- Neun Töchter
- Das Merkwürdige an Medusa
- Die Pferde Griechenlands
- Der älteste Name der Erde
- Bellerophontes Abschied von Pegasus
- Der Medienhengst
Pegasus und die Künste
Das geflügelte Pferd, das den Griechen die Musik, den Gesang und die Poesie brachte, ruft die Poesie auf den Plan.
Das Merkwürdige an Medusa
Wie ihre Mutter,
das Seeungeheuer Keto
hatte Medusa
- so schrecklich sie war -
ein schönes Gesicht
sie war »schönwangig«
sagt man von ihr
Poseidon der Meergott
stieg zu Medusa an Land,
Er legte sich,
der Gott mit den dunklen Locken,
ins weiche Gras legte er sich,
zwischen Frühlingsblumen,
neben Medusa.
Aus dem Hals der Medusa
sprang Pegasos hervor,
das geflügelte Pferd
Der älteste Name der Erde
Demeter
Die Erdmutter Gaia
hatte Poseidon zum Gatten
Wir sind da
in unserem Dasein
sind wir auf die Erde
gestelllt
Der älteste Name für Erde
sind Dâ, DA-MATER, Demeter.
Poseidon, der Gott mit dem Roß,
stellte der Erdmutter nach
voller Liebesdurst.
Da floh Demeter,
sie verwandelte sich
und weidete als Stute in einer Roßherde.
Doch Poseidon erkannte die List.
Er besprang die Göttin in Hengstgestalt.
Demeter in ihrem Zorn
stieg in den Fluß Ladon
und wusch sich rein.
Sie gebar das berühmte Pferd Erion,
mit der schwarzen Mähne:
es waren die dunklen Locken Poseidons.
Bellerophontes Abschied
von Pegasus
Eine junge Ziege
die, ein Schlachtopfer,
nur einen Winter sah,
hieß Chimaira,
wie das feuerschnaubende Fabeltier
vorne Löwe, hinten Drachen,
in der Mitte Ziege.
Bellerophontes stieg auf Pegasus
in die Luft und mit seinen Pfeilen
erschoß er die gräßliche Chimäre
Noch viele Taten gibt es
des Flügelroßreiters,
doch im Übermut
wollte er in den Himmel reiten
und in die Mitte der Götter
springen, die Rat hielten
Da warf Pegasus den Reiter ab,
Bellerophontes fiel hinab
auf die »Ebene des Umherirrens«
wo keiner sein wollte,
dort hinkte er,
Enkel des Sisyphus, umher,
beklagte das Menschenlos
Der geflügelte Hengst aber
frei und göttlich
flog auf den Olymp:
Pegasus
trug dem Zeus die Blitze,
und zur Morgenröte
diente er der Eos,
die den Tag bringt, das Licht
Die Pferde Griechenlands
Im Wettstreit mit Pallas Athene
schlug Poseidon mit seinem Dreizack
auf den felsigen Boden Attikas:
da sprang das erste Pferd hervor:
Skironites, das »Kind des Kalksteins«
Wer aber gebar Pegasus?
Aus der Poseidonbraut Medusa
sprang das Musenroß Pegasus hervor,
der geflügelte Hengst.
Wer ritt als Erster
den feurigen Hengst Pegasus?
Bellerophon: An den Füßen trug er
Flügelschuhe, schnell wie der Gedanke
und unerreichbar,
so ritt er auf Pegasus durch die Luft.
Doch dem Flügelroß fehlte Zaumzeug,
immer wieder trank es an der Quelle,
erst als Athene
den goldenen Zaum brachte
gelang die Zähmung des Pegasus:
Bellerophon tantzte reitend,
zu Athenes Ehren gepanzert,
auf ihm den Waffentanz,
tänzelnd im Goldschmuck des Zaumzeugs,
und vor Troja trug das hölzerne Pferd
die Inschrift
»Die Griechen der Athene zum Dank«
Neun Töchter
Das maskenartige Gorgohaupt
trug Athene auf dem heiligen Ziegenfell,
der Aigis.
Die Gorgo war jenes Kind der Gaia,
dem Athene die Haut abzog.
Der Gorgonenkopf hieß Gorgoneion
Wer Orpheus verehrte,
den Sänger, dem die wilden Tiere
verzaubert folgten,
benutzte das Wort Gorgoneion
für das Antlitz im Monde
Neun Hochzeitsnächte lang
liebte Zeus die Mnemosyne,
fern von den übrigen Göttern,
sie vereinigten sich
auf heiligem Lager,
und nach neun Monden,
auf dem Olymp,
nahe am schneeglänzenden Gipfel,
gebar die Göttin neun Töchter:
die Musen, die wie die Mutter
an nichts anderes dachten
als an Gesang und Tanz.
Am Olymp hatten sie dann auch
zusammen mit Himeros,
dem Doppelgänger des Eros,
ihre Tanzplätze und ihren Palast.
Von ihrem Gesang
hallte die schwarze Erde wieder
und wenn die neun Töchter
zu ihrem Vater Zeus gingen
erklang lieblich
der rhythmische Gang ihrer Füße.
Auch auf dem Helikon
hatten die Musen
einen Tanzplatz bei der Roßquelle
dort stimmten sie
ihren Gesang an:
da standen die Flüsse still,
die Sterne bewegten sich nicht
und der Berg
er hob die Schultern hoch,
er begann, in den Himmel zu wachsen:
Wer hielt ihn an?
Pegasus war's.
Das geflügelte Pferd
schlug den Berg mit den Hufen:
daraus entsprang die Quelle
Hippokrene, aus der wir seither
Musik, Gesang, Poesie trinken.
Der Medienhengst
Alle greifen nach dir
du fliegst vorbei
deine Schwungfedern sind echt
aber die Beine
aus Sperrholz zurechtgesägt
ergänzt
sind die Gelenke
handgenietet
oder vernagelt,
wie von Bastler-
oder von Kinderhand
Aber eigentlich
erwarten wir nur
dich, Pegasus, selbst.
Was wir bisher sahen
war nur der Vorbeiflug
eines von Hand gezogenen Modells
im Flimmern und Huschen
des allzu nahen Fernsehbildes
Komm zurück, Pegasus!
Im Rauschen der Satellitenfrequenzen
harren wir aus,
wir warten auf
den Flügelpferd-Ruf.
Hören wir schon
dein himmelöffnendes Wiehern,
du Räume öffnendes Musenroß?
Du ungestümer,
Grenzen überspringender Flügelhengst:
Mache die Welt für uns
leuchten in Morgenröte.
Fliege herbei, Pegasus,
sei der, im Sprunge,
der geistsprühend
uns trägt: überallhin
Tag der Veröffentlichung: 02.11.2008
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