Prolog:
Wir befinden uns in der Zeit, ca. 2000 nach "Bosparons Fall". Nach dem großen Krieg im Norden des Königreichs Aventurien, zwischen den Elfen und den Zwergen treibt es die Stämme der Hügelzwerge Richtung Andergast. Viele verschiedene Stämme jeglicher Rassen fliehen vor den Kriegen und Plünderungszügen und siedeln sich auf dem Weg Richtung Westaventurien an und beginnen dort ein neues Leben. Viele Kleinkriege und Machtspielchen spalten das Land. Es entstehen Herzogtümer, kleinere Verbände verschiedener Rassen, auferstanden aus der Asche und den Ruinen der langjährig tobenden Kriege. Doch manche Abenteurer verschlägt es in Richtung Andergast um sich dort in den großen Städten selbst einen Namen zu machen.
Charaktervorstellung:
So auch unseren Hügelzwerg "Xolgrim Sohn des Xolkar". Xolgrim, ein 1,30m großer, kräftig gebauter Zwerg, ausgestattet mit einem halb so langen braunen Bart, eine Pracht an Haarwuchs, gekleidet in Lederrüstung und ausgestattet mit einem Stoffbeutel improvisiert als Rucksack um allerlei Erzgut und Habsehligkeiten mitzuschleppen. Dieser Zwerg ist ein recht liebenswerter kleiner Charakter, der einen stets zum Lachen bringen kann. Doch hinter dieser illustren scherzhaften Fassade verbirgt sich ein Kämpfer, welcher hervorragend mit Axt, Schwert und Schild umgehen kann. Manch einer vermutet einen großen Kämpfer der Hügelzwergensippe in ihm.
Nun zu unserer weiblichen Begleitung in der Gruppe.
"Amariell Elbenklang" eine Firnelfe wie sie im Buche steht. 2,05m groß, schmal gebaut jedoch sehr athletisch. Mit goldenem Haar und weißer Haut zieht sie die Aufmerksamkeit auf sich, sofern sie nicht unter ihrem großen grünen Mantel mit Kapuze verschwindet. Leichtfüßig und gewandt unterwegs ist sie ihrem Beruf als Wildnisläuferin mehr als gewachsen und kann somit hervorragend mit Pfeil und Bogen umgehen. Manch einer vermutet Zauberei in ihrem Ahnenblut. Außer einem Tuchbeutel und zwei kleinen Messerholstern besitzt die großgewachsene Elfe keinerlei anderes Habgut, was sie mit sich trägt.
Wo ein Zwerg und eine Firnelfe ist, darf auch kein Mittelländer fehlen. Der dritte im Bunde dieser kleinen Abenteurergruppe ist "Toran aus Nostria" ein Mittelländer aus Andergast, Nostria. Ein üppig kräftig gebauter, 1,85m großer, dunkelblonder Wundarzt. Der mit seinen jungen Jahren (Anfang 25) mittlerweile einiges an Erfahrung im Bereich "Wundversorgung" jeglicher Art gesammelt hat, also eine unverzichtbare Stütze in der Gruppe, was er auch öfters durch seine selbstverliebte Art betont. Durch seine große braune Robe erinnert er eher an einen gläubigen Priester als an einen Wundarzt, aber wo sonst solle er seine Ausrüstung verstauen, wenn nicht in einer Robe voller Taschen?
Xolgrim steuert mit drei Bechern prall gefüllt mit selbst gebranntem braun schimmerndem Honigmet in Richtung des kleinen runden Holztisches, an welchem Amariell und Toran schon sehnsüchtig darauf warten.
Grinsend mit rauer Stimme schreit er in die Gesichter der Runde "Hier, noch ein paar Humpen für euch meine Freunde" und stellt mit einem großen Schwung alle drei Becher auf den Tisch.
Met schwabbt über und benetzt den Tisch mit einer Schicht aus Honig und Alkohol.
"Endlich, ich verdurste hier noch in dieser Taverne" erwidert Amariell.
Toran klinkt sich sofort ins Gespräch ein und ist natürlich immer für einen blöden Spruch zu haben. "Ihr Elfen vertragt doch sowieso nichts, aber wenn du umkippst kümmere ich mich selbstverständlich um dich, dass kann ich doch am besten".
"So schlecht geht es mir noch nicht, ein Humpen wird mich schon nicht vom Hocker hauen".
Nach zwei weiteren Runden und Gesprächen voller irrwitzigen Abenteuern, Gerede über letztere und lang vergangene Kriege, artet die Diskussion zwischen der Elfe und dem Mittelländer aus und der Zwerg muss als Stimme der Vernunft zwischen Beiden verbal die Oberhand gewinnen. Er bauscht sich so groß wie möglich auf, klettert dabei auf den Hocker und versucht nicht zu stammeln.
"Ist gut jetzt...ihr Zwei, wir sollten uns lieber mal Gedanken machen, wie wir morgen nach Ioborn kommen. Das wird uns sicher 2 Tage kosten, wenn wir dem Fluss "Weißlauf" Richtung Westen folgen wollen".
Nach mehreren Diskussionen bezüglich Wanderweg, Rationen, Wegpunkte und dem Kontakt in Ioborn kommen letzendlich alle zu dem Entschluss, den Vorschlag des Zwerges anzunehmen und ihm zu folgen. Der "Weißlauf" ist ein 10 Meter breiter reißender Fluss mit kristallklarem Wasser, welcher im Norden des Steineichenwaldes entspringt. Weiter verläuft er in den Norden Aventuriens, erst südlich an Andergast vorbei und fließt schließlich im Westen, in den Golf von Prem. Viele größere Städte wie Ioborn, Nostria oder Thorwal siedeln am Rande des fließenden Gewässers.
"Gut, der Weg ist klar. Toran du besorgst uns abwechslungsreiche Rationen, haltbar für mindestens eine Woche, denk daran, Amariell bevorzugt es, sich den Bauch ohne Fleisch vollzuschlagen".
"Immer diese Extrawünsche, aber ich habe sie zu gern um ihr deswegen böse zu sein, aber es wird teuer, das sage ich euch jetzt schon. Die Marktpreise sind gestiegen seitdem die meiste Ernte der Bauern während den Schlachten zerstört wurde. Aber wie immer, kriege ich das hin. So bin ich eben".
"Vielen Dank, dass ihr beide daran denkt" erwidert die Firnelfe, klimpert mit ihren mondblauen Augen und setzt ein nettes Grinsen auf.
"Amariell, du kümmerst dich bitte um eine ordentliche Karte und bringst etwas mehr über den Weg in Erfahrung, ich habe keine Lust irgendwo im Wald herumzuirren, du weißt das ich mich hier nicht zurechtfinde, keiner von uns" und bevor der Mittelländer überhaupt seinen Senf dazu geben kann fährt ihm der Zwerg über den Mund. "Nein, auch du nicht, Stadtkind".
Alle drei nehmen einen ordentlichen letzten Schluck vom Humpen. Xolgrims Bart trieft voller Met, der Wein fließt vom Mundwinkel über den Bart und tropft so auf den ohnehin schon feuchten hölzernen Boden. Bei Amariell und Toran perlt der Rest der Spirituose einfach auf den Boden ab, was natürlich der büblichen/weiblichen Haut zu Schulde kommt. Gestärkt vom Alkohol verlassen sie die Schenke, beim Vorbeigehen am Tresen schnippt die Elfe dem Schenker dahinter 3 Heller in die Hand, dieser wiederum bedankt sich nickend. Toran blickt beim Verlassen der Taverne ein letztes mal nach hinten auf das Namensschild und schmunzelt beim Anblick der Aufschrift - "Zur betrunkenen Biene".
"Die Kombination von Honigwein und dem Namen der Gaststätte bringt mich tatsächlich zum schmunzeln", kommentiert der Mittelländer für sich selbst - laut.
"Ich begebe mich in Richtung Stadtbibliothek und versuche ein Karte aufzutreiben, eventuell verhilft mir mein Gassenwissen dazu, für uns eine etwas unbekanntere, jedoch zeitsparendere Route ausfindig zu machen. Wir sehen uns wieder hier, wenn die Sonne über der Taverne steht.", fügte Amariell dem Kommentar von Toran hinzu und ehe man sich versah, verschwand sie in den Menschenmengen, welche sich in größeren Gruppen vor den verschiedenen Ständen im Stadtmarkt versammelt hatten. Lautes gröhlen geht von jedem Stand aus. Bei genauerem Horchen fallen Sätze wie "Fünf Stein Schweinefleisch für 7 Heller!" oder "Die schönsten purpurroten Stoffe". Ein Wirrwarr von Zwischenrufen. Der Markt ist in einer Art U-Form vor der Taverne aufgebaut. Stofflaken gespannt über Stöcke, Tische schräg angekippt um Waren besser anschaulich anzubieten. Hinter den Ständen charismatische Charaktere alle samt.
Der Minenzwerg, welcher sich mittlerweile schwer tut, sich durchzusetzen, blickt Toran von unten nach oben in die Augen, sammelt sein Lungenvolumen und brüllt: "Wir sehen uns Junge!" und ebenso schnell wie der Satz viel, verschwand auch er, als er mit seinen kleinen Beinen mit fellbesetzten Lederschuhen mittig in den Markt stapft und dort in der Menge untergeht.
"Ration...eine Woche...für unsere feine Firnelfe kein Fleisch..." grübelt der Mittelländer wieder und wieder vor sich hin, während er sich dem Stand mit ausgehangenem Pökelfleisch nähert. Mit Mühe drückt er sich an den Leuten vorbei, ähnlich einer Maus die sich durch ein enges Loch mit aller Kraft windet, verbiegt und dreht. Nach mehr Körperkontakt als in den letzten Jahren und ein paar verstrichenen Sekunden erreicht Torin schlussendlich den angekippten, feuchten mit Blut getränkten Ausstellungstisch. Dieser schaut weniger einladend drein. Das geronnene Blut, getrocknet auf der Oberseite des Massivholztisches, welche schon fast selbst eine eigene Ablage bietet, macht den Verkauf von Fleisch nicht unbedingt schmackhafter. Doch auf den ersten Blick ist weit und breit kein Stand mit ähnlichen Verkaufsgütern aufzufinden. Hinter der Ausstellungsablage steht ein weiß gekleideter Mann, mit einer braunen lederfarbenen Schürze um den Hals gebunden. Seine etwas festere Statur lässt sofort auf eine schlachterähnliche Ausübung schließen. Wohl genährt mit einer Wölbung hinter der Schürze, auch "Wohlstandsbäuchlein" genannt, verfestigt den Verdacht. Und bevor der Mittelländer den Verkäufer überhaupt ordentlich mustern konnte unterbrach ihn dieser, mit einer wohlklingenden, aber doch impulsanten Stimme.
"Was blickt ihr so finster drein, auf meine Waren? Wollt ihr etwas kaufen oder beäugt ihr nur meine Güter?".
"Ja, natürlich...also - " Torin scheint sichtlich überfordert und wird förmlich von den Worten des Mannes überrumpelt.
Kurz durchgeatmet, mit gefasstem Mut und leicht arrogantem Stimmklang nimmt sein Mundwerk fahrt auf.
"Also, ich bräuchte 3 Pakete, haltbar für etwa eine Woche, natürlich mit etwas Abwechslung, versteht sich. Das Ganze wird für 3 Leute reichen müssen, davon eine Wochenration ohne Fleisch, bitte. Außerdem bräuchten wir ein paar Beilagen. Fleisch ist ja schön und gut, aber irgendwann hat man auch genug davon, dementsprechend noch ein ganzes Leib Brot bitte".
Mit einem lauten Stöhnen beendet er schließlich seinen Satz.
Der Verkäufer hält kurz inne, blickt mit einem breiten, fast schon unheimlichen Grinsen und schwitzigem Gesicht in das Gegenüber des Mittelländers und nickt. Mit Schweißperlen auf der Stirn, welche über die Nase entlang auf den Boden tropfen dreht er sich um, verschwindet hinter einem Leintuch und fängt an zu werken. Ein stumpfes Schlagen auf einen Holzblock lässt das fallen einer Messerscheide zum Schneiden des Fleisches vermuten. Nach einem Hieb färbt sich das weiße Leintuch mit kleinen Sprenkeln blutrot. Außerdem ist das Rumgruschen in einer Holzkiste nicht zu überhören. Nach einer Weile schiebt eine rötlich verschmutzte, brachiale Hand den großen Stofffetzen nach links zur Seite. Dahinter hervor kommt der Fleischer ein braunes Stofflaken in der rechten Hand haltend. Mit einem Hieb schleift er das mit Tuch und Lederriemen gepackte Gut auf den Massivholztisch und öffnet dieses.
Vor Torin liegt ein Berg aus Schweinehaxe, Lammnacken, Rinderkeule und Fischen, darunter Hering und Forelle. Neben der Tierkost liegt ein Leib Bauernbrot, so frisch, dass das Mehl noch daran haftet. Der Geruch von frisch gebackenem Weizen ist kaum zu überdecken. Außerdem liegt ein Bündel Möhren, kleiner Sack Kartoffeln und Tomaten zwischen Fisch und Brot.
"Vielen Dank der Herr, mit solch einer Menge, von einer dermaßen guten Qualität habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Erneut, Habt Dank". Der Nostrianer scheint sichtlich begeistert und verwundert zu gleich.
Mit einem Zwinkern und leichten Lächeln erwidert der Standbesitzer "Nur das Beste für einen Mittelländer aus Andergast, das macht dann 18 Heller bitte".
Ein stolzer Preis für Lebensmittel, doch bei der Qualität und Menge mehr als gerechtfertigt.
Bestätigend nickt Torin dem Mann zu. Mit erhobenem Kinn und rausgestreckter Brust greift er in seinen Lederbeutel, welcher voller Münzen ist, was sich durch das Rascheln und Aneinanderschlagen des Geldes bemerkbar macht und holt eine Hand voll Heller, 20 an der Zahl, raus, legt diese auf den Tisch und verabschiedet sich mit den Worten -
"Stimmt so".
Auch Amariell hat mit den Menschenmassen zu kämpfen, sie jedoch schlängelt sich regelrecht hindurch und hat somit weniger Probleme. Weiter abseits vom Markt nimmt die dortige Geräuschkulisse merklich ab, je weiter sie sich vom Zentrum der Stadt entfernt. Leichtfüßig tänzelt sie in Richtung des Gebildetenviertels der Stadt Andergast, bis sie schließlich vor einem gigantischen hölzernen mit Eisen beschlagenem Tor steht. Das Holz tief braun, vermutlich Fichte oder Kiefer. Umrandet mit beschlagenen Metallrändern geformt ähnlich eines Efeubewuchses, welcher sich elegant an den Enden der beiden Türen anschmiegt. Links und rechts neben der Tür, ein Fundament aus Gestein, verziert mit Stuck. Darauf zu sehen sind verschiedene Schilder und Einkerbungen, welche bildhübsch mit den Schnitzungen verschiedenster Zeichen harmonieren.
Nachdem Bewundern dieses majestätischen Kunststückes an Steinmetz- und Holzarbeit widmet sich die Firnelfe wieder ihrem Auftrag, nämlich, dem ausfindig machen einer Karte und die dazugehörigen subjektiven Geländebeurteilungen der Leute aus dieser Gegend.
"Wenn ich hier nicht Gelehrte und oder Abenteurer finde, welche mir weiterhelfen können, uns den Weg nach Ioborn leichter zu machen, wo dann?".
Mit einem festen Ruck an einer der Türen öffnen sich diese. Ein Lichtschimmer ragt in die Bibliothek, welche sich auf mehrere hundert Meter erstreckt. Der Schimmer spiegelt kleine Papier- und Staubteilchen welche sich in der Luft der riesigen Bücherhalle befinden, wieder. Darauf folgt ein Geruch aus der Kombination von Leder und vergilbtem Papier. "Herrlich!". Diese riesige Ansammlung an schriftlichen Werken, wurde in noch größeren Regalen verstaut, fast unmenschlich, gigantisch gebaut. Das Tor, der Eingang zu diesem "Bücherpalast" war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Innenleben dieser Halle. Statuen und Säulen aus Quarz und Mamor zieren das Bild und die Handwerkskunst dieses Gebäudes. Die Bibliothek scheint gut besucht, ab und an sitzen vermeintlich Gelehrte in ihren Holzstühlen und verschlingen sich an dem Wissen der Bücher, welche hier Jahrhunderte untergebracht zu sein scheinen. Beim schließen der Tür hüllt sich der Eingang wieder in das leicht durch die Glasfenster belichtete Ambiente.
Während Amariell noch versucht das Ganze zu verarbeiten und überlegt wo sie anfangen soll zu suchen, bewegt sie sich Richtung Empfangstheke am Eingang. Dort wartet bereits eine etwas in die Jahre gekommene ältere Dame mit markant spitzen Ohren und blasser Haut, was auf eine vermutlich elfische Abstammung schließen lässt.
"alya aure", was so viel heißt, wie "guten Tag", ist die Begrüßung, welche die Firnelfe wählt.
Vom Gegenüber wird selbiges in einer etwas gebrechlicheren Stimme erwidert, was natürlich an dem fortgeschrittenen Alter der Dame liegt. "alya aure".
"Ich bin auf der Suche nach einer Karte, mit welcher ich die Möglichkeit habe Richtung Ioborn zu navigieren - einen westlichen Ausschnitt Aventuriens eventuell?".
"Moment, ich schaue was sich finden lässt"
Nach etwas verstrichener Zeit stapft die etwas ältere Elfe zurück auf ihren ursprünglichen Platz und beginnt mit ihren zittrigen Händen vor Amariell Papierfragmente aufzufallten. Kleine Teile aus einer weit aus größeren Karte sind zu erkennen.
"Hier haben wir es, die Westlande vom aventurischen Hoheitsgebiet". Stolz zeigend auf der Landkarte verdeutlicht sie, um welche Karte es sich handelt und schiebt diese rüber in Richtung der Firnelfe.
"Achtet darauf stets links des Flusses zu laufen, dort gibt es das Gelände besser her zu nächtigen. Außerdem ist diese Seite leichter gangbar und bietet mehr Nährboden für jegliche Rationsbeschaffung, seien es Beeren, Pilze oder das Fangen von Fischen". fügt sie eifrig hinzu und blickt ehrlich, mit ihren faltigen blauen Augen in das jüngere Gegenüber.
Amariell bedankt sich mit einem leichten streichen über die Hand der in die Jahre gekommenen Frau und lässt dabei beim Verlassen des Tresens zwei Heller aus ihrem Ärmel gleiten, sodass diese ohne großartig Geräusche zu verursachen auf dem prachtvoll verzierten Ahorntisch landen.
"Vielen Dank, Firne" ist das letzte was die Abenteurerin zu hören bekommt, bevor sich das gewaltige Tor zur Stadtbibliothek schließt.
Schnell wechseln die Sinneseindrücke von idyllischer, fast schon unheimlicher Stille und ledrigem Geruch zu einem lauten Stimmentamtam, gepaart mit umherirrenden Personengruppen, welche auf dem Markt von A nach B laufen umso vor dem Zapfenstreich der Stadt noch manch günstiges Gut zu erhaschen.
Aus der Sicht des Zwergen wirkt der Markt fast schon gigantischer als manch jährliches Julfest in Aventurien. Während Xolgrim von links nach rechts schlagenden Beinen auszuweichen versucht, konzentriert, keinen Schlag in die Magengegend zu bekommen, vergisst er nahezu weshalb er diesen unangenehmen Weg durch den Markt auf sich nimmt. Doch wo könnte man sich besser verstecken als in den kleinen Gassen, beidseitig bebaut mit Ständen und Fässern voller Güter und Tauschgut, jeweils verteilt auf jedem Wegesrand. Fast schon gespenstisch ruhig wird die Atmosphäre je weiter man sich vom Stadtkern entfernt, dort wo der Tumult herrscht. Kleine Schleichwege im Inneren der Stadt, welche sich durch die Infrastruktur von Andergast schlängeln. Der Boden gepflastert mit hell- bis dunkelgrauen Steinen. Häuser Reih an Reih gegliedert. Hölzerne, teilweise morsche Holzbalken quer zwischen den Gebäuden, so auch Mauerdurchbrüche mit roten Tonziegeln, geschützt vor Witterung und starkem Regenfall. Improvisierte Ingenieurskunst vom Feinsten. Durch ständiges aufprallen der Regentropfen und das Reiben der Schuhsohlen auf dem begehbaren Untergrund der Wege, zwischen den mit Tüchern gespannten Ständen, gestützt durch Holzgerüste, wirken diese fast schon bündig abgeschliffen. Von einem Geruchspektakel im Markt, wird man hier in solchen Gassen in ein nach feuchtem Stein und nach morschem Holz riechendes Ambiente geschmissen.
"Mhhh...großer Holzstand mit Schafswolle" grummelt der Hügelzwerg wieder und wieder leise vor sich hin. "Hier ist es".
Xolgrim steht vor einem etwas kleinerem Holzverschlag, mit cremeweißer und schwarzer Wolle an den Wänden ausgehangen. Darin sitzend ein mit Eisenrüstung und Kettenhemd gekleideter Thorwaler, mit einem blonden Bart geflochten bis zum Bauchnabel. Das Bild eines echten nordischen Kriegers, welches durch sein breites Nordmannschwert, verstaut in einer Lederscheide an der linken Hüftseite am Gurt und einem Rundschild, mit glänzendem Eisen beschlagen, abgerundet wird.
"Den Zwölfen zum Gruße, alter Freund", erwidert dieser dem kritischen Blicken des Zwergen, mit einem Strahlen im Gesicht und einem Lachen, ansteckend wie die Pest. Im positiven Sinne.
"Wie habe ich dich vermisst, Wulfgrim". Kaum ausgesprochen, steht der 1,95 große Thorwaler auf und drückt seinen kleinen Freund mit einer Hand fest an sich. Wulfgrim Torgeson ist ein alter Freund von Xolgrim, welcher ihm Unterschlupf in Addenheym bot, als sein Volk von den Elfen zurückgeschlagen wurde und er als Einziger von seiner Familie nur knapp überlebte. Man machte damals Jagd auf die Hügelzwerge, umso große Köpfe von Kriegerfamilien zu Fall zu bringen. Mehr als drei Monate verbrachte der alleinstehende Nordmann die Zeit mit seinem nicht einmal halb so großen Weggefährten, dabei entstand eine tiefe Freundschaft zwischen Beiden. Doch das ist eine längere Geschichte welche an einem ruhigen Abend am Lagerfeuer erzählt werden kann.
"So, kleiner Mann, hier ist der Brief und der Handelsschein für Fell- und Stoffwaren, den du so dringend benötigst. Ich wünsche dir viel Glück mein Freund, vielleicht sehen wir uns in Ioborn erneut - Aventurien ist klein. Der Karren mit den Handelswaren den du bekommst steht direkt rechts vor dem Eingang meiner kleinen Holzunterkunft hier".
"Danke vielmals, mögen die Götter stets Acht auf dich geben. Machs gut, Wulfgrim Torgeson".
Mit etwas gesenkten Mundwinkeln verlässt Xolgrim den kleinen Holzschuppen, schnappt sich den Karren und macht sich wieder auf, Richtung Marktplatz. Der Schiebebock selbst ist relativ simpel aufgebaut. Ein Massivholzgerüst aus Eiche, mit einer Achse vorne und hinten. An den Außenseiten der Geraden wurden Räder mit einem Metallring beschlagen, angebracht, umso die Langlebigkeit und Transportfähigkeit besser zu gewährleisten. Darauf geschichtet sind etwas 20 bereits verarbeitete Felle, etwas Stoff- und Leinentücher und unbearbeitete Häute, gebunden mit Lederriemen.
Tag der Veröffentlichung: 08.01.2022
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