Geisterstunde - Wenn die Nacht erwacht
Gedichte und Geschichten zum Thema Halloween.
Ein Projekt der Facebook-Gruppe "LebyLyrik"
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Herausgegeben von Dark Xperience
Wenn die Nacht erwacht
und die Sterne funkeln,
Luna hämisch lacht
über Angst im Dunkeln,
wenn Gespenster tanzen
und Dämonen lachen,
Hexen kichernd fliegen
und Zombies erwachen,
wenn Vampire jagen
und Werwölfe jaulen,
Ghoule Ketten-rasselnd
innerlich verfaulen,
wenn die Mädchen kreischen
und die Buben schreien,
ja, dann muss wohl wieder
Halloweennacht sein.
Tief steht die Sonne am Abendhimmel und legt ihre letzten roten Strahlen wie Finger über die herbstliche Landschaft. Und auch das wolkenlose Firmament tauscht sein strahlendes Blau allmählich gegen das Schwarz der Nacht ein.
Noch ist alles ruhig in dem kleinen Städtchen, in dem unsere Geschichte spielt. Beschaulich und friedlich. Die Amseln und Krähen sitzen auf den kahler werdenen Ästen und krächzen ihre schwarzen Lieder, während die verbliebenen bunten Blätter eines nach dem anderen gemütlich zur Erde segeln.
Um welchen Ort es sich handelt, spielt keine Rolle. Es könnte jede Kleinstadt und jedes Dorf sein. Ja, vielleicht sogar die Stadt, aus der du kommst oder womöglich sogar die, in der du in diesem Augenblick verweilst. Wer weiß das schon. Willst du das wirklich so genau wissen?
Tiefer und tiefer versinkt die Sonne, bis sie letztlich der Nacht ihren Platz überlässt. Gleich ist es wieder soweit ...
Dunkelheit liegt schwer im Walde,
kriecht voran in weite Flur.
Mondschein fällt auf nahe Halde,
kalt, mit silberglänzend Spur.
Erst die Stille, dann ein Tönen,
Klänge wie von Mönchsgesang
und ein schauderhaftes Stöhnen.
Diese Nacht wird’s vielen bang!
Huuuh!
Eulenruf ! Dann Flügelflattern!
Aufgeregt nimmt sie Reißaus.
Alte Geister, Nachtgevattern
schleichen bald um jedes Haus.
In Laternen flackern Kerzen,
wild springt Licht ins Schattenreich.
Geister treiben’s bunt, sie scherzen,
Schalkgesichter, grausigbleich!
Buuuh!
Hört! Abscheuliche Gestalten
krächzen ihre Weisen heut.
Diese Nacht gibt es kein Halten.
Wesen kreisen, die nichts scheut!
Seht euch all die kleinen Gruselgestalten an, die es mit einem Schlag auf die Straßen treibt. Eine kleine Hexe streitet sich mit einer pinken Fee, wer von beiden wohl den besseren Zauberstab besitzt. Eine Mumie läuft mit Graf Dracula um die Wette, während ein Werwolf in Ausbildung um Süßigkeiten bettelt.
Auch Billy ist in dieser Nacht unterwegs. So wie viele andere in seinem Alter auch. Der einzige Unterschied zu ihnen ist: Billy ist allein. Sein Vater und seine Mutter, er ein angesehener Polizist und sie eine leidenschaftliche Krankenschwester, hatten in den Sommerferien beschlossen, dass es wohl das beste für ihren Jungen wäre, wenn sie in eine kleinere Ortschaft ziehen würden. Weit weg von den Problemen, die das Großstadtleben mit sich gebracht hatte.
Billy konnte sich schmerzhaft daran erinnern. Am schlimmsten waren die Jungs aus der zehnten Klasse, die ihm tagtäglich sein Pausenbrot streitig machten oder ihm zum Spaß herum schubsten. Manchmal stießen sie ihn auch die Treppe herunter, so dass er mit blauen Flecken nach Hause kam. "Du musst lernen, dich zu wehren.", hatte ihm sein Vater immer und immer wieder gepredigt, aber wie sollte Billy das mit seinen 11 Jahren anstellen? Mehr als ein paar Worte konnte er von seinem alten Herren nicht erwarten, denn dieser war zu sehr damit beschäftigt, die Bösewichte zu fangen, die es scheinbar zu hunderten in den riesigen Betonklötzen gab. Und auch seine Mutter, wenn gleich sie sich jeden Tag aufs Neue um seine Wunden kümmerte, hatte nie wirklich Zeit für ihn. Ja, an manchen Tag musste sie so viel tun, dass sie nicht einmal zum Schlafen nach Hause kam. Dann musste er sich seine Brote selber schmieren. Aber das war okay. Irgendwie war er schon sein ganzes Leben lang allein gewesen.
Doch hier, in dieser fremden Stadt, fühlte er sich noch einsamer als sonst. Hier kannte er niemanden. Selbst die Kinder aus seiner neuen Klasse mieden ihn größtenteils. Als könnte er sie mit einer schlimmen Krankheit oder dergleichen anstecken. Doch warum das so war, konnte sich Billy beim besten Willen nicht erklären.
Seufzend setzt der Junge seine Zombie-Maske auf und macht sich auf den Weg, um ein paar Süßigkeiten zu ergattern ...
Ihr lieben Leut', macht euch bereit,
schon bald ist es erneut soweit:
An Halloween geht's schaurig zu,
dann ist's vorbei mit eurer Ruh'!
Mit furchterregenden Grimassen,
da zieh'n Gestalten durch die Gassen.
Sie lärmen, während sie flanieren
und lassen euch das Blut gefrieren.
Ja, Monster, Hexen und Gespenster,
die steh'n vor Türen und vor Fenster,
belagern praktisch jedes Heim,
zitieren laut 'nen Gruselreim.
Als Dank für dieses Verselein,
da darf es gern was Süßes sein.
Ich hoffe, du hast vorgesorgt
und Naschereien dir besorgt.
Sonst kann es wirklich schnell passieren,
dass Geister dir das Haus verzieren
mit Eiern, Schaum und noch viel mehr,
bekommst du Saures, bitte sehr!
Es ist kurz nach acht, als Billy sich auf eine Parkbank setzt, um seine Füße für einen Moment auszuruhen. Hell erstrahlt der volle Mond und verpasst der Umgebung den passenden Schimmer. Vier Straßen hatte er mittlerweile „abgearbeitet" und dabei reichlich Beute gemacht. Auf seinem Schoß und neben ihm auf der Bank liegen drei Geschenktüten, die prall mit Süßkram gefüllt sind. Immerhin hatte seine Mutter die Zeit gefunden, ihm diese zu besorgen. Auch wenn die Kürbisfratzen auf der schwarzen Plastikhaut albern aussahen.
„Dein Vater und ich müssen heute Abend leider arbeiten, Billy.“, hatte seine Mutter scheinheilig geheuchelt. Als ob es ihr was ausmachen würde oder sogar Leid täte. „Schatz, versteh doch, auch wir sind noch neu hier und da können wir uns noch nicht aussuchen, welche Schicht wir gern übernehmen würden.“ „Ja ja ...“, hatte er nur enttäuscht gemurmelt und war auf sein Zimmer gegangen, um sich umzuziehen. Wie konnte er auch nur glauben, dass sich in dieser Stadt irgendetwas ändern würde.
Er will sich gerade ein Duplo in den Mund schieben, als die dunkle Stimme hinter ihm erklingt. „Schöner Abend heute, nicht wahr?“ Erschrocken lässt Billy den Schokoriegel zurück in die Tüte fallen. Etwas an der Stimme kommt ihm seltsam vertraut vor. Schrecklich vertraut. Ein Schauer jagt durch seinen Körper und sorgt dafür, dass sich die kleinen Härchen auf der Haut aufrichten. Und auch sein Herz schlägt mit einem Mal so laut, dass er das Gefühl bekommt, man könnte es bis zur nächsten Kreuzung hören. „Da hast du aber fette Beute gemacht, Kleiner.“ erklingt erneut die unheimliche Stimme und wird diesmal vom hämischen Gekicher zwei anderer begleitet.
Drei Jungs treten aus dem Schatten heraus an die Bank, auf der sich Billy befindet. Zwei von links und der, der gesprochen hat, von rechts. Im Schein der Laternen kann er sie nun erkennen. Der Anführer, ein Blondschopf mit stacheligen Haaren und einer schwarzen, abgetragenen Lederjacke beugt sich zu ihm herunter und grinst ihm ins Gesicht. „Willst du uns nicht was von deinen Errungenschaften abgeben?“
Billy schluckt und presst die Finger fest um die Tüte auf seinem Schoß. „Ich... Ich... Ich weiß, wer du bist.“, stottert er und versucht dem Blick des Älteren standzuhalten. „Du bist Maik aus der Neunten. Die anderen haben mich schon vor dir gewarnt.“ Der Blondschopf weicht ein Stück zurück, um sein Bein drohend auf die Bank stellen zu können. „Oh, du bist ja ein ganz Schlauer.“, antwortet er amüsiert. „Haben sie dir auch erzählt, warum du dich von mir fern halten sollst?“ „Nun... du... also...“ stammelt Billy nervös. Das genügt, um den Teenager in Rage zu versetzen. Ohne Vorwarnung packt er den Jungen mit beiden Händen am
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: Pixabay / Cover: Dark Xperience
Lektorat: Dark Xperience (Außer "Marie", siehe Credits)
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2016
ISBN: 978-3-7396-8002-6
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