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KI-Po-ethische Themenrezension ...

 

 

Bleib du ruhig in der Sonne stehen : Wenn sie von Osten nach Westen wandert, bist du über deinen Schatten gesprungen. Unsere Untaten sind die Schatten, die wir werfen und die unsere Geheimnisse ausflüstern, weil weder Motive noch Folgen unserer Entscheidungen in unserer Hand liegen, sondern laut Kant  allein unser guter Wille. Das Dumme ist nur, dass unsere Geheimnisse gar keine sind, sondern die üblichen Lumpereien, die jeder kennt. So weit geht Individualismus nicht mehr, dass jemand noch etwas zu verbergen haette.

 

Christliche Religion hat die Kardinaltugenden Liebe, Glaube und Hoffnung. Der Christ liebt, was nicht liebenswert ist und weil es nicht liebenswürdig ist. Er glaubt nur Unglaubliches und weil es unglaubwürdig ist, und hat den letzten verzweifelten Funken Hoffnung, wenn nach menschlichem Ermessen überhaupt nichts mehr zu hoffen ist.

Heute hofft jedermann nur noch,

ungeschoren durchzuschluepfen.

 

Melodien ziehen seit jeher durch alle Zeiten und Zonen, Ohrwürmer und Gassenhauer der Geschichte. Aber seit Arnold Schönberg am 31. März 1913 sein skandalöses Wiener „Watschenkonzert“ gab, folgten die Freunde der klassischen Musik dieser „Kakophonie“ unaufgelöster Dissonanzen bis heute nicht und flüchteten sich in ewige Blaue Donauwalzer bis hin zu vulgärer Popmusik. Die Zweite Wiener Schule um Alban Bergs Etueden und Anton von Weberns musikalischen Aphorismen wird bis heute von Bildungsbürgern nicht rezipiert und goutiert. Man lässt sich seine ewigen Schunkelmelodien nicht nehmen und bleibt, wenn es höher kommt, bei Wagners „unendlicher Melodie“.

Hoeren Sie die kleine Melodie?

 

Keine verborgene Tür führt mehr aus dem stupiden Alltag in eine magische Nebenwelt, so wenig wie an ein frommes Himmelstor.  Wer glaubt, dass es nach dem Ende der Religion noch geheime Öffnungen in unbekannte Mysterien gibt, irrt systematisch. Mit dem transastronomischen Himmel verschwand seit der Aufklärung auch die spekulative Geisterwelt. Der Mensch ist mutterseelenallein mit seinen technischen Dämonen. Mystisches säkularisierte sich zum mystifizierten Hokuspokus von Geschäftemachern, die innerweltlichen „Epiphanien“ bei James Joyce sind nur ästhetische Fiktionen leerer Imagination. Dass die Welt überhaupt  ist, sei das magisch Mystische, dekretierte der fromme Wittgenstein, Ahnherr aller neuzeitlichen Wissenschaftsphilosophie. Heute führen alle Tueren aus dem Kaufhausparadies in die Hoelle auf Erden ohne einsames Abseits.

 

Hugo Steinhaus schrieb einmal, dass Sätze, die mehr als sieben Wörter enthalten, niemals Geschichte gemacht haben und machen werden. Das gilt vielleicht sogar noch bis zum Sprichwort aus mehr als einem Dutzend Worten. Nietzsche sah nur in Aphorismen, den Parodien auf alle Lebensweisheiten und Binsenwahrheiten, mögliche „Formen der Ewigkeit“ : „Heraklit wird nie veralten“ mit seinen dialektischen Rätselsprüchen.

Der Rest sind Reklamesprueche und Werbeparolen.

 

Kultur ist ein Spiegel, den der Mensch dem Menschen vorhält. Aber du siehst im Spiegel, den ich dir vorhalte, nur den Spiegel, den du mir vorhältst, also gar nichts. Im Spiegel sehe ich mich, wie ich gesehen werden will, nichts dahinter. Das unendliche Spiegelbild von allen gespiegelten Spiegelbildern ergibt unser Weltbild, das sich zwischen uns und die Welt stellt und uns von ihr trennt. Deshalb erließ der Schöpfer das Bilderverbot. Jedes menschliche Bild von Gott ähnele eher uns als Ihm. Nur als unverbindliches Kinderspiel und Gaukelspiel, das von des Daseins Last kurzfristig befreie, sei Kunst gerechtfertigt und erlaubt, nicht als versklavende Ikone lebensernster Andacht. 

Spieglein, Spieglein an der Wand,

wer ist der Blimdeste im ganzen Land?

 

Sterne lachen über unsere Vermessenheit, sie als leuchtende Gaskugeln zu vermessen. Die Urreligion war wohl eine Sternenreligion des unendlichen Himmels. Wiehernder Andromedanebel oder grinsender Sirius, wenn du einen schlechten Witz machst?

 

„Das Schweigen ist faschistisch“, schrieb Sartre, also schwarz wie die „Omertà“ der Mafia. Auf beredtem Schweigen steht der Tod. Da bleibt den friedfertigen Zeitgenossen nur das wortreich beredete Schweigen, die massenmedialen Bequaaselungen der dröhnenden Stille jeder Transzendenz. Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman verfilmte mal „Das Schweigen“ Gottes zum tiefsinnig bekakelten Medienspektakel moderner Neuheiden.

"Ruhe im Puff!" 

 

Der Zeitgenosse schloss einen Pakt mit dem Wind, den er macht. Der Wind weht, wo er will, und sei es ein gefurzter Darmwind. Seit die Maschinenstürmer des 19. Jahrhunderts nur noch Sturm im Wasserglas machen, wird jeder Windhauch zum Orkan ernannt und umgekehrt. Wenn der Wind die Bäume peitscht, schrieb Chesterton in einem seiner mehr als 4000 Essays aus 40 Jahren, sieht es genauso aus, als wuerden die Bäume den Wind peitschen. Gehst du zum Winde, vergiss die peitschenden Bäume nicht! schrieb Nietzsche oder so ähnlich. Der Wind, der Wind, das himmlische Rind am Windrad! Man lese den Nouveau Roman "Le Vent" (1957) des Nobelpreistraegers Claude Simon.

Vielleicht habe die Zeit selber keine Zeit mehr?

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Tag der Veröffentlichung: 26.06.2025

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