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Die Sagen

Auf meiner Wanderschaft nach Preußen erfuhr ich zwei Sagen über ein mysteriöses Moor. Ich sollte nicht wissen, dass mein Leben in diesem Moor auch an einem seidenen Faden hängen würde.

Ich nächtigte in einer heruntergekommenen Kneipe. Sie war dem Einsturz näher, als einem guten Aussehen. Nach einem Morgenessen, das eher bescheiden war, als angemessen fragte ich die Wirtin:

»Können Sie mir bitte erklären, welches die schnellste Wegstrecke nach Preußen ist?«

Die Wirtsfrau entgegnete mir:

»Sie müssen den Fahrweg in Richtung Peitz nehmen und wenn Sie das Dorf erreicht haben, wenden Sie sich dem Weg zum Grenzdorf Service zu.«

»Gibt es denn keinen kürzeren Weg, um nach Preußen zu gelangen?«

»Oh doch«, entgegnete sie, »das Moor! Da rate ich Ihnen aber auf jeden Fall ab, denn es ist für einen Fremden viel zu riskant! Auch gar mancher Einheimische starb dort im Sumpf. Sie kamen nie zurück. Nur das Moorland kennt die Geschichten.

Ich will Ihnen zwei »Sagen« über den Bruch erzählen. Ich bringe Ihnen aber vorher noch einen Kaffee.« Wie die Wirtsfrau mit dem Kaffee zurück war, zog sie einen Stuhl zu sich und setzte sich. Alle Wanderer standen jetzt um unseren Tisch, als sie begann:

»Vor undenklicher Zeit versank im Schwarzen Moor eine schöne Stadt oder, wie andere wissen wollen, ein großes Dorf. Die Bevölkerung wollte ihrem sündhaften Leben nicht entsagen. An die Stelle der Stadt oder des Dorfes trat nun ein geheimnisvoller schwarzer Teich.

Dieser wurde nach und nach bis auf die wenigen schwarzen Löcher von einer dichten Moordecke überzogen. In der Tiefe des Morastes ist das Leben noch nicht tot. Zu jeder Zeit, da die Bewohner des versunkenen Ortes nach ihrer Kirche eilen und reuevoll um Erlösung bitten, braust es im Moore gewaltig. Schwarzes schlammiges Wasser gärt aus den sogenannten »Teichen«. Auch manch einer, der sich am Rande des Moores niederlegt, hört noch die Turmuhr schlagen.

Nur drei Jungfrauen aus dem unterirdischen Ort war es gestattet, hin und wieder aus dem Ried hochzusteigen. Sie wurden

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.02.2018
ISBN: 978-3-7438-5763-6

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für den Grossvater der von 1897-1921 in Preussen und Russland war.

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