließen mich bluten. Ich wusste ganz genau, dass Alisha ziemlich fies sein sein konnte. Sie machte nicht ohne Grund fiese Bemerkungen über unbeliebte Mitschüler aus unserem Jahrgang. Aber das ihre Spitzeleien gegen mich richtete, verletzte mich ein ein wenig. "Wahrscheinlich ist sie neidisch, weil ich einen Freund habe und sie nicht", dachte ich. "Shany, ich muss wieder zu meinem Kumpels. Gerade wurde mein Name gerufen", sagte mein Freund und küsste mich auf die Lippen. 

"Es gibt Nachtisch!", rief Conchi von der Terrasse aus. Diesmal stürmten die Mädchen zuerst das Buffet und versuchten einen Platz möglichst weit vorne in der Schlange zu ergattern. Ich schaufelte mir Panna Cotta, Créme Bruleè, Mouse au Chocolat und Tiramisu auf meinen Teller und holte mir noch einen Erdbeerorangencocktail. Ich ließ mich mit meinem Tablett auf einen leeren Plat nieder und Marian setzte sich neben mich. Stan setzte sich gegenüber von uns hin. "Na Mädels, wie ist es?", fragte er, "Wollt ihr ein paar gute Witze von mir hören?" "Na gut, dann schieß los", erwiderte Marian. Stan begann seine Witze zu machen und verschleckte mich einmal vor Lachen fast an einer Erdbeere. "Deine Witze sind gefährlich!", keuchte ich, während Marian mir auf den Rücken klopfte. "Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?", schlug Stan vor. Marian und ich waren begeistert. Stan legte seine Arme um unsere Schultern, während wir durch Alishas riesigen Garten liefen. "Wow, der Garten ist ja riesig!", staunte Stan, "Das ist mehr ein Park als ein Garten" "Du hast Recht", sagte ich und starrte auf eine Palme. In Alishas Garten wuchsen unheimliche viele trpische und suptropische Pflanzen. Wer kein Geld hatte, um nach Hawai zu fliegen, der konnte auch hier seinen Urlaub verbringen. Wir setzten uns eine Weile auf eine Bank und genossen die Ruhe. Wir hörten die Grillen zirpen und schauten in die Sterne. Die Musik kam nur noch zu uns rüber. "Wollen wir wieder zurück gehen?", fragte Marian. Stan und ich nickten.

Beste Freundin = Beste Feindin

"Ich glaube es nicht!", zischte Marian aufgeregt und blieb abrupt stehen. "Was ist denn los?", fragte ich sie irritiert. "Siehst du es selber nicht?", fuhr sie mich von der Seite an. "Was soll schon sein?", fragte ich ungeduldig und zog Marian am Arm. "Da, jetzt sieht du es!", sagte sie und zeigte in Richtung Pool. "Was!", entfuhr es mir, mehr konnte ich nicht sagen. Mir blieb vor Entsetzen die Spucke weg und plötzlich begann sich die Umgebung um mich herum wie ein Strudel zu drehen. "Halt, fall nicht hin!", sagte Marian und hielt mich an den Schultern fest. "Das kann doch nicht sein!", erwiderte ich stockend und mir traten Tränen in die Augen. "Ich finde es auch nicht fair, was Alisha da treibt", versuchte mich Marian zu trösten und legte ihren Arm um meine Schultern. 

Der Anblick, wie Alisha und Jason sich küssten und miteinander flirteten, brannte in mir wie tausend heiße Nadelstiche. Ich musste mich einen kurzen Augenblick auf eine Liege setzen, damit ich nicht umfiel, da ich leicht benommen war. "Alisha hat mir meinen Freund weggenommen! Wie kann diese Ziege so hinterhälig sein?!", dachte ich zornig und konnte mir nicht ansehen, wie sich meine beste Freundin und mein Freund sich umarmten. Gegen meinen Willen liefen heiße Tränen über mein Gesicht und verwischten mein Make-up. Super, jetzt sah ich aus wie ein Clown auf einer Karnevalsfete! Eigentlich hatte ich mir geschworen nicht vor allen Leuten zu weinen, aber es klappte nicht. Alisha zog ihr Kleid aus und drehte sich einmal um ihre eigene Achse, damit jeder Gast Notiz von ihrem Dessignerbikini nahm. Jason zog ebenfalls sein T-Shirt aus und griff nach Alishas Hand. Hand in Hand sprangen sie jubelnd in den Pool. Ein paar Gäste klatschten begeistert. "Jetzt hat Leesh auch einen Freund!", jubelte Pam. Das neue Liebespaar spritzte sich gegenseitig nass und sie schrieen wie Kleinkinder. "Tolle Showeinlage!", dachte ich verächtlich. In mir brodelte die Wut so heftig, dass ich mir einen Tornado herbei wünschte, der die ganze Party verwüstete. "Na warte, Alisha Ramirèz! Ich werde dich gleich packen, wenn du aus dem Pool kommst!", dachte ich zornig und lauerte ihr hinter dem Badeschuppen auf. 

Wie eine Meerjungfrau stieg sie aus dem Pool und warf ihre nassen Haare nach hinten. Ich stürzte hinter meinem Versteck hervor und baute mich vor ihr auf. "Was soll diese Flirterei mit meinem Freund?!", schrie ich sie an und packte sie an den Schultern. "Was?", rief Alisha entsetzt und riss ihre schwarzen Augen weit auf. "Lass gefälligst die Finger von meinem Freund!", zischte ich bedrohlich. "Du kannst nicht bestimmen mit wem du zusammen bist, Shannon MacGregor! Du hast dir Jason nicht auf Lebzeiten gekauft", sagte Alisha schnippisch, "Zufällig hat Jason mir gerade gesagt, dass er mich hübscher findet als dich. Er findet Schwarzhaarige attraktiver als dumme Blondinen" Ich holte aus und verpasste Alisha eine heftige Ohrfeige. "Aaahh!", schrie sie auf und hielt sich ihre rote Wange. "Du bist selbst Schuld!", rief ich wütend, "Ich hätte niemals gedacht, dass du so eine Schlampe bist!" Alisha zog mich heftig an den Haaren. "Sag das noch einmal! Ich werde dich wegen Beleidigung und Körperverletzung anzeigen", schrie sie mich an. Ich schubste sie heftig nach hinten, sodass auf den Boden fiel. Ich legte mich auf sie drauf und ließ ihr keinen Zentimeter Freiraum. "Aua, du tust mir weh! Lass mich sofort los!", heulte Alisha wie ein kleiner Schlosshund. "Weißt du, wie sehr du mich verletzt hast!", schnauzte ich sie an und ließ immer noch nicht locker. "Du warst einmal für zwölf Jahre meine beste Freundin und jetzt bist du meine beste Feindin!", raunte ich leise. Plötzlich spürte ich einen heftigen Schmerz in meiner Schulter, der mir wieder Tränen in die Augen trieb. Meine neue Feindin biss mir fest in die Schulter und ließ nicht locker. 

"Auseinander! Ihr streitsüchtigen Ziegen!", rief Steve und zehrte uns mit Jamain auseinander. "Kannst du uns sagen, warum du eine Schlägerei angezettelt hast, Shannon?", rief Jason wütend, "Du hast Alishas Geburtstagsparty komplett versaut. Ich gab ihm keine Antwort und sah wie Alisha leise weinte. "Feiert ohne mich weiter, ich gehe jetzt schlafen", schluchzte sie und ging ins Haus. Jason folgte ihr. "Warum hast du das getan?", fragte mich Paolo drohend, "Du kannst jetzt in Ruhe Stellung, warum du meine Cousine angegriffen hast" "Sie hat mir meinen Freund ausgespannt!", rief ich laut und fing an zu heulen. Scarlett, Tori und Marian schauten sich verunsichert an und wussten nicht, was sie sagen sollten. Pamela trat vor mich und schaute mich herablassend an, "Oh mein Gott! Ich habe nicht gedacht, dass du dich so auf ein unterirdisches Niveau herablässt und deine beste Freundin zusammen schlägst, die nun mit dir kein Wort mehr reden will" "Mir doch egal!", erwiderte ich frech, "Ich habe noch viel mehr Freunde als du denkst" "Das wüsste ich aber!", sagte Pamela giftig, "In unseren Augen bist genauso ein Looser und ein Nobody wie Tomatohead, Hambuger, Nerd und Babyface" "Na und?", rief ich wütend, "Dann bin ich wenigsten nicht mehr so eine Cliquenzicke wie ihr!" "Shannon, jetzt reicht es!", mischte sich Scarlett ein, "Halt den Ball flach und veranstalte hier nicht so ein Zickentheater. Die Party ist sowieso ruiniert und wir werden gleich nach Hause fahren, obwohl es erst halb elf ist" "Verzieh dich, wir wollen dich hier nicht mehr sehen!", gab Francis ihren Senf dazu, obwohl ich sie erst seit diesen Abend kannte. "Du Anzeige wegen Beleidigung und Körperverletzung steht noch aus", sagte Isabella ruhig. "Im Gegenzug muss ich deine Schwester wohl auch anzeigen", gab ich wütend zurück, "Sie hat mich an den Haaren gezogen, mich gebissen und mich beleidigt!"

Schweigend ging ich ins Wohnzimmer, auf dem Weg dorthin kam mir Conchi entgegen. "Warum wenist du?", fragte sie. Ich ging weiter, ohne ihr zu antworten. Ich holte mein Handy aus der Umhängetasche und rief Dad an. "Schatz, was um Himmels Willen ist mit dir los?", fragte er am anderen Ende der Leitung. "Ich habe soviel gegessen, dass mir ganz schlecht ist und ich heftige Bauchschmerzen habe", log ich. "Warte einen Moment, ich werde in einer Viertelstunde da sein!", sagte Dad und legte auf. Ich rannte schnell zum Badezimmer und wusch mir gründlich das Gesicht. Ich wollte nicht länger aussehen, wie ein Clown, der einen Zirkusauftritt hinter sich hatte. 

Zuhause schloss ich mich in meinem Zimmer ein und vergoss mindestens einen Kübel Tränen. Ich hatte beinahe alles verloren, was verlieren konnte: Meinen Freund, meine beste Freundin, meine Clique und meinen Status. Jetzt war ich irgendein Looser, der keine Freunde hatte. Bestimmt werde ich mir in Zukunft in der Schule blöde Stichelleien anhören müssen und niemand wird sich in der Cafeteria mit mir an einen Tisch setzen. Immerhin hatte ich noch meine Eltern, meine jüngere Schwester Priscilla, meinen älteren Bruder Simon und meinen Hund Bobby. "Shany, wie war Alishas Party?", rief Priscilla und klopfte an meine Zimmertür. "Lass mich in Ruhe", rief ich mit matter Stimme. Heute Abend wollte ich niemanden sehen und mit niemanden sprechen. Ich kramte mein Smartphone hervor und schrieb Jason eine SMS, "Ich bin sehr enttäuscht, was heute Abend passiert ist. Warum hast du mir das angetan?" "Warum hast du die ganze Party ruiniert? Mit so einer Schlägerbraut wollen wir nichts mehr zu tun haben! Lg Jason!" "Ich mache Schluss mit dir und hoffe, dass ich mit so einem Arsch wie dich, nichts mehr zu tun haben werde! Lg Shannon!"  Party, Party, Party! Alle dachten sie nur an Party, Spaß haben und sich gegenseitig die Freunde ausspannen! Doch diese Clique war so und wusste ganz genau, wie Pam vor einem halben Jahr Scarlett Dan ausgespannt hatte. Nun war Pamela seit einem  Vierteljahr nicht mehr mit ihm zusammen. Pam und Scarlett hatten sich damals nicht so heftig in die Wolle gekriegt, weil sie nicht beste Freundinnen waren. Von der besten Freundin verletzt zu werden, ist noch viel schlimmer als von einer Cliquenfreundin. Meine Cliquenfreundinnen konnte ich nun auch vergessen. Tori und Marian waren noch nie mutig genug, um Alisha ihre Meinung zu sagen. Pamela war genauso bescheuert wie Alisha und Scarlett plapperte wie ein Papagei alles nach, was Alisha und Pamela sagten. Völlig fertig ging ich ins Bett, ohne mich umzuziehen. Heute konnte die Welt mich nicht mehr gebrauchen!

Nichts ist mehr so, wie es vorher war

Am Montagmorgen brachte mich Dad zur Schule, die lustige Fahrgemeinschaft mit Jason, Tori und Zac war nun Vergangenheit. "Wird es mir in der Schule ergehen?", fragte ich durchgehend und dieser Gedanke ließ mich nicht mehr los. Dad setzte mich vor der Brookehill-Highschool ab und verabschiedete sich flüchtig von mir. Langsam und beinahe schleichend bewegte ich mich auf die Schule zu, bis ich die schwere Eingangstür erreichte, die ich nur mit viel Kraft öffnen konnte. Weiß der Geier, warum ich heute so wenig Kraft hatte! Die große digitale Schuluhr zeigte 08.05 Uhr an und ich war fünfundzwanzig Minuten zu früh. Deshalb ging ich in die Cafeteria, die noch ziemlich leer war. Ich setzte mich alleine an einen Tisch und stützte mein Kinn auf meine Arme. Alisha, Jason und ihre Freunde waren noch nicht da, aber das machte mir nichts aus. Plötzlich merkte ich, wie sich eine Person an meinen Tisch setzte. Es war zu meinem Erstaunen Hamburger, die sonst immer einen großen Bogen um mich machte. "Hi, Shannon!", begrüßte sie mich. "Hi, Elizabeth!", grüßte ich müde zurück, ohne zu ihr aufzublicken. "Wo sind deine Freunde?", fragte sie mich verwundert. "Keine Ahnung, aber das interessiert mich nicht!", zuckte ich mit den Schultern. "Was? Ich habe gedacht, du und deine Freunde seid unzertrennlich", entgegnete mir meine Mitschülerin. "Waren wir auch, aber jetzt nicht mehr!", sagte ich. "Das kann doch nicht sein! Bist du gar nicht mehr mit ihnen befreundet?", fragte Elizabeth erneut. "Nein!", ich schüttelte den Kopf. "Wollen wir nicht Freundinnen sein?", fragte sie einen Moment später. "Vielleicht", antwortete ich. Zugegben fand ich Elizabeth eigentlich ganz nett, sie war nicht so arrogant wie meine früheren Freundinnen. Wenigstens hieß sie bei mir nicht mehr Hambruger, sondern Elizabeth.

Als es zur ersten Stunde klingelte, gingen wir gemeinsam zum Klassenraum. Sofort entdeckte ich Alisha, Pamela, Jason, Zac und die restliche Clique. Es war mir sehr unangenehm, wie sie mich anstarrten, weil ich neben Elizabeth stand. "Haha, sie hat schon eine neue Freundin. Das es ausgerechnet Hamburger ist, wundert mich nicht", hörte ich Alisha lästern. Ihre Freundinnen brachen in Gelächter aus. "Die Beiden zusammen ergeben genauso ein ulkiges Paar wie Dick und Doof", stichelte Scarlett weiter und wieder bogen sie sich sich vor Lachen. "Ihr blöden Kühe!", raunte ich leise. "Nimm es dir nicht so zu Herzen!", flüsterte mir Elizabeth ins Ohr, "Die fühlen sich bloß cool, weil sie mit ihrer Clique zusammen sind. Ich ärgere mich schon lange nicht mehr über diese Tussis und Möchtegernmachos" Elizabehts Worte waren wie Balsam für meine Seele. Unser Klassenlehrer Mr. Keane wechselte unsere Sitzordnung, sonst wollte ich unbedingt neben Jason, Alisha oder Scarlett sitzen, aber heute war es mir egal. Schließlich bekam ich den Platz neben Babyface, die eigentlich Samantha O'Luina hieß und feuerrote Haare hatte. Wegen ihrer blassen Haut, ihrer geringen Größe, ihrer Zierlichkeit und ihres kindlichen Aussehens wurde sie von der In-Clique nur Babyface genannt. Samantha hatte in der Klasse einen genauso schweren Stand wie Elizabeth und Nerd. Meist war sie schlecht gelaunt und wechselte kein Wort mit uns. "Können wir den Tisch nicht ein kleines Stück nach vorne schieben?", fragte ich sie und schaute in ihre blassen grüngrauen Augen. "Warum bist du plötzlich so nett zu mir, obwohl du mich jahrelang mit deinen Freunden wie Dreck behandelt hast!", erwiderte Samantha und schüttelte stur den Kopf. Oh man, es war nicht einfach mit ihr! Aber vielleicht hatte sie generell das Vertrauen in Ruhe Klassenkameraden verloren, da sie seit Anfang geärgert und gemieden wurde. Ich wollte versuchen so lange nett zu sein, wie es geht. Vielleicht wird sie bald auch freundlicher. 

In der Mittagspause kam Elizabeth mit Nerd auf mich zu. "Ich hoffe, es ist dir recht, wenn David mit uns am Tisch sitzt", sagte sie. Ich nickte und hatte nichts dagegen einzuwenden. Nerd, der eigentlich David Stewart hieß, war unser dritter Außenseiter in der Klasse und interessierte sich sehr für Mathemathik und Science. "Was habt ihr im Mathetest?", fragte David beim Essen. "Ich habe ein A+ und ihr?", antwortete ich. "Ich natürlich auch und habe die volle Punktzahl", sagte David. "Wow, dass ihr alle so gut seid?", rief Elizabeth, "Ich habe nur ein B+ und zufällig habe mitbekommen, dass Pamela und Alisha beide ein C haben" Ich wusste ganz genau, dass Alisha, Pamela und Scarlett jeden Nachmittag zur Shoppingmall fuhren oder zum Bowling gingen, bei ihnen war nichts mit Lernen und guten Noten. Letztes Jahr hatte Alishas Vater die Schule mit neuen Computern bestochen, damit seine Tochter in die zehnte Klasse versetzt wurde. "Bist du nicht mehr mit Jason zusammen?", fragte David auf einmal. Ich schüttelte den Kopf und bevor ich antworten konnte, antwortete Elizabeth für mich. "Nein, siehst du nicht, dass sich Alisha und Jason sich die ganze Zeit küssen?", warf sie David an den Kopf. "Besser gesagt Alisha hat mir Jason ausgespannt!", erklärte ich ihnen knapp. "Das tut mir leid für dich!", sagte Elizabeth zu mir, "Ich finde sowas ist ziemlich gemein, aber Alisha war schon immer ziemlich gemein" "Genau!", bestätigte David, "Würde sie sich mehr um die Schule, als um ihren Status kümmern, hätte sich garantiert bessere Noten" "Für Alisha sind alle Schüler, die gute Noten haben, Streber und manchmal macht sie sich über Tori lustig, weil sie sehr viel für die Schule lernt", erzählte ich. "Dafür ist Alisha so intelligent wie Amöbe", meinte David. Wir fingen an zu lachen, dass war das erste Mal, dass wir überhaupt zusammen gelacht hatten. 

"Wo wohnst du?", fragte Elizabeth nach der Schule. "In der Adamsstreet 3", antwortete ich, "Das ist schon Sunlake" "In Sunlake wohne ich auch", erwiderte sie überrascht, "Wusstest du es nicht?" "Nein!", gab ich zu und schüttelte den Kopf. "Wir können den gleichen Bus nehmen!", schlug Elizabeth vor und ich nickte. Seit Anfang der zehnte Klasse bin ich nicht mehr mit dem Schulbus gefahren, da ich immer von Freunden mitgenommen wurde, die ein eigenes Auto hatten. Auf der anderen Seite war ich froh, wieder auf dem Boden der Tatsachen gelandet zu sein. Erst jetzt merkte ich, wie abgehoben ich durch meine Clique geworden bin. Elizabeth und ich gingen zur Bushaltstelle und warteten auf einen dieser gelben Schulbusse, die nach Sunlake fuhren. An der Bushaltestelle traf ich meine kleine Schwester, die in die siebte Klasse ging und heute um die gleiche Uhrzeit Schluss hatte wie ich. "Warum fährst du heute nicht mit dem Auto?", fragte Priscilla. "Du weißt doch, dass ich mich mit meiner Clique zerstritten habe und mich deshalb niemand nach Hause fährt" "Okay, ich fahre mit Hazel und Sherilyn zur Mall", erwiderte Priscilla und stieg mit ihren beiden Freundinnen in einen Bus, der gerade vor uns hielt. 

Elizabeth und ich saßen im Schulbus nebeneinander. "Irgendwie fühle ich mich in frühere Zeiten zurückversetzt. Früher im Bus haben wir immer Sticker und Pokemon getauscht, aber da waren wir noch Kinder", sagte ich und sah mehreren Siebtklässlern zu, wie sie herumalberten und sich gegenseitig aufzogen. Früher war ich auch mit dem Schulbus gefahren, genauso wie meine Freunde, nur Alisha hatte schon immer einen eigenen Chaffeur gehabt und fand Busfahren deswegen uncool. "Wollen wir zu McDonalds?", fragte mich meine neue Freundin. "Ich weiß nicht, mir ist gerade nicht so nach Hamburgern und Pommes. Wie wäre es, wenn wir bei Subway essen?", schlug ich vor. "Keine schlechte Idee! Ich wollte sowieso ein paar Kilo abnehmen. Leider esse ich zu oft dieses ungesunde Zeug, das dick macht. Ich soll mich lieber gesund und ausgewogen ernähren", nickte Elizabeth. Wir stiegen aus und liefen in die Nachbarstraße. "Elizabeth, halt mir einen Platz frei?", rief ich mit meinem Tablett in der Hand. "Nenn mich ruhig Liz", sagte sie lachend. "Dafür kannst du mich Shany nennen", antwortete ich im Gegenzug. Nach dem Essen lief zu Fuß eine Viertelstunde nach Hause. "Wie bist du nach Hause gekommen?", fragte mich Mom. "Ganz einfach, ich habe seit über einem Jahr wieder den Schulbus genommen", antwortete ich. "Wo ist Priscilla?", fragte Mom. "Ich habe sie vorhin an der Bushaltestelle getroffen und sie wollte mit ein paar Freundinnen zur Mall fahren" "Oh nein, jetzt fängt es bei deiner Schwester auch schon an", stöhnte Mom, "Ich habe Priscilla heute Morgen gesagt, sie soll mit Bobby nachmittags zum Tierarzt gehen"

Neue Freunde, neues Glück

Am Samstag hatte ich mich mit Liz, David und Joshua zum Bowling verabredet und nahm meine kleine Schwester mit. Ich hatte den Eindruck, dass ich mich mit Priscilla viel besser verstand, seitdem ich nicht mehr in der In-Clique drin war. Sogar Mom und Dad wunderten sich darüber, dass wir plötzlich wieder ein Herz und eine Seele waren. Zuvor zankten wir uns ständig und riefen uns gegenseitig fiese Bemerkungen zu. Priscilla fand, dass ich in der letzten Zeit viel freundlicher geworden bin, was daran lag, dass ich wieder mehr Zeit für meine Familie hatte. Joshua, den ich zuvor nur Tomatohead nannte, entpuppte sich als ziemlich guter Bowlingspieler, der bei jedem Wurf fast alle Kegel umwarf. Elizabeth und Priscilla hatten anfangs ihre Probleme, die Kugel auf der Bahn zu halten. Joshua zeigte ihnen, wie man richtig warf und bald hatten sie schnell den Dreh raus. Trotzdem gewann Joshua bei jedem Spiel, obwohl David und ich ihn oft fast einholten. 

"Wollt ihr noch eine Cola trinken?", Joshua. Wir fanden die Idee gut und setzten uns an einen freien Tisch. "Fünf mal Cola bitte!", bestellte Joshua. "Hm. Eigentlich könnten wir Samantha auch mal fragen, ob sie Lust hat, mit uns was zusammen zu unternehmen!", kam mir auf einmal der Gedanke, "Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Freunde hat und sie deswegen oft alleine ist" "Ich kenne Samatha!", rief meine Schwester, "Ich bin mit ihrer jüngeren Schwester Victoria befreundet" "Geht Victoria in deine Klasse?", fragte ich erstaunt. "Ja und sieht genauso rote Haare wie ihre Schwester", erwiderte Pris, "Manchmal spielt Samantha mit uns und sie ist immer ziemlich freundlich zu uns" "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Samantha freiwillig mit uns etwas unternimmt", meinte David und klang dabei etwas skeptisch. "Oh man, wir haben sie so lange geärgert, bis sie das Vertrauen in uns verloren hat", stöhnte ich. "Ich glaube, wenn ihr freundlich zu ihr seid, wir sie freundlich zu euch sein", sagte meine Schwester, "Ihr müsst nur ein wenig Geduld haben und dann wird sie sich öffnen" "Ich würde Samantha gerne einmal zu mir nach Hause einladen", meinte Liz, "Einfach mal so auf ein Stück Kuchen oder ein Eis"

In den nächsten Wochen versuchte ich an Samantha heran zu kommen, doch sie blockte immer schnell ab. "Wir können nach der Schule zur Mall fahren oder zu McDonalds gehen", schlug ich vor. "Nein, ich muss nach der Schule Hausaufgaben machen und mich um meine kleinen Geschwister kümmern. Außerdem mag ich weder McDonalds, noch Burgerking und Pizzahut", lehnte sie ab. Meist begrenzten sich unsere Gespräche auf wenige Sätze, bis sie alleine weiter ging. Meine früheren Freunde beachteten mich gar nicht mehr, stattdessen chillten sie oft mit Malory, mit der sie früher gar nichts zu tun hatten. Malory saß jetzt in Kunst auf meinem alten Platz neben Pamela und Scarlett. Während ich malte, tauchte Alisha vor mir auf. Ich erschrak mich und tropfte ungewollt schwarze Flecken auf meine Leinwand. "Was willst du von mir, Alisha?", fragte ich etwas barsch. "Ich gebe dir die Chance, dich zu entschuldigen", sagte sie hochnäsig und setzte sich auf meinen Tisch. "Bevor du nicht von meinem Tisch runtergehst, rede ich nicht mit dir!", erwiderte ich genauso hochnäsig. "Ich lasse mir von einem hoffnunglosen Loserin wie du, nichts sagen!", zischte meine Ex-Freundin. "Soll ich mich dafür entschuldigen, dass du mir meinen Freund ausgespannt hast?", brauste ich auf. "Sei mal ganz ruhig, Nobody!", fuhr mich Alisha an, "Aufregen bringt dir keine Pluspunkte mehr ein. Ich verstehe sowieso nicht warum du dich mit den größten Außenseitern anfreundest. Hamburger ist es zu fett und zu hässlich, Nerd ist zum Sterben langweilig und Babyface ist einfach nur kindisch und ätzend!" "Halt die Klappe, du mexikanische Furie", raunzte ich sie an. "Weißt du, was mich am meisten entsetzt", begann Alisha vom Neuen, "Du hast dich in den letzten beiden Wochen von einem In-Girl in eine Außenseiterin verwandelt, über die sich die ganze Klasse lustig macht. Ich würde wieder gerne deine Freundin sein, aber ich traue mich nicht, mich mit dir abzugeben"

Obwohl ich nicht mehr Alishas Freundin war, trafen mich ihre Worte wie Hammerschläge und ich hatte große Lust, sie anzuschreien und ihr an die Gurgel zu gehen. Aber ich musste mich beherrschen, da Mrs. Elton im Raum war und mich sonst wegen eines Ausrasters zum Direktor schicken würde. Plötzlich schrie Alisha laut auf, als wäre sie von einer Tarantel gestochen worden. "Babyface, hat rote Farbe auf mein neues Top gespritzt!", kreischte sie. Ich drehte mich um und sah Samantha spitzbübisch grinsen. Ich hätte nie gedacht, dass sie so etwas tun würde. "Gut gemacht, Samantha!", raunte ich leise zu ihr rüber. "Babyface, hast du dir dein Gehirn amputieren lassen?", fragte Alisha herablassend. "Wie blöd bist du eigentlich, dass du dir meinen Namen nicht merken kannst?", erwiderte Samatha frech, "Nennst du mich noch einmal Babyface, werden deine Haare auch noch rot sein!" "Das überlegst du dir zweimal", sagte Pamela, die Alisha zu Hilfe geeilt kam und schaute Samantha herablassend an. "Hey, was ist ihr los?", rief Mrs. Elton streng, "Setzt euch wieder auf eure Plätze, Alisha und Pamela" "Samantha hat Farbe nach mir gespritzt. Diese Top ist ein Dessignertop von Saint Laurent und hat 150 Dollar gekostet", beschwerte sich Alisha und zeigte auf ihr weißes Seidentop. 

"Samantha, wieso tust du sowas? Das gehört sich nicht", wurde Samantha ermahnt. "Haben Sie nicht mitbekommen, dass Alisha Shannon und die anderen Außenseiter der Klasse beschimpft hat", rechtfertigte sich Samantha, "Alisha, Pamela und ihre Clique hacken seit Jahren auf mir, David und Elizabeth herum. Seit neustem behandeln sie Shannon auch so fies. Gerade eben wurde es mir gerade zu viel und ich habe mich gewehrt" "Alisha ist es wahr, dass du deine Klassenkameraden ständig fies behandelst?", wandte sich Mrs. Elton an meine beste Feindin. Alisha schaute empört drein und schwieg. "Antworte mir gefälligst, wenn ich mit dir rede", sagte unsere Kunstlehrerin barsch. "Ich reagiere so zickig, weil mich diese Opfer provozieren und sich über meinen Style lustig machen", versuchte sich Alisha aus der Sach heraus zu reden. "Das stimmt nicht", rief Samantha dazwischen. "Halt die Klappe, jetzt rede ich", rief Alisha gereizt. "Das war der Beweis dafür, wie unverschämt du dich gegenüber deinen Klassenkameraden verhältst. Du entschuldigst dich bei Allen, die du beleidigt hast", wurde Mrs. Elton wütend, "Du wirst eine große Strafarbeit verrichten und ich werde mit eurem Klassenlehrer über dein Verhalten sprechen" Alisha schmollte und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. "Samantha, für dich gilt das Gleiche. Du wirst die Klassenregeln abschreiben und dich bei Alisha entschuldigen", wandte sich Mrs. Elton an Samantha.

"Ich fand das ganz schön mutig von dir, dass du Alisha Paroli geboten hast", sagte ich zu Samantha, als wir zum Mittagessen in die Cafeteria gingen. "Ich konnte ihre Stichelleien nicht ertragen", erwiderte Samantha, "Sie sollen endlich verstehen, dass ich Samantha heiße und nicht Babyface" "Hey, Samantha!", rief Liz, "Willst du dich nicht zu uns an den Tisch setzen?" "Warum nicht?", zuckte Samantha mit den Schultern und folgte uns. David und Joshua hatten uns bereits einen Tisch frei gehalten und winkten uns zu sich rüber. Heute gab es Ofenkartoffeln mit Sour Cream und Kräuterbaguette. Zwar redete Samantha nicht viel mit uns, aber sie hörte uns zu und lächelte sogar. In Wirklichkeit war sie nicht die kleine graue Maus, die sie in den Augen der In-Clique war, sondern ein ziemlich hübsches Mädchen. "Hast du Lust heute Nachmittag mit zu mir nach Hause zu kommen?", fragte mich Samantha nach der Science-Stunde. "Schade, heute Nachmittag habe ich Volleyballtraining", antwortete ich enttäuscht, "Aber wir können Morgen etwas zusammen machen" "Morgen passt bei mir auch gut, da sind meine Geschwister nicht zuhause und dann haben wir unsere Ruhe", sagte sie und verschwand hinter der nächsten Ecke. Ausgerechnet heute hatte ich Volleyball mit meinen Ex-Freundinnen, leider war Liz in der Basketball-Ag und Samantha spielte Fußball.

Rache kann ekelig sein

"Ich habe mich schon an Alisha gerächt, indem ich ihr teures Top mit Acrylfarbe beschmutzt habe", sagte Samantha, als wir bei ihr auf der Terrasse saßen und Eis aßen, "Du hast dich noch nicht dafür gerächt, dass dir Alisha deinen Freund weggenommen hat. Richtige Rache muss genauso fies sein, was sie uns vorher angetan hat" "Mir fällt keine Rache ein", seufzte ich und rührte mein Eis cremig. "Ich hab's!", rief sie begeistert, "Wie wäre es, wenn wir den Zicken, im Sportunterricht Mehlwürmer in die Schuhe tun? Ich habe lebendige Mehlwürmer, weil mein Hamster die gerne isst" "Keine schlechte Idee!", schmunzelte ich und wurde plötzlich wieder ernster, "Aber wie sollen wir das machen, ohne dabei erwischt zu werden" "Wir können heimlich in die Umkleidekabine schleichen, die wird nicht bewacht und nicht abgeschlossen", meinte Samantha, "Ich habe schon öfter solche Späßchen gemacht und mich noch nie erwischen lassen" "Hm. So ein Streich kommt zwar kindisch rüber, aber ich versuche mir gerade vorstellen, wie sich diese Ziegen ekeln und kreischen", sagte ich nachdenklich. 

Donnerstag hatten wir nach der Mittagspause Sport. "Meine Mehlwürmer leben noch", flüsterte mir Sammy ins Ohr, "Sie mussten einen Schulvormittag in meinen Hosentaschen überleben und jetzt scheinen sie etwas müde zu sein, aber sie bewegen sich noch" Samantha zog sich schnell um und ging auf Toillette, um warten, bis niemand mehr in der Umkleidekabine war. Ich verließ mit Liz den Umkleideraum und schlich heimlich zurück. "Ich bin es, Sammy!", flüsterte ich. "Okay, ich komme!", flüsterte meine Freundin und stand einen Augenblick später vor mir. Schnell machten wir uns ans Werk, Alishas und Scarletts Chucks bekamen die meisten Mehlwürmer. Leider trug Pamela heute Sandalen, sodass wir in ihren Schuhen keine Mehlwürmer verstecken konnten, aber dafür füllte ich ihr welche in ihre Handtasche. "Brauchen Tori und Marian auch noch eine Portion Mehlwürmer?", fragte Sammy. "Ne, sie haben mir nichts Fieses getan, weil sie nur Mitläuferinnen sind", schüttelte ich den Kopf. In der Sporthalle mischten uns unauffällig unter unsere Mitschüler, offenbahr hat niemand gemerkt, dass wir fehlten und zum Glück hatte der Unterricht noch nicht begonnen. Ich sah, dass Claire in die umkleidekabine zurück lief, um ihre Wasserflasche zu holen. "Gut, der Verdacht wird nicht gleich auf uns fallen", dachte ich zufrieden. "Lauft euch zehn Minuten warm", rief Mr. Williams. "Los, Shany! Hol mich ein!", rief mir Samantha zu und rannte los. Ich rannte ihr hinterher und bald überundeten wir Pamela, Alisha und Scarlett. Offensichtlich hatten sie heute keine Lust sich zu bewegen und gingen redend nebeneinander, gerade Alisha hasste alle Sportarten außer Reiten, Tanzen und Schwimmen.

Alisha und Scarlett stürmten sofort in die Umkleidekabine als der Sportunterricht vorbei, ich wartete eine Minute und folgte ihnen zusammen mit Claire und Liz. Alisha und Scarlett sprühten sich mit Deo ein und kämmten sich minutenlang die Haare, bevor sie sich umzogen. "Hach, da kann ich Stunden warten, bis sie sich endlich ihre Schuhe anziehen!", seufzte ich innerlich und zog meine Jeans an. Bei Pamela hatte ich mehr Glück, ihr Smartphone klingelte und deswegen musste sie in ihre Tasche greifen. Mit einem gellenden Aufschrei ließ sie ihr Handy auf den Boden fallen. "Was ist los, Pam?", rief Tori erschrocken und eilte ihrer Freundin zur Hilfe. "Mehlwürmer! Mehlwürmer in meiner Prada-Handtasche", japste Pamela atemlos, "Wie sind sie dort hinein gkommen?" Gott sei dank, ich konnte mich gut beherrschen und setzte eine neutrale Miene auf. Alisha stand mindestens fünf Minuten vor dem Spiege und kontrollierte, ob jedes einzelne Haar richtig saß. Scarlett zog zuerst ihre Schuhe an und schien nicht zu merken, dass sie gerade ein paar Mehlwürmer gekillt hatte. "Leesh, beeil dich! Wir haben uns in einer halben Stunde mit Zac und Alan verabredet", sagte Scarlett ungeduldig. Alishas Glitzerchucks hatten die meisten Mehlwürmer abkommen, nun war ich gespannt, wie sie gleich reagieren wird. "Warte, ich muss nur noch meine Schuhe anziehen", antwortete Alisha.

Einen Moment später fing sie histerisch an zu schreien und rannte mit ihren Schuhen in der Hand zur Toilette. "Mehlwürmer! Wer ist so pervers und tut mir Mehlwürmer in meine neuen Chucks?!", kreischte sie und weinte fast. Einen Moment später kam sie einem knallroten Gesicht wieder und drohte vor Wut zu explodieren. "Chicas, schaut unbedingt in eure Schuhe!", sagte Alisha streng zu ihren Freundinnen. "Muss das sein?", stöhnte Scarlett. "Ja, es muss sein!", beharrte Alisha darauf, "Vielleicht hast du auch solche widerlichen Viecher in deinen Schuhen" Tori, Scarlett und Marian zogen ihre Schuhe aus. "Das kann doch nicht wahr sein!", rief Scarlett wütend und entsetzt zugleich, "Ausgerechnet ich habe diese Mistviecher auch in meinen Schuhen" "Also, ich habe keinen einzigen Mehlwurm in meinen Schuhen", sagte Marian. "Es muss jemand gewesen, der es auf uns abgesehen hat", rief Alisha wütend, "Ich kann mir vorstellen, dass Shannon war. Seitdem wir uns zerstritten haben, ist sie ungenießbar geworden" "Du kannst niemanden verdächtigen, wenn du keine Beweise hast", fiel ihr Tori ins Wort. "Shannon ist es definitiv nicht gewesen, sie war die ganze Zeit bei mir gewesen und sie hat die Sporthalle während der Sportstunde kein einziges Mal verlassen", mischte sich Claire ein. "Halt die Klappe! Du hast hier gar nichts zu sagen, du graue Maus!", machte Alisha Claire von der Seite an. "Warum denkt ihr, dass es Jemand aus unserer Klasse war? Unsere Parallelklasse hatte gerade auch Sport und es kann gut sein, dass es eine von denen gewesen ist", setzte Claire nach und ließ sich von Alishas Biestigkeit nicht beirren. 

An der Bushaltestelle, dort wo wir niemanden von der In-Clique trafen, konnten wir uns endlich vor Lachen ausschütten. "Der Streich war genial!", rief Sammy und gab mir einen Highfive, bevor sie mit dem Fahrrad nach Hause fuhr. Liz und ich warteten auf den Bus nach Sunlake. "Hey, mit welchem Bus müsst ihr fahren?", rief Jemand. Wir drehten uns um und sahen, dass Claire auf uns zu rannte. "Claire, was macht du hier?", fragte Liz. "Dad kann mich heute nicht abholen und deshalb muss ich den Bus nehmen", antwortete sie keuchend, "Hoffentlich habe ich ihn nicht verpasst" "Nein, der Bus kommt erst in fünf Minuten", beruhigte ich sie. Zum ersten Mal betrachtete ich meine Klassenkameradin genauer, zwar ging Claire seit zwei Monaten in unsere Klasse, aber ich hatte sie kaum beachtet. Für Alisha und ihre Freunde gehörte Claire auch zu den "Nonames" und galt als uncool. Claire hatte schulterlange blonde Ringellocken, grünbraune Augen, ein schmales Gesicht und war ein kleines Stück kleiner als ich. Eigentlich war sie gut mit Malory befreundet, aber seitdem Malory sich Alisha und ihren Freunden angeschlossen hatte, stand Claire nun häufig alleine da. 

Zu dritt stiegen wir in den Schulbus und belegten einen Viererplatz. Liz und Claire saßen nebeneinander und ich nahm gegenüber von ihnen platz. "Ich fand es ziemlich mutig, dass du mich vor Alisha verteidigt hast. Samantha und ich, wir waren es wirklich und haben ihnen die Mehlwürmer in die Schuhe getan. Daher kann ich dir nur danken, dass du den Verdacht von mir abgelenkt hast", lobte ich Claire, "Ich hätte mich an deiner Stelle nicht getraut, etwas gegen Alisha zu sagen" "Mach dir keine Sorgen, ich werde dich auf keinen Fall verpfeifen. Warum soll ich Angst vor Alisha und ihrer Gang haben?", entgegnete sie mir, "Sie sind nicht besser als du und ich" "Du sagst es, Claire!", warf Liz ein, "Alisha und ihre Freunde sind ziemlich arm, wenn sie meinen Andere im Rudel fertig machen zu müssen und deshalb haben sie diese Strafe richtig verdient" "Auf jeden Fall muss sich Alisha neue Schuhe kaufen", schmunzelte Claire zufrieden, "Es ist leider schade um ihre teuren Dieselchucks mit den roten Strasssteinchen" "Alishas Eltern haben sehr viel Geld, weil ihr Vater Manager bei einem Globalplayer ist und ihre Eltern lesen jeden Wunsch von Alisha an ihren Fingern ab. Ich wette mit auch, sie wird morgen mit neuen Schuhen zur Schule kommen, weil sie heute Nachmittag garantiert shoppen gehen", meinte ich. "Gehen sie jeden Tag shoppen?", fragte Claire und klang etwas schockiert, "Meine Mom würde mir ziemlichen Ärger machen, wenn ich mir jeden Tag neue Klamotten kaufen würde" "Alisha geht ungefähr dreimal pro Woche einkaufen, ihren Eltern macht es nichts. Sie erlauben Alisha und ihrer älteren Schwester Isabella beinahe Alles. Kein Wunder, schließlich baden sie in Geld wie Dagobert Duck", erzählte ich ihnen. "Ich weiß, warum ich diese reichen Leute nicht mag", erwiderte Claire abwertend. 

Neu verliebt!

Am Freitag hatten wir zwei Stunden früher Schluss, da unsere Geographielehrerin krank war. Ich ging mit David nach Hause, weil seine Mutter mich zum Essen eingeladen hatte. Da er ziemlich nah an der Schule wohnte, gingen wir zu Fuß. An der Kreuzung hielt neben uns ein Auto, in dem Scarlett, ihr neuer Freund Alan, Pamela und Pamelas Freund Patrick saßen. "Hey, seid ihr das neues Liebespaar des Jahres? Haha, ihr seid wirklich ein erstklassiges Paar", brüllte Alan aus dem offenen Fenster. Seine Freunde grölten durcheinander und ich hörte Pamelas spitzes Kichern. Hastig zog ich David am Arm, ich wollte einfach nur weg von diesen Idioten. "Mach dir nichts aus diesen Honks!", sagte David ruhig und ging normal weiter. Ich war froh, dass ich neue Freunde gefunden hatte, obwohl ich mir fast jeden Tag blöde Bemerkungen von meinen Ex-Freunden anhören musste.

 "Hallo Shannon, schön dass du hier bist!", freute sich Davds Mutter, "Davids großer Bruder Marc ist auch gerade nach Hause gekommen" Davids Mutter war ziemlich nett und herzlich, wahrscheinlich war ich der erste Gast aus seiner Schule, der zu ihnen nach Hause kam. David führte mich einmal durch das ganze Haus und zeigte mir seinen Garten. "Gleich wirst du auch meinen großen Bruder kennen lernen", sagte David zu mir, "Du wirst dich wundern, Marc und ich sehen uns überhaupt kein bisschen ähnlich. Die meisten Leute denken, dass wir nicht einmal miteinander sind" "Okay", murmelte ich, "Das werde ich gleich sehen" Zum Mittag gab es einen Tortelliniauflauf, der mit Käse überbacken war und richtig gut schmeckte. Die ganze Familie saß am Tisch, nur Davids Bruder fehlte. "Marc, wo bist du?", rief seine Mutter, "Wir sitzen schon seit fünf Minuten beim Essen" "Ich komme gleich, ich muss nur noch das Level zuende spielen", hörte ich eine gedämpfte Stimme sagen. "Diese blöde Computerspiel, dauernd muss er das spielen, wenn er zuhause ist", schüttelte Davids Mutter den Kopf. Einen Moment später stand blonder, mittelgroßer und schlanker Junge im Türrahmen. "Marc, setz dich und ess endlich", sagte seine Mutter streng. Marc nahm gegenüber von mir platz und lud sich eine große Portion auf seinen Teller. Marc und David waren nicht miteinander vergleichbar. Marc war zwei Jahre älter als sein Bruder, hatte gestylte hellblonde Haare, blaugraue Augen und trug Sportshirts. David hingegen hatte dunkelbraune Haare, braune Augen und war etwas kleiner als sein Bruder. Ich erfuhr, dass Marc fast neunzehn war und ein Collage in der Nähe besuchte. 

Nach dem Mittagessen schlug Marc vor, dass wir draußen Basketball spielen könnten. Mich wunderte es, dass David diesem Vorschlag begeistert zustimmte, denn ich hatte ihn eher für einen Tüftler und Mathematiker gehalten. Zu dritt gingen wir zu einem Sportplatz, der am Ende der Straße lag. Marc zeigte mir einige gute Tricks und machte mir vor, wie ein Korbleger ging. "Bist du in anderen Sportarten auch so gut?", fragte ich ihn. "Ich spiele neben Basketball noch Fußball und fahre im Winter Ski", erzählte Marc mit leuchtenden Augen, "Ich habe im Collage schon öfter an Sportwettbewerben teilgenommen. Machst du eine bestimmte Sportart?" "Ich spiele Volleyball und sonst mache ich noch sehr gerne Cheerleading, aber zu mehr Sport komme ich leider nicht", antwortete ich. Ich hatte mindestens ein halbes Jahr kein Basketball mehr gespielt und fühlte mich ziemlich eingerostet. Mir versprang dauernd der Ball und Marc erklärte mir in aller Ruhe, was ich verkehrt machte. Obwohl wir nicht viel miteinander redeten, mochte ich Marc auf Anhieb. Zumindestens sah er ziemlich gut aus und ich ließ ihn während des Spielens nicht aus den Augen. Ich verglich ihn in meinem Inneren mit Jason, obwohl Marc längst nicht wie Jason war. Zwar waren beide ziemlich sportlich, aber schon der Laufstil und der Charakter von ihnen unterschieden sich gänzlich. Jason war eher ein Aufschneidertyp, der überall seinen Senf dazu gab und beim Sport setzte er seine ganze Kraft ein und lief in großen Schritten. Marc hingegen war geschickt, lief in kleinen schnellen Schritten und machte nicht gleich bei jeder Gelegenheit ein Mädchen an.

Je mehr ich über Marc nachdachte, desto mehr gefiel er mir. Ich hatte ihn erst zwei Male gesehen, aber ich fühlte mich zu ihm hingezogen. War ich schon etwa in ihn verliebt? Eigentlich schon, da ich oft an dachte. An einem Morgen ging ich direkt auf David zu und wollte mit ihm unter vier Augen sprechen. "Hat dein Bruder eine Freundin?", fragte ich ihn. "Warum willst du das wissen?", fragte David mich irritiert und sah mich verständnislos an. "Öhm, wie soll ich beginnen?", stammelte ich fast vor Verunsicherung, "Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber irgendwie mag ich deinen Bruder sehr gerne und finde ihn süß" "Marc hatte bis vor kurzem eine Freundin, die Janet hieß", erzählte David, "Aber sie hat sich seit einigen Wochen nicht mehr blicken lassen und deshalb gehe ich davon aus, dass sie nicht mehr zusammen sind. Ich werde ihn nachher persönlich fragen, freiwillig erzählt er nichts darüber" "Kannst du dir vorstellen, dass ich bei Marc eine Chance habe?", fragte ich. "Das kann ich schlecht beurteilen", zuckte David mit den Schultern, "Aber eines kann ich dir schon mal sagen, er lässt nicht jedes Mädchen an sich heran und teilweise ist er sehr wählerisch. Er hatte bis jetzt nur zwei Freundinnen" Im nächsten Moment klingelte es und wir eilten zum Klassenraum. 

Samstags traf ich Marc zufällig bei Subway. "Hi!", grüßte ich nicht schüchtern und merkte, wie mein Puls beschleunigte. "Hi, Shannon!", grüßte er mich. "Wie geht es dir?", fragte ich und versuchte meinen Schwarm in ein Gespräch zu verwickeln. "Mir geht es gut", sagte er knapp und drehte sich in Richtung Ausgang um. Krampfhaft überlegte ich mir eine Frage, um mit ihm länger zu reden. "Was macht die Schule?", wollte ich wissen. "Schule ist ganz okay", erwiderte Marc, "Sorry, ich habe keine Zeit. Meine Kumpels warten im Auto auf mich, aber werden uns garantiert bald wieder sehen, wenn du dich mit meinem Bruder verabredest. Ciao, mach's gut!" "Ciao, dir noch einen schönen Abend!", rief ich ihm hinterher. Einerseits war es schön gewesen mit ihm ein paar Worte zu reden, aber andererseits war ich schon enttäuscht, dass er sich keine Zeit für mich gelassen hatte. Im nächsten Moment klingelte mein Handy, es was Priscilla. "Hallo Pris, was gibt es?", fragte ich. "Magst du zu uns kommen? Meine Freundinnen und ich, wir sitzen gerade in der Eisdiele San Juan?", fragte mich meine Schwester. "Gerne, ich bin gleich da?", rief ich. "Okay, dann bis gleich erwiderte Priscilla und legte auf.

Meine Schwester saß mit Kelly, Victoria, Hazel und Sherilyn an einem Tisch. "Shany, du musst dir einen Stuhl dazu holen!", rief sie mir entgegen. Ich schob mir einen Stuhl an den Tisch und setzte mich neben Hazel. Priscilla war es nicht entgangen, dass ich wegen Marc vorhin etwas rot im Gesicht war. "Ich werde es dir erzählen, wenn wir zuhause sind", sagte ich und wollte nicht, dass Jeder wusste wer mein neuer Schwarm war. Es war mein Geheimnis und sollte vorerst mein Geheimnis bleiben. 

Mein Ex-Freund steht vor der Tür

Am Sonntagabend vor den Sommerferien gab es am Abend ein heftiges Gewitter. Bobby saß jaulend vor meinen Füßen und zog den Schwanz ein, wenn es blitzte und donnerte. Priscilla und ich machten es uns mit warmem Kakao, Chips und Schokolade auf dem Sofa bequem. Gerade lief im Fernsehen eine Folge von den Simpsons, die wir schon kannten, aber dennoch lustig fanden. Als ich zufällig aus dem Fenster schaute, sah ich wie ein Blitz in die Tanne unserer Übernachbarn einschlug und hörte es laut krachen. Pris und ich fuhren vor Schreck zusammen und nun war auch der Strom weg. Wir saßen in einem dunklen Wohnzimmer und waren immer noch wie gelähmt. "Hilfe, was ist passiert?", fragte Pris ängstlich und klammerte sich an meinem Arm. "Es ist nur ein Stromausfall", beruhigte ich sie, "Gleich wird der Strom wieder da sein" Wir zündeten alle Kerzen an, um es uns so gemütlich zu machen, wie es nur ging. Plötzlich klingelte es an der Haustür. Unsere Eltern konnten es nicht sein, da sie auf einem Konzert einladen waren und unser älterer Bruder Simon war in Seattle, dort wo er Wirtschaft studierte. "Shany, geh du zur Haustür und öffne sie! Ich habe Angst. Ich weiß nicht, wer es ist", flüsterte meine Schwester. Ich stand auf, nahm ein Windlicht in die Hand und ging zur Haustür.

Erschrocken verharrte ich im Türrahmen, als ich die Person erkannte. Es war Jason! Was wollte er bloß hier? Wir hatten vor einem Monat Schluss gemacht und danach kein Wort mehr miteinander gewechselt. "Hallo Shany!", begrüßte er mich und seine Stimme klang matt. Er sah aus wie ein begossener Pudel, seine Haare klebten ihm am Kopf und sein T-Shirt war völlig durchnässt. "Was willst du von mir?", fragte ich ahnungslos. "Ich habe mich vor wenigen Stunden mich von Alisha getrennt, weil wir uns dauernd heftig gestritten haben und ich es mit ihr nicht mehr ausgehalten habe. Ich wollte einfach zwei Stunden joggen, um mich abzureagieren, aber mich hat leider dieses blöde Gewitter überrascht. Ich war bei dir sowieso in der Nähe und wollte fragen, ob ich einen Moment rein kommen darf", erzählte er und wieder erhellte ein Blitz die Umgebung für Bruchteile von Sekunden. "Komm rein!", sagte ich und schloss die Tür hinter mir. Zwar war ich immer noch sauer auf Jason, aber ich wollte ihn nicht im strömenden Regen stehen lassen. "Ich danke dir tausend Mal, Shany!", rief Jason dankbar, "Habt ihr ein Handtuch, damit ich mich abtrocknen kann?" "Ich kann dir ein altes T-Shirt von meinem Bruder geben", bot ich ihm an. "Es tut mir richtig leid, dass ich dich und deine neuen Freunde nicht unterstützt habe, als ihr dauernd von Alisha und ihrer Clique fertig gemacht worden seid. Noch schlimmer finde ich es, dass dich wegen Alisha verlassen habe und dir nicht treu geblieben bin. Ein riesiger Fehler! Ich kann es jetzt leider nicht mehr gut machen", entschuldigte sich Jason bei mir. "Ja, du warst doch auch in der Clique drin und hast du ganze Zeit zu Alisha gestanden! Ich habe gesehen, wie du sie auf ihrer Geburtstagsfete geküsst hast und warum bereust du es erst jetzt, wenn du mit ihr Schluss gemacht hast?", widersprach ich ihm.

Es regte mich auf, wie er sich gerade verhielt: Erst mit der Cliuqe auf Außenseiter herabschauen und erst Reue zeigen, wenn man sich mit der Clique zerstritten hat und sich bei seiner Ex-Freundin ausheulen! Doch wenigstens zeigte er Reue. Ist er deswegen gekommen, um sich bei mir zu entschuldigen? Ich gab ihm ein altes T-Shirt von meinem Bruder und danach setzten wir uns ins Wohnzimmer. "Kann ich ein Glas Wasser haben?", fragte Jason, "Ich bin über eine Stunde gejoggt und habe jetzt einen ziemlich großen Durst" "Warte, ich gehe eben in die Küche", sagte ich und stand auf. Plötzlich fragte ich mich, warum ich das für Jason tat. Dieser Kerl hatte sich von meiner ehemaligen besten Freundin Alisha ausspannen lassen, ohne zu mir zu stehen. Auf der anderen Seite war ein gutmütiger Mensch, der Andere nie gerne im Stich ließ. Ich brachte ihm das Glas und stellte auf dem Couchtisch ab. "Das ist sehr von!", bedankte er sich freundlich. Eine ganze Weile saßen wir schweigend auf dem Sofa und warteten darauf, dass einer von uns die Stille durchbrach.

"Ich wollte dich etwas fragen?", begann Jason ernst und schaute mir in die Augen. "Okay!", nickte ich und war gespannt, was er gleich sagen wird. "Willst du wieder mit mir zusammen sein?", fragte er und sah mich sehnsüchtig an. Ich wusste einen Moment lang nicht, was ich ihm antworten sollte. Tausende Gedanken rasten durch meinen Kopf, die mein Gehirn und meinen Mund für einige Sekunden lahm legten. "Ich weiß es momentan noch nicht", erwiderte ich zögernd. "Lass dir Zeit, es dir zu überlegen", sagte Jason gelassen. "Ich muss eine Nacht darüber schlafen", sagte ich schließlich. "Das kann ich verstehen", meinte Jason verständnisvoll, "Ich brauchte auch etwas Zeit, um darüber nach zu denken" Sollte ich Jason sagen, dass ich mich neu verliebt hatte? Oder soll ich es ihm verschweigen? Schließlich hatte er mich wegen Alisha stehen lassen. Ich zörgerte einen Moment, aber ich beschloss ihm trotzdem die Wahrheit zu sagen. "Ich habe mich, seitdem du mich verlassen hat, mich in einen anderen Jungen verliebt", gab ich zu. "Kenne ich diesen Jungen?", fragte er und konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. "Nein, du kennst ihn wahrscheinlich nicht", sagte ich, "Oder kennst du Davids älteren Bruder?" "Ich wusste gar nicht, dass Nerd, äh David einen größeren Bruder hat", erwiderte Jason, "Alles was ich von David kenne, ist sein Name, seine merkwürdigen Hobbys und sein Aussehen" "So komisch ist David nicht", entgegnete ich ihm. "Wusstest du, dass er in der Freizeit auch Basketball spielt und Mountainbike fährt?" "Wow, da hätte ich von ihm nicht gedacht", schüttelte er den Kopf.

Ich traute mich Jason immer mehr von Marc zu erzählen. "Ich würde ihn auch gerne einmal kennen lernen", meinte Jason, "Ich denke mal, er ist bestimmt ein netter Kerl" "Du kannst nächste Woche Freitag mitkommen, wenn wir Bowlen gehen", schlug ich vor. "Gute Idee!", fand Jason, "Wer kommt von deinen Freunden alles mit?" Ich musste einen Moment lang überlegen, bis ich alle Personen zusammen hatte. "Elizabeth, Joshua, David, Marc, Samantha, Claire und ich", zählte ich auf. "Wow, ihr seid ganz schön viele!", staunte Jason. Ich staunte selber, wie viele neue Freunde ich gefunden hatte, seitdem ich Alisha und der In-Clique den Rücken zugekehrt habe. Zudem behauptete meine Familie, dass ich freundlicher geworden sei. Das stimmte sogar, denn ich war nicht mehr so eingebildet und bin durch meine neuen Freunde auf dem Boden der Tatsachen gelandet.

"Wenn wir nicht mehr zusammen sind, könnten wir doch gute Freunde sein!", schlug Jason vor. "Nur unter einer Bedingung", erwiderte ich langsam. "Welche Bedingung ist das?", fragte er verwundert. "Die Bedingung lautet, dass du zu uns hältst und unsere Geheimnisse für dich behältst" "Okay, aber ich war sowieso nie der Typ, der irgendwelche Geheimnisse ausplauderte" "Aber dafür hast du dich auf die Seite der Coolen gestellt und zugelassen, dass Mitschüler, die nicht so hoch angesehen sind, gehänselt werden" "Okay, ich werde euch in Zukunft verteidigen, wenn ihr blöd von der Seite angemacht werdet" "Wenn du von deinen Freunden dumme Kommentare zu hören kriegst, verteidigen wir auch dich" "Gut, vielleicht werdet ihr euch auch mit meinen Freunden gut verstehen" 

Nach dem es aufgehört hat zu regnen, ging Jason nach Hause. Obwohl wir uns über eine Stunde nett unterhalten haben, wusste ich nicht, ob ich Jason voll vertrauen sollte. Aber ich wollte ihm eine neue Chance geben. Wir hatten sowieso nicht mehr lange Schule, da wir bald unsere Zeugnisse bekamen. Jason setzte sich manchmal in den Pausen zu uns und stutzte Pamela zurecht, die wieder einen fiesen Spruch gegenüber Liz und Sammy äußerte. "Seit wann ist Jason nett zu uns?", fragte mich Samantha beim Mittagessen, "Sonst er immer auf der Seite der Coolen und hat auf uns herabgeschaut" "Er war Sonntagabend bei mir und ich habe ziemlich lange mit ihm geredet", erzählte ich. "Seid ihr wieder zusammen?", fragte Samantha mit leuchtenden Augen. "Nein, wir sind bloß nur noch Freunde", schüttelte ich den Kopf, "Aber ich habe ihm gesagt, dass ich nur mit ihm befreundet sein will, wenn er uns nicht herablassend behandelt und zu uns steht"

Der Liebe ein Stück näher

Freitagnachmittag fuhren ins Bowlingcenter in der Shoppingmall. Wir hatten extra zwei Bahnen reserviert, eine für die Jungs und die andere Bahn für die Mädchen. Obwohl ich sonst immer treffsicher war, warf ich heute mehrere Pumpen und belegte nur den vorletzten Platz vor Claire, die heute zum ersten Mal spielte. "Shany, was ist mit dir los?", fragte Liz, "Das war gerade deine vierte Pumpe" Ich schaute die ganze Zeit zu Marc hinüber, wie er die Kegel abräumte, anstatt mich selber zu konzentrieren. Sammy fiel es als erstes auf, dass ich meinen Blick nicht von meinem Schwarm lassen konnte. "Warum glotzt du die ganze Zeit diesen blonden Jungen an?", fragte sie mich leise, "Sag doch gleich, dass du ihn verknallt bist!" Ich nickte nur, aber erwiderte nichts. Gerade fühlte ich mich ein wenig von ihr ertappt. Konnte Sammy wirklich meine Gedanken lesen?

Marc und Jason schienen sich ziemlich gut zu verstehen und versuchten sich die ganze Zeit mit Witzen und Späßen zu übertrumpfen. "Ist Shannon deine Freundin?", fragte Marc, "Ich habe gesehen, wie ihr euch gerade eben unterhalten und umarmt habt" "Nein, wir waren bis Kurzem ein Paar, bis sich Shannons ehemalige beste Freundin zwischen uns gestellt. Ab da war es aus mit der Liebe, stattdessen sind wir jetzt gute Freunde", erzählte Jason. "Hat sie einen neuen Freund?", wollte Marc wissen. Ich spürte, wie mein Herz einen Freudensprung machte, offenbahr war er an mir interessiert und mochte mich. "Nein, sie hat gerade keinen Freund", sagte Jason, "Aber ich weiß, dass sie in dich verliebt ist" Am liebsten hätte ich Jason einen Rippenstoß gegeben, da er mein Geheimnis ausgeplaudert hatte. "Was? In mich?", fragte Marc ungläubig. "Shannon ist ein tolles Mädchen, sie hat lange blonde Haare, ist schlank, hat grünblaue Augen, ist sehr lieb und lustig", schwärmte Jason über mich, "Sie wäre für jeden Kerl in unserem Alter eine gute Freundin, weil sie nie lange nachtragend und oft sehr gutmütig ist" Jetzt verstand ich, warum Jason mich so pries, er wollte Marc dazu ermuntern mich zu fragen, ob wir miteinander gehen wollten. Ich alleine hätte es mir heute nicht getraut, ihn zu fragen, ob er mit mir zusammen sein will. Mehr bekam ich nicht von dem Jungengespräch mit, da Jemand die Musik aufdrehte.

Abends gingen in einem Schnellrestaurant essen. Die Jungs bestellten sich entweder Hamburger oder Chickenwings mit Pommes, während ich mir lieber süße Pancakes mit Ahornsirup und Obst aussuchte. Ich schnappte mir mein Tablett und setzte mich gegenüber von Marc hin. Wie sollte ich mit ihm ein Gespräch anfangen? Ich lächelte zaghaft und zwinkerte ihm zu. "Hey, für welchen Sport interessierst du dich?", fragte Jason Marc. "Ich mag viele Sportarten, darunter Fußball, Basketball und Ski", erzählte Marc, "Ich bin sogar in mehreren Auswahlmannschaften meiner Schule" Marc und Jason unterhielten sich länger angeregt über Sport, bis sie das Thema wechselten und über Liebe sprachen. Mein Bedürfnis Marc zu fragen wuchs von jeder Minute an, aber ich traute mich nicht. Er war zwei Jahre älter als ich und ich war mir nicht ganz sicher, ob er mit einem Mädchen zusammen sein wollte, welches jünger war als er. "Shannon, wollen wir einen Moment auf die Terrasse gehen?", fragte Marc.

"Ich muss dir etwas sagen", sagte er, "Ich mag dich sehr gerne und finde, dass du richtig gut bist. Aber ich will dich besser kennen lernen, bevor ich mit dir zusammen sein will" Ich nickte nur, aber mir fiel nicht ein, was ich erwidern konnte. "Ich habe schon schlechte Erfahrungen mit Mädchen gemacht, die mich nur verarscht oder mich nach dem zweiten Treffen abserviert haben", fuhr Marc fort, "Deshalb bin ich vorsichtiger geworden und schau mir die Mädchen genauer an. Bitte nehme es mir nicht übel, dass ich nicht sofort eine Beziehung mit dir haben will" Ich ließ den Kopf hängen und starrte auf die verwelkten Blätter einer Pflanze, die auf dem Boden lagen. "Sei nicht enttäuscht", munterte mich Marc auf, "Wir können am Montag zusammen eine Spritztour mit meinem neuen Auto machen!" Meine Miene hellte sich wieder auf und wir gingen wieder rein. 

Drinnen waren meine Freunde wild am diskutieren und redeten durcheinander. "Was ist passiert?", fragt ich sie irritiert. "Jason hat gerade eine SMS von Zac bekommen, wisst ihr dass Alisha bei einem schweren Autounfall lebensgefährlich verletzt worden ist?", rief Liz. "Wie bitte?",erwiderte ich schockiert, "Könnt ihr mir genauer erzählen, wie es passiert ist?" "Alisha wollte Malory, Scarlett und zwei Kumpels zu einer Party fahren. Alan, der Freund von Scarlett, war der Fahrer und war schon leicht angetrunken. Plötzlich geriet ihr Auto ins Schlingern und prallte gegen einen Baum. Alan ist noch an der Unfallstelle gestorben und sein bester Kumpel Patrick wurde schwer verletzt. Von den Mädchen erlitt nur Alisha schwere Verletzungen, Pamela und Scarlett konnten mit leichten Blessuren das Krankenhaus wieder verlassen", erzählte Jason mit stockender Stimme und hatte Tränen in den Augen. Er kannte Alan und Patrick gut, da er mit ihnen in der gleichen Footballmannschaft spielte. Auch meine anderen Freunde und ich waren ziemlich entsetzt. Mir kamen die Tränen, weil mir Bilder aus meiner Kindheit in den Kopf stiegen, wie ich mit Alisha aufgewachsen bin und mit ihr viele tolle Dinge erlebt hatte. Ich kannte sie mein ganzes Leben lang und wir waren bis vor einigen Wochen wie zwei Schwestern. Obwohl ich mich mit ihr zerstritten hatte und sie mir in der letzten Zeit das Leben schwer gemacht hatte, wollte ich nicht, dass sie starb. Marc tröstete mich und legte mir seine Hand auf die Schulter. "Glaub mir, es wird wieder alles gut. Alisha und die Anderen werden bestimmt wieder gesund werden", sagte er mit sanfter Stimme, "Du musst einfach an sie glauben" "Ich weiß es nicht", sagte ich mit belegter Stimme und ließ mich in seine Arme fallen, sodass keiner meine Tränen sah. 

Tagebucheintrag vom 29. Juli

Liebes Tagebuch! Nun bin ich seit einer Woche mit Marc zusammen und bin sehr glücklich. Nächste wollen wir zusammen mit ihm, seinem Bruder David und seinen Eltern in der Wildnis campen. Ich bin mal sehr gespannt, wie das wird. Ich war noch nie in meinem Leben campen gewesen, da meine Eltern das Hotel bevorzugen. Vorgestern haben Marc, Jason und ich eine Karte mit Genesungswünschen an Alisha geschickt. Sie ist immer noch nicht ansprechbar, weil die Ärzte sie erst in ein paar Wochen aus dem künstlichen Koma holen wollen. Ich bin zwar immer noch sauer, aber längst nicht mehr so wie vor ein paar Wochen. Ich könnte mir sogar vorstellen, mich mit ihr wieder zu vertragen, aber sie soll auch meine neuen Freunde akzeptieren und sie nicht mehr herablassend behandeln. Marc macht mir neuen Mut, dass bald alles wieder gut wird und bessere Zeiten anbrechen. Mehr Zeit zum Schreiben habe ich nicht, du wirst erst in ein paar Tagen von mir hören! Mom und Dad wollen heute Abend mit uns Essen gehen, weil mein Bruder heute Nachmittag nach Hause gekommen ist. Bis denne! Deine Shany!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 07.06.2013

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