Ich stand an dem Schaukasten draußen vor dem Tierheim und sah mir, wie so oft, die angebotenen Hunde an.
Es waren oft und über einen langen Zeitraum dieselben Tiere. Daneben einige Fotos von Katzen und jede Menge Kleintiere, wie Ratten, Hamster, Kaninchen, Meerschweinchen.
Tiere sind Waren! Menschen sind Waren! Alles auf der Welt verkommt zu einer Art Ware, zu einem ewigen Kreislauf an Geschäft!
Man mag es mir übel nehmen, aber ich wartete schon seit geraumer Zeit darauf, dass der Nord-Koreaner endlich das Knöpfchen drückt. Und der Ami antwortet. Und dann der Russe usw. Es war höchste Zeit! Mutter Erde kam ohne die Menschen aus und würde sich ganz sicher regenerieren. Nur um die Tiere, die Bäume und die Pflanzen war es schade!
Über den ganzen Fotos am Tierheim prangte ein Spruch:
„Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde“.
Na da hatte man den heiligen Franz aber zur Hälfte beschnitten um die Vielzahl an zu vermittelnden Tieren auf dem Plakat überhaupt unterbringen zu können. Der Zweck heiligt die Mittel.
Es kam immer darauf an, was man mit „Treue“ eigentlich verbindet. Ich hatte diesen Spruch schon unzählige Male bei einem Bekannten gelesen. Er hatte ihn mit einem schwarzen Filzstift quer auf ein Blatt Papier geschrieben und an seine Wand im Wohnzimmer geheftet. Immer, wenn wir das Glas Rotwein anhoben und uns zuprosteten, sah ich nicht in sein Gesicht, sondern an ihm vorbei, auf diesen Spruch.
Ich kannte diesen besagten Menschen viel zu lange. Er nannte mich einen Freund. Für mich war er zuerst ein guter Bekannter, dann ein Bekannter und ganz zum Schluss, ein Energiefresser.
Ein Energiefresser ernährt sich bevorzugt von der Lebensenergie schwacher und gutmütiger Menschen. An die Energie eines starken, ehrgeizigen oder egoistischen Menschen, würde er sich nicht heranwagen. Es musste schon ein leichtes Opfer sein, denn der Energiefresser besaß selbst nicht allzu viel Kraft und auch nur sehr wenig Durchhaltevermögen. Es musste also etwas Schnelles sein. Und möglichst schwach!
Ein Energiefresser brauchte seinen eigenen Hofstaat an sogenannten Freunden, die ihm dienlich sind und dessen Interessen wahrnehmen. Bevor sich ein einziger Energiefresser hundert Leuten anpasste, sollten sich die hundert Leute lieber ihm anpassen. Er legte sich ständig mit möglichst vielen Menschen an, damit diese sich aufregten und ihre Energie an ihn abgaben. Das zeichnete einen typischen Energiefresser aus
Der Energiefresser, den ich viel zu lange kannte, da ich ihm viel zu viele Chancen einräumte, hieß Horst-Peter. Da der Name „Horst“ mich an meinen sadistischen Vater erinnerte und der Name „Peter“ an meinen gefräßigen Bruder, nannte ich den Energiefresser kurz „Pitter“. Irgendwie musste ich ihn ja schließlich ansprechen, obwohl ich das besser gar nicht erst hätte tun sollen. Es war, sozusagen, auch mal wieder meine eigene Schuld!
Es war im Jahre 1998. Ich hatte mal wieder Probleme mit dem Herzen und war arbeitslos. Ich nervte die faulen Leute bei der Arbeitsvermittlung, die mir nie einen Job anboten. Und wenn, dann sollte ich meistens zwanzig oder dreißig Kilometer von meinem Dorf entfernt für Kleingeld und als Sklave einer Zeitarbeitsfirma in einem Werk Koffer zusammenkleben oder Bremsbeläge stanzen. Du kennst den Scheiß ja selbst!
Man fuhr morgens um 05:00 Uhr im Dunklen mit der Bahn und zweimal Umsteiger los und kam abends auf dem gleichen zeitraubenden Weg zurück, nachdem man sich von einem Großmaul von Vorarbeiter und einigen mehr oder weniger hinterhältigen Kollegen hatte schinden lassen. Abends hieß dann meistens so gegen 19:00 Uhr, im Dunklen!
Um mir den Scheiß zu ersparen, bat ich meine Ex-Kollegen vom Arbeitsamt darum, mir eine sinnvolle Umschulung zu vermitteln, die sich mit meiner Herzerkrankung verträgt. Und die erfolgreicherweise darin resultiert, dass ich mit den erworbenen Zeugnissen eine Arbeit ausführen kann, die nicht wieder unweigerlich in Überarbeitung und erneute Arbeitslosigkeit führt. Ich hatte die permanenten Jobwechsel satt und die ständige Vorsprache beim Amt auch.
Sie vermittelten mir eine Umschulung zum Berufskraftfahrer, inklusive Staplerschein und eine Schulung zur Beförderung von Gefahrgut. Mein alter Herr war Kraftfahrer oder, wie wir salopp sagten LKW-Fahrer oder Trucker.
Ich hatte meinen Vater, nach der Schule, sehr oft auf seinen Touren begleitet. Es war irgendwie lustig und spannend zugleich. Der LKW meines Vaters war ständig bis oben hin beladen mit hochexplosiven Gasflaschen und Baustahl. Das meiste davon lud er mit den bloßen Händen auf. Er hatte Hände wie Bratpfannen und war so groß und stark wie ein Bär.
Er war nie ganz nüchtern, wenn er fuhr. Entweder hatte er Restalkohol vom Saufen in der Nacht davor im Blut oder sich bei meiner Oma, seiner Mutter, bereits ein kleines, flüssiges Frühstück genehmigt. Ich fuhr also mit einer tickenden Bombe und einem halb angetrunkenen Vater durch die Gegend. Da ich als Kind schon leicht lebensmüde war, passte es ja!
Seine ganzen Brüder trafen sich bei ihrer Mutter im Anbau zum flüssigen Frühstück oder auch schon mal zum Mittag. Oder auch mal beides. Ich spielte dann manchmal mit den großen Ara-Papageien, die mein Opa in einem Nebenraum hütete, wie seinen Augapfel. Mein Opa war glatzköpfig und über den ganzen Oberkörper und die Arme tätowiert. Er hatte in zwei Kriegen gedient, zehn Kinder gezeugt und besaß nur noch einen halben Daumen. Eines Tages würde ich ihm die Aras schon abspenstig machen und mit auf mein Schiff nehmen. Sein Lörchen und sein Jaköbchen!
Die Brüder meines Vaters gaben sich dort die Klinke in die Hand, da sie alle, mehr oder weniger, in ein und demselben Dorf lebten und arbeiteten. Das Bier zahlte dann die Hausherrin!
Ich wusste, wie hart und stressig der Job des Kraftfahrers für meinen Vater sein konnte. Besonders, wenn man Kollegen hatte, die einem nach getaner Arbeit die Arbeitsschuhe gelegentlich noch mit Katzenscheiße einschmierten, während man unter der Firmendusche stand und schon vom „frühen“ Feierabend träumte.
In meinem Dorf musste ich mir von den ehemaligen Handwerkskollegen und meinen Kumpels den Spaß anhören, dass ich mal wieder vor einer Umschulung stand und sicher in Rente gehen würde, ohne einen Tag gearbeitet zu haben. Und, dass ich dann sicher sechsundzwanzig Zeugnisse, drei Gesellenbriefe, einen Meistertitel und einen Ausbilderschein für das europäische Ausland haben würde. Wenn sie wüssten, wie nahe ihr damaliger Spott der heutigen Wahrheit kam!
Ich nahm das Angebot des Arbeitsamtes nur unter der Bedingung an, dass ich auch den Führerschein für Busse machen durfte. Ich bekam ihr Okay!
Als ich den Vertrag über die Umschulung erst beim Amt unterschrieben und dann noch einmal in der Fahrschule selbst gegengezeichnet hatte, informierte man mich darüber, dass ich zwar die Fahrerlaubnis für Busse machen kann, jedoch nicht nutzen darf, da ich bereits einen Herzinfarkt hatte. Es war rein rechtlich nicht erlaubt, Personen zu befördern, wenn man eine gesundheitliche Einschränkung in der Art besaß.
Die Saubande vom Arbeitsamt war mir scheinbar immer einen Schritt voraus!
Da ich nun schon einmal doppelt unterschrieb, blieb ich eben dort hängen. Und traf erstmals auf den zuvor erwähnten „Energiefresser“ namens Pitter.
Er saß dort auf einem der viel zu kleinen Stühle im Schulungsraum der Fahrschule. Links und rechts der Sitzfläche hing mindestens eine halbe Arschbacke herunter. Er trug einen Cowboyhut und ein Indianer T-Shirt, mit einem heulenden Wolf vor einem Vollmond, an dem auch noch Indianerfedern herunterbaumelten. Das Ganze wurde komplettiert von einer kackbraunen Wildlederjacke mit Fransen, die nach Schwein roch. Da saß also eine seltene Mischung aus Cowboy und Indianer. Und einem Wolf, der nach Schweinsleder roch. Klassisch!
Ich habe mein Leben lang circa vierzig bis fünfzig Bücher im Jahr gelesen. Ich wusste, wie Honoré de Balzac aussah, da ich alle seine Bücher kannte und mochte. Der Cowboy, der mir da in der Schulklasse gegenüber saß, hatte den Kopf von Balzac und den Rumpf von Bud Spencer. Und er besaß die Schuhgröße von Bud. Zweiundfünfzig aufwärts!
Ich hatte damals lange, schwarze Haare, die mir bis zur Hälfte des Rückens hingen. Ich trug einen mittelalterlichen Gehrock aus schwarzem Pannésamt, eine schwarze Hose aus Lackleder, hohe Stiefel aus Lackleder und ein T-Shirt der Band „Deine Lakaien“.
Pitter schaute während des Unterrichts ständig auf den Schriftzug meines Shirts. Hatte der Energiefresser ein neues Opfer erspäht? Einen neuen Lakaien gefunden?
Pitter, der Energiefresser, in seinem Mix aus Indianer und Cowboy war damals vierundvierzig. Ich hatte gerade meinen achtundzwanzigsten Geburtstag hinter mir.
Er hatte angeblich Koch gelernt und es bis zum Chef de Cuisine gebracht. Pitter legte größten Wert darauf, genau diesen Titel innezuhaben. Mit dem deutschen Wort Chefkoch wollte er sich partout nicht zufriedengeben. Er hasste die deutsche Mentalität. Unsere erste Gemeinsamkeit damals!
Er gab vor, einige Jahre ein eigenes Restaurant in der Camargue in Frankreich besessen zu haben. Er hatte es nicht geführt, er hatte es besessen. Angeblich war der berühmte Paul Bocuse sein Ziehvater und er nannte ihn seinen Freund!
Als ich das erste Mal in seine Wohnung kam, sprang mich ein großer, schwarzer belgischer Schäferhund an. Der Hund hieß Charly und machte auf mich den Eindruck, als ob er nur darauf wartete, dass jemand zur Eingangstür hineinkam, damit er flüchten konnte. Später sollte ich einmal verstehen, wieso!
Pitter liebte Hunde. Sie dienten ihm als stumme Freunde, die im Gegensatz zu so manchem unverschämten Menschen, wenigstens ihr Maul halten konnten, wenn er seinen Standpunkt mal wieder nicht vollständig durchsetzen konnte.
Er sprach mit Hunden, wie mit kleinen Idioten, oder so, wie man mit einem neugeborenen Baby reden würde. Wenn der Hund fraß, dann stand er daneben und schaute ihm dabei zu. Dann sagte er zu ihm, „gell, Schatzemann, das ist lecker!“ oder „sag bloß, das ist lecker, Schatzemann?“. Als ob der Hund sagen könnte, dass es lecker ist, oder eben nicht!
Der Hund schaute ihn dabei jedes Mal entgeistert an, als wollte er sagen „verpiss dich endlich und lass mich in Ruhe essen!“.
Er nannte den stolzen, schwarzen, männlichen Schäferhund „Schatzemann“ oder „Humpel Pumpel“. Der Hund muss sich die meiste Zeit gedacht haben, dass der dicke Mann, der da vor ihm stand und mit ihm gerade redete wie mit einem Vollidioten, eventuell schwul ist!
Wenn ich einen Hund gehabt hätte, würde ich ihn mit Respekt anreden. Er bekäme von mir auch keine Namen wie Mausi, Peggy, Blacky oder Mimi, sondern einen seriösen Namen. Sowas wie Wolfgang, Rosemarie, Helmut, Günther, Marianne, Wilhelm oder Siegfried. Nur Stahlhelm würde ich den Hund nicht unbedingt nennen wollen!
Pitter war ständig auf der Suche nach richtigen, wahren Freunden, verwechselte aber seit mindestens vierundvierzig Jahren den Begriff und die Bedeutung „Freundschaft“ mit dem Wort „Untertan“. Ich befand mich nie auf der Suche nach Freunden. An einem besten Freund hatte ich schon lange kein Interesse mehr. Ich sah mir Menschen eine Zeitlang an, schaute, ob ich mit deren Ansicht einigermaßen gut auskam, und ging dann irgendwann wieder meinen eigenen Weg, wenn ich das eben nicht konnte.
Pitter war für mich schnell als eine weitere, kurze Station in meinem Leben katalogisiert. Auch ich schien zu so etwas fähig zu sein. Hatte es irgendwann gelernt. Zwangsläufig!
Ich hatte ihn relativ schnell durchschaut. Da ich nun einmal ein Jahr in der Umschulung mit ihm auskommen musste, folgte ich seiner Einladung zu einer kleinen Kennenlern-Party. Er hatte sich einige Kandidaten aus der Schulklasse herausgefiltert, bei denen er hoffte, die Chance auf „wahre Freundschaft“ austesten zu können. Ich durchschaute ihn schneller und besser, als er selbst dazu imstande war.
Er hatte ein total verklärtes Bild von seinem eigenen Ich. Vielleicht machte sich in seiner Vergangenheit niemand die Mühe, ihm genügend Feedback zu geben, doch welcher Mensch konnte schon auf so etwas zurückgreifen? Da war er bei Weitem nicht der Einzige. So wurde er irgendwann unfähig zur Selbstanalyse, aus einer permanenten Unsicherheit heraus.
Alle Menschen um ihn herum, hatten stets Schuld an seinen Miseren, nur nicht er selbst! Er war ein großes, jammerndes Baby im Körper eines Kolosses. Und seine Stimme, dass einzig wirklich männliche in ihm, war tief und volltönend. Es erinnerte mehr an das Brummen eines Bären, den man aus dem dicksten Winterschlaf gerissen hatte.
Wir saßen wie seine Schüler, in einer Reihe auf ein paar alten Möbeln, die er sich von diversen Sperrmüll-Aktionen zusammensuchte, in seinem Wohnzimmer. Er stand mächtig in Pose hinter einem mit alten Heften und CD's vollgepackten Wandteiler und kochte für uns alle. Sein Rücken wirkte, wie das Kreuz eines Silberrücken-Gorillas. Über seinen Arsch möchte ich lieber keine Aussage machen, da ich die Schwulen nicht geil machen möchte.
Der Geruch aus der schmalen Küchenzeile, direkt hinter dem Wandteiler, roch wie eine Mischung aus altem schimmeligen Spüllappen, Gulasch, Rotkohl und mir unbekannten Gewürzen, die er, wie er uns sagte, selbst auf einem Markt in Frankreich zusammenstellte. Die vollgeschissenen Windeln meines Neffen rochen damals genau so!
Ich war gespannt, was der „Chef de Cuisine“ zaubern würde und, ob ich das überlebte!
Während die anderen Schüler sich so langsam untereinander kennenlernten, ließ ich meinen Blick durch sein Wohn-Schlafzimmer-Küchen Gebilde schweifen. Ich suchte dort in den Regalen und an den Wänden so etwas wie Vergangenheit und Hinweise auf sein Seelenleben. Dann fand ich den besagten Spruch des heiligen Franz von Assisi, über die Treue des Hundes gegenüber dem Menschen.
Es war das erste Wochenende direkt nach dem Start der Umschulung und ich wusste bereits so gut wie alles über ihn. Pitter konnte die wenigen Gäste, die seiner Einladung gefolgt sind, mit seinen Geschichten beeindrucken, mich nicht!
Er sprach von seiner Zeit in Frankreich, an der etwas sein musste, da er sehr gut französisch sang. Wir hörten nacheinander Edith Piaf, Charles Trénet und Jaques Brel, von seinem plärrenden CD-Spieler aus Plastik und aus seinem Mund. Damit konnte er, zumindest bei mir, punkten. Ich mochte die französischsprachigen Chansons, mochte auch die meisten Filme der Franzosen. Die Alten noch mehr, als die neueren.
Seine hinter einer Selbstverliebtheit versteckte Erbärmlichkeit und die Sehnsucht zurück in ein anderes, früheres Leben, langweilte mich nicht im Geringsten.
Ich ließ ihn seine Masche fahren, seine Tour abziehen, sah mir weiterhin sein Zimmer an.
Dort hingen ein paar vergilbte Fotos aus einer Zeit in Elsass-Lothringen. Damals war er noch schlank. Hatte aber schon diesen unverkennbar imposanten Blick, den ich davor nur bei wenigen „Persönlichkeiten“ fand. Balzac, Dschingis Khan, Attila, Grigori Rasputin, Orson Welles, um nur einige zu nennen.
Es war etwas in den Augen und Gesichtszügen, was all diese Menschen und auch ihn verband. Dieser vom Kämpfen müde Blick einer angeschlagenen Ratte. Ein Lauern lag in diesem Blick.
Er tischte uns das Essen auf. Da ich Vegetarier bin, bekam ich lauwarme Kartoffelklöße und kalten Rotkohl, mit einem Blatt Lorbeer garniert. Ich kannte keinen Lorbeer und knabberte daran herum. Es schmeckte nach Seife!
Maria, die hübsche Italienerin aus unserem Kurs, half ihm danach beim Abwasch. Normalerweise hatte kein anderer Koch, außer ihm, zutritt zu seinem Reich. Maria konnte so schön mit ihrem kleinen Hintern wackeln. So machte er bei ihr eine Ausnahme. Sie passte auch gerade so zwischen seinen Bauch und dem Anfang der selbst gesägten Arbeitsplatte. Und in sein Beuteschema!
Während die Russen aus dem Kurs sich an dem kostenlosen Wein zu schaffen machten, sah ich mich in seinem Wohnzimmer um. Mich interessierte, was er so literarisch drauf hatte. Zwischen einem Stapel uralter Zeugnisse fand ich einen Facharbeiterbrief. Auf dem stand groß und breit, dass dieser „Chef de Cuisine“ ein gelernter Hotelfachmann war!
Ich sah mich in seinem Wohnzimmer um. Na kochen konnte er schon einmal nicht besonders. Und das mit dem Tische und Stühle aufstellen, ließ mich zusätzlich daran zweifeln, dass weder der Titel des Chefkochs noch der Facharbeiterbrief für den Hotelfachmann echt sein konnten.
Schnell bekam ich bestätigt, was ich mir schon die gesamte, erste Woche hinüber gedacht hatte. Der Typ war ein Aufschneider! Man konnte ihm maximal die Uhrzeit und das aktuelle Datum glauben, wenn man sich danach noch selbst Gewissheit verschaffte.
Dann sah ich einen kleinen Karton, in dem jede Menge unbezahlte Rechnungen lagen. Es wimmelte dort nur so von ersten und zweiten Mahnungen. Daneben ein weiterer Karton mit Androhungen von Klagen und Gegenklagen, Briefen von und an die Polizei. Dieser Karton war größer als der, mit den unbezahlten Rechnungen. Ich dachte mir meinen Teil!
Ich sah durch die Bücher im Wandteiler hindurch, wie er sich mit dem Küchenhandtuch den Schweiß von der Stirn wischte. Es war das Küchenhandtuch, mit dem er unsere Teller abtrocknete!
Der Hund kratzte panisch an der Wohnungstür und wollte hinaus. Nun wusste ich warum!
Die Leute, die zum Pitter auf die kleinen Feiern kamen, wurden immer weniger.
Nach circa zwei Monaten waren vom harten Kern nur noch die Italienerin, Maria, ein Military Freak namens Thomas und ich übrig.
An Maria hatte ich Interesse, doch sie angelte sich einen Schulkollegen aus dem Osten. Ich hatte was für Ossis übrig, meine Mutter kommt von da. So ließ ich Maria ziehen. Sie hatte ohnehin was von einer Nutte und ihre neue Beziehung zu ihm hielt wenige Wochen. Vielleicht lag es auch daran, dass auf einer Party, die Maria im Garten ihrer Eltern gab, sie sich mit Sekt bekleckerte und mich scherzhaft bat, es aus ihrem Dekolleté zu lecken.
Ich hatte diesen Scherz ernst genommen und tat das. Wollte nur hilfreich sein. Dem Ossi und Marias strengem Vater, der hinter einer Küchengardine das Treiben seiner Tochter genau beobachtete, gefiel meine Art von Hilfestellung gar nicht. Was konnte ich dafür, dass sie eine Nutte war? Trotzdem mochte ich sie!
Bei den Fahrstunden hatte sie oft genug Mühe, überhaupt die Pedalen des riesigen LKW zu betätigen oder das große Lenkrad zu drehen. Sie musste mit ihrem kleinen, niedlichen Hintern aus dem Sitz hoch, um überhaupt an alles heranzukommen. Einen Anhänger an und wieder abzukuppeln, bekam sie überhaupt nicht hin. Für ihre Prüfung sah ich schwarz!
Ich wusste schon, wie man einen LKW fährt, noch bevor die Umschulung begann. Ich hatte regelmäßig den LKW meines Vaters gewaschen und drehte ab und an eine Runde auf dem Hof der Firma, für die er arbeitete. Maria war ein guter Kumpel und ich half ihr.
Irgendwann endete die Umschulung dann und ich konnte wieder einige, kleinere Zeugnisse mehr meiner Sammlung hinzufügen.
Ich ging in ein halbjähriges Praktikum bei einer Spedition, während Pitter seines bei einem Busunternehmen absolvierte.
Zu der Zeit gab es noch keine Navigationsgeräte. Mein Navi bestand aus einer zerfledderten Straßenkarte. Ich hatte auf einem vierzehn Tonner gelernt und bekam nun einen siebeneinhalb Tonner vorgesetzt, dessen Aufbau wackelte und den ich auch mit einem normalen PKW Führerschein hätte fahren dürfen. Damals zumindest noch.
Ich stand dafür morgens um 04:00 Uhr auf, trat meinen Dienst um 05:00 Uhr an und konnte mir noch die unlustigen, sarkastischen Scherze des Disponenten anhören, der lieber urkomische Witze über arme, ausgebeutete Praktikanten erzählte, als schon mal seinen Arsch zu bewegen, um für mich die Touren vorzusortieren.
Ich fuhr also mit einem halb kaputten Kleinlaster und ohne Navi durch halb Deutschland. Abends kam ich gegen 20:00 Uhr in mein Dorf zurück. Ich fuhr noch einmal bei meinen Eltern zum Abendessen vorbei und fand den Vater voller Stolz auf seinen Sohn vor.
Was war daran zu bewundern, wenn man so idiotisch ist und sich in einem kostenlosen Praktikum mehr als dreizehn Stunden ausnutzen ließ? Meiner Mutter tat ich wenigstens „nur“ leid!
Ich war mal wieder maßlos enttäuscht über das Arbeitsamt und deren ständigen, unehrlichen Versuchen, einen Herzkranken, in so eine Art von Plackerei zu vermitteln.
Wieso zwangen sie seit Jahren Menschen in Jobs und Umschulungen, die im Grunde genommen nichts brachten und die auch keiner wollte? Das Ganze musste früher oder später in die Hose gehen. Wann würden die das endlich kapieren?
Am elften Tag meines Praktikums reichte es mir. Ich lenkte den Kleinlaster auf einem Stück stillgelegter Autobahn in die Leitplanke, wendete dort und eierte mit dem Haufen Schrott von einem siebeneinhalb Tonner auf den Betriebshof zurück.
Dann fuhr ich mit meinem weißen XR3i Cabrio, mit offenem Dach, vom Firmengelände und sah den Disponenten mit seinem besten Freund, dem Werkstattmeister schäumend vor Wut, mit geballter Faust, hinter meinem Wagen herlaufen. Ich hob den Mittelfinger zum Abschied und lachte laut!
Ich schob die Stray Cats CD in den Player und stellte die Musik ordentlich laut. Es war Wochenende, dass Wetter war schön und ich hatte mich wieder einmal befreit!
Kennst Du das auch?
Du hast gerade mal wieder den beschissensten Job deines Lebens geschmissen und nun sitzt du in deinem Auto oder auf deinem Motorrad und fährst einfach nur durch die Gegend. Dir ist deine Miete, dass Arbeitsamt, der vielleicht drohende Ärger mit denen, die finanzielle Zukunft, in dem Augenblick scheißegal, weil du dich gerade vom miesesten Sklavenjob deines Lebens befreit hast. Du weißt im Grunde genommen, dass dein Leben immer weiter geht. Du weißt, dass nur der Tod wirklich schlimm ist, doch selbst die Aussicht darauf kümmert dich in dem Moment nicht. Hast dich befreit und warst für eine kurze Zeitspanne, vielleicht nur für diese lange Ausfahrt, von einer weiteren Sorgen entledigt.
Ich saß dort hinter dem Steuer meines Cabrios, aß ein belegtes Brötchen mit Käse und Salat, trank dazu eine Flasche kalten Kakao, hörte laut Musik und sang aus voller Kehle vor mich hin, während diese ach so schlauen Vollpfosten bei der Spedition ihren "teuren" LKW auseinanderbogen. Zur gleichen Zeit verhängten die Pfeifen beim Arbeitsamt gerade eine dreimonatige Sperrzeit für irgendein armes Schwein, der sich das gefallen ließ und mein Vater spielte den Wochenend-Blues auf seiner Bierflasche, weil sein jüngster Sohn mal wieder „gescheitert“ war. Mir waren all diese Leute und Institutionen piepegal!
Aus der Sperrzeit wurde nichts. Zumindest nicht bei mir.
Mein treuer Hausarzt attestierte mir eine Verschlechterung der Herzleistung und der Blutdruckwerte unter Belastung, durch zu viel Stress. Ich gab ihm dafür eine der Flaschen Wein, die ich beim Pitter mitgehen ließ und kam so aus der Sache heraus.
Abends war ich mit dem Pitter alleine. Ich ließ einen Karton billigen Rotwein springen, der ganz gut schmeckte und dazu eine dicke Pizza. Das Geld dafür stammte aus einer riesigen Kiste an Pfandflaschen, die ich bei der Spedition mitgehen ließ.
Those were the funny days!
Mittlerweile kam niemand mehr zum dicken Pitter.
Die Umschulung endete für mich mit dem Abbruch des Praktikums und Pitter fuhr nun für ein Busunternehmen einen Linienbus auf Abendschicht. Aus der Klasse waren jetzt nur noch er und ich übrig, da Maria tagsüber für ein anderes Busunternehmen fuhr und der Military Freak sich mit dem Verkauf von Armeeklamotten und ausgedienten Transportern selbständig machte.
Ich saß so manchen Abend vorne auf dem Sitz des fast leeren Linienbus und begleitete den Dicken. Er saß meistens in seiner Cowboy-Kluft am Steuer, hatte seinen schwarzen Schäferhund dabei und fetzte sich regelmäßig mit betrunkenen Fahrgästen oder nuttigen, großschnauzigen Weibern. Es war ein mordsmäßiger Spaß für mich.
In der Nacht kochte er dann noch was oder wir stürmten eine der zahlreichen Pizza- oder Pommesbuden im Dorf. Wir tranken kaltes Schwarzbier aus ein Liter großen Gläsern, dazu französischen Pastis und manchmal Absinth.
Der dicke Pitter hatte einen richtigen Knall bekommen. Irgendwann in seinem Leben mal.
Er besaß einst ein eigenes Restaurant in der Camargue. Dieses Restaurant setzte er irgendwann mit seiner cholerischen und unfreundlichen Art in den Sand. Zurück blieben fast einhunderttausend Deutsche Mark an Schulden. Da er seine Mutter im Schlepptau hatte und diese krankheitsbedingt nach Deutschland zurückwollte, brach er sein Leben in Frankreich ab und folgte ihr zurück nach Deutschland.
Er bezeichnete das als den größten Fehler seines Lebens, da seine Mutter sich einige Monate später gegen ihren unausstehlichen Sohn wendete. Mit Recht!
Es war Pitters widerliche Art. So großzügig und gastgeberisch er auch sein konnte, so unausstehlich wurde er immer dann, wenn bei ihm Blutdruck und Blutzucker über einen bestimmten Level stiegen. Das passierte innerhalb von nur wenigen Sekunden!
Er behandelte gute, langjährige Freunde unfair und überschüttete jeden potenziell brauchbaren, neuen Freund mit seiner übertriebenen Gastfreundlichkeit. Er behandelte seine Frauen wie den letzten Dreck, köderte sie zuerst mit seiner charmanten Art, seiner tiefen Bassstimme und dem unwiderstehlichen Französisch und ließ sie dann, nur wenige Tage später, wissen, wer der Herr im Haus ist. Da ging dann plötzlich nichts mehr mit charmant und Gentleman.
Frauen merkten relativ schnell, auf was für eine Mogelpackung sie da wieder hereingefallen waren. Spätestens nach dem ersten Sex wurde es ihnen deutlich. Der Pitter hatte einen Penis, wie eine Erdnussflips!
Ich hatte seinen Ringel nie gesehen, wollte ich auch gar nicht! Seine jeweiligen Frauen erzählten es mir immer brühwarm.
Es war die immer gleiche alte Leier. Der mit der größten Schnauze, der am lautesten brüllte, bekam das Mädchen. Seit der Steinzeit hatte sich in der Hinsicht nichts geändert. Ein eventuell existierender Gott hatte irgendwann eine ziemlich imperfekte Menschheit geschaffen, bekam schnell die Nase voll davon und hatte sich verpisst.
Ich war in meiner Kindheit vorwiegend mit Mädchen aufgewachsen, hatte einen besonderen Draht zu den Mädchen und später auch zu Frauen. Nicht, dass ich dadurch zu einem Frauenversteher wurde. Ich verstand nur ihre Denkweise und ihr Handeln ganz gut. Vielleicht war ich deshalb oft Single!
Durch die Gegebenheiten mit seiner Mutter, den Frauen hier in seinem verhassten Deutschland und dem nervigen Job als Busfahrer, wurde er zum unerträglichen Choleriker. Sein Blutzucker lag bei dreihundert bis vierhundert. Die Tabletten gegen den hohen Blutzucker brachten ihm zusätzlich Kopfschmerzen. Ich sah auf der Ablage in seinem Badezimmer eine ganze Tasche mit Medikamenten, die er alle nehmen musste. Ich dachte, dass ICH schon nicht wenig einnahm, aber er?
Seine Kopfschmerzen versuchte er mit ausreichend fettiger Nahrung und möglichst viel Bier und Rotwein zu kompensieren. Irgendwann konnte er seinen Bedarf an Energie mit Nahrung nicht mehr decken.
Pitter musste an die Energie anderer Menschen gehen, um seinen Frust und seinen Hass zu stillen. Das kostete ihn selbst Unmengen an Energie. Er dachte, er könnte an die Energie seiner armen Opfer leicht herankommen, hatte ein Buch über den Umgang mit der Umleitung kinetischer Energie gelesen und es scheinbar falsch verstanden. Auch das mit Yin und Yang brachte ihm keine Erleuchtung. Sein Pendel schwang immer nur in eine Richtung, in jene, die er zwanghaft bestimmen musste.
Aus einem kleinen, gelegentlichen Energieräuber, wurde ein Energiefresser, aus einem Choleriker, mit gelegentlichen Anwandlungen zum Gutsein, ein wahnsinniger Megalomane.
Er wurde für mich damit immer interessanter und zu einem Studienobjekt für meine darauffolgenden, jahrelangen Versuche an ihm!
Der Energiefresser war seine erste Frau losgeworden. Sie lebten schon länger getrennt. Nun war er sie endgültig los. Oder sie ihn, wie man es sehen mag!
Seine Stieftochter, die, wie er sich einbildete, seine richtige Tochter darstellte, hatte Interesse an mir, und ich auch an ihr. Sie kam aus dem Osten von Deutschland, war groß, schlank und blond. Ein nettes, natürlich wirkendes Mädchen. Sie spielte zwar in einer anderen, etwas höheren Liga, was den Beruf anging, doch sie gefiel mir schon sehr. Sie hieß Kathi, wie auch sonst!
Ich durfte sie eines Tages auf einer Gartenfeier beim Energiefresser kennenlernen. An jenem warmen Sommertag in seinem Garten arbeiteten wir zusammen in dem Nutzgarten. Es dauerte nicht sehr lange, da bekam der Dicke einen cholerischen Anfall. Er machte seine Frau, Kathis Mutter, vor versammelter Mannschaft zur Sau. Ich versuchte gerade krampfhaft mit Kathi anzubandeln und sie zeigte mir gegenüber auch Sympathie. Der Energiefresser verdarb uns aber jegliche Laune und sie zog jammernd mit ihrer heulenden Mutter ab. An dem Tag hätte ich ihm den Hals umdrehen können. Ich nutzte nicht viele Chancen bei Frauen, eine davon hatte er mir soeben zunichtegemacht.
Da er seine Mieten meistens nicht pünktlich oder erst gar nicht zahlte, häuften sich die offenen Rechnungen und die Mahnungen in seinen Kartons. Ich sah mir das belustigt an.
Eines Abends tranken wir einen goldgelben, sehr leckeren Wein. Als leidenschaftlicher und gelernter Maler bin ich vernarrt in Farben generell. Ich liebe Kombinationen von edlen Farben mit Metallischen, wie Weinrot mit Gold oder Silber. Dunkelblau mit Gold, dunkelgrün mit Gold, Türkis mit Gold, sowas eben!
Das Etikette des Weines war in meiner liebsten Farbe, einem dunklem, nicht zu Grün stichigem Türkis ausgeführt. Umrandet wurde es von Gold und die Schrift war in Gold gehalten. Der Wein sah echt edel damit aus. Der Korken hatte ordentlich Weinstein, der in der billigen Knastlampe der Wohnzimmerbeleuchtung funkelte, wie Diamanten.
Er erzählte mir recht glaubhaft, dass er als Alleinkoch im VIP Bereich des Bayerstadions gekocht hatte. Den Wein hatte er dort mitgehen lassen, was immer er damit auch meinte. Die Flasche, eine Flasche wohlgemerkt, sollte etwas über achthundert Euro kosten. Und er würde diesen guten Tropfen heute nur mit mir trinken. Der Wein schmeckte leicht ölig und nachdem ich mir den Preis vor Augen gehalten hatte, trank ich ihn gleich langsamer und nur noch Schluckweise. Ich hatte nur sehr wenig Wein in meinem gesamten Leben gekostet. Und nun sollte es direkt einer für achthundert Euro die Flasche sein!
Wenige Tage später war ich so etwas wie ein Fan von Wein geworden. Ich hatte viel Rotwein und auch gelegentlich mal eine Flasche Weißwein bei ihm getrunken. Machte mir nie viel aus Wein, kam aber langsam auf den Geschmack.
Ich schaute mir die Vielzahl an Weinen in dem großen Supermarkt an. Es gab dort Hunderte verschiedener Sorten. Ich konnte Rotwein nicht gut vertragen, hatte auch Probleme mit rotem Traubensaft. Ich glaube, es lag an der Oxalsäure. Hatte die Probleme auch mit grünem Gemüse, bekam davon einen leicht kolikartigen Schmerz an den Nieren.
Weißwein konnte ich besser vertragen, trank aber generell nicht viel Wein. Ich war erst durch den Energiefresser auf den Geschmack gekommen. Er hatte mir die Philosophie und die Geschichte des Weines nahe gebracht.
In der untersten Reihe des letzten Regals, fand ich eine Flasche seines edlen Tropfens, der angeblich achthundert Euro pro Flasche kosten sollte und nur dem exklusiven VIP-Bereich seines früheren Arbeitgebers zugänglich sein sollte.
Der Wein kostete hier Euro 3,49 pro Flasche!
Die ständigen Lügen des Energiefressers, die er scheinbar immer öfter selbst glaubte, führten rasch dazu, dass ich ihn gar nicht mehr ernst nahm. Ich nahm mir an dem Tag, in der Weinabteilung des großen Supermarkts vor, den Spieß umzudrehen und ab da an ihn möglichst oft auflaufen zu lassen.
Ich hatte zuvor versucht ihm mein Cabrio schmackhaft zu machen. Konnte die Raten in Höhe von sechshundert Euro monatlich nicht mehr länger aufbringen und hatte noch circa zwei Jahre an dem Wagen abzuzahlen. Er nahm ihn, unterschrieb den Vertrag für die Übernahme der Raten an die Bank, zahlte aber zwei Monate lang keinen Cent an die Bank. Die Bank schrieb daraufhin mich an.
Jeder andere „Freund“ oder „Bekannte“ hätte ihm sofort den Laufpass gegeben. Ich nahm sein Verhalten zum Anlass ihn ab sofort mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Ich ließ ihn finanziell bluten. Hatte die Kraft und das Durchhaltevermögen dazu. Man kann einen Bekannten natürlich auch sofort ausmustern und sich neuen, anderen Menschen zuwenden. Er hatte scheinbar noch nicht genug Lektionen im Leben gelernt. Nun sollte er eine richtige Lektion von mir verpasst bekommen. Ich hatte ab sofort SEINE Energie auf MEINEM Sucher!
Ich holte mir das Cabrio zurück und er jammerte herum, dass er sich keiner Schuld bewusst ist. Klagte darüber, was er mir denn angetan hat, dass ich ihn so sehr strafe. Er dachte doch, dass zumindest ich sein Freund wäre. Er hatte doch extra seinen teuren Wein an mir vergeudet, wo ich jetzt so einen schlechten Charakter ihm gegenüber zeigte. Der Typ war unschlagbar verrückt!
Abends saß ich in seiner Bude und berichtete ihm, wie sehr sich mein Bruder über die Übernahme des Vertrages gefreut hatte. Wie gut das weiße Cabrio sich in der Garage meines Bruders machte. Ich betonte die Wörter „mein“ und „meines“ besonders, ließ mir jedoch keinerlei Zynismus oder Sarkasmus anmerken. Ich sah ihn recht glücklich dabei an. Er kochte innerlich!
Sogleich beförderte er mich zu seinem persönlichen Sekretär. Er war jetzt im Napoleon-Modus. Es gab leckeres Essen und viel Wein und Bier kostenlos. Dafür hatte ich nur die Aufgabe, ihm einige unliebsame Briefe an Polizei und Staatsanwaltschaft zu beantworten und einige sehr dreiste und wohlgeformte Briefe an diese zurückzuschreiben. Die er formulierte. Ich lachte innerlich und versuchte dabei ernst zu bleiben.
Er lehnte alle Ausführungen von Polizei und Staatsanwaltschaft strikt ab. Er ließ in seinen Antwortbriefen, die ich für ihn in die Tastatur knallte, verlauten, dass er alle an dem Fall beteiligten Richter, Anwälte und sogar den Staatsanwalt wegen „Befangenheit“ ablehnt und sofort auszutauschen wünschte. Der Dicke kochte vor Triumph. Ich sah im Schein der Knastleuchte, die an der Decke über ihm schwebte, Kaiser Nero persönlich vor mir.
Das Seitenprofil seines Gesichts erinnerte an Adolf Hitler und seine geschlitzten Augen, waren die einer Ratte auf Speed. Ich heulte innerlich Tränen des Glücks, verzog dabei keine Miene, sondern feuerte ihn verbal zu Höchstleistungen an, die er gerne aufsog. Er diktierte wie im Wahn!
Der Energiefresser bewunderte meine Art, einen ganzen Brief in circa fünfzehn Minuten schreiben zu können. Ich war nicht nur Maler, sondern auch gelernter Industriekaufmann, konnte im Zehn-Finger System blind tippen. Er brauchte für einen Satz fünfzehn Minuten, mit nur zwei Fingern. Und da seine Finger ziemlich dick waren, seine Fingernägel mehr an Adlerkrallen erinnerten, als an normal menschliche, vertippte er sich noch ständig.
Ich gab mein Bestes an dem Abend, haute ihm circa zehn Briefe hin, die er mir alle diktierte. Zwei Wochen später kam die Räumungsklage für seine Wohnung!
Meine damalige Vermieterin, Andrea und deren Eltern, Wolfgang und Rosi, gingen mir auf die Nerven. Mit Andrea hatte ich im Grunde genommen nichts zu tun. Sie war nur meine Vermieterin und wohnte gar nicht mit in dem Haus. Ihre Eltern nervten dafür um so mehr.
Die Wohnung zwischen ihren Eltern und meiner Dachwohnung wurde frei. Die alte Omi, die zuvor dort gewohnt hatte, musste ins Altenheim, weil sie die Wohnung in Brand setzte. Ich vermittelte und verkaufte der Andrea meinen „besten Freund“, den Energiefresser, als Nachmieter. Ich sprach in höchsten Tönen von diesem Prachtkerl, der nie seine Miete schuldig blieb. Er stand daneben und vor seinem geistigen Auge verwandelte sich seine drohende Obdachlosigkeit in eine Traumvilla.
Nachdem Andrea seinem französischen Charme erlegen war, durfte er die Wohnung haben. Er sah sie beim Unterzeichnen des Vertrags an, wie das Stinktier von Bugs Bunny seine Angebetete. Ging da was? Ich beobachtete die Beiden ganz genau im Profil. Konnte ich zwei Fliegen, vielleicht drei, eingerechnet ihre Eltern, mit einer Klappe schlagen?
Mein alter Kumpel Sascha nannte mich einmal den größten Satanisten, der ihm je untergekommen ist. Dabei wollte ich doch nur helfen, nur vermitteln. Menschen zusammenführen und sehen, was aus dieser Vereinigung „erblüht“. Mein leidiger „Freund“ war fast davor mit Ende vierzig obdachlos zu werden, Andrea war erst Ende dreißig und hatte ihren ersten Mann an die Fettsucht verloren. Ihre Eltern konnten einen Schwiegersohn wie den Energiefresser vielleicht gebrauchen und würden mir nicht ständig auf den Sack gehen. Ich musste mir nicht immer ihren starken Kaffee und ihre fettigen Törtchen antun. Mein dicker Freund konnte ruhig noch ein paar Kilo mehr gebrauchen. Und Andrea würde sicher mal wieder einen schönen Ringel aus Fleisch gebrauchen können!
Ich renovierte dem Dicken seine Wohnung im Eilverfahren. Er war ohnehin keine große Hilfe als Handwerker. Ich schickte ihn zum Petanque-Training weg und er kam einige Stunden später mit einem Mädel zurück. Wollte er meinen Plan, ihn mit Andrea zu verkuppeln, etwa so schnell zunichtemachen?
Der kleine, dicke Goldhamster da an seiner Seite hieß Elke. Ich dachte sofort an den Song der Berliner Band „Die Ärzte“. Sie sah nicht wirklich menschlich aus und auch nur sehr wenig weiblich. Sie sah eher aus wie ein Kleintier aus einer Zoohandlung. Brust und Bauch gingen in einer Flucht über. Sie war so groß, wie sie breit war. Sie hatte einen leichten Oberlippenbart und eine kurze, abgefressene Knabenfrisur.
Nachdem er sie ein paar Mal richtig rund gemacht hatte, hielt sie ihn für männlich und beschloss, erst einmal bei ihm zu bleiben. Ob sie das immer noch tat, nachdem sie seine Erdnussflips das erste Mal gesehen hatte?
Meinen Plan ihn mit Andrea zu verkuppeln, legte ich erst einmal auf Eis. Nun konnte ich Elke mit den Eltern von Andrea verkuppeln und mir den täglichen Kaffee und die Törtchen sparen.
Elke saß den ganzen Tag am Küchentisch. Sie trank Unmengen an Cappuccino von der billigsten Sorte. Sie kaufte das Pulver dafür in Säcken ein und süßte jeden der fünf großen Kaffeebecher zusätzlich mit sehr viel Zucker. Elke brauchte diese Art „schnelle Energie“ einfach, weil der Dicke ihr ständig an ihre Energie ging. Elke hatte als Alleinköchin in einer Pflegeresidenz gearbeitet. Und obwohl sie um Klassen besseres Essen zubereitete, als er, musste sie sich bezüglich ihrer Kochkünste von ihm einiges anhören. Er machte sie da oft richtig rund.
Irgendwann hatte Elke eine eigene Wohnung, weil sie es bei ihm nicht mehr aushielt. Sie nahm seinen schwarzen Schäferhund immer öfter zu sich, während er zum Dienst bei dem Busunternehmen musste. Mittlerweile hatte er sich das Fahren in voller Cowboy-Indianer Kluft abgewöhnt und saß nun in kompletter Blues-Brothers Montur hinter dem Lenkrad. Inklusive schwarzem Hut und schwarzer Brille. Die Kunden beschwerten sich über sein Outfit und seine rabiate Fahrweise. Er durfte auch den Hund nicht mehr mit in den Bus nehmen. Charly konnte aggressiv sein!
Irgendwann schaffte es Elke dann, den Hund ohne Leine über die Straße laufen zu lassen, während sie sich angeregt mit ihrer besten Freundin unterhielt. Ein Spinner, der mit einem Handy am Ohr, mit seinem 3er BMW in einer dreißig Zone mit Tempo siebzig fuhr, nahm Charly auf die Haube.
Dieser schöne, schwarze Hund starb unter starken Schmerzen, während der Spinner sagte, „was regen Sie sich denn so auf, ist doch nur ein Hund!“.
Weder der Dicke noch ich bekamen den Typen je zu Gesicht. Die Polizei wusste, was wir mit dem Kerl angestellt hätten und schützte ihn noch vor uns.
Charly war tot, Elke war so gut wie tot und der Dicke besorgte sich zwei neue, kleine Schäferhundwelpen. Ronja und ein anderes, eher mageres Weibchen, dass er kurze Zeit später an ein Pferdehof verkaufte, weil ihm der Hund zu mager vorkam. Zu wenig biss und Beschützerinstinkt zeigte.
Es dauerte nur sehr wenige Wochen, da hatte der Energiefresser in unserem Haus den ersten Ärger produziert. Er hatte es von je her drauf, seine Rechnungen nicht rechtzeitig oder erst gar nicht zu begleichen. Er musste lange suchen, um noch einen Provider für Internet und Telefon zu finden, der noch nicht auf seine Betrugsmasche hereingefallen war.
Strom bekam er bei keiner bekannten Gesellschaft mehr. Er fand mit Glück einen Dummen. Ein gerade erst neu entstandener Stromanbieter ging ihm auf den Leim. Das würde ganz sicher deren schneller Untergang bedeuten.
Nachdem er wieder online gehen konnte und ich ihm einen neuen PC zusammengebaut hatte, schrieb ich wieder Briefe für ihn. Er verklagte den Staatsanwalt, lehnte weitere Richter wegen Befangenheit ab, drohte einigen Anwälten mit Entzug ihrer Zulassung. Ich triumphierte!
Nachts tranken wir Rotwein, Absinth und Pastis mit Wasser, spielten stundenlang an einem seiner Geldspielautomaten im Wohnzimmer. Seine neue Wohnung verkam zu einer Spielhölle, in der sich nächtlich einige Bekannte aus seinem Pentaque-Verein zum Pokern trafen, während ich zuschaute und auf seine Kosten soff und speiste. Ich nutzte den Dicken richtig aus. Er schuldete meiner Bank noch zwei Raten fürs Cabrio. Die wollte ich mindestens wiederhaben, bevor ich ihn endgültig abschoss!
Einige Tage später hatte der Energiefresser schon den Garten hinter dem Haus übernommen. Sein neuer Schäferhund schiss dort ordentliche Haufen, während der Dicke sich so richtig ausbreitete, den ersten Streit mit Nachbarn vom Zaun brach, sich mit Nachbarn anfreundete, die ihm nützlich erschienen. Die Mutter von Andrea, unser Vermieterin, hieß Rosi. Sie durfte regelmäßig die Hundescheiße weg schippen, während wir im Garten saßen, grillten und soffen. Er hatte ein paar Naivlinge aus dem Verein gefunden, denen er ein sehr kleines Stück vom Garten als Nutzgarten abgab. Dafür mussten sie seinen Garten kostenlos mit instand halten, während er sich aus dem Staub machte, um zum Petanque-Turnier zu fahren. Ich sah mir seine neuen Sklaven sehr oft von meinem Dachfenster aus an. Köstlich!
Irgendwann legte er sich mit Elkes Motorroller auf die Seite. Er konnte es partout nicht leiden, wenn ihm jemand die Vorfahrt nahm. Die Vorfahrt nahm man ihm bereits, wenn man nur circa dreihundert Meter weit entfernt aus einer Ausfahrt fuhr. Er nahm sein Recht da sehr genau! Es kamen immer mal wieder neue Anzeigen dazu und seine drei Kartons mit offenen Rechnungen, Mahnungen und die Briefe von Polizei und Gerichten wuchsen prächtig.
Ich hatte ordentlich zu tun, als inoffiziell-offizieller Privatsekretär!
Er zog sich bei dem Unfall mit dem Roller einen Trümmerbruch am Arm zu, verlor dadurch seinen Job als Busfahrer. Er lag mehrere Wochen im Krankenhaus, circa zwanzig Kilometer von seiner Wohnung entfernt. Ich hatte den Schlüssel zu seiner Wohnung.
Ich lud meinen Kumpel Sascha und meinen gefräßigen Bruder zu nächtlichen Partys in die Wohnung des Dicken ein. Wir plünderten nacheinander erst seinen großen Kühlschrank, seine Vorratsschränke, die große Truhe im Keller und machten uns dann, mit einem einfachen Schraubenzieher bewaffnet, am Wein- und Vorratskeller des Energiefressers zu schaffen.
Einige Wochen später kam er aus dem Krankenhaus zurück. Er zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt von unserer Plünderaktion. Er merkte es nicht einmal.
Als er den leeren Weinkeller vorfand und die Rechnung über zweihundertachtzig Euro von seinem Internetprovider bekam, der ihm direkt den Anschluss kündigen wollte, weil der Dicke nicht pünktlich bezahlte, kam er langsam dahinter, dass er nicht der einige war, der Energie klauen konnte.
Mein Bruder und Sascha hatten einige Pornoseiten auf seinem Rechner frequentiert und so eine saftige Rechnung produziert.
Der Energiefresser konnte sich nicht beschweren. Er hatte von je her Strom geklaut und einiges an Rechnungen erst gar nicht beglichen. Immer dann, wenn er eine neue Wohnung fand, checkte er zuerst, ob man eine Stromleitung vom Allgemeinstrom aus dem Keller anzapfen konnte.
Er verlor seinen Internetanschluss, bekam seinen Strom gekappt und konnte von da an bei Kerzenschein über die schlechte Menschheit nachdenken.
Er heulte sich immer öfter verbal bei mir aus. Wollte von mir tatsächlich wissen, was er denn den Menschen getan hatte. Wieso waren alle gegen ihn? Er hatte doch keinem etwas getan. Damals, in Frankreich, war alles viel besser. Er lebte dort frei und sorglos in der Steppe der Camargue. Dort gab es Wildpferde und Natur. Es gab dort keine bösen Menschen. Er hatte angeblich in seinem Restaurant für einige Größen gekocht. Er kannte die Gipsy Kings, den alten Iglesias, Bocuse und einige andere mehr. Ob die ihn kannten oder heute noch kennen wollten, behielt ich lieber für mich. Ich glaubte ihm eh nichts mehr!
Er war nicht sauer auf mich, weil seine Vorräte vollständig aufgefressen waren, er war eher sauer, wegen der hohen Internetrechnung, die mein Bruder und Sascha mit den Pornoseiten produziert hatten. Er fand hunderte Einträge in den Internet-Cookies darüber, nachdem er die Rechnung beim Provider und die für den Strom beglichen hatte und wieder online gehen durfte. Ich hob die Schultern und gab mich unwissend. Gab vor, dass mein Bruder und der Sascha einige Male mit seiner Schäferhündin spazieren waren. Mehr wusste ich nicht darüber!
Sascha tauchte wenige Tage später dort auf. Er übergab dem Dicken einen großen Sack Zwiebeln als Wiedergutmachung. Den hatte Sascha wahrscheinlich bei irgendeinem türkischen Gemüsehändler geklaut, so wie ich ihn kannte!
Der Dicke kochte davon einen riesigen Topf Zwiebelsuppe, schmiss meinen Bruder und den Sascha hinaus und furzte sich ordentlich aus. Danach ging es ihm besser!
Von der Unfallversicherung bekam der Energiefresser insgesamt ein Schmerzensgeld von über fünfundzwanzig Tausend Euro.
Ich hatte einige Briefwechsel hinter mir, um ihm diese Summe zu ermöglichen. Zwischendurch schrieb ich hässliche Briefe für ihn, an den ersten und den zweiten Vorstand seines Petanque-Vereins, weil der Dicke nun einmal die typische Vereinsmeierei nicht gewohnt war und meinte, sich auch mit diesen Leuten fetzen zu müssen.
Ich wurde innerlich immer entspannter und gelassener. Der Junge besorgte mir eine Energie-Kur, wie ich sie nie zuvor erlebt hatte. Ich sog seine Energie förmlich in mich auf!
Anstatt seine zwei ausstehenden Mieten bei Andrea zu begleichen, seine nächste Strom- und die Internetrechnung zu überweisen, wurden seine Leitungen erneut gekappt und er blieb lieber bei Kerzenschein in seiner Bude hocken.
Nachdem die ersten Zahlungen der Unfallversicherung eingegangen waren, lud er mich in ein Bordell ein. Er war mir gegenüber schon dankbar und wusste mich als Freund und Helfer zu schätzen. Er sagte das nicht direkt, ich wusste es aber trotzdem.
Ich schlug seine Einladung ins Bordell jedes Mal aus. Ich mochte so Geschichten nicht. Habe sehr viel für professionelle Mädchen übrig, hasste aber jede Form von Zuhälterei. Für mich sollten alle Nutten einen unabhängigen Freiberufler-Status haben. Professionelle Mädchen, waren mir tausend Mal lieber, als all die Millionen von männlichen und weiblichen Prostituierten, die sich täglich in allen Bereichen des Lebens anboten, nur des Ruhmes, einer vorteilhafteren Position im Job, einer besseren Stellung im Leben und des Geldes wegen. Und da gab es mittlerweile Millionen von!
Einige Tage später erfuhr ich, dass der Dicke mit meinem Nachbarn, einem selbständigen Handwerksmeister, verheiratet und mit Kindern gesegnet, in dem Bordell war. Er hatte den unschuldigen Nachbarn zu dieser Tat genötigt, als er diesen in einer Kneipe traf, in der er ihn betrunken machte und mit ins Bordell schleppte. Die Nachbarschaft sprach bereits darüber. Die kleinen, verbalen, gelangweilten Dorfzeitungen waren schnell im Verbreiten von Nachrichten, in der Art, um von ihrer eigenen Schlechtigkeit und den eigenen Leichen im Keller ablenken zu können!
Es kostete den armen Handwerksmeister sein Ansehen in der Nachbarschaft.
Es hieß, der Dicke hatte gleich drei Frauen hintereinander vernascht, der Handwerksmeister versicherte, nur eine Cola auf Kosten des Bekannten getrunken zu haben.
Zutrauen konnte ich dem Dicken die drei Frauen. Als er im Krankenhaus lag, hatte ich in seinem Wohnzimmerschrank ein Fotoalbum gefunden. Ich fand eine Nahaufnahme seines besten Stücks. Ein eher normaler Ringel in zartem Violett, mit einem dicken Sack daran.
Dann fand ich traurigerweise noch ein Foto seiner Stieftochter. Sie lag in einer Art Zelt, wahrscheinlich in Frankreich. Sie hatte einen schwarzen Spitzen-Body an, durch den man alles sah. Kathi wirkte betrunken und hatte einen richtig buschigen Bären zwischen den Beinen. Keine Ahnung, wie es zu dem Foto kam, doch ich war nun noch mehr froh darüber, mit ihr nichts angefangen zu haben. Ich stand nicht auf buschige Bären!
Der Dicke zog aus unserem Haus aus, machte mit dem Geld der Versicherung eine Kneipe auf, zog bei seiner Elke in die Wohnung ein und ließ Andrea auf den Mietschulden sitzen.
Er hatte ja nie jemandem etwas getan. Alle waren gegen ihn. Immer!
Der Energiefresser nistete sich bei Elke ein, stellte dort erst einmal seinen Spielautomaten auf, nahm ihr Geld in Beschlag, besorgte sich eine gemeinsame Kontoverfügung und schaute im Keller nach, ob man die Leitung des Allgemeinstroms anzapfen konnte.
Morgens kam ich in ihre gemeinsame Wohnung. Ich sah mit einem Blick an Elkes Gesichtsausdruck, wie die Stimmung im Staate war.
Sie trank schweigend ihre drei bis fünf großen Tassen Cappuccino mit viel Zucker und ich trank, aus Solidaritätsgründen, den ein oder anderen Becher mit ihr.
Ich blieb dem Energiefresser nur noch sehr selten treu. Eigentlich nur noch, um mal wieder zu schauen, wie weit er sich noch ins Abseits katapultierte.
Abends fuhr ich mit ihm im fast leeren Linienbus mit. Er arbeitete trotz Trümmerbruch und hatte ein weites Hemd über seinen eingegipsten Arm gezogen. Wir tranken dann nachts noch bei ihm den ein oder anderen Kasten Schwarzbier, aßen etwas und schwiegen vorwiegend. Ich kam gut mit seiner Ronja zurecht. Sie war ein nettes Schäferhund-Mädchen. Ihr trauriger Augenaufschlag deckte sich mit dem von Elke und wir verstanden uns nur allein mit einem Zwinkern. Schäferhündin Ronja hatte den Energiefresser auch recht schnell durchschaut, sie sagte es nur nicht. Immer, wenn ich den Schlüsselbund in meiner Hosentasche berührte, zuckte sie zusammen und stand fünf Sekunden später winselnd an der Ausgangstür. Das sagt doch schon alles über ihr Herrchen aus, oder?
Der Energiefresser übernahm schon einmal eine Morgenschicht und ich besuchte Elke dann. Sie redete ganz gerne mit mir. Ich hörte mir dann ihre Sorgen und ihr Gemeckere über den Dicken an. Ich wusste alles das schon, ließ sie aber oft einfach nur reden. Menschen mussten nicht immer dein Statement zu allem haben. Manchmal wollten sie sich einfach nur verbal auskotzen dürfen. Das konnte Elke bei dem Ekel nicht.
Eines Tages übertrieb der Energiefresser es dann. Er hatte wieder einmal einen sehr starken, cholerischen Anfall. Es ging um eine Kleinigkeit. Elke war schon etwas faul geworden. Sie hatte ihren Job als Köchin im Altenheim verloren und saß nun trübsinnig von morgens bis abends auf ihrer Eckbank, in dem kleinen Flur. Ab und zu kam der bekiffte Afrikaner mit seiner jamaikanischen Frau aus der Nachbarwohnung, wir tranken und lachten zusammen und hatten allgemein Spaß. Diese Momente wurden immer rarer.
An einem Wochenende platzte dem Dicken der Kragen und seine zunehmenden Streitigkeiten mit Elke arteten dahingehend aus, dass er sie in eine Glasscheibe ihres Wohnzimmerschranks drückte.
Da war der Dicke bei mir an der völlig falschen Adresse. Ich hatte jahrelang die Grausamkeiten meines Alten ertragen müssen, der uns Söhne quälte und meine Mutter schlug. Ich war mit Mädchen aufgewachsen und hatte dadurch einen starken Beschützerinstinkt entwickelt. Der Dicke wurde für mich sofort zu einem roten Tuch.
Ich drohte ihm Prügel an. Das war erst das dritte Mal, dass ich ihm an den Kragen wollte. Wir kannten uns zu der Zeit bereits acht Jahre. Das erste Mal versprach ich ihm Schläge, als er mich bezüglich des Cabrios abzocken wollte, dass zweite Mal, als er mir die Tour mit seiner Stieftochter vermasselt hatte. Und nun ging er eindeutig zu weit. Während ich ihn mal meine Einstellung zu seinem Verhalten einbläuen wollte, sah er mich ängstlich und mit weit aufgerissenen Augen an. Trotz seiner großen Fresse, hatte er sich nie geprügelt. Er war Meister im Maul aufreißen, aber ein Hasenfuß, wenn es um eine Klopperei ging!
Nur eine Woche zuvor hatte ihn ein Nachbar am Fraß.
Ein Taxifahrer, der in Elkes Haus wohnte und mit dem er sich wegen der Parkplätze im Hof ständig zoffte. Ich schlug mich für den Dicken, gegen diesen Mann, handelte mir dadurch noch eine Anzeige wegen Körperverletzung bei der Polizei ein, nur, weil der Dicke mal wieder sein Maul nicht halten konnte. Ich habe ihn sich in all den Jahren nicht einmal prügeln sehen, er machte alles mit dem Maul. Und andere badeten das für ihn aus.
Nun war er entschieden zu weit gegangen und ich wurde geil auf eine Schlägerei gegen ihn!
Elke warf ihn hinaus. Er packte seine armseligen Sachen dort und zog irgendwo hin.
Ich half Elke noch beim Herausstellen seines Gerümpels. Sie sah mich so sonderbar an und versuchte mir näher zu kommen. Leckte sich über die Lippen, während sie mir von ihrer Einsamkeit und ihrer sexuellen Unbefriedigung vorjammerte.
Sie machte sich noch zwei Wochen bei der Mutter meiner Hauswirtin im Garten breit, wo sie immer wieder auf mein Dachfenster hochschaute.
Elke hatte bei mir in einer Tour über den Dicken gelästert. Was konnte man mit einem Menschen in einer Beziehung anfangen, der derart oft über den Partner lästert? Würde sie das gleiche nicht auch bei mir machen, wenn es zwischen uns mal aus wäre?
Ich habe meine wenigen Freundinnen immer beschützt und sie achtsam behandelt. Ich ging nicht hin und lästerte über meine Freundin, wenn ich mit meinen Jungs einen saufseligen Abend verbrachte. Ebenso nahm ich meine Partnerinnen vehement in Schutz. Mir wäre im Traum nicht eingefallen jemals über eine meiner Freundinnen zu lästern, geschweige denn überhaupt über ihre Vor- und Nachteile zu reden, wenn sie nicht dabei ist.
Aber das war etwas, was ich vielen Partnerschaften heutzutage voraus hatte. Vielleicht bin ich auch deshalb immer öfter alleine, ohne mich wirklich einsam zu fühlen. Viele Werte zählen heute nichts mehr. Sie waren nettes Gerede aus den Mündern der Menschen, die ihre eigenen Predigten nicht so ernst nahmen.
Außerdem nahm ich keinem Freund oder Bekannten die Frau weg, egal wie gut oder schlecht der Freund war. Egal, ob er sie noch besaß oder sie bereits abgelegt hatte.
Ich ließ sie abblitzen. Ich konnte den Goldhamster nicht gebrauchen!
Ich hatte einige Jahre keinen Kontakt zu dem Energiefresser.
Mir ging es gut. Ich war vom Alkohol weitgehend weg. Nicht, dass ich je davon abhängig war, es schmeckte mir nur nicht mehr. Ich hatte, durch die Sauf- und Fressorgien beim Dicken, gute zwanzig Kilogramm zugenommen.
Kein Wunder, dass Elke auf mich stand. Ich sah selbst schon aus wie ein Goldhamster!
Irgendwann hörte ich, dass der Dicke zwei weitere Kneipen besessen und wieder in den Sand gesetzt hatte. Ein früherer Saufkumpan von mir, ein Ex-Hooligan, erzählte es mir. Der Energiefresser hatte wieder geheiratet. Er war sich selbst der beste Kunde in seinen schlecht besuchten Kneipen. Wahrscheinlich mochten die wenigen Gäste es nicht, wenn er mit dem Küchenhandtuch, mit dem er noch zuvor ihre Gläser spülte, seinen Schweiß abputzte. Oder sie mochten ganz einfach seine unfreundliche Art der Bedienung nicht.
Ich traf den Dicken Jahre später wieder. Ich kann mich nur nicht mehr genau erinnern, wo. Er wohnte nun in Goch, in der Nähe der holländischen Grenze.
Er hatte es viel zu lange viel zu weit getrieben, in meinem Dorf und in einem Umkreis von dreißig Kilometer drumherum. In seiner Heimatstadt, Solingen, konnte er sich auch schon nicht mehr blicken lassen.
Und, was macht man, wenn man es sich überall verscherzt hatte? Man suchte sich ein neues Leben in einem neuen Dorf, möglichst weit weg vom Ausgangspunkt der Misere. Dort, wo einen niemand kannte.
Goch war für ihn weit genug weg. Er leitete dort einen Petanque-Club und musste sich nun nicht mehr mit dem ersten oder zweiten Vorsitzenden herumschlagen.
Ich hatte im Leben nicht oft Urlaub gemacht. Hatte zwar schon in Belgien und Holland als Maler gearbeitet, kannte jedoch die Stadt Goch noch nicht. Außerdem war ich neugierig, was aus ihm wurde. War neugierig auf die neue Ehefrau, die auf ihn reinfiel.
Von Leverkusen bis Goch waren es rund einhundert zehn Kilometer. Ich fuhr alle zwei bis drei Monate so auf einen ungezwungenen Kurzurlaub dorthin. Mal mit einem NRW-Ticket der Bahn, dann wieder mit meinem alten Motorrad oder dem alten Auto. Ich sah es mehr als Urlaub an, da ich mir einen richtig weiten Urlaub nicht leisten konnte.
Ich fand das gleiche Bild wie immer vor. Schäferhund Ronja kannte mich kaum noch. Wir mussten uns neu anfreunden, fanden aber schnell wieder zueinander. Die Wohnung sah unordentlich aus. Es war nicht direkt eine Messiewohnung, es lag nur alles ungeordnet, kreuz und quer übereinander. Die gefliesten Böden waren mit einem leichten Film von Fett überzogen. Im Badezimmer und der Küche gab es nur kaltes Wasser. Eine dickes Kabel reichte von einem Loch im Boden zum Stromverteiler im Keller. Und der Hund schaute mich an, als ob er gerne mit mir zurück nach Leverkusen wollte.
In der Küche saß seine neue Ehefrau mit ihrer lesbischen Tochter. Beide waren im Grunde genommen in Ordnung. Sie waren auf den Dicken hereingefallen, wie so viele Frauen zuvor. Hinter der Frau hing ein Foto in einem rahmenlosen Bilderhalter, wie man sie im Discounter für einen Euro kaufen kann. Dort saß sie in einem schönen Hochzeitskleid hinter ihm auf einem Motorroller. Es wurde wohl kurz nach der Hochzeit aufgenommen. Er war etwas schlanker geworden und trug einen dunklen Anzug mit Krawatte.
Er bereitete das Essen auf einem Gaskocher zu. Daneben stand eine sehr große Flasche mit Gas. Sein Kühlschrank quoll fast über von Essen und reichlich Biervorräten.
Im Wohnzimmer stapelten sich die Rechnungen, Mahnungen, Anwalts- und Gerichtsschreiben, auf denen aber schon etwas Staub lag. Sollte der Energiefresser tatsächlich bescheiden, häuslich und einsichtig geworden sein?
Wir fuhren bereits bei meinem ersten Besuch dort in den Getränkemarkt, luden mehrere Kästen Bier ein und soffen bis in den Morgen.
Wir hörten wieder französische Musik. Sein alter Freund Philipp, ein netter Franzose, war auch dort. Er kannte ihn von zahlreichen Petanque-Turnieren. Ich öffnete Philipp Bierflasche mit den Zähnen und er trank aus der Flasche, ohne sie vorher abzuwischen. Er war mein Freund!
Nachts ging ich zum Kotzen ins Klo. Anschließend ging die lesbische Stieftochter ins Klo, kotzte direkt nach mir und alles war wieder beim Alten.
Am frühen Morgen wachte ich verkatert auf seinem durchgehangenen Sofa auf. Ronja lag ganz nah mit ihrer Schnauze an meiner.
Ich hörte noch, wie er sich im Bett räkelte, wie er seine Frau und deren Tochter rund machte, weil sie im Ehebett zu viel Platz wegnahmen und zu laut schnarchten.
Dann gab ich Ronja einen Kuss in ihr weiches Fell, packte meine Klamotten, noch bevor der Tag anbrechen konnte und alle aufstehen würden.
Ich sprang aus dem offenen Wohnzimmerfenster, stieg in mein Auto und fuhr aus diesem armseligen Leben heraus, in meine Heimat!
Vor viereinhalb Jahren traf ich zufällig seine Ehefrau und deren lesbische Tochter.
Es war an Karneval. Seine Frau hatte sich von ihm getrennt und lästerte groß und breit über ihn. Ich hörte mir das, wie so oft an, mit einem innerlichen Schmunzeln!
Traurig, dass manche Frauen immer wieder auf den gleichen Typus Mann hereinfielen. Sie waren lieber mit einem Ekelpaket zusammen, als mit niemandem zusammen sein zu dürfen. Sie hatten lieber etwas asozialen Kontakt und einen Hauch von sozialer Absicherung, als sich das zu nehmen, was ihnen zustand.
Aber ich fand es nicht mehr so ungewöhnlich. Ich war selbst immer wieder auf den gleichen Typus Frau hereingefallen. Während sich die wirklich tollen Frauen für mich interessierten, jene lieben Wesen, mit denen ich hätte alt werden können, hielt ich mich an die schwierigsten und kompliziertesten Schnallen.
Der Dicke war mittlerweile fast sechzig Jahre alt. Ob er sich mittlerweile geändert hatte?
Menschen ändern sich im Wesentlichen nicht. Sie können sich eine Zeitlang anpassen und in eine bestimmte Form pressen oder pressen lassen. Doch irgendwann fallen sie unweigerlich in ihre alte Form, in ihr altes Muster und Leben zurück.
Ich half seiner Noch-Ehefrau bei einigen Formalitäten und Fragen bezüglich dem Umgang mit den Arbeits- und Sozialämtern. Half ihr und der Tochter beim Umzug. Als wir die Möbel ausluden, war der Energiefresser anwesend. Ich konnte ihn gebrauchen, wie Zahnschmerzen!
Er gab sich nett, ruhig und bescheiden. Mich konnte er aber nicht täuschen. Wir tranken noch etwas billiges warmes Bier aus Plastikflaschen, ich streichelte seinen neuen, schwarzen Schäferhund, namens Charly 2.
Ronja, die Schäferhündin, war gestorben.
Gegen 23:00 Uhr rannte ich zum letzten Bus an der Haltestelle vor dem Haus. Der Bus war voll mit angetrunkenen, grölenden Karnevalisten.
Ich winkte ihnen allen noch einmal vom Bus aus zu und fuhr endgültig aus deren Leben.
Seine Frau, die Tochter, der Energiefresser, alle waren für mich genauso tot, wie deren Leben. Es interessierte mich einfach nicht mehr. Ich hatte mich weiterentwickelt, während sie das nur scheinbar taten.
Sie konnten sich an allen Plätzen dieser Welt niederlassen, trotzdem standen sie still. Man konnte sie in zehn oder zwanzig Jahren noch einmal treffen, es wäre alles beim Alten geblieben.
Sie lebten den Stillstand!
Es war vor circa drei Jahren. Ich traf die Ex-Ehefrau des Energiefressers, mit ihrer Tochter im Bus.
Sie sah merklich besser und erholter aus, seit sie dem Ekel den Laufpass gab. Sie hatte sich schön gekleidet, dezent geschminkt und fasste wieder erste Hoffnung auf ein neues, besseres Leben.
Ich hatte ihrer lesbischen Tochter schon einmal im Vertrauen und unter vier Augen geraten, den Dicken mit ihrer Lebensgefährtin mal abzupassen und ihm die Fresse zu polieren. Ich kannte und ich mochte die Lesbe. Sie konnte kloppen und saufen wie ein Kerl. Als ich sie gegen das Ekelpaket aufhetzte, hatte sie so einen netten, verrückten Glanz in ihren Augen. Ich brachte sie auf Ideen, an die sie noch nicht gedacht hatte!
An Silvester von 2013 auf 2014 entschloss ich mich kurzerhand niemals mehr auch nur einen Tropfen Alkohol zu trinken. Ich bin dabei geblieben und es fiel mir zu keinem Zeitpunkt schwer.
Vor einem Jahr habe ich mein Facebook-Account zum unzähligen Male reanimiert. Ich sah auf der Seite des Energiefressers nach. Er war alt und grau geworden, schaute von einem aktuelleren Foto ziemlich mürrisch in die Kamera.
Die Welt hatte ihn schlecht behandelt, sein ganzer Hofstaat ihn verlassen!
Unter seinem Profilfoto prangte ein Bild aus einem Poesiealbum. Auf dem stand ein Spruch:
„Der Hund blieb mir im Sturme treu, der Mensch nicht mal in Winde!“.
Der Dummkopf hatte nichts gelernt. Fuhr immer noch die ewig gleiche Tour!
Darunter sah ich das Bild des desillusionierten Hundes, Charly 2, der mich ansah, als ob er gerettet werden möchte.
Ich schrieb dem Hund zu Ehren einen Kommentar auf die Seite des Energiefressers:
„Der Mensch blieb mir im Winde treu, der Hund nicht mal im Sturme!“.
Einen Tag später sperrte ich das Profil des Energiefressers auf meinem Account!
Texte: Ralf Dellhofen
Bildmaterialien: Ralf Dellhofen Gregory McCormick
Cover: Ralf Dellhofen / Gregory McCormick
Lektorat: Ralf Dellhofen
Satz: heiße Ohren!
Tag der Veröffentlichung: 26.10.2017
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Copyright Covergemälde: Ralf Dellhofen, Gregory McCormick.
Gemälde über den Energiefresser, gemalt von Gregory McCormick (Itchy)