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Totentanz der fröhlichen Leichen

 

 

 Totgesagte leben laenger,

aber heute Lebendigesagtes ist längst gestorben.

ohne es zu wissen. Was sich am vitalsten gebaerdet, 

hat seine Todesnachricht nur noch nicht erhalten.

 "Das Leben lebt nicht mehr", sondern tut nur noch so.

Quicklebendig scheintot sind nur noch die Maschinen.

 

Ein verbreiteter Witz lautet :

"Gott ist tot“, sagte Nietzsche.

"Nietzsche ist tot“, sagt Gott.

 

Spätestens seit der modernen „Aufklärung“ wird der Schöpfer der Welt totgesagt von den Sterblichen, die Seine Schöpfung nicht als Fertigprodukt nutzen, sondern als bloßen Rohstoff für ihre eigenen, vermeintlich besseren Schöpfungen. Der Ewige wird von naturwissenschaftlich inspirierten Fortschrittsideologen seither totgesagt und dann totgeschwiegen – und am Ende zum Totengräber Seiner hochgebildeten Mörder. Wenn Geschöpfe ihren Schöpfer totschlagen und dann totjubeln, wollen sie ihn umgekehrt zu ihrem bloßen Geschöpf machen.

 

Doch der Ewige hat alle seine hochmoegenden Bestatter und Grabredner bekanntlich spielend überlebt, ist weltweit längst wieder auferstanden von den Toten und spottet Seiner Spötter, denn Er hat Zeit.

 

Wie aber ist es mit den toterklaerten Geisteshelden der Kultur? Wenn der Literaturbetrieb einen allerneuesten Bestseller als unsterbliches Jahrhundertwerk auslobt und in den Himmel hebt, darf man sicher sein, dass er im Folgejahr schon auf der trostlosen Fluchtbahn des Vergessens liegt, ja, eigentlich bereits vergessen ist, bevor er noch recht berühmt ist. Wenn Sterbliche einander unsterblich nennen und in Walhalla aufbahren, sind sie damit schon totgesagt, und wenn sie umgekehrt etwas wirklich Unvergängliches totsagen, darf man sicher sein, dass sie es kaum überleben werden.

 

Wie viele mindere Geister haben z. B. Goethe oder Hegel schon totgesagt, um sich selbst an ihre Stelle zu setzen, und kaum jemand von denen ist mit vollem Recht auch nur noch dem Namen nach bekannt. Und manche werden so oft und so vernichtend totgesagt, dass sie allein dadurch schon quicklebendig bleiben. Verschwindet umgekehrt nicht als erstes, was sich fuers Lebensfaehigste  erklaert?

 

Schlagt sie nieder und erklärt sie für mausetot?

Die Leichen leben putzmunter fort.

Wer dich für alle Zeiten sicher erledigen will, hebt dich im Gegenteil auf einen ehernen Denkmalssockel und windet dir immergrüne Ruhmeskränze.

 

Chestertons stalinistischer Gegenspieler George Bernard Shaw erklärte keinen Geringeren als Shakespeare fuer ziemlich buehnentot. Wie oft werden Shaws Werke auf Weltbuehnen noch aufgeführt?

 

 Wie oft ist der gekreuzigte Jeshua ben Joseph, lateinisch Jesus, schon endgueltig. totgefeiert worden, und wie oft ist er schon wiederauferstanden, um die voreiligen Zeugen seines ewigen Ablebens letztgültig zu beerdigen?

 Wie oft ist auch und gerade der dritte Weltmonotheismus schon totgesehen worden und doch nach dem vorhersagbaren Kollaps aller "humanistischen" Sozialismen zum einzigen geistigen und realen Zufluchtsort aller Armen und sozial Schwachen der Erde geworden.

 

Und wer wie der etwas hausbacken geistesadlige Existenzphilosoph Karl Jaspers lebenslang eine schwere, lebensgefaehrlich chronische Grundkrankheit hatte, wurde damit relativ alt, obwohl ihm ein fruehes Ende in Aussicht gestellt worden war. Man muss lange todkrank sein, um länger zu leben als Gesunde, die nicht so sehr um ihre Gesundheit besorgt sind, sondern unbekümmert drauflosleben und staendig ihr Lebenskapital angreifen. Alte chinesische Altersweisheit.

 

Und wer sagt, ich sei fortan fuer ihn gestorben, kriegt mich gar nicht mehr aus seinem Kopf, ganz wie bei Kant, der seinen alten versoffenen Diener Lampe entlassen musste und sich vergeblich auf einem Zettel notierte : "Lampe muss nun voellig vergessen werden." .

 

 "Unhaltbre Zustaende halten am längsten"

ist eine interessante und wenig anfechtbare Variante

der Binsenweisheit unseres Themas.

 

Keimtückische Abtreibung : Totgeborene leben länger niemals.

 

 

Fortsetzung erfolglos.

 

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Tag der Veröffentlichung: 22.06.2024

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