Die Staatsanwältin
Unverhofft kommt oft, so heißt es in einem Sprichwort. Das muss auch Manuela Bartels erfahren, als sie nach einem harten Arbeitstag in ihrem Stammcafé sitzt und einfach nur einen Cappuccino trinken will. Doch drei junge Männer bringen Sie in eine gefährliche SItuation und nur durch einen Zufall wird sie aus dieser von einem unbekannten Mann gerettet. Aber ehe Sie sich bei ihm bedanken kann, ist er auch schon wieder weg. Alle Bemühungen scheitern, ihn wieder zu finden, selbst die Polizei findet ihn nicht.
Und wieder passt ein Sprichwort: Man sieht sich immer zweimal im Leben. Sie trifft ihn an einem sehr ungewöhnlichen Ort wieder und spürt, dass sich für diesen Mann in ihr Gefühle entwickeln. Aber warum reagiert er so barsch und schmeißt sie regelrecht aus seiner Wohnung, als sie ihm erzählt, dass sie Staatsanwältin ist? Was für ein dunkles Geheimnis trägt er mit sich herum? Ist damit bereits am Anfang alles vorbei? Und selbst, wenn nicht, könnte er mit ihrem Geheimnis umgehen?
Manuela Bartels saß in ihrem Eiscafé, wie sie es immer nannte. Natürlich war es nicht wirklich ihr Café, aber hier ging sie immer dann hin, wenn sie einen Sieg zu feiern hatte. Und sie hatte durchaus mehrmals die Woche Einen oder mehrere Siege zu feiern. Hier gab es den besten Cappuccino der Stadt und sie war hier schon so bekannt, dass die Kellner schon gar nicht mehr fragten, was sie wollte. Man sah sie, nickte sich kurz zu und keine fünf Minuten später stand der Cappuccino vor ihr. Meistens kam sie dreimal die Woche her. Zum anderen war das Café nicht so nah am Gericht oder an der Staatsanwaltschaft, so dass man hier normale Menschen traf, wie sie es nannte und nicht nur Richter und Anwälte. Wenn sie Feierabend machte, wollte sie nichts mehr von Gesetzen und Urteilen hören oder gar angesprochen werden, ob man nicht hier oder da einen Deal machen könne. Wenn Manuela hier saß, war sie einfach nur die Frau Manuela Bartels.
Sie überlegte an diesem schon sehr warmen Dienstag im Mai, ob sie heute die „Sonnenanbeter Saison“ bei sich zu Hause eröffnen sollte. Aufgrund der recht warmen Temperatur von 25 Grad war das durchaus eine Alternative. Sie liebte es, wenn die Sonnenstrahlen ihren Körper sanft streichelten. Auch ihr Mann hatte den Anblick immer sehr genossen, allerdings war es sehr oft nicht beim Schauen geblieben. Aber dann hatte er seine Neue kennengelernt. Zu Anfang war Manuela sauer gewesen und hatte sich immer wieder gefragt, was sie ihm gab, was Manuela ihm nicht geben konnte. Sie kam dann zu dem Schluss, dass es wohl das Alter war. Mit 38 Jahren war sie dann also geschieden. Manchmal tat es noch weh, wenn sie an die Zeit mit ihm dachte, aber es gab durchaus auch positive Aspekte. Da er bei einer Bank gearbeitet hatte, war sie durch die Scheidung eine Frau, die zumindest finanziell abgesichert war. Sie hatten zwar keinen Ehevertrag gehabt, aber sie besaß nun ein fast schuldenfreies Haus. Er war zu seiner Freundin gezogen und bis auf die üblichen Weihnachts- und Geburtstagskarten hatten sie kaum nach Kontakt. Da es keine Kinder gab, war es auch keine große Sache mit der Scheidung und er wollte von Anfang an, dass sie finanziell gut da stand.
Sie selber war ihr ganzes Leben lang eine Kämpferin gewesen. Als sie auf das Gymnasium kam, war ihr klar, dass sie studieren wollte. Ihre Eltern waren zwar hart arbeitende Menschen, aber es war auch klar, dass sie ihr das finanziell kaum ermöglichen konnten. Immer mehr kristallisierte sich bei ihr heraus, dass sie Jura studieren wollte. Sie wollte für Gerechtigkeit sorgen. Aber es bewahrheitete sich, dass ihre Eltern ihr dabei finanziell kaum helfen konnten. So beantragte sie BAföG und nahm dazu noch mehrere Jobs an. Und sie war sich für nichts zu schade. Sie kellnerte, füllte im Supermarkt Regale auf, eine Zeitlang war sie sogar Thekenkraft in einem Swingerclub, was damals noch als verrucht galt. Aber gerade diese Zeit hatte ihr einiges gebracht. Sie hatte immer gedacht, nur perfekt gebaute Menschen oder perverse Menschen würden in solchen Etablissements verkehren, aber sie hatte schnell lernen müssen, dass da alle möglichen Menschen waren, aus allen Gesellschaftsschichten mit jedweder Figur, sei es dick, dünn, einfache Arbeiter, Ingenieure. Und viele dachten ja damals noch, das seien reine Bumsschuppen, getreu dem Motto: „Ich bin geil, ficken wir?“ Ja, auch sie hatte hin und wieder ein Angebot bekommen, mit dem einen oder anderen Mann oder Paar etwas zu machen. Aber sie hatte es immer abgelehnt. Nicht, weil sie prüde war, sondern weil sie dort zum Arbeiten war und das für das Personal strikt untersagt war. Allerdings war es nicht verboten gewesen, sich dann mal privat zu treffen. Mit Frauen konnte sie sexuell nichts anfangen. Da fehlte eindeutig etwas. Nämlich das Teil, was bei Männern zwischen den Beinen ist und hart wird. Sie hatte es einmal probiert, aber es war absolut nichts für sie. Es war aber auch die Zeit, wo sie ihre Scheu abgelegt hatte. Sie war schon immer eine schlanke Frau gewesen, auch heute, mit 41 noch. Gut, sie tat auch einiges dafür, sie ging zum Sport und ernährte sich vernünftig. Aber sowohl ihre Mutter wie auch sie hatten wohl damals, wie es ihre Mutter immer ausdrückte, beim lieben Gott zweimal hier geschrien, als die Oberweite verteilt wurde. Sie hatte sich seit der Pubertät deswegen geschämt, dass sie Doppel-D-Brüste hatte. Aber dort hatte man ihr immer das Gefühl gegeben, dass das kein Hindernis war und ja, manche Männer schauten auch heute noch gerne auf ihr Dekolleté. Und seit dieser Zeit genoss sie das auch. Das war auch der Grund, warum sie jetzt hier draußen saß, den Blazer über eine Stuhllehne gehängt und die obersten 2 Knöpfe ihrer Bluse offen. Natürlich genoss sie es auch, wenn die Männer sie etwas länger anschauten. Aber seit der Scheidung waren es nur 2 kurze Liebeleien gewesen. Es hatte halt nicht gepasst. Daher lebte sie derzeit nur für ihren Beruf. Sie wollte sich auch nicht zur Ablenkung irgendwelche Haustiere ins Haus holen. Dafür verreiste sie zu gerne, sei es mal ein kurzer Wochenendtrip oder ein Urlaub für 2 Wochen. Vielleicht war sie auch zu anspruchsvoll geworden. Sie musste immer wieder mit Bedauern feststellen, dass viele Männer einfach zu dick waren. Die Statistiken schienen Recht zu haben, Deutschland wurde anscheinend immer fetter. Was ja auch kein Wunder war, wenn man mal durch den Supermarkt ging. Überall nur Fertigprodukte. Es war ja schon fast eine Odyssee, wenn man alles haben wollte, um frisch zu kaufen. Immer mehr Supermärkte hatten nur ein Standardprogramm, Fleischereien und Bäcker starben aus.
Sie schaute noch einmal gedankenverloren in den Himmel. Es war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Das bestärkte sie nur noch, sie würde sich nachher in die Sonne legen, so wie sie es liebte. Sie hatte ihre Terrasse mit Sichtschutzzäunen so gebaut, dass sie da komplett hüllenlos liegen konnte. Darauf freute sie sich bereits.
„Hey, du Türkenfotze! Geh da weg, das ist unser Platz!“, hörte sie auf einmal eine männliche Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und sah zunächst eine Frau. Sie saß so, dass sie nun, wo sich Manuela umgedreht hatte, der Frau in die Augen sehen konnte. Ihre Haut hatte diesen leicht bräunlichen Ton einer südländischen Herkunft. Und sie trug dazu ein Kopftuch, wie es die Frauen tragen, welche muslimischen Glaubens sind.
„Hey, du anatolische Sau, ich rede mit dir!“, fuhr der Mann fort. Sie schaute hin und sah drei Männer, maximal Anfang 20 in den klassischen Bomberjacken und Springerstiefeln, die die Frau da anpöbelten. Die Frau starrte Manuela jetzt angsterfüllt an.
Diese Arschlöcher, dachte Manuela. Keinerlei Anstand, keinerlei Respekt. Sie erinnerte sich noch an früher, als sie Kind war. Da waren im Nachbarhaus auch mehrere türkische Familien. Und wie oft hatte sie mit deren Kindern gespielt? Wie oft hatten sie alle zusammen Sylvester gefeiert? Immer waren sie freundlich, respektvoll miteinander umgegangen. Das konnte sie so nicht geschehen lassen. Sie war es doch auch immer, die Zivilcourage predigte.
„Wenn ihr euch nicht benehmen könnt, warum geht ihr nicht weiter und nehmt einen anderen Tisch?“, fragte Manuela ganz sachlich.
Der Redner der Gruppe drehte sich zu ihr und schaute ihr bitterböse in die Augen. „Was bist du denn für ‘ne Drecksau? Nimmst diesen Abschaum auch noch in Schutz?“
„Ich denke einfach, wir können hier alle friedlich miteinander umgehen.“, entgegnete Manuela in überzeugendem Ton. Der junge Mann setzte ein fieses Grinsen auf und kam einen Schritt auf sie zu. Da merkte Manuela, dass es eine Sache war, Zivilcourage zu predigen, aber eine ganz andere, diese auch zu zeigen. Der Mann griff in seine Hosentasche und es kam etwas zum Vorschein, was Manuela nicht sofort identifizieren konnte. Erst, als die Klinge rausschnappte, erkannte sie das Springmesser. Jetzt zeigte sich auch in ihren Augen die Angst, was dem Mann nicht entging.
„Ach, erst einen auf dicke Fresse machen und dann den nicht vorhandenen Schwanz einziehen?“, pöbelte er weiter und kam noch einen Schritt näher. „Was meinst du, soll ich deine Visage mal ein wenig verschönern?“, meinte er und sein fieses Grinsen wurde noch breiter. Manuela merkte, wie ihr Körper anfing zu zittern. Würde sie nicht noch sitzen, sie war der Meinung, ihre Beine würden sie nicht tragen können. Die anderen beiden jungen Männer kamen nun auch noch näher an sie heran. Manuela konnte es nicht mehr unterdrücken und natürlich sahen die Männer, wie sie zitterte und es schien ihnen zu gefallen, sie weiter anzustacheln. Hilfesuchend schaute sich Manuela um, aber anscheinend war niemand mehr willens, ihr zu helfen. Alle drehten sich weg von dem Geschehen und sahen zu, außer Reichweite zu kommen. Der Mann war vielleicht noch 2 Schritte entfernt. In ihren Ohren rauschte es, immer mehr Adrenalin schien ihr Körper auszuschütten. Auch die Frau mit dem Kopftuch saß wie angewurzelt da.
„Können wir uns nicht alle beruhigen?“, fragte Manuela fast flehend. Aber gerade dieser flehende Ton schien die drei Männer noch weiter anzustacheln.
„Sind wir etwa aufgeregt?“, grinste der Wortführer und fuchtelte mit dem Messer herum, dass es Manuela Angst und Bange wurde. Sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Sie war schon immer gegen Gewalt gewesen und hatte bestimmt auch keine Chance gegen diese drei jungen Männer.
„Leg den Zahnstocher weg, nachher schneidest du dich noch!“, hörte sie auf einmal eine Stimme von rechts. Sofort drehten sich alle Köpfe zu der Stimme. Da stand ein Mann von normaler Statur in einer Arbeitshose und kariertem Hemd, in seiner einen Hand eine Werkzeugkiste. Er ließ die drei Männer und Manuela nicht aus den Augen und kam ruhigen Schrittes auf sie zu. Erst als er auf der Höhe der gegenüberliegenden Tischkante von Manuela stand, blieb er stehen und schaute sich die Gruppe an. „Ihr hattet euren Spaß und jetzt verzieht euch.“, sagte er. Sein Ton war absolut sachlich, man hörte keine Spur von Emotionen.
„Misch dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen, sonst kriegst du auch gleich noch welche auf die Fresse!“ Anscheinend wähnten die drei sich aufgrund der Überzahl in der stärkeren Position.
„Geht nach Hause.“, sagte der Mann nur ganz ruhig. Anscheinend war das nicht die Antwort, die die Männer hören wollten. Jetzt wandten sie sich ihm zu. Manuela war für einen Moment durchaus etwas erleichtert, dass man nun von ihr abließ. Aber einen klaren Gedanken konnte sie deswegen immer noch nicht fassen. Wo sollte das nur enden? Der Wortführer kam auf den Mann einen Schritt zu und sie standen vielleicht noch einen halben Meter auseinander.
„Na gut, du Vollpfosten, du hast es ja so gewollt, dann werden wir uns eben erst um dich kümmern.“
Der Wortführer machte einen Ausfallschritt und der Arm mit dem Messer schoss nach vorne. Manuela dachte, sie könne gar nicht hinsehen. Sie wollte doch eigentlich nur ihren Cappuccino in Ruhe trinken. Sie hörte, wie irgendetwas auf den Boden klatschte. Sie schaute hin und sah gerade noch, wie ihr Retter dem vorschnellenden Arm auswich und dann seine Handkante auf den Unterarm traf. Das Messer entfiel der Hand und man hörte nur ein schmerzerfülltes Jaulen des Angreifers. Sie wollte schon durchatmen, dass die Situation bereinigt war, aber da hatte sie sich geirrt. Die beiden anderen, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten, wollten wohl die Ehre ihres Anführers wieder herstellen.
„Das wirst du bereuen!“, rief der eine und stürmte regelrecht auf ihren Retter zu. Doch auch hier blieb der Angriff wirkungslos. Sie sah nur, wie auf einmal eine Handkante den Hals des Angreifers traf. Der andere wollte wohl ganz schlau sein und zeitgleich angreifen, aber ihr Retter drehte sich um die eigene Achse und es folgte ein Tritt in die Weichteile des Dritten. Trotz des anscheinend schmerzenden Arms wollte der erste Angreifer wohl nochmal sein Glück versuchen, aber ehe er richtig ausholen konnte, war bereits die Faust ihres Retters in seiner Magenkuhle. Japsend sackte er zusammen. Manuela sah das alles wie durch einen Tunnel. Sie sah, wie jetzt ihr Retter in eine seiner Hosentaschen griff. Wollte er jetzt etwa ein Messer rausholen und die drei umbringen? Doch dann sah sie, dass es kein Messer war. Es war etwas aus Plastik. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie es als Kabelbinder. Der Mann packte sich erst den einen, dann den anderen Mitläufer und mit dem Kabelbinder befestigte er je eines ihrer Handgelenke an einem im Boden verankerten Fahrradständer.
Ein leichtes Grinsen huschte über ihr Gesicht. So konnten sie wenigstens nicht mehr weglaufen. Dann bückte er sich und griff nach dem Springmesser. Sie dachte schon, er würde es ihr geben, aber auch da irrte sie sich wieder. Er packte den Rädelsführer und schmiss ihn regelrecht auf den Tisch, an dem sie saß. Ihre halbvolle Tasse fiel runter, einiges der Flüssigkeit in der Tasse befleckte ihre Hose.
„Wirst du Arschloch dich jetzt bei der Frau entschuldigen?“, kam es zischend, wütend aus seinem Mund.
„Fick….. dich!“, war die Antwort.
Mit einer Hand hielt der Mann den Angreifer auf dem Rücken liegend auf dem Tisch. Er hatte seine Hand auf dem Brustkorb des Rädelsführers.
„Ficken kann so schön sein, aber bestimmt nicht mit einem Kerl mit dem Hirn eines Dreijährigen!“, entgegnete ihr Retter und seine Wut steigerte sich noch mehr, wie es den Anschein hatte. „Und wo wir gerade dabei sind, Kinder verlieren ja immer so viele Dinge. Und du bist stolz auf dein Messer hier?“, fragte er und hielt es dem Rädelsführer direkt vors Gesicht. Allerdings kam keine Antwort, man sah den Mann nur heftig schlucken.
„Was hältst du davon, wenn ich dafür sorge, dass du es nicht mehr verlierst? Wie wäre es, wenn ich dir das Messer irgendwo hinstecke?“, fragte er. Manuela schaute gebannt zu. Sollte ihr Retter etwa auch so einer sein, der bei Gewalt keine Grenzen kennt, wie sie es oft in Verhandlungen erlebt hatte? Er ließ das Messer über die Brust des Mannes wandern, nur etwa 2 Zentimeter vom Stoff entfernt. „Was meinst du? Wenn ich dir das Messer jetzt durch den Stoff in dein Arschloch schiebe, würdest du es dann verlieren?“, fragte der Mann, den sie immer noch als Retter sah, den ersten Angreifer mit schneidend kalter Stimme. Manuela bekam es jetzt auch mit der Angst zu tun. Sie musste auf jeden Fall eine Eskalation verhindern, aber ihr Retter schaute sie nur aus kalten, gefühllosen Augen an, dann wandte er sich wieder seinem vermeintlichen Opfer zu.
Von dem vorlauten, mutigen Kerl war nur noch ein Häufchen Elend übrig. Jetzt zitterte er am ganzen Leib.
„Ich nehme an, ich soll dein Schweigen als Ja interpretieren.“, meinte ihr Retter. Manuela wagte nicht mehr zu atmen, ihr Retter war jetzt mit der Messerspitze genau da, wo sie das Glied des Angreifers vermutete. 5 Sekunden später bestätigte sich ihr Verdacht. Angst kann sich auf viele Arten zeigen. Manche schreien aus Leibeskräften, manche sind einfach stumm. In diesem Fall war es so, dass ihr erster Angreifer die Kontrolle über seine Blase verlor. Sie sah, wie sich die Hose an der Stelle, wo die Messerspitze den Stoff berührte, dunkler färbte. Auf einmal wich anscheinend auch der Zorn aus dem Gesicht des Mannes. Er lachte lauthals los, ja, er lachte den Angreifer aus.
„Ich hab mich geirrt, du bist ja gar keine 3 Jahre im Hirn, du bist noch ein 3 Monate altes Baby, das sich in die Hosen pisst!“, rief er laut. Er ließ das Messer zusammenklappen und steckte es ein. Dann griff er den Mann und führte ihn ebenfalls zu seinen beiden Kumpanen und machte ihn ebenso mit einem Kabelbinder fest.
Manuela traute ihren Augen nicht. Noch vor nicht mal zwei Minuten waren es die größten Maulhelden und jetzt hingen sie da halb liegend, halb sitzend am Fahrradständer. So, als wäre nichts gewesen, kam ihr Retter auf sie zu, griff erneut in die Hosentasche und legte das zusammengeklappte Messer auf den Tisch.
„Entschuldigung, dass ihr Cappuccino es nicht überstanden hat. Vielleicht haben diese Maulhelden ja noch etwas Geld dabei, um ihnen einen Neuen zu bezahlen.“
Ungläubig schaute Manuela ihn an. In seinem Gesicht war nichts mehr von dem Zorn, der Wut zu sehen, die sie eben noch darin gesehen hatte. Nur ein charmantes Lächeln. In der Ferne hörte sie Sirenen. Anscheinend hatte jemand die Polizei informiert.
„Ich wünsche Ihnen trotzdem noch einen schönen Tag.“, sagte ihr Retter, nahm seinen Werkzeugkoffer, den er wohl hatte fallen lassen und ging. Noch ehe die Polizei da war, war er um die nächste Ecke verschwunden. Manuela hatte ihm nachlaufen wollen, aber ihre Beine hatten versagt.
Kurz nach 17 Uhr war Manuela dann endlich zu Hause. Die Beamten hatten sie noch vor Ort befragt. Sie brauchte sich zwar nicht ausweisen, denn sie kannte die Beamten aus früheren Zeugenaussagen vor Gericht, aber es hatte eben doch einiges an Zeit gekostet. An ein Sonnenbad war so nicht mehr zu denken, trotzdem machte sie sich einen Wein auf.
Scheiß drauf, ob es noch zu früh ist, dachte sie bei sich. Nach so einem Erlebnis brauch ich das. Sie setzte sich auf ihre Terrasse und versuchte, sich zu beruhigen. Sie spürte, wie langsam der Adrenalinspiegel in ihr sank. Immer wieder musste sie an den Mann denken, der ihr beigestanden hatte. Und immer wieder kamen auch diese Attacken, dass sie sich in sehr große, wenn nicht sogar lebensgefährliche Gefahr gebracht hatte mit ihrem Einschreiten. Die Frau war keine Türkin, sondern aus dem Irak, wie sie erfahren hatte. Sie hatten noch zusammen einen weiteren Cappuccino getrunken. Und die Angreifer waren auch noch vor Ort medizinisch versorgt worden. Ihr Retter schien sich in Kampfkunst ein wenig auszukennen. Es war zu keinen Brüchen gekommen. Der Arzt vor Ort meinte, der eine würde einige Zeit heftige Unterleibsschmerzen haben, weil er eben einen Tritt in seine, wie sie es nannte, Kronjuwelen bekommen hatte und daher sein bestes Stück auch nur zum Pinkeln nutzen könnte und der Messerstecher, wie sie den Anführer nannte, hatte auch nur eine Prellung von der Elle davon getragen. Sie musste lachen, als sie an das Gesicht der herbei geeilten Polizisten dachte. Sie bekamen auch selten die Bösewichter schon fix und fertig verpackt zum Abtransport geliefert. Allerdings mussten die beiden sich erstmal aus dem Eiscafé ein Messer leihen, um die Kabelbinder zu durchtrennen. Doch dann klickten auch schon die hübschen Stahlarmbänder. Sie würde diesen Fall zwar nicht vor Gericht vertreten können, da sie selbst involviert war, aber ihr Einfluss hatte genügt, um von den Beamten zu erfahren, dass es nicht das erste Mal gewesen war, dass die drei sich so verhalten hatten. Nur dass sie eben handgreiflich geworden waren, war das erste Mal.
Wieder gingen ihre Gedanken zurück zu dem Mann, der sie gerettet hatte. Ja, er hatte sie gerettet, aber doch war sie von seinem Verhalten mehr als irritiert. In einen Moment voller Hass und Wut und im nächsten Augenblick voller Charme. So etwas hatte sie noch nicht erlebt. Natürlich hatten die Polizisten gefragt, wer er sei, aber was sollte sie sagen? Sie schloss die Augen, versuchte sich zu erinnern. Er musste ein Handwerker gewesen sein. Das würde den Werkzeugkoffer und die Arbeitshose erklären. Sie versuchte sich zu erinnern, aber es hatte den Anschein, dass nirgends an seiner Kleidung ein Firmenemblem oder Ähnliches gewesen war. Sie würde dem Mann gerne danken. Aber wie sollte sie das anstellen? Auch wenn sie Staatsanwältin war, so würde sie doch keine Einsicht in die Akten bekommen. Es würde derzeit auch nichts bringen, denn niemand kannte anscheinend die Identität des Mannes. Der Mann hatte etwas an sich. Etwas, dass sie nicht zur Ruhe kommen ließ. Sie schaute auf den Wein im Glas. Sie hatte kaum dran genippt. Wie hieß es doch so schön? In Vino veritas. Im Wein liegt die Wahrheit. Wann kam ein Handwerker? Wenn man ihn bestellte! Warum war sie nicht gleich drauf gekommen? Wie von der Tarantel gestochen sprang sie auf, zog sich schnell die Büroklamotten aus und schlüpfte in Jeans und Bluse. Dann holte sie ihr Fahrrad und fuhr nochmal in die Stadt.
Christoph Schubert saß an diesem letzten Wochenende des Junis fertig in seiner Wohnstube. Jetzt mussten nur noch seine Kegelbrüder erscheinen und ihn abholen. Auf der einen Seite freute er sich auf den Abend mit seinen Freunden, auf der anderen Seite hatte er durchaus etwas Muffensausen. Das lag einzig und alleine daran, dass er vor 2 Tagen 40 geworden war. Mit dem Alter hatte er absolut keine Probleme. Er empfand sich nicht als alt und war bei bester Gesundheit. Aber er wusste ja, dass er heute das Opfer war. Es war eine Tradition bei ihnen im Kegelclub, wenn jemand einen runden Geburtstag hatte, dann wurde Geld gesammelt und es wurde dann eine ganz spezielle Fete gemacht, wobei das Geburtstagskind immer ein wenig leiden musste oder bloßgestellt wurde. Und meist kam dann auch noch etwas Erotik mit ins Spiel. So hatte man Joachim, der immer davon schwärmte, dass er jede Frau haben könne, er aber nur die Besten nahm, mal eine Transe untergejubelt, wo er doch meinte, er würde nie auf so eine Frau hereinfallen. Von daher war er auf alles gefasst. Es war diese Ungewissheit, was sie denn nun mit ihm anstellen würden, die ihm Unbehagen bereitete. Er war seit langem Single und dafür hatte er seine Gründe. Seine Freunde zogen ihn gerne damit auf, dass er schon bald krumme Finger haben würde von dem ganzen Handbetrieb, was er dann aber ebenso konterte. Er war so mit seinem Leben glücklich, wie es war. Er hatte sich einen kleinen Betrieb aufgebaut, als Elektromeister konnte er Kabel aller Art ziehen, dazu machte er noch Haushaltsauflösungen und hatte einen Vertrag über mehrere Mietshäuser als Hausmeister. Das Einzige, was ihn, wie jeden Unternehmer nervte, war halt dieser ganze Papierkram. Aber das alles sollte heute Abend keine Rolle spielen. Heute Abend sollte es Spaß geben, wenn auch auf seine Kosten. Nicht umsonst hatten sie so etwas wie eine Vereinskasse, wo sie immer einzahlten. Und irgendwas musste ja mit dem Geld gemacht werden, auch wenn sie nur noch 7 Leute im Club waren. Aber anscheinend hatten es alle Vereine schwierig in dieser Zeit. Die Jugend kam nicht mehr nach, da waren Facebook, Instagram und Co anscheinend interessanter. Man traf sich halt in Chatrooms, nicht mehr in einer Bar. So veränderte sich halt die Zeit. Früher traf man sich real und hatte vielleicht eine Handvoll Freunde, heute hatte man Tausende von Freunden auf Facebook oder Follower auf Instagram oder Twitter. So wandelte sich eben die Zeit. Er hatte nichts gegen die Jugend, aber es schien fast so, als würde die Jugend freizeitmäßig in einem anderen Universum leben.
Christoph merkte gar nicht, dass er schon wieder auf die Uhr schaute. Es war viertel nach 6 abends und um diese Zeit etwa wollten sie kommen und ihn abholen. Es war immer so, dass das Geburtstagskind nicht selber fahren musste. Auch wenn manche Kegelvereine in dem Ruf standen, nur zu saufen, so hatte sich auch das gewandelt. Alle im Club brauchten den Führerschein und meist tranken sie, wenn überhaupt, mal ein Bier. Danach fast nur noch Waser oder stiegen um auf alkoholfreies Bier, oder, wie sie es nannten, bleifreies Bier. Wieder schaute er auf die Uhr und lauschte. Hatte er da eben ein Motorengeräusch gehört? Aber niemand klingelte. Je näher die Zeit rückte, ihn abzuholen, umso mehr stieg auch seine Nervosität. Immer wieder grübelte er, was sie denn mit ihm vorhatten. Und wieder schaute er auf die Uhr. Aber anscheinend klebten die Zeiger fest, es waren mal gerade 30 Sekunden vergangen, seit er das letzte Mal auf seine Uhr geschaut hatte.
Aber da endlich schellte es an seiner Haustür. Er ging schnellen Schrittes hin und sein Freund Joachim stand in der Tür. Musternd sagte er: „Na, alles bereit für heute Abend?“
„Ja, kann losgehen.“
„Hast dich aber schön rausgeputzt.“, meinte Joachim.
„Findest du?“ Christoph trug eine dunkle Hose und ein hellblaues Hemd und dazu ein paar klassische Halbschuhe. „Ich finde, ich sehe ganz normal aus.“
„Na, ist ja auch egal, lass uns fahren.“, meinte Joachim und Christoph schloss die Wohnung ab und los ging es. Am Steuer saß Peter, sie waren mit seinem großen Van gekommen, wo alle reinpassten, so dass sie nur ein Auto brauchten.
Schon beim Einsteigen sah Christoph, dass manche auch noch Taschen mithatten. Die gleichen Taschen, die sie dabei hatten, wenn sie trainierten oder zum Punktkampf fuhren.
„Wollen wir heute noch kegeln?“, fragte Christoph neugierig.
Eigentlich wusste er, dass sie ihm nichts verraten würden, aber seine Neugier hatte doch gesiegt.
„So viel können wir verraten: Kegeln werden wir heute nicht.“, grinste ihn Peter an. Aber mehr wollten sie ihm dann doch nicht verraten. Auch wenn Christoph es immer wieder versuchte. Sie verließen die Stadt und es ging auf die Autobahn. Es herrschte eine gewisse Spannung im Auto. Zumindest kam es Christoph so vor. Es war eben doch etwas anderes, ob man jemanden so eine Geburtstagsparty präsentierte oder man selber das Opfer war. Irgendwann fingen sie dann doch an zu reden, aber eben nicht darüber, wo es hinging oder was geplant war. Es kamen die üblichen Männerthemen wie Fußball, Bundesliga und natürlich auch die Ehefrauen und Freundinnen, so fern welche vorhanden. Harald und Josef waren derzeit ebenfalls Single, der Rest der Truppe, mit Ausnahme von Christoph, waren in festen Händen. Christoph wunderte sich nur, dass es immer weiter ging. Als er dann doch mal auf die Uhr schaute, waren sie schon mehr als eine Stunde unterwegs und Peter machte keine Anstalten, die Autobahn zu verlassen.
„Ihr macht es echt spannend, wo es denn nun hingeht.“, meinte Christoph.
„Lass dich überraschen.“, grinste Harald. Langsam setzte die Dämmerung ein und erst nach einer weiteren halben Stunde bogen sie von der Autobahn ab. Christoph dachte, nun könne es ja nicht mehr weit sein. Aber sie fuhren doch noch eine ganze Weile. Er kannte die Gegend nicht und es ging über diverse Landstraßen. Keine Ahnung, wo es hingehen sollte. Er sah nur in den Gesichtern ein immer breiteres Grinsen, was ihn vermuten ließ, dass sie die meiste Strecke hinter sich hatten.
Schließlich bog Peter in ein Gewerbegebiet ein.
Was wollen wir denn hier? dachte sich Christoph. Auf einem Samstagabend in einem Gewerbegebiet? Jetzt wusste er wirklich nicht mehr, was er davon halten sollte. Alles war geschlossen. Das wurde ja immer mysteriöser. Doch irgendwas musste ja hier los sein. Es war kurz nach 20 Uhr und Christoph sah einige Autos, wo er sich dachte, was die denn hier wollten. Einen Supermarkt oder ähnliches hatte er nicht gesehen. Schließlich lenkte Peter den Wagen auf einen Parkplatz, der nur von einer Straßenlaterne leicht beleuchtet wurde. Peter schaute sich um und sah auf einem Schild den Namen einer Firma, die anscheinend hier Werbeplakate und ähnliches herstellte. Wollen sie mir für meine Firma jetzt ein paar Werbebanner schenken? schoss es ihm durch den Kopf.
„So, da wären wir.“, meinte Joachim. „Alle Mann bereit für einen tollen Abend?“
Es ertönte allgemeines, zustimmendes Gemurmel. „Ich würde ja sagen, dass ich bereit bin, aber ich weiß ja nicht, wozu.“, meinte Christoph. Er schaute sich um und sah überall nur grinsende Gesichter. Also hatte die Stunde der Wahrheit geschlagen. Aber anscheinend hatten sie vor, ihn noch ein wenig auf die Folter zu spannen.
„Lasst uns erstmal austeigen.“, meinte Peter und so verließen sie das Fahrzeug. Als sie ausstiegen, sah Christoph noch andere Menschen, die anscheinend auch hier etwas wollten. Sie gingen alle in eine Richtung. Er spürte, wie in ihm doch tatsächlich die Neugier immer stärker wurde. Eigentlich war er sonst überhaupt nicht neugierig und ließ alles auf sich zukommen. Anscheinend hatten hier alle das gleiche Ziel. Sie gingen ein Stück die Straße herunter, bis sie an einer Einfahrt standen, an dem ein Schild stand mit der Aufschrift „Bar der Träume“. Dazu sah man ein Pärchen auf dem Schild, die sich küssten.
„Ihr wollt doch hoffentlich nicht mit mir in einen Puff.“, meinte Christoph und stand kurz davor, wieder umzudrehen, auch wenn er, da er kein eigenes Auto hier hatte, ausgeliefert war.
„Was denkst du von uns?“, meinte Harald gespielt entrüstet. Und ehe er sich versah, nahmen sie ihn wie ein kleines Kind an die Hand und gingen auf das Grundstück. Zielstrebig führten sie ihn zum Eingang. Dort stand eine Frau, die sie herzlichst mit den Worten begrüße: „ah, unsere Spezialgäste für den heutigen Abend.“ Sie schaute Peter an, der anscheinend alles organisiert hatte und sagte zu ihm: „Ich habe alles so vorbereitet, wie abgesprochen.“
Viel konnte Christoph nicht sehen. Er war auch noch nie in einem Bordell gewesen. Jedenfalls sah es hier nicht so aus wie manche es sich denken. Kein rotes Licht, weder am Eingang noch sonst wo, alles in hellen Farben, hier und da leicht gedämpftes Licht. Aber er sah auch auf den ersten Blick nirgendwo leicht bekleidete Damen, sie sich sofort an die Männer ran warfen. Und dann sah er rechts einen Raum, wo sich alle umzogen. Da erkannte er auch viele Paare und ihm ging ein Seifensieder auf.
„Ihr habt mich in einen Swingerclub geschafft, ihr fiesen Kerle.“, sagte er halblaut, wobei das mit den fiesen Kerlen nur als Spaß gemeint war. Aber sofort mussten alle, auch die Dame, die sie in Empfang genommen hatte, herzlichst lachen.
„Und das ist noch nicht alles!“, prustete Joachim los. „Pass auf, was noch kommt.“ Sie schoben ihn und sich selbst in den kleinen Umkleideraum. Christoph stand da und wusste nicht was er tun sollte. Was sollte er anziehen? Er hatte ja nur die Klamotten mit, die er am Körper trug. Aber er ahnte schon, dass seine Kegelbrüder da eine Vorsorge getroffen hatten. Und ehe er sich versah, kam die werte Empfangsdame mit einem in Geschenkpapier eingehüllten Karton.
„Für das Geburtstagskind.“, grinste sie und entschwand wieder.
Christoph merkte, wie ihm die Hände leicht zitterten.
„Nun mach schon auf!“, feuerten ihn seine Freunde an. Er schluckte und beruhigte sich. Ich werde es schon überleben, dachte er sich und fing an, es aus zu packen. Irgendwie hatte er eine Ahnung, dass das, was er da auspacken würde, nicht ganz ohne Witz sein würde. Ihm gruselte es sogar leicht. Aber er musste da halt durch. Also atmete er einmal tief ein und zerfetzte regelrecht das Geschenkpapier und öffnete den Karton. Was er dann sah, verschlug ihm die Sprache.
Manuela war die ganze Woche schon heiß gewesen. Und es reichte ihr mal wieder nicht, es sich selber zu besorgen. Daher war sie heute losgefahren, um sich mal wieder richtig zu amüsieren und es sich, wie man so schön sagt, besorgen zu lassen. Immer noch war sie beruflich so eingebunden, dass ihr für eine Partnersuche die Zeit fehlte. Sie war zwar, unter anderem, in einigen Partnerportalen im Internet angemeldet, aber wie so oft waren auch da fast nur hirnlose Männer unterwegs oder solche, die so taten. Und auch wenn sie Sex liebte, so empfand sie es doch unter ihrer Würde, auf Nachrichten wie „Du siehst geil aus!“ oder „Wollen wir mal ein paar Stunden zu zweit verbringen?“ zu antworten. Meist, so war ihre Erfahrung, steckten dahinter Männer, die daheim nicht das bekamen, was sie wollten oder brauchten oder auch, was noch öfter vorkam, zu feige waren, ihren Frauen reinen Wein einzuschenken, was sie sexuell gut fanden. Und dazu war sie sich dann doch zu schade. Und auch dieses Techtelmechtel davor, wenn sie wirklich heiß war, war ihr dann auch zu viel. Da nahm sie dann lieber die Strapaze auf sich, 90 Minuten mit dem Auto zu fahren und in einen Swingerclub zu fahren. Hier, doch etwas entfernt von ihrem Wohnsitz und Arbeitsplatz, fühlte sie sich insofern sicher, dass ihr niemand dann irgendwann vorwarf, sie sei eine Schlampe oder so, eben weil es sie fast nicht interessierte, wer sie denn da durchzog. Solange er nicht meilenweit aus dem Mund nach Alkohol roch, sauber war und eine Lümmeltüte benutzte, war es ihr egal, solange er sie befriedigte. Manchmal hatte sie hier ja auch schon die sprichwörtliche Niete gezogen. Auch in solchen Etablissements gab es Männer, die nach 2 Minuten fertig waren, was ihr natürlich gar nichts brachte. Sie war heute eine der Ersten gewesen, die reingelassen wurden. Der Club öffnete um 20 Uhr, aber schon kurz vorher hatte sie heute Einlass erhalten. Nachdem sie sich bis auf ihren Micro String entblößt hatte und ihre High Heels angezogen hatte, war sie so durch den Club gegangen. Das Buffet hatte sie erst einmal links liegen lassen. Stattdessen hatte sie sich bei den Spielwiesen rumgetrieben und es dauerte auch nicht lange, da kam ein Mann auf sie zu. Er war um einiges jünger als sie, aber durchaus gutaussehend und sie hatte schnell gemerkt, wie er ihre Auslegware, wie sie ihre Brüste manchmal nannte, bewundert hatte. Daher war sie in die Offensive gegangen und hatte ihn frech und frei heraus gefragt, ob er nur schauen wolle oder gleich zur Sache kommen wolle. Zunächst schien es ihr, als sei er durch diese forsche Art eingeschüchtert, aber er fing sich schnell und fing an, ihre Brüste zu umfassen.
„Gehen wir da rein?“, fragte sie ihn und sie gingen in eines der abschließbaren Zimmer, wo sie alleine und ungestört waren. Kaum war die Tür abgeschlossen, ging sie ran. Sie zog ihm sein Shirt aus und sofort danach wanderte auch sein String von seinem Körper. Er sah durchaus stattlich aus, anscheinend ein junger Mann, der was für seine Figur tat. Mit Freude stellte sie fest, dass sie sich nach einiger Zeit mal keinen „Metallträger“ geangelt hatte, wie sie die Leute nannte, die Piercings mit sich herum schleppten. Prinzipiell fand sie, sollte jeder mit seinem Körper tun und lassen, was er wollte, aber sie stand halt doch auf Fleisch und Haut pur und nicht noch dauernd auf irgendwelche Piercings. Da musste man dann doch immer aufpassen, dass man den Mann nicht verletzte, wenn man im Eifer des Gefechts zu stark daran kam. Auch unten rum war er schön ratzekahl rasiert und sein Glücksstab richtete sich schnell auf, wo er sie und ihre Titten sah. Vielleicht war er auch einfach überrumpelt, denn sie hatten im Zimmer noch kein Wort gewechselt. Manuela griff in seinen Nacken und zog seinen Mund an ihren und ihre Zunge verlangte Einlass in seinen Mund. Dazu wanderte ihre andere Hand sofort nach unten und umfasste seinen Freudenspender. Sie fing an, diesen zu massieren und während sie sich noch küssten, hörte sie schon sein Stöhnen. Wie bei einem Paartanz bewegten sie sich auf die Spielfläche zu, die erhöht da stand, die Matratzen waren in ca. 60 cm Höhe liegend, und beide fielen darauf. Ihrer beider Hände gingen auf Wanderschaft und nach und nach verlor auch er seine Hemmungen. Immer wilder küsste er sie, auch wollte seine Zunge auf Wanderschaft gehen und zu den großen Brüsten. Manuela als erfahrene Frau wusste natürlich, wie man so junge Männer anheizte.
„Du willst an meine Euter? Dann nimm sie dir!“, forderte sie ihn auf und das ließ er sich nicht zweimal sagen. Zunächst noch etwas zaghaft leckte er die Nippel, aber spätestens, wo sie sein Gesicht auf ihre Brüste drückte, dass ihm kurz die Luft wegblieb, verlor auch er seine Hemmungen und knetete mal eine, mal beide Brüste und leckte und küsste sie oder knabberte an den Brustwarzen. Manuela spürte, wie sie unten nass wurde. Dass sie noch ihren Slip anhatte, war ihr egal. Sie spürte dieses angenehme Ziehen im Unterleib, dass sie immer dann einstellte, wenn sie jemand erregte. Und das konnte dieser Jungspund wirklich gut. Und willig war er auch noch. Nach einer Weile bugsierte sie seinen Kopf immer tiefer, bis sein Mund vor ihrer Grotte war, welche durch das dünne Bändchen des String Tangas geteilt wurde. Sie brauchte nichts zu sagen, er spürte sofort, was sie wollte und er zog das Bändchen nur kurz etwas zur Seite und dann spürte sie, wie sich seine Zunge tief in sie hineinbohrte.
Christoph wollte zur gleichen Zeit nur noch im Boden versinken. Seine Kumpels hatten eine Sitzecke reserviert und der kleine Tisch davor war geschmückt. Das war ja alles nicht schlimm, aber er hatte das Gefühl, als sei er ein Tier im Zoo, was alle angafften. Und dieses Gefühl trog ihn nicht. Während seine Kumpels alle das Gleiche trugen, nämlich ein schwarzes Muskelshirt und Retropants, musste er diesen lächerlichen Aufzug über sich ergehen lassen. Da half auch das wirklich gute, reichhaltige Buffet nichts. Eher im Gegenteil. Nachdem sie sich alle was zu trinken bestellt hatten und Christoph zum Buffet gegangen war, hatte er Bekanntschaft mit einer Dame gemacht, die ihn erst musterte, dann den Kopf schüttelte.
„Finden sie das nicht doch etwas lächerlich und aufdringlich?“, hatte sie gefragt. Aber was sollte er machen. Er wollte es ihr ja erklären, aber die Frau war dann doch sehr schnell wieder verschwunden. So langsam wurde es für ihn fast unerträglich. Er schwor sich, ab sofort nie wieder irgendwelche Vorschläge zu machen, wie man seine Freunde einen Geburtstag bereiten konnte. Nur gut, dass das alles hier irgendwann ein Ende haben würde. Wenigstens gab es für ihn hier mindestens zwei Freuden. Zum einen dieses wirklich gut aussehende Buffet, die Speisen waren sehr adrett angerichtet, das Buffet gut aufgebaut und was er bisher gekostet hatte, war vorzüglich. Und zum anderen natürlich dann die Damen, die hier alle sehr spärlich bekleidet in sexy Wäsche waren. Das Auge isst ja bekanntlich mit. So konnte er sich immer wieder ablenken, wenn er wieder der Meinung war oder das Gefühl hatte, es ruhten schon wieder neue Augenpaare auf ihm.
Spätestens morgen früh würde er vielleicht auch darüber lachen können, aber derzeit war es ihm fast nur peinlich. Da half es ihm auch wenig, dass auf dem Tisch das große Schild stand: 40 Jahre und kein bisschen müde.
Aber nicht nur er war anscheinend angetan, auch seine Freunde. Anscheinend hatte Peter ein
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 22.04.2018
ISBN: 978-3-7438-6615-7
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