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Einleitung zum Buch "The Gospel of Itchy Wiggle Christ"

Es war im August 2001, als ich für ein Leverkusener Pharmaunternehmen im drei Schichten System an einer Maschine arbeitete. Die Arbeit war klasse und die Schichten gefielen mir. Leider schlief ich auf den für mich noch ungewohnten Nachtschichten regelmäßig ein. Um das zu vermeiden, lieh mir ein guter Kollege sein Sonic Seducer Magazin. Er war, genau so wie ich, bereits Anfang der 80er Jahre erst in die Punk, dann in die Wave-Gotik Szene gekommen. Ich las eine sehr kleine Notiz direkt auf der ersten Seite des Magazins. Dort stand, dass Gregory-John Mc Cormick, alias Itchy von der Band Shock Therapy, seit März 2000 in einem Gefängnis in Michigan inhaftiert ist. Wegen Brandstiftung zu einer Bewährungsstrafe von bis zu 20 Jahren verurteilt, mit der Chance auf Entlassung nach nicht weniger als 5 Jahren. Ich kannte die Band, ich liebte die Band. War nie Fan von irgendeiner Band, doch diese Band und deren Musik kam dem Fan-Status bei mir schon sehr nahe. Ich hatte meine erste Shock Therapy 1986 kostenlos durch den Import bekommen. Mein erstes eigenes Album kaufte ich mir dann von meinem Lehrgeld als Maler in 1987. My unshakeable belief, hieß sie. Ich hatte Itchy und seine Gang einmal am Neumarkt in Köln getroffen. Das war circa 1994 oder 1995. Er zog mit seiner Gang in Richtung Marktplatz. Er trug eine schwarze Lederjeans, einen ziemlich weichen, schwarzen Pullover, eine irische Schiebermütze und, soweit ich mich erinnere, abgewetzte Chucks. Ich war auf dem Weg zu meinem Job im Büro beim Arbeitsamt in Köln und stand an einer Ampel, als er an mir vorbeistolzierte. Ich hatte ihn sofort erkannt und rief ihm von meiner schwarzen Vespa aus zu, »hey, Itchy!«. Und er drehte sich um und sagte erstaunt, »hey?«. Er gab mir die Hand, während ich auf die ewig rote Ampelschaltung wartete. Ich sagte ihm meinen Namen und musste einen Schluck aus einer kalten Flasche Sekt nehmen, die er bei sich trug, wie einen Piratenschatz. Er lud mich ein mit ihm und seiner Gang zum Neumarkt zu kommen, um dort etwas zu trinken. Ich sagte ihm, dass ich leider keine Zeit habe, da mein toller Bürojob auf mich wartet. Er schaute ungläubig an dem Wave-Punk herauf, der da komplett in Schwarz auf einer schwarzen Vespa auf ihn herunterschaute und ihm ernsthaft erzählen wollte, dass er einen Bürojob hat. Ich versprach ihm später zum Neumarkt zu kommen, aber nach Beendigung meiner Arbeit, waren er und seine Gang natürlich schon nicht mehr da. Schade, denn das blieb unsere erste und bis dahin einzige persönliche Begegnung. Nun saß ich im August 2001 auf Nachtschicht und las diese Notiz. Dort stand weiterhin, dass ihm niemand schreibt und er sich sehr einsam im Gefängnis fühlt. Unter der Notiz war eine Adresse angegeben, unter der man ihm dort schreiben konnte. Mein Englisch begann langsam einzurosten. Ich war Hauptschüler und dort auch nur in der B-Klasse. B wie, für Bescheuerte! Doch mein Englisch reichte aus, um ihm einen ersten Brief zu schreiben. Im September 2001 bekam ich meinen ersten Brief von Gregory zurück. Ich war mächtig stolz auf den ersten Brief von ihm. Damals soff ich ziemlich regelmäßig, war auf Absinth und hatte der Menschheit nicht mehr viel zu sagen, wäre lieber für die IRA in Irland gestorben, als auch nur für einen einzigen Politiker oder Bürger in Deutschland. Und ich hörte irische Musik. Das gefiel ihm alles irgendwie! Was danach kam, hätte ich mir selbst nicht auch nur im Entferntesten ausmalen können. Unsere Briefwechsel wurden regelmäßiger, seine »to do list« entwickelte sich über die Monate zu einer Liste aus »tons to do«. Wir schrieben uns regelmäßig alle zwei bis drei Wochen gegenseitig. Einmal hatten wir für circa ein halbes Jahr Funkstille. Eine Steffi M. aus Ostdeutschland hatte ihm Liebesbriefe in den Knast geschickt und er fiel auf sie rein. Frank d´A. machte Geld locker für eine Compilation mit Shock Therapy Songs, das er ihr unwissender weise überließ. Sie ist mit dem Geld untergetaucht. Noch wenige Tage zuvor wurde ich meinen Job an der Maschine los und konnte mich wieder mit den faulen, hinterhältigen Säcken vom Arbeitsamt abgeben. Gregory bat mich dieser Steffi Blumen zu schicken. Und, damit es nicht so auffällt, sollte ich eine nette Karte dabei legen lassen und ihr mitteilen, dass die Blumen von Itchy und mir sind. Ich kratzte mein letztes Arbeitslosengeld zusammen, sie bekam die Blumen über Fleurop und schrieb Itchy danach, dass ich sie mit Blumen belästigen würde. Ich habe in meinem Leben noch keine Frau belästigt. Nun war ich nicht nur ein hilfsbereiter Punk, sondern auch ein Stalker! Itchy konnte krankhaft eifersüchtig sein. Und die Iren sind auch sehr protektiv, was ihre Frauen angeht. Er drohte mir mit Anwälten und Gericht (aus einem Gefängnis in Michigan heraus!) und ich drohte ihm, dass ich die Scheiße aus ihm heraus prügele, sobald er nach Deutschland kommt. Und das war der Auslöser für unsere sechs monatige Funkstille. Nach sechs Monaten, bekam ich einen Brief von ihm, in dem er sich bei mir entschuldigte. Ich war Widder, aber nicht nachtragend. Wir schrieben uns wieder. Ich schickte ihm zu Weihnachten Geld, damit er sich warme Stiefel kaufen konnte. Ich verkaufte zahlreiche Gemälde für ihn, die er im Knast malte, damit Geld für einen Anwalt da war (mehr als 80 originale Gemälde). Damals kontaktierte ich mehrere zehntausende von Menschen so über die gesamte Weltkugel herum. Alle Bands, die ich erreichen konnte, Musikmagazine, frühere Freunde, Verwandte und Bekannte, graste alle Foren und Communitys ab, die ich im damals noch lahmen Internet fand. Ich hatte nie gelernt Leuten in den Arsch zu kriechen. Für Itchy tat ich es. Und ich tat es 7 1/2 Jahre lang. Ich saß an bis zu sechs Tagen vor meinem Internet, zwischen sechs und acht Stunden täglich. Manchmal länger! Es ist so viel passiert innerhalb dieser Jahre. Vieles davon hätte ich mir sparen können, anderes wiederum half mir beim Durchhalten. Damals stand ich oft vor der Entscheidung aufzugeben. Itchy schrieb mir immer öfter Briefe mit Suizidandrohungen, falls ich ihm auch nicht mehr helfen würde. Gleichzeitig wurden seine »tons to do« Listen immer umfangreicher. Ich konnte einfach nicht aussteigen! Damals bekam ich unerwartete Hilfe von Ingrid Knetsch, die eine sehr gute Freundin von Shane MacGowan und der Band The Pogues ist. Sie leitet Shane´s offizielle Webseite. Sie hatte damals gerade eine Petition ins Leben gerufen, um Shane gegen einen Ex-Manager der Band zu helfen. Ich wusste damals nicht einmal genau, was eine Petition überhaupt ist. Konnte Bierflaschen mit den Zähnen öffnen und bei mir aufs Dach meiner Wohnung kotzen. Ich unterschrieb Ingrid ihre Petition und sie half mir meine erste in die Wege zu leiten. An dieser »free Itchy« Petition hatte ich sehr viele Monate sehr viel Arbeit. Besonders viel Arbeit machten mir die Idioten, die mich für meine selbstlose Hilfe meinten, auch noch kritisieren zu müssen. Nachdem ich ihnen vorgeschlagen hatte, mir möglichst konstruktive Verbesserungsvorschläge zu schicken, waren sie verschwunden. Manche Leute tauchten auf und versprachen Hilfe, obwohl ich sie darum nicht einmal gebeten hatte. Sie wollten dann unbedingt helfen und würden mir ab jetzt nicht mehr von der Seite weichen. Nachdem sie ihr eigenes Gewissen beruhigen konnten, waren auch diese Leute verschwunden. Ich war mehr als Stolz zu sehen, wer meine Petition alles unterschrieb. Da stand Markus Kavka von MTV, fast alle Mitglieder der »Pogues«, sehr viele Bands aus dem Bereich Punk und Wave-Gotik. Dann kam mir die Idee einen Benefizsampler für Gregory ins Leben zu rufen. Letztendlich gab mir Manfred Schiek von Dossier Records Berlin sein Okay, einen Benefizsampler für Gregory zu produzieren, bei der ich die Bandauswahl und alle organisatorischen Dinge übernahm, und Manfred die Finanzierung. Ich kann hier nicht im Einzelnen darauf eingehen, was alles in den 7 1/2 Jahren passierte und was eben, enttäuschenderweise nicht passierte. Habe lange gezögert, das hier zu schreiben, aber Gregory´s Vater hat uns in all den Jahren nicht geholfen. Er telefonierte einmal in der Woche mit seinem Sohn und ließ ihn einen kleinen schwarz-weiß Fernseher zukommen. Das war's! Ich habe keine Ahnung wieso und vielleicht tue ich ihm an dieser Stelle auch Unrecht, aber es kam nichts von ihm. Dafür halfen mir hier und in Michigan mehr und mehr Leute meine vielfältigen Aktionen zu unterstützen. An erster Stelle danke ich meinem besten Freund, Fabian Schlupp, der mich all die Jahre seelisch unterstützte und Gregory auch mit Briefen half, dessen Zeit im Gefängnis erträglicher zu machen. Sven Matzner aus Goslar, der mit seiner Band »Nautilus 2« als Vorgruppe bei einem Shock Therapy Konzert auftrat. Inka Reitzel, eine sehr gute alte Freundin von Gregory und mir. Raimund J. Höltich, bekannt als Suicide Society, ein Multikünstler aus Hamburg. Einmal klingelte mein Handy und Carsten Klatte war dran. Er ist ein bekannter und sehr guter, deutscher Musiker. Vielen hier durch seine Bands Lacasa del Cid und Widukind bekannt. Heutiger Gitarrist für Goethes Erben und d Peter Heppner. Ehemaliger Gitarrist bei Project Pitchfork. Carsten rief mich damals an und bot mir seine Hilfe an. Er steuerte mit N.U. Unruh von »Einstürzende Neubauten« einen tollen Coversong von Tom Waits zu meiner Benefiz-CD bei. Darrin Huss, von der Band »Psyche«, rief mich sogar von einer Tour aus London an, um etwas Geld zu spenden. Darrin Huss und Per-Anders Kurenbach, die an dem Abend dort mit »Psyche« ein Konzert gaben, saßen mit Roland Bies von Blood for Eve und mir 13 Stunden in einer bochumer Diskothek, um Gregory´s Gemälde zu verkaufen. Myk Jung und Tina von Endless Records, waren an dem Abend auch dort. Per gab später einiges an Geld, das er sich bei einem Freund geliehen hatte. Nils Sinatsch von »Eternal Nightmare/Neon Insect« legte auf seinen Konzerten Petitionslisten aus. Die Leute von Medienkonverter (deutsches E-Zine) schrieben ein tolles Review, Infrarot umwarb und vertrieb die Benefiz-CD. Es gab Leute in Foren, die ihr letztes Biergeld dafür gaben, wenigstens etwas spenden zu können, damit die Anwälte arbeiten konnten. Mehr und mehr Leute halfen mir dabei Gregory freizubekommen. Und ich schäme mich dafür, einen Großteil hier nicht zu benennen, da die Erinnerungen daran bei mir so langsam verblassen. Ich erhielt sogar eine Spende von einer tot kranken Frau, Mrs. Barbara Dougan aus Beavercreek, Oregon und einigen anderen selbstlosen Menschen. Sherry Swiney von der Hilfsorganisation P.a.t.r.i.c.k. Crusade aus Alabama gab sogar Dollar 750 für den Anwalt als Spende. Sie arbeitete damals hart als Vorarbeiterin im Bereich Gerüstbau. Gleichzeitig wurde meine Arbeit anderen Gefangenen und deren Familien mit Petitionen und Unterschriften zu helfen, immer umfangreicher. Zwischendurch bombardierte mich Gregory mit neuen Ideen, zu verkaufenden Gemälden und seinen berühmten »tons to do« Listen. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass Amnesty Amerika nichts für uns tat. Ich habe diese Falschmeldung kürzlich in einem Musikmagazin gelesen. Amnesty Amerika schrieb mir damals, dass sie keinem »gewöhnlichen Kriminellen« helfen. Amnesty Deutschland verwies mich an die Kollegen in den USA zurück und Amnesty Irland hatte wenigstens soviel Eier in der Hose mir mit dem »Bruder in einem fernen Land« viel Glück zu wünschen. Gregory hatte irische Wurzeln und in Irland seine Zeit verbracht. Ich lernte durch die zahlreichen Kontakte zu Gefangenenhilfsorganisationen Doug Tjapkes kennen. Er war ein sehr netter, menschlicher Gentlemen aus Michigan. Ein ehemaliger Radiomoderator. Er leitet eine sehr schlecht laufende Gefangenenhilfsorganisation in Michigan, Humanity for Prisoners, und kann oft sogar das Geld für die Kosten seines Büromaterials nicht aufbringen. Doug half damals einem schwarzen Gefangenen, Maurice Carter, aus dem Gefängnis. Doug Tjapkes unterstützte mich bei Gregory´s Befreiung und ich tat, was in meiner Macht stand, um Doug zu helfen. Nachdem ich zwei Anwälte verschlissen hatte, die alle nicht recht erfolgreich arbeiteten, half Doug auf seine charmante und ruhige Art. Er bekam unser letztes Geld, damit er seinen alten Studebaker betanken konnte und Gregory bei seinen jährlichen Parole Board Anhörungen vertrat. Im zweiten Anlauf, also zwei Jahre später, schaffte Doug Tjapkes das, was kein Anwalt davor zu leisten imstande war. Er bekam Gregory frei! Gregory hatte im Gefängnis sehr gelitten. Er war körperlich krank, litt ständig unter Migräne und Fieber. Dazu kamen ständige Depressionen und Suizidgedanken. Er konnte, wenn überhaupt, dann nur unter starken Schmerzen und Blutverlust kacken. Er hatte einige Kilogramm verloren. Seine schon vorher angeknackste Psyche bekam in den 8 Jahren seiner Inhaftierung den Rest. Man kann einen Tiger nicht länger als unbedingt notwendig einsperren, ohne, dass dieser einen unauslöschlichen Schaden davonträgt. Einen Schaden, der niemals mehr zu beheben sein wird! Wenige Stunden nach seiner Entlassung rief Gregory mich bei mir zu Hause an. Wir telefonierten ab da an regelmäßig. Ich musste ihn all die Jahre immer dazu beknien durchzuhalten und sich nicht das Leben zu nehmen. Ich versuchte es oft sanft, dann wieder vehement, um an seinen Stolz zu appellieren. Nach seiner Entlassung durfte er den Bundesstaat und die USA zwei Jahre nicht verlassen. Auflage seines Bewährungshelfers! Sein Vater hatte ihn nicht aufnehmen können, da die Lebensgefährtin des Vaters ihn wohl nicht im Haus haben wollte. Gregory zog mehr oder weniger wohnungslos durch Michigan und kam nur für jeweils wenige Tage bei Freunden und Bekannten unter. Er bat mich nach Michigan zu kommen, um ihm dort beizustehen. Ich war damals selbst psychisch sehr stark belastet. Die ganze Situation, die ich in den 7 1/2 Jahren mit ihm durchlebte, hatte mich sehr mürbe gemacht. Das Arbeitsamt setzte mir damals die Pistole auf die Brust und um diesem ganzen Druck zu entkommen, ließ ich mich auf einen Deal mit der KfW Bank ein, die mir die Maler-Meisterschule vorfinanzierte. Ich war damals mehr als pleite und hätte nicht einmal das Geld für ein Flugticket in Richtung Frankfurt aufbringen können. Ich bekniete Keith Jackson, Co-Founder von Shock Therapy, da sein Bruder bei einer Airline arbeitete, mir mit einem Flugticket zu helfen. Er konnte nichts tun! Danach beknieten Gregory und ich Glenn Mc Cormick, Gregory´s Vater, dass Geld für ein Flugticket vorzulegen. Doch wie so oft machte Glenn überhaupt nichts! War Glenn selbst mittellos? Hatte er Angst? Wollte er nicht, dass ich in Amerika selbst inhaftiert werden würde? Ich hatte mir einige Briefe mit der Gouverneurin von Michigan geschrieben. Ich war mal wieder komplett alleine mit Gregory. Kurz bevor ich meine Meisterschule zu schmeißen bereit war, um das Geld der Bank für ein Ticket nach Michigan zu investieren, erfuhr ich von Gregory´s Tod. Er war in einem Feld, nicht weit hinter dem Haus seines Vaters, erfroren. Ich weiß bis heute nicht genau, ob es Suizid war, oder nicht. Ich befürchte es! Gregory´s Halbschwester, Beth, schrieb mir, dass Gregory nach seinem Tod lächelnd aufgefunden wurde. So, wie er es in seinem nachfolgenden Buch vorausgesagt hat. Ich wurde psychisch sehr krank. Mir kam dieser Tod sehr unwirklich vor. Ich konnte es lange Monate nicht wahrhaben. Musste meine ganztägige Meisterschule wechseln und einen Wochenendkurs dort zu einem späteren Zeitpunkt wiederaufnehmen. Gregory´s Witwe, Sabina, und ich telefonierten kurz nach Gregory´s Tod. Ich ließ sie am Telefon stundenlang weinen. Ich selbst war gar nicht in der Lage irgendetwas zu sagen, zu denken oder groß zu fühlen. Meine Mutter weinte am Telefon, als Ingrid Knetsch ihr die Nachricht von Gregory´s Tod übermittelte. Ich konnte damals nicht sprechen. Meine Stimme hatte versagt. 7 1/2 Jahre Hilfe waren komplett für die Mülltonne. Ich hätte auch tanzen gehen können, wie all die anderen selbstgerechten Schweine, die mir nicht halfen, mich aber für meine Arbeit all die Jahre zusätzlich kritisierten. Gregory´s letzter Wunsch war es, dass ein Teil seiner Asche in die Blue Stack Mountains, nach Irland gebracht wird. Ich bekniete abermals seinen Vater, Glenn, den ich mittlerweile hasste, sich um den Transport der Asche zu kümmern. Nur Gregory´s Vater und dessen Witwe waren vom Gesetz her gemeinsam dazu in der Lage. Leider tat Glenn mal wieder nichts! Jedem zum Sterben verurteilten Mörder wird sein letzter Wille erfüllt. Gregory´s Asche »ruht« nun in einem Loch in Michigan, dem Ort, den er die letzten Jahre seines Lebens so gehasst hat. Er wurde am 30. Mai 1964 dort geboren und starb am 05. November 2008, im Alter von nur 44 Jahren. Einige Jahre nach Gregory´s Tod machte ich mich als Maler selbständig. Ich richtete zwei neue Bankkonten für mich ein. Die beiden, mir von der Bank generierten, neuen PIN beinhalteten jeweils das Geburtsdatum und das Todesdatum von Gregory. Zufall? Wir stehen heute noch geistig in Verbindung! Ich selbst vegetiere heute von Euro 600 Frührente dahin. Trotz der drei Facharbeiterbriefe und einem Meistertitel. Das ist Deutschland! Hier vegetieren und krepieren selbst ehemalige Selbständige, Handwerker und Juristen unter der Brücke. Mein Herz wird wohl nicht mehr all zu viele Jahre durchhalten. Ich bin körperlich und psychisch krank. Ich werde Deutschland in den nächsten zwei Jahren verlassen und versuchen mein Leben in Irland zu beenden. Keine Ahnung, wie ich das schaffe, aber ich mache es. Ich werde Gregory´s Seele in die Blue Stack Mountains tragen, mit meinem Körper! So, wie die USA Gregory dessen Existenz und Leben gekostet hat, ließ Deutschland mich im Stich. Politiker sind in aller Welt gleich. Windige, geldgeile Hunde, die nur auf ihr eigenes Bankkonto bedacht agieren und von ihren Freunden, früher oder später, verraten werden. Ich habe Gregory nie verraten und er mich nicht. Er war alles andere als ein Waisenknabe. Für die Brandstiftung, die zu seiner Inhaftierung führte und viele andere Taten, die er davor begannen hatte, bekam er von mir auch oft genug die Leviten gelesen. Ich habe vielleicht nicht das Recht einem Freund zu sagen, was er falsch macht, aber ich habe die Pflicht dazu. Du bekommst »Freunde« an jeder Ecke, kannst mit jedem Party machen. Doch wer steht an deiner Seite, wenn die Party mal vorbei ist?

Wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein!

Captain Ralf Dellhofen
05. November 2017

Impressum

Texte: Ralf Dellhofen
Bildmaterialien: Ralf Dellhofen / Gregory-John Mc Cormick (Itchy)
Cover: Ralf Dellhofen / Gregory-John Mc Cormick (Itchy)
Lektorat: Ralf Dellhofen
Übersetzung: Ralf Dellhofen
Tag der Veröffentlichung: 20.11.2017

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