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Traumreise zum schwarzen Kontinent

Die Stunden im Büro zogen sich mal wieder. Es war später Nachmittag, die Woche hatte gerade erst begonnen und dennoch war die Luft schon raus. Meine Kollegin hatte sich in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet und ich gönnte es ihr. Aber mein nächster Urlaub würde noch eine ganze Weile auf sich warten müssen.

Ein Blick auf das Telefon zeigte mir, dass es eine gute Feierabendzeit war. 17.00 Uhr, ein paar Überstunden oder eher -minuten hatte ich immerhin geschafft. Zeit, nach Hause zu fahren und noch schnell Einkäufe zu erledigen bevor der Rest der Familie eintreffen würde.

 

Zuhause angekommen erwartete mich ein übervoller Briefkasten – sämtliche Gratiszeitungen und Werbung waren wohl bei uns gelandet. Dazwischen ein unscheinbarer Brief, an mich adressiert. 'Wahrscheinlich wieder Lotteriewerbung', dachte ich und nahm den ganzen Packen erst einmal mit nach oben in die Wohnung. Das Zeug würde sowieso wieder unten im Papiermüll landen, aber ich hatte jetzt keine Lust, noch einmal raus zum Container zu gehen.

 

Oben landeten die Zeitungen in meiner Papiersammeltüte und ich öffnete die scheinbare Werbepost. Ich schien Recht zu behalten, 'Sie haben eine Reise gewonnen.', stand da dick und fett. Und darunter: 'Für 8 Wochen zu Ihrem Traumziel'. Das Kleingedruckte überflog ich und wollte das Schreiben gerade entsorgen, als es klingelte und meine Männer zur Tür rein stürmten.

 

„Der Alex geht mit seiner Oma in den Ferien auf Kreuzfahrt“, platzte mein Kleiner raus. „Wann fahren wir mal weg?“ Gute Frage, so einfach war das leider nicht. Schließlich konnten wir den Laden nicht mal so für ein paar Wochen schließen und eine Geldfrage war es ja auch.

 

So ein Reisegewinn käme da wirklich gerade recht. Ich beschloss, mir das nochmal genau anzusehen. Auf den ersten Blick sah es aus wie alle diese Schreiben, die halt so durch die Gegend geschickt wurden. Aber ich konnte keinen Haken entdecken. Langsam fing ich an, ein wenig herumzuspinnen. Das Ziel wäre überhaupt keine Frage gewesen: Afrika, was sonst? Am liebsten eine Rundreise durch verschiedene Länder.

 

Mein Großer interessierte sich schon länger für Ägypten, genau wie mein Mann. Wir waren zwar schon einmal dort, vor ziemlich genau 13 Jahren, aber in den paar Tagen hatten wir natürlich längst nicht alles gesehen. Allen voran, Kairo mit dem Ägyptischen Museum und den Märkten, die so typisch sind. Auch die Pyramiden hatten wir damals leider nicht geschafft. Bis nach Gizeh hätten wir fast 2 Stunden gebraucht und ein wenig Zeit für die Erkundung wollte man ja schließlich auch haben. Das wäre also auf jeden Fall Pflicht.

Die Nilkreuzfahrt würde ich gerne wiederholen, einfach weil vieles auch für die Kinder interessant wäre und wir auch nicht alle Ausflüge mitmachen konnten. Und wenn es auch nur eine Woche wäre - von Luxor mit dem Luxor- und Karnak-Tempel, dem Tal der Könige, mit dem berühmten Grab von Tut-Ench-Amun, sowie den Memnon-Kolossen, die für sich schon beindruckend waren, aus weiter über Kom Ombo mit dem Horustempel und schließlich nach Assuan, zum gewaltigen Staudamm und natürlich Abu Simbel, dem gewaltigsten Tempelbau, den ich je gesehen hab. Damals mussten wir im Konvoi fahren – aus Sicherheitsgründen. Ein wenig unheimlich war es schon, aber leider musste man in der heutigen Zeit wohl überall mit Anschlägen rechnen, gerade wenn es um solche Touristenattraktionen ging.

Ich war sicher, den Kindern würde so eine Reise gefallen. Im Anschluss könnte man ja meinetwegen noch eine Woche Hurghada dranhängen. Poolurlaub war zwar nicht so meins, aber die Wasserratten würden mir das wohl übel nehmen, wenn ich es nicht einplanen würde. Und Tauchen, oder zumindest Schnorcheln wäre ja auch mal ein ganz anderes Erlebnis.

 

Danach würde es weitergehen nach Kenia. Hier war ich schon einmal, zusammen mit meinen Eltern und meiner Schwester – 21 Jahre ist das her und seitdem habe ich eine Vorliebe für alles, was mit Elefanten zu tun hat. Klar waren wir damals ziemlich viel am Pool – der indische Ozean war zumindest an unserem Strand voller Algen, deshalb haben wir das Meer nur einmal ausprobiert. Vor dem Strand wurde uns zwar nicht direkt gewarnt, aber man wollte natürlich den Touristen alles mögliche aufquatschen und so blieben wir meist in der Hotelanlage.

Wenn man schon so eine weite Reise macht – wir flogen damals von Berlin Schönefeld über Zürich nach Mombasa – möchte man natürlich so viel sehen, wie es nur geht. Highlights waren ein Ausflug nach Mombasa, der Besuch einer Krokodilfarm, in der die Tiere gezüchtet wurden und man sich davon überzeugen konnte, wie lecker ein Krokohühnchen schmeckt (das, was alle behaupten, stimmt tatsächlich – Krokodil schmeckt tatsächlich wie Huhn). Schließlich durften auch ein Kamelritt und natürlich die Safari nicht fehlen.

Bei uns ging es in die Nationalparks Tsavo Ost und West – ein unvergessliches Erlebnis. Von faulen Löwen, die uns den Weg versperrten, über Paviane, die gar nicht so schrecklich aussahen, vor denen man uns aber warnte, weil sie unheimlich riesige Zähne hatten und richtig aggressiv werden konnten, bis hin zu Zebras, Giraffen und den Elefanten, die dort wegen der roten Erde, in der sie sich gern wälzten, ebenfalls einen roten Schimmer hatten. In unserer Lodge hatten wir damals wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil meine Schwester und ich im Hotelbad das Licht versehentlich angelassen hatten, während das Fenster offen stand. Am nächsten Morgen war der ganze Boden bedeckt von Insekten und keine von uns traute sich mehr hinein. Wie die dann wieder herausgekommen sind, weiß ich bis heute nicht.

Ein wenig Suaheli, der eigentlichen Landessprache, haben wir auch mitgenommen – mit unserem Lehrer hatten wir viel Spaß, denn er zeigte uns auch Ecken, in die wir allein nicht gegangen wären. Seine Lieblingsaussprüche waren 'Hakuna Matata' – 'Kein Problem' und 'Pole pole' – 'langsam, langsam'. Immer mit der Ruhe also, und bloß keine Hektik, das ganze Gegenteil also vom heutigen Leben bei uns. Was ich zusätzlich machen würde, wäre ein Ausflug nach Nairobi, der Hauptstadt im Landesinnern. Der hatte damals gefehlt, weil es eben kein typischer Touristenort wie Mombasa ist. Kenja wäre auf jeden Fall Teil einer Traumreise.

 

Damit würde man locker die ersten 4 Wochen herumbringen. Was noch auf meiner Wunschliste stünde, wäre Namibia. Der Freund meiner Cousine kommt von dort und sie schwärmt jedes Mal von Neuem. Von den Geparden, die bei seiner Familie als Haustiere gehalten werden – wie hierzulande Hunde, und von Reisen mit dem Desert Express – einem Sonderzug, der durch das ganze Land fährt. Von Windhoek über den Fish River Canyon, dem zweitgrößten der Erde, durch die Wüste Namib bis nach Swakopmund. Von dort aus würde es weitergehen zum Etoshi Nationalpark und wieder zurück nach Windhoek.

So etwas wäre schon toll und sicher entspannter als im Bus oder Auto. Namibia ist bekannt für seine Landschaft und den Tierreichtum. Manch einer mag vielleicht denken, ein Nationalpark ist wie der andere, aber das stimmt nicht. Jeder hat seine Besonderheiten, sei es in der Artenvielfalt oder den landschaftlichen Besonderheiten. Daher würde die Zugreise immer wieder von Ausflügen unterbrochen werden und ganz ehrlich, war ein Zugurlaub nicht hundertmal cooler als eine Mittelmeerkreuzfahrt? Ich war sicher, dass es auch den Kindern gefallen würde.

 

Und wenn man schon mal den schwarzen Kontinent bereisen würde, dürfte natürlich auch das Nachbarland Südafrika nicht fehlen. Das wäre meine letzte Station auf einer Traumreise. Der Krüger-Nationalpark, die Weinberge, Kapstadt mit seinen Touristenattraktionen und vielleicht auch ein wenig auf den Spuren Nelson Mandelas. So könnte mein Kleiner im Unterricht an das anknüpfen, was sie über den Friedensnobelpreisträger gelernt hatten.

Mich hatte die Geschichte Südafrikas schon fasziniert, seit ich den Film Sarafina! mit einer meiner Lieblingsschauspielerinnen zum ersten Mal gesehen hatte, also würde mich auch ein Ausflug nach Soweto interessieren. Man sollte in solchen Ländern immer zwei Seiten betrachten und offen sein für den Teil der Bevölkerung, der es nicht so gut hat und auch nicht vom Tourismus profitiert. Und mit speziellen Führern ist es auch möglich, sich die Slums anzusehen, von denen in den Reisereportagen meist nicht berichtet wird.

In jedem Fall wäre Südafrika der Abschluss einer Traumreise.

 

Ob ich jemals wirklich zu so einem Gewinn kommen werde, steht in den Sternen. Vielleicht habe ich ja das Glück oder es ergibt sich eine andere Gelegenheit. Bis dahin bleibt es ein Traum.

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Tag der Veröffentlichung: 14.06.2017

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