Cover

Thank you for loving me

Kapitel 1. - The day it all beginn.

 Mary:

Es war ein Tag wie jeder andere in meinem Leben. Ein chaotischer.

Das klingt vielleicht ein bisschen seltsam, aber ich kann anhand meines morgendlichen Kaffees schon sagen, ob der Tag gut wird oder nicht. Wenn mein Kaffee stark ist, kommt meistens ein anstrengender, stressiger Tag auf mich zu. Ist er eher mild, dann haben wir nachmittags meistens laues Wetter und ich kann den Tag in Ruhe angehen. Aber die Hauptsache ist doch, dass ich morgens, bevor ich unter die Dusche springe, meinen geliebten Kaffee trinken kann.

Als ich mich heute morgen aus dem Bett gequält habe und mehr oder weniger wach zur Kaffemachine gepilgert bin, musste ich schmerzlich feststellen, dass das Kaffeepulver aus war. Der Tag begann also für mich ohne Kaffee. Und er sollte genauso beschissen bleiben.

Das einzige, dass mich an einem kaffeefreien Morgen für gewöhnlich aufheitern kann, ist mein Lieblingsrock. Er ist schwarz-weiß-gestreift und passt einfach perfekt zu meinem schwarzen Top und der rostfarbenen Strickjacke. Und er passt auch einfach zu jedem Wetter. Heute Morgen war er natürlich nicht aufzufinden. Das einzige, was ich wirklich anziehen wollte, war mein verdammter Rock. Stattdessen fand ich nur ein extrem zerknittertes weißes Top und einen schwarzen Blazer, der noch nicht mal mir gehört, sondern meiner Freundin Jenny. Die gute Jenny, dachte ich. Schön, dass sie ihren hübschen Blazer ausgerechnet heute vergessen hatte. Ich zog ihn also über das weiße Top und fand glücklicherweise noch eine Röhrenjeans und schwarze Ballerinas. Dazu ein paar silberne Accessoires und schon war der Tag ein bisschen besser. Aber wie gesagt, nur ein bisschen.

Meine Haare band ich mehr oder weniger ordentlich zu einem Pferdeschwanz zusammen, krallte mir Sonnenbrille und Handtasche und machte mich auf den Weg. Man will ja als Praktikant nicht unbedingt zu spät kommen. Besonders die Sonnenbrille sollte sich bezahlt machen. Es hatte zwar in der Nacht geregnet, aber mittlerweile schien die Sonne extrem und wurde natürlich auf der nassen Straße reflektiert. Und trotz Sonnenbrille konnte ich so gut wie nichts sehen, als ich mich in meinem alten Citroen auf den Weg zur Arbeit machte.

Ich hoffte darauf, dass der Tag doch noch gut werden würde. Schlimmer könnte es schließlich nicht kommen. Wie naiv ich doch manchmal bin.

Bei der Arbeit erwartete mich bereits ein monströser Stapel Papier. Akten sortieren war angesagt. Wenn es eins gibt, das ich an meinem Praktikum im Bücherverlag hasse, dann ist es Akten zu sortieren. Obwohl… habe ich erwähnt, dass mein Boss zwar unglaublich gut aussieht, aber auch ein unglaubliches Arschloch ist? Obendrein ist er auch noch stinkreich. Und mein Exfreund. Ich bin mir nur noch nicht sicher, was ich von diesen Dingen am schlimmsten finden soll. Die Exfreund-Geschichte ist schon ziemlich peinlich. Vor allem, weil ich ja das Vergnügen habe, den guten Julian täglich zu sehen. Wenn ich eins im Leben gelernt habe, dann ist es, dass man niemals eine Affäre mit seinem Boss haben sollte. Und, dass man immer genügend Kaffeepulver zu Hause haben sollte. Aber das ist eine andere Geschichte.

„Du siehst nicht besonders gut aus heute“, begrüßte mich Julian, als ich gerade dabei war, die Unmengen an Papier zu meinem Schreibtisch zu transportieren. Der gute Julian. Ihm hätte besser jemand gesagt, dass ich heute leicht reizbar war.

Dementsprechend genervt ließ ich also den Stapel Papier auf meinen Schreibtisch fallen und schenkte Julian ein kurzes böses Grinsen.

„Du siehst nie besonders gut aus, Julian. Aber ich wünsche dir trotzdem einen guten Morgen.“

Lachend nahm er ein Blatt von meinem Stapel. Dabei traten seine makellosen Zähne hervor und seine warmen braunen Augen begannen zu funkeln. Er sah verdammt gut aus. Er sah immer verdammt gut aus. Vor allem, wenn ihm seine dunkelblonden, langen Haare ins Gesicht fielen und seine Lippen sich zu diesem unwiderstehlichen Grinsen formten und… naja, ich denke jetzt hat jeder ein Bild von ihm. Aber was am schlimmsten ist, ist die Tatsache, dass dieser Kerl mal mir gehört hat. Wir hatten auch eine echt gute Zeit miteinander, sind aber nur ein halbes Jahr zusammen gewesen. Dann kam Maria, unsere neue Assistenzmanagerin. Groß, schlank, lange blonde Haare, blaue Augen. Da konnte ich mit meinen 1,65m, den braunen Haaren und grünen Augen natürlich nicht mithalten.

Dafür habe ich jetzt das Glück, das junge Paar acht Stunden am Tag, fünf Mal die Woche zu sehen.

Und wie das so ist, wenn man vom Teufel spricht… da kam sie auch schon, die Maria. Und versäumte es natürlich nicht, ihrem Schatz direkt vor meinen Augen einen schönen langen Kuss zu geben. Ich schwöre, der war beabsichtigt länger als sonst. Miese Schlampe.

„Morgen, Marileen. Harte Nacht gehabt?“, begrüßte sie mich mit einem übernetten Lächeln.

Am liebsten hätte ich ihr ins perfekt geschminkte Gesicht geschlagen. Stattdessen erwiderte ich ihr zuckersüßes Lächeln. Sah ich wirklich so schlimm aus heute?

Zum Glück ließen mich sowohl Oberschlampe Maria, als auch ihr Süßer bald in Ruhe. So verging die Zeit bis zur Mittagspause relativ friedlich. Ich hatte immerhin die Hälfte des Papierkrams erledigt und machte mich in der Pause als allererstes auf den Weg zu Starbucks. Man kann über diesen Laden und vor allem seine Preise ja viel sagen, aber mir hat ein Starbucks Kaffee schon mehr als einmal den Tag gerettet.

Auch heute kam der gute alte Kaffee für vier Euro wirklich zur richtigen Zeit. Und als ich mit Kaffee und Terminplaner auf dem Rückweg zum Verlag war, fiel mir noch etwas ein, das meine Laune sofort steigern würde. Jenny anrufen.

Von allen Freunden, die ich habe, ist Jenny mittlerweile eine der wichtigsten. Wir haben uns auf dem Gymnasium kennen gelernt und seitdem schon einiges miteinander erlebt. Mit Jenny kann ich einfach wunderbar reden. Und da heute Freitag war, hatten wir mal wieder einen ausgiebigen Mädelsabend geplant. Inklusive Sekt und mindestens zwei romantischen Komödien. Also alles, was eine Frau nach einer anstrengenden Woche braucht. Aus lauter Vorfreude auf den Abend rief ich sie also schon mal an.

„Mein Tag war bisher genauso beschissen!“, klagte ich ihr mein Leid, nachdem sie mir ihren Tag geschildert hatte.

„Aber du durftest bestimmt noch keine 50 Kopien anfertigen, oder?“, fragte sie mich, halb lachend, halb genervt, wie sie von ihrer Arbeit immer sprach.

„Dafür konnte ich heute meinem reizenden Chef und seiner reizenden Assistentin beim Rummachen zugucken“, erwiderte ich sarkastisch. Bei dem Anblick schloss ich angewidert die Augen und lief natürlich direkt in einen Typen. Dabei verteilte sich der geliebte Kaffee direkt auf meinem weißen Top und obendrein auch noch auf Jennys hübschem Blazer.

„Scheiße!“, fluchte ich mehr als laut durch die Fußgängerzone und machte auch noch die letzten Leute auf mich aufmerksam, die mein Kaffee-Desaster bisher komischerweise nicht aufgeschnappt hatten. Der Kerl, eine richtige Kante, schien sich weniger dafür zu interessieren, schaute mich einmal mitleidig an und ging dann einfach weiter.

„Alles in Ordnung?“, hörte ich Jenny lachen. Klar, ich hab deinen Blazer ruiniert, aber sonst ist alles super.

„Äh, Jenny. Hier passiert gerade eine Katastrophe nach der anderen. Ich bin um sechs bei dir. Bis dann!“ Antworten konnte sie nicht mehr, da hatte ich schon aufgelegt. Und rannte mit einer unglaublichen Wut im Bauch zu meinem Auto. Zum Verlag konnte ich so zumindest nicht gehen, also rief ich an und entschuldigte mich für den Rest des Tages „aufgrund einer plötzlich eintretender Migräne“.

Zu Hause warf ich meine Tasche direkt aufs Bett, riss mir die schmutzigen Klamotten vom Leib, machte mir eine The Script-CD an und legte mich in die Badewanne. Ich hab gehört, das soll gut gegen Migräne sein.

Und tatsächlich, danach ging es mir schon viel besser, die „Migräne“ war wie weggezaubert und auch meine Laune besserte sich. Baden ist und bleibt eben das allerbeste.

Das klingt vielleicht ein bisschen seltsam, aber auf meiner „to do“- liste steht unter anderem der Wunsch, einmal in so einer riesigen Eck-Badewanne zu liegen, wie man sie aus Hollywood-Schnulzen und Promi-Villen kennt. Was ich zu Hause stehen habe, erinnert eher an einen überdimensionalen Kochtopf. Aber ich weiche schon wieder vom Thema ab, was ich übrigens sehr gut und sehr oft tue.

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es schon halb sechs war. Jetzt hieß es schnell sein, schließlich wollte ich die gute Jenny nicht auch noch warten lassen, nachdem ich ihren Blazer versaut und sie am Telefon so abgewürgt habe.

Da ein Mädelsabend vor mir lag, ließ ich meine langen braunen Haare einfach offen und schminkte mich auch nur ein bisschen. Dazu eine XXL-Jogginghose, Top und Sweatshirtjacke. Und schon konnte ich mich auf den Weg machen.

Die Sonne schien immer noch so stechend, wie schon am Morgen, aber mittlerweile war die Straße wenigstens trocken. Ich konnte also entspannt fahren ohne dabei halb zu erblinden. Dazu noch ein bisschen Mando Diao- Hören im Auto und schon war ich in einer super Stimmung für unseren Abend. Die Aussicht auf Sekt, Chips und haufenweise romantische Filme gefielen mir umso mehr. Ich fuhr also mit einem dicken und ausnahmsweise mal nicht aufgesetzten Lächeln zu Jenny.

Verwundert fuhr ich an Jennys Einfahrt vorbei, als ich bemerkte, dass ein Umzugswagen sie völlig zugeparkt hatte. Ich durfte also umdrehen und erst mal nach einem Parkplatz suchen, von dem mich kein wütender Anwohner so schnell vertreiben könnte. Jennys Nachbarn waren allesamt ein bisschen… abgedreht. Und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich ihre neuen Nachbarn nicht interessieren würden. Das Grundstück, auf dem bis vor kurzem eine etwas seltsame alte Frau gewohnt hatte, war das größte in der Umgebung und umfasste ein ganzes eingezäuntes Waldstück. Wer hier einzog, der hatte das nötige Kleingeld.

Ich fand einen Parkplatz in der Nähe, aber weil ich so lange suchen musste, war es schon kurz nach sechs. Unpünktlichkeit war mir immer sehr unangenehm, also ging ich mit schnellen Schritten zu Jennys Haus- nebenbei bemerkt, auch nicht gerade das kleinste! Die Möbelpacker waren gerade dabei, eine übergroße schwarze Couch zu transportieren und versperrten dabei die gesamte Einfahrt. Jenny war bestimmt nicht besonders begeistert deswegen. Ich konnte nur froh sein, dass sie so was für gewöhnlich mit Humor nimmt.

Ich klingelte an ihrer Haustür und musste mich wundern, dass sie so lange brauchte. Dann stand sie plötzlich mit Bademantel und Gurkenmaske vor mir. Ihre Augen starrten mich an als hätte sie gerade Gras geraucht. Und nein, das weiß ich nicht aus Erfahrung. Sie öffnete hektisch die Tür und gerade als ich fragen wollte, was denn los sei, schrie sie mich förmlich an.

„Jensen Ackles und Ian Somerhalder sitzen in meinem Wohnzimmer!!!“

 

 Jenny:

Langsam öffnete ich meine Augen. Dieses Weckergepiepse ging mir grad gewaltig auf den Zeiger. Ich tastete vorsichtig mit der Hand mein Nachtschränkchen ab , bis ich das piepende Etwas endlich fand und drauf schlug. “Geh aus, Scheißding!”, fluchte ich und fand endlich den Aus-Knopf. Ich machte das Licht an und setzte mich aufrecht hin. Noch vollkommen verschlafen ließ ich meine Hände durch mein Gesicht wandern und über meine Haare streichen. Sie standen schon wieder in alle Richtungen ab! Na klasse! Vorsichtig erhob ich mich und trottete ins Badezimmer. Ich musste mich ein wenig beeilen, da ich lieber nicht zu spät kommen sollte. Meine Chefin war okay, aber ich war immerhin nur die Auszubildende Bürokauffrau. Und mein Job war mir echt wichtig. Also duschte ich schnell und zog mir eine Bluse und eine schwarze enge Röhrenjeans an. Die ließ meine schlanken Beine besser zur Geltung kommen. Ich betrachtete mich im Spiegel und versuchte meine blonde lange Mähne zu bändigen.

In der Küche holte ich mir schnell noch einen Cappuccino und setzte mich in meinen hellblauen Minicooper. Das Auto war mein ein und alles. Meine Eltern hatten ihn mir geschenkt bevor sie vor einem Jahr zu einer Weltreise angetreten waren. Genau an meinem 18. Geburtstag. Sie meinten, dann hätte ich auch mal etwas Ruhe und ich fand es echt klasse sturmfrei zu haben. Oh nein, jetzt hatte ich doch glatt den Cappuccino im Haus vergessen. Pech gehabt. Müde tuckerte ich die Straße entlang. Zum Glück waren morgen endlich Sommerferien und ich hatte 2 ganze Wochen Urlaub bekommen. Meine Augenlieder waren schwer und ich war vollkommen gereizt. Angekommen parkte ich vor der Firma und schnell packte ich meinen Aktenkoffer und stürmte herein. Meine Chefin Mrs. Stankowski erwartete mich schon.

“Guten Morgen Jenny!”, rief sie mir zu und gab mir ein Stapel Briefe und Blätter in die Hand.

“Also! Die Briefe müssen geöffnet werden und die Blätter jeweils 50 mal kopiert. Meine Tochter hat heute Geburtstag also wirst du heute wohl mal ohne mich zurecht kommen müssen, aber das schaffst du sicher.”, sagte sie und klopfte mir auf die Schulter.

“Morgen.. Ja, schon kapiert.”, murmelte ich vor mich hin und somit verließ sie schon die Firma.

Ich trottete zu meinem Schreibtisch und schmiss alles darauf. Mein Magen rebellierte vor Hunger und zog sich krampfhaft zusammen.

“Guten Morgen Jenny!”, sagte Martina. Sie war meine Kollegin.

“Morgen..”, murmelte ich wieder trocken.

“Du siehst aber gar nicht gut aus.”, sagte sie und sah mich besorgt an.

“Geht schon, ist heute nur nicht so mein Tag!”,

Sie streckte mir einen Kaffe entgegen.

“Omg, du bist ein Schatz!”; sagte ich dankbar und nahm ihn.

Martina lächelte und es bildeten sich Grübchen in ihrem Gesicht, wodurch ihre grünen Augen nur noch zur Hälfte sichtbar waren. Martina war wirklich nicht grad die dünnste, aber wollen wir mal nicht so oberflächlich sein. Ihre braunen , zottigen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz streng zurückgebunden. Sie war 2 Jahre älter als ich und somit 21.

Ich trank einen Schluck Kaffe und machte mich an die Arbeit.

Der Arbeitstag ging so schnell rum, aber um 17 Uhr war ich mit der ganzen Arbeit fertig. Juhu, endlich Feierabend! Ich stand auf und verabschiedete mich von Martina.

“Schöne Ferien!”, rief sie mir noch nach.

“Danke!”, meine Laune hatte sich wieder einigermaßen gebessert. Ich hatte jetzt 2 Wochen Ferien und einen coolen Abend mit Mary vor mir. Weiberabend. Ich musste innerlich grinsen. Das war wirklich immer total witzig! Ich schloss die Tür und genoss die frische Luft. Die Sonne schien auf mich herab und die Strahlen waren warm auf meiner Haut. Ich suchte den Autoschlüssel in meiner Aktentasche und fand ihn mal wieder nicht. Wie sehr ich große Taschen doch hasse. Ich musste eh noch schnell in den Supermarkt, also überquerte ich die Straße um nach gegenüber zu gelangen. Irgendwo musste der blöde Schlüssel doch sein. Ich kniete mich auf den Boden und fing an, meine Tasche zu durchwühlen.

“Was machst du denn da?”, hörte ich eine bekannte Stimme sagen. Ich schaute hoch und sah die perfektesten blauen Augen der Welt. Sie wurden durch kräftige, lange schwarze Wimpern umhüllt. Dominik.

“Oh.. Hey. Ich suche meinen Schlüssel.”, schnell stand ich auf. Wie peinlich! Dominiks dunkelblonden längeren Haare wurden von den Sonnenstrahlen zum schimmern gebracht. Er sah unglaublich gut aus. Sein weißes Shirt umspielte seine Muskeln und seine Jeans verdeckte seine kräftigen Beine.

Das war wirklich ein perfektes Bild, was mir jedoch daran gar nicht gefiel, war das, was er an der Hand hielt.

Ein Mädchen ca. einen Kopf kleiner als er. Ihr Gesicht war voller Sommersprossen und ihre Augen schimmerten in einem Grünton. Ihr gehässiges Lächeln gefiel mir am wenigsten. Sie sah aus wie eine Hexe mit ihren roten , lockigen Haaren. Außerdem war sie mega dünn und hatte einen riesigen Kopf. Ihre Proportionen waren einfach zum lachen. Brüste hatte sie keine, zumindest keine die man beachten würde. Ich erwiderte ihr schelmisches Lächeln mit einem -och wie niedlich- Lächeln.

“Kleiner Tipp: Kleinere Tasche?”, Dominik grinste und seine perfekten, weißen , graden Zähne schimmerten hervor. Es gab eigentlich nichts an dem Jungen was nicht zum anbeißen aussah. Er war mit mir aufs Gymnasium gegangen und eigentlich schon seit der 5. Klasse meine große Liebe gewesen. Aber an den “große Liebe” Quatsch glaubte ich schon lange nicht mehr. So was gab es nur in Filmen und nicht in meinem Leben. Die rothaarige Hexe flüsterte Dominik irgendwas ins Ohr und steckte ihm danach ausgiebig ihre Zunge in den Hals. Igitt! Es sah aus als würde sie ihn auffressen und ich könnte das bestimmt viel, viel besser.

“Wie ich sehe, seit ihr ja beschäftigt. Ich muss jetzt so wie so weiter.”; ich erwartete keine Antwort sondern trottete in den Supermarkt. Dieses Bild von ihrem Kuss ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich packte Chips, Sekt und Pizza in den Korb. Ich sollte mir heute Abend mit Mary einen Schnulzen Film reinziehen. Das würde meine Laune bestimmt verbessern. Oder auch nicht.

Nach dem Einkauf hatte ich endlich meinen Schlüssel gefunden und packte alles ins Auto. Ich schob meine Lieblings Cd rein und drehte laut auf. Musik konnte meine Laune eigentlich immer verbessern.

Zu Hause angekommen lud ich schnell meine Sachen aus dem Auto und währenddessen fiel mir der große Unzugswagen vor dem Haus meiner kürzlich Verstorbenen Nachbarin auf. Neue Nachbarn. Hoffentlich keine Spießer, die bei jeder Kleinigkeit direkt Terror schieben.

Drin räumte ich ein wenig auf. Die obere Etage wurde momentan ja eh nicht benutzt also brachte ich nur Küche, Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer in Ordnung. Dann füllte ich die Chips in Schüsseln und stellte den Sekt in den Kühlschrank. Es gab zwar nichts zu feiern, aber naja.

Dann stellte ich mich schnell noch mal unter die Dusche und trug meine grüne Schleimmaske auf. Ich würde heute eh keinen außer Mary mehr erwarten und bei ihr war mir das egal. Frisch geduscht und mit einer Gurkemaske im Gesicht wickelte ich mir den Bademantel um. Das würde ein gemütlicher Abend werden.

Plötzlich klingelte es an der Türe. Das war sie bestimmt. Ich ging zur Tür und öffnete sie. Vor mir stand aber nicht wie erwartet Mary, sondern zwei Götter. Jensen Ackles und Ian Somerhalder. Ich blinzelte ein paar mal verwirrt. Jetzt bildete ich mich schon Sachen ein, so weit war das mit mir gekommen.

“Sorry we need milk for our cofee? Can we have some?”, fragte Jensen. Ich war fasziniert von seinen sinnlichen Lippen. Ich brachte nichts hervor. Ich war viel zu schockiert um irgendwie zu denken, geschweige dann Englisch zu reden. Ich musste träumen. Vielleicht war ich auf dem Sofa eingeschlafen. Ja das musste es sein. Ich kniff mir leicht in den Arm doch nichts passierte. Omg, ich träumte nicht. Da standen tatsächlich Jensen und Ian vor meiner Tür und ich stand hier im Bademantel mit Schleimmaske. Na klasse! Der Tag konnte ja nur besser werden.

“Sorry?”, Ian wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht rum.

“Sorry..”, murmelte und ich und schüttelte den Kopf um mein rotes Gesicht zu verbergen. Man würde wahrscheinlich sowieso nichts erkennen.

Ich hielt die Tür auf und deutete somit, dass sie hereinkommen sollten.

“You can sit there..”, ich zeigte auf die Stühle und stotterte mir was zurecht. Omg, das war einfach nur mega unglaublich peinlich!

Ich wollte grade ins Bad gehen und mir was anziehen als es wieder an der Tür klingelte. Ich öffnete die Tür, diesmal war es Mary. Sie sah mich entgeistert an.

“Schicke Hautfarbe.”, sie lachte sich halb kaputt und umarmte mich. Ich konnte nicht viel sagen.

“Jensen Ackles und Ian Somerhalder sitzen in meinem Wohnzimmer.”, brachte ich heraus.

Sie prustete los wie verrückt.

“Verarsch mich doch nicht! Ich glaub du hast heute zu viel Sonne abbekommen!”

“Ich lüge nicht. ”, sagte ich.

“Was hast du überhaupt im Gesicht?”

Oh mist, dass hatte ich ja total vergessen. Ich ging verwirrt ins Badezimmer und wusch mir das Gesicht.

“OH MEIN GOTT!”, hörte ich Mary entsetzt sagen.

Sie hatte die beiden wohl gesehen. Ich musste grinsen.

 

 Kapitel 2. - Good girls go crazy.

 

Marileen:

 

Da saßen sie also. Ian Somerhalder und Jensen Ackles. Auf Jennys Couch, grinsend nebeneinander.

Und beide lächelten mich freundlich an. Hatte ich mir etwa den Kopf gestoßen?

Hilfesuchend sah ich mich nach Jenny um, aber die war natürlich längst im Bad verschwunden, um ihren Schleim im Gesicht loszuwerden. Bei dem Gedanken an ihr Outfit wurde ich selbst ein wenig rot, immerhin sah ich in meiner XXL-Hose aus wie der letzte Penner. Und dann ließ sie mich allein mit diesen zwei Göttern. Vielleicht war das ja die Rache für ihren Blazer.

Wie auch immer, mit einem völlig aufgesetzten Lächeln versuchte ich irgendwie, meine Unsicherheit zu überspielen und setzte mich auf den Sessel, gegenüber von den beiden. Stille.

Dummerweise hat man mir nie beigebracht, wie ich mich gegenüber Promis verhalten soll. Noch dazu, wenn sie aussehen wie griechische GÖTTER! Und das war in dem Moment der Fall.

Das Problem ist aber noch nicht mal, dass ich dann anfange zu zittern oder zu stottern. Ich bin auch überhaupt nicht aufgeregt oder rede zu schnell. Mein Gehirn verabschiedet sich einfach und ich fange an zu starren, wie eine verrückte Drogen-Abhängige. Ob ich in dem Moment auch noch gesabbert habe, kann ich ehrlich gesagt nicht mehr sagen. Würde mich aber im Nachhinein nicht wirklich wundern.

„So… what are you doing here, guys?” Ein Anfang war also getan. Erwartungsvoll schaute ich die beiden an und sandte ein großes Dankeschön an meinen ehemaligen Englisch Leistungskurs .

Für meine grandiosen Englischkenntnisse bekam ich auch glatt eine Antwort von Jensen, die ich sogar komplett verstand.

„We’re going to spend the summer right next door. Just came here and now we definitely need a coffee!” Aha, das waren also die neuen Nachbarn. Da hatte die Jenny aber verdammtes Glück, immerhin kann nicht jeder von sich behaupten, neben Ian Somerhalder und Jensen Ackles zu wohnen. Die beiden sprachen mindestens genauso heiß wie sie aussah. Für alle, die nicht wissen, wie sie aussahen: männlich. Das ist wahrscheinlich das einzige Wort, das sie perfekt beschreibt! Jensen…

Mit seinen kurzen dunklen Haaren, den blauen Augen und dem Dreitagebart sah er unglaublich gut aus. Und noch dazu mit dem strahlend weißen Lächeln, darin konnte ich mich wahrscheinlich sogar spiegeln. Als wenn das nicht schon genug Männlichkeit in einem Raum gewesen wäre, musste er natürlich noch seinen Freund Ian mitnehmen. Und beide zusammen waren eine tödliche Kombination.

Durch seine strahlend blauen Augen grinste Ian mich an. Und ich starrte zurück wie ein völlig verschrecktes Reh. Da wusste man ja gar nicht, wo man zuerst hinstarren sollte!

Gott sei Dank tauchte Jenny kurze Zeit später wieder auf, dieses Mal ohne Gurkenmaske, dafür ordentlich aufgedonnert in einem kurzen schwarzen Rock. Ich musterte sie mindestens genauso verwirrt wie Jensen und Ian. Wobei den beiden zu gefallen schien, was sie da sahen. Und daneben saß ich dann in meiner Gammelhose.

Und anstatt mir mit den beiden zu helfen, zerrte mich Jenny erst einmal am Arm in die Küche.

„Warum sind die denn immer noch hier?!“, fuhr sie mich an, während sie den Kühlschrank öffnete und wie eine Irre durchforstete.

„Jenny, schrei doch nicht so!“, versuchte ich sie zu besänftigen. Immerhin saßen Ian und Jensen im Zimmer nebenan und konnten alles mithören. Wir wollten sie ja nicht direkt am ersten Tag verschrecken!

„Ach lass mich“, entgegnete Jenny, mehr zum Kühlschrank gerichtet als zu mir. „Die verstehen uns doch eh nicht!“ Wirklich beruhigen konnte mich das allerdings auch nicht.

Ich warf einen kurzen Blick um die Ecke und traf direkt auf Ians und Jensens Blicke. Peinlich, peinlich!

Jenny war mittlerweile fast komplett im Kühlschrank verschwunden und warf etliche Sachen einfach hinter sich auf den Boden, die ihr im Weg waren. Was suchte die gute eigentlich?

„Milch“, antwortete sie mir aus dem Kühlschrank. „Die beiden haben gefragt ob sie etwas Milch haben können, für ihren Kaffee. Zumindest hab ich das so verstanden…“

Naja, ist ja auch eigentlich nahe liegend. Auch Ian Somerhalder und Jensen Ackles trinken ihren Kaffee gerne mit Milch. Und zu ihrem großen Glück fand Jenny auch noch welche, nachdem sie gefühlte zwei Stunden danach gesucht hatte.

Wir setzten also beide ein zufriedenes Lächeln auf, atmeten noch einmal tief durch und gingen zu den Göttern ins Wohnzimmer, um ihnen ihre Milch zu geben. Und das war genauso verstörend wie es klingt.

„Thank you, very much“, bedankte sich Ian großzügig und schenkte uns beiden dafür sein nettestes Lächeln. Hätte Jenny sich nicht krampfhaft bei mir untergehakt, würde ich wahrscheinlich auf der Stelle in Ohnmacht fallen. Wir gaben sicher ein ziemlich… interessantes Bild ab.

Aber anstatt einfach mit der Milch zu verschwinden, machten die beiden es noch schlimmer.

„Would you guys like to come to our house warming tomorrow?”

Ich warf Jenny einen skeptischen Blick zu, aber die hatte Ian wohl nicht verstanden oder war einfach zu beschäftigt damit, die beiden mit ihrem Blick auszuziehen. Allein der Gedanke daran machte mich wuschig.

Aber eine Hausparty bei den beiden? Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass wir das nicht überleben würden. Vor allem Jenny. Die begann nämlich langsam aber sicher, unregelmäßig zu atmen und bohrte ihre Finger immer tiefer in meinen Arm. Sie sah die ganze Sache aber ein bisschen anders.

„Mary, da müssen wir hin!“ Und obwohl ich sie natürlich nicht darum gebeten hatte, bombardierte sie mich sofort mit Argumenten. Alles natürlich auf Deutsch und vor den verwirrten Augen von Ian und Jensen.

„Hallo?! Natürlich gehen wir dahin, da gibt’s auch nichts zu diskutieren! Weißt du eigentlich, wann ich das letzte Mal auf so einer Party gewesen bin? Und noch dazu auf deren Party! Kannst du dir vorstellen, was für Leute da hinkommen? Das wird bestimmt mega geil! Und außerdem: hast du dir die beiden Mal angeguckt? Viel heißer geht’s ja wohl nicht, wie könnten wir da denn absagen?“

Die Tatsache, dass wir über die Jungs redeten, während sie daneben standen, war schon ein bisschen komisch. Aber die konnten ja eh nix verstehen, also musste ich Jenny schon zustimmen. Vor allem, was den letzten Punkt anging…

Nachdem wir das geklärt hatten, nahmen wir die Einladung also grinsend an und brachten die beiden Götter mit ihrer Milch zur Haustür. Küsschen links, Küsschen rechts, „danke und bis morgen“ und schon machten sich die beiden mit ihrer Milch auf zum neuen Heim. Und ließen uns völlig traumatisiert in Jennys Haustür stehen.

 

Zwei Stunden später, voll gestopft mit Pizza, Chips und Sekt saßen wir im Gammellook und mit Laptop bewaffnet auf der Couch. Recherche war angesagt.

Unser Trauma hatte sich mittlerweile in den reinen Wahnsinn verwandelt. Wir wollten alles- einfach alles!- über Jensen und Ian heraus finden. Schließlich kommt nicht jeden Tag ein affengeiler Star vorbei, um sich Milch für seinen Kaffee zu holen. Der Sekt zeigte natürlich auch langsam seine Wirkung, sodass wir bald bei jedem Bild hysterisch aufschrien, das uns Google zeigte.

„Hast du gewusst, dass die beiden mal zusammen in einer Serie gespielt haben und seitdem unzertrennlich sind?“, rief Jenny durch das halbe Haus, als ich gerade in der Küche war um uns Pizza zu holen. „Das war vor ungefähr knapp fünf Jahre, also waren die da beide ungefähr in unserem Alter…“

„Die sind schon Mitte Zwanzig ?!“, rief ich ihr erstaunt zurück und warf mich dabei, mit Pizza bewaffnet, aufs Sofa. „Die hätte ich höchstens auf 22 oder 23 geschätzt. Allerhöchstens!“

Aber Jenny war mittlerweile natürlich top informiert und hatte schon die passenden Wikipedia-Seiten parat. „Jensen ist ein gutes halbes Jahr älter als Ian und schon 25. Ian wird auch dieses Jahr 25 und zwar… am 8. Dezember!“

25, oha. Dagegen war ich mit meinen 20 Jahren ja noch ein Kind.

Die nächste Sektflasche wurde schnell geöffnet, dann die dritte. Wir fanden einiges über die beiden heraus, was wir eigentlich überhaupt nicht wissen wollten.

Dass Ian ein arrogantes Arschloch und Jensen ein richtiger Frauenheld war, zum Beispiel.

Oder, dass beide nicht nur Schauspieler waren, sondern nebenbei auch noch modelten.

Obwohl uns diese Info dann doch ganz gut gefiel.

Gerade als wir ein paar Oben-ohne- Bilder von den beiden fanden, öffnete Jenny die vierte Sektflasche. Und obwohl ich mich einen Moment wunderte, woher der ganze Sekt kam, nahm ich einen ordentlichen Schluck- aus der Flasche, denn keiner von uns hatte Lust, aufzustehen und die Sektgläser aus der Küche zu holen. Dann übergab ich die Flasche an Jenny und die trank fast die Hälfte davon. Fast wie in den guten alten Schulzeiten. Aber die waren vorbei. Und die vier Flaschen Sekt wurden uns bald zum Verhängnis.

Aus den Recherchen mit Sekt wurde die reinste Sauf-Orgie, aus der Sauf-Orgie bald eine Kissenschlacht, bei der Kissenschlacht drehten wir die Musik auf und tanzten bald wie wild durch die gesamte Wohnung. Irgendwann machten wir auch noch den Fernseher an, aber wann das war- oder was wir überhaupt guckten- weiß ich leider nicht mehr. Alles in allem also ein ganz normaler Mädelsabend. Naja, fast.

 

 

Kapitel 3- The dream begins.

 

Jenny:

Ich wurde von der Sonne geblendet und öffnete vorsichtig meine Augen. Hachja, ich hatte einen wunderschönen Traum gehabt. Jensen Ackles und Ian Somerhalder wären meine neuen Nachbarn. Vorsichtig sah ich mich um und neben mir lag Marileen, sie hatte die Decke bis ans Kinn gezogen und ihre Haare standen zottig in alle Richtungen ab. Ich musste grinsen. Vorsichtig stand ich auf und tapste in die Küche um sie nicht zu wecken. Oh je! Mein Blick auf die Uhr ließ mich plötzlich hellwach werden. Es war schon 15 Uhr mittags. Naja, zum frühstücken ist es nie zu spät. Ich öffnete den Kühlschrank und musste entsetzt feststellen, dass mein letzter Liter Milch verschwunden war und das gestern somit wohl auch kein Traum gewesen war. Ich deckte den Tisch und war mit den Gedanken ganz woanders. Jensen Ackles und Ian Sonerhalder, die beiden Traummänner wohnten neben mir. Ich ging ins Bad und ein Blick in den Spiegel verriet Geahntes. Ich sah furchtbar aus, schnell versuchte ich mich einigermaßen zu richten. “Morgen..”, hörte ich eine verschlafene Stimme hinter mir murmeln.

“Morgen.”, ich sah Marileen- ich nannte sie Mary­- grinsend an.

“Ja, ja ich weiß. Ich sehe furchtbar aus.”, sagte sie bevor ich überhaupt irgendwas sagen konnte.

“Das wollte ich gar nicht sagen, ich hab Frühstück gemacht! Obwohl wir schon 15.30 Uhr haben.”, ich ging zurück ins Wohnzimmer und setzte mich an den Tisch. Freudig nahm meine Nase den Kaffeduft auf. Ich trank schon mal, während Mary sich noch fertig machte. Naja, fertig konnte man nicht sagen. Sie richtete sich einigermaßen her.

“Sag mal hab ich das geträumt oder waren Ian Somerhalder und Jensen Ackles gestern hier?”, sagte Mary plötzlich.

“Sie waren wirklich hier.”, sagte ich und freute mich so sehr, dass sich meine Stimme in ein Quietschen entwickelte.

“Und wir sind heute Abend ernsthaft auf ihre Einweihungsparty eingeladen?”, fragte sie. Ich nickte nur, weil mir vor Freude die Stimme vergangen war.

“OH MEIN GOTT!”, schrie sie und hüpfte in die Luft.

“Ja nimm erst mal einen Kaffe.”, sagte ich und drückte ihn ihr in die Hand.

“Wow, wir gehen ernsthaft auf eine Party von zwei Hollywood Stars.”, murmelte ich. Ich hatte das selbst noch nicht erfasst und Jensen und Ian waren so was von oberwow. Die perfekten Männer.

Ich wurde doch ein lautes Lachen aus den Gedanken gerissen.

“Wie du grade guckst! Das sieht echt zu geil aus!”, sagte Mary und krümmte sich vor Lachen.

“Lass uns nachher was shoppen gehen und dann suchen wir ein heißes Outfit für heute Abend. Mal keinen Bademantel und Schleimmaske.” “Das findest du wohl sehr witzig hmm? Du hattest eine Gammelhose an ja? Das auch nicht viel besser! Aber das ist eine gute Idee!”, ich biss in mein Brötchen. Mein Magen hörte mit einem mal auf zu rebellieren.

Auch Mary machte sich ein Brötchen und setzte sich mir gegenüber.

“Ich fahr gleich schnell nach Hause, gehe duschen und dann treffen wir uns um 17 Uhr in der Stadt?”

“Klingt gut. Wann fing die Party noch mal an?”, fragte ich noch mal nach.

“23 Uhr.”

“Oh yeah! Das wird affengeil!”

Sie zog eine Augenbraue hoch und sah mich an. “Affengeil?!”

“Egal.”, ich lachte nur.

Dann frühstückten wir noch bis 16 Uhr. Ich mein nicht jeder kann von sich behaupten um 16 Uhr zu frühstücken.

Daraufhin fuhr Mary nach Hause und ich sprang schnell unter die Dusche, zog mir ordentliche Kleidung an und fuhr los in die Stadt.

Ich konnte das alles immer noch nicht fassen. Eine Party bei Ian und Jensen?! Bestimmt träumte ich immer noch. Ich nahm natürlich direkt mal wieder zwei Parkplätze ein und stieg bequem aus. Wenn andere Leute das taten, warum sollte ich das denn nicht dürfen? Ich stellte mich vor eins der Geschäfte und wartete auf Mary. Was trieb die denn schon wieder so lange? Ich sah mir die Klamotten im Schaufenster an. Ich hatte schon eine kleine Ahnung was ich anziehen würde, aber vielleicht würde ich mich doch noch um entscheiden. Ich beschloss schon mal in den Laden zu gehen und schrieb Mary schnell eine Sms.

Vorsichtig durchstöberte ich die Regale als mir eine bekannte Stimme ins Ohr drang. Dominik. Ich würde seine Stimme immer erkennen. Ich stellte mich hinter einen der Kleiderständer und lauschte. Eigentlich war das nicht meine Art , aber naja. Man kann nicht immer brav sein.

“Boa die Kleine geht mir so auf die Nerven. Die ist richtig, richtig eifersüchtig!”, hörte ich Dominik sagen. Wer? Etwa seine neue Schnecke?

“Hmm, ich hab dir von Anfang an gesagt fang nichts mit einer Rothaarigen an, die sind komisch.”, sagte eine mir unbekannte Stimme.

“Ja, vielleicht trenn ich mich auch wieder. Das sollte ja eigentlich eh nur so was einmaliges werden.”, sagte Dominik wieder.

Ich lehnte mich nach vorne und vergaß völlig, dass der Kleidungsständer Rollen hatte.

Der Ständer drehte sich weg und ich plumpste nach vorne, da ich mein Gewicht zu sehr auf den Kleiderständer verlagert hatte.

“Oh Jenny. Wie kommt es das immer wenn ich dich treffe du vor mir auf dem Boden bist?”, sagte Dominik und grinste nur.

Oh nein, nein, nein! Ich dachte aus der Phase mir passieren peinlichen Dinge wäre ich endlich raus! Immerhin war ich 19!

Dominiks Kumpel lachte wie wild. Schnell stand ich auf und strich mir über meine Jeans um den Staub abzuklopfen.

“Sehr witzig! Du könntest mir auch mal aufhelfen”, raunzte ich ihn an.

“Was hast du eigentlich da hinter dem Kleiderständer gemacht?”, fragte er skeptisch.

“Ich..äh..ich, wollte was anprobieren.”, stotterte ich und zog irgendetwas aus dem Ständer ohne hinzusehen. Großer Fehler.

Dominik zog eine Augenbraue hoch. Schnell sah ich zu dem Kleiderstück in meiner Hand. Klasse! Wirklich! Eine pinke Rüschenbluse mit fetten hässlichen Blumen drauf in Größe 42. Man, das konnte doch gar nicht peinlicher werden!

“Das willst du heute Abend anziehen?”, hörte ich Mary sagen. Ich drehte mich um.

“Da bist du ja endlich und nein natürlich nicht!”, ich hang es zurück.

“Hallo ihr!”, begrüßte Mary die zwei Jungs.

“Wo gehst du denn heute Abend hin?”, fragte Dominik und sah mich durchdringend an. Seine Augen begannen dann immer so zu funkeln. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Dominiks Kumpel grüßte Mary zurück.

“Wir gehen auf eine Party von einem Freund.”, sagte Mary und zog mich hinter sich her weg. Dafür war ich ihr echt dankbar. “Danke.” “Starrst du den immer so an?”

“Nur wenn er dieses durchdringenden Blick hat, Mann!”

“Naja, lass uns anfangen Klamotten zu suchen, wir haben nicht so viel Zeit!”; sagte ich und begann wieder damit die Regale zu durchforsten. Als ich ein paar Sachen gefunden hatte, ging ich zu Mary und wir suchten zwei Umkleidekabinen.

Mein erstes Outfit war ein schwarzer Flatterrock und ein schwarzes enganliegendes Top mit V-Ausschniss. Dazu schwarze Ballerinas.

Ihr erstes Outfit war so ähnlich, nur das der Rock eng und das Oberteil weit waren.

Wir einigten uns beide darauf, dass das ja nicht so gut aussähe und nahmen das nächste. Als nächstes zog ich ein enges, kurzes schwarzes Cocktailkleid an und schwarze High Heels. Das gefiel mir schon gleich viel besser.

Mary trug einen schwarzen engen Rock und darauf ein graues bedrucktes Top und hohe Stiefelletten.

Wir entschieden uns für die beiden Outfits und machten uns auf den Weg zu mir. Wir machten uns gemeinsam fertig. Ich glättete meine Haare noch ein bisschen , sodass sie perfekt und schimmernd an meinen Schultern herab hingen. Meine Augen schminkte ich stark mit Wimperntusche, sodass meine Augen dieses WOW- Efekt bekamen.

Meine Lippen machte ich knallrot, weil meine Jacke die gleiche Farbe hatte. Schwarze große Kreolen und eine schwarze Kette. Ich war ganz zufrieden mit mir. Aber es konnte doch nur besser sein als Bademantel und Gesichtsmaske.

Auch mit Mary war ich sehr zufrieden, ihre Schminke war genauso verteilt wie bei mir und sie trug große schwarze Hängerohrringe.

“Wow, wir sehen verdammt heiß aus!”, murmelte ich als ich in den Spiegel sah.

“Und pünktlich fertig, wie immer.”, Mary sah auf die Uhr. 22.45 Uhr.

Wir machten uns auf den Weg rüber zur Villa.

Es war ein wirklich riesiges Haus. Ich wunderte mich immer wieder wie diese seltsame alte Dame es geschafft hatte, das alles alleine zu pflegen. Wir klingelten und das riesige schwarze Tor öffnete sich. Langsam machten wir uns auf den Weg zur Tür. Der Weg kam mir vor wie ein halber Marathon auf den Schuhen. Ich klingelte und wir warteten gespannt. Die Tür wurde geöffnet und vor mir stand Orlando Bloom. Nein ehrlich, ich verarsch euch nicht! Vor mir stand ORLANDO BLOOM persönlich!

Da war definitiv zu viel für mich. Alles verschwamm vor meinen Augen und ich sackte auf den Boden. Als ich am Boden aufkam hörte ich auch keine Stimmen mehr, ich war einfach weg.

 

 

 Kapitel 4. - Die Party

 

 Good girls go bad- Mary

 Eigentlich hätte ich das besser wissen müssen. Man kann mit Jenny einfach auf keine Party gehen. Schon gar nicht auf eine von Ian Somerhalder und Jensen Ackles.

Wobei ich zugeben muss: als der gute Orlando so vor uns stand, fühlte ich mich für einen Moment auch ein bisschen verarscht. Aber wenigstens bin ich nicht direkt vor seinen Füßen in Ohnmacht gefallen!

Zum Glück war Ian direkt zur Stelle und auch noch nicht so betrunken wie Orlando, der Jenny kaltblütig auslachte. Ian half ihr natürlich sofort wieder auf die Beine und versprach mir, sich um sie zu kümmern.

„I’m going to look after her, no problem. Just try to find Jensen. I think he’s standing at the bar and he can show you everything!”

Aha, soweit, so gut. Der Ian schien mit Jenny allein klar zu kommen. Und besonders gut hätte ich ihm sowieso nicht helfen können- ich kann nämlich leider kein Blut sehen. Geschweige denn mit Leuten umgehen, die gerade in Ohnmacht gefallen sind. Ich war ihm also mehr als dankbar, als er sie Richtung Obergeschoss brachte. Orlando half ihm natürlich, sie dorthin zu befördern, bekam aber kaum Luft vor lauter Lachen.

Ich atmete noch ein Mal tief durch und machte mich dann auf den Weg zum Wohnzimmer, aus dem laute Musik dröhnte. Bereits der Flur war groß und hell und überall bewegten sich Leute im Takt der Musik.

Das Wohnzimmer war schlichtweg gigantisch. Die komplette rechte Wand war verglast und führte zur Terasse, die mit hunderten Lichtern ausgestattet war. Überhaupt war der Raum so groß wie meine gesamte Wohnung. Die schwarze Ledercouch war mehr als besetzt und überall tanzten ausschließlich gutaussehende Leute zur Musik von Cobra Starship. Den Bass konnte ich förmlich im Bauch spüren und bewegte mich automatisch im Rhythmus.

Sofort kam ein heißer Typ mit Surferfrisur auf mich zu und drückte mir einen typischen roten Papp-Becher mit Bier in die Hand, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Langsam aber sicher überkam mich auch das Gefühl, ich wäre im Film gelandet. Das extrem schlechte Bier holte mich aber schnell in die Realität zurück. Das konnte nur amerikanisches Bier sein. In dem Moment war mir das allerdings herzlich egal, denn es erfüllte so oder so seinen Zweck: es machte mich lockerer.

Mit Pappbecher bewaffnet ging ich also grinsend und hüfteschwingend durch die Menge und machte mich auf den Weg zur Bar. Unterwegs checkten mich etliche Typen ab oder sprachen mich direkt an. Mit jedem Anmachspruch wuchs mein Selbstbewusstsein. Das würde ein mega guter Abend werden!

„Hey, you’re looking for someone?“, hörte ich auf einmal eine tiefe Männerstimme hinter mir.

Ich drehte mich um und traf auf ein Paar wunderschöne braune Augen. Sie gehörten zu einem Kerl in meinem Alter, der mich auffordernd anlächelte. Der gefiel mir.

„Yes, I do look for someone. But you look like someone who’d like to bring me a beer!”, erwiderte ich grinsend und reichte ihm meinen leeren Becher. Lachend nahm er den Becher entgegen, gab mir dafür seinen. Und der war bis oben gefüllt, allerdings nicht mit Bier. Und das sagte ich ihm dann auch.

„That’s better than any beer you can get tonight“, versprach er mir zwinkernd und ging dann an mir vorbei, Richtung Badezimmer. „See you later!“ Na, hoffentlich!

Vorsichtig nahm ich einen Schluck von dem roten Zeug in meinem Becher. Sangria.

Der Kerl gefiel mir immer besser. Ich hoffte nur, dass ich ihn später wieder finden würde.

Aber erst mal musste ich jetzt Jensen finden. Den Sangria kippte ich in einem Zug runter, holte mir ein neues Bier aus dem Flur und tanzte mich in die Küche. Der Flur zur Küche war etwas enger als die Räume bisher und auch ziemlich schlecht beleuchtet. Und wie das auf solchen Partys eben so ist, war das hier das Zentrum der Pärchen. Ich musste mich regelrecht bis zur Küche durchkämpfen, noch dazu mit meinem randvollen Becher Bier. Und das wollte ich nun wirklich nicht verlieren.

Die Küche war genauso wie ich sie mir vorgestellt hatte. Riesengroß und modern.

Die Platten waren aus Marmor und die Schränke aus edlem, schwarzen Holz. In der Mitte stand eine großzügige Kücheninsel, allerdings hatte sich darauf eine blonde Schlampe platziert, die sich gerade einen dunkelhaarigen Kerl klar machte. Auch sonst war hier einiges los. Ein paar Jungs, die höchstens 16 oder 17 waren, plünderten gerade den Kühlschrank und fanden sogar eine Flasche Sekt.

Der Rest tanzte durch die Gegend oder knutschte wild mit einem anderen Partygast, so wie in allen Räumen.

Von Jensen war weit und breit nichts zu sehen, aber mittlerweile wusste ich auch schon gar nicht mehr, warum ich ihn überhaupt suchte. Ich gab das ewige Hin und her also auf und begann auch bald, den Kühlschrank zu durchsuchen. Und da war er auch schon, der Feigling.

Wer schon mal mit mir gefeiert hat, der weiß, was dieses Getränk aus mir macht.

Ich weiß es auch ganz genau und schäme mich deswegen immer wieder. Aber trinken tu ich das Zeug trotzdem. Und er kam gerade genau zur richtigen Zeit. Mit Feigling, aufforderndem Lächeln und ordentlich Hüftschwung machte ich mich also wieder auf den Weg ins Wohnzimmer und hatte bald schon einige neue Freunde gefunden. Hüftschwung, Lächeln und Alkohol sind eben unwiderstehlich auf so einer Party.

Meinen Feigling teilte ich mir mit einem Mädchen namens Laura. Die sah in ihrer Röhrenjeans zwar sehr gut aus, konnte aber nicht mit mir in meinem kurzen Rock mithalten. Zumindest sahen das die Typen so, die uns beim Saufen und Tanzen zusahen. Hätte ich doch an dem Tag ein bisschen mehr geschlafen. Oder ein bisschen mehr gegessen. Leider hab ich höchstens zwei Stunden geschlafen und gegessen hatte ich auch nur ein Brötchen. Der Alkohol wirkt dann erfahrungsgemäß ziemlich schnell. Sagen wirs mal so, zu der Zeit war ich eigentlich schon hacke.

Aber wie das auf solchen Partys eben so ist, wenn man einmal mit dem Trinken anfängt, fällt es einem schwer, die Finger von dem Zeug zu lassen. Das wurde mir natürlich wieder mal zum Verhängnis.

Ich trank noch ein paar Schlücke Bier von einem Kerl namens Sam. Mit dem tanzte ich dann auch schön eng, bis mir auffiel, dass ich Jenny schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte.

Und überhaupt, ich feierte gerade mit lauter Fremden!

Ich schubste den Sam also lieblos von mir weg, nahm seinen Becher und stolperte Richtung Treppe.

Und da war er doch wirklich. Jensen Ackles!

„What’s uuuuuuuuuuup?“, schrie er mir zu als er mich sah, kam auf mich zugestolpert und umarmte mich etwas zu fest. Ich musste kichern wie ein Teenager und musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.

Also für einen Besoffenen sah er verdammt gut aus!

Er trug ein Top, das irgendwann mal weiß gewesen sein musste, mittlerweile war es allerdings voll von Bierflecken und anderen Dingen, die ich nicht wirklich zuordnen konnte. Wollte ich ehlich gesagt aber auch gar nicht. Über dem Top trug er ein blau-kariertes, offenes Hemd, das seine muskulösen Oberarme perfekt zur Geltung brachte. Und noch dazu diese Bartstoppeln im Gesicht, die blauen Augen und das unwiderstehliche Grinsen. Ich wäre am liebsten auf der Stelle über ihn hergefallen.

Doch nicht mal dazu war ich mittlerweile noch im Stande, langsam aber sicher fiel es mir sogar schwer, ohne Schwanken zu stehen. Plötzlich fiel mir Jenny ein.

„You know what time it is?“, fragte ich Jensen lallend.

“Should be about … 1 maybe…?” 1 Uhr also. Fuck. Das hieß, ich hatte Jenny seit zwei Stunden nicht mehr gesehen. Vielleicht sollte ich sie mal suchen.

Jensen hatte sie aber auch nicht gesehen. Wie auch? Ich glaube in dem Zustand konnte er nicht mal mich richtig erkennen. Bei dem Gedanken bekam ich mal wieder einen Lachanfall, schwankte aber dann zurück ins Wohnzimmer um Jenny zu finden. Jensens Arm krallte ich mir auch noch und zog ihn hinter mir her, wobei er gegen mindestens zehn Leute lief und jedes Mal dreckig lachend musste.

Der Witzbold.

Aus den Boxen dröhnte jetzt „Moves like Jagger“ und genau dazu passte das Bild, das ich jetzt von Jenny bekam.

Völlig betrunken stand Jenny AUF DER BAR und tanzte vor den Augen von mindestens zehn Typen.

Dabei wuschelte sie sich durch die Haare wie eine Stripperin und wirklich jeder an der Bar konnte ihren Slip sehen. Wäre ich nicht besoffen gewesen, hätte ich das unglaublich peinlich gefunden. Aber ich fand es einfach nur mega witzig!

„Jenny, wasch machst du daaaaaaaaaaaa, Jennyyyyy?“, rief ich ihr lachend entgegen, als ich –teils tanzend, teils schwankend- auf sie zukam. Aber anstatt mir zu antworten, winkte sie nur überschwänglich, lallte vor sich hin und tanzte weiter. Ihr Rock rutschte mit jeder Bewegung ein Stück weiter nach oben. Es war zum Heulen. Aber ich kriegte mich nicht mehr ein vor Lachen. Und Jensen gefiel, was er da sah. Grinsend ging er auf sie zu.

„Was machst du denn da?“, fragte er nachdem er sich bis zu ihr vorgedrängelt hatte. Auf Deutsch.

WHAT THE FUCK?

Der Alkohol war mir wohl zu Kopf gestiegen. Oder ich hatte mich einfach verhört.

Jedenfalls bot mir ein heißer Kerl plötzlich eine halbvolle Sektflasche an. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen. Und schon war ich wieder auf dem Weg zum Flur, untergehakt bei dem guten alten Sam und seinem heißen Freund, den ich leider noch nicht kannte.

Die Musik nahm ich mittlerweile nur noch gedämpft war, was mich aber natürlich nicht daran hinderte, lautstark mitzugrölen. Sehr zur Freude meiner beiden Begleiter.

Die zwei brachten mich und die Sektflasche aber nicht zur Küche, sondern auf die Terasse.

Und die raubte mir noch einmal den Atem. Der Garten war riesig und von Bäumen umgeben. Direkt vor der Veranda aus Holz war eine große Teichanlage, in der sich schon einige Partygäste austobten.

Und auch meine zwei Begleiter steuerten darauf zu. Ich hätte mich ja gerne dagegen gewehrt, aber leider war ich nicht mehr in der Lage, geradeaus zu laufen. Oder überhaupt klar zu denken.

Sam drückte mir die Sektflasche in die Hand. Ich hätte sie zweimal fast fallen lassen.

Dann trank ich sie komplett leer und alles verschwamm vor meinen Augen.

Das letzte was ich sah, war Ian wie er lachend auf mich zukam. Dann kippte ich vorne über, direkt auf ihn. Und alles um mich herum wurde schwarz.

 

 

 

Jenny don`t bei heasty- Jenny

 

Langsam öffnete ich die Augen. Immer noch drehte sich alles um mich herum. Hatte ich grad ernsthaft Orlando Bloom gesehen?

“Jenny? Are you fine?”, hörte ich eine mir unbekannte Stimme sagen. Endlich öffnete ich meine Augen ganz. Wow! Da stand Ian Somerhalder. Mit einem Schlag wurde mir klar, dass das alles kein Traum gewesen war. Verstört nickte ich. Ich konnte immer noch nicht so richtig denken. Ian hielt mir ein Glas mit durchsichtiger Flüssigkeit hin. Ich ging davon aus, dass das kein Wodka war , also nahm ich das Glas und trank es komplett leer. Seine Augen funkelten mich in diesem blau an, welches eigentlich nicht ganz menschlich sein konnte. Es war wie ein Wolkenfreier Himmel. Er grinste zufrieden. Ich sah schnell an mir runter um zu sehen, ob noch alles saß. Mein Kleid war ziemlich nach oben gerutscht, aber noch nicht ZU hoch. Ian hielt mir die Hand hin und zog mich vom Bett. “Thanks.”, erwiderte ich mit meinem miesen Englisch. Jetzt erst war ich in der Lage mich umzusehen. Das Bett war riesig. Der ganze Raum war gigantisch. Die Wand war in einem geschmackvollem dunkelblau gestrichen und die Möbel waren schwarz oder dunkelblau.

Was würde ich dafür geben in diesem Bett Sex zu haben. Schnell schüttelte ich den Kopf um meinen Gedanken zu vertreiben. Ian sah mich ein wenig irritiert an. “Let’s go !”, sagte Ian und wir verließen das Schlafzimmer. Eigentlich schade. Ich hoffte ich würde den Weg darein irgendwann noch mal finden, aber mit einem von beiden.

Wir gingen einen langen Flur entlang und schwiegen. Mir dröhnte echt geile Musik in die Ohren. Party! Ian begleitete mich in die Küche, wo einige Leute sich knutschend gegen die Küchenplatten drückten. Ian drängte dich durch und gab mir zwei Flaschen Wodka in die Hand.

“What? I can’t drink so much.”, sagte ich und lachte nur. Ian verzog sein Gesicht auch zu einem Schmunzeln. Ich war mir nicht sicher, ob er über mein schlechtes Englisch lachte, oder über das was ich gesagt hatte. Seine perfekt angereihten, weißen Strahlezähne wurden freigelegt. Wow. Ich hatte das Gefühl das weiß blendete mich. “Can you put it in the livingroom on the table?”, fragte er dann. “Yes.”, gab ich stichartig als Antwort. Ich machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich versuchte nicht auf die Leute um mich herum zu achten, um nicht wieder bewusstlos zu werden. Vielleicht bräuchte ich einfach was Alkohol. Ich suchte nach einem Becher und ich schaute auf den Boden und machte mich auf den Weg zum Tisch. Plötzlich knallte ich gegen etwas. Oh nein, gegen jemanden. Shit. “Sorry..”; stammelte ich bevor ich hochsah. Der nächste Schock. Jared Padalecki. Ich machte einige Schritte zurück und versuchte mein Gleichgewicht wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich stolperte zurück , jedoch packte er mich am Arm und hinderte mich somit am Fallen.

“Ich nehme das jetzt mal als Kompliment.”, sagte er mit einem süßen amerikanischen Akzent. Deutsch?

“Du kannst Deutsch?”, fragte ich entgeistert bevor ich überhaupt irgendwas anderes sagen konnte.

“So gut, wie du Englisch.”, er lachte und ließ mich leider wieder los. Ich sah ihn kurz an. Ich dachte immer Schauspieler waren schon in Filmen geil, aber warum mussten sie den in real noch besser aussehen? Ich fühlte mich hässlich. Oh ja, aufs übelste!

“Willst du nicht vielleicht die Flaschen abstellen?”, fragte er mich und nahm mir die Flaschen ab.

“E-eigentlich wollte ich was trinken..”, stotterte ich.

“Ich hol dir was.”, er ging mit den Flaschen weg. Ich konnte einfach nicht anders, als auf seinen Hintern zu gucken. Seine etwas längeren braunen Haare lagen lässig an seinem Hals an. Meine Haare wollten nie das machen, was ich wollte und da sah es so aus, als wäre das immer so. Unfair! Ich lehnte mich gegen eine Wand und traute mich endlich, mich umzusehen. Es war riesig hier, obwohl nein riesig war gar kein Ausdruck. Überdimensional traf es besser. Überall standen Stars und unterhielten sich. Ein paar Englische Worte drangen mit der Musik an mein Ohr. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich auf Ian Somerhalder und Jensen Ackles Party war! WO war eigentlich Mary? Die Frage kam mir auch mal in den Sinn. Ich wäre sie suchen gegangen, aber ich hatte Angst mich zu verlaufen. Außerdem sollte ich jetzt endlich mal ein paar Drinks zu mir nehmen um nicht weiter so spießig zu sein. Also wartete ich auf meine nett anzusehende Bekanntschaft.

Gefühlte 5 Minuten später kam er auch wieder.

“Sollen wir uns nicht setzten?”, sagte er ohne auch nur einmal zu überlegen.

“Klar.”

Er führte mich zu den Stühlen, direkt an der Bar. Ja, hier gab es tatsächlich eine Waschechte Bar! Und eine riesige Tanzfläche mit DJ.

Endlich drückte er mir den Drink in die Hand. Ich wollte gar nicht überlegen was drin war und nahm einen Schluck.

“Wow, das echt lecker.”, sagte ich. Und das war nicht mal gelogen.

Jared lachte locker, wobei er es sich nicht entgehen ließ mich einmal von oben bis unten durchzuchecken. Männer.

Komischerweise musste ich grade jetzt an Dominik denken. Er war so ein Idiot. Aber was machte ich mir jetzt bitte Gedanken darum? Ich war auf der geilsten Party seit langem.

“Du bist also Jensen und Ians..” er musste kurz überlegen.. “Nachbarin.”, dann lachte er um sein Zögern zu überspielen.

“Dein Deutsch ist super! Mein Englisch naja..”; ich lachte auch.

“We can speak englisch. No Problem, Babe.”

“Nein, nein.”, ich lachte wieder. Ich hätte heute noch ordentlich was essen sollen, dann wäre ich jetzt nicht so schnell weg vom Fenster.

“Was treibt euch denn bitte nach Deutschland ? Und dann auch noch in MEIN Kaff?”, fragte ich.

Er zuckte mit den Schultern. “Frag das Ian und Jensen.”

Wir unterhielten uns ein wenig und ich nahm einen Drink nach dem nächsten und merkte wie ich immer lockerer wurde. Ich traute mich sogar ein wenig zu flirten.

Plötzlich erschien neben mir Ian wieder. “Hey. Do you feel better?”, fragte er.

Och wie süß. Ihn interessierte es echt wie es mir ging.

“I’m fine.”, sagte ich und wendete meinen Blick ihm zu und weg von Jared.

“Ich will tanzen!”, sagte ich auf Deutsch, weil es mir langsam echt schwer fiel noch Englisch zu reden. Ich packte Ians Hand, und zog ihn mit auf die Tanzfläche. Ohja, man merkte schon wie der Alkohol mich lockerer macht. Ian sah mich erst etwas verwundert an , ließ sich dann aber doch überreden sich etwas zu bewegen.

“Die Musik ist echt super.. Oh.. Ich mein.. The Music is very good!”, schrie ich gegen die Musik an.

Plötzlich fing er lautstark an zu lachen.

“Ich versteh dich schon.”, sagte er plötzlich. Ja wirklich. Auf Deutsch.

“Du sprichst auch Deutsch?”, sagte ich geschockt.

“Ja, ziemlich gut sogar.”

Ich fing histerisch an zu kichern. Das passierte mir immer wenn ich leicht angetrunken war.

Kurz darauf tauchte auch Jared wieder auf und Ian nutzte die Chance um sich schnell vom Acker zu machen.

Jared übernahm seine Rolle aber wirklich gut.

“Du kriegst von mir 20 Euro, wenn du dich auf die Bar stellst und tanzt!”, flüsterte mir Jared ins Ohr.

“Alter! Spinnst du! Wie alt bin ich? 16? So was mach ich nicht mehr!”, sagte ich und lachte dabei. Ich sah mich um und merkte das die Party langsam ziemlich viel Alkohol intus hatte. Einige machten wild in den Ecken rum , während andere mit der Wodkaflasche in der Hand in der Ecke saßen. Ein paar Weiber standen schon auf der Bar und tanzten, obwohl die mir unbekannt waren.

“Schade. Ich dachte nur.. Es wäre doch ganz lustig..”

“Du willst mir nur unter den Rock gucken!”, sagte ich. Er lachte los.

“Das hab ich gar nicht nötig.”, sagte er und zog eine Augenbraue hoch um mich noch mal abzuchecken.

“Gib mir 50 und wir sind im Geschäft! Du hast das Geld doch locker.”

“Geht klar!”, sagte er und grinste.

Daraufhin quetschte ich mich durch die Menschenmassen vor zur Bar. Vorsichtig löste ich meine High Heels von den Füßen. Ich wollte ja kein Selbstmord begehen. Dann kletterte ich auf die Bar neben eine braunhaarige, große Frau. Ich suchte Jared’s Blick in der Masse und fand ihn auch.

Provokant streckte ich ihm die Zunge raus und bewegte meine Hüften.

Er grinste nur.

“Was machst du denn da Jenny?”, hörte ich Marys Stimme. Ich drehte mich zur Seite.

“Ich verdien mir 50 Euro.”, sagte ich und lachte.

“Hilf mir mal runter.”, forderte ich sie auf. Doch sie war schon in einen Lachanfall verfallen.

“Hallo?”, sagte ich und fing auch an zu lachen.

“Was machst du denn da?”, hörte ich jetzt noch eine andere Stimme fragen. Ich sah mich um. Jensen stand vor mir und grinste.

“Achso du kannst also auch Deutsch!”, stellte ich bitter fest. Ich war aber zu abgelenkt um mir noch mal ins Gedächtnis zu rufen, was ich alles gesagt hatte. Er hielt mir die Hand hin und ich ging ein Stück in die Knie und ließ mich nach vorne fallen. Er fing mich auf und ließ mich langsam an seinem Körper runter gleiten. Oh er roch so gut und er war so sexy. Das machte mich grad irgendwie ziemlich wuschig. Unten angekommen verweilten wir noch einen kurzen Moment so. Ich sah ihn an. Seine Augen glänzten in dem Dämmerlicht. “JENSEN!”, hörte ich eine kreischende Mädchenstimme. Sofort machte er einen Schritt weg von mir und drehte sich um. Das Mädchen rannte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals.

Ich zog abwertend eine Augenbraue hoch und musterte sie.

Sie war an die 1.70 groß, hatte schwarzes lockiges Haar. Ihre Schminke war übertrieben fett aufgetragen und sie hatte aufgeklebte Wimpern, das konnte ich sogar bei dem Licht erkennen. Ihre künstlichen Fingernägel gruben sich in Jensens Rücken. Was war das denn bitte für eine? Sie trug schwarze Stiefel und einen Lackrock mit einem roten Top.

“Na bist du direkt vom Strich zur Party gekommen?”, fragte ich direkt.

Ja, eine kleine Schwäche, wenn ich betrunken war sagte ich IMMER die Wahrheit und das was ich dachte.

Die Schwarzhaarige Nutte sah mich abwertend an, sagte aber nichts. Vielleicht hatte sie mich nicht verstanden. Jensen schwieg. Vielleicht war das Wort Strich nicht in seinem Wortschatz vorhanden. Ich bückte mich und zog meine High Heels wieder an.

Plötzlich umfassten mich zwei Hände von hinten.

“Ich hab deine 50 Euro.”, hörte ich Jareds Stimme.

Ich drehte mich zu ihm.

“Her damit!”, ich musste lachen. Aber die hatte ich mir echt verdient, obwohl es schon genug Belohnung gewesen war an Jensen runterzurutschen.

Er steckte mir die 50 Euro in den Ausschnitt.

Wenn ich nicht betrunken gewesen wäre, hätte ich ihm eine geknallt. Aber so lachte ich nur.

Endlich zog er mich ran und bedeckte meine Lippen mit seinen. Ich dachte schon ich würde heute keinen mehr abbekommen. Und mit einem Star zu knutschen war ja wohl der Traum jedes Mädchens.

Wir zogen uns auf eine Sitzbank zurück und knutschten was rum. Gehört ja irgendwie zu jeder Party.

Doch dann kamen wieder meine 5 Minuten. Warum denn grade jetzt?

Ich musste schlagartig an Dominik denken. Dass er mich einfach nur ausgenutzt hatte! Sauer stieß ich Jared von mir. Der sah mich einfach nur irritiert an.

“Sorry..”, murmelte ich und stand auf. Ich torkelte zum Fenster. Etwas frische Luft dürfte nicht schaden. Ich war aber nicht mehr so in der Lage grade zu laufen. Mein Kleid war mittlerweile ziemlich nach unten gerutscht und ich hatte einen ziemlich großen Ausschnitt. Vor allem da Jared nicht grade uninteressiert war mein Körper mal was gründlicher zu ertasten.

Er machte jetzt aber keine Anstalten mir zu folgen.

Ich hielt mich am Fensterrahmen fest um nicht nach vorne überzukippen. Auf der Fensterbank stand noch eine halbleere Sektflasche. Ich nahm sie einfach und verpasste mir noch etwas mehr Alkohol. Mir war ziemlich egal wer daraus getrunken hatte.

Ich sah vor mich auf den Boden und hatte das ungute Gefühl ich würde fliegen.

Man, ich war doch kein betrunkener Teenager mehr, oder doch? Zumindest benahm ich mich grade so, aber das war mir egal.

Ich ging nachdem ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, wieder zurück auf die Tanzfläche und ließ es noch mal ordentlich krachen. Irgendwann merkte ich wie mich wieder mal zwei Hände berührten, aber sie umfassten mich nicht, sondern zogen mich eher aus der Menschenmenge. Jensen stand vor mir.

“Na du. Hast du Spaß?”, fragte er. Er lallte mittlerweile auch etwas, aber er sah einfach immer noch perfekt aus.

“Klar! Hier kann man doch nur Spaß haben!”

Er ließ es sich natürlich nicht entgehen mir einmal in den Ausschnitt zu gucken.

Da fiel mir wieder mal nur ein Wort ein, Männer.

Aber Jensen durfte das. Bei ihm nahm ich das irgendwie doch als Kompliment.

“Wir nehmen jetzt alle ein Schaumbad.. Und hast du Bock mitzukommen?”, fragte er.

Ich begann lautstark zu lachen, da ich mich irgendwie verarscht fühlte.

“Klar nehme ich mit mega gutaussehenden Stars ein Schaumbad, auch ohne Bikini.”, sagte ich. Ich sah Jensen an, der auch grinste und alles fing sich wieder an zu drehen, also hackte ich mich bei ihm ein und begleitete ihn.

Das würde noch ein super geiler Abend werden.

 

Kapitel 5. - Time to pretend

 

Mary

 

Stille. Absolute Stille. Ich spürte die warme Sonne auf meiner Haut. Ein schönes Gefühl, wie an einem warmen Sommertag. Ohne die Augen zu öffnen, wusste ich, dass die Sonne schien. Und kann ein Tag überhaupt besser beginnen?

Ich spürte ein Gefühl von Wärme und Ruhe in mir. Überhaupt, wo auch immer ich im Moment war, es war warm, es war weich und es war wunderbar ruhig. Das einzige, was man hören konnte, war das Rauschen der Bäume. Und gleichmäßiges Atmen. Es war ein Moment der völligen Ruhe und Ausgeglichenheit. Und am liebsten hätte ich die Zeit einfach angehalten.

Ich spürte, wie mein Körper sich auf und ab bewegte, wenn auch nur ein kleines bisschen. Im Takt vom Ein- und Ausatmen hob sich mein Kopf an, aber es war nicht mein eigener Atem, der mich so bewegte. Es war SEIN Atem. Und mit einem Mal war ich hellwach.

 

Blitzartig schlug ich die Augen auf. Ein fataler Fehler, denn sie brannten unheimlich stark. Ich rieb sie mit meiner linken Hand, solange bis ich klar sehen konnte. Sofort starrte ich auf die Lehne des Sofas und auf die muskulöse Brust, auf der mein Kopf lag. Sie bewegte sich, auf und ab. Er schlief.

Plötzlich spürte ich auch den Arm, der um mich geschlungen war und es mir unmöglich machte, unbemerkt aufzustehen. Panik machte sich in mir breit. Ich wusste ja noch nicht mal, wer der Kerl war, auf dem ich anscheinend die Nacht verbracht hatte!

Hektisch, aber trotzdem vorsichtig, setzte ich mich aufrecht, wobei sein Arm langsam an meiner nackten Taille herunter glitt. Betonung auf nackt. Auch das noch.

Sobald ich aufrecht saß, setzten die schlimmsten Kopfschmerzen ein, die ich je in meinem Leben gehabt hatte. Und das mit 20. Ich hatte eigentlich gedacht, aus diesem Alter raus zu sein.

Ich fasste mir mit der linken Hand an den Kopf, als der stechende Schmerz einsetzte, und stöhnte einmal schmerzerfüllt. Aber er schlief weiter. Und jetzt konnte ich auch sehen, wer er war.

 

Ian.

 

Ich konnte es nicht fassen. Wären meine Kopfschmerzen nicht so stark gewesen, ich hätte fast geglaubt, ich würde träumen. Ich konnte mich an rein gar nichts mehr erinnern, was in der Nacht passiert war!

Und da lag er jetzt, in seiner verwaschenen Jeans und dem schwarzen T-Shirt mit V-Ausschnitt. Die Haare waren ein wenig durcheinander, aber eigentlich sah er fast genauso aus wie sonst auch.

Was man von mir nicht gerade behaupten konnte. Ich musste gar nicht erst in den Spiegel schauen, um zu erkennen, dass meine Haare in alle Richtungen abstanden und mein Make-Up total verschmiert war. Und nebenbei. Was hatte ich überhaupt an ? Geschockt schaute ich an mir herunter.

Ein graues T-Shirt, das mir viel zu groß war und das so hochgerutscht war, dass es freie Sicht auf meinen BH bot. Wenigstens trug ich darunter noch Unterwäsche. Aber sonst nichts.

Panisch schaute ich mich um. Weit und breit keine Spur von meinem Rock, geschweige denn meinem Oberteil oder meinen Schuhen. Ansonsten hatte die Party aber Spuren hinterlassen. Und die waren mehr als eindeutig. Überall lagen leere Becher, Flaschen, Pizza-Stücke oder Klamotten von Partygästen. Ich hätte lachen können. Aber mir war eher zum Heulen zu Mute. Noch dazu fing Ian an, sich zu bewegen. Auch das noch.

Ich spürte seine Hand an meiner Taille, ein Schauer durchzog meinen gesamten Körper. Aber bevor er mich an sich ziehen konnte, stützte ich mich von der Couch ab und stolperte ein paar Meter, bis ich auf die nächste Couch fiel. Fürs erste wäre ich auch nicht weiter gekommen. Ian schien das nicht zu stören, er drehte sich auf die Seite von mir weg und schlief weiter. Dabei zeichnete sich seine schlanke, aber muskulöse Figur im T-Shirt ab. Ich saß noch einen Moment auf dem Sofa und betrachtete ihn, so wie er dort schlief. Sein Rücken war durchaus männlich. Seine Oberarme sahen in dem Shirt sowieso sehr gut aus, auch wenn sie nicht ganz so muskulös waren, wie die von Jensen.

Dafür war sein Arsch schöner. Und das musste einfach mal gesagt werden.

Als ich mich selbst bei dem Gedanken an seinen Hintern ertappte, musste ich schon ein wenig schmunzeln. Wäre ich normal angezogen gewesen und wäre Jenny in dem Moment da gewesen, hätten wir sicher Spaß daran gehabt, dem guten Ian beim Schlafen zuzusehen.

Moment. JENNY!

Nachdem ich mich genug geschämt und ausgeruht hatte, machte ich mich sofort auf die Suche nach Jenny. Einen letzten Blick warf ich auf Ian, bevor ich das Wohnzimmer verlies. Er schlief friedlich auf dem Sofa, wie ein kleiner Junge. Seine Lippen waren gerötet, aber auf ihnen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. Wer wusste schon, was in dieser Nacht passiert war? Bei diesem Gedanken stieg mir erneut das Blut in den Kopf und ich wurde ganz rot- vor Scham natürlich, aber auch vom Restalkohol.

Was mir im Flur zuerst auffiel, waren die vielen Pyramiden aus Bierflaschen. Hier war jemand wohl sehr kreativ gewesen. Ein paar von den Pyramiden waren sogar mit BHs geschmückt. Ich war nur heilfroh, dass meiner nicht dabei war. Dafür fand ich meinen Rock bald. Und zwar auf dem Boden neben dem Kühlschrank, zusammen mit meiner Handtasche. Da war sogar noch alles drin, besonders froh war ich aber, mein Handy unversehrt zu finden. Wie die Sachen in die Küche gekommen waren, wollte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen. Inklusive Tasche und Rock machte ich mich zum ersten Mal auf den Weg in den ersten Stock. Von Jenny war unten nämlich weit und breit nichts zu sehen.

Die Treppe kam mir endlos lang vor, aber das hatte ich wohl verdient. Nach der Nacht!

Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer und meine Kopfschmerzen schlimmer. Fühlte sich ganz so an, als hätte ich Feigling und Sekt getrunken. Aber daran konnte ich mich leider nicht im Geringsten erinnern…

Oben angekommen landete ich zunächst in einem Schlafzimmer, das sich schnell als das von Jensen heraus stellte. Und das war wirklich nicht zu übersehen, denn der Gute lag dort in seinem Bett- mit einer dunkelhaarigen Schlampe, die mir irgendwie bekannt vorkam.

Angewidert trat ich zwei Schritte zurück, hörte aber plötzlich ein bekanntes Schnarchen aus Jensens Badezimmer. So konnte nur einer schnarchen, wenn er getrunken hatte: Jenny!

Vorsichtig öffnete ich die Tür zum Bad und was ich dort sah, ließ mir für einen Moment den Mund offen stehen.

Eine riesige Badewanne- nein, das war eher ein Whirlpool oder ein Swimming Pool!- stand in Jensens Badezimmer. Prallgefüllt und komplett mit Schaum bedeckt. Überhaupt war der gesamte Raum die reinste Schaumlandschaft. Und mittendrin lag Jenny und schlief als wäre nichts gewesen.

Ich konnte nur erahnen, was sich hier abgespielt haben musste.

Auf jeden Fall schlief Jenny tief und fest mitten im Schaum. Immerhin hatte sie noch ihre Unterwäsche an. Die nächste Schwierigkeit würde es sein, sie aufzuwecken. Noch dazu mit dem Kater, den ich hatte.

Zunächst versuchte ich es mit leisem Zureden, immerhin wollte ich Jensen und seine Schlampe nicht auch aufwecken. Darauf reagierte sie aber leider nicht.

„Jenny. Jenny, du musst wirklich aufwachen! Jenny!“, schrie ich sie mittlerweile schon fast an, was meinen eigenen Kopfschmerzen auch nicht besonders gut tat. Keine Reaktion.

Es grenzte fast an ein Wunder, dass sie im Schlaf nicht ertrunken war.

Mittlerweile rüttelte ich an ihrem Arm wie verrückt und das schien auch langsam, aber sicher zu funktionieren. Immerhin gab sie einen normalen Laut von sich, auch wenn es nur ein gelalltes „verpiss dich, du Schlampe, ich will schlafen!“ war. Sie war also noch ganz die Alte.

Nachdem ich sie mehrmals in die Seite gepiekst hatte, öffnete sie auch langsam die verklebten Augen und starrte mich ungläubig an. Ohne etwas zu sagen schaute sie sich im Zimmer um und hielt sich dann beide Hände an die Stirn.

„Hangover?“, fragte ich mitfühlend.

„Hangover“, antwortete sie mit leiser, zittriger Stimme. Hätte ich nicht selber eine Alkohol-Fahne gehabt, hätte sie mich mit ihrer bestimmt umhauen können.

Ich half ihr, langsam aufzustehen, was doppelt schwer war, weil sie zum einen noch ordentlich einen im Tee hatte, und außerdem, weil der gesamte Boden mit Schaum übersäht und somit ziemlich rutschig war.

Völlig verkatert schafften wir es schließlich aus dem Bad und vorbei an Jensen und seiner Schlampe, ohne dass einer der beiden aufwachte. Jenny widmete den beiden nur einen kurzen Blick, der war dafür umso boshafter. Sie ist immer so theatralisch, wenn sie getrunken hat.

Die Treppe war beim runtergehen mindestens genauso schlimm wie auf dem Weg nach oben. Denn dieses Mal musste ich nicht nur dafür sorgen, dass ich nicht kopfüber hinunter fiel, sondern hatte auch noch das Glück, Jenny sicher herunter bringen zu müssen. Und die tat sich wirklich schwer.

„Warum müssen wir denn schon gehen? Ich hab gerade so gut geschlafen…“, maulte sie, während ich sie von einer Seite stütze und mit der anderen versuchte, meinen Rock und meine Tasche zu halten. Unten angekommen brauchte ich daher erst einmal eine kurze Verschnaufpause, was Jenny natürlich nicht verstand.

„Toll, warum sind wir jetzt hier runter gegangen?“ Sie setzte sich neben mich.

Ich hätte mich gerne mit ihr unterhalten, aber ich war nicht in der Lage, auch nur einen Ton zu sagen.

Mein Rachen brannte genauso stark wie meine Augen. Ein Blick auf Jennys gequälten Gesichtsausdruck verriet mir, dass es ihr auch nicht viel besser ging. Ich wollte einfach nur nach Hause, schlafen und alles vergessen, was mit dieser Party zu tun hatte.

Bis nach Hause würde ich es zwar nicht mehr schaffen, aber bis zu Jennys Haus waren es ja zum Glück nur ein paar Meter und dann konnte ich mir ja ein Taxi rufen.

Die schwere Haustür konnten wir nur zu zweit und unter wirklich hohem Kraftaufwand öffnen.

Und die Sonne, die uns draußen entgegen schien, war auch nicht wirklich angenehm. So viel zu meinem schönen, warmen Sommertag.

Als wir das Tor erreichten, bei dem das Anwesen aufhörte, erwartete uns aber schließlich das schlimmste des ganzen Morgens. Nichts ahnend, wie wir nun mal waren, gingen wir mit unserem verschmierten Make-up und den dreckigen, verrutschten Klamotten bis zu Jennys Haustür. Sind ja auch nur ein paar Meter. Wer hätte da schon mit PAPARAZZI rechnen können? Und die hatten sich auch wirklich gut versteckt, in Autos und Büschen vor Ians und Jensens Haus.

An diesem Morgen hatten wir sie leider nicht entdeckt. Aber das sollte uns später noch einigen Ärger bringen…

 

 

Jenny:

“Tschüss und komm gut nach Hause.”, rief ich Mary noch zu und versuchte den Schlüssel in das Schloss zu stecken.

Das war vielleicht eine geile Party gewesen, zumindest sah es heute morgen danach aus. Ich konnte mich ja an so gut wie nichts erinnern. Und ich war tatsächlich in Unterwäsche in der Badewanne aufgewacht. Shit.

Endlich bekam ich die Tür aufgeschlossen und betrat das Haus. Am meisten freute ich mich aufs duschen. Ich fühlte mich echt ekelig klebrig an.

Ich machte mich auf den Weg zum Badezimmer und entkleidete mich dabei. Daraufhin machte ich das warme angenehme Wasser an und genoss es. Das Wasser in der Badewanne war ziemlich ekelhaft gewesen, ich weiß zwar nicht was drin gewesen war , aber naja.

Nach dem duschen setzte ich mich an die Arbeit, ich hatte noch ein bisschen Papierkram zu erledigen.

Ich legte mein Handy neben mich auf den Tisch um zu sehen ob ich irgendwelche Nachrichten hatte.

Der kleine gelbe Brief leuchtete auf. Ich öffnete die Nachricht.

“Ich hoffe du hast fleißig gefeiert.”

Warum schrieb Dominik mir denn Sms. Mich wunderte es, dass er überhaupt noch meine Handynummer besaß.

“Ja, ich hatte ganz, ganz viel Spaß! :D”

Schrieb ich als Antwort.

Ich hatte keine Lust mehr mich auf die Arbeit zu konzentrieren, also drehte ich mich ein paar mal mit dem Schreibtischstuhl und versuchte mir wieder ins Gedächtnis zu rufen, was denn gestern alles passiert war. Ich konnte mich noch dran erinnern, wie ich Jared Padalecki getroffen hatte und mit Ian getanzt hatte, aber dann war alles weg.

Vielleicht auch besser so. Die Schnappsleichen die auf dem Rückweg überall zu sehen waren, waren Zeichen dafür das es geil gewesen sein musste. Ich wurde durch das Vibrieren meines Handys aus der Erinnerung gerufen.

“Du hast mir immer noch nicht gesagt, bei wem du warst.”

Wieder Dominik. Was ging denn plötzlich mit dem? Ich hab doch seit 2 Jahren nichts mehr von ihm gehört. Und jetzt begegnen wir uns einmal und es fängt wieder an. Doch ich nahm mir stark vor nie wieder Liebeskummer zu haben, wegen niemanden!

“Ich glaub nicht, dass dich das was angeht!” schrieb ich zurück.

“Seit wann so zickig? :p Ich weiß es eh schon.”

Ich zog eine Augenbraue hoch, obwohl ich wusste, dass es niemand sah.

“Woher denn bitte?”

“Wirst du früh genug erfahren. :DDD”

Jetzt war ich sehr verwirrt. Vielleicht verarschte er mich auch nur.

“Woher hast du eigentlich meine Nummer?”

“Hatte ich noch.”

Mich kribbelte es im ganzen Körper. Er hatte meine Nummer behalten.

Ich legte das Handy weg. Was fiel mir ein, überhaupt mit ihm zu schreiben?

Stur setzte ich mich an die Arbeit und hielt auch 5 Stunden durch. Ich war total am Ende und ließ mich aufs Sofa plumpsen. Ich hasste Sonntage! Nie war irgendwas los.

Ich nahm meinen Laptop und fing an Jensen Ackles und Ian Somerhalder zu googeln. Und ich muss zugeben, dass es ein paar echt nette Bilder gab. Die beiden waren wahrscheinlich wirklich Götter, zu perfekt um Menschen zu sein.

Ein paar speicherte ich mir auf dem Laptop und machte mir eins von beiden als Hintergrund. Ich fühlte mich irgendwie wie so eine Stalkerin.

Als ob mein Leben nicht schon kompliziert genug war, waren jetzt auch noch 2 Götter mein eben getreten.

Ich zog mir Schlabbersachen an und nahm mir ein großes Glas Vanille Cola. Das war eine gute Abwechslung zu dem ganzem Alkohol und so.

Ich legte mich aufs Sofa und schloss die Augen um die Ruhe zu genießen.

 

Ich wurde durch ein lautes Klingeln aus dem Schlaf gerissen. Oh man! Wer störte mich denn jetzt. Ich erhob mich verschlafen vom Bett und ging zur Tür. Ich öffnete sie und bekam den nächsten Schock.

“Jensen..”, stotterte ich nur und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Er quetschte sich an mir vorbei.

“Was machst du in meinem Haus?”, er lallte und sah mich etwas verwirrt an. Und er sah dabei immer noch verdammt heiß aus.

Omg! Er sprach Deutsch. Wie peinlich ist das denn bitte! Hatte ich nicht ungefähr so was gesagt wie: Heiß. Sexy.

“Was machst DU in MEINEM Haus?”, erwiderte ich lachend. Er sah mich noch mal kurz verwundert an und stolperte ins Wohnzimmer.

“Fuck, ich bin echt im falschen Haus!”, fluchte er.

Ich stand in der Tür und konnte mir das lachen nicht verkneifen. Der Gute hatte wohl etwas zu viel Alkohol intus.

Er drehte sich zu mir um und stolperte fast auf mich zu.

“Hey! Ich lass dich doch so nicht wieder raus!”, sagte ich und versperrte ihm den Weg.

Er sah mich wieder irritiert an. Aber ich glaube eher, weil er nicht wirklich so viel auf einmal verstehen konnte. Er murmelte irgendwas auf Englisch vor sich hin, was ich nicht verstand.

Ich nahm einfach seine Hand und zog ihn zum Sofa. Sofort ließ er sich aufs Sofa fallen und schloss die Augen.

Ich grinste nur vor mich hin. Viel Spaß mit den ganzen Kopfschmerzen morgen, dachte ich mir nur. Plötzlich fuhr er hoch und hielt sich die Hand vor den Mund. Oh nein!

“Bad ist da!”, sagte ich schnell und deutete auf das Badezimmer.

Er sprang auf , blieb aber kurz davor stehen.

Ich ging in die Küche und suchte eine Aspirin und machte einen Tee. Das konnte ich mir doch jetzt nicht entgehen lassen.

Irgendwann hörte ich Wasser im Bad laufen.

“Jensen?”, rief ich und klopfte nur gegen die Tür.

Er kam raus, oben ohne und nur in Boxershorts. Ich sog die Luft ein und sah ihn an. WOW! BOMBE! Seine ganzer Oberkörper war ein einziges Muskelspiel. Ich versuchte nicht zu auffällig einen Blick auf seine oberen Beine zu erhaschen.

“Hier!”, ich hielt ihm die Tasse Tee und die Tablette hin.

Er nahm einen Schluck und spuckte es mit einem WÄUH! Wieder in die Tasse zurück.

“Willst du mich vergiften?”, er sah mich an und musste selber lachen. Ich schloss mich ihm an.

“Nein, eigentlich nicht!”, sagte ich etwas langsamer als normal.

Somit ließ ich ihn noch mal kurz mit der Tasse und der Tablette allein und holte eine Decke. Ich machte mir keine Gedanken darüber, wie ich grade aussah, da er sich sowieso morgen an nichts erinnern würde.

Ich schmiss die Decke aufs Sofa , wo er sich wieder hingelegt hatte. Oh man, er war so verdammt sexy! Und diese Stimme. Wow!

Ich setzte mich an die Kante vom Sofa.

“Thanks..”; murmelte er und lächelte wieder. Ich starrte auf seine Lippen als würden sie mich magnetisch anziehen. Er war wahnsinnig sexy.

Erst jetzt wurde mir klar. Jensen Ackles in Boxershorts liegt auf meinem Sofa.

Er beugte sich zu mir nach vorne und wollte mich küssen. Das mit dem Lippen anstarren war verdammt noch mal keine Einladung gewesen. Ich stieß ihn leicht weg. Theoretisch hätte ich nichts dagegen, aber nicht in diesem Zustand!

Er zog eine Augenbraue hoch. Was total niedlich aussah.

Oh man , küss ihn doch einfach. Sagte meine innere Stimme , aber nein ich blieb stark.

Er war es wohl nicht gewöhnt abgeblitzt zu werden und versuchte es noch mal, doch wieder hielt ich ihn weg. Seine muskulöse Brust sah nicht nur gut aus, sondern fühlte sich auch noch gut an.

“Sorry..”, murmelte er und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. Ich stand auf und sah ihn noch einen kurzen Moment an. Das Bild musste man ja wohl genießen! Danach machte ich mich auf den Weg ins Schlafzimmer und schrieb Mary eine Sms: “Jensen liegt auf meinem Sofa! *__* “

Ich setzte mich aufs Bett und bekam unglaublich schnell eine Antwort.

“Gut zu wissen. :DD”

Als ich auf den Absender sah, bekam ich fast einen Herzinfarkt. Dominik.

An wen hatte ich die Sms denn geschickt??
Fuck, ich hatte den falschen Adressaten genommen. Sauer schlug ich mir mit der Hand gegen die Stirn. Ich war so ein Depp!
“Sorry , die war nicht an dich! -.-” , antwortete ich schnell und schrieb die Sms noch mal an Mary. Ich wusste jetzt schon, dass wir uns beim nächsten mal viel zu erzählen hatten.

 

 

 

 

 

 

Kapitel 6. - Smile your in the newspaper again

 

Mary:

Irgendwie hatte ich es wirklich geschafft, nach der Party relativ unverletzt nach Hause zu kommen.

Als erstes tat ich natürlich, was alle tun sollten, wenn sie einen schlimmen Kater haben:

Duschen, einen Liter Wasser trinken und sich ins Bett legen.

Da blieb ich dann auch den ganzen Sonntag, musste nur hin und wieder aufstehen, weil der Liter Wasser mir auf die Blase drückte. Nachmittags kam zu meiner großen Freude dann auch noch eine Sondersendung „Familien im Brennpunkt“. Es gibt doch nichts schöneres, als zu sehen, dass es Menschen gibt, die noch asozialer sind als man selbst. In diesem Fall war das eine 45-Jährige Familienmutter und Katzenliebhaberin, der ihre zwölf fetten Katzen mehr bedeuteten als ihre beiden Töchter. Soweit also ein ganz normaler Sonntagnachmittag.

Um sechs Uhr rannte ich dann noch mal zur Toilette und entledigte mich dem Rest des Alkohols. Aber leider auf eine sehr unschöne Art und Weise. Aber das hatte ich wohl verdient.

Während ich also so mit dem Kopf über der Kloschüssel hing, merkte ich plötzlich, wie mein Handy vibrierte. Eine SMS von Jenny.

Ich war mir nicht sicher, ob der Restalkohol aus ihr sprach oder was bei ihr zu Hause schon wieder abging… aber laut ihrer SMS war Jensen gerade bei ihr. Weil er sich im Haus geirrt hatte.

Für einen Moment zweifelte ich an meinem geistigen Zustand, aber dann fiel mir ein, dass Jensen Ackles und Ian Somerhalder ja wirklich Jennys neue Nachbarn waren. Das Leben ist aber auch komisch manchmal. Was ich auf ihre SMS antworten sollte, wusste ich aber auch nicht so recht.

Und mehr wollte ich dazu ehrlich gesagt auch nicht wissen. Ich musste schließlich immer noch alles verarbeiten, was in der Partynacht passiert war. Wobei ich ja lustigerweise nicht mal wusste, was da alles passiert war. Und das machte mir umso mehr Angst.

Ich warf einen Blick auf das graue T-Shirt, das ich heute Morgen getragen hatte. Es roch ein bisschen nach Alkohol und ein bisschen nach Zigaretten. Aber vor allem roch es unglaublich nach ihm.

Es roch nach Ian Somerhalder. Und das brachte mich glatt um den Verstand!

 

Am Tag danach ging es mir auch nicht besser. Montag war angesagt, und als ob das nicht schon Grund genug wäre, um den Tag zu hassen, wurden meine Kopfschmerzen auch nicht wirklich besser.

Zur Arbeit musste ich trotzdem fahren, als Praktikant kann man es sich leider nicht leisten, wegen eines Katers zu fehlen. Und dann war auch noch Akten kopieren angesagt.

Meine Stimmung war also mal wieder auf dem Hochpunkt!

Das einzige, was meine Laune wirklich heben konnte, war der Kaffee in meiner Mittagspause und ein kleiner Spaziergang durch den Stadtpark. Jetzt im frühen Herbst liebte ich es einfach, mit einem Kaffee bewaffnet durch die Gegend zu schlendern. Die Blätter verfärbten sich langsam und gaben dem ganzen Park einen wunderschönen roten Stich. Dazu noch die wunderbar klare Luft und der wohltuende Sonnenschein. Der Herbst war einfach genau meine Jahreszeit.

Im Park setzte ich mich auf eine Bank und ließ für einen Moment die Gedanken schweifen.

Meine tägliche Mittagspause war wirklich das einzige, das mir am Praktikum im Verlag gefiel. Mir wurde richtig schlecht bei dem Gedanken an Julian und seine neue Schnepfe Maria. Zum Glück war mein Praktikum ja bald beendet, die paar Wochen würde ich auch noch irgendwie schaffen. Und dann konnte ich endlich tun, was ich schon seit Jahren vorhatte: reisen.

Ich beneidete grundsätzlich jeden, der schon mal außerhalb Europas gewesen war. Ich selber konnte mir das nämlich nicht leisten. Ich war schon froh, wenn ich einmal im Jahr für eine Woche an die Nordsee fahren konnte. Und die war nun wirklich nicht besonders abwechslungsreich.

Ich besaß sogar eine Liste mit „Orten, an die ich unbedingt noch reisen muss!“.

Darauf waren unter anderem 0815- Ziele wie London, Rom und New York, aber auch so exotische Orte wie das Nordkap, Island oder Südafrika. Wie auch immer, jetzt wo mein Praktikum bald beendet war, hatte ich auf jeden Fall die Zeit, mal etwas für mich zu tun. Ein bisschen egoistischer zu sein. Nach meinen eigenen Zielen leben.

Und vielleicht konnte ich ja auch ein bisschen Erspartes zusammen kratzen und ausnahmsweise mal nicht an die Nordsee fahren. Ich hab gehört, die Ostsee soll auch ganz schön sein…

Zurück im Büro erwarteten mich zum einen ein Stapel an Blättern, die kopiert werden wollten, und zum anderen die reizende Assistenzmanagerin Maria. Und die ließ es sich natürlich nicht nehmen, mit mir zu plaudern. Ob ich krank sei oder nicht gut geschlafen habe, wollte die gute wissen.

„Von beidem ein wenig.“

„Aha. Ich will ja nicht, dass du mich für oberflächlich hältst,…“, ach was. Auf die Idee würde ich nie kommen. „… aber du siehst heute auch nicht besonders frisch aus.“ Und um mir zu zeigen, wie sehr sie das traf, legte sie mitfühlend ihren Arm auf meine Schulter. Wieso hatte ich das Bedürfnis, ihr den Brieföffner in den perfekten, flachen Bauch zu rammen? Bittersüß grinste ich sie an und nahm ihren Arm langsam von meiner Schulter.

„Das Wochenende war hart. Aber mir geht’s gut, danke.“

Wobei „hart“ eigentlich noch untertrieben war. Bei allem, was womöglich passiert war, fragte ich mich, ob Ian sich noch an etwas erinnern konnte. Und ich war mir leider nicht sicher, ob es besser wäre, wenn er noch etwas wusste, oder ob es am besten war, nie wieder über diese Nacht zu reden.

Die Schnepfe stand immer noch vor mir, während ich meine Gedanken so schweifen ließ und den Papierkram zum Kopieren nahm.

„Weißt du, ich verstehe dich schon“, sagte sie mitfühlend. Da konnte ich mich jetzt aber auf was gefasst machen.

„Du bist frustriert, weil Julian nicht mehr mit dir zusammen ist. Und jetzt ist er mit mir zusammen und das musst du dann jeden Tag mit ansehen und dann fällt dir natürlich immer und immer wieder ein, dass du mal mit ihm zusammen warst und jetzt gibst du dir die Kante, damit du das vergessen kannst und jemanden kennen lernen willst, der auch mit dir zusammen sein will und dann auch zusammen bleibt.“

In Gedanken nahm ich den Brieföffner und rammte ihn ihr mehrmals in das perfekt geschminkte Engelsgesicht. Aber es kam ja noch besser.

„Weißt du, für mich ist das auch alles nicht so einfach.“ Oha, es wurde spannend.

„Immer nur als dumme Blondine dargestellt zu werden… weißt du, das verletzt mich auch. In meinem ganzen Leben wurde ich immer nur auf mein Aussehen reduziert. Und du kannst nicht abstreiten, dass ich schon ziemlich gut aussehe, so ist das ja nicht.“

Wieso hatte ich das Bedürfnis, Amok zu laufen?

„Meine Figur ist top und ich muss auch nichts dafür tun! Gute Gene, haha! Und meine Haare sind unglaublich weich und von Natur aus blond. Das kann ja auch nicht jeder von sich behaupten. Und welcher Mann steht nicht auf blaue Augen…?“

Und wie auf Stichpunkt kam ihr lieber Mann genau in diesem Moment um die Ecke und küsste sie strahlend, direkt vor meinen Augen. Ohne ein weiteres Wort zu sagen nahm ich den Papierkram und ergriff die Flucht, solange die beiden beschäftigt waren.

Gut, dass mein Praktikum bald zu Ende war.

 

Der absolute Höhepunkt des Tages erwartete mich nach der Arbeit, auf dem Mitarbeiter-Parkplatz.

Und wie das zu den Schichtenden so ist, war der Parkplatz mal wieder mehr als voll. Noch dazu, weil er ziemlich zentral lag und hier eigentlich jeder parkte, egal ob er shoppen gehen wollte oder wirklich hier arbeitete. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite begann die Fußgängerzone und zahlreiche Pärchen hatten es sich wohl zur Mission gemacht, jeden Tag ein Eis essen zu gehen, wenn ich aus dem Verlag kam. Aber nein, ich war nicht im Geringsten frustriert.

Ich war gerade auf dem Weg zu meinem süßen, aber sehr heruntergekommenen Citroen, als der Manager und die Assistenzmanagerin heraus kamen und im Begriff waren, sich in ihren nagelneuen BMW zu schmeißen. Mit Lederbezug und Klimaanlage natürlich, da weiß man einfach, was man hat.

Ich wollte gerade auf den Kühler des tollen BMW kotzen, als plötzlich ein schwarzes, teuer aussehendes Cabrio auf den Parkplatz gefahren kam, dem alle- wirklich alle!- Leute in der Umgebung hinterher schauten. Doch nicht das Auto, das direkt auf mich zusteuerte und dann auch noch direkt vor meinen Füßen hielt, war eine Augenweide. Es war Ian.

Und ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich mich wegen seines spontanen Auftritts freuen oder schämen sollte. Überrascht schaute ich Ian an. Grinsend schaute er mich durch seine Sonnenbrille an. Alle Leute starrten uns an. Ja eindeutig: ich sollte mich schämen.

„Willst du nicht einsteigen?“, fragte mich Ian grinsend und war sich wohl bewusst, dass sein nahezu akzentfreies Deutsch mich umhauen würde. What the fuck ?

Wie gelähmt blieb ich stehen und schaute mich hektisch um. Alle- wirklich alle- Leute starrten mich an.

Ich konnte ihre Gedanken förmlich hören. „Oh mein Gott, ist das nicht dieser Schauspieler aus LOST?“ „Oh mein Gott, wird sie jetzt in sein Auto steigen?“

Sogar Julian und Maria starrten mich beim Einsteigen in ihren tollen BMW an, der jetzt, wo er neben Ians Porsche stand, auch nicht mehr so toll aussah. Beim Anblick ihrer verwunderten Gesichter kam mir plötzlich eine Idee. Warum die Situation nicht für mich nutzen?

Locker warf ich meine Haare zurück, setzte mein unwiderstehlichstes Grinsen auf, nahm meine Sachen und ging extra lässig um das Cabrio, um mich auf den Beifahrersitz zu setzen.

Ich genoss die Blicke der anderen, sogar ein paar Pärchen in der Eisdiele beobachteten unser kleines Spielchen. Aber am meisten freute mich das Gesicht des Managers und seiner Assistentin.

Aber ich setzte noch einen drauf.

Langsam glitt ich auf den Beifahrersitz, schloss die Tür hinter mir und warf meine Sachen auf die Rückbank. Und ohne auch nur eine Sekunde lang zu zögern, beugte ich mich zu Ian und küsste seine rauen Lippen. Er legte seinen Kopf leicht zur Seite und berührte mit seiner Hand meine Wange, es raubte mir fast den Atem. Für einen ganz kurzen Moment war ich völlig abwesend und wenn unser Kuss auch nur von kurzer Dauer war- er war umso leidenschaftlicher. Ian roch nach einem französischen Parfum, das wahrscheinlich bestriechenste Parfum auf der Welt.

Ich war kurz davor ihm die Klamotten vom Leib zu reißen. Und obwohl ich erwartet hatte, dass er entsetzt aus dem Wagen springen würde, tat er genau das Gegenteil. Er spielte mit.

Er küsste mich zurück.

Dann lehnte er sich lässig zurück, ich setzte mich gerade hin und grinste jeden einzelnen meiner Arbeitskollegen an während wir langsam den Parkplatz verließen. Julian und Maria winkte ich sogar zum Abschied.

Sobald wir den Parkplatz verlassen hatten atmete ich genervt auf. Spielchen lagen mir nicht. Und auch wenn das eben das beste meines gesamten Lebens war, fühlte ich mich jetzt dumm und oberflächlich. Grinsend schaute Ian zu mir herüber. In seinem Varvatos Shirt und der schwarzen Lederjacke sah er wirklich zum Anbeißen aus, dazu kam das unwiderstehliche Grinsen.

Hatte ich den Kerl gerade wirklich geküsst?

Und wie das in schlechten Liebeskomödien so ist, so war das auch bei uns beiden.

Wir begannen wie auf Kommando zu reden.

„Sorry for…“ „Entschuldigung wegen…“

Das lustige an der Sache war allerdings, dass ich es war, die sich auf Englisch entschuldigen wollte, und dass er mir sein fast perfektes Deutsch unter die Nase reiben musste.

Skeptisch schaute ich ihn an. „Du sprichst Deutsch?“ Und das fragte ich ihn absichtlich langsam, als würde ich mit einem Kleinkind sprechen. Schmunzelnd nahm er die Sonnenbrille ab und schaute mich mit seinen kristallblauen Augen an. Hatte was von einem Löwen, der Gute. Vor allem wenn er grinste, dann sah er aus, als hätte er eine bissige Bemerkung auf den Lippen.

„Hast du gedacht, der Name ‚Somerhalder’ kommt aus dem Englischen?“ Oh, fuck. Ich ahnte schlimmes. „Mein Vater kommt aus Köln. Meine, wie heißt es… Tante. Meine Tante wohnt hier auch.“

Na wunderbar.

„Und meine Großvater. Also ich habe Deutsch gelernt. Tut mir Leid, dass ich das nicht vorher gesagt habe.“

Mit einer Mischung aus Fassungslosigkeit und Ärger schaute ich ihn an und musste an alles denken, was ich und Jenny gesagt hatten. Wie heiß wir ihn doch fanden. Autsch. Zu Fassungslosigkeit und Ärger kam jetzt also auch noch eine große Portion Scham. Wobei ich ehrlich gesagt noch nicht einmal wusste, wofür ich mich am meisten schämen sollte. Die ich-kann-deutsch-Geschichte war schon ziemlich übel, dann diese Nacht, bei der ich mich an rein gar nichts erinnern konnte… und zu guter Letzt hatte ich ihn eben erst geküsst. Was für eine Schlampe war nur aus mir geworden??

Zum Glück schien er mit der Sache locker umzugehen. Zumindest sah er so aus.

Bei der Fahrt wehten seine Haare wie wild durch die Luft und mit seinen Bartstoppeln sah er wirklich unglaublich abenteuerlustig aus. Er war einer von diesen Typen, die vermutlich immer und überall gut aussahen und von denen man einfach immer Fotos machen konnte.

Während ich weiterhin sein makelloses Gesicht betrachtete, fuhr er an der Einfahrt zu meiner Wohnung vorbei, Richtung Eichhof, wo er mit Jensen wohnte.

„Äh… warum hast du mich überhaupt geholt? Und wo soll’s jetzt hingehen?“, fragte ich absichtlich auf Deutsch und warf einen Blick auf sein Gesicht. Er runzelte die Stirn, hatte jetzt etwas Besorgtes an sich.

„Wir…“, begann er langsam und schien nach den richtigen Worten zu suchen.

„Wir haben ein Problem. Wegen der Party.“

 

 

Jenny:

Ich wurde von dem Geruch nach Kaffe geweckt. Wow, dass hatte ich lange nicht mehr gerochen, morgens. Ich stand auf und zog mir schnell einen Bademantel über und ging in die Küche. Dort stand Jensen. Leider hatte er seine Hose wieder angezogen. Sein Hemd hing über seinen Schultern. Ich musste einfach wieder einen Blick auf diese perfekten Muskeln werfen. Verdammt, ich wollte diesen Mann. Riechen, spüren, lieben.

“Kaffe?”, riss mich seine Stimme aus der Träumerei. Ich nickte und nahm die Tasse Kaffe.

“Hör mal, das was auch immer gestern passiert ist.. Äh..also..”, er begann vor sich hin zu stottern. Oh mein Gott, wie süß. Er dachte wohl ernsthaft wir hätten Sex gehabt.

“Wir hatten keinen..”, beruhigte ich ihn.

Erleichtert seufzte er auf. Na danke. Wäre also so schlimm gewesen.

“Es tut mir Leid..”, er fasste sich mit der Hand an den Hinterkopf und sah mich verlegen an.

“Kann doch mal passieren. Ich wusste gar nicht, dass du so gut Deutsch sprichst.”, ich setzte mich auf einen Stuhl und Jensen setzte sich mir gegenüber und knöpfte sein Hemd zu. Oh man! Schade, aber immerhin konnte ich mich jetzt besser konzentrieren.

“Ja, Ian hat Verwandtschaft in Deutschland und nun ja, wir kommen immer hier hin. Und ich lernte von Kind an schon Deutsch.”, er lächelte.

Ich schmolz nur so dahin.

Plötzlich klingelte sein Handy.

“What? Shit! Yes. I take her. Yeah. Bye.”, waren das einzige was er sagte, und er hörte sich nicht gerade begeistert an.

“Ist irgendwas passiert?”, fragte ich.

Er sah mich mit einem durchdringenden Blick an.

Seine Augen, woaaah. Ich schnappte nach Luft.

“Wir haben ein kleines Problem. Kommst du eben mit rüber?”, fragte er. Seine Stimme war so drollig, wenn er Deutsch sprach.

“Äh?”, ich sah erklärend an mir runter.

“Ist doch egal..”, sagte er und lachte.
“Nein. Ich ziehe mich eben um und komme dann rüber.”, sagte ich.

“Okay. Ich gehe dann mal. Und danke noch mal..”, er lächelte schon wieder.

Ich brachte ihn noch zur Tür. Mich interessierte irgendwie ziemlich, worum es ging. Aber ich wollte nicht so neugierig wirken. Also sprang ich schnell unter die Dusche und zog mir was Ordentliches an. Dann flitzte ich rüber und klingelte.

Diesmal machte immerhin nicht Orlando Bloom die Tür auf, aber Jensen.

“Also, was ist los?”, fragte ich und betrat das Haus.

“Es gibt Fotos!”, sagte er.

“Wovon?”, fragte ich und sah ihn etwas irritiert an.

“Von der Party.”

“Ouh.”, es entstand eine lange Schweigepause und dann setzte ich mich aufs Sofa.

“Worauf warten wir?”, brach ich die Stille.

“Mary und Ian.”

“Achso.”

Jensen setzte sich mir gegenüber in einen Sessel und sah mich an. Ich erwiderte seinen Blick und grinste leicht. Seine Augen waren unglaublich schön. Der ganze Mann war einfach perfekt!

“Äh..” , er räusperte sich. “Willst du was trinken?”

“Nein, danke.”

Es entstand wieder dieses Schweigen. Aber was sollte ich auch sagen? Ich mein es war Jensen Ackles. Da saß Jensen Ackles. Ich hatte das einfach immer noch nicht richtig verarbeitet. Ich hätte jetzt gerne Sex mit diesem äußerst attraktiven Mann dort.

Oh man, ich war echt ein Schwein! Ich hätte das gestern doch ausnutzen sollen.

Meine Hosentasche vibrierte und zog mich aus den Gedanken. Ich hatte eine Sms von Dominik.

“Und, hast du wenigstens ausgenutzt, dass Jensen bei dir war? :DD”

So ein Idiot! Was ging ihn das überhaupt an!

Ich verzog mein Gesicht und merkte wie sich auf meiner Stirn diese verdammte Ich-bin-sauer- Falte bildete.

“Alles okay?”, fragte Jensen. Er hatte meinen Blick wohl auch deuten können.

Ich nickte geistesabwesend.

“Ja. Wir haben es die ganze Nacht lang getrieben!”, schrieb ich provokant zurück.

Dann sah ich zu Jensen, der immer noch zu mir rüber sah. OH MEIN GOTT! Könnte er bitte damit aufhören? Das irritierte mich.
“Kann ich die Fotos sehen?”, beschloss ich das Schweigen zu brechen.

“Oh ja klar.”, er stand auf und kam mit 5 Klatschblättern wieder. Oh nein.

Ich hasste diese verdammten Dinger! Als 15- 16-Jährige hatte ich diese immer gerne gelesen, ich hatte eine sogar mal abboniert. Bitter, das diese Zeitung mir jetzt zum Verhängnis werden würde, aber so spielt das Leben eben. Wer hätte damit rechnen können, dass Jensen und Ian meine Nachbarn werden würden.

Ich nahm die erste Zeitung und sah schon wie Mary und ich das Haus betraten. Na klasse!

Das Bild auf der Titelseite hatte den Titel: “Zwei neue Weiber für Jensen und Ian?”

Also erstens danke für Weiber. In welchem Jahrhundert leben wir denn bitte? Kann man nicht Frauen sagen? Oder Mädchen? Aber Weiber!

Mein Arsch war total fett!

Warum mussten diese Affen uns auch von hinten fotografieren!

Wir standen vor dem großen Tor und warteten gespannt. Mein Blick war nach oben zur Kamera gerichtet und Mary sah zur Seite.

“Kommt das noch schlimmer?”, fragte ich und sah Jensen entsetzt an.

“Das ist noch… ähm.. Nicht schlimm im Gegensatz zu den Anderen.” Es war so niedlich, wenn er nach den richtigen Worten suchte.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Mary und Ian traten herein. Hola! Was ging denn da ab. Mary hatte leicht gerötete Wangen und Ian stand wie ein braver Hund neben ihr. Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte die beiden.

“WO sind DIE Fotos?”, fragte Mary und setzte sich neben mich.

“Also , das ist das erste!”, ich zeigte ihr das Bild von uns beiden vor dem Tor.

“WAS? Mein Arsch sieht total fett aus!”, protestierte sie.

“Ebenso!”, stimmte ich ihr zu.

Zum Glück war da nur noch ein langweiliger langer Text aber sonst keine Fotos mehr.

Ich nahm das nächste. Oh nein. Mary prustete los.

Eine verwirrte Jenny, die auf den Boden starrend mit zwei Wodkaflaschen in der Hand gegen Jared Padalecki stieß.

“Oh nein! Bitte nicht..”, murmelte ich.

Das Bild hatte die Überschrift: “Jared’s neue Freundin Alkoholikerin?”

“Oh bitte! Schau mal wie scheiße ich aussehe!”, sagte ich sauer. Ich traute mich gar nicht weiterzublättern.

“Jetzt komm, ich will auch noch die anderen Bilder sehen. Seite 12!”, sagte Mary.

“Wie kann ich überhaupt mit Jensen und Jared Zusammensein? Und jetzt bin ich auch noch Alkoholikerin!”, meckerte ich. Und es kam noch schlimmer.

Jensen und Ian hatten sich mittlerweile auf der anderen Seite breit gemacht und sahen uns erwartungsvoll an.

Ich schlug Seite 12 auf.

Ein Bild wie ich ihn ansah. Na klasse, ich hatte ein Doppelkinn!

Noch eins wie er mir die Flaschen abnahm. Und noch eins auf dem ich nach hinten Stolperte und er meinen Arm festhielt.

Scheiße! Ich sah total zerstört aus! Ich pfefferte die Zeitung in die Ecke. “Scheiße!” Wenn Dominik das gesehen hatte, dann.. oh nein.. Er hatte es schon gesehen. Ich erinnerte mich an die Sms.

Jensen sah mich irritiert an.

“Das doch scheiße!”, sagte ich und schaute ihn sauer an. Obwohl er nichts dafür konnte.

Mary lachte sich aufs übelste kaputt.

Ich nahm die nächste Zeitung.

“Ha! Es gibt doch noch Gerechtigkeit im Leben. Pass auf, jetzt bekommst du auch dein Fett weg!”, sagte ich zufrieden und fing an zu lachen.
“Nettes Bild ihr zwei.”, sagte ich und lachte.

Ian stand da und hielt die totale volle und halb bewusstlose Mary im Arm.

“OH mein Gott! Was ist das? Wann war das?”, sagte Mary entsetzt.

“Eine neue Freundin für Ian!”, war die Überschrift. Nett!

Ich schlug die Seite auf. Noch ein Foto, auf dem Mary halb auf ihm hing und noch eins, wo sie rumtorkelte.

“Ich kann nicht mehr! Das zu geil! Du siehst so was von zerstört aus! Schlimmer als ich!”, sagte ich und kriegte mich fast nicht mehr ein vor lachen.

“Sehr witzig!”, raunzte sie mich an und nahm mir die Zeitung ab. Auch Jensen grinste vor sich hin, während Ian rot wurde. Ach wie süß.

“Wie konnte diese Fotos überhaupt entstehen?”, fragte ich.

“Von draußen kann man auf die Veranda schauen. Und ja. Da haben sich wohl ein paar Leute auf Lauer gelegt.”, erklärte Ian. Sein Deutsch war total makellos. Er hatte fast keinen Akzent.

Ich nahm die nächste Zeitung von Stapel.

“Oh ne.. Wann war das denn?”, fragte ich und sah irritiert auf das Klatschblatt.

Jensen stand da, die Hand um meine Hüfte gelegt, die andere Hand um die Hüfte der Schwarzhaarigen Hure.

“Ein Mann zwischen zwei Frauen. Für wen entscheidet er sich?” , war der Titel. Wo hatten diese verdammten Reporter nur immer so viel Phantasie her? Obwohl ich zugeben musste, das ich auf dem Bild ausnahmsweise mal echt heiß aussah.

“Oha, du warst da aber schon ganz schön voll!”, sagte Mary.

“Witzig!”, raunzte ich zurück.

Oh ja, das war ich wirklich, ich konnte mich nicht mal an den Zeitpunkt erinnern. Ach Jensen sah etwas unbeholfen auf das Bild.

Ich blätterte etwas weiter. HA! Ich hatte gewonnen! Gutes Klatschblatt. Es war noch ein Bild von mir und Jensen da.

“Dürfen die so was überhaupt? Die lichten mich einfach in Unterwäsche ab! Ich kann die verklagen!”

Ja das war der Nachteil an dem Bild. Das war wohl nach etwas sehr nassem. Ich war am ganzem Körper nass und trug nur Unterwäsche, während Jensen auch nur in Boxershorts war.

“Zur Hölle, wann war das?” , dachte ich laut. Aber wahrscheinlich war ich danach noch mal zurück zur Badewanne, weil da war ich immerhin aufgewacht. Und Jensen hatte wohl noch Spaß mit der Schwarzhaarigen Hure gehabt.

“Nettes Bild!”, sagte Ian und lachte diesmal.

Jensen verpasste ihm einen Schlag gegen die Schulter. Ich legte das Klatschblatt weg und nahm das nächste.

“Oh Gott!”, sagte Mary und ich gleichzeitig. Wir schlenderten auf dem Bild vollkommen zerstört aus der Villa. Mein Make-up war total verschmiert und meine Haare standen wüst in alle Richtungen ab. Mein Kleid hing viel zu weit oben, sodass man an der Seite ein Stück meines Tangas sehen konnte, den auf dem anderen Bildern sowieso schon jeder gesehen hatte.

Mary sah auch nicht viel besser aus. Ihr Blick war einfach nichtssagend. Sie starrte auf die Straße vor sich und versuchte wohl den Alkohol intus zu halten.

Jensen riss mir die Zeitung aus der Hand.

“Oh wirklich hübsch.”, er fing lautstark an zu lachen .

“NICHT WITZIG!”, protestierte ich und stand auf um ihm die Zeitung wieder abzunehmen.

Er hielt sie so weit hoch, dass ich nicht mehr drankam. “Manno!”

“Das müssen wir doch aufbewahren!”, sagte er. Ich sprang hoch und versuchte die Zeitung zu erreichen, rutschte aber irgendwie nach vorne als ich wieder aufkam und landete genau auf Jensen. Juhu.

“Oups.”

Jensen nahm das mit Humor und lachte weiter. Immerhin schaffte ich es jetzt die Zeitung zu bekommen. Er sah mich an mit seinen tollen blauen Augen. Außerdem hatte er so volle lange Wimpern.

“Benutzt du Wimperntusche? Du hast so geile Wimpern.”

Er zog eine Augenbraue hoch.

Oh wie gerne würde ich ihn jetzt küssen.

Mary räusperte sich hinter mir und ich krabbelte erstmal wieder von Jensen runter.

“Nein, eigentlich nicht. Ian ist der, der sich mit schminken auskennt.”

Ian drehte seinen Kopf zu uns und sah Jensen etwas verwirrt an.

“Das wüsste ich aber.”

“Okay, jetzt aber ernsthaft. Die Papparrazie werden euch nicht in Ruhe lassen. Wenn ihr euch von uns fernhaltet, wird das nach einer Weile aufhören.”, sagte Ian ernst.

Was? Fernhalten? Niemals! Wieso?

Mary gingen wahrscheinlich die gleichen Gedanken durch den Kopf.

“So ein Leben in der Öffentlichkeit ist verdammt anstrengend müsst ihr wissen.”, fuhr er fort.

“Halt.. Ich will mich aber nicht fernhalten. Ich mein, man hat doch immer eine gute Beziehung zu seinen Nachbarn oder nicht?”, sagte ich.

Jensen grinste mich an.

“Es ist eure Entscheidung.”

“Ich denke wir sind uns da einig, oder Jenny?”, sagte Mary und sah zu mir.

“Wir haben doch keine Angst vor ein paar Papparrazie?!”, sagte ich und lachte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 7. - Into the fire

 

Mary

 

„Ich sollte dann vielleicht auch mal wieder gehen…“ Skeptisch warf ich einen Blick auf die Zeitschriften. Die Bilder von Jenny und mir sprangen mir förmlich in die Augen.

Und was ich da sah, gefiel mir nicht wirklich.

Nach unserer kleinen Krisensitzung hatte Jenny schnell das Weite gesucht und hatte sich einfach auf den Weg nach Hause gemacht, vermutlich war sie dabei schon wieder fotografiert worden.

Jensen warf einen Blick auf die Veranda- wahrscheinlich um zu gucken, ob wir schon wieder von Paparazzi gestalkt wurden. Dann nahm er sich eine Flasche Jim Beam und verkündete grinsend, dass er sich jetzt in die Badewanne legen und unsere Artikel lesen würde. Der Witzbold.

Mit zusammengepressten Lippen schaute ich Ian an. Da waren es also nur noch zwei.

Ein Moment verstrich, bevor ich meine Sprache wieder gefunden hatte.

„Tut mir Leid…“, begann ich langsam. Die Tatsache, mit ihm Deutsch zu reden, fand ich immer noch mehr als seltsam. Fragend schaute er mich an und legte dabei den Kopf ein wenig schief. So wie Hunde das tun, wenn sie neugierig sind.

„Tut mir Leid, wenn wir euch Ärger eingebracht haben. Ich meine… wegen der Fotos.“

Schmunzelnd schüttelte Ian den Kopf, schaute dabei allerdings auf den Boden bevor er mir langsam antwortete.

„Das ist nicht eure Schuld. Wir hätten das wissen müssen.“ Und als er das sagte, grinste er mich zwar vorsichtig an, hatte aber gleichzeitig etwas so Verletzliches an sich, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte. Für einen Tag hatte ich mich aber schon genug blamiert. Ich nickte also nur und erklärte Ian dann, dass ich mich auf den Weg nach Hause machen würde.

Da der Gute mich von der Arbeit abgeholt hatte, musste ich wohl oder übel zu Fuß gehen. Aber das kam für ihn natürlich nicht in Frage.

„Ich bringe dich, mit meinem Auto!“

Und ja, sein Ami-Deutsch fand ich schon ziemlich knuffig, aber ich wollte wirklich nicht schon wieder von ihm gefahren werden. Ich wollte einfach nur nach Hause in meine Badewanne, ganz ohne Paparazzi und vor allem ohne Ian Somerhalder. Obwohl…

„Ich gehe lieber nach Hause. Das ist ja nicht weit.“ War vermutlich besser so.

Und ehrlich gesagt hatte ich überhaupt nichts gegen einen kleinen Spaziergang, draußen sah es wunderschön aus. Mittlerweile war es spätnachmittags und die warme Herbstsonne würde bald untergehen. Eigentlich ideal um nach Hause zu laufen. Und das war nicht besonders weit, mit dem Auto vielleicht zehn Minuten, zu Fuß also eine knappe Stunde. Ian wurde ich trotzdem nicht los.

Ganz im Gegenteil.

„Dann gehe ich mit dir!“, entschloss er grinsend, nahm sich seine verdammt coole Lederjacke von vorhin und öffnete die Haustür. Ich wollte gerade widersprechen, da hatte er schon seine Hand auf meinen Rücken gelegt und schob mich langsam, aber bestimmt, vor die Tür.

Wenigstens waren weit und breit keine Kameras zu sehen. Wir gingen nicht die Straße entlang, sondern nahmen einen kleinen Weg mitten durch den Wald.

Der war nicht nur kürzer, sondern natürlich auch viel schöner.

Ian und ich gingen langsam nebeneinander und genossen für einen Moment schweigend die schöne Umgebung. Der Boden war fast komplett mit braunem Laub bedeckt, das durch die untergehende Sonne wunderschön aussah.

Ian steckte grinsend seine Hände in die Hosentaschen und schaute mich an.

„Deutschland im Herbst ist sogar noch schöner als New York zu Weihnachten!“ Oh mein Gott, hatte er etwa gerade New York gesagt? Ich warf ihm einen neidischen Blick zu. „Du lebst in New York?“

„Well… im Moment wohne ich hier. Aber ich habe ein Apartment in Manhattan.“

Unfair.

„Ich drehe eine Serie in New York, deswegen… aber im Moment nicht. Ich bin wieder in New York an Weihnachten. Warst du schon mal in New York?“

„Nein, noch nie. Aber ich würde dafür töten.“

„Nice to know“, lachte Ian und sah dabei unwiderstehlich aus. Klar würde ich dafür töten. Aber nicht ihn. Wieso musste ich ausgerechnet jetzt an unseren peinlichen Kuss von vorhin denken?

Apropos: vielleicht sollte ich mich mal bei ihm dafür entschuldigen.

„Ian… das vorhin… also im Auto, ich… ach, fuck!“ Was war nur los mit mir? Ich fand doch sonst immer die Worte. Aber wie soll man sich bitteschön bei Ian Somerhalder dafür entschuldigen, dass man ihn geküsst hat? Und, dass man es überhaupt nicht bereute… (was ich vielleicht besser weglassen sollte).

„Tut mir Leid, dass ich dich einfach geküsst habe. Das war überhaupt nicht geplant, aber da war diese Geschichte mit meinen Chef- Julian- mit dem war ich nämlich mal zusammen, weißt du? Und jetzt ist er mit dieser komischen Maria zusammen, die hat er sogar zu seiner persönlichen Assistentin gemacht, obwohl sie nichts- glaub mir!- NICHTS kann! Und ich hatte sowieso schon einen beschissenen Tag und dann bist du vorbei gekommen und ich dachte nur so ‚Was macht der hier?’ und das war mir erst total peinlich, du weißt ja wie das ist: du fällst schon ein bisschen auf mit deinem Wagen. Nicht, dass das schlecht wäre, ganz im Gegenteil. Ich steh auf den Wagen, was für eine Marke ist das eigentlich? Porsche, ich glaube schon. Ist der eigentlich nur geliehen? Ich meine, in New York fährst du mit dem Ding doch sicher nicht, oder?“

Stille.

„Oh scheiße.“

Ich hatte es mal wieder geschafft, mich um Kopf und Kragen zu reden. Zum Glück war ich dabei immer schneller geworden. Wahrscheinlich hatte er eh nur die Hälfte verstanden, so fragend wie er mich jetzt anschaute. Peeeeeeeeinlich.

Hilfesuchend schaute ich mich in der Gegend um. Was auch immer ich erwartete, zu finden. Hier gab es ja nicht mehr als Bäume. Und Ian schaute mich immer noch fragend an. Fuck, fuck, fuck!

Plötzlich konnte er sein Lachen nicht mehr unterdrücken und prustete los.

Ich ließ es über mich ergehen, das hatte ich wohl verdient. Wenn er lachte, wurden seine Augen ganz klein und er bekam richtige Grübchen auf den Wangen. Hätte ich wirklich heiß gefunden, wenn ich nicht darauf konzentriert gewesen wäre, mich blamiert zu fühlen.

Ian ging ein Stückchen vor mir, dann blieb er plötzlich stehen, drehte sich zu mir um und legte grinsend den Kopf zur Seite. „Du musst dich dafür nicht entschuldigen.“

Ich konnte schon fühlen, wie ich rot wurde. Wie konnte ein Mensch nur so unglaublich faszinierende blaue Augen haben? Für einen kurzen Moment verlor ich mich komplett darin, bis er weiter sprach.

„Weißt du, was passiert ist? Auf der Party…“ Und das sagte er so eindringlich, dass mir plötzlich ganz schlecht wurde. Wieso runzelte er jetzt die Stirn? Konnte er sich vielleicht erinnern…?

„Nein. Ich kann mich nicht an alles erinnern“, sagte ich daher nur und achtete genau auf seine Reaktion. Er schien amüsiert zu sein. Der Kerl grinste mich frech an! Er wusste also was.

Aber bevor ich auch nur die Chance hatte, ihn zu fragen, hatte er sich schon wieder umgedreht und ging weiter. Hilflos stapfte ich hinter ihm her und versuchte vergeblich, etwas über die Partynacht herauszufinden.

„Wir sollten nicht mehr darüber sprechen, trust me“, war das einzige, was ich ihm entlocken konnte.

Und das sagte er mit einem so verräterischen Zwinkern, dass ich schon wieder peinlich berührt war. Wieso schaffte ich es eigentlich immer wieder, mich vor diesem Mann zu blamieren?

Mittlerweile waren wir nicht mehr im Wald, sondern waren schon in der Ortschaft. So gut wie vor meiner Haustür. Die konnte man sogar schon von Weitem sehen.

Die letzten paar Meter gingen wir schweigend nebeneinander her. Ich hatte weder ein Thema, das ich mit ihm besprechen wollte, noch hatte ich Lust, mich mal wieder zu blamieren. Für heute war ich eindeutig in genug Fettnäpfchen getreten. Ian schien das nichts auszumachen. Er ging gelassen neben mir her und warf einen Blick auf die ganzen kleinen Läden in der Umgebung.

Ein paar der jugendlichen Passanten schauten ihn etwas perplex an, die meisten Leute schienen Ian aber nicht zu kennen. Und das war auch gut so.

Plötzlich standen wir vor meiner Haustür, uns gegenüber. Und grinsten uns unsicher an.

Ian brachte es auf den Punkt. „The good old end scene of a date!“, sagte er lachend.

Ausnahmsweise war ich es, die jetzt den Kopf zur Seite legte und ihn fragend anschaute.

„Das war ein Date für dich…?“

„Nein!“, erwiderte er grinsend. Und etwas zu schnell für meinen Geschmack. Aber…

„Aber Freitag wäre ein Date. Wir können einen Film gucken und essen gehen danach.“

Yeeeeeeeeeeees! Innerlich schrie ich. Aber ansehen ließ ich mir natürlich nichts.

„Ja, das können wir tun“, antwortete ich also nachdem ich kurz überlegt und ihn ein bisschen zappeln gelassen hatte. Das war er mir einfach schuldig nach dem Tag.

Grinsend schaute Ian erst auf den Boden, dann tief in meine Augen. Und ob ich mit diesem Mann von einem Mann essen gehen wollte. Dann ging er ohne ein weiteres Wort, dafür aber mit einem unwiderstehlichen Lächeln zurück Richtung Wald. Aber nicht, ohne sich noch einmal zu mir umzudrehen, als ich gerade auf der verzweifelten Suche nach meinem Schlüssel war.

„Übrigens“, begann er grinsend- und ich ahnte schon, dass jetzt wieder eine bissige Bemerkung kommen würde- „das Auto von vorhin ist kein Porsche, sondern ein alter Ford Mustang. Ich habe ihn von meinem Vater. Und ich werde dich Freitag damit abholen.“

 

Jenny:

Nach diesen furchtbaren Bildern machte ich mich auf den Weg nach Hause. Dominik hatte mir sogar geantwortet.

“Was? :o”

Schon witzig, dass er mir das glaubte. Ich schloss auf und setzte mich etwas an die Arbeit. Konzentration fehlte mir heute einfach, denn Jensen raubte mir jeglichen Verstand.

Vier Stunden später wurde ich durch das Klingeln an der Tür gestört. Wer auch immer da war, ich hatte keine Lust auf ihn! Oder sie! Mürrisch trottete ich zur Türe. Aber der charmante Kerl an der Tür zauberte mir natürlich direkt ein Lächeln ins Gesicht. Jensen.

“Und mal wieder in der Tür geirrt?”, fragte ich und grinste.

“Nein. Ich wollte dich eigentlich fragen, ob du Lust hast mit mir was essen zu gehen?”, fragte er.

Oha! Er fragte mich um ein Date. Mich?

“Klar. Wann?”, ich lächelte.

“Morgen Abend?”

“Klingt gut!”, antwortete ich schmunzelnd.

“Super!”, er drehte sich um und plötzlich gingen wie wild die Blitzlichter los. Diese nervigen Papparazzis!

“Komm schnell rein!”, sagte ich und hielt die Tür auf. Jensen drehte sich um und kam rein.

“Die sind so nervig!”, er lachte.

“Sehe ich auch so. Hier können sie ja nicht reinkommen.”

Wir gingen ins Wohnzimmer.

“Willst du was trinken?”, fragte ich ihn.

Er nickte.

“Cola?”

Er nickte und ich holte uns beiden eine Cola.

“Danke.”, murmelte er, als ich ihm das Glas gab.

“Wie lange lauern die da jetzt noch?” Ich schaute direkt in seine schönen Augen. Sie brachten meine Beine zum bibbern.

“Keine Ahnung. Eine Stunde, bis morgen.”

“Ich freue mich schon auf die neue Schlagzeile. Jensen und seine neue Loverin!”, ich lachte nur. Jensen stimmte mit ein.

“Was willst du jetzt machen?”, fragte ich ihn.

Er zuckte nur mit den Schultern.

“Kann ich mal eben an deinen Laptop?”, fragte er.

Schnell ging ich zum Sofa und brachte ihm meinen Laptop.

“Ich hätte früher nie erwartet, dass ich mal mit dir sprechen würde.”, ich begann hysterisch an zu kichern. Komisch dass mir das genau jetzt passierte. Damit überspielte ich immer meine Schüchternheit.

“Ach nein?”

“Ich hab alle Folgen deiner Serie geguckt.”

“Ja, ich muss sagen, ich sah schon nicht schlecht aus.”, er lachte.

“Eingebildeter..”

“Ouh nett. Ich bin dein Hintergrund.”, Jensen funkelte mich mit diesem äußerst Attraktiven Gesicht an und zeigte mir ausgiebig seine Zähne. WOW!

Ouh man! Das hatte ich ja total vergessen! Wie peinlich. Ich merkte wie das Blut mir in den Kopf schoss und meine Wangen anfingen zu glühen wie wild.

“Och wie niedlich. Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich nehme das als Kompliment!”, er lachte.

“Okay..”, es war mir so was von peinlich! Ich sollte es am besten direkt Ändern.

“Was schaust du denn nach?”, fragte ich.

“Ich muss demnächst eine Zeit nach Frankreich. Und ich check eben meine Mails.”

“Was willst du in Frankreich?”

“Arbeiten. Ich hab auch noch einen Job.”

“Ach wirklich? Frankreich.. Kannst du auch Französisch du Sprachgenie?”

“Ja. Französisch, Englisch, Deutsch und Spanisch.”

“Oha.”

Er lachte. Und es klang wie Musik in meinen Ohren.

“Wollen wir .. Ähm.. einen Film schauen?”, fragte ich, weil ich einfach nicht wusste was wir machen sollten.

“Klar, wieso nicht.”, sagte Jensen und stand auf.

Ich zeigte ihm meine ganzen DVD’s und wir entschieden uns für einen Horrorfilm. Ich hatte komischerweise noch einen zu hause, obwohl ich versucht hatte nach dem Abgang meiner Eltern alle zu beseitigen. Ich hasste Horrorfilme! Aber Jensen gegenüber gab ich es nicht zu und tat mir den Film also an.

Wir setzten uns aufs Sofa. Ließen aber ziemlich viel Platz zwischen uns.

Ich hatte panische Angst und versuchte sie mit hysterischen Lachen zu überspielen, aber Jensen durchschaute mich natürlich. Auf einmal zog er mich kurz an sich und ich erstarrte. Seine Berührung fühlte sich richtig gut an und lenkte mich von dem Film ab. Ich drehte mich zu seinem Gesicht und sah ihn an, auch sein Blick war jetzt vom Fernseher abgewendet.

“Ich muss jetzt auch mal wieder los. Ich hol dich dann morgen Abend ab.”, er stand auf. Ein Gefühl von Trauer überkam mich. Er sollte genauso mit mir sitzen bleiben, die ganze Zeit.

“Ich bring dich zur Tür.”, auch ich stand auf.

“Bis dann!”, verabschiedete ich mich und lächelte.

Ich umarmte ihn einfach. Ich mein so machte man das doch zum Abschied, oder nicht?

Er sah mich wieder mal mit diesem irritierten Blick an. Der aber auch wieder sexy war.

“Das macht man so unter Freunden.”, erklärte ich.

“Achso. Man sieht sich!”, er grinste und dann ging er. Der Typ hatte einen richtigen Knackarsch. Passend zu seinem durchaus nett anzusehenden Rücken. Die Muskeln bewegten sich unter dem T-Shirt als er lief. Komischerweise waren grade sogar keine Papparazzi zu sehen. Später ging ich duschen und legte mich ins Bett.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 8. - For the first time

 

Mary

 

Die gesamte Woche hatte ich damit verbracht, das perfekte Outfit für mein Date mit Ian zu finden. Und selbst jetzt, wo ich ratlos vor meinem Kleiderschrank stand und dessen kompletten Inhalt in meinem Schlafzimmer verteilt hatte, konnte ich mich einfach nicht entscheiden. Ein Blick auf die Uhr ließ mich nicht gerade entspannter werden: sechs Uhr. In einer halben Stunde würde Ian Somerhalder vor meiner Tür stehen, um mich in seinem Ford Mustang abzuholen. Und ich stand hier mit den schlimmsten Kopfschmerzen meines bisherigen Lebens und nur in Unterwäsche und Stiefeletten. Lustigerweise hatten heute nicht nur ich und Ian, sondern auch Jenny und Jensen ein Date.

Da hatten die Jungs sich wohl abgesprochen! Immer noch vollkommen unentschlossen schrieb ich ihr eine typische „was soll ich anziehen?“- SMS, bekam aber keine Antwort. Die beiden waren also schon unterwegs. Und ich wusste nicht ob mich darüber freuen oder schockiert sein sollte.

Jenny und Jensen, Jensen und Jenny. Klang gar nicht mal so übel.

Weiterhin nur in Unterwäsche ging ich in die Küche und holte mir eine Flasche Wasser. Leider hatte mir Ian nicht verraten, in welches Restaurant wir gehen würden, das machte die Outfit-Wahl nicht wirklich leichter. Und ich wusste ganz genau, dass ich in einer halben Stunde aufs Klo rennen müsste, wenn ich vor der Fahrt noch etwas trank. Ich tat es aber trotzdem, was vielleicht nicht meine beste Idee war. Mit Wasserflasche bewaffnet stapfte ich also zurück ins Schlafzimmer und entschied mich nach weiteren zehn Minuten Umziehen für ein kurzes, einfaches schwarz-weiß- gestreiftes Kleid. Dazu eine schwarze Strickjacke, ein brombeerfarbener Schal und Stiefeletten. Nicht overdressed, aber eben auch nicht zu lässig. Passend zum Schal lackierte ich mir dann natürlich noch die Nägel, suchte mir ein paar passende silberne Accessoires. Ein letzter Blick in den Spiegel und genau in dem Moment klingelte es an der Tür. Nervös richtete ich meinen Pony noch schnell und setzte ein „schön, dass du das bist“- Lächeln auf, bevor ich öffnete.

Ian sah zum Anbeißen aus, wie immer. Er trug eine graue Röhrenjeans zu einem weißen T-Shirt und einem schwarzen Blazer. Und natürlich trug er sein unwiderstehliches Grinsen.

„Hi“, war das einzige, das ich herausbringen konnte, bei diesem Anblick.

„Hi“, erwiderte er ebenso einfallsreich und für einen Moment blieben wir einfach so an meiner Tür stehen und schauten uns in die Augen, sodass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.

„Wollen wir…?“, begann er schließlich und holte mich zum Glück in die Realität zurück.

Ja, wir wollten, ich holte also schnell meine Handtasche aus dem Flur, checkte noch mal Haare und Make-Up und schon konnte es losgehen. Ian hatte nicht zu viel versprochen; er war wirklich mit dem Cabrio gekommen. Und obwohl ich nicht besonders an Autos interessiert war, musste ich schon zugeben, dass dieses Auto etwas ganz Besonderes war. Und es hatte auch einen ganz besonderen Besitzer.

Ganz Gentleman hielt Ian mir die Tür auf, bevor er sich selber ins Auto setzte.

Und dann gings auf Richtung Köln.

„In was für ein Restaurant fahren wir denn?“, fragte ich und hoffte, er würde mir meine unglaubliche Neugierde nicht anhören. Tat er aber leider, ich erntete also wieder mal ein freches Grinsen.

„Ich wollte in ein italienisches Restaurant am Rhein. Du magst italienisch, oder?“

„Ja, sehr sogar.“ Ich hoffte nur, es würde nicht zu teuer sein.

Unterwegs unterhielten wir uns noch über alle möglichen Themen. Es stellte sich heraus, dass wir einiges gemeinsam hatten, besonders was unseren Film- und Musikgeschmack anging. Unglaublich, dass er auch alle Star Wars Teile besaß. Ich war nämlich immer davon ausgegangen, dass diese Filme grundsätzlich nur von durchgeknallten oder hässlichen Menschen gesehen wurden. Und Ian vertrat keine von diesen Eigenschaften. Er hörte außerdem dieselben Indie- Bands wie ich. Und als er mir stolz erzählte, VIP-Tickets für ein Strokes Konzert in New York zu haben, wollte ich ihn am liebsten auf Knien anbetteln, mich mitzunehmen. Aber blamieren konnte ich mich auch später noch.

Das würde sowieso bald passieren. Denn während Ian mir gerade von der Serie erzählte, bei der er mitspielte, verspürte ich langsam aber sicher das Bedürfnis, eine Toilette aufzusuchen. Zum Glück waren wir schnell da. Das Restaurant lag in der Kölner Altstadt, an einer Promenade direkt am Rhein. Von außen sah es schon sehr einladend aus, ein altes Gebäude mit Efeu und kleinen Fenstern. Ian hielt mir natürlich wieder die Tür auf und half mir sogar aus meiner Jacke.

Konnte der Kerl vielleicht mal aufhören, so perfekt zu sein?

Wir bekamen einen Tisch direkt am Fenster zugewiesen und hatten einen wunderschönen Blick auf den Rhein. Es war ein ganz normales kleines Restaurant, nichts Exklusives, und für einen Moment wusste ich nicht, ob mich das freuen sollte oder nicht. Die Toiletten waren auf jeden Fall erste Klasse, ich entschied also, dass ich mich auf einen schönen Abend freuen konnte.

Ian bestellte eine Platte Tomaten-Mozarella als Vorspeise und dazu den teuersten Rotwein, den man kaufen konnte. Und der allein kostete ihn immerhin schon 60 Euro.

„Also… als was arbeitest du so?“, fragte Ian und schien dabei wirklich interessiert zu sein. Ich schob mir ein dickes Stückchen Mozarella in den Mund- und das nicht gerade elegant- bevor ich antwortete. „Ich mache gerade ein Praktikum im Verlag. Da hast du mich ja auch gestern abgeholt. Apropos: Woher wusstest du überhaupt wo ich arbeite?“

„Du hast mir die Adresse gegeben. Bei der Party.“

„Oh… achso.“ Hatte ich ?

„Und auch deine Telefonnummer, deine Handynummer, deine Hausnummer…“

Und schon wieder wurde ich rot. Peinlich berührt fasste ich mir mit der Hand an die Stirn, was ihn mal wieder zum Grinsen brachte. Oh, dieses perfekte Grinsen…

„Nicht schlimm. Wenn du das nicht gemacht hättest, hätte ich dich gefragt.“

Und schon wuchs mein Selbstbewusstsein wieder. Konnte schließlich nicht jeder von sich behaupten, mal mit Ian Somerhalder geflirtet zu haben!

Nach der Vorspeise bestellte ich mir, wie üblich, Lasagne. Ian entschied sich für eine Peperoni Pizza. Mit der augenzwinkernden Begründung „I like it hot!“ Ja, heiß wurde mir da auch!

Konnte aber auch am Wein liegen, Ian hatte mir nämlich mittlerweile schon den Dritten bestellt, während er als Fahrer natürlich schon nach dem ersten aufgehört hatte. Das führte- ich hätte es wirklich besser wissen müssen!- dazu, dass ich während des Abends noch drei Mal auf Klo gehen musste und sehr geschwätzig wurde. Der Alkohol und ich, wir sind einfach keine gute Kombination.

„… und zu Jennys 17ten Geburtstag haben wir beide uns auch richtig die Kante gegeben. Im Ernst, das war ein übler Abend. Jeder, der schon mal Wackelpudding mit Wodka probiert hat, kann das bestätigen. Hat auf jeden Fall dazu geführt, dass Jenny und ich noch mitten in der Nacht baden gegangen sind, warum auch immer. Mit Erkältungsbad natürlich, weil es das Einzige war, das wir gefunden haben. Immerhin hats gut gerochen und meine Füße waren danach auch warm!“

Grinsend hörte mir Ian zu, wie ich mich mal wieder um Kopf und Kragen redete. Er kam natürlich nicht auf die Idee mich aufzuhalten, dafür fand er das ganze viel zu lustig. Und im Laufe des Abends konnte man wirklich von Rufmord sprechen, denn ich erzählte ihm nahezu alle Partyerlebnisse meiner gesamten Jugend, ohne auch nur zu wissen, warum ich das tat. Nach dem Hauptgang entschuldigte ich mich also kurz und rannte förmlich aufs Klo, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.

„Ich mach alles kaputt!“, simmste ich Jenny nervös und musste dann feststellen, dass mein Kleid verrutscht war und meine Haare nicht mehr saßen. Der Alkohol hatte mal wieder ein Monster aus mir gemacht, Jennys Antwort war da auch nicht gerade tröstlich.

„Ja supiiiiii! Jensen ist soooooo süß!“

Immerhin hatte einer von uns heute einen guten Abend.

Schmollend beobachtete ich mich selber im Spiegel. Was war eigentlich mein Problem?

Jetzt, wo ich mich wieder frisch gemacht hatte, sah ich gar nicht mal so übel aus. Ich war jung, ich hatte ein Date mit Ian Somerhalder. Nur leider machte mich das verrückt.

Eigentlich bin ich Realist. Nichts kann mich so schnell aus der Fassung bringen. Die Zeiten, in denen eine Band oder ein Film mein Leben auf den Kopf stellen konnte, waren vorbei. Von Männern ganz zu schweigen. Nach mehreren gescheiterten Beziehungen war ich abgehärtet was das anging und ließ niemanden so schnell an mich heran. Also wieso interessierte ich mich so sehr dafür, was Ian von mir hielt? Und warum wurde ich das Gefühl nicht los, ihn schon längst an mich heran gelassen zu haben?

Ihn schien das ganze kein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen, ganz im Gegenteil. Er schien meinen Part- den ruhigen, ausgeglichenen Part!- in einer Beziehung zu übernehmen, während ich nervös und hektisch war wie eine 13-Jährige beim ersten Date ihres Lebens.

Aber Grübeln half jetzt auch nichts. Ich atmete noch einmal tief durch, vergewisserte mich, dass mein Aussehen so gut wie makellos war und ging dann zurück zu unserem Tisch.

Ian schaute gerade aus dem Fenster auf den Rhein und im gedämmerten Licht der Kerze, die vor ihm stand, sah er einfach umwerfend aus. Die Bartstoppel, die er sonst in seinem Gesicht trug und die ihn so wild und unberechenbar aussehen ließen, hatte er sich heute abrasiert. Schlecht sah er natürlich trotzdem nicht aus- als ob er das überhaupt könnte!- aber mit Bartstoppeln gefiel er mir doch wesentlich besser. Als ich mich setzte, warf er mir sein freches Lächeln zu und betrachtete für einen Moment mein Gesicht.

„Alles klar?“, fragte er mich, mit einer Spur Besorgnis in seiner Stimme. Ich hatte also mal wieder einen tollen Eindruck hinterlassen, super.

„Ja, alles in Ordnung“, log ich also und nippte kurz an meinem Weinglas, bevor er weiter fragen konnte. Tat er aber natürlich.

„Bist du ein bisschen… stressed?“ Ach Quatsch, wie kam er denn darauf?

„Nein, alles gut.“

Und da kam es wieder, er legte seinen Kopf schief und warf mir seinen „als ob“- Blick zu.

„Und jetzt wirfst du mir wieder deinen ‚als ob’- Blick zu…“ Grinsend nippte ich erneut am Wein und hoffte nur, dass ich diese Bemerkung nicht bereuen würde.

„Den… was?!“

„Den ‚als ob’-Blick!“

„The ‚as if’- expression! Du machst dich über mich lustig! Du nimmst mich nicht für voll!“ Und um dem ganzen Ausdruck zu verleihen, grinste ich ihn noch frech und auffordernd an. Einen Mann muss man wohl mit seinen eigenen Waffen schlagen.

„Ich mache mich nicht lustig über dich!“, konterte Ian schnell, fühlte sich anscheinend wirklich aufgefordert. „Ich merke nur, du bist nervös.“

„Ja, und das ist alles nur deine Schuld, weil du sooooo unglaublich toll bist.“ Was ich natürlich ironisch sagte, aber ernst meinte. Ich konnte nur hoffen, dass er mir das nicht anmerkte.

Leider ging der Schuss nach hinten los. Denn Ian hatte noch einiges auf Lager.

„Das hast du mir schon gesagt. Und noch einige andere Dinge. It was a fucking great party…“ Oh verdammt.

„Ich hab so was nie im Leben gesagt!”, protestierte ich, aber das brachte mir nicht mehr viel. Der Gute schien sich noch an einiges zu erinnern…

„Und du wolltest mich heiraten. Du hast mir deinen Ring geschenkt und gesagt, dass ich der schönste Mann auf der Welt bin und dass du mich immer lieben wirst.“

Ich nippte jetzt nicht mehr am Wein, ich trank mein Glas in einem Zug aus, in der Hoffnung, dadurch würde ich mich nicht so blamiert fühlen. Helfen konnte mir das natürlich nicht. Dafür schien sich Ian bestens zu amüsieren. Die Grübchen auf seinen Wangen wurden mit jedem Satz größer, als er mir genauestens berichtete, was auf der Party noch alles passiert war. Und das wurde echt immer besser…

„Dann sind alle gegangen, aber du nicht. Du bist in die Küche gegangen und hast meinen besten Wein und ein halbes Stangenbrot verdrückt und mir von dir und Jenny erzählt.“

Ja, das klang ganz nach meinem betrunkenen Ich.

„Und dann hast du dich neben mir auf das Sofa gesetzt und angefangen, dich auszuziehen…“

„Waaaaaaaaaaaas?“

Grinsend beobachtete Ian mich, wie ich völlig verwirrt und ohne ein weiteres Wort aufstand.

„Gehst du wieder auf die Toilette?“ Haha.

„Nein, ich muss hier weg. Sorry.“

„Wait!“ Genauso schnell wie ich aufgesprungen war, stand Ian jetzt neben mir und schaute mich plötzlich mit einer echten Besorgnis an. „Ich bezahle. Warte draußen, okay?“

„Okay“, antwortete ich und war selbst erschrocken, wie schnell mein Sinn für Humor mal wieder verloren gegangen war. Alkohol machte mich immer sehr emotional.

Die kalte Luft gab mir meinen Verstand wieder. Völlig verärgert über meine eigene Dummheit setzte ich mich auf eine Bank mit Blick auf den Rhein und wartete auf Ian. Warum benahm ich mich in seiner Gegenwart eigentlich immer wie ein betrunkener Teenager?

Ich schloss für einen Moment die Augen und atmete die frische, kühle Herbstluft ein.

Plötzlich spürte ich, wie er sich neben mich auf die Bank setzte und seinen Arm um mich legte, wie ein Vater, der seine betrunkene Tochter trösten wollte. Für einen kurzen Moment war ich gewollt, mich bei ihm anzulegen, aber stattdessen blieb ich sitzen und wir schwiegen eine Weile.

„Tut mir Leid“, sagte ich schließlich und sah ihn dabei mit einer Mischung aus Grinsen und purer Verzweiflung an. Vielleicht sollte ich zur Abwechslung mal sagen, was Sache war.

„Ich weiß auch nicht, warum ich mich heute Abend so komisch benommen habe. Eigentlich bin ich ganz anders. Ruhiger. Ausgeglichener!“ Und ich konnte zwar sein Gesicht nicht sehen, aber ich wusste genau, dass er in diesem Moment wieder grinste.

„Keine Ahnung, warum ich im Moment so… anstrengend bin. Tut mir Leid, dass ich den Abend versaut habe.“

Er schwieg weiterhin, was meine Schuldgefühle nicht gerade besänftigte. Aber dann schaute er mich ruhig durch seine faszinierenden blauen Augen an.

„Du hast den Abend nicht… was hast du gesagt? VERSAUT?“ Und das sagte er mit so einem unwiderstehlich süßen, amerikanischen Akzent, dass ich schon wieder das Bedürfnis hatte, ihn zu küssen. Unsere Gesichter waren sich plötzlich so nah, dass ich schon seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Von nahem waren seine Augen noch schöner, sie brachten mich fast um den Verstand. Und dann sein Parfum…

Stück um Stück kamen sich unsere Gesichter näher und plötzlich spürte ich, wie seine warme Hand meine Wange berührte und mich langsam an ihn zog. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken und für einen kurzen Moment berührten sich unsere Lippen. Nur ganz kurz, ganz leicht, dann wich er plötzlich zurück und ich war für einen Moment so verunsichert und enttäuscht, dass ich die Paparazzi gar nicht wahrnahm, die wie aus dem Nichts auf einmal neben uns standen.

Auf einmal ging alles ganz schnell.

Wo eben noch Ruhe und Zufriedenheit gewesen waren, breitete sich auf einmal eine unglaubliche Panik aus, denn um uns herum standen mindestens zehn fremden Menschen, die Blitze ihrer Kamera blendeten mich so sehr, dass ich mir die Hand vor die Augen halten musste. Mit verärgertem Gesichtsausdruck legte Ian einen Arm um mich und zog mich schnell von der Bank. Wir gingen nicht zu seinem Auto, wir rannten. Fluchend öffnete Ian mir die Tür und stieg so schnell wie möglich ein, ohne auch nur eine Frage der Fotografen zu beantworten.

„Ian, is that your new girlfriend?“ “What’s her name?” “What’s with Rachel? Did you broke up?”

Ich fühlte mich bedroht, wie sie dort vor dem Auto standen und mich mit ihren Kameras blendeten. Alle riefen durcheinander, machten Fotos.

Völlig überfordert von allem saß ich im Auto und warf den Leuten einen verstörenden Blick zu. Rachel?

 

Jenny:

 

Am nächsten Morgen wurde ich durch Sonnenstrahlen geweckt. Ich hatte heute ein Date mit Jensen Ackles war mein erster Gedanke. Yeah! Das müsste ich Mary noch erzählen! Ich rief sie an.

“Hallo?”, sie klang ziemlich verschlafen.
“Also, ich hab heute Abend ein Date mit Jensen! Ohne scheiß jetzt!”, ich lachte.

“Waaaas?!”, sie war sprichwörtlich entsetzt.

“Super oder?”

“Ja! Richtig geil! Viel Spaß ey!”, sagte sie.

“Danke. Ich melde mich heute Abend nach dem Date noch mal!”, sagte ich.

“Cool! Ich treffe mich heute auch mit Ian.”
“Waaas?! Das ist ja mega krass. Viel Spaß. Was ging denn bei euch da gestern noch?”
“Ähm.. Er hat mich nach Hause begleitet.. Und mehr war da nicht.”
“Wie schade. Es sah so aus, als wärt ihr euch vorher schon was näher gekommen.”

“Nein.. Naja.. Erzähl ich dir später mal.”

“Jetzt bin ich neugierig.”
“Späääter! Aber ich muss jetzt los. Meld dich später noch mal ja?”

“Klar. Tschüüüs!”, ich kicherte und legte auf.

Ich machte einen Beauty Tag und machte mich richtig schick. Aber edel schick!

Ich zog eine Seidenstrumpfhose an und eine schwarze Korsage, bei der unten wie bei einem Tütüü der weiße Stoff in alle Richtungen abstand. Und natürlich schwarze High Heels.

Ich schminkte mich dezent und ließ meine blonden Haare offen über meine Schultern hängen.

Gespannt wartete ich und mir kam es vor, als würde ich jahrelang warten. Endlich das erlösende Klingeln.

Ich öffnete die Tür und mein Herz blieb stehen.

Jensen stand vor mir im Anzug, mit seinem perfekt, charmanten Lächeln. Ich sah ihn.

“Wow..”, murmelte ich.

“Du siehst unglaublich aus.”, sagte Jensen plötzlich und sah mich an.

Ich bekam wieder glühende Wangen.

“Kann ich nur zurück geben.” , sagte ich.

Er harkte sich bei mir ein und wir gingen zusammen zu seinem Auto.

Whoa! Ein fetter Audi r8 in schwarz. Heißer Schlitten!

Er öffnete mir die Tür und ich stieg ins Auto.

“Heißes Auto.”, lachte ich.

“Ja ein heißes Mädchen kann man auch nur in einem heißen Auto transportieren.”, er setzte sich auf den Fahrersitz.

“Gar keine Paparrazis. Was da los?”, ich lachte. Und versuchte damit etwas von seinem Anmachversuch abzulenken. Er sah mich von der Seite an und drückte protzig aufs Gas.
“Wo genau gehen wir denn hin?”
“In ein Restaurant hier in der Näher. Überraschung!”

Ich lächelte ihn von der Seite an.

Irgendwann hielten wir auf einem komplett leeren Parkplatz vor einem Gebäude, welches komplett aus Glas bestand.

“Hier ist ja gar nichts los?”, fragte ich irritiert, als Jensen mir die Tür aufhielt und mir aus dem Wagen half.

“Lass dich doch einfach Überraschen!”, er lachte.

Sein Lachen war so einzigartig und wunderschön. Seine weißen Zähne blitzten dann immer unter seiner Lippe her.

Er führte mich zum Eingang und wir betraten den edlen Schuppen.

“Wooow!”, brachte ich hervor und sah mich um. Überall brannten Kerzen und ein riesiger Kerzenleuchter schmückte den Saal. Rote Rosen standen auf jedem Tisch.
“Wunderschön, aber wo sind die ganzen anderen Gäste?”, fragte ich etwas kritisch.

“Gibt es nicht. Ich hab das ganze Restaurant reserviert. Dann haben wir unsere Ruhe..”
“Du hast WAS?!”, ich sah ihn entsetzt an. Das musste ja unglaublich teuer gewesen sein.

Jensen zog den Stuhl zurück, damit ich mich setzten konnten.

“Danke.”

Endlich machte er den Mund wieder auf.

“Für dich ist mir wohl nichts zu teuer.”

Er setzte sich und wie auf Befehl kamen ein paar Kellner an und brachte uns eine Flasche Wein und Wasser. Das war wahrscheinlich so ein 1000 Euro Wein. Ich war einfach nur sprachlos.

Ich sah in die Karte und auf die Preise und das einzige was ich tun konnte war entsetzt schlucken. “Heftig.. Viel zu teuer!”

“Unsinn.”, Jensen lachte wieder.

“Okay.. Dann erzähl mir was. Wie sieht es aus mit deiner Familie?”
“Meine Eltern leben in Los Angeles. Ich habe noch eine 16 jährige Schwester, die auch noch bei ihnen wohnt.”, erklärte er.

“Wie sieht es bei dir aus?”, fügte er fragend hinzu.

Ich entschied mich für ein paar Nudeln und bestellte. Auch Jensen bestellte sich etwas.

“Meine Eltern machen grade eine Weltreise und haben mir deshalb das Haus überlassen.”

“Cool.”

Mein Handy vibrierte. Eine Sms.

Dominik hatte mal wieder geschrieben. Irgendwie schrieb er immer im falschen Moment. Ich öffnete die Sms.

“Hey. Und mal wieder mit deinem neuen Freund unterwegs?”

Es kam so rüber, als wäre er eifersüchtig. Aber warum? Er hätte mich immer haben können und jetzt wollte er mich?

“Wer schreibt denn?”, fragte Jensen neugierig.

“Ein Freund.”
Er runzelte die Stirn.
“Hmm? Nur ein Freund?”, er war sauer. Zumindest klang er sauer.

Oder eifersüchtig.

“Ja..naja..”, ein bisschen eifersüchtig machen war nicht schlecht.

Zum Glück kam in dem Moment der Kellner. Puh.

“Dankeschön.”, sagte ich und nahm den Teller entgegen.

“Wie viele Freunde hattest du denn schon?”, fragte Jensen einfach direkt.
“Ich glaube, dass das jetzt nicht so wichtig ist.”
Was zur Hölle ging ihn das denn an?

“Wieso nicht?!”
“Ich will das von dir doch auch nicht wissen.”, ich lachte nur.

“Schade, man kann es ja wenigstens mal versuchen!”, murmelte er.

Ich lachte nur.

“2.”

“Wie?”, Jensen zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

“Ja zwei Freunde. Und du?”

Er grinste nur.

“Okay, ich will die Anzahl gar nicht wissen!”, sagte ich schnell. Das Grinsen konnte ja fast nur Schlimmes bedeuten.

“Auch zwei.”, sagte er dann.

“Ach so.”, ich begann mein Essen zu essen und er auch.

Wir redeten und leerten die Erste Weinflasche und die Zweite und eine Dritte.

“Ich hätte jetzt richtig Lust auf eine Nachspeise..”, sagte ich und sah ihn auffordernd an.

Er grinste.

“Nicht das was du jetzt denkst!”

“Schade!”, er lachte.

Daher, dass ich mich leider nicht entscheiden konnte meinte Jensen wir würde einfach alles bestellen.

“Weißt du was ich jetzt gerne machen würde?”

“Was denn?”
“Tanzen..”, ich lächelte.

Jensen stand auf und ging zum Kellner, welcher die Musik lauter machte.

“Darf ich um den Tanz bitten?”, fragte er und hielt mir die Hand hin. Ich nahm seine Hand.

“Klar.”

Er legte die andere Hand um meine Hüfte. Er roch so verführerisch gut und seine Augen sahen mal wieder so unglaublich gut aus. Das war bestimmt das beste Date, was ich jemals in meinem Leben gehabt hatte.

Er strich meine Haare zur Seite und beugte sich vor..

“Ihr Nachtisch ist angerichtet!”, sagte der Kellner. Jensen stand sofort wieder kerzengrade da. War vielleicht auch besser so. Wir waren beide schon leicht angeschwipst.

Der ganze Tisch stand voller Eis, Schokoladen Pudding etc.

“Woah..”, ich merkte selbst das ich große Augen bekam.

Jensen nahm sich einen der Löffel und nahm etwas von dem Schokoladen Pudding. “Der ist echt gut..”, sagte er dann und hielt mir auch einen Löffel damit hin. Ich probierte natürlich.

“Oh ja!”

Wir probierten jeden Nachtisch einmal durch und ich hatte das Gefühl , das ich jeden Moment platzen würde.

Jensen sah natürlich perfekt aus wie immer. Ich verstand nicht, wie er das immer hinbekam.

Wir unterhielten uns noch etwas und ich muss zugeben, dass Jensen auch noch echt nett war.

Er fuhr mich noch nach Hause.

“Danke für den schönen Abend.”; sagte ich als er mich zur Tür begleitete.

“Kein Problem.”
“Das nächste mal überleg ich mir etwas.”, sagte ich und lachte.

Ich hatte auch schon eine super Idee.

Mir fiel auf, dass wir wirklich nahe beieinander standen. Er näherte sich mit seinem Gesicht meinem. Das einzige was ich in dem Moment wahrnehmen konnte, war sein perfektes, makelloses Gesicht. Ohje.

Kurz bevor er meinen Mund erreichte machte ich einen Schritt zurück. Nein, ich war nicht verrückt, weil ich den Star abblitzen ließ. Aber so leicht war ich nun auch wieder nicht zu haben.
“Sorry. Das geht was zu schnell.”, sagte ich und lächelte entschuldigend.

Jensen stellte sich aufrecht hin und sagte: “Tut mir Leid. Wir sehen uns.”, dann ging er zum Wagen und ich konnte mir einfach nicht verkneifen ihn anzustarren. Er drehte sich noch einmal um und zeigte mit einem Lächeln seine Zähne.

Dann setzte er sich ins Auto und parkte es vor seiner Haustür.

Jensen Ackles fährt betrunken Auto. Tststs, aber er konnte es noch ziemlich gut. Ich schloss auf und trat ein.

Verdammt, warum hatte ich ihn nicht einfach geküsst!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 9. - The time after yesterday

 

Mary

 

„Ist heute nicht Mongo-Abend?“, brüllte mir Jenny vom Buffet aus zu, sodass es auch wirklich jeder im Restaurant hören konnte. Diskretion ist leider nicht so ihre Sache, aber ich wollte mich nicht beschweren. Schließlich war das der erste Abend seit langem, an dem wir gemeinsam etwas unternahmen. Übrigens nebenbei: ja, es war „Mongo-Abend“, was auf gut Deutsch bedeutete, dass ein mongolischer Koch da war, der einem Scampis und Ähnliches braten konnte. Ob er sich aber jetzt noch um Jennys Tintenfischringe kümmern würde, da war ich mir nicht so sicher. Denn der gute Mongo sah sie über seine Herdplatte ziemlich böse an.

Sie kam also ohne gebratene Tintenfischringe, dafür mit sehr lecker aussehenden asiatischen Nudeln zurück und setzte sich grinsend zu mir.

„So, wo waren wir stehen geblieben…“, begann sie schmunzelnd und probierte dabei ihre Nudeln, die ihr scheinbar gut schmeckte. „du wolltest mir gerade von deinem Date mit Ian erzählen!“

Oh ja, das Date. Mittlerweile war das schon wieder fast eine Woche her und Ian hatte seitdem mehrmals versucht, mich zu erreichen- vergeblich. Ich erzählte Jenny also bis ins kleinste Detail, was alles passiert war- vom guten Start und dem schönen Restaurant in Köln, dann von meinem Aussetzer und den ganzen peinlichen Dingen, die ich gesagt hatte- und kam schließlich zum bitteren Ende inklusive Paparazzi und „Rachel“. Dabei hörte mir Jenny mit großen Augen zu und ließ sich nur ab und zu von ihren Nudeln ablenken. Anscheinend war ihr Date mit Jensen besser gewesen.

„… und auf dem gesamten Heimweg haben wir uns dann angeschwiegen, das war richtig übel!

Aber war mir ehrlich gesagt auch zu dumm, ihn dann auf diese Rachel anzusprechen. Ganz ehrlich, meint der etwa, er könnte mich verarschen?“

„Ja, keine Ahnung! Hätte nie gedacht, dass das SO EINER ist!“, pflichtete mir Jenny bei und gab mir den Rest ihrer Nudeln. Ich nahm sie gerne.

„Ich hab diese Rachel gegoogelt. Ich weiß, ich bin der größte Stalker auf Erden, aber ich musste es einfach machen.“

„Willst du noch Sushi?“

Verzweifelt schaute ich Jenny an, aber bevor ich genervt seufzen konnte, war sie schon aufgestanden und bereit, ans Buffet zu stolpern. Ich sagte ihr also, dass ich natürlich noch Sushi wollte und wartete, bis sie mit einem randvollen Teller wieder kam. Und direkt da wieder ansetzte, wo ich vorher aufgehört hatte.

„Du hast die Bratze gegoogelt? Und? Was da los?“

Ich nahm mir direkt zwei Stücke Sushi und aß beide, während ich ihr antwortete.

„Ja, das so ne… so eine blonde komische Schauspielerin aus Kanada… und die spielt mit dem in seiner tollen Serie, da spielen die ein Paar…“ ich schluckte noch ein Stück herunter, bevor ich fertig wurde. Wenn ich wütend war, hatte ich einfach immer Lust auf Essen. „… und im echten Leben sind sie das auch, seit einem Jahr.“

Das hatte gesessen. Jenny verschluckte sich zwar nicht an ihrem Sushi, wie man es aus Filmen kennt, aber immerhin fing sie an, verärgert zu husten.

„Waaaaaaaas? Und trotzdem ist der Kerl mit dir ausgegangen?“

„Und hat mich geküsst.“ Und wie…

„Boah wie asozial!“ Kann man wohl sagen!

Abwertend zuckte ich die Schultern und stand auf, um mir meine geliebten Tintenfischringe zu besorgen. Ich war wütend. Ich brauchte eindeutig was zu Essen.

„Ich bin auch nicht mehr auf seine Anrufe eingegangen“, sagte ich noch zu Jenny, bevor ich mich auf den weiten Weg zum Buffet machte, „ganz ehrlich, der kann mich mal.“

Und um mich dabei zu unterstützen, nickte Jenny nur heftig, nahm sich ihren Teller und kam hinterher.

Aber genug von mir und Ian.

„Jetzt musst du mir aber noch erzählen, wie dein Date mit Jensen war!“, sagte ich grinsend, als wir nebeneinander am Buffet standen und unsere Teller mit allerlei Köstlichkeiten füllten. Und sofort warf sie mir ein Strahlen zu, grinste sogar breiter als die chinesischen Angestellten.

Und DAS muss was heißen.

„Jensen war einfach nur soooo mega heiß und OH MEIN GOTT- der hat ein ganzes Restaurant nur für uns gemietet!“

Jetzt lag es aber an mir, ihr einen schockierten Blick zuzuwerfen. Was musste ich da hören?

„Und dann haben wir nur das teuerste bestellt, er hat natürlich ALLES bezahlt! Und ich habe jeden- wirklich JEDEN!- Nachtisch bekommen, den man in dem Restaurant kaufen konnte! Ohne Scheiß, der gesamte Tisch war voller Desserts! Das war einfach nur so lecker und süß von ihm!“

Mittlerweile saßen wir schon wieder an unserem Tisch und ich hörte Jenny aufmerksam dabei zu, wie sie mir den ganzen Abend genauestens schilderte.

„… und dann haben wir noch getanzt, mitten im Restaurant! Aber es war ja eh niemand da und wir waren beide ein wenig angetrunken und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gut der Kerl riecht! OH MEIN GOTT, richtig, richtig gut!“

„Hauptsache, der ist so richtig romantisch und mietet extra ein Restaurant für euch! Hätte ich dem nicht zugetraut…“, musste ich lachend zugeben. Dass ich mich sowohl in Ian, als auch in Jensen getäuscht hatte… normalerweise konnte ich Menschen immer sehr gut einschätzen, mein Radar war wohl im Moment kaputt.

„Und du errätst nie, wer mir mitten beim Date ne SMS geschrieben hat. DOMINIK!“

„Waaaaaaas? Ich dachte, ihr hättet nicht mehr so viel miteinander zu tun…?“

Dominik Kürten, ein ganz übler Typ. Jenny und ich waren ja zusammen auf dem Gymnasium gewesen und er war damals auch in unserer Stufe gewesen. Und obwohl er es wahrscheinlich bis heute nicht wusste, hatte Jenny ihn immer sehr gemocht. SEHR gemocht, manchmal sogar zu sehr für meinen Geschmack. Denn der Kerl mochte an sich ganz nett sein, aber auf der anderen Seite war er auch immer mit den größten Schlampen zusammen gewesen und ein wenig oberflächlich.

„Wir schreiben manchmal…“, antwortete Jenny schließlich und zuckte dabei mit ihren Augen, wie sie es immer tat, wenn sie ihre Kontaktlinsen drin hatte.

„Aber das ist schon ein bisschen mies, der hat sich JAHRELANG nicht gemeldet und dann so was, weißt du? Jetzt wo ich mich mit Jensen treffe, schreibt der mir auf einmal voll oft.“

„Lass dich von dem bloß nicht um den Finger wickeln!“, riet ich ihr mit extra ernstem Blick, denn ich wusste, dass ihr das Thema mehr zusetzte, als sie zeigte.

Sie winkte aber schnell ab und begann dann direkt wieder zu grinsen.

„Wenn ich die Wahl habe zwischen Dominik Kürten und Jensen Ackles… also bitte! Das würde mir nicht schwer fallen!“ Und da konnte ich ihr nur zustimmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 10. - Just a little bit more

 

Jenny:

 

Ich wurde durch ein Klingeln aus meinem kurzen Schlaf geweckt. Schnell zog ich mir etwas über und ging zur Tür. Dort stand der Postbote.

“Schon wieder Rosen?”, fragte ich lächelnd als ich die Tür öffnete.

“Nein, sieht eher aus wie Tulpen.”, sagte er und grinste.

Ich nahm die Blumen entgegen. Dieser verdammte Charmeur. Ich wurde jetzt schon seit einer Woche mit Blumen überhäuft. Jeden Tag. Und heute war der Tag unseres zweiten Dates. Und ich hatte mir was ganz Witziges überlegt. Beim Sonnenuntergang am Rhein Spatzieren. Romantischer ging es ja wohl nicht.

Ich hoffte nur inständig, das wir nicht von irgendwelchen Paparrazzi verfolgt werden würde.

Jensen gab sich echt Mühe. Er schickte mir wie gesagt Blumen mit süßen Gedichten. Eigentlich war ich überhaupt gar nicht der Typ für romantische Dinge , aber bei Jensen wurde ich irgendwie immer weicher.

Ich stellte die Blumen auf den Tisch und zog den kleinen Brief raus.

“Heute gibt’s kein Gedicht. Lass dich heute Abend überraschen.”

Oha, was kam den jetzt?

Ich ging an meinen Kleiderschrank und suchte verzweifelt nach etwas zum Anziehen. Doch irgendwie gefiel mir heute nichts. In dem sah ich zu dick aus, das andere war zu schlicht, das andere zu poppig.

Also beschloss ich mich dazu, mich in meinen kleinen Minicooper zu setzten und zu Mary zu fahren. Sie könnte mir bestimmt aushelfen.

Nach einer 15-minütigen Autofahrt erreichte ich ihren schmalen Weg zum Haus. Ich parkte mein Auto und klingelte.

“Hey, was machst du denn hier?”, wurde ich von einer topfitten Mary begrüßt.

“Ich brauch deine Hilfe. Dringend..”, sagte ich und sah sie mit meinem Hundblick an.

“Komm erstmal rein.”, sagte sie und umarmte mich.

Ich ging rein.

“Ich hab heute Abend mein zweites Date und keine Ahnung was ich anziehen soll.”

“Ach das schaffen wir schon.”, sie lachte.
“Weißt du was? Jensen schickt mir jeden Tag Blumen und Gedichte. Ist das nicht total süß?”

“Oh. Das klingt wirklich süß. Willst du was trinken?”
“Ich hätte gerne einen Kaffe.”, sagte ich und machte mich auf den Weg zu ihrem Kleiderschrank und sie sich auf den Weg in die Küche.

Ich durchwühlte ihre Kleider und die Röcke, doch ich fand irgendwie einfach nichts was mir gefiel.

“Maaary! Ist das mein Blazer?!”, fragte ich und zog ihn raus. Über dem Brustbereich wurde er durch einen großen Kaffefleck verziert.

“Also.. Ähm..das wollte ich dir noch erklären..”, murmelte sie und kam mit dem Kaffe.

“Ich denke ich kann dir verzeihen, wenn du mir den roten Rock hier ausleihst.”, sagte ich und zog einen roten enganliegenden Minirock aus dem Schrank.

“Ich denke , das lässt sich einrichten und ich bring den Blazer auch zur Reinigung.”
“Musst du nicht.”, ich setzte mich mit dem Kaffe und dem Rock auf das Sofa.

“Und was macht ihr heute Abend?”, fragte Mary neugierig.

“Wir gehen uns den Sonnenuntergang am Rhein ansehen.”
“Ouh, wie romantisch.”

“Und wie läuft es mit Ian?”, fragte ich um sie zu necken.

“Das läuft nichts, okay?!”, ich musste über ihre schnippische Antwort lachen.

“Na dann. Ich denke ich lass Jensen heute vielleicht etwas weiter gehen. Er gibt sich immerhin so viel Mühe.”, erklärte ich.

Mary spuckte entsetzt den Kaffe wieder in ihre Tasse.

“SCHON?!”, fragte sie entsetzt.

“Was heißt hier schon. Unser erstes Date ist eine Woche her. Und ich will ihn ja nicht direkt über mich drüberrutschen lassen.”, verteidigte ich mich.

“Das will ich auch hoffen. Der Typ ist ein Hollywoodstar. Wahrscheinlich will er dich eh nur als Ferienaffäire.”
“Denk doch nicht immer so negativ!”, sagte ich.

“Tue ich gar nicht. Ich bin nur realistisch.”
“Ach ja? Und Ian will so was natürlich nicht oder wie?”, ich lachte über ihre Naivität. Der Mann war vielleicht ganz nett und schüchtern aber er war immerhin auch nur ein Mann.

“Zumindest hat er mehr Benehmen als Jensen. Übrigens es gibt wieder neue Schlagzeilen über euch.”, sie zog eine Zeitung aus dem Zeitungsständer.

“Jensen rettet sich in die Arme von seiner Partybekanntschaft.”, war die Überschrift.

“Ich hab ihn wirklich gerettet. Weißt du da waren überall diese nervigen Papparrazis. Voll ätzend. Und dann hab ich gesagt er soll eben reinkommen.”

Sie lachte.
“Wie viel Uhr haben wie eigentlich?”, fragte ich sie.

“16 Uhr wieso?!”
“Oh je, ich muss los. Ich bin um 19 Uhr verabredet. Ich erzähl dir nachher natürlich jegliche Kleinigkeiten. Und wenn es sein muss bin ich auch nur seine Ferienaffaire, besser als nichts.”
“Du Flittchen.”, sie lachte und wir gingen zur Tür.

“Krall dir lieber mal Ian, bevor das wer anders macht.”, sagte ich und streckte ihr spielend die Zunge raus. Dann machte ich mich mit dem Rock auf den Weg zu meinem Cooper.

Oh jeah. Ich liebte mein Leben.

 

Ich saß auf der Treppe und wartete schon seit einer halben Stunde auf das blöde Klingeln.

Was verspätete sich Jensen?! Man ließ eine Frau nicht warten. Ich ging noch mal zum Spiegel und zog den rotes Rock runter. Meine Beine waren umschmeichelt von einer schwarzen Seidenstrumpfhose, an meinen Füßen saßen rote High Heels. High Heels waren einfach das beste! Natürlich wusste ich das ich es später beim Spatziergang bereuen würde, aber das war mir so egal. Obenrum trug ich ein schwarzes enganliegendes Top und ein weites Shirt, welches bis zu meinem Bauchnabel reichte. Meine Haare hatte ich hochgesteckt und ich hatte leicht roten Lippenstift aufgetragen.

Ich setzte mich wieder auf die Treppe und wartete.

Endlich klingelte es.

Ich öffnete die Tür und wollte Jensen richtig die Meinung sagen, aber als ich Mr Perfect da stehen sah, konnte ich einfach nicht mehr.

“Hey Babe.”, er lachte.

“Sorry für die Verspätung. Wow, du siehst bezaubernd aus. Aber denkst du das sind die richtigen Schuhe zum spazieren?”, fügte er hinzu.

“Dankesehr. Und ja, ich schaff das schon.”, ich lachte und wir gingen zu seinem Auto. Sein Dach war offen und ich drehte die Musik voll auf, da grade mein Lieblingslied durch die Lautsprecher drang.

“California Girls we’re undeniable.

Fine, frech, fierce.

We got it on lock..”, sang ich lautstark mit.

“Du bist so süß, wenn du Englisch sprichst.”, riss Jensen mich aus meinem Gesang. Ich lachte nur.

Endlich parkten wir an einem abgelegenen Waldstück und gingen durch den Wald durch bis zum Rhein.

“Ich liebe Wasser..”, murmelte ich und sah auf die untergehende Sonne, die sich im Wasser spiegelte.

Jensen legte einen Arm um mich, obwohl ich zu meiner Verteidigung sagen musste, es war echt schwer auf High Heels durch den Sand zu laufen, also zog ich meine Schuhe und meine Strumpfhose aus. Jensen sah mich grinsend und verwundert an.

Er trug eine kurze Hose und ein schwarzes T-shirt mit V-Ausschnitt. Das sah unglaublich gut aus. Er war so schlau gewesen und hatte Turnschuhe angezogen.

So liefen wir also eine Stunde am Strand entlang, welcher komischerweise ziemlich leer war. Ein paar Leute sahen uns irritiert an und ein Mädchen kam kreischend auf uns zugerannt und wollte unbedingt ein Autogramm. Jensen war natürlich sehr kinderlieb und gab ihr eins. Am Ende gingen wir zu dem leeren Stück zurück. Vorsichtig tippte ich meine Füße ins Wasser und malte Linien.

Jensen zog seine Schuhe aus und ging bis zu den Knien ins Wasser.

“Komm her!”, sagte er und streckte seine Hand aus.

Ich ging zu ihm. Das kalte Wasser brachte meine Haut zum prickeln. Vielleicht war es auch Jensen.

“Lass uns schwimmen gehen.”, schlug er vor.

“Ich hab aber kein Schwimmzeug.”, protestierte ich und verließ das Wasser wieder. Er folgte mir.

Plötzlich fing er an sein Shirt und seine Hose auszuziehen.

“Halt.. Was tust du da?!”, sagte ich und sah ihn etwas verwirrt an.

“Ich geh schwimmen.”, er hatte sich bis zur Boxershorts ausgezogen und rannte ins Wasser.

Ich konnte nicht anders, diesen Mann musste man einfach anstarren. Mittlerweile war es komplett dunkel geworden.

“Okay, dreh dich um!”, forderte ich ihn auf und er tat es sogar. Ich zog mich bis auf BH und Tanga aus und rannte schreiend zu ihm ins Wasser.

Jensen lachte.

Dann wurde es wieder ganz still. Man hörte unsere Bewegungen im Wasser und das zirpen der Grillen.

“Du hattest noch eine Überraschung für mich?!”, erinnerte ich ihn.

“Ouh. Stimmt.”, er ging wieder aus dem Wasser.

Es war doch normal das ich ihm auf den Arsch schaute oder nicht. Innerlich musste ich lachen.

Jensen verschwand für einen Moment und kam dann mit zwei Handtüchern und seiner Gitarre wieder.

Ich kam aus dem Wasser und schnappte mir schnell das Handtuch was er mir hingelegt hatte. Natürlich konnte der liebe Jensen es sich nicht verkneifen, mich einmal von oben bis unten zu mustern.

Ich wickelte mich ins Handtuch und setzte mich neben ihn in den Sand.

Er fing an Gitarre zu spielen und sagte: “Ich hab einen Song für dich geschrieben..”, er grinste und fing an zu singen.
Wow, seine Stimme war unglaublich.
Was konnte der Mann nicht?

Er war Schauspieler, sah aus wie ein Gott.

Er spielte Gitarre.

Er konnte singen.

Wahrscheinlich war er schlecht im Bett. Irgendwas negatives musste er doch haben. Aber ich hatte vor, dass noch rauszufinden.

Als Jensen die Gitarre absetzten , klatschte ich und grinste.

“Das war super!”

Jensen grinste zufrieden.

“Willst du mich küssen?”, fragte ich und sah ihm direkt in die Augen.

Er gab keine Antwort, sondern beugte sich vor. Als seine Lippen meine berührten ging es wie ein elektrischer Schlag durch meinen Körper.

Er legte seine Hände auf meine Wangen und hörte gar nicht auf.

Sollte er auch nicht. Seine Bartstoppel kratzen mich zwar leicht, aber das machte mir gar nichts aus.

Als er seine Lippen wieder von meinen löste wurde mir klar, dass der Kuss viel zu kurz gewesen war.

“Komm, ich bring dich nach Hause.”, sagte er und stand auf.

 

Mary

 

Montage hasse ich ja aus Prinzip. Da bin ich generell müde, schlecht gelaunt und unausgeglichen. Das Einzige, was mich an diesem Montagnachmittag freuen konnte, war der Anruf von Jenny, indem sie mir ziemlich genau erzählte, was in ihrem zweiten Date mit Jensen alles passiert war.

Unglaublich, dass die beiden es wirklich geschafft hatten sich ein zweites Mal zu treffen. Und sie hatten sich sogar halbwegs ertragen, ja mehr noch- sie hatten sich endlich geküsst! Wer hätte je gedacht, dass Jensen einer von den Kerlen ist, der Rosen verschickt und eigene Songs schreibt. Also ich zumindest nicht. Aber umso mehr freute ich mich natürlich für Jenny, und auch wenn ich sie beim Telefonieren nicht wirklich sehen konnte, wusste ich doch genau, dass sie mir alles mit einem dicken Grinsen im Gesicht erzählte und dass Jensen ihr wirklich gut tat.

Jenny und Jensen, Jensen und Jenny.

Langsam fing die Sache an, mir zu gefallen!

Meine kleine Romanze mit Ian- wenn man es überhaupt so nennen konnte- war natürlich genauso schnell wieder vorbei gewesen, wie sie begonnen hatte. Für mich jedenfalls.

Dass er mich seit Tagen mit SMS und Anrufen bombardierte, versuchte ich zumindest zu ignorieren. Leider ist es schwer, jemanden zu ignorieren, wenn er plötzlich an deinem Arbeitsplatz vor dir steht.

„Was zum Teufel machst du hier??“

Und alle Mitarbeiter, die ihn noch nicht gesehen hatten, wurden jetzt natürlich auf ihn aufmerksam, während ich- bepackt mit mindestens zehn Ordnern- hilfesuchend und völlig perplex vor ihm stand.

„Können wir reden…?“

„Nein, Ian. Ich ARBEITE.“

Und schon kam Julian dazu, als wäre die Situation nicht schon peinlich genug gewesen.

„Gibt es hier ein Problem?“, fragte der Gute mit gerunzelter Stirn und schaute Ian an, als wäre er ein Schwerverbrecher. „Wieso machst du nicht eine kleine Pause und gehst das klären.“

Na wunderbar, anscheinend hatten sich die beiden auch noch abgesprochen.

Aber mir bleib natürlich nichts anderes übrig, als vor den Augen aller Kollegen hinter Ian nach draußen zu schlurfen. Und es war Montag, also hatte ich wirklich überhaupt keine Lust zu reden.

Ian dafür umso mehr. Anstatt sich irgendwo hinzusetzen, beschloss ich dagegen, wenigstens beim Laufen zu reden, denn das regte mich für gewöhnlich ab. Wobei ich mittlerweile schon gar nicht mehr wusste, warum ich überhaupt so geladen war, oder wütend oder was auch immer. Und schon wieder kam ich mir absolut blöd vor, das hatte er ja wieder gut hinbekommen.

Ich ging langsam, wollte ihn ja nicht direkt wieder verschrecken und warf ihm einen kurzen Blick zu. Sein Gesicht sah heute etwas nachdenklicher aus als sonst, dafür hatte er wieder einen leichten Ansatz von Bartstoppeln. Und obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, nichts schönes mehr an diesem Mann zu finden, fielen mir direkt wieder tausend Dinge auf, die ihn noch anziehender machten.

„Ich habe dich angerufen…“, begann er schließlich, als wir den Parkplatz vom Verlag verlassen hatten und über die Straße gingen.

„Ich weiß.“

Ganz so leicht wollte ich es ihm dann auch wieder nicht machen.

Dadurch schwiegen wir dann aber auch beide eine Weile, bis wir schließlich den Park erreichten und für einen Moment am Teich stehen blieben. Jetzt, wo er wieder direkt vor mir stand, fühlte ich mich irgendwie ziemlich unwohl, weil ich genau wusste, dass er mir jetzt wieder in die Augen schauen würde. Und seinen blauen Augen konnte man wirklich beim besten Willen nicht widerstehen.

„Lass mich erklären…“, fing er schließlich an und kam mir dabei noch einen Schritt näher, was die Sache wirklich nicht besser machte. Ich verschränkte also demonstrativ die Arme vor der Brust, um wenigstens noch etwas abweisend zu wirken.

„Es tut mir Leid.“

„Aha.“

„Wirklich.“ Und dabei schaute er mich so eindringlich an, dass ich überhaupt keine Widerworte geben konnte. Trotzdem reichte mir das nicht, wahrscheinlich wusste der Kerl noch nicht mal, wofür er sich entschuldigen sollte. Wobei ich das ehrlich gesagt auch nicht mehr so genau… achja, RACHEL.

Wir schwiegen wieder einen Moment, keiner von uns schien zu wissen, was er sagen sollte. Einerseits wollte ich ihm ordentlich die Meinung geigen, von wegen „ich lasse mich nicht verarschen“ und „was für ein Arsch bist du eigentlich, du hast eine Freundin!“, aber andererseits…

was, wenn das für ihn gar kein „Date“ in dem Sinne gewesen war? Wenn er sich nur mit mir als… Freunde hatte treffen wollen. Dann war ich jetzt wahrscheinlich Schuld, dass seine Beziehung am Ende war. Das war zumindest die Version der Klatschblätter. Und das glaubten mittlerweile auch alle meine Arbeitskollegen. Sogar meine Mutter hatte mich angerufen deswegen und gefragt, was denn bitteschön los sei und dass man einen vergebenen Kerl doch nicht treffen könnte!

Und irgendwie hatte ich schon wieder das ungute Gefühl, von irgendjemandem beobachtet zu werden, wahrscheinlich lauerte schon wieder ein Fotograf hinter dem nächsten Busch und die nächste Schlagzeile würde „Aussprache mit seiner Geliebten“ oder so ähnlich heißen. Und darauf konnte ich beim besten Willen verzichten.

„Vielleicht besser so“, dachte ich aus Versehen laut und hätte mich im nächsten Moment schon wieder dafür ohrfeigen können. Ian runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen, wie er es immer tat, wenn er etwas nicht verstand.

Vielleicht war es ja auch besser, das ganze zu beenden, auch wenn es noch nicht mal wirklich begonnen hatte. Aber wie sollte ich das dem Kerl verklickern, noch dazu wenn er mich SO mit seinen blauen Augen anschaute?

„Ian, die Sache mit Rachel….“

Und weiter kam ich gar nicht, denn plötzlich begann der gute Ian fast hysterisch zu lachen. Falscher Film ?!??

Der Kerl lachte mich doch tatsächlich aus, der kriegte sich gar nicht mehr ein und einmal mehr kam ich mir so verarscht vor, dass ich ihm am liebsten eine geknallt hätte. Konnte mich vielleicht mal jemand aufklären?

Abfällig schaute ich ihn an, wie er mich auslachte und war gerade im Begriff, mich vom Acker zu machen, denn SO ließ ich mich von niemandem behandeln, noch nicht mal von Ian Somerhalder.

Aber es kam noch besser. Denn gerade als ich mich zum Gehen umdrehen wollte, griff er plötzlich nach meinem Arm und bevor ich überhaupt wusste, was mit mir geschah, hatte er mich auch schon an sich heran gezogen und küsste mich leidenschaftlich, wie ich noch nie von jemandem geküsst worden war.

Mein ganzer Körper bebte und mir wurde erst viel zu spät bewusst, was gerade geschah.

Wut, Enttäuschung und die plötzlichen warmen Gefühle vermischten sich zu einem einzigen Gefühlschaos und ich wusste nicht, ob ich ihn schlagen oder ausziehen sollte, aber das spielte auch keine Rolle, denn in diesem Moment wäre ich zu keinem der beiden Dinge in der Lage gewesen.

In diesem Moment war ich einfach nicht in der Lage, irgendetwas zu tun, außer mich Ian absolut hinzugeben.

Doch dann stoppte er für einen Moment, mein Gesicht in seinen Händen, ich spürte seinen Atem auf meiner Haut, aber da fand ich plötzlich meinen Verstand wieder und ging einen Schritt zurück. Ich wusste nicht, ob ich heulen oder lachen sollte, also wurde es eine Mischung aus beidem und Ians eindringlicher, leicht grinsender Ausdruck kam auch noch dazu. Aber bevor ich auch nur ein Wort sagen konnte, kam er mir wie immer zuvor.

„Rachel ist nicht meine Freundin. War sie nie…“

Und jetzt kam zu meinem Gefühlschaos auch noch Unverständnis hinzu, ehrlich gesagt hatte ich überhaupt keine Lust, noch so verklemmt vor Ian zu stehen und mir Dinge anzuhören, die ich überhaupt nicht wissen wollte.

Aber darauf wurde natürlich keine Rücksicht genommen, ich erfuhr also bald, dass es sich bei seiner Beziehung mit Rachel nur um eine „Scheinbeziehung“ zu PR-Zwecken handelte. Na wunderbar.

„Du hast also deine Seele verkauft. Toll“, war daher meine zynische Reaktion. Mittlerweile waren wir ein Stück weiter gegangen, denn mit der Zeit hatten uns ein paar Passanten beobachtet und das konnten wir nun wirklich nicht auch noch gebrauchen.

„Meine Seele verkauft? Nein…“

„Wie willst du das denn sonst nennen? Du kannst ja nicht mal eine Beziehung führen.“

„Doch, das kann ich.“

Ja, merkt man ja.

„Und ich mache das auch. Aber ich gehe zu Premieren nur mit Rachel und dann sagen wir, wir sind ein Paar.“

„Aha. Toll.“

„Aber das hat nichts mit uns zu tun.“

Uns? Wenn Männer anfangen von „uns“ und „wir“ zu reden, dann ist man meistens schon so gut wie verheiratet. Ich musste also noch ein bisschen weiter nachfragen.

„Und was sind wir?“, fragte ich ihn und warf ihm dabei einen so eindringlichen Blick zu, dass er gar nicht weggucken konnte. Schließlich blieb er stehen, dachte einen Augenblick lang nach und antwortete dann langsam und mit seiner heißen, tiefen Stimme.

„Ich weiß nicht, was wir sind. Aber wir sind etwas. Und das möchte ich nicht verlieren.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 11. - Love is the only rule

 

Jenny:

 

Ich war verliebt. Und zwar ziemlich. Immerzu musste ich an Jensen denken. Wie wunderschön er war. Und immerzu klang sein Lachen in meinen Ohren und seine Stimme war wie ein Ohrwurm. Ich dachte, nach Dominik ich würde mich wirklich nie mehr verlieben. Mir nie wieder das Herz brechen lassen. Es war klar, dass mein Herz gebrochen werden würde. Jensen war ein Star. Ein Schauspieler und bildschön. Also war es klar, oder nicht?

 

Heute war der Tag unseres dritten Dates. Jensen hatte mich letztes mal direkt nach dem Kuss nach Hause gebracht. So ein Gentlemen. Aber er hatte mich nicht bis vor die Tür begleitet. Zum Glück, die Versuchung wäre zu groß gewesen ihn reinzubitten und dann wäre das eine zum anderen gekommen. Ich zog ein schwarzes Kleid aus dem Schrank. Langsam aber sicher gingen mir die Klamotten aus, also beschloss ich einfach mal meine “Spardose” zu plündern. Immerhin sollte Jensen ja auch nicht denken ich sei arm. Also setzte ich mich in meinen Cooper und fuhr in die nächste Stadt. Eigentlich war alleine einkaufen zu gehen, nicht gerade eins meiner Hobbys, aber ich brauchte ein Kleid. Oder was anderes. Langsam tappte ich durch die Geschäfte und fand irgendwann eine geile Hotpan und ein enges Top, welches mir fast das atmen unmöglich machte. Dazu High Heels und eine schwarze Jacke mit Matrosenknöpfen. Schlicht aber sexy.
“Jenny?!”, hörte ich eine mir sehr bekannte Stimme sagen. Ich drehte mich um und vor mir stand Dominik. Oh nein, ich hatte sein Bild doch aus meinem Kopf verbannt! Ich wollte ihn nicht sehen noch hören noch irgendwas.

“Hey.”, ich drehte mich wieder dem Kleiderständer zu nach einem kurzen abgehacktem hey.

“Wie geht’s dir so?”, fragte er und stellte sich neben mich. Warum konnte er mich nicht einfach ignorieren? So wie früher. Warum musste er gerade jetzt wieder ankommen? Mein Herz drückte schmerzhaft gegen meine Brust.

“Dominik.. Ich will nicht mit dir reden.”, sagte ich ernst und drehte mich zu ihm.

“Du hast mich damals benutzt und links liegen gelassen okay? Also komm jetzt bitte nicht wieder an!”, fügte ich hinzu.
Seine Mundwinkel die eben noch ganz weit oben gewesen waren machten jetzt einen radikalen Weg nach unten.

“Es tut mir Leid, dass ich so ein Arsch war. Aber ich mag dich echt, auch nur als Freundin. Vor allem bist du ja vergeben.”, er log. Immer wenn er log zog er seine Augenbraue ein wenig hoch. Das wusste ich. Ich kannte wirklich alle seiner Eigenschaften auswendig. Außerdem war klar das er mehr wollte. Dieser Blick mit dem er mich musterte, sprach Bände.

“Ich habe keinen Freund.”
“Jensen Ackles?”
“Der ist nicht mein Freund. Wir sind nur “Freunde.”.” ich war genervt.

“Warum gehst du nicht einfach? Zu deiner Freundin oder zu weiß ich nicht wen und lässt mich in Ruhe.”, sagte ich sauer.

Er sah mich ein wenig verletzt an. Das brach mir das Herz. Dabei hatte ich mir früher immer so sehr gewünscht ihm das Herz zu brechen.
“Wir sind getrennt.”
“Ach so? Und deswegen kommst du bei mir an?”
“Ich hab mich wegen dir getrennt , Jenny. Ich liebe dich, immer noch und ich hab dich auch immer geliebt.”, er log nicht. Er zuckte mit keinem Gesichtzug. Er sah mich todernst an und sagte mir diesen Satz ins Gesicht. Das war zu viel für mich. Den ganzen Schmerz und Kummer für Lau?

Ich ließ die Sachen einfach fallen und rannte aus dem Laden, ein paar Leute riefen mir noch nach.

Ich setzte mich blitzschnell ins Auto und drückte aufs Gas. Ich wollte einfach nur nach Hause und weg von hier.

Angekommen warf ich meine Tüten ins Zimmer und setzte mich aufs Sofa. Mir war alles vergangen. Jegliche Freude auf heute Abend und die Lust am Leben. Dominik machte mir alles kaputt.

Ich wollte Jensen heute nicht sehen. Ich strich über meine Wange weil ich merkte das dort etwas kitzelte und zerstörte die kleine Träne die eiskalt ihre schwarzen Spuren hinterließ. Warum brachte er mich zum weinen? Ich dachte ich liebe Jensen? Ich zog das Telefon und wählte Jensens Handynummer.

“Hey.”, seine Stimme klang gestresst.

“Hey, können wir unser Date vielleicht verschieben?”; ich glaubte selber nicht was ich da grade sagte.

“Klar. Was ist los?”, fragte er gleichgültig.

“Mir geht’s einfach nicht so gut.”

“Weinst du?”, fragte er geschockt nach.

“Nein.”, ich merkte selber wie kalt meine Stimme war.

“Okay. Dann sehen wir uns morgen?”

“Morgen klingt großartig.”, sagte ich und lächelte, obwohl mich niemand sah. Der Mann war unglaublich.

“Bye.”, dann legte er auf.

Er hatte es wohl ziemlich eilig gehabt.

Also holte ich mir meine Kuscheldecke und zog mir Chiller-Hose und Schlabber-Pulli an. Dann schob ich irgendeinen kitschigen Liebesfilm rein und verbrachte den Nachmittag und frühen Abend auf meinem Sofa.

Plötzlich klingelte es an der Tür. Wer störte mich denn jetzt? Ich stand auf und trottete zur Tür. Ich hatte mir nicht mal die Mühe gemacht, meine schwarzen Tränenspuren zu beseitigen.

“Oh was machst du denn hier?”, fragte ich und sah Jensen an.

“Ich weiß was , was gegen Kummer jeglicher Art hilft. Eine Comödie, Schokoladeneis und ein guter Freund.”, er lachte charmant.

Oh je, er war ja so niedlich. In der einen Hand das Schokoladeneis und in der anderen den Film.

“Komm rein.”, ich lächelte.

Er kam rein und zog seine Schuhe aus.

“Was ist passiert?”, fragte er und suchte in der Küche nach Löffeln.

“Ganz rechts die Schublade. Ach ist nicht so wichtig.”
“Doch erzähl. Wir sind doch Freunde, oder nicht?”

Mehr als das. Hoffe ich doch.

“Doch. Ich hab einfach viel Stress.”, sagte ich.

Er kam auf mich zu und hob die Hand um die Tränenspur in meinem Gesicht nachzumalen.

“Wegen Stress weint man aber nicht.”
Da wo er mich berührte kribbelte meine Haut.

Ich nahm seine Hand und ging zum Sofa. Jensen schob noch den Film rein und setzte sich neben mich. Mir war es egal, ob ich scheiße aussah. Ich fühlte mich auch scheiße! Zum Glück fragte Jensen nicht weiter nach. Er zog mich an sich und legte den Arm um mich.

Nach einer Stunde Film und Eis kringelten wir uns schon vor Lachen.

“Danke für alles..”, murmelte ich uns sah ihn an, nach dem Film.

“Kein Problem, Lieblingsnachbarin.”, er grinste.

“Das ist so süß, wenn du deutsche Wörter aussprichst.”; ich lächelte.

“Ich weiß übrigens noch was, was gegen Kummer hilft.”, sagte Jensen.

“Was denn?”, ich sah ihn fragend an.
“Kummer-Wegmach-Sex.”, sagte er und sah mich todernst an.

Woaaaaah! Meine Hormone stiegen ins Unendliche und mein Herz pochte.

“Wieso nicht?!”, ich lachte und nahm es als Spaß, doch kurz darauf hatte ich schon seine Lippen auf meinen. Der Kuss war innig und leidenschaftlich.

Ich war verwundert, wie er mich immer noch attraktiv finden konnte, so wie ich grade aussah. Er zog mein Schlabber-Pulli aus und betrachtete mich kurz frech.

“Hmm, ganz nett..”, sagte er und lachte.

Ich zog eine Augenbraue hoch.

“Wie ganz nett?”

“Very Sexy..”, er lachte.

Dann machte ich mich an seinem Shirt zu schaffen und legte seine makellose Brust frei. Endlich konnte ich diese Muskeln anfassen.

Er küsste mich wieder und seine mittlerweile ziemlich langen Bartstoppeln kitzelten mich. Ich wanderte mit meinen Küssen seinen Hals runter und merkte durch sein Stöhnen das es ihm gefiel. Schnell öffnete er mit einer Hand meinen BH.

“Huch..”; er lachte. Das war so sexy. Ich nahm seine Hand und zog ihn ins Schlafzimmer, wo ich ihn direkt zum Bett schubste. Mir war es egal ob ich eine verdammte Schlampe war und mir war auch egal, dass Dominik wieder da war. Jetzt grade wollte ich nur diesen Mann!

Wie er da lag mit seinem perfekten Körper. Ich setzte mich auf ihn und küsste ihn, was ihm aber wohl gar nicht passte. Also packte er mich und drehte mich unter sich, sodass er oben war.

“so ist es besser..”, sagte er und sah mich leidenschaftlich an. Seine Augen flackerten vor Leidenschaft. Ich mochte dominante Männer. Innerlich musste ich wirklich sehr über mich lachen. Wie lang war mein letzter Sex hergewesen? Ein halbes Jahr ca? Ja das sollte hinhauen.

Ich öffnete seinen Hosenstall und den Rest erledigte er selber, genau das gleiche tat er mit meiner Hose.

Er sah mich grinsend an.

“Hübscher Tanga..”

“Haha. Süße Boxer..”

Dann verschmolzen wir wieder in küssen und ich konnte definitiv spüren das er erregt war.

Schließlich lagen auch Boxershorts und Tanga auf dem Boden.

Überall wo er mich berührte kibbelte meine Haut. Seine Haut war genauso makellos wie der Rest seines Körpers.

Dieser Mann machte mich einfach an.

Und ich wusste das wir uns noch einige Zeit in den Laken wälzen würden…

 

Mary

 

Gerade als ich an der Tür stand und klingeln wollte, verharrte ich für einen Moment und fragte mich, ob ich das wirklich tun sollte.

Nachdem Ian mich bei der Arbeit praktisch überfallen hatte, war die Situation wieder eine ganz andere. Er hatte mich gebeten, ihm noch eine Chance zu geben und mich noch mal mit ihm zu treffen. - Dieses Mal bei ihm zu Hause, wo es keinen einzigen Paparazzi gab, der uns stören konnte. Und nachdem ich die ganze Woche lang erfolglos nach Argumenten gesucht hatte, die gegen ein zweites Date sprechen würden, stand ich jetzt hier und versuchte mir irgendeinen logischen Grund zu suchen, um wieder gehen zu können. Aber ich fand natürlich keinen.

Und nur wenige Sekunden, nachdem ich geklingelt hatte, öffnete Ian mir auch schon die Tür und warf mir sein unwiderstehlichstes Lächeln zu. Vielleicht hätte ich einfach Bauchschmerzen vortäuschen sollen. So weit war das noch nicht mal hergeholt, mein Bauch rumorte seit zwei Stunden und ich wusste nicht, ob ich Hunger hatte oder mich übergeben wollte.

Zur Begrüßung bekam ich eine ziemlich innige Umarmung von Ian, der mal wieder perfekt aussah und genauso gut roch. Langsam fragte ich mich wirklich, wie viele Varvatos Shirts er besaß. Dazu die obligatirische Röhrenjeans, die wuscheligen Haare und das unwiderstehliche Lächeln.

Ja, vielleicht war es doch gut, dass ich gekommen war.

„Hast du Hunger?“, fragte Ian mich mit seiner tiefen rauen Stimme, als er mir gerade aus der Jacke half. Ein Gentleman durch und durch eben.

Ich hoffte nur, dass das keine Fassade war.

„Allerdings!“, antwortete ich also und versuchte mir meine Neugierde nicht anmerken zu lassen. Wehe, es würde nur Pommes geben. Dann würde der Kerl mich aber so schnell nicht wieder sehen.

Ich folgte Ian in die Küche und was ich da sah, raubte mir einfach den Atem.

Ian hatte den Tisch gedeckt, wie es bei einem richtigen Candlelight- Dinner sein sollte, inklusive Kerzen und Weingläsern. Ein kurzes, gerührtes „oh…“ konnte ich also nicht unterdrücken. Sogar für Musik hatte der gute Ian gesorgt- im Moment lief leise im Hintergrund ein Song von Paolo Nutini. Und schon war ich hin und weg.

Ian verschwand noch mal kurz ins Wohnzimmer, aber natürlich nur um den besten Rotwein mitzubringen, den er wohl finden konnte. Französischen. Allein schon die Flasche sah mehr als teuer aus, ich überließ das Öffnen also Ian und versuchte mich kurz zu sammeln. Aus welchem Grund auch immer, aber mich überkam bald ein warmes Gefühl- und das konnte nicht nur am Wein liegen, der übrigens grandios schmeckte. Ich hatte das Gefühl, noch nie so viel Aufmerksamkeit bekommen zu haben und als ich einen kurzen Blick auf Ian warf, war ich plötzlich so glücklich, mit ihm den Abend zu verbringen. Es gab wirklich keinen Ort, an dem ich im Moment lieber gewesen wäre.

„Schön, dass du gekommen bist“, unterbrach Ian meine Gedanken und schaute mich dabei so ehrlich mit seinen blauen Augen an, dass ich hätte heulen können.

„Finde ich auch.“

Wir aßen mindestens eine Stunde lang, denn Ian hatte nicht nur Nudeln mit Lachs gemacht- und die schmeckten so unglaublich gut, dass ich kaum glauben konnte, dass er sie selber gemacht hatte. Danach gab es noch Nachtisch, echtes italienisches Tiramisu, das hatte er allerdings „nur“ aus dem Feinkostladen.

Danach redeten wir noch eine Ewigkeit, über wirklich alles, über das man reden kann.

Und es kam mir nicht vor wie eine Ewigkeit, eher wie ein paar Minuten- wenn überhaupt.

Mittlerweile liebte ich die Unterhaltungen mit ihm, den Klang seiner Stimme und die Art, wie sich auf seinen Wangen kleine Grübchen bildeten. Besonders jetzt, im gedämmten Licht, sah er einfach unglaublich perfekt aus und für einen Moment konnte ich mich nur glücklich zurück lehnen und den Augenblick genießen.

Nach dem Essen machten wir es uns auf dem Sofa gemütlich und redeten dort weiter.

Zuerst zögerte ich einen Moment, lehnte mich dann aber bei Ian an und er legte seinen Arm um mich. Die Nähe zu ihm kam mir so bekannt vor, die Wärme von seinem Körper und sein Geruch.

Unweigerlich musste ich an den Morgen nach der Party denken, wurde aber von Ian aus meinen Gedanken gerissen, als er begann mit der Hand über meinen Arm zu streichen und unsere Köpfe sich kurz berührten. Seinen warmen, gleichmäßigen Atem konnte ich sanft im Nacken spüren und für einen Moment verharrten wir so und keiner sagte ein Wort. Als er mich dann auch noch an sich zog und leidenschaftlich küsste, war für mich alles vorbei.

Wie hatte der Kerl es nur geschafft, mich so schnell wieder umzustimmen?

Ich mochte ihn, ich mochte ihn wirklich. Und die Angst verletzt zu werden, die ich sonst immer gehabt hatte, die hatte ich bei ihm einfach nicht.

Er stoppte für einen Moment, berührte meine Wange mit seiner Hand und schaute mir tief in die Augen, sodass ich am liebsten dahin schmelzen wollte.

„Und, habe ich eine zweite Chance verdient…?“, fragte er schließlich langsam und mit leicht brüchiger Stimme. Ich grinste kurz, lehnte mich dann weiter zu ihm und küsste ihn erneut, bis ein warmer Schauer meinen Körper einnahm.

„Baaaaaaaah, Leute! Ekelhaft!“

Jensen kam natürlich mal wieder genau zur richtigen Zeit und obendrein auch noch nur mit einem Handtuch bedeckt ins Wohnzimmer und verdarb uns die Stimmung. Der Gute.

Selbstgefällig grinsend trottete er an uns vorbei in die Küche, ich konnte hören wie er den Kühlschrank öffnete. Zwei Minuten später kam er mit Whiskey, Pizza und Eis wieder zu uns, machte aber keine Anstalten, wieder zu verschwinden. Stattdessen setzte er sich auf die Couch gegenüber von uns und begann grinsend seine Pizza zu essen, während Ian und ich uns einen verwirrten Blick zuwarfen.

„Don’t you wanna go upstairs, man?“ Es war so seltsam, Ian plötzlich auf Englisch reden zu hören.

Umso besser war Jensens Antwort.

„Er… NO! There’s a football game today, douchbag! I already told you yesterday!”

Und nur um das noch mal zu verstärken, begann er lauthals, die Vereinshymne des New Yorker Teams zu singen. Dabei kam mir eine ordentliche Alkoholfahne entgegen.

Wir entschlossen uns also, das Feld zu räumen und in Ians Zimmer zu gehen, was von einem „GO TEAM! GO TEAM!“ seitens Jensen kommentiert wurde. Irgendwie war ich nicht besonders neidisch auf Jenny.

Ich ging vor Ian die Treppe hoch und genoss den Gedanken, seine Blicke auf mich zu ziehen.

Es mochte nicht nur am Rotwein liegen, aber als wir in Ians Zimmer kamen, fühlte ich, wie meine Wangen rot wurden und mein Herzschlag noch schneller wurde, als er ohnehin schon war. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich zum ersten Mal in seinem Zimmer sein würde. Und das sagte so Einiges über einen Mann aus.

Ian öffnete die Tür und ich trat vorsichtig ein, drehte mich einmal um meine eigene Achse und schaute mir alles an. Genau wie im Wohnzimmer war die rechte Wand komplett verglast und man hatte die perfekte Sicht auf den Wald und die umliegende Landschaft, die jetzt bei Nacht wunderschön friedlich aussah. Das Zimmer sah dadurch noch größer aus- und das musste was heißen, denn es war sowieso schon riesig. Mindestens doppelt so groß wie mein Wohnzimmer.

Passend dazu stand ein riesiges Bett direkt vor mir unter einer Dachschräge, die in dunklem Holz vertafelt war und dem ganzen Raum einen gemütlichen Touch gab. Und wie das bei den Amis sein muss, war auch Ians Bett mit unzähligen kleinen und großen Kissen übersäht.

Ein kurzes „wow“ war alles, was ich zu diesem Anblick sagen konnte und in diesem Moment war ich Jensen so dankbar, dass ich am liebsten wieder herunter gegangen und mich bei ihm bedankt hätte.

Ich setzte mich selig aufs Bett, Ian tat das natürlich auch ohne zu zögern und legte den Arm um meine Schulter. Ich konnte nicht anders, als ihn ehrlich und glücklich anzulächeln.

„You know…“, begann er langsam und musste dann selber grinsen, bevor er auf Deutsch weiter sprach. „… ich bin weg, nächste Woche.“

Und schon war das ehrliche und glückliche Lächeln wieder beendet und ich schaute ihn mit einer Mischung aus purer Enttäuschung und dem war-ja-klar-Blick an. Bevor ich aber auch nur die Wahl hatte, ironisch zu antworten oder zu seufzen, wie ich es normalerweise tat, sprach er schon weiter und schaute mich dabei wieder so direkt an, dass in meinem Kopf jegliche Gedanken stillstanden.

„Ich möchte, dass du mit mir kommst.“

Und wieder drehten sich meine Gefühle um 180 Grad. Wenn der Typ so weitermachte, würde ich bald noch an Herzversagen sterben.

Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Und anstatt zu fragen, wohin er überhaupt wollte, wie lange und wann und wie, schaffte ich es lediglich, ihm einen perplexen Blick zuzuwerfen.

„Was?.. aber…ich weiß nicht.“, brachte mein Körper quasi im Alleingang heraus und ich biss mir selber auf die Lippe, bevor ich auch noch anfangen würde zu stottern. Sein Gesicht blieb ernst, trotzdem warf er mir ein ehrliches, aufmunterndes Lächeln zu, stand plötzlich auf und ließ mich völlig verwirrt zurück.

Er ging zur Kommode, wobei ich einen wirklich netten Blick auf seinen Rücken erhaschen konnte. Im grauen T-Shirt malten sich seine Muskeln und der schöne Rücken ab und ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren, während er nach etwas zu suchen schien. Und nachdem er wahrscheinlich jede Schublade durchsucht hatte, fand er endlich wonach er gesucht hatte und kam zurück, mit einem geheimnisvollen Umschlag in der Hand. Er reichte mir den Umschlag und schaute mir erwartungsvoll dabei zu, wie ich ihn öffnete.

Als ich den Inhalt endlich in den Händen hielt, konnte ich selber nicht glauben was ich da las. Auch nicht beim zweiten Mal lesen. Überwältigt schaute ich Ian an, der nur grinsend dasitzen und sich über mein Gesicht freuen konnte.

„Komm mit mir, bitte“, sagte er noch einmal und zog mich wieder an sich.

Und selbst wenn ich ihm hätte widersprechen wollen, ich hätte es nicht gekonnt.

Vorsichtig lehnte ich mich an ihn, las noch einmal alles durch und spürte wie ein unglaubliches Glücksgefühl in mir wuchs.

Es waren zwei Flugtickets. Nach New York City.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 12.- My mistakes were made for you

 

Jenny

 

Komischerweise hatte ich in der letzten Woche nichts von beiden der Jungs gehört. Jensen war nach dem Sex einfach abgehauen, und von Dominik hatte ich auch als letztes was gehört, als ich ihm in dem Geschäft begegnet war. Ich wollte nie anhänglich wirken, also hatte ich mich nicht bei Jensen gemeldet, nur langsam fand ich es seltsam. Hoffentlich hatte er mich nicht echt nur benutzt.

Somit saß ich also im Büro und starrte auf mein Handy. Den einzigen Anruf den ich in letzter Zeit darauf bekommen hatte, war der meiner Chefin, dass ich früher wieder arbeiten sollte. Damit hatte ich heute auch begonnen. Martina hatte sich total gefreut als sie mich erblickte und redete grade wieder mal auf mich ein.

Mein Gehirn war leider auf Durchzug geschaltet. Ich konnte nur noch an Jensen denken. Er war so ein Traummann.

“Jenny, hörst du mir zu?”, fragte Martina irgendwann als sie anscheinend bemerkt hatte, dass ich ihr nicht lauschte.

“Hmm..ja..”, murmelte ich und sah auf den Stapel an Papieren der vor mir lag.

“Aber ich muss jetzt auch mal anfangen.”, sagte ich und lächelte sie an.

Sie verkroch sich wieder und ich begann mit der Arbeit.

Warum meldete sich Jensen denn nicht? Oh bitte. Ich war so was von verschossen. Plötzlich leuchtete der kleine orangene Brief auf meinem Handybildschirm auf. JA! Ich öffnete die Sms:

Heey! Wir müssen mal wieder reden!

Viel zu lange nicht mehr gesehen! Und wie läuft es mit der Arbeit so?!

Eine Sms von Mary. Ich freute mich natürlich auch über so was, aber ich hatte was anderes erhofft, also war meiner Enttäuschung keine Grenzen gesetzt.

Heey. Klaar! Ich muss dir ganz viel erzählen! Lass uns doch heute nach der Arbeit zum Essen treffen?, schrieb ich zurück.

17 Uhr. Hanse Caffe??

Jepp!

Ich arbeitete fleißig zu Ende, und machte mich auf den Weg zu meinem Auto.

Mich traf fast der Schlag, als ich sah wer da stand. Jensen stand leicht an meinen Cooper gelehnt, mit seiner Zigarette in der Hand und sah zu mir. Mir blieb fast das Herz stehen. Wie unglaublich gut er einfach wieder aussah. Die enge schwarze Jeans , die blauen Chucks und das blaue Shirt mit der schwarzen Kaputzenjacke ließen ihn noch besser aussehen. Falls das überhaupt noch möglich war. Aber warum musste er denn unbedingt rauchen, so was blödes! Ich konnte übrigens endlich beruhigt sagen, dass er auch gut im Bett war. Oh ja! Und wie. Man konnte fast sagen er war ein Gott im Bett.

Ich ging zu ihm.

“Hey..”, sagte er und pustete mir den Rauch entgegen.

“Rauchen gefährdet die Gesundheit.”, sagte ich und versuchte den Rauch wegzuwedeln.

Jensen zuckte mit den Schultern.

“Was willst du denn?”, fragte ich genervt , obwohl ich mich unglaublich freute. Ich wollte ihn nicht so leicht davon kommen lassen.
“i´ll fly to france next week,would you come with me?“ , er sah mich durchdringend an.

Fast hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt vor Schreck.

Hatte ich das grade richtig übersetzt?

„Was?“

„Willst du mit mir nach Frankreich kommen. Man, du kannst echt kein Englisch!“, er lachte.

„Ich hab dich schon verstanden, aber WAS? Ich?“, ich sah ihn entgeistert an.

Er zuckte wieder mit den Schultern als wäre es ihm egal was ich antwortete.

„Wieso nicht.. Aber ich weiß nicht ob ich Urlaub bekomme.“
„Wenn du sagst, dass du mit mir weg bist, bekommst du Urlaub.“
„Ganz schön eingebildet?“, ich zog eine Augenbraue hoch.

„Wie immer.“, er grinste mich an.

„Warum hast du dich die ganze Woche nicht gemeldet?“, ich sah ihn immer noch vollkommen unbeholfen an. Waren wir jetzt ein Paar oder wie? Ich hatte keine Ahnung wie ich mich verhalten sollte.

„War beschäftigt.“, wieder pustete er mir seinen Rauch entgegen.

Bah. Das stank ja widerlich. Ich verzog das Gesicht.

„Ach so..“, mein Handy vibrierte.

WO bist du?“, die Sms kam von Mary. Ups, das hatte ich ja total vergessen!

Gleich da.“, antwortete ich.

Dann drängte ich mich an Jensen vorbei ans Auto.
„Lass mich mal an mein Auto. Ich hab ein Termin?!“, sagte ich und schob ihn weg. Ich wollt gar nicht so fies zu ihm sein.

„Jaja. Komm heute Abend mal vorbei. Ian ist weg.“, mit den Worten ging er.

Also es ging irgendwie mal wieder um den Sex.

 

Mary saß schon drin und wartete auf mich.

„Tut mir mega Leid!“, schnell setzte ich mich ihr gegenüber.

„Nicht so schlimm. Also wie läuft es so?“, fragte sie.

Ich nahm mir die Karte.

„Ich hatte Sex mit Jensen Ackles.“, sagte ich um mir auch noch mal klar zu machen, was ich da getan hatte.

„OHO! Wie war es?“
„Nicht schlecht. Aber jetzt hat er sich seit einer Woche nicht mehr gemeldet und heute steht er plötzlich an meinem Auto und fragt mich ob ich mit ihm nach Frankreich fahren möchte? Woher wusste er überhaupt, dass ich wieder arbeite? Und warum denkt er kann er sich melden wann ER Will? Hallo? Ganz ehrlich, dass doch unfair!Und jetzt sagt der zu mir ich sollte heute Abend zu ihm kommen, weil Ian weg ist! Also geht es ja doch wieder nur um das eine! Aber das Problem ist, dass ich mich verliebt habe!“, ich merkte selber wie ich meine Stimmlage immer mehr anhob.

„Okay, wow. Das viel auf einmal. Vielleicht hat er einfach Probleme sich so richtig auszudrücken. Er scheint dich ja zu mögen, wenn er dich fragt, ob du mit nach Frankreich willst.“
„Meinst du wirklich?“, fragte ich skeptisch.
„Ja. Und wenn du verliebt bist, hast du keine Chance. Du musst das so hinnehmen. Oder du stellst dich quer. Aber das könnte Ärger geben.“

„Nein, ich will keinen Ärger.“; ich bestellte mir eine große Portion Weges mit Mayo. Und Mary auch.

„Wie steht es so mit dir und Ian?“, fragte ich.

„Richtig gut. Im Ernst, Jenny. Richtig, richtig gut. Er will, dass ich mit nach New York komme.“, erzählte sie mir freudestrahlend.

„Wow, nicht dein Ernst. Mega gut!“

Mary nickte.
„Ich hab Dominik vor einer Woche getroffen..“, murmelte ich.

„UND?“
„Er hat mit seiner Freundin Schluss gemacht WEGEN MIR!“

Mary sah mich entsetzt an.

„Wie?“

„Ja.. Eben so wie ich es gesagt habe!“

“Krass..”
Endlich kam der Kellner mit dem Essen. Dann schlürfte ich meinen Eistee und wir aßen und redeten sehr viel.

So wie es sich unter Freundinnen gehörte.

Nach ungefähr 2 Stunden machte ich mich auf den Weg nach Hause und ging duschen. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden ob ich zu Jensen gehen sollte, oder nicht.

Um 20 Uhr entschied ich mich dann doch rüberzugehen. Ich klingelte und Jensen machte mir sogar persönlich auf.

“Hey, du bist ja doch noch gekommen..”, er lachte.

“Ja.”

“Willst du was trinken?”, fragte er.

“Nein, danke.”

Ich setzte mich aufs Sofa und schaute ihn an.

Er setzte sich zu mir.

“Und wie war dein Tag?”, fragte er mich.

“Gut..”

“Stimmt irgendwas nicht?”, er zog eine Augenbraue hoch und das sah so verdammt heiß aus!

“Nein, alles bestens.” Ich konnte ihm einfach nicht böse sein.

“Gut.”; er lächelte.

“Hast du Lust mit mir was zu..”, fing er an. Und mir sausten tausend Verben durch den Kopf, was ich gerne mit ihm machen würde. Aber was jetzt kam hatte ich am wenigsten erwartet.

“Zu kochen?”, beendete er den Satz. Ich musste lachen und nickte.

Wir standen auf und gingen in die riesige Küche. Sie war wunderschön.

“Du hast schon Geschmack.”
“Ich weiß.”

“Eingebildeter Klotz..”

“Warum beleidigst du mich immer?”, er lachte und sah mich an.

“Weil du arrogant bist.”
Er holte ein paar Sachen und wir beschlossen Lasagne zu machen.

“Und.. kommst du mit mir nach Frankreich?”

“Ja. Ich denke schon.”

Ich mein, wann bekam man schon mal das Angebot mit einem Star wie Jensen Ackles nach Frankreich zu fliegen.

“Ich geh eben duschen. Ich war grad noch unterwegs und ich wusste ja nicht, dass du noch kommst.”, brachte er ohne einen Fehler über die Lippen. Arr, sexy.

“Okay.”
“Willst du nicht mitkommen?”, er grinste.

Ich verdrehte die Augen. Warum war mir das klar.

Ich ging auf ihn zu und küsste ihn als Bestätigung. Ich hatte das Gefühl mit jedem Kuss wurde es besser. Ich hatte noch nie erlebt das ein Mann so leidenschaftlich küssen konnte.

“Triffst du dich eigentlich auch mit diesem anderen Kerl?”, fragte Jensen plötzlich, als ich mich von ihm gelöst hatte.

“Nein.”, das war sogar die Wahrheit.

“Freut mich.”; er grinste und hob mich plötzlich hoch.

“WAH, lass das!”, ich lachte los.

“Aber Prinzessin ich möchte sie zu ihrem Bad begleiten.”, sagte er mit seinem süßen Akzent.

So gelangte ich also mal wieder in das riesige Bad. Die Badewanne war ja schon groß aber die Dusche war gigantisch. Sie bestand komplett aus schwarzen geschliffenen Steinen. Der Boden war weiß.

“Wow. Die ist ja riesig.”
“Wie für zwei Menschen geschaffen.”, er lachte wieder.

“Haha!”

Endlich setzte er mich wieder ab und begann sein Shirt auszuziehen. Ich konnte ihn nur anstarren, mal wieder. Irgendwann als er mich erwartungsvoll ansah, landeten auch meine Klamotten auf dem Boden.

Er beugte sich vor um mich zu küssen, doch ich wich zurück.

“Vielleicht möchte ich keinen Raucher küssen?!”
“Eben hast du mich doch auch geküsst.”; er zeigte wieder seine Zähne. Bei zwei Sachen wurde ich mega schnell schwach. Nasen und Zähne. Ich weiß auch nicht wieso, aber es war so.

“Du schmeckst wie ein ausgelutschter Aschenbecher.”, sagte ich stur.

“Okay, okay. Ich reduziere meinen Zigarettenkonsum.”
Er beugte sich nochmals vor.

Wieder machte ich einen Schritt zurück.

“Och komm schon! Ganz aufhören?”

Ich nickte ernst.

“Na gut, und jetzt komm her..”, er legte den Arm um meine Schultern und riss mich an sich um mich zu küssen.

 

Mary:

 

Tausende von Lichtern erhellten die Stadt, die unendlich zu sein schien. Überall Wolkenkratzer, Bremslichter, Restaurants und Kinos. Überall Menschen, Geräusche und überall die gelben Taxis, die so typisch waren für die Stadt der blinding lights. Zeit schien hier nicht zu existieren, die Stadt lebte und feierte sich selbst, und das obwohl es zwei Uhr nachts war.

Staunend wie ein kleines Kind betrachtete ich alles aus dem Taxifenster heraus und war so überwältigt, dass ich minutenlang keinen Ton herausbringen konnte. Hinzu kam ja auch noch, dass wir einen acht-stunden- Flug hinter uns hatten und ich Angst hatte, jeden Moment im Taxi einzuschlafen.

„Wir sind gleich da“, sagte Ian mit ruhiger, erschöpfter Stimme und legte seinen Arm um meine Schulter. Müde, aber überglücklich lächelte ich ihn an und hörte ihm zu, wie er mir Geschichten über die Orte erzählte, an denen wir vorbei fuhren.

„Das da ist das beste chinesische Restaurant in New York City… und schau mal, da hinten! In diesem Block drehe ich meine Serie.“

Wir verließen jetzt Manhattans Stadtteil SoHo und kamen an die Upper East Side, den Ort, wo die Reichen und Schönen wohnten. Und zu denen konnte man Ian gleich in zweierlei Hinsicht zählen.

Die Wolkenkratzer wurden noch höher, die Straßen noch sauberer und ich konnte sogar einen kurzen Blick auf den Central Park werfen. Das alles kam mir so unrealistisch vor, dass ich am liebsten den Taxifahrer gefragt hätte, ob das nicht ein Traum sei. Aber es stimmte, ich war wirklich in New York City. Und obwohl ich so müde war, dass ich im Taxi hätte schlafen können, wäre ich am liebsten hier und jetzt ausgestiegen und hätte die gesamte Stadt erkundigt.

Nur ein paar Minuten später hielten wir auch schon vor einem Gebäude, das die anderen umliegenden noch mal zu überragen schien. Ganz Gentleman öffnete mir Ian die Autotür und holte dann unser Gepäck aus dem Kofferraum, während ich nur noch dastehen und nach oben schauen konnte. Stockwerk über Stockwerk stand es vor mir, überall waren Fenster und unendlich viele Lichter. Ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte.

„Ist dir nicht kalt?“, hörte ich Ian fragen, während er mich langsam von hinten umarmte. Erst da wurde mir bewusst, dass es wirklich verdammt kalt war und umso mehr genoss ich seine Wärme.

„Unglaublich…“ war das einzige, was ich noch sagen konnte und musste immer wieder blinzeln, von den vielen Lichtern geblendet.

Mit vier Koffern im Schlepptau betraten wir die Lobby- und die hatte neben sündhaft teuren Sofas auch noch ein Aquarium zu bieten. Für einen kurzen Moment hatte ich das Bedürfnis, die Rezeption zu suchen und einzuchecken, bis mir bewusst wurde, dass Ian hier wirklich wohnte. Man sah es dem „Art’s Center“ vielleicht nicht an, aber es handelte sich dabei tatsächlich „nur“ um ein Gebäude mit Apartments. Aber in meinem übermüdeten Zustand war ich ohnehin nicht mehr in der Lage, ein Wohnhaus von einem Hotel zu unterscheiden.

„What the…“ war das einzige, das Ian herausbringen konnte, als ich im Begriff war, meine beiden Koffer die Treppe herauf zu stemmen. Erst dann wurde mir bewusst, dass die reichen Menschen in solchen Gebäuden immer ganz oben wohnten. Wir nahmen also den Aufzug. Und ich hatte einmal mehr das Bedürfnis, mich wegen meiner Dummheit selbst zu ohrfeigen. Wie immer.

Ian sah das natürlich mal wieder als Anlass, mir sein dickes, schadenfrohes Grinsen zuzuwerfen. Und für einen Moment hatte ich mir wirklich vorgenommen beleidigt zu sein. Aber das war nicht besonders einfach, zumal Ian mir im Aufzug immer näher kam und mich schließlich leidenschaftlich küsste.

Ich hätte mich natürlich wehren können, aber… nein, vermutlich wäre ich nicht mal mehr dazu im Stande gewesen. Aber das war auch kein Grund, sich zu wehren. Nicht bei jemandem, der so gut küssen konnte.

Ich lehnte mich zurück gegen die Wand des Aufzugs und hatte mit jedem Stockwerk mehr das Gefühl, direkt in den siebten Himmel zu fahren. Ian hatte hier eindeutig Heimvorteil. Und das schien er auch auszunutzen.

„Ich möchte jetzt nur hier mit dir sein“, sagte Ian als wir uns langsam voneinander lösten und tief in die Augen schauten.

 

Ich glaube ich liebe dich, sprach plötzlich eine Stimme in meinem Kopf. Und ich bereute es sofort, nachdem ich es gedacht hatte.

 

Schlagartig war ich wach und nicht mehr in der Lage, Ian in die Augen zu sehen. Stirnrunzelnd betrachtete ich den makellosen Marmorboden. Hier war alles so perfekt. Das durfte ich nicht kaputt machen, Gefühle waren erst mal tabu. Zumindest solche Gefühle.

„Alles okay?“ Ian schaute mich nachdenklich an und wartete lange auf meine Antwort, ohne meine Gedanken zu stören.

„Alles okay“, antwortete ich schließlich ehrlich. Naja, zumindest teilweise.

Genau in diesem Moment hielt der Aufzug an, 25. Stock.

„Wir sind da.“

Ich verbot mir selber, je wieder über solche Dinge nachzudenken, setzte ein müdes Lächeln auf und folgte Ian. Sein Apartment war am Ende des Flurs und der Weg dorthin kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Endlich angekommen hielt er noch einmal kurz inne, bevor er die Tür öffnete.

„Bereit?“ Ich nickte nur, denn mittlerweile war ich kurz vorm Platzen vor Neugierde. Wenn das Haus in Deutschland schon so groß war… was würde mich hinter dieser Tür alles erwarten?

Und was ich hinter dieser Tür sah, übertraf noch mal alle meine Erwartungen. Alles, was ich in dieser Nacht schon gesehen hatte. Es war einfach perfekt.

Langsam ging ich über die hellen Fliesen, bis ich das moderne, schokobraune Sofa erreicht hatte und ließ mich darauf fallen. Das Wohnzimmer war groß und hell, nicht zuletzt, weil eine Wand komplett verglast war, Ian schien dafür ein Faible zu haben. Und die Aussicht, die man dadurch hatte, war einfach unbeschreiblich schön, man hatte direkte Sicht auf den Central Park.

Ian setzte sich neben mich, legte den Arm um meine Schulter und gab mir einen Moment Zeit, um alles zu verarbeiten. Und die brauchte ich auch.

Tausende von Bäumen schienen im Central Park zu stehen und er war tatsächlich noch größer als ich ihn mir vorgestellt hatte. Alles war geschmückt mit Lichtern, gerade jetzt in der Weihnachtszeit. Das einzige, was wohl noch fehlte, war ein bisschen Schnee, um die Idylle perfekt zu machen.

Dann fiel mein Blick auf das Penthouse. Es war genauso unbeschreiblich schön wie die Aussicht. Erst jetzt sah ich, dass es aus zwei Etagen bestand. Hier unten war in jedem Fall das Wohnzimmer, inklusive zwei riesigen Sofas, einem Flachbildfernseher und einem wunderschönen schwarzen Flügel. Die Wände waren in hellen Tönen gestrichen und überall auf den kalten Fliesen lagen kuschelige Teppiche. Das Esszimmer war direkt neben der Küche, beide waren auf einer kleinen Anhöhe.

„Hast du Hunger?“, fragte Ian schließlich, nachdem ich mir alles angeschaut hatte.

Ich schüttelte nur den Kopf und konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Aufrichtig lächelte er mich an, nahm meine Hand und zog mich in Richtung Treppe. „Komm, ich zeig dir alles.“

 

Rundum glücklich wachte ich am nächsten Morgen- oder besser gesagt Mittag- auf und musste erneut staunen, als ich mich in Ians riesigem, mehr als bequemen Bett wieder fand. Es war einfach zu gemütlich, um sich auch nur ein paar Zentimeter zu bewegen. Der Geruch von Kaffee lag in der Luft und ich konnte nicht anders, als dick und fett zu grinsen. Ich hatte wahrscheinlich noch nie im Leben SO gut geschlafen!

Langsam öffnete ich die Augen und musste schnell feststellen, dass Ian gar nicht mehr neben mir lag.

Verwirrung machte sich in mir breit, aber um aufzustehen war ich einfach noch viel zu faul. Der Gute war wahrscheinlich sowieso unten und hatte Kaffee gekocht, ich konnte also genauso gut einfach liegen bleiben und nichts tun.

Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich tatsächlich in New York City war. In Ian Somerhalders Penthouse, in seinem Bett sogar. Mit Ian Somerhalder. Sogar in einem Traum wäre mir das zu unrealistisch vorgekommen, aber es passierte wirklich. Und es war einfach perfekt.

Ich schaute mich einen Moment im Raum um, obwohl ich das auch schon am Abend zuvor getan hatte. Es war sehr modern eingerichtet, weitaus moderner als das Haus in Deutschland, hatte aber trotzdem noch einen gemütlichen Charakter. Anstatt den kühlen Fliesen gab es hier oben einen hellen Holzboden. Dazu helle Wände- und wie immer natürlich viel Tageslicht. Ein Blick aus den riesigen Fenstern verriet mir, dass es ein wunderschöner Tag war, ganz ohne Wolken am Himmel.

Gut gelaunt stand ich schließlich auf und folgte dem Kaffeegeruch nach unten.

Wir waren am Abend zuvor sofort ins Bett gegangen und eingeschlafen. Anfangs hatte ich mir etwas mehr… Leidenschaft erhofft, aber schließlich war ich doch zu müde gewesen und Ian schien das genauso gegangen zu sein. Es war also weiter nichts passiert, aber das bereute ich in keinem Moment. Sofort musste ich wieder daran denken, wie ich in seinen Armen eingeschlafen war- und das ließ mich erneut so glücklich werden, dass ich am liebsten geschrien hätte.

„Ian?“, rief ich ihn und musste mich selber wundern, wie ekelhaft hoch meine Stimme dabei war. Wenn ich glücklich war wurde ich immer so hysterisch.

Eine Antwort bekam ich allerdings nicht- und nachdem ich wirklich alle Ecken der Wohnung nach ihm abgesucht hatte, musste ich feststellen, dass er nirgendwo zu finden war. Stattdessen fand ich einen Brief von ihm in der Küche. Und zwar auf einem Tablett mit Croissants, Kaffee und allem, was man zu einem richtigen Frühstück benötigte. Grinsend nahm ich mir eine Tasse Kaffee, den Brief und machte es mir auf der Couch bequem. Für Croissants war es um zwei Uhr nachmittags einfach zu spät.

 

„Habe vergessen dir zu sagen: ich muss heute arbeiten bis sechs Uhr, Interviews und Promotion. Wenn du wach bist, geh zur Rezeption und sag, dass du zu mir gehörst. Da wartet eine kleine Überraschung auf dich. Ich hoffe du machst dir einen schönen Tag! Bald bin ich wieder da und dann werden das die besten zehn Tage unseres Lebens. Weil du so wunderbar bist. – Ian“

 

Ich las den Brief gleich noch mal und wusste nicht wirklich, worüber ich mich mehr freuen sollte- entweder darüber, dass mir das Wort „Überraschung“ immer wieder in die Augen fiel, oder dass ich Ian wirklich etwas zu bedeuten schien. So oder so hielt mich jetzt nichts mehr auf der Couch.

Ich rannte nach oben, in den überdimensionalen BEGEHBAREN KLEIDERSCHRANK, zog mir Jeans, Top und Cardigan an, meinen Lieblingsschal dazu, schnappte mir Boots und Jacke und rannte förmlich zum Aufzug. Überraschungen waren doch was Feines.

An der Rezeption angekommen, musste ich keine Minute warten, schon kam eine kleine, dickliche- aber sehr stylische- Frau auf mich zu und wollte wissen was sie denn für mich tun könnte.

„I’m here with Mister Somerhalder…“, sagte ich und genoss es richtig, das einmal laut sagen zu dürfen. Freundlich lächelte die Frau mich an und schien genau zu wissen, was mich erwartete. Sie ging mit schnellen Schritten in ein Hinterzimmer und kam dann nach kurzer Zeit mit einem Umschlag wieder, auf dem mein Name stand.

„Hope, you’ll enjoy your day, Miss Klein”, sagte sie freundlich und verschwand wieder, nachdem sie mir den Umschlag in die Hand gedrückt hatte. Ungeduldig riss ich das Papier auf und war etwas verwirrt, bevor ich schließlich Ians Notiz las. Eine goldene Kreditkarte in der einen Hand, sein Brief in der anderen, ging ich vor die Tür und las aufgeregt ein paar Mal, was jetzt vor mir lag. Es war eine Seite aus seinem Termin-Kalender, er hatte sie wohl einfach ausgerissen und in den Umschlag gelegt.

Aber was ich da las, gefiel mir sehr gut.

 

 

Freitag, 2. Dezember 2011

8pm- premiere of „The darkest Hour“ , Lincoln Center

 

Und darunter stand in seiner Handschrift geschrieben „warum fährst du nicht mal in die Mall und kaufst dir was Schönes für heute Abend…? ;)“

Und SCHON WIEDER überkam mich ein unglaubliches Glücksgefühl. Es konnte wirklich nicht perfekter werden, Ian wollte mich wirklich mitnehmen. Schlagartig kamen mir aber auch erste Zweifel. Was zum Teufel sollte ich nur anziehen?? Instinktiv griff ich nach meinem Handy und wählte Jennys Nummer. Ich brauchte dringend ihren Rat. Nach dem sechsten Freizeichen ging immer noch keiner dran und ich musste mich selber über meine eigene Dummheit ärgern. Die Gute war doch in Südfrankreich mit Jensen! Und wieder mal fühlte ich mich so unrealistisch, dass es beinahe wehtat.

Ich und Ian in New York City, Jenny und Jensen im Urlaub in Südfrankreich.

Ich stieg in das nächste Taxi und machte mich auf zur Mall- ich hatte immerhin nur vier Stunden. Sehr wenig um das perfekte Outfit zu finden. Und das verdammt noch mal ohne Jennys Hilfe. Was die beiden wohl gerade machten? Immerhin waren sie mir acht Stunden voraus. Ungewollt musste ich schon wieder grinsen. Die hatten jetzt ungefähr halb elf. Ich wusste also genau, was die beiden gerade TATEN.

Die Mall war genauso gigantisch wie die gesamte Stadt es war. Und ich konnte es kaum erwarten, alle Teile der City mit Ian zu erkundigen. Die nächsten zehn Tage würden wirklich die besten unseres Lebens werden. Und das nur, weil er so wunderbar war.

Nach zwei Stunden Powershopping- mit seiner Kreditkarte, hehe- hatte ich es tatsächlich geschafft, das perfekte Outfit zu finden und dafür „nur“ 300 Dollar auszugeben.

Ich hatte ein umwerfendes schwarzes, kurzes Cocktailkleid gefunden. Da würde Ian wirklich Augen machen! Direkt danach gings zurück ins Penthouse, Runderneuerung inklusive „entstoppeln“ war angesagt.

Ians Badezimmer raubte mir noch einmal den Verstand. Allein seine Badewanne war so groß wie mein Bad, ich hätte ihn dafür sofort heiraten können. Sie hatte sogar Düsen, ich ließ es mir also mal so richtig gut gehen. Von den tausenden teuren Ölbädern nahm ich mir das schönste und freute mich umso mehr, als es bald im ganzen Raum nach Lavendel roch. Sogar einen CD-Player hatte er im Badezimmer, also lag ich bald da, unter den Bergen von Schaum und summte zufrieden Coldplay- Songs mit. Gerade als eines meiner Lieblingslieder- Fix You- begann, hörte ich plötzlich Schritte auf der Treppe und war augenblicklich wach. Automatisch fiel mein Blick auf meinen nackten Körper, aber dank des vielen Schaums konnte man absolut nichts sehen. Dann musste ich mal wieder selber über mich lachen, es konnte sowieso nur Ian sein. Und schon wurde mir bewusst, dass das die Sache nicht besser machte. Ich hatte nämlich nicht abgeschlossen.

„Bist du da?“, hörte ich seine tiefe Stimme und hatte das Bedürfnis, einfach unterzutauchen, damit er mich nicht sah. Mein Make-Up war wahrscheinlich total verschmiert, meine Haare waren offen und saßen bestimmt total scheiße, auf der Ablage neben der Wanne lag mein Rasierer… schnell nahm ich ihn und warf ihn in in den Mülleimer- und das alles aus der Badewanne aus. Mein Puls raste.

Dann öffnete sich langsam die Tür… ich hielt die Luft an und sah dann, wie Ian herein kam, komplett angezogen natürlich. Sofort kam ich mir beschämt vor und schaute ihn mit unsicherem Lächeln an.

„Oh sorry…“, war seine erste Reaktion, dabei grinste er aber so unverschämt erfreut, dass ich am liebsten einfach gegangen wäre. Aber dafür hätte ich unterm Schaum hervor kommen müssen und das konnte er absolut vergessen!

Eine unglaubliche Spannung lag auf einmal in der Luft, keiner von uns beiden sagte ein Wort, dafür sangen Coldplay im Hintergrund über die große Liebe. Seit wann hörte ich eigentlich so kitschige Musik? Die Badewanne kam mir auf einmal auch viel zu groß für eine Person vor- für einen kurzen Augenblick hätte ich ihn fast gefragt, ob er nicht auch herein kommen wollte, aber Ian kam mir natürlich wieder zuvor. Er legte seine Jacke auf dem Stuhl ab und kam auf mich zu, seine Oberarme kamen in dem T-Shirt unglaublich gut zur Geltung. Zuerst wusste ich nicht was er vorhatte, aber er kniete sich erst mal ganz unschuldig neben die Badewanne, sodass wir beide auf Augenhöhe waren.

Die Arme stützte er auf dem Rand der Wanne ab und kam meinem Gesicht dabei so nahe, dass ich mich nicht mehr zurück halten konnte. Ohne es geplant zu haben, begann ich ihn leidenschaftlich zu küssen. Zuerst lag ich noch, dann stützte ich mich ein wenig ab, sodass ich ihm noch ein Stückchen näher sein konnte. Meine Hände vergrub ich in seinen Haaren und mit jedem Moment länger, den wir so verbrachten, wuchs mein Verlangen nach ihm ins Unendliche.

Für einen Moment hörten wir auf, uns zu küssen, genossen den Moment, Kopf an Kopf.

Es war so wunderbar mit Ian, ich hätte weinen und lachen können. Seinen Atem an meinem Hals zu spüren löste etwas in mir aus, das ich zuvor noch nie gefühlt hatte. Ich wollte ihn.

Plötzlich löste er sich von mir, stellte sich aufrecht hin. Ich war ein wenig verwirrt, dann pochte mein Puls noch ein Stück schneller, als ich sah, wie er sich sein T-Shirt auszog, das ohnehin schon durchnässt war. Glücklich schloss ich die Augen und legte mich wieder zurück. Es war soweit.

Immer noch mit geschlossenen Augen spürte ich, wie seine Lippen wieder meine streiften und wie er sich langsam über mich beugte. Ich spürte, wie er zu mir in die Wanne stieg und küsste ihn leidenschaftlich, als unsere nackten Körper sich zum ersten Mal berührten.

So begann der schönste Moment meines gesamten Lebens.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 13.- You love is just a lie

 

Jenny

 

Vorsichtig kuschelte ich mich an Jensen. Ich wollte ihn nicht wecken. Es war was besonderes, dass er überhaupt zugelassen hatte, dass ich nachts bei ihm blieb. Normalerweise trafen wir uns eigentlich nur zum vögeln, um es auf den Punkt zu bringen. Aber wieso sollte ich auch darauf verzichten. Er sah göttlich aus und war göttlich im Bett. So wie er schlief, sah er bildschön aus. Ich strich ihm ganz leicht über seine Wange. Plötzlich öffnete er seine Augen. Schnell zog ich meine Hand zurück.

“Morgen..”, sagte er und setzte sich aufrecht hin. Ich blieb liegen und betrachtete diesen Körper. Sein Bauch warf keine einzige Falte, als er da saß. Jetzt setzte ich mich auch aufrecht hin und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

“Morgen.”
Er schob mein Gesicht weg und stand auf um unter die Dusche zu springen. Warum ging er immer nach dem Sex duschen?! War ich denn so ekelhaft. Jetzt stand ich auch auf und zog mich an.

“Jensen ich gehe!”, rief ich ihm entgegen und verließ das Haus. Ich war es schon lange nicht mehr gewöhnt, dass keine Papparrazis vor seinem Haus auf mich warteten.

Zu Hause stellte ich mich unter die Dusche und dachte nach. Fand er denn das ich nicht gut genug für ihn war? Immerhin hatte er mich in keinem der Interviews erwähnt oder war in der Öffentlichkeit mal mit mir Aufgetreten. Naja.

Nach der Dusche machte ich mir erstmal etwas zu Essen und machte mich dann an die Arbeit.

Morgen ging es ab nach Frankreich. Meine Chefin hatte mir zum Glück etwas zusätzlichen Urlaub zugesprochen. Das fand ich zugegeben echt überraschend. Dominik hatte sich keinmal gewagt mir zu schreiben oder mich zu besuchen. Das fand ich echt klasse, somit hatte er nicht die Möglichkeit meine Gefühle zu verwirren. Ich wusste immer noch nicht, ob ich noch was für ihn empfand.

Aber mittlerweile empfand ich sicher was für Jensen und zwar zu viel.

Ungefähr drei Stunden später, begann ich meine Tasche zu packen. Was sollte ich denn bloß alles mitnehmen? Ich freute mich so riesig. Das war ja wohl der Traum jedes Mädchens! Mit einem Star in Urlaub zu fahren. Ich entschied mich für die besten und teuersten Sachen, die ich besaß.

Das größte Problem stand mir aber noch bevor. Welche Schuhe sollte ich denn mitnehmen? Wieso war Mary denn nicht da, wenn man sie brauchte?!

Ich war bis abends noch beschäftigt und wurde durch eine Sms aus meinem Packwarn gerissen.

“Hey Babe. Ich hätte grad richtig Bock auf ne heiße Nummer mit dir..”

Was sollte das denn bitte? Jensen war bestimmt wieder stockbesoffen. Dieser Depp. Ich mein, ich sollte es als Kompliment nehmen, dass er mit mir Sex haben wollte, aber irgendwie war mir nicht so danach.

“Was soll dass denn bitte?”, schickte ich zurück.

Kurz darauf kam schon eine Antwort.
“Komm.. Babe..”

Toll. Ganz toll. Naja.. Ich mein es war jetzt auch nicht soo schlecht Sex mit ihm zu haben, also zog ich mir Schuhe an und nahm meinen Schlüssel und ging rüber. Aber nicht um das zu tun was er sich erhoffte. Ich klingelte und die Tür wurde von irgendeiner Frau geöffnet. Sie hatte schwarze schulterlange , lockige Haare. War verdammt dünn und hatte zu meiner Überraschung nichts als Unterwäsche an. Was ging denn jetzt bitte ab?

“Was kann ich für Sie tun?”, fragte sie mit ihrem extremen Akzent. Ohne ihr zu Antworten drängte ich mich an ihr vorbei.

“Jensen?”, ich lief ins Haus um ihn zu suchen. Er saß , nur mit Boxershorts auf dem Sofa.

“Wir haben schon mal ohne dich angefangen.
“Was soll das hier denn bitte?”, ich war total verwirrt. Und er war nicht mal betrunken.
“Wie, was soll was? Ich dachte man kann ja mal was Neues ausprobieren?!”, sagte er und zuckte mit den Schultern. Er sagte es so gleichgültig, dass es mir schon fast Angst machte.

“Ich werde es sicher nicht mit diesem schwarzhaarigen Flittchen und dir treiben?!”, langsam wurde ich sauer. Was bildete sich der Kerl den ein? Nur weil er reich war und gut aussah und dazu ein Serienstar.

Die Schwarzhaarige setzte sich neben Jensen und fing an seinen Hals zu küssen.

“Alter, spinnst du!”, schrie ich sie an. Was ging denn hier ab? Vielleicht war ich in irgendeinem Film gelandet?!
Wenigstens schubste Jensen sie ein Stück von sich.

“Wait a minute.”, sagte er zu ihr.

“Also ein amerikanisches Flittchen. Hast du extra einfliegen lassen oder was?”

“Was ist ein Flittchen?”, fragte Schneewittchen ihren Prinzen und zog dabei einen extremen Schmollmund. Jensen war natürlich direkt wieder Feuer und Flamme für sie.

“Hallo? Muss ich mich ausziehen, damit du mit mir redest?”, fragte ich Jensen sauer. Er reagierte nicht.
“JENSEN!”, ich war total wütend. So wütend, dass ich der Frau am liebsten ihre blöden Haare ausgerissen hätte.

“Was hast du denn jetzt für ein Problem?”, fragte er gelassen und sah mich an.

“Was ich für ein Problem habe? Soll das jetzt eine ernste Frage sein. Ich dachte wir wären zusammen? Warum machst du hier mit einer Anderen rum?”, jetzt wandelte sich die Wut ein bisschen in Trauer. Oder vielleicht war es auch beides.

“Ich dachte wir wären so ne Art Sex-Freunde? Keiner hat irgendwas von Beziehung gesagt.”, das sagte er mir eiskalt und ohne mit einer Wimper zu zucken ins Gesicht.
“Was bitte?”, mir schossen die Tränen in die Augen.

Was war ich nur für ein kleines Naivchen. Natürlich. Was hätte er sonst gewollt. Mir kamen die Tränen aber ich unterdrückte sie mit aller Kraft. Ich wollte nicht das die blöden Männer immer das Recht hatten mich zu verletzen.

“DU bist auch nicht viel besser als Dominik. DU bist sogar noch schlimmer! Du bist so ein beschissenes Arsch! Arsch! Arsch!”, schrie ich ihn an. Er verstand nicht viel, weil er mich mit dem Ich-verstehe-nur-Bahnhof-Blick ansah.

“Fick dich Jensen. Ganz ehrlich fick dich! Ich hab mich in dich verliebt okay! Ach ja und ich komme ganz sicher nicht nach Frankreich mit. Nimm doch Schneewittchen mit. Oh Fuck! Was bist du nur für ein Arsch!”, sauer trat ich gegen das Sofa und tat mir dabei auch noch selber weh.

“Beruhig dich mal..”, sagte er und stand auf und kam auf mich zu.

“Hast du deine Tage oder was?!”, fügte er hinzu. Ich war schon wieder auf hundertachtzig.

“NEIN! Nein, Frauen haben nicht immer ihre Tage du Idiot!”, ich hatte keine Kontrolle mehr über das was ich sagte oder was ich tat. Somit rutschte meine Hand direkt auf seine Wange und es gab einen saftigen Klatscher.

“Ich weiß ja nicht wie das bei euch in Amerika ist, aber hier hat man so was wie eine Fickbeziehung nur, wenn beide eingeweiht sind. Und so hübsch bist du nicht. Also fühl dich nicht so toll. Okay. Die wollen dich eh nur weil du Geld hast. Oh ich fass es nicht. Du ah!”, ich fühlte mich schon wie jemand, der einen Monolog führt, denn Jensen war damit beschäftigt sich verwirrt seine Wange zu reiben.

“Weißt du was, verreck doch!”, schrie ich und rannte aus dem Haus und knallte die Tür zu.

Draußen ließ ich dann die Tränen laufen, die an der kalten Luft, eiskalte Spuren auf der Haut hinterließen. Danke Jensen, du bist kein bisschen besser als Dominik! Zur Abwechslung erwarteten mich dann auch noch tausend Papparrazzis, die wie wild mit ihren Fotoapparaten auf mich losgingen. Ich versuchte mich einfach nur so schnell wie möglich durchzukämpfen und in mein Haus zu verschwinden.

 

 

Mary:

„In einer Stunde beginnt hier im Lincoln Center die lang ersehnte Premiere von The Darkest Hour! Die ersten Fans haben sich schon versammelt und warten auf ihre großen Stars!“

Mit einem dicken Grinsen, aber genauso schlechtem Gefühl in der Magengegend saß ich auf dem Sofa und schaute mir schon mal an, was mich erwarten würde. Ich hatte mindestens eine Stunde im Bad verbracht und sah zwar nicht perfekt aus… aber ich konnte mit gutem Gewissen sagen, dass ich heute Abend sehr gut aussah und dass Ian sich in keinster Weise für mich schämen müsste.

Ian war gerade oben und zog sich um, ich hatte also beschlossen, hier unten auf ihn zu warten, um wieder ein bisschen runterzukommen. Es war so unglaublich gewesen, wir hatten es tatsächlich endlich getan. Allein der Gedanke daran jagte mir einen wohligen Schauer durch den Körper. Ihm so nah zu sein, war ein unglaubliches Gefühl gewesen, dass es mich immer noch berührte. Liebe, dachte ich, soviel zu geben und zu nehmen.

Soviel zu teilen, soviel zu vereinen.

„Rachel Carter, Jared Padelecki und natürlich Ian Somerhalter! Das sind die Stars aus The Darkest Hour!“

Selbst der Reporter sah aus, als hätte er einen Armani- Laden überfallen. Ich konnte nur hoffen, er würde mich nicht auch noch interviewen wollen. Allein die Vorstellung, über diesen roten Teppich zu gehen, war schon so unangenehm, dass ich am liebsten Kopfschmerzen vorgetäuscht hätte. Aber auf der anderen Seite war ich so unglaublich aufgeregt, dass ich es kaum abwarten konnte, dass Ian endlich runter kam und wir fahren konnten. Diese Nacht würde mein Leben verändern, da war ich mir ganz sicher, Paparazzi- Belagerungen inklusive. Aber ich war voll und ganz bereit, das in Kauf zu nehmen, denn das machte mich offiziell zu Ians Freundin. Und es gab nichts, das ich lieber gewesen wäre.

Der Armani- Mann erzählte noch etliche uninteressante Dinge über die „premiere location“ und schob hier und da ein paar Bilder aus dem letzten Jahr ein. Jedes Mal wenn ein Bild von Ian auf dem roten Teppich kam, hatte ich das Bedürfnis, ihn herunter zu holen und aufgeregt mit dem Finger auf den Fernseher zu zeigen. Vermutlich wäre der echte Ian sogar kleiner gewesen, als der Ian im Fernseher. Der Bildschirm war so gigantisch groß, dass die Sofas fast zehn Meter davon entfernt standen. Wenn man es sich leisten kann…

Plötzlich klingelte es an der Tür. Etwas verwirrt stand ich schließlich auf, Ian schien es gar nicht gehört zu haben. Wer das wohl war? Für eine kurze Sekunde musterte ich mich noch mal im Spiegel neben der Tür, nur um zu sehen, ob noch alles so gut aussah wie vorher. Man wusste bei Ian ja nie, wer wohl mal zu Besuch kommen würde. Ich atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür.

Und was ich da sah, konnte ich nicht fassen.

Vor mir stand eine bildhübsche, schlanke Frau. Die blonden Haare glänzten wie Seide und fielen ihr in leichten Wellen über die Schultern. Sie trug ein bodenlanges, trägerloses, rotes Kleid und sah darin so umwerfend aus, dass mich sofort Minderwertigkeitskomplexe überkamen. Sie lächelte, wie es nur Hollywoodstars konnten und sofort strahlten mich ihre perfekten weißen Zähne an.

„Is Ian ready?“, fragte sie mit süßer, fast schon zu schöner Stimme. Ich wollte antworten, aber ich konnte nicht mehr tun, als sie entsetzt anzusehen. Und das allerschlimmste war, dass ich sie nur zu gut kannte. Es war Rachel.

 

„Rachel ist da?“, hörte ich Ians Stimme hinter mir, während ich immer noch wie versteinert dastehen und diese Frau anstarren konnte. Als die Ian hinter mir entdeckte, schob sie mich ohne weiteres vorbei, um ihn Küsschen links- Küsschen rechts liebevoll zu begrüßen. Ich konnte nur mit offenem Mund daneben stehen und ihr innerlich ins Gesicht spucken.

Nachdem sie sich endlich voneinander gelöst hatte, stellte Ian- der Gentleman- uns natürlich erst mal vor. Das war also Rachel, seine „beste Freundin seit Jahren… und in der Öffentlichkeit eben auch ein bisschen mehr“, mich stellte er einfach nur als „Mary!“ vor. Wieso fühlte ich mich auf einmal innerlich geohrfeigt? Und was machte die Bratze überhaupt hier??

Ian war gerade im Begriff, seine Jacke anzuziehen und aufzubrechen, Rachel schaute ihm dumm grinsend dabei zu, ich stand baff daneben und wollte einfach nur wissen, was jetzt Sache war. Aber auf meine Meinung wurde anscheinend kein Wert gelegt.

„Ian, können wir bitte kurz reden?!“, fragte ich schließlich und zuckte selbst zusammen, als mir auffiel, wie gereizt meine Stimme dabei klang.

„What did she say?“, wollte Rachel mit ihrer süßen Stimme wissen und warf mir dabei dieses hinterlistige Lächeln zu, das ich nur zu gut kannte.

Ian schien verwirrt zu sein, erklärte ihr aber, sie sollte ihm Wagen warten, ER WÜRDE GLEICH KOMMEN!

Mit verschränkten Armen stellte ich mich vor ihn und warf ihm einen fragenden Blick zu.

Keine Reaktion.

„Also…?“, begann ich schließlich, weil mir das ganze langsam zu dumm wurde, „wir fahren also jetzt mit Rachel zur Premiere oder wie ist das??“

Als würde er sich unwohl fühlen, balancierte Ian von einem Bein zum anderen, was mich total nervös machte. Wieso konnte er nicht einfach sagen, was Sache war?

„Nein, das ist so… wir fahren nicht mit Rachel.“

Aber meine anfängliche Freude war sofort wieder beendet, als mir klar wurde, was er meinte. Dass er es so ganz ohne Gefühle aussprach, machte die Sache noch viel schmerzhafter, als sie ohnehin schon war.

„Ich fahre mit Rachel zur Premiere.“

Das hatte gesessen!

Baff schaute ich ihn an, eine Mischung aus Enttäuschung und Wut stieg in mir auf und ich hatte auf einmal richtig Lust, ihm meine Handtasche ins Gesicht zu schlagen.

Stattdessen stand ich einfach nur da, suchte verzweifelt nach beleidigenden Worten und spürte, wie mir die ersten Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet, aber sowas…

Ian schien die Situation retten zu wollen, machte es aber nur noch schlimmer.

„Ich habe vergessen, dir das zu sagen.“

„Du hast es VERGESSEN?“ Hysterisch war ich nun wirklich nicht, aber in dem Moment fühlte ich mich einfach nur aufs Abscheulichste von ihm beleidigt.

Er biss sich auf die Lippe, schaute immer wieder nervös auf die Uhr. Der große Star durfte schließlich nicht zu spät zu seiner Premiere kommen. Dass ich nicht lachte.

„Ich habe mit meinem Promoter gesprochen. Ich muss mit Rachel zu der Premiere, ich werde dafür bezahlt. So ist das eben. Wir können die Fans nicht enttäuschen…“

Nach dem Statement konnte ich wirklich nur noch verächtlich lachen!

Auf einmal kam mir dieser Mann überhaupt nicht mehr perfekt vor. Auf einmal sah ich ein richtiges Arschloch vor mir. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt.

Einmal richtig in Fahrt hatte ich jetzt Lust auf einen ordentlichen Streit.

Und dann sollte man mir wirklich nicht in den Weg kommen!

„Und das konntest du mir nicht sagen, bevor wir miteinander geschlafen haben!“,

konterte ich gereizt.

„Hey, können wir nicht später darüber reden? Ich muss jetzt wirklich…“

„Einen Scheiß werde ich mit dir bereden!“

Überrascht trat Ian ein Stück von mir weg, soviel Wut hatte er wohl nicht erwartet.

Aber ich lass bestimmt nicht mit mir spielen!

„Ich gehe jetzt…“, sagte er daher nur und machte erst gar keinen Versuch, mich zu verabschieden. Er ließ mich einfach in der Tür stehen, geschockt und weinend wie ein Teenager.

 

Beim dritten Versuch ging sie endlich an ihr Handy, wahrscheinlich wäre ich sonst auch verzweifelt.

„Mary?“ Es war so wunderbar ihre Stimme zu hören. Aber irgendwas stimmte nicht.

„Jenny. Ist alles in Ordnung?“

„Ich… äh…“ Ihre Stimme war brüchig, es klang als hätte sie geweint. Als wäre der Abend nicht ohnehin schon beschissen gewesen.

„Warum hast du denn überhaupt angerufen?“

Ich schluckte. Dann wurde mir wieder bewusst, dass ich ja wütend auf Ian sein wollte.

„Du wirst nie glauben, was passiert ist! Ian ist so ein Arschloch!“, schrie ich daher förmlich in den Hörer. Und schilderte ihr dann haargenau, was gerade passiert war.

„… und dann meint der doch tatsächlich, er hätte VERGESSEN, mir das zu sagen! Ich hätte ihm am liebsten eine geknallt, ganz ehrlich! Wie kann er so was VERGESSEN?

Ich hab mir die Füße abgelaufen, um das perfekte Kleid zu finden! Und ich hab sogar noch Rücksicht auf ihn genommen und ein Billiges gekauft! Ich hätte echt Lust, noch mal shoppen zu gehen und ihn arm zu machen!“ Ich stoppte kurz, um Luft zu holen, was sie schnell nutzte, um zum ersten Mal seit zehn Minuten zu Wort zu kommen.

„Mary… komm nach Hause“, war alles, was sie mit zittriger Stimme sagen konnte.

Ich hätte gelacht, hätten die Tränen im Hals mich nicht davon abgehalten.

Wir schwiegen einen Moment, atmeten beide tief durch. Ich schaute auf den Tisch vor mir, der Berg an Taschentüchern war ins Unendliche gewachsen und ich hatte meinen Kummer mit einer Flasche Sekt gestillt. Der Fernseher flimmerte im Hintergrund, Bilder von der Premiere. Auf einmal kamen Ian und Rachel ins Bild. „Oh, seht euch dieses wunderschöne Paar an! Ian Somerhalder und seine Rachel!“

Ich warf mit einem Taschentuch nach dem Armani-Mann und fluchte heftig, als das wunderschöne Paar Arm in Arm über den roten Teppich schwebte.

„Komm einfach nach Hause, jetzt gleich. Bitte“, sagte Jenny noch einmal, als ich sie schon ganz vergessen hatte.

Egoistisch und voller Wut im Bauch bemerkte ich erst jetzt, wie flehend sie klang. Und auf einmal waren meine Gedanken nicht mehr in New York, sondern in Südfrankreich…

Geschockt setzte ich mich aufrecht und nahm die Hand vor den Mund, obwohl ich genau wusste, dass sie mich ja nicht sehen konnte.

„Du bist zu Hause?“, dachte ich laut und tat mich schwer, die hunderten von Fragen in meinem Kopf zu ordnen. Was zum Teufel war da los…?

„War ich die ganze Zeit“, antwortete sie mir- und ich merkte sofort, dass ihr lockeres Lachen nur Fassade war. Irgendetwas war da ganz und gar nicht in Ordnung.

„Jenny“, begann ich langsam und zwang mich selbst, alle Tränen herunter zu schlucken, die ich noch im Hals hatte „… was ist passiert?“

 

Gerade als ich den letzten Koffer zu machte, hörte ich die Tür. Hörte, wie er die Schlüssel auf einem Tisch ablegte und wie er langsam die Treppe herauf kam.

Ich betrachtete mich selber im Spiegel. Meine Augen waren nicht mehr feucht, meine Wangen nicht mehr gerötet. Beides hatte ich überschminken können, genauso wie die ganze Enttäuschung, die ich noch vor ein paar Stunden so schmerzlich gespürt hatte.

Das wunderschöne, neue Kleid war im Koffer und würde wahrscheinlich nie wieder das Licht der Welt erblicken. Zumindest nicht für ihn.

Jeder Schritt auf der Treppe erschien mir lauter, er kam immer weiter auf mich zu, aber anstatt mich umzudrehen, starrte ich weiterhin in den Spiegel und musste schnell feststellen, dass mein Gesicht mit jeder Sekunde wütender aussah.

Als er hinter mir erschien, schaute ich ihn einen Moment lang im Spiegel an, nahm dann schweigend meine beiden Koffer und drehte mich um. Hätte er nicht so verwirrt im Türrahmen innegehalten, wäre ich wahrscheinlich einfach heraus gerannt, aber so machte er mir meinen Abgang unmöglich. Und das würde er noch schwer bereuen.

„Was soll das?“, fragte er, während ich ihn immer noch schweigend und herablassend anschaute.

„Der Flieger kommt in zwei Stunden.“

Verständnislos drehte er den Kopf zur Seite, was ich jetzt überhaupt nicht mehr anziehend, sondern einfach nur dämlich fand. Wie alt war er? Fünf?

Er ging einen Schritt auf mich zu, machte Anstalten, mir den Koffer aus der Hand zu nehmen. Wütend riss ich den Koffer zurück, blitzte ihn mit dem boshaftesten Blick an, den ich drauf hatte und ging schnell an ihm vorbei. Er sollte mir besser aus dem Weg gehen, bevor ich WIRKLICH wütend wurde und ihm eine knallte.

Aber natürlich tat er das nicht, sondern lief mir sofort hinterher.

„Du kannst doch jetzt nicht nach Hause!“, rief er mir hinterher, als ich die Treppe hinunterlief, nein- rannte. Ich rannte förmlich von ihm weg, bis er nach meinem Arm griff und mich zu sich herum wirbelte. Da war es völlig vorbei mit meiner Selbstbeherrschung.

„Fass mich nicht an!“, zischte ich und spürte, wie sich meine Wut in blanken Zorn verwandelte. Sogar jetzt, wo ich unendlich wütend auf ihn war, sah ich seine katzenartigen blauen Augen und fühlte, wie mir allein durch seinen Blick der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Und ich hasste mich selber dafür.

„Warum willst du überhaupt, dass ich hier bleibe? Was willst du von mir, verdammt noch mal? Wenn du doch sowieso mit Rachel ZUSAMMEN bist! Mach es nicht noch schlimmer als es schon ist!“

Er sah mich schweigend an, mit einer Mischung aus Betroffenheit und Überraschung in seinem Blick, ich hätte es ihm fast abgekauft. Aber ich zwang mich selber, standhaft zu bleiben.

„Bitte…“, begann er gespielt langsam- und war dabei ein grauenhafter Schauspieler.

„lass uns reden, über alles. Ich will nicht, dass du gehst.“

Ein kratziges Lachen war alles, was ich dazu heraus bringen konnte. Auf einmal wollte er nicht, dass ich gehe? Sehr witzig, wirklich.

„Ich bin aber schon dabei“, sagte ich, wieder etwas ruhiger. Der Zorn hatte mich müde gemacht, brodelte aber immer noch unter der Oberfläche.

Daraufhin sagte er nichts, schaute nur nervös zu mir, dann auf den Boden, an die Decke und wieder zurück.

„Warum sollte ich bleiben?“, murmelte ich noch einmal und drehte mich schließlich um, als er nicht antwortete. Das war’s dann also. Oder auch nicht…

„Weil ich dich liebe.“

 

Wie erstarrt blieb ich vor der Tür stehen, mit einem Koffer in jeder Hand. Umdrehen konnte ich mich nicht, dazu war ich nicht in der Lage. Ich konnte ihn unmöglich ansehen, nicht jetzt, wo er das gesagt hatte. Sekunden vergingen, vielleicht waren es Minuten.

Die erste Welle, die mich überkam, war eine Welle des völligen Glücks. Diese drei verdammten Worte, das war alles gewesen, was ich von ihm gehört haben wollte.

Er liebte mich, verdammt. Er hatte es gerade zu mir gesagt. Ian liebte mich.

Ich spürte, wie mir die Tränen erneut in die Augen stiegen, teils aus warmer Freude, teils aus dem ganzen Ärger, den ich herunter geschluckt hatte.

Aber dann kam die zweite Welle.

Schlagartig wurde mir seine Lüge bewusst. Ian hatte mich nie geliebt. Das tat er nicht und das würde er wahrscheinlich auch nie tun. Denn dann wäre er mit mir zur Premiere gegangen anstatt mit Rachel.

Ich stellte die Koffer wieder ab, drehte mich dann langsam zu ihm um und kümmerte mich nicht mehr um die Tränen, die mir in den Augen standen. Er kam einen Schritt auf mich zu, wollte mich wohl umarmen, aber ich hielt eine Hand vor mich, sodass er stehen blieb.

„Nein, das tust du nicht“, widersprach ich und klang dabei weniger verletzt als ich wirklich war. „Aber ich liebe dich und das ist das Problem.“

Ich wusste, dass ich das tat. Sogar schon eine ganze Weile, aber erst jetzt, als ich es laut aussprach, wurde es mir selber auch bewusst.

Ich liebte ihn, das tat ich wirklich, mit jeder Faser meines Körpers. Ich liebte ihn und hasste mich dafür.

Ian kam wieder einen Schritt auf mich zu, aber ich wich zurück.

„Ich liebe dich auch, glaub mir“, sagte er leise und schaute dabei so ernst, dass es schon fast wieder zum Lachen war. Er war wirklich ein grottenschlechter Schauspieler.

„Und welchen Wert hat das“, begann ich, nachdem wir einen Moment geschwiegen hatten und funkelte ihn dabei wieder wütend an „welchen Wert hat das, wenn du es niemandem außer mir sagen kannst?“

Darauf hatte er wohl keine Antwort, seine Lippen formten sich ein paar Mal zu Worten, aber er schluckte alles herunter, bevor er überhaupt zu antworten begann.

Ich schaute ihn einen Moment lang noch an, bis mir das Ganze zu blöd wurde.

Dann nahm ich kopfschüttelnd meine Koffer und öffnete die Tür. Ian machte keine Anstalten mehr, mich aufzuhalten. Damit war die Sache dann also beendet.

„Ich rufe dich an“, sagte er leise und schaute ziemlich gequält, nachdem er das gesagt hatte. Etwas Dümmeres hätte auch wirklich nicht kommen können.

„Nein, das wirst du nicht“, erwiderte ich also. Ganz ruhig, dafür mit einer umso härteren Kälte in der Stimme. Meine Wut war wie verflogen, ich konnte für ihn nur noch Verachtung empfinden.

„Du bist ein Arschloch, Ian. Im Ernst.“

Am liebsten hätte ich ihm noch mehr Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber ein Gefühl sagte mir, dass ich ganz schnell von hier verschwinden sollte.

Bevor ich die Tür hinter mir schloss, drehte ich mich aber noch einmal um und schaute ihn unglaublich herablassend und mit einem wunderbar oberflächlichen Grinsen an.

„Und grüß Jensen von mir. Wenn er Jenny noch einmal zu Nahe kommt, werde ich ihm sämtliche Knochen brechen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 14.- „Aggro auf‘m Weihnachtsmarkt!“

 

Jenny

“Hey, da bist du ja endlich!”, empfing ich Mary. Unserer beider Laune war dermaßen schlecht. Eigentlich hätte ich mich am liebsten für die ganze Weihnachtszeit im Haus verkrochen. Mit Schokoladeneis und Liebesfilmen. Jensen hatte es geschafft mein Herz zum brechen zu bringen und Ian war auch nicht grade nett zu Mary gewesen. Also saßen wir doch irgendwie alle im selben Boot.

Nur das Mary der Meinung war, man sollte mal etwas raus gehen. Pff.

“Ja. Sollen wir los?”, murrte sie. Man merkte, dass sie auch nicht wirklich Lust hatte.

Ich vermisste Jensen mit jeder Faser meines Körpers. Aber so spielte das Leben nun mal. Wir waren ja nicht im Märchen.

Ich schloss die Tür ab und setzte mich mit Mary ins Auto. Wir fuhren mit meinem Cooper.

Weihnachtsmarkt. Als Kind hatte ich diese immer geliebt. Dieses Bling Bling und der ganze Kitsch. Aber mit dem Alter verflog es immer mehr. Und heute war mir gar nicht nach Bling Bling.

Mary saß einfach nur da und starrte auf die Straße. Ich wüsste zu gerne was in ihrem Kopf vorging. Vielleicht wie die Rachels Kopf nahm und immer wieder gegen die Scheibe schlug bis das Miststück verreckte.

Heute war das letzte Wochenende vor Weihnachten und in 7 Tagen war es so weit. Fest der Liebe. Das ich nicht Lache. Und natürlich waren alle Leute darauf aus, noch Weihnachtsgeschenke zu besorgen und ich fand keinen Parkplatz, also musste ich mich in irgendeine kleine Lücke quetschen.

Genervt schmiss ich die Tür auf und stieg aus.

“Können wir nicht wieder umkehren? Ich hab keine Lust!”, sagte ich bitter.

“Ich doch auch nicht. Aber wir müssen auch mal wieder was rauskommen.”

Da hatte sie recht. Ich hatte vom ganzen Stubenhocken volle vier Kilo zugenommen und fühlte mich wie ein fettes Schweinchen.

Danke Jensen.

Wir gingen los Richtung Weihnachtsmarkt. Überall leuchteten die Lampen und der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln stieg mir in die Nase. Mary und ich schwiegen. Wir waren beide nicht in Stimmung um viele Worte zu wechseln.

Der erste Stand war voll mit kleinen kitschigen Glasfiguren. Ich hätte gerne alle auf den Boden geschmissen und wäre drauf rumgesprungen, vor allem auf den Küssenden Delfinen.

Generell war der ganze Weihnachtsmarkt voll mit glücklichen Pärchen.

“Lass uns Pärchen vergiften!”, sagte Mary, als hätte sie meine Gedanken gelesen.

“Nichts lieber als das.”, murmelte ich.

In dem Moment gingen eine schwarzhaarige Frau und ein blonder Mann Händchen haltend an uns vorbei. Das Bild erinnerte mich an Jensen und Schneewittchen. Mein Herz stach. Traurig, sehr traurig.

“Guck mal, die sehen total lächerlich zusammen aus. Die ist größer als er mit den Hohen Schuhen!”, lästerte ich fies.

Mary lachte.
“Wie recht du hast. So was wäre mir ja total peinlich!”, stimmte sie mit ein.

“oder schau mal die Zwei! Die ist ungefähr das doppelte von ihrem Schatz!”, fügte sie hinzu und grinste.
“Ist ja ekelhaft! Dick und doof!”, ich begann lauthals zu lachen.

Mittlerweile waren wir schon bei der Glühweinbude.

“Lass uns was trinken!”, sagte ich und packte Mary’s Hand um sie zum Büdchen zu ziehen. Sofort bestellte ich zwei Glühweine um uns was abzulenken. Alkohol war doch ein gutes Mittel gegen Kummer.

Wir stellten uns an einen Tisch und starrten in die Menschenmassen.

“Auf den Dreckskerl Jensen und auf Arschloch-Ian!”, sagte Mary und hob ihr Glas.
“Ouh ja!”, ich stieß mit ihr an und trank.

“Guten Abend Fräulein. Wollen sie eine Rose?”, fragte ein junger Mann und hielt Mary eine rote Rose hin.

“NEIN! Ich will keine beschissene Rose! Und nein ich will auch nicht mit ihnen ausgehen! Was doch eh wieder nur auf das eine auslaufen würde. Das ist doch eh das was ihr Männer wollt. Also schieb dir deine Rose in den Arsch und verpiss dich!”, sagte sie.
Der Kerl sah sie etwas irritiert an.

“Sie wurde grad verlassen.”, versuchte ich ihren Ausraster zu erklären.

“Okay..”, murmelte er nur und drehte sich wieder um.

“Was für ein Idiot!”, murmelte Mary in ihr Glühweinglas.

“Männer sind Schweine!”, stimmte ich ein.

“Aber Jenny, ich dachte wir führen eine Sexbeziehung!”, machte ich Jensen nach und nahm noch einen kräftigen Schluck von dem Glühwein.

“Aber klar liebe ich dich Mary, ich gehe zwar mit Rachel auf die Premiere aber zum vögeln bist du gut genug!”, sagte Mary genervt und knallte ihr Glas auf den Tisch. Zum Glück war es laut genug auf dem Weihnachtsmarkt, dass niemand so viel mitbekam.

Innerlich blutete mein Herz. Jedoch wischte der Hass ein wenig Blut wieder auf.

Direkt gegenüber war ein Stand, an dem Lebkuchen Herzen verkauft wurden.

“Das was ich jetzt mache, muss einfach sein!”, kündigte ich an und ging rüber zu dem Stand und kaufte ein fettes Herz auf dem I LOVE YOU stand.

Dann ging ich zurück zu Mary.

“Hier. Nimm das mal.”, sagte ich und drückte ihr mein Handy in die Hand.

“Also Arschloch. Ich will dir nur mal zeigen was du mit meinem Herz gemacht hast.”, fing ich an , während Mary filmte. Ich nahm das Herz und brach es in der Mitte durch.

“Aber auf der einen Seite kann ich mich bedanken. Immerhin wurde ich dran erinnert was Männer doch für Schweine sind.”, ich lächelte gespielt in die Kamera.

“Ach ja und sag Ian, wenn er wiederkommt werde ich ihn kastrieren. Keiner bricht meiner Freundin das Herz. Ich hoffe du und Schneewittchen habt ganz viel Spaß. Küsschen.”, dann hielt ich noch mal toll meinen Mittelfinger in die Kamera und nahm sie um auf Mary zu filmen.

“Ach ja Jensen , ich überleg mir noch was schönes für dich. Denn ich mag es auch nicht wenn man Freundinnen das Herz bricht.”, sagte sie und lächelte so gespielt, dass ich mir das lachen verkneifen musste.

“UND! MÄNNER SIND SCHWEINE!”, schrien wir beide in die Kamera und dann drückte ich auf Stopp und schickte das Video an seine Handynummer.

“Das musste jetzt mal sein!”, ich lachte.

“Ouh ja!”; Mary stimmte mit ein.

Dann besorgte ich uns noch zwei Glühweine.

“Vielleicht hätte ich doch Dominik wählen sollen, Mary..”; sagte ich mit einem bitteren Unterton.

“Ja vielleicht. Vielleicht hätte er dir aber auch nur das Herz gebrochen .”, sagte sie.

Wir tranken noch ein paar Glühweine und lästerten über Pärchen.

Irgendwann machten wir uns dann auf den Heimweg.

Ich konnte mir nicht vorstellen , irgendwann noch mal eine glückliche Beziehung zu führen, aber da wusste ich auch noch nicht, was noch alles passieren würde.

 

Kapitel 15- „We are simple having a wonderful christmas time.“

 

Mary

 

„Wir lassen Weihnachten ausfallen. So einfach ist das.“

Trotzig wie ein kleines Kind stand Jenny vor mir, die Händen in die Hüften gestemmt und mit hochroten Kopf. Nachdem wir acht Stunden in Köln verbracht und uns so ziemlich alles gekauft hatten, was wir irgendwann eventuell mal gebrauchen könnten, standen wir jetzt mit unseren Einkaufstüten in ihrem Wohnzimmer und bereiteten uns auf einen ordentlichen Mädelsabend vor. Es gibt schließlich nichts, das gegen Liebeskummer besser hilft als Frustshoppen und Mädelsabend.

„Wir lassen Weihnachten ausfallen“, wiederholte Jenny, während sie in ihrer H&M- Tüte wühlte und Unmengen an Klamotten aus ihr hervorzauberte.

Wir befanden uns beide im Moment in einer hochexplosiven Phase, irgendwo zwischen Enttäuschung, Frust und einem unglaublichen Hass auf die Welt.

Und das ausgerechnet in der Weihnachtszeit.

„Man kann doch Weihnachten nicht einfach ausfallen lassen“, erwiderte ich daher schwach, denn obwohl ich das Fest der Liebe vergötterte wie keinen anderen Tag, fing ihre Idee wirklich an, mir zu gefallen.

„Na klar können wir das. Du pennst doch eh bei mir, dann besorgen wir uns eine Menge Schokolade, ein paar Filme ohne Happy End und verlassen das Haus nicht wieder, bevor das Fest vorbei ist.“ Skeptisch schaute ich sie an, wie sie das mit brüchiger Stimme sagte und weiter in ihren tausenden von Tüten wühlte. Ihre Haare waren strohig und matt und ihre Haut ein wenig blasser als sonst. Das ließ sie noch schlecht gelaunter wirken, als sie ohnehin schon war. Und das musste was heißen!

Nein, in Weihnachtsstimmung war sie wirklich nicht, aber das konnte ich auch wirklich gut verstehen. Ich litt mit ihr- und das nicht nur im übertragenden Sinne. Die Sache mit Jensen und Ian hatte uns beide ein wenig aus der Bahn geworfen, vermutlich mehr als wir selber ahnen konnten. Mein Praktikum war außerdem beendet, bald würde ich mich für die Unis bewerben. Und das, obwohl ich mir unsicher als je zuvor war, was meine Zukunft anging.

Aber wenigstens müsste ich Julian, den wunderbaren Manager, nie wieder sehen. Und was noch viel besser war- Ian auch nicht.

„Mary, warum hab ich mir Ugg Boots gekauft?!“ Mit schockiertem Blick riss mich Jenny aus den Gedanken und hielt mir die hässlichen Schuhe direkt vor die Nase. Sie hasste Ugg Boots, woher sollte ich das wissen?

„Du hast gesagt, du bräuchtest welche“, erwiderte ich daher, kaum überzeugend.

„Aber ich HASSE Ugg Boots!“

Ich konnte sie nur heiser auslachen, wie konnte man nur so fertig sein?

Dann holte ich ein Klatschblatt aus einer Tüte hervor und warf mich auf Jennys Couch, während sie die Schuhe verwirrt in ihrer Tüte verschwinden ließ. Gerade als sie sich neben mich setzen wollte, entdeckte ich einen Artikel über Ian und schlug die Zeitung sofort zu. Das hatte noch gefehlt, als hätten wir uns nicht schon genug aufgeregt heute!

„Was war da?“, fragte Jenny, ihre Neugierde war manchmal echt unglaublich. Und bevor ich mir überhaupt eine Ausrede ausdenken konnte, hatte sie mir die Zeitschrift auch schon aus der Hand gerissen und starrte wie hypnotisiert auf Ians Artikel.

„Die zehn Traumpaare Hollywoods!“

Da war er also, mit seiner zuckersüßen Rachel. Platz acht, immerhin. Wenn man bedachte, dass die beiden eigentlich nichts in Hollywood zu suchen hatten. So schlechte Schauspieler hatten da wirklich nichts zu suchen.

Ian sah gut aus, verdammt. Warum konnte ich den Kerl nicht wenigstens jetzt hässlich finden?
Aber Jenny regte sich umso mehr über Platz sieben auf.

Da lag er also, am Strand von Monaco mit einer dunkelhaarigen Frau, die Jenny immer boshaft „Schneewittchen“ nannte. Das war die Frau- oder vielleicht sollte ich besser sagen: die Schlampe-, die wir nach der Party mit Jensen im Bett gefunden hatten.

Das konnte doch wohl nicht wahr sein.

„Das kann doch wohl nicht wahr sein!“, jammerte sie und schaute wütend auf die Zeitschrift, bis ich Angst vor ihr hatte.

„Eigentlich müsstest du dich jetzt mal mit Dominik treffen. Schön in der Öffentlichkeit, eine Umarmung hier, ein Kuss da. Und schon bist du in den Schlagzeilen und Jensen steht als der Dumme da.“

Zuerst schwieg sie und schien die Sache wirklich in Betracht zu ziehen. Zum Glück schüttelte sie dann aber grinsend den Kopf, war ja auch nur ein Scherz gewesen.

„Ach nee“, antwortete sie schließlich und schaute mich dabei schmunzelnd an, „ganz so frustriert bin ich dann doch nicht. Und ich lass mich bestimmt nicht auf Jensens Niveau herunter!“

Richtig so, dachte ich, nahm die Zeitschrift demonstrativ und riss sie auseinander. „Damit ist jetzt Schluss!“

Aber so wirklich überzeugt waren wir beide nicht. Jenny stieß nur einen langen Seufzer aus und ich war auch nicht wirklich von mir überzeugt. War wahrscheinlich noch ein bisschen früh, um wieder auf die Beine zu kommen. Denn wie das ausgeht, haben wir ja alle auf dem Weihnachtsmarkt gesehen- wir sind aggressiv und gehen auf alle Leute los.

Also ließ ich mich wieder müde neben Jenny fallen und wir schwiegen einen Moment.

Im Hintergrund lief „All I want for Christmas“ von Mariah Carey- ich hätte kotzen können. Warum musste Weihnachten ausgerechnet jetzt sein? War unsere Stimmung nicht schon mies genug? Und jetzt lag überall so ein überdrehter Kitsch in der Luft, zusammen mit ganz viel LIEBE. Als wäre es nicht so schon schlimm genug gewesen.

„Wir lassen Weihnachten ausfallen.“

Der Fernseher war an und lief vor sich hin, in einer unglaublichen Lautstärke, als ich mir ein Toast fertig machte und Jenny einen Yoghurt in die Hand drückte. Dass sie sich in letzter Zeit nur noch von Süßigkeiten ernährte, war vielleicht nicht die beste Idee. Klar, die ganze Jensen-Sache hatte sie aus der Bahn geworfen, mir ging es nach New York ja genauso. Aber das war doch kein Grund, sich so gehen zu lassen.

„Solange ich in deinem Haus bin wird ordentlich gegessen!“, entschied ich daher.

Ein trotziger Blick war alles, was sie dazu erwidern konnte, also nahm sie den Yoghurt, einen Löffel und ließ sich theatralisch auf der Couch fallen. Man hätte fast meinen können, sie hätte getrunken. Vorsichtig setzte ich mich neben sie, während die Backstreet Boys mich aus dem Fernsehen praktisch anschrien.

„Schwul“, murmelte Jenny in ihren Yoghurt-Becher und schaltete durch alle Kanäle- natürlich nicht, ohne zu jedem einen zynischen Kommentar abzugeben.

Plötzlich erschien er zwischen Kochshows und Asi-TV, nur für den Bruchteil einer Sekunde. Aber obwohl Jenny in Überschallgeschwindigkeit weiter schaltete, hatte ich ihn erkannt.

„Stopp! Zurück!“ Ich bereute es, direkt nachdem ich es ausgesprochen hatte, aber bevor ich meine Meinung auch schon wieder ändern konnte, hatte Jenny besagten Kanal gefunden- und Ian.

Er trug ein Varvatos Shirt, was auch sonst? Für einen Moment ertappte ich mich bei dem Gedanken an den Tag nach der Party. Wo alles begonnen hatte. Da hatte er genau dieses T-Shirt getragen, als ich neben ihm aufgewacht war.

Er war heute nicht rasiert, die Haare ein wenig durcheinander. Hektisch schaute er um sich, im Blitzlicht der Fotografen schien er sich alles andere als wohl zu fühlen.

Ich wollte ihn so nicht sehen. Der Gedanke, er würde ohne mich wunderbar zurechtkommen, hatte sich zu sehr in meinen Kopf gebrannt. Er war nicht der Typ für ein gebrochenes Herz oder so einen Mist. Er würde damit zurechtkommen, es hatte ihm wahrscheinlich noch nicht einmal was ausgemacht. So war er eben, ein gefühlsloses Arschloch.

„Soll ich umstellen?“, fragte Jenny, jetzt ohne jegliche Art von Ironie. Ich gab wohl ein ziemlich armseliges Bild ab, wie ich da saß und ihn anstarrte.

Ich antwortete nur mit einem Kopfschütteln. Einen Moment noch, ich wollte seine Stimme hören. Ich wollte sehen, wie er mit seinem perfekten Leben klar kam. Denn dann konnte ich ihn hassen und endlich vergessen.

„Sieht ziemlich übel aus“, sagte ich schließlich grinsend, während er hier und da mit allen möglichen Stars posierte. Jennys Blick lag auf mir, das konnte ich eindeutig spüren. Ich versuchte also meine Fassung so weit es ging zu behalten. Leider versetzte jeder Blick auf Ian mir einen erneuten Stich ins Herz, so als würde mir immer wieder bewusst werden, wie sehr er mich doch getroffen hatte. Und das hatte er, gnadenlos.

„Ian! Wow! Ian Somerhalder!“ Als hätten wir es nicht eh schon alle gewusst.

Der schleimige Reporter kam mir ziemlich bekannt vor, wahrscheinlich war es sogar dieser dumme Moderator vom letzten Mal. Ian kam auf ihn zu, an den Rand des roten Teppichs, wie es diese ganzen Superstars taten, um Interviews zu geben, die niemanden wirklich interessierten. Ob er denn aufgeregt sei, wollte der Reporter wissen. Natürlich war er das, wie er mehrmals betonte, obwohl es natürlich nicht stimmte. Nicht mal im Scheinwerferlicht konnte man seine dicken Augenringe übersehen. Er sah aus, als hätte er die letzten Tage mit ziemlich wenig Schlaf- und dafür mit umso mehr Alkohol verbracht. Dann wurde es interessant.

„And you came here completely alone? I mean, you look so good tonight!“ Bei dem Statement konnte nicht mal Ian sich das Grinsen verkneifen. „Good“ war nun wirklich nicht das Wort, das ich benutzt hätte. Es gab mir sogar eine gewisse Befriedigung, zu wissen, dass sogar ein Ian Somerhalder schlecht aussehen konnte. Und das tat er im Moment wirklich.

Irgendetwas war anders an ihm und es dauerte wirklich nicht lange, bis ich erkannte, was das war. Diese Gelassenheit, die Ausgeglichenheit, die ihn immer umgeben hatte, war komplett verschwunden. Früher hatte ich mich immer darüber aufgeregt, wie leicht er scheinbar mit jeder Situation umgehen konnte. Das hatte ihm immer eine gewisse Überlegenheit gegeben. Während ich, völlig durch den Wind, von einer Peinlichkeit in die nächste gestolpert war. Von dieser Überlegenheit war jetzt nichts mehr übrig, er versuchte das Ganze zwar mit einem Grinsen zu überspielen- aber man konnte genau sehen, dass er sich unwohl fühlte.

Viel neugieriger war ich aber auf einmal, wo Rachel steckte. Er war wirklich alleine gekommen, unglaublich aber wahr. „Wo ist die Bratze?“ Jenny hatte wohl denselben Gedanken wie ich gehabt- und auch der Armani-Mann schien sich dafür zu interessieren.

„Where’s Rachel? If I may ask…“

Und schon saßen Jenny und ich wie gebannt da, das war die Millionen-Euro-Frage.

Wo war dieses blonde Miststück von Rachel? Und warum schaute Ian bei der Frage so hektisch von links nach rechts? Ohne zu antworten, verlagerte er sein Gewicht von einem Bein aufs andere, grüßte einen vorbeigehenden Star und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Aber unsensibel, wie diese Reporter nun mal sind, kamen jetzt direkt ein paar auf Ian zu und wollte ganz genau wissen, was da los war mit der Rachel.

„Is there any truth to the rumour that you have an affair with that german girl?“

“Did you break up with Rachel?”

“Ian, what’s going on?

Hektisch schaute er abwechselnd in die verschiedenen Kameras, zu den vielen Reportern und dann hilfesuchend zu seinem Co-Star im Hintergrund. Aber nichts konnte ihm helfen.

„Spuck’s doch endlich aus!“, schrie ich den Fernseher an- und das so plötzlich, dass ich mich selber erschrak. Ich war so gespannt auf seine Antwort, dass ich wieder kurz davor war, hysterisch loszulachen. War so gespannt auf die Lüge, die jetzt kommen musste. Aber was dann passierte, ging über alle meine Erwartungen hinaus.

„You want to know the truth?” fragte Ian langsam und mit diesem unwiderstehlichen Grinsen, das ich nur zu gut von ihm kannte.

Dann setzte er seinen durchdringlichen Blick auf, schaute mit seinen tiefblauen Augen direkt in die Kamera vor ihm und sagte es. Er sagte es tatsächlich, vor den vielen Reportern und Fotografen. Und vor allen Kameras, die auf ihn gerichtet waren.

„That german girl… her name is Mary. And I love her. More than I ever loved someone.”

 

 

 

 

Jenny:

 

Unglaublicherweise hatte ich mich heute mal wieder aus dem Haus gequält. Oh man, was war nur los mit mir. Ich benahm mich wie ein Teenager mit Liebeskummer. Fraß Schokolade in mich rein und heulte. Jensen hatte genau das geschafft, was Dominik auch geschafft hatte. Herzlichen Glückwunsch an euch beide!

Komischerweise war mein Kühlschrank geleert und ich war nun denn gezwungen worden, das Haus zu verlassen. Ich nahm mir einen der Einkaufswägen und schob sie gemütlich durch den Laden. Wenigstens belästigten mich die Papparrazzis nicht mehr so oft! In ein paar Tagen war Weihnachten und ich hatte jegliche Lust auf das Fest der Liebe verloren!

Vor dem großen Schokoladenstand machte ich halt und nahm einfach von jeder Sorte eine mit! Irgendwie fraß ich meinen Kummer in mich rein. Das einzig Gute an der Weihnachtszeit momentan waren die vielen Sorten an Domino Steinen und Marzipan Brot.

Ich schob den Wagen weiter vor mich hin. Als ich an einem der Regale stehen blieb, fiel mein Blick in den gegenüberliegenden Spiegel. Ich erschrak vor mir selber. Wie konnte ich mich so gehen lassen? Ich trug eine Schlabberhose und ein eng anliegendes schwarzes Top. Meine Haare fielen schlaff an meinen Schultern runter und ich war nicht mal ordentlich geschminkt. Unter meinen Augen bildeten sich große schwarze Augenränder. Früher wäre ich so NIEMALS aus dem Haus gegangen.

Aber ich hatte nicht länger Lust mich mit meinem Äußeren zu beschäftigen und schob den Wagen weiter Richtung Kasse.

Leider fiel mein Blick auf diese dämlichen Klatschblätter.

“WIE BITTE?”, sagte ich vollkommen schockiert als ich das Tittelblatt sah. Vor meinen Augen verschwamm alles. Ich war mir nicht sicher ob es der Schock war oder doch eher Tränenflüssigkeit. Ich nahm es hoch. Jensen war grade dabei Schneewittchen innig die Zunge in den Hals zu stecken. Ekelhaft! Das war doch unfair! Drunter stand: “Exklusives Interwiev mit Jensen Ackles. Hat er eine neue Freundin?”

So ein verdammter Idiot! Ich schmiss die Zeitung in den Wagen und bezahlte alles. Wie blöd mich der Kassierer anglotzte. Vielleicht wollte ich ja Schokoladenfondue mit verschiedenen Geschmäckern machen?

Daraufhin räumte ich alle Sachen in meinen kleinen Cooper und raste nach Hause. Zu Hause setzte ich mich aufs Sofa, nahm meine Lieblingsschokolade- Marzipan- und begann das doofe Klatschblatt zu lesen. Bei jedem Satz von Jensen schoss entweder ein -FICK DICH- durch meinen Kopf oder Tränen in meine Augen.

Er war jetzt also offiziell mit Schneewittchen zusammen. Was wollte er mit dieser blöden Bratze? Ich konnte ihm viel mehr bieten als dieses Miststück. Mir lagen grade sehr viele Schimpfwörter auf der Zunge mit denen ich die beiden gerne beschimpft hätte aber da fielen mir Marys Worte wieder ein. Dominik würde eine nette Ablenkung bieten und Jensen mal auf mich aufmerksam machen. Ich grinste und fing dann hysterisch an zu kichern, obwohl ich noch Tränen in den Augen hatte. Ja, dazu kam nämlich das ich die schlimmsten fünf Tage im Monat hatte.

Ich zog mein Handy und wählte Dominiks Nummer wie fremdgesteuert.

“Hallo?”, ging er mit seiner äußerst tiefen, erotischen Stimme an das Telefon.

“Hey Dominik.”

“Oh, wie komm ich zu der Ehre?”, er lachte.

“Ich hab mir alles überlegt. Ich will dich treffen. Um 18. Uhr im Park. Wir können was reden.”

“Das kommt aber ganz schön plötzlich.”
“Genauso wie dein Geständnis plötzlich kam. Also entweder du kommst, oder du kommst nicht. Bis dann.”, ich legte einfach auf und atmete tief ein. Was war ich nur für eine blöde Kuh?

Mein Kleiderschrank war voll mit unnötigen Kleidungsstücken und jetzt, wo ich etwas brauchte, fand ich nichts. Ich verschwand in die hintersten Ecken meines Schrankes und fand eine schwarze enge Röhrenjeans und ein weißes Top. Das war doch schon mal ganz nett. Dann fand ich noch eine schwarze, durchsichtige Bluse. Das kombinierte ich dann noch mit meinen High Heels. Meine Haare musste ich mit ganz viel Spülung waschen, um sie auch nur im geringsten wieder schön hinzubekommen. Und schminken tat ich mich auch ordentlich. Ich entschied mich später doch gegen die High Heels und für Stiefel, da es draußen schneite. Schnell zog ich mir meine braune Lederjacke über und eine Mütze und machte mich auf den Weg. Hoffentlich würde Dominik mich nicht versetzen.

 

Ich wartete jetzt schon seit einer verdammten halben Stunde in dieser Arschkälte! Meine Laune war auf dem Nullpunkt und mein Hass auf Männer stieg nur noch. Ich trat Schnee vor meinen Füßen hin und her. Außerdem drückte die Jeans, da ich wohl in letzter Zeit ein wenig zugelegt hatte. Ich wollte grad gehen, als ich Dominik erblickte. Es raubte mir fast den Atem, er sah unglaublich aus. Noch viel besser als beim letzten Mal. Er trug eine dunkelblaue enge Jeans und schwarze Turnschuhe, auch eine Lederjacke trug er, unter der sich ein dunkelblaues T-shirt mit V-Ausschnitt verbag, welcher jedoch auf Grund eines schwarzen Schals nicht zu sehen war. Seine blonden Haarspitzen ragten unter einer blauen Mütze hervor, außerdem hatte er leichte Bartstoppeln im Gesicht. Er raubte mir in jederlei Hinsicht den Verstand.

“Hey..”, murmelte er und grinste, als er vor mir stand.

“Wow, du siehst unglaublich..”, setzte ich zum Satz an.

“Heiß, scharf, geil oder sexy…aus?”, er zog eine Augenbraue hoch und musterte mich.

“Nein, eigentlich wollte ich sagen anders .”, konterte ich um ihn von seinem hohen Ross runterzuholen.

“Ouh, anders ist auch gut.”, wieder grinste er.

Es war so toll, wenn seine Zähne zwischen den roséfarbenden Lippen herblitzten. Sie waren so weiß wie der Schnee.

“Wollen wir nicht was laufen?”, fragte ich in der Hoffnung wir würden auf Papparazzi treffen.

Er nickte und ging los.

“Du hast dich aber auch verdammt verändert, dass ist mir schon bei unserem ersten Treffen aufgefallen.”

“Ach so, sind vielleicht die zwanzig Kilo, die ich wegen dir abgenommen habe.”, antwortete ich kalt. Er hatte mich so verletzt. Erst hatte er mir meine verdammte Jungfräulichkeit genommen, und dann hatte ich rausgefunden, dass das alles nur eine blöde Wette gewesen war. Dabei war er doch meine erste große Liebe gewesen.

“Das mit damals tut mir Leid.”
“Es tut dir nicht leid, Dominik! Lüg doch nicht!”, ich versuchte meine Wut zu unterdrücken.

“Doch. Wirklich!”

“Sei einfach still!”
“Aber ich dachte wir wollten reden?”, sagte er skeptisch.

Daraufhin schmiss ich ihm einen bitterbösen Blick zu und er schwieg. Wir liefen eine Zeitlang nebeneinander her.

“Darf ich wieder reden?”, fragte Dominik und lachte.

“Ja okay.”, ich lachte auch.

“Und hast du mit deinem Macker Schluss?”, fragte er. Es war ein sehr großer Fehler mich auf Jensen anzusprechen.

“Ja.”, sagte ich sauer.

“Ach so, und ich bin jetzt dein Notstopfen oder was?”, fragte er etwas verwirrt.

Ich drehte mich zu ihm um und bemerkte die Person, die hinter dem Busch lauerte. Natürlich.

Ich packte ihn und riss ihn an mich ran um ihn zu küssen. Dominik erwiderte auf unverständliche Weise den Kuss. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.

Er konnte das wirklich gut. Und seine Lippen waren so weich wie eine Feder. In der Hoffnung, dass dieser komische Vogel da ein Foto geschossen hatte, ließ ich von ihm ab und packte seine Hand um loszurennen.

Dominik sah mich ziemlich perplex an , folgte mir aber. Wir rannten eine Weile bis wir vor einem kleinen Laden in der City stehen blieben.

“Was war das jetzt?”, fragte er mich und zog wieder seine Augenbrauen hoch. Das sah wirklich putzig aus!

“Wie was war das?”
“Erst küsst du mich und dann rennst du weg, wo ist da der Sinn? Hast du mich jetzt nur benutzt um deinen Macker eifersüchtig zu machen?”, er klang nicht mehr so begeistert. In diesem Moment empfand ich nichts mehr für Dominik. Gar nichts! Natürlich, er war ein bildschöner Mann und ich hätte auch nichts gegen Sex mit ihm einzuwenden, aber jeglicher Gedanke in meinem Kopf galt Jensen. Ich liebe ihn, dass sollte ich mir endlich eingestehen.

“Ehrlich gesagt ja. Und vielleicht wollte ich dir mal genau so das Herz brechen, wie du mir damals!”, kam wie aufgenommen und abgespielt.

Das war das , was ich dem Kerl eigentlich seit meinem 16. Geburtstag antun wollte. Ich erwartete keine Antwort, sondern drehte mich um und ging zu meinem Auto.

Ich leckte kurz über eine Lippen um den Rest von Dominik zu entfernen, bevor sich ein fettes Grinsen auf meinen Lippen ausbreitete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 16.- Love is this, this is love

 

Mary:

„Ich geh eben meine Sachen aus dem Auto holen!“, rief ich Jenny noch schnell zu, bevor ich die Haustür öffnete und mich nach draußen, in die eisige Kälte, begab. Es war der Morgen des 24. Dezembers. Und obwohl wir uns alle Mühe gemacht hatten, diesen Tag so gut es ging zu vergessen, war es uns natürlich nicht gelungen. Wie auch?

Die Stimmung lag aber ganz und gar nicht auf dem Nullpunkt. Was Jenny anging, so ging es ihr schon wieder wesentlich besser als noch an den Tagen zuvor. Die Sache mit Dominik hatte sie mir natürlich erzählt- mehrmals und sehr ausführlich! Und ehrlich gesagt war ihr die Erleichterung anzusehen. Zwar war sie immer noch ein wenig frustriert wegen der Sache mit Jensen, aber wenigstens war sie jetzt endlich frei von Dominik. Nach so vielen Jahren, in denen sie hatte mit sich spielen lassen… ich konnte nur hoffen, dass sie sich von Jensen schneller lösen würde als es bei Dominik der Fall gewesen war. Sonst würden wir nicht besonders viel Spaß haben, in den nächsten zehn Jahren.

Was mich anging, ich war mit den Nerven komplett am Ende. Im Ernst.

Ians Auftritt im Fernsehen hatte mich mal wieder dermaßen aus der Bahn geworfen, dass ich absolut nicht mehr wusste, was ich denken oder tun sollte. Ein Teil von mir war sich absolut sicher, dass dieser Auftritt rein gar nichts zu bedeuten hatte. Ian und ich, das hatte nicht funktioniert und das würde niemals funktionieren. Besser, ich würde ihn jetzt abhaken, sonst endete das Ganze noch in einem unglaublichen Chaos.

Ich versuchte mir selber einzureden, dass dieser Teil von mir Recht hatte- und dass es genau das war, was ich wollte. Aber je mehr ich mir das selber einredete, desto stärker wurde mir bewusst, dass es absoluter Schwachsinn war.

Ian zu vergessen war wirklich das Letzte, was ich hätte tun können. Und es war auch das Letzte, das ich hätte tun wollen. Diese Erkenntnis trug ich jetzt seit Tagen mit mir herum. Und alles, was ich davon hatte, waren Depressionen und Kopfschmerzen.

Das konnte doch unmöglich diese Liebe sein, von der alle Menschen immer sprachen. Und wenn es doch Liebe sein sollte, wieso hatten dann alle Beteiligten nur das Schlechte davon? Sollte das nicht etwas Schönes sein? Etwas, das man lieber fühlte als alles andere auf der Welt? Und trotzdem waren Kopfschmerzen das Einzige, das ich bei dem ganzen Kopfzerbrechen fühlen konnte.

 

Liebe wurde überbewertet. Punkt.

 

Naja, wie auch immer. Auf jeden Fall war es jetzt soweit, Weihnachten stand vor der Tür. Den Tag verbrachte ich natürlich bei Jenny, so wie alle Tage in letzter Zeit. Wir hatten uns dazu entschlossen, den ganzen Tag auf der Couch zu sitzen, Katastrophen-Filme zu gucken und Pizza zu mampfen. So ganz war die depressive Phase dann doch noch nicht zu Ende.

Das ganze Zeug für die Pizza war allerdings noch bei mir im Auto, deswegen musste ich jetzt wohl oder übel nach draußen. Über Nacht hatte es Unmengen an Neuschnee gegeben, Jennys Einfahrt war regelrecht zugeschneit. Und faul wie sie nun mal war, hatte sie sich natürlich nicht die Mühe gemacht, den Schnee wegzuräumen. Deshalb hatte ich ein Stück vom Haus entfernt parken müssen. Der einzige Parkplatz in der Nähe hatte aber leider eine ziemlich unvorteilhafte Lage- direkt vor Jensens und Ians Villa. Ich war also doppelt angespannt, als ich zum Wagen ging. Nicht nur, dass die Kälte mir ganz schön zusetzte- ich musste mir jetzt auch noch Sorgen machen, auf einen der Hausbesitzer zu stoßen.

Jensen zu treffen wäre gar nicht mal so schlimm gewesen. Dann hätte ich endlich eine Gelegenheit gehabt, ihn zu kastrieren. Wie er mit Jenny umgegangen war, war wirklich unglaublich. Da hätte er sich tausend Mal im Fernsehen entschuldigen können- kastrieren wollte ich ihn so oder so. Und bei Ian war es eigentlich genau dasselbe. Aber nur „eigentlich“. Und da lag der kleine, aber feine Unterschied.

Mit schnellen Schritten kämpfte ich mich durch die Unmengen an Schnee, bis ich schon ein Stück von meinem roten Citroen sehen konnte. Es grenzte an ein Wunder, dass ich es überhaupt geschafft hatte, damit durch den Schnee zu fahren. Ich konnte nur hoffen, dass der Parkplatz jetzt nicht auch noch zugeschneit war. Dann würde ich mit dem Auto nämlich so schnell nirgendwo mehr hinkommen.

Als ich um die Ecke bog, warf ich automatisch einen Blick auf das Tor zum Grundstück der lieben Nachbarn. Es war natürlich niemand zu sehen- und das war wahrscheinlich auch besser so. Gerade wollte ich erleichtert aufatmen, da erhaschte ich einen Blick auf mein Auto. Und was ich befürchtet hatte, war natürlich passiert.

 

Da stand er, lehnte sich an meinen Citroen und sah dabei so verwegen aus wie James Dean. Die Hände in den Hosentaschen stand er da und schaute mit zusammengekniffenen Augen Richtung Sonne.

Sofort blieb ich stehen, wäre am liebsten einfach umgekehrt oder in den nächsten Busch gesprungen. Aber da hatte er mich auch schon entdeckt.

Blaue Augen, dachte ich, als sein Blick meinen traf und sein Gesicht aufblitzte. Diese verdammten blauen Augen. Gierig atmete ich die kalte Luft ein und fuhr mir gestresst mit der Hand durch die Haare. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Schritt für Schritt ging ich auf ihn zu, umzukehren wäre jetzt feige gewesen.

„Mary…“, sagte er leise, mit seiner tiefen, rauen Stimme, die allen Schnee hätte schmelzen können. Zu hören, wie er meinen Namen sagte, löste ein unglaubliches Gefühl in mir aus. Und ehe ich mich versah, standen wir uns gegenüber. So nah. Und doch so weit voneinander entfernt.

„Lass mich bitte ein paar Dinge sagen.“

„Gehst du mal bitte aus dem Weg? Ich muss an mein Auto“, erwiderte ich und versuchte die Tränen herunter zu schlucken, die sich ihren Weg zu meine Augen bannten. Ich musste standhaft bleiben, nur dieses eine Mal. Nur dieses eine verdammte Mal.

Doch Ian blieb einfach vor mir stehen, machte nicht die geringsten Anstalten, mich vorbei zu lassen.

„Bitte, ich möchte es nur einmal sagen. Und du sollst es hören.“

Skeptisch blieb ich vor ihm stehen, schaute auf den Boden und an ihm vorbei. Überall hin, nur nicht in seine Augen. Weil ich ganz genau wusste, dass ich dann aufgeben würde.

Das alles geriet völlig aus den Fugen, passte nicht zu meinen Vorstellungen. Und so sollte es nicht sein. Er hätte mich verletzen und dann in Ruhe lassen sollen. Er hätte sich um sein scheiß perfektes Leben kümmern sollen, in das ich anscheinend nicht passte. Und ich hätte mich um mein Leben gekümmert.

„Es tut mir Leid.“

Na wunderbar, jetzt machte er sich wohl auch noch über mich lustig.

„Ian, bitte… lass es einfach, okay?“ Aber er war natürlich noch nicht fertig.

„Bitt, hör mir einfach zu.“

Wenn auch nur widerwillig ließ ich es über mich ergehen und konnte nur beten, dass die ganze Sache nicht noch unangenehmer wurde, als sie ohnehin schon war.

„Ich weiß, dass ich ein unglaubliches Arschloch war“, begann er langsam und suchte dabei meinen Blickkontakt. Krampfhaft versuchte ich, weiter auf mein Auto zu starren.

„Und ich weiß, dass ich nicht von dir verlangen kann, mir das zu verzeihen.“

Wie Recht er doch hatte.

„Aber bevor wir das Ganze beenden, musst du wissen, dass ich dich liebe. Und das tue ich wirklich.“

Ich hatte seine Worte gehört, jedes Einzelne hatte ich gehört. Und doch war kein Einziges bei mir angekommen. Zumindest versuchte ich mir einzureden, dass sie keine Bedeutung mehr für mich hatten, aber das war natürlich nicht so.

„Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Ich weiß, dass ich dich mies behandelt habe und das tut mir unglaublich Leid. Aber eine Sache musst du mir glauben: Du bedeutest mir so viel.“

Das war es. Das war alles gewesen, was ich jemals von ihm gehört haben wollte. Also tat ich es. Ich schaute ihn an, direkt in die tiefen Augen. Und ehe ich mich versah, spürte ich, wie mir die erste warme Träne übers Gesicht lief.

„Sprich weiter…“, sagte ich mit brüchiger Stimme. Und wusste genau, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. „Sag es.“

Ian kam noch einen Schritt auf mir zu, sodass es mir völlig den Atem verschlag. Seine Hände legte er an meine Wangen bis mein Gesicht unter seiner Berührung zu glühen begann und mein Körper ein warmer Schauer durchzog.

„Ich weiß, das wird nicht leicht. Du hier, ich in New York. Aber das kann funktionieren. Wirklich, wir schaffen das. Ich will, dass wir das schaffen.“

Seine Wärme war mir jetzt so nah, seine blauen Augen suchten nach meinen. Und alles, was ich tun konnte, war dazustehen und zu spüren, wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich musste es hören, das musste ich einfach.

Ian atmete einmal tief durch, kam mit seinem Gesicht noch ein Stück näher und sagte es, mit einer solchen Ehrlichkeit, dass plötzlich alles um uns herum an Bedeutung verlor.

„Ich liebe dich.“

 

Ich hatte eine Mission. Eine verdammt gute Mission. Ich musste dabei helfen, Jenny und Jensen wieder zusammen zu bringen.

Klar, am Anfang hatte ich mich mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Jensen, dem Arschloch, noch eine Chance geben? Viel lieber hätte ich ihn endlich kastriert.

Aber Ian, der wunderbare Ian, hatte mich natürlich überzeugen können.

„Er liebt Jenny, wirklich. Aber er kommt nicht mehr an sie heran.“

Ja, was für ein Wunder.

Aber letztendlich hatte ich natürlich nachgegeben. Was zur Hölle war eigentlich los mit mir? Entweder waren es die unglaublichen Glückshormone in mir oder einfach nur die Tatsache, dass ich kurz davor war, vor Liebe zu ersticken.

Und es war Weihnachtszeit, verdammt. Wenn ich sonst auch Realist war, jetzt war ich eben eine hoffnungslose Romantikerin. Und ich wünschte Jenny genau dasselbe.

Auch wenn der Plan, den Ian und Jensen sich ausgedacht hatten, wirklich fies war.

Wirklich fies.

„Jenny! Jenny! Ich hab keinen Pizzateig dabeeeeeeei!“, schrie ich hysterisch und versuchte dabei möglichst echt zu wirken.

Die Gute warf mir von der Couch ihren „was geht bei dir ab?“- Blick zu. Ich war eine grottenschlechte Schauspielerin- und das wusste sie.

„Du hast den Pizzateig vergessen?“, fragte sie daher. Und zwar so langsam, als wäre ich schwer von Begriff. Verdammt aber auch!

Nervös ging ich zu meiner Tasche, zog Autoschlüssel und Geld heraus und deutete ihr, aufzustehen. Wenn das mal nur gut gehen würde.

„Also Mary, du bist schon ein bisschen komisch drauf“, lachte sie, als wir im Auto saßen.

Ja, so konnte man das vielleicht auch nennen. Ich warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel und musste entsetzt feststellen, dass mein Gesicht förmlich glühte und meine Schminke ein wenig verwischt war. Aber wenigstens konnte man nicht mehr sehen, dass ich vor Glück geheult hatte wie ein Teenager.

„Deine Lippen sind ja total gerötet!“, bemerkte Jenny zu allem Überfluss auch noch, als ich es schließlich schaffte, mein Auto aus den Massen an Schnee zu befreien.

So fuhren wir also Richtung Supermarkt, im Radio sang Mariah Carey einen Weihnachtssong nach dem anderen und ich fühlte mich unglaublich schlecht, weil ich aussah wie eine Crackhure und dabei war, meine beste Freundin zu verraten. Aber es war ja nur zu ihrem besten.

Trotzdem war mir zum Heulen zu Mute und ich musste mir immer wieder selber auf die Lippe beißen, um Jenny nichts von mir und Ian zu erzählen. Dazu kam noch die Tatsache, dass ich sehr wohl Pizzateig hatte- und zwar gut sichtbar in meinem Kofferraum!- so das Ganze noch viel unangenehmer und ich verfluchte einmal mehr den geliebten Ian und meine eigene Dummheit, mich in die Sache eingemischt zu haben.

Wir waren noch nicht mal in der Ortschaft, da entdeckte ich die Kurve, in der der grandiose Plan stattfinden sollte. Wir waren hier wirklich mitten im Nirgendwo, die nächste Ortschaft war mehr als fünf Kilometer entfernt und Jennys Haus auch ziemlich weit weg. Hier sollte man wirklich nicht alleine unterwegs sein- schon gar nicht bei der Masse an Schnee. Und hier sollte ich Jenny jetzt aussetzen.

Ich warf einen kurzen Blick auf sie. Sie war schlecht gelaunt, das konnte ich genau sehen. Auch wenn sie leicht lächelnd da saß und „All I want for Christmas“ mitsummte. Ihre Haut war immer noch sehr blass und ihre Augen wirkten irgendwie erschöpft.

Es musste einfach sein. Später würde sie mich sicher dafür dankbar sein. Oder auch nicht.

Mitten in der Kurve fuhr ich mit einem Reifen absichtlich in einen der großen Schneehaufen und musste schnell das Lenkrad zur Seite reißen, um nicht wirklich im Schnee stecken zu bleiben.

„Mary! Verdammt, was machst du denn?“, schrie Jenny und klammerte sich an ihrem Sitz fest. Wir wurden ein wenig zu stark durchgeschüttelt, bis mein armer kleiner Citroen schließlich zum Stehen kam.

Mein Puls pochte so schnell wie selten zuvor. Ein Unfall war ja schon schrecklich, aber einen Unfall zu inszenieren, war einfach nur abartig. Vor allem für so einen schlechten Schauspieler wie mich.

„Wir sind wohl stecken geblieben“, sagte ich mit aufgeregter Stimme, die noch nicht einmal gespielt war. Es war der reinste Alptraum, vor allem weil ich genau wusste, was als nächstes kommen würde.

„Kannst du vielleicht mal aussteigen und nachsehen?“, fragte ich Jenny und versuchte dabei möglichst unschuldig zu klingen. Aber alles, was ich erntete war mal wieder ein ungläubiger Blick ihrerseits.

„In die Kälte? Nein danke. Wenn du schon nicht fahren kannst, dann darfst du jetzt auch selber aussteigen und nachsehen.“

„Aber vielleicht musst du schieben und dann muss einer hier sitzen und aufs Gas drücken und ich kenne dieses Auto, glaube ich, ein bisschen besser als du, also beweg deinen Arsch nach draußen und guck nach, wie tief wir in der Scheiße stecken!“

Wow, auf die klare Ansage war noch nicht mal ich gefasst gewesen. Diese verdammten Hormone, zusammen mit meinem schlechten Gewissen und dem Schock vom „Unfall“ waren wohl keine Kombination für mich. Jenny stieß auch nur ein kurzes „okaaaay“ hervor, stieg aber dann tatsächlich aus. Oh mein Gott, ich war so genial. Ich hatte es tatsächlich geschafft.

Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie sie sich durch den Schnee zum Hinterreifen durchkämpfte und einen prüfenden Blick auf die Hinterreifen warf. Und bevor sie auch schon entdecken konnte, dass wir kein bisschen feststeckten, drückte ich eiskalt aufs Gas und ließ meine beste Freundin ganz alleine am Arsch der Welt stehen.

 

 

Jenny:

 

“MARY! MARY! STOP! WAS SOLL DER SCHEIß!”, ich rannte neben dem Auto her, jedoch war dieses viel schneller. Irgendwann gaben meine Beine nach und die eiskalte Luft brannte in meiner Lunge. Erschöpft ließ ich mich in den Schnee sinken und sah nur noch wie sich das Auto entfernte.

“MAAAAAAAAAAARY!”, schrie ich ihr hinterher. Was fiel ihr ein mich einfach irgendwo auszusetzen? Na warte! Wenn ich die erwische, dann kann die sich erstmal was anhören. Langsam wurden meine Beine durch die Nässe und Kälte taub und ich erhob mich aus dem Schnee. “Verdammt! Scheiß Weihnachten! Scheiß Schnee!”, fluchte ich laut vor mich hin, wobei ich mit meinen hohen Stiefeln bis zu den Waden im Schnee versank. Wie sollte ich jetzt nach Hause kommen? An Weihnachten fährt doch niemand über diese abgelegene Straße. Was hatte Mary sich nur dabei gedacht? Warum setzte ich meine Freundin nicht mal bei Schnee und Kälte an Weihnachten im Wald aus?! “FUCK!”, ich trampelte im Schnee herum. Meine Tasche lag auch noch im Auto, mit meinem Handy!

Ich lief jetzt schon seit gefühlten zehn Minuten durch den Schnee und war halb erfroren. Ich hatte mittlerweile beschlossen Mary umzubringen , wenn ich sie das nächste mal sah. Falls ich diese Arschkälte überhaupt überlebte. Meine Füße spürte ich gar nicht mehr, da die Stiefel auch nicht grade Wasserfest waren. Meine Beine brannten noch etwas. Aber es würde auch nur noch Minuten dauern, bis ich diese auch nicht mehr spürte. Eigentlich war das doch alles wieder Jensen Schuld! Wäre er nicht so scheiße gewesen würde ich jetzt unter einem wunderschön geschmückten Baum sitzen und Glühwein trinken! Ja generell war alles seine Schuld! Ich trat wieder Schnee vor mir weg.

“SCHEIß MÄNNER! BLÖDER JENSEN!”, schrie ich sauer.

Endlich hörte ich erlösende Motorgeräusche. Vielleicht könnte mich dieser Jemand ja nach Hause fahren? Ich drehte mich um und sah ein mir bekanntes Auto auf mich zu fahren.

“Was willst du denn hier?”, fragte ich abfällig als das Fenster des schönen Audi R8 heruntergefahren wurde.

“Ich spiele deinen Retter!”, sagte Jensen und lachte einmal ausgiebig um mir seine Zähne zu zeigen.

“Verpiss dich!”, fauchte ich ihn an und ging einfach weiter.

Er folgt mir mit dem Auto.

“Willst du hier erfrieren?”, fragte er.

Ich merkte wie sich die Wut in meiner Brust anstaute. Ich würde ihn grade zu gerne eine runterhauen.

Schnell bückte ich mich nahm eine Hand voller Schnee und schmiss sie durch das Fenster auf ihn. Und ich traf auch nach perfekt in sein Gesicht.

“VERSCHWINDE! ICH HAB KEINE LUST AUF DICH!”, schrie ich und stampfte weiter. Jensen war zum Glück zu sehr beschäftigt den Schnee von seinen teuren Ledersitzen zu entfernen.

Ich war ihm schon mindestens 100 Meter voraus als er mir wieder folgte.

Ich verdrehte sauer die Augen. Das war doch bestimmt alles von Mary geplant gewesen. Sie wollte mich und Jensen wieder verkuppeln. Aber da hatten sie sich so was von geschnitten! Niemals!

“Komm, jetzt steig ein?! Du wirst hier wirklich erfrieren.”, sagte Jensen. Eigentlich brachte seine Stimme mich zum Schmelzen aber ich wollte nicht. Ich wollte wenigstens einmal in meinem Leben stark bleiben!

“Ganz ehrlich. Lieber erfriere ich bitterlich als mit dir in ein Auto zu steigen!”, konterte ich sauer. Meine Stimme hatte auch diesen zickigen Unterton.

“Bitte! Jetzt komm!”

Ich blieb stehen und Jensen bremste schnell. Gute Reflexe hatte der Kerl ja und ich glaube das war das erste mal dass ich ihn Bitte- sagen hörte.
“Was interessiert es dich eigentlich ob ich hier draußen erfriere. Jetzt tue doch nicht so wie ein tollkühner Ritter. Hau besser ab, bevor ich dir noch eine Portion Schnee verpasse!”, ich sah ihn erst an.

Jensen zog eine Augenbraue hoch. Oh man, das sah bei ihm noch besser aus, als bei Dominik.

“Okay, ich mach dir ein Angebot. Ich fahr dich nach Hause und dann lass ich dich in Ruhe.”, sagte er.

“Fahr doch in die Hölle du Idiot!”, ich wollte mich grade wieder richtig aufregen als Jensen sich vorbeugte und mir sozusagen die Tür öffnete. Er trug ein weißes T-shirt um beim strecken malten sich alle seine Muskeln darauf ab. Oah, wie sehr hatte ich ihn vermisst. Ich wollte es mir wohl einfach nicht eingestehen.

“Du kannst mich weiter beleidigen, aber steig erstmal ein. Du hast schon ganz blaue Lippen.” , antwortete er und sah mich an. Seine blauen Augen wurden durch den weißen Hintergrund richtig betont und strahlten mir entgegen.

“Weißt du was.. Du bist ein richtiger eingebildeter Schnösel!”, fluchte ich und setzte mich ins Auto und zog die Tür zu.

“Geht doch!”, sagte Jensen lachend.

“Kein Grund zur Freude. Fahr mich nach Hause und dann geh zu Schneewittchen!”

“Wer ist Schneewittchen?”
“Schneewittchen ist dein Flittchen!”, ich war selbst begeistert über den Reim und musste mir das Lachen sehr verkneifen. Aber ich schaffte es ernst zu bleiben.

“Das war nur zu PR-Zwecken okay?”

Ihm war eigentlich sofort klar gewesen wen ich meinte.

“Kannst du jetzt mal losfahren! Mir ist auch egal warum oder wieso.. Du bist mir nämlich egal!”

Jensen fuhr los , war aber sichtlich unbegeistert von meiner Zickigkeit.

“Du bist so süß, wenn du fluchst!”, er lachte.

Wie gerne hätte ich jetzt noch eine Ladung Schnee gehabt und sie ihm durch sein freches- Grinsegesicht gerieben.

Ich schwieg. Das war das Beste was ich tun konnte, da Jensen sowieso alles egal war, was ich zu ihm sagte. Wir sausten an weißen Bäumen und leuchtenden Häusern vorbei.

Endlich bogen wir in die Straße ein und Jensen hielt vor seinem Haus an.

Ich stieg aus dem Auto und knallte lautstark die Tür zu.

“Jenny..warte mal!”, sagte er und stieg auch aus.

“Ich werde mich nicht bedanken , Arschloch!”, sagte ich sauer und ging einfach weiter. Ich liebte es so sehr, wenn mein Name über seine Lippen kam. Er rannte hinter mir her und lief neben mir.

“Lass uns doch noch mal reden. Ich wollte dich nicht verletzten.”, sein Akzent war so stark, das ich wünschte ich hätte mich verhört.

“Geh Jensen!”, brachte ich über die Lippen. Meine Stimme war schon wieder verdammt brüchig, da ich kurz vor einem Heulanfall stand.

“Oh man!”, er packte mich und schmiss mich über die Schultern wie einen Sack.

“HEY! WAS FÄLLT DIR EIN!”, schrie ich und strampelte mit meinen Füßen rum, während ich ihm meine Fäuste in den Rücken schlug. Sein toller Rücken. Und sein toller Geruch. Hach..

Er trug mich einfach weiter als wäre nichts, schloss noch seinen Wagen ab und ging mit mir in die Villa.

“Das ist Entführung! Und Belästigung! Ich kann dich anzeigen!”, sagte ich sauer. Doch Jensen ließ mich erst runter als wir drinnen waren.

“Merry Christmas..”, murmelte er.

Ich sah mich um und erblickte Lichterketten, die in verschiedenen Farben blinkten und einen ca. 3 Meter hohen Rot/Gold geschmückten Baum. Sofort überrumpelte mich das Weihnachtsgefühl.

“Jenny! Du lebst noch!”; hörte ich Mary rufen, welche kurz darauf auf mich zugeraunt kam.

“DU hast MICH im WALD ausgesetzt!”, sagte ich sauer.
“Aber Jensen hat dich doch abgeholt.”, sie lachte. Mir war noch nicht so ganz nach Lachen zumute. Ich fühlte mich ein klein wenig verarscht.

“Was soll das hier eigentlich? Ich dachte wir lassen Weihachten ausfallen?”

“Aber man kann Weihnachten doch nicht ausfallen lassen!”, sagte sie lachend.

“Das war nur Spaß!”, fügte sie noch hinzu. Jetzt kam auch noch Ian hin zu und legte seinen Arm um sie. Ich hätte mich am liebsten direkt auf en Tannenbaum und den schön gedeckten Weihnachtstisch übergeben!

“Ouh, ihr scheint euch ja noch gar nicht vertragen zu haben!”, stellte Ian auch mal fest.

“Blitzmerker!”, fauchte ich ihn sauer an. Das war mir hier alles etwas zu blöd.

“Ja ich wünsch euch frohe Weihachten! Ich gehe jetzt!”, fügte ich hinzu und stampfte extra laut zur Tür.

“Och Jenny. Bleib doch hier!”, flehte Mary und Jensen folgte mir.

Er wollte mich an der Schulter festhalten, doch ich warf ihm einen bitterbösen Blick und die extra wütend ausgesprochenen Worte “FASS MICH NICHT AN!” zu.

“Es tut mir doch Leid. Hör mir wenigstens einmal zu!”, forderte Jensen mich auf.

“Okay..Du hast zwei Minuten!”, sagte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Mary und Ian zogen sich wieder zurück.

“ Alsoo.. Ich..”, er begann zu stottern, was darauf schließen ließ, dass er keine vernünftige Erklärung hatte.

“Zeit ist um!”, sagte ich daraufhin und drehte mich um.

“Ich liebe dich.”, hörte ich ihn plötzlich sagen. Was? Ich erstarrte kurz. Was hatte er da grade gesagt? Er liebte mich?

“Du lügst!”, ich wollte mich nicht umdrehen.

“Also am Anfang hab ich das selber nicht zu richtig geglaubt. Aber als ich dann die Schlagzeile von dir und Dominik gesehen habe.. Ich.. Es tut mir wirklich Leid. Oh man ich hasse es über meine Gefühle zu reden..”; stotterte er vor sich hin.

Er hatte also immerhin doch ein Herz. Mir kamen die Tränen. Die Tränenflüssigkeit sammelte sich in meinen Augen und machte sich auf den Weg zu meinem Kinn.

“Sag doch irgendwas dazu. Aber bitte schweig mich nicht an. Das mit Jane war nur Sex, aber das mit dir.. Ich weiß doch selber nicht. Ich hab wirklich Gefühle für dich.”

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Und ich wusste auch nicht was ich davon halten sollte. Ich hatte Jensen noch nie über seine Gefühle reden gehört.

“Kannst du mir nicht wenigstens noch eine Chance geben? Eine aller letzte Chance? Es war dumm von mir wie ich mit dir umgegangen bin. Ich wusste gar nicht was ich an dir hatte. Aber jetzt , wo ich weg war hab ich dich so stark vermisst und mir ist erst mal klar geworden das ich dich Liebe.”

Ich wollte das er weiter redete. Es war das schönste und wundervollste was ein Mann jemals zu mir gesagt hatte. Meine Gedanken und Gefühle überhäuften sich. Und ich wollte nachdenken. Erstmal klarkommen, also machte ich einen Schritt zur Tür und drückte die Klinke runter.

“Jenny!”, Jensen packte meine Hand und drehte mich zu sich.

“Oh je, du weinst ja!”; stellte er schnell fest.

“Das.. Das war das süßeste was jemals jemand zu mir gesagt hat.”; schluchzte ich und ließ mich in seine Arme fallen.

Er drückte mich an sich. Das war der schönste Moment in meinem bisherigen Leben. Ich konnte seine Muskeln , seinen Atem und sein Herzschlag spüren.

“Ich gebe dir noch eine Chance, aber wehe du behandelst mich noch mal so!” , sagte ich und löste mich aus der Umarmung.

“Nie wieder, Babe. Versprochen!”, er blieb ernst.

“Okay.. Merry Christmas, Jensen!”, murmelte ich und küsst ihn. Das hatte ich so was von vermisst. Aber so schnell würde ich ihn auch nicht wieder hergeben, das war sicher.

“So, wollen wir jetzt eine Runde Poppen?”, fragte er erst.
“WAS?”, ich sah ihn irritiert an.

“War nur ein Spaß!”, er lachte und ich sah ihn immer noch skeptisch an.

“Really!”, betonte er noch mal und ich stimmte in sein Lachen mit ein.

 

 

 

 

Epilog:

Drei Jahre zuvor.

Unruhig wartete ich endlich darauf, dass Mary kam. Was es doch bis jetzt für ein langweiliger Tag gewesen war. Erst Schule, dann Hausaufgaben. Aber heute Abend wollten Mary und ich unbedingt ins Kino. Freunde mit gewissen Vorzügen sehen. Die Vorschau hatte ich schon total super gefunden!

Also zog ich mir etwas nettes an. Einen schwarzen Rock mit einem Top und einer Bluse. Man wusste ja nie, wen man traf. Obwohl mein Herz immer Dominik gehören würde. Keine Ahnung, wie ich den jemals vergessen könnte.

Aber okay, ich komme vom Thema ab. Endlich klingelte es an der Türe. Sofort öffnete ich sie und Mary stand da, mit ihren Schlafsachen bepackt.

“Na, willst du einziehen?”, sagte ich und lachte. Nebenbei nahm ich ihr etwas ab und brachte es in mein Zimmer. Jetzt umarmten wir uns einmal zur Begrüßung.

“Und wie war dein Tag bis jetzt so?”, fragte ich und setzte mich auf das Sofa. Wir hatten noch etwas Zeit, bevor der Film begann. In ungefähr einer Stunde mussten wir los.

“Total öde!”
“Gleichfalls.”, ich lachte und schob nebenbei eine Folge unserer Lieblingsserie “Memories” ein.

“Oh yeah! Jensen Ackles und Ian Somerhalder schaut man sich doch gerne an.”, sagte sie und lachte.
“Da stimme ich dir gerne zu!”, sagte ich und grinste.

Also machten wir uns auf dem Sofa bequem. Obwohl man in dem Rock nicht grade von bequem sprechen konnte. Er quetschte mir die Luft ab , aber machte mich zumindest etwas schlanker. Außerdem zwickte mir die dumme Strumpfhose in den Hintern. Also konnte ich mich nicht genau entscheiden, wie ich mich hinsetzten sollte, als ich dann endlich eine Stelle gefunden hatte, musste ich aber wieder aufstehen, um den Nagellack zu holen.

“Hast du gesehen, wie unglaublich gut Dominik heute wieder aussah!”, fing ich an und bekam wieder meinen nach Mary benannten Tunnelblick!

“Jenny! Ich hab dir gesagt, du sollst dir den blöden Kerl aus dem Kopf schlagen! Er macht dich doch nur fertig!”

“Erstens ist er nicht blöd und zweitens kann ich das nicht. Diese Haare und hast du seine Nase gesehen?! Die ist so süß! Und die Zähne erst. Rawr..”

“Stoooooop!”, maulte sie und fing an Lieder vor sich herzusingen, die mir recht unbekannt waren. Aber wir hatten nun mal nicht den selben Musikgeschmack.

Ich lachte und setzte mich endlich wieder hin und begann mir die Nägel zu lackieren. Mary hatte den selben Rock an wie ich, trug aber ein Top und einen Cardigan darauf.

Dann sammelte sich unsere Blicke auf dem Bildschirm.

“Wir müssen los!”, wurde mir klar, als ich auf die Uhr sah!

“Okay..”

Schnell schaltete ich den Fernseher aus und zog mir meine Turnschuhe an.

“Wir sind weg, Mama. Tschüs!!”, rief ich noch schnell.

Dann machten wir uns auf den Weg.

Mein Blick fiel immer wieder auf das riesige Haus neben mir. Obwohl man es wohl eher Villa nennen konnte.
“Ich frag mich immer noch wer da wohnt!”, sagte ich und lachte. Mary ging zu dem riesigen Tor und starrte auf das unlesbare Namensschild.

“Mary! Da sind voll viele Kameras! Was machst du da!”, protestierte ich und zeigte auf eine der Kameras.

Sie lachte nur.

“Alter, bestimmt wohnen da irgendwelche Hollywoodstars!”, sagte sie und lachte weiter.
“Alles klar! So richtig heiße Kerle, die da immer Party machen und so!”, ich stimmte in ihr lachen mit meinem ein.

“HALLO?! Heißer Hollywoodstar! Mach doch mal das Tor auf!”, schrie ich und Mary kringelte sich vor lachen.

“Genial!”, schrie ich.

“Wir müssen wirklich weiter! Nicht, dass wir nachher unseren Bus verpassen!”, erinnerte sie mich.

“Du hast recht!”, und somit rannten wir los, an der Villa entlang, die man aber nicht entdecken konnte, da alles von einem Zaun und Wald umgeben war…

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2013

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /