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Sternenstaub auf Zedern

Ich habe den Menschen nichts mehr zu sagen!

An dem Punkt der Gedankenkette war ich um 2012 zuletzt. Ich verbrenne an den Menschen, am Kontakt mit den Menschen. Abends kann ich in meiner Dachstube die Wunden vom Kampf um die Menschen lecken. Den Kampf um die Menschen, wohlgemerkt, nicht gegen sie!

Nachts kann ich mich innerlich von diesem Kampf reinigen. Morgens erneut in einen Kampf ziehen, den ich nicht will.

Der Kampf beginnt bereits gegen 06:00 Uhr, sobald ich den Fernseher einschalte. Es ist nichts als Krieg und Zerstörung. Was wenige Menschen mühsam und bedacht aufbauen, wird von vielen unbedacht und schnell wieder zerstört.

Eine Mutter trägt ihr Kind mühsam neun Monate aus, damit andere es Stück für Stück töten. Manchmal langsamer, manchmal sehr schnell.

Es wird eilig produziert und immer schneller konsumiert. Es wird aber nicht Energie konsumiert, sondern Tod und Zerstörung. Jeder hält jedem vor, sich selbst übertrieben stark zu produzieren und damit Macht und Präsenz zu demonstrieren, sieht dieses Verhalten aber nicht in den eigenen Reihen.

Wenn dir die 06:00 Uhr Nachrichten nicht bereits den Glauben an einen kleinen, hoffnungsvollen Teil der Menschheit nehmen, dann tun es die weiteren Medien. Ich sehe nur noch Menschen, die sich unnatürlich benehmen. Zuckende, zappelnde, enervierende Selbstdarstellung, durchgedrehter Künstler. Die ach so sozialen Medien sind voll davon.

Leute in Shows, die sich für Geld und Geltungsdrang zum Affen machen. Musiker, die total schwierige Arschlöcher sein müssen, um dem Ruf des Rockstars gerecht zu werden. Anstatt, dass sie sich auf ihren Beruf oder ihre Berufung als Musiker konzentrieren, sind sie damit beschäftigt, übertrieben extravagant und schwierig zu sein.

Showstars stoßen sich gegenseitig gesund, halten sich künstlich am Leben, konservieren sich gegenseitig. Aber nicht aus reiner Freundschaft dem Showkollegen gegenüber, sondern aus Gründen der Partizipation. Und das alles nur, um nicht vor der traurigen Wahrheit zu stehen, dass sie längst keiner mehr sehen mag. Und, je näher diese Wahrheit in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, je mehr selbst erwählte, selbst bekultete Showstars bereits in der Warteschlange im Vorraum der Ruhmeshalle warten, desto mehr machen sich diese über konservierten, ausgedienten Hüllen zum Affen.

Der Mensch ist Nichts im Gefüge der Zeit – Sternenstaub!

Wäre es nicht besser, den Fernseher erst gar nicht anzustellen? Aber ist nicht ein Großteil dessen, was im TV gezeigt wird, ein Chemtrail des Abbildes der Menschheit?

Das Haus verlassen, um sich diesem Chemtrail freiwillig auszusetzen?

Sich auf die mühsame Reise nach der Suche des menschlichsten aller Menschen begeben? Jeden Tag neu?

Oder zu Hause allein und resigniert verrotten?

Ich zählte einst zu dieser kleiner werdenden Riege der menschlichsten aller Menschen, die jene Reinheit der Neugeborenen und Unverdorbenen besaßen.

Doch ich assimiliere ungewollt. Die Phasen, in denen ich abends meine Wunden lecke und nachts versuche, meine innerliche Reinigung zu vollziehen, werden immer kürzer.

Ich muss mit Schrecken feststellen, dass es nicht etwa daran liegt, weil ich innerlich immer stärker werde, immer besser mit der Situation umzugehen weiß oder immer schneller regeneriere, sondern daran, dass ich immer mehr assimiliere.

Der Mensch muss sich abtöten, um leben zu können?

Gleichzeitig jedoch versucht ein kleiner Kern tief in meinem Inneren, eine Art Widerstandsbewegung, alles an Wahnsinn, den der Kontakt mit dem Menschen mit sich bringt, zu reflektieren.

Ich reflektiere nur noch!

Ich begegne dem Wahnsinn mit Wahnsinn, der Kaltherzigkeit mit Kaltherzigkeit, dem Egoismus mit Egoismus, den Arschlöchern mit Arschlöchrigkeit, dem Idiotismus leider auch mit Entgegenhalten, den vermeintlich Intellektuellen mit noch weit mehr vermeintlichem Intellekt.

Aber, wen interessiert es überhaupt? Die Menschen sind Sternenstaub!

Wenn sie wenigstens noch glühen oder glimmen täten, anstatt mit ihrer gegenseitigen und damit eigenen Auslöschung beschäftigt zu sein. Einer Beschäftigung, die so viel unnötige Energieverschwendung bedeutet.

Energie, die man für die Erleuchtung des Sterns nutzen könnte!

Ich kann mir gar nicht die Freiheit nehmen, so etwas Wunderbares wie ein Stern zu sein.

Darf ich ein Baum sein?

Impressum

Texte: Ralf Dellhofen
Lektorat: Ralf Dellhofen
Satz: heiße Ohren!
Tag der Veröffentlichung: 10.12.2017

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